Autor Thema: [Nibelungen] Eine Spielwelt für Siegfried & Co?  (Gelesen 958 mal)

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Offline Johann

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Re: [Nibelungen] Eine Spielwelt für Siegfried & Co?
« Antwort #25 am: 1.11.2024 | 17:43 »
Zum einen ist es als 1:1 zwischen SL und Spieler ausgelegt - der Spieler spielt also den Helden der Saga. Der Rest seiner Truppe sind NSCs - die ganz spezifische Rollen haben. Damit könnte man deine 7 entsprechend auffüllen (ich würde z.B. keine 7 Spieler am Tischen sitzen haben wollen, und ich glaube, viele kriegen das auch nicht zusammen).
Dann wird unterschieden zwischen Monster und MONSTER (im Englischen wird letzeres groß geschrieben). Ein Grendel ist z.B. ein MONSTER, und damit deutlich gefährlicher als irgendeine eher unwichtige Gestalt. Diese Monster können faktisch von NPCs nie besiegt werden, da braucht es eben einen Helden dazu. Viele haben auch ganz bestimmte Tötungsbedingungen.

Das gefällt mir -- Beowulf scheint regeltechnisch klar zwischen gewöhnlichen Menschen und 'Helden' zu unterscheiden, was für den Stoff wahrlich passend ist!

Bei älteren Fassungen von D&D ist das ähnlich, wobei die Stufe einen allmählichen Übergang markiert. Da gibt's keine Stadtwachen, die alle Stufe 3 sind oder so -- gewöhnliche Leute (Bauern, Räuber, Soldaten usw.) haben weder eine Klasse noch eine Stufe (sondern nur einen einzigen Trefferwürfel). Anführer wie ein Räuberhauptmann und Spielercharaktere haben natürlich Klassen und Stufen. In der Originalausgabe von 1974 ist man mit der 4. Stufe ein 'Held' und mit der 8. Stufe ein 'Superheld'. 

Bei meinem Nibelungenspiel ist Stufe wie folgt definiert:

Stufe ist das "Maß für das erzählerische Gewicht eines Charakters im Sinne mittelalterlicher Heldenepik und damit die regeltechnische Bevorzugung in diesem Spiel; z.B. sind Ritter qua Status mindestens Stufe 2, Fürsten mindestens Stufe 4"

[Keine Sorge: Nur das Glossar (1 Seite) klingt wie ein Lexikon. Der Rest des Büchleins liest sich besser!]

Wenn jemand zum Ritter geschlagen wird (z.B. auf dem Schlachtfeld), so ist er danach automatisch 2. Stufe...

Ab der 4. Stufe ist man ein "namhafter" Held, d.h. stets eine Erwähnung wert (z.B. wenn zwei Seiten eines militärischen Konflikts aufgelistet werden: 400 Sachsen, 10 Ritter, der Ritter Wolfhart usw.).
« Letzte Änderung: 1.11.2024 | 18:50 von Johann »
Im Reich der Nibelungen ist eine Spielwelt mit eigenwilligen magischen Gesetzen für Swords & Wizardry Continual Light. Mehr dazu bei Blogger und DriveThruRPG (dank Fans auch auf Französisch und Englisch).

Offline Gunthar

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Re: [Nibelungen] Eine Spielwelt für Siegfried & Co?
« Antwort #26 am: 1.11.2024 | 18:36 »
Genau das, und ja, das ist es im wesentlichen. Ein einfaches Spielsystem zum Würfeln kommt meiner Erinnerung nach noch dazu, aber Details habe ich nicht mehr im Kopf.
Brauchst du genauere Infos? Ich hab das Buch hier im Regal.
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Offline ghoul

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Re: [Nibelungen] Eine Spielwelt für Siegfried & Co?
« Antwort #27 am: 1.11.2024 | 18:45 »
Ich hatte das in meinem Tarnowo 1277 ähnlich gehandhabt. Ein Ritter war Stufe 2 oder 3, ein Bischof oder Patriarch mind. Stufe 8.
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Offline nobody@home

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Re: [Nibelungen] Eine Spielwelt für Siegfried & Co?
« Antwort #28 am: 1.11.2024 | 18:50 »
Brauchst du genauere Infos? Ich hab das Buch hier im Regal.

Ich persönlich nicht unbedingt, und Johann hat wohl auch schon seine eigenen Regeln. Aber schaden kann's andererseits auch nicht. :)

Offline Vash the stampede

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Re: [Nibelungen] Eine Spielwelt für Siegfried & Co?
« Antwort #29 am: 3.11.2024 | 11:06 »
Nebenbei fällt mir gerade noch eine mittlerweile selbst schon regelrecht "klassische" Inspirationsquelle ein, deren Protagonist auch in etwa in dieser Zeit aktiv ist: ein gewisser Comic von Hal Foster. :)

Prinz Eisenherz war mein Einstieg ins Thema. Nach der Lektüre der ersten beiden Bände im letzten Jahr aus dem Bocola Verlag, kam bei mir die Frage auf, wer eigentlich dieser Artus/Athur ist. Mit dem Buch von Arnulf Krause zu König Artus stiess ich auf die Âventiure und damit war die Welt zu Sigrud, Nibelungen, Dietrich von Bern, Walther & Hildegund, Beowulf, Gudrun und Roland geöffnet.

Diese Welt ist in meinen Augen auch durch die Erzählungen meist dicht ineinander verwoben und so möchte sie auch bespielen (so gut es mit Job usw. geht, bereite ich das gerade vor).

Eigene Welten sind da eher Beowulf, Roland, Gudrun und König Arthur, die jedoch als Inspirationsquelle dienen können.



Die für mich faszinierte geschlossene Welt hat dagegen ein fast geschlossenes Bild. Angefangen bei Wieland, dem Schmied, der als Vater von Witege/Wittich, direkt zu Dietrich von Bern führt.

Dieser hat mit Wolfdietrich wiederum einen Drachentöter als Vorfahr, der neben Sigurd den Pfad zu Siegfried von Xanten ebnet. Aber mit Dietrich von Bern ist ebenfalls ein Drachentöter unterwegs, den es jedoch später zu Etzel verschlägt, wo er auf die Burgenden trifft und diese Stränge zusammenführt.

..., weil mich/uns das Thema auch fesselt! Auf Anregung eines ungarischen Fans des Projekts widme ich mich gerade der Vita Waltharii.)

Bei den Burgenden wartet Hagen, der schon mit Gunther zusammen auf Walther und Hildegund trifft, die ebenfalls einen Verweis auf Etzel/Attila geben.

In Worms schmilzt die Welt von Sigurd/Siegfried mit denen der Burgenden zusammen. Gemeinsam führt ihr Weg in die Etzels Burg und damit zu Dietrich von Bern, welcher nach dem Abschluss dort, später wieder zurück in der Heimat sein eigenes Ende findet.

Diese so gezeigte Welt hat meine Aufmerksamkeit und Begeisterung. Eine Sache, die mich bei vielen Geschichten entzücken lässt, ist, dass meist Phantastisch beginnen und zum Ende hin immer menschlicher, politischer werden und einzig im letzten Teil, nochmal das Übernatürliche zurückholen.

Von allen Figuren liegt mir vor allem Dietrich von Bern am Herzen und dies nicht nur, weil ich der Schweiz lebe... mit der das gotische Verona (Bern) ja gar nichts zu tun hat! :P
Sondern weil ich finde, dass diese Figur besonders tragisch ist. Er versucht immer wieder gutes und richtiges zu tun und scheitert dabei. Ähnlich verhält es sich bei Rüdiger von Bechelaren im Nibelungenlied. Und auch Hagen von Tronje ist eine besondere Figur, sofern er nicht schurkisch verzerrt wird.

Dieser Zweig der germanischen Âventiure ist für mich daher eine tolle bespielbare Spielwelt.



Daneben ist die britische Âventiure mit König Arthur natürlich riesig, vor allem weil es dort verschiedene Ebenen geben kann mit keltisch, realistisch (Spätantike) oder mittelalterlich. Hierzu kann ich das Spiel von Osprey Publishing Romance of the Perilous Land nennen, zu dem ich auf dem letzten Tanelorn-Treffen eine Runde leitete (Link zum Szenario).

Und neben Pendragon oder Mythras Mythic gibt es ja eine ganze Reihe von Spielen, die dies abdecken.



Dann gibt es noch die französische Âventiure die noch mit dem Rolandslied aufwarten kann. Das ich zwar interessant finde, weil dort Paladine und Olifant (das Horn von Roland) vorkommen, aber mir sogar schon zu christlich geprägt sind. Wenn auch dort der Weg vom Phantastische (Riesen) zum Realen (Kampf gegen die Mauren) genommen wird.



Beowulf als ein Urvater der tolkienischen Fantasy ("Herr der Ringe" sic!) ist eine schöne Quelle und besitzt in meinen Augen mit Michael Crichtons Schwarze Nebel/Eaters of the Dead/Der 13. Krieger eine tolle Interpretation.



Mit Ilja Muromez gibt es noch einen slawischen/russischen/ukrainischen Vertreter der Âventiure, den ich mir jedoch erst noch erschliessen muss.



Bleibt noch meine neuste Entdeckung mit Irati, das eine baskische Âventiure darstellt. Hier ändert sich vor allem die Sicht auf Karl den Grossen, der bei Roland noch als Lichtgestalt daher kommt und hier in Frage gestellt wird.



Fazit: Für mich ist es weit mehr als die Nibelungen. Ich schätze die Bezüge der Spätantike, Frühmittelalters und der Völkerwanderungen. Dabei darf es, wie KWÜTEG GRÄÜWÖLF sagt, Anachronismen sowie für mich Verzerrungen und Interpretationen geben. Anreicherungen aus Götter-, Helden- und Rittersagen sowie Mythen und Märchen sind willkommen. Alles in einen Topf und dann mit einem schönen Âventiure-Abenteuer-Ansatz versehen und schon hat man ein Triple-A Spiel. :D
Machen
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Ich sitze im Bus der Behinderten und Begabten und ich sitze gern darin.

Offline Johann

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Re: [Nibelungen] Eine Spielwelt für Siegfried & Co?
« Antwort #30 am: 3.11.2024 | 14:00 »

Die für mich faszinierte geschlossene Welt hat dagegen ein fast geschlossenes Bild. Angefangen bei Wieland, dem Schmied, der als Vater von Witege/Wittich, direkt zu Dietrich von Bern führt.

Dieser hat mit Wolfdietrich wiederum einen Drachentöter als Vorfahr, der neben Sigurd den Pfad zu Siegfried von Xanten ebnet. Aber mit Dietrich von Bern ist ebenfalls ein Drachentöter unterwegs, den es jedoch später zu Etzel verschlägt, wo er auf die Burgenden trifft und diese Stränge zusammenführt.

Bei den Burgenden wartet Hagen, der schon mit Gunther zusammen auf Walther und Hildegund trifft, die ebenfalls einen Verweis auf Etzel/Attila geben.

In Worms schmilzt die Welt von Sigurd/Siegfried mit denen der Burgenden zusammen. Gemeinsam führt ihr Weg in die Etzels Burg und damit zu Dietrich von Bern, welcher nach dem Abschluss dort, später wieder zurück in der Heimat sein eigenes Ende findet.

Wow! Das - und auch der Rest deines Beitrages - stellt die Verwebungen der Stoffe wunderbar dar -- sogar inklusive Links! Durch dich bin ich ja auf vieles erst aufmerksam geworden (z.B. Walther und Hildegund).

*-*-*

Ich habe mich im Studium intensiv mit dem Rolandslied des Pfaffen Konrad und Willehalm von Wolfram von Eschenbach befasst. Beides fällt unter mittelalterliche Kreuzzugsepik, aber die Werke könnten unterschiedlicher kaum sein: Das Rolandslied feiert den Tod der heidnischen Ritter, die auch prompt zur Hölle fahren ("Da rieb sich der Teufel die Hände"), während Wolfram einen Toleranzgedanken entwickelt und z.B. heidnische und christliche Ritter gezielt parallel darstellt - gleichermaßen edel & tapfer, gleichermaßen zum Märtyrertod fähig (bei dem der Leichnam einen Wohlgeruch verströmt -- ein Geruchswunder) usw. Das führt angesichts der militärischen Konfrontation zwangsläufig zur Tragödie...

Der Willehalm wird auf 1217 datiert, die Niederschrift des (bis dato wohl mündlich überlieferten) Nibelungenstoffes als Nibelungenlied auf den Beginn des 13. Jahrhunderts -- aber thematisch liegen sie weit auseinander. Ich habe mich auf den fantastischeren und heroischeren Stoff gestürzt, nicht zuletzt, da ich mit Im Reich der Nibelungen auf Dungeoncrawling abziele. Daher denn auch der Fokus auf die Anzahl der Recken, die mitgeführte Ausrüstung, die feindselige bis hilfsbereite Reaktion von mythischen Wesen und vieles anderes mehr.

(Ich kann es verstehen, wenn man Dungeoncrawling mit den Nibelungen als Verflachung empfindet und widme mich der Problematik im Zusatzbändchen Rheingold in einer von drei kleinen Stellungnahmen. Rheingold ist Teil des Datenpakets der deutschen Fassung und enthält auch Ungeheuer, optionale Regeln uvm.)

Die Artus-Legende & eine Pendragon-Kampagne sind auf meiner Bucket List, aber das muss wahrscheinlich bis zur Rente warten...  :)
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