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[Werewolf: The Apocalypse | Ironsworn] Wyldreise

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Die Orakelwürfel sagen, dass Zoe im Gewühl der Clubbesitzerin ansichtig wird, einer großen Frau in schwarz, die von einem kleinen Balkon aus auf die strömende Besuchermenge blickt. Kurz fasst sie dabei auch Zoe ins Auge.

Was passiert dann? Das Orakel sagt, Oppose Protection. Jemand stellt sich gegen Beschützer, hm. Die Beschützer in diesem Laden sind natürlich die grimmigen Gorillas von der Clubbesitzerin. Also tanzt bei denen einer aus der Reihe:

Während Zoe mit der Menge mitgeht in den Hauptraum mit der Bühne, um schleunigst ihren Begleiter wiederzufinden, packt eine große Hand sie am Arm! Sie wirbelt erschrocken herum. Einer der bärigen Typen vom Eingang hat sie eingeholt, jetzt guckt er aber gar nicht mehr so fröhlich wie eben.
„Du musst jetzt ganz schnell hier raus“, raunt er grimmig, aber er scheint nicht aggro zu sein, sondern insgeheim besorgt.
„Was? Nee, geht nicht! Ich hab' grade meinen Begleiter verloren!“
„Doch, das geht! Vergiss' den. Passiert schon mal, dass junge Männer nicht zurück kommen aus diesem Club! Die Madame und ihr Sicherheitsdienst haben Dich auf dem Kiecker. Verstehste? Du gehst jetzt sofort!“
„Ich … ich versteh' dass Sie mir helfen wollen … aber ich kann meinen Begleiter doch nicht einfach zurücklassen!“
„Wenn Du weißt, was gut für Dich ist, dann —“, knurrt der Türsteher, aber dann sieht er ein paar seiner Kollegen anmarschieren, und muss zusehen, dass er unauffällig weiter kommt. Stress mit der Geschäftsleitung zu vermeiden scheint hier drin das oberste Gebot!

Zoe verdrückt sich ebenfalls, in eine andere Richtung. Kann gut sein, dass diese ominöse Besitzerin weiß, dass es das Okkulte gibt, und Leute wie Sagadeyev und Zoe irgendwie einordnen kann als Teil dieser okkulten Welt! Zoe geht mächtig die Muffe. Also ab ins Damenklo, um ungesehen Seitwärts zu Wechseln! So kann sie von den Anzug-Gorillas unbehelligt umher laufen. Und wenn sie wieder dieses sogenannte ‚Spähen‘ hinbekommt, wie Emberfur ihr neulich gezeigt hat, dann kann sie von der Penumbra aus die einzelnen Räume des Clubs ausspionieren!
Das Damenklo hat pechschwarz gekachelte Wände, überhaupt ist alles schwarz, auch das Plastik der Kabinentüren. Als Zoe diese zugezogen hat, hört sie, wie jemand mit Wucht die Tür zum Gang aufreißt, und eintritt, der Schwere der Schritte nach zu urteilen, ist das keine Frau, sondern definitiv einer der Sicherheits-Gorillas! Hektisch verriegelt Zoe die Kabine. Jetzt muss sie es unbedingt schaffen, das Strukturnetz zu durchdringen, sonst ist sie geliefert!

In der Innenstadt ist der Barriere-Wert leider acht, und Zoe hat hier drin nicht mal einen Spiegel. Aber die pechschwarzen Wandkacheln spiegeln ein bisschen, sie starrt unverwandt hinein, konzentriert sich auf das, was hinter ihrem dunklen Spiegelbild liegt. Sie schafft zwei Erfolge! Binnen einer halben Minute ist sie drüben. Ihr stofflicher Krempel bleibt natürlich in der abgeschlossenen Kabine liegen, jetzt hat sie nur noch ihre Zugeeignete Lederkluft.

Die Penumbra der Secret Chamber ist ein Ort, den man vermutlich nicht unvorbereitet hätte betreten sollen. Die Gebäudemauern bestehen nicht bloss aus stählernen Netzgeweben, wie anderorts, sondern sind als richtiges Mauerwerk zu sehen, selbst die Inneneinrichtung ähnelt der physischen Welt. Aber alles ist verzerrt, düster, erscheint wie weichgezeichnet. Das Licht hat eine mysteriöse, violette Qualität, ein Farbton, von dem sich einem fast der Magen umdreht. Alle Oberflächen scheinen von einer öligen Patina überzogen zu sein.
„Bäh!“, sagt Zoe zu sich selbst, „Was für ein Schlamassel!“
Und es ist alles andere als leise auf dieser Seite, die Techno-Beats von der Performance auf der Bühne und die Menge sind hier natürlich nicht zu hören, aber dafür das Geheul, Gesumm, und Gekrabbel von zahlreichen urbanen Geisterwesen. Absurde Sphärenklänge vibrieren durch das alte Mauerwerk.

Da mache ich erneut den Ironsworn-Move Gather Information. Da Zoe allein ist und mehrere Aufgaben hat, mache ich eine Extended Action hierfür, wie im Werewolf-Grundbuch beschrieben. Sie soll dafür drei Runden bekommen, also drei separate Würfe machen (einmal Gnosis zum Spähen, dann zweimal Wahrnehmung+Aufmerksamkeit). Trotz einem Willenskraft-Punkt bekommt sie nur vier Erfolge zusammen. Das ist ein Misserfolg, denn beide Challenge Dice überbieten vier! Zoes Suche führt also nicht zu den gewünschten Informationen, sondern zu etwas anderem, Erschreckenden. Da muss ich den Move namens Pay the Price machen. Die Würfeltabelle gibt an, dass eine überraschende Entwicklung die Suche verkompliziert. Hm, interessant, das könnte alles mögliche sein im Intrigennetz der Clubbesitzerin. … Ist das vielleicht Rowan Wears-The-Shade-Mantle persönlich?! Die Orakelwürfel sagen deutlich, er ist es! Er ist jedoch nicht hier, um auf den Fortschritt der Queste einzuzahlen, sondern im Gegenteil, um diese zu verkomplizieren!

Zoe hat sich ins obere Stockwerk vorgetastet, und durchdringt mit ihrem Blick immer wieder die Barriere, spioniert die Windungen des stofflichen Gebäudes aus, von der Geisterwelt her. Was für ein immenser Vorteil! Leider wird ihr etwas übel und schwindelig davon, es fühlt sich an, als hätte sie einen Knick in der Optik. Und obendrein bemerkt sie, dass ihre Sinne vollständig in der Fleischwelt sind, während sie am Spähen ist — ihr Körper in der Geisterwelt ist blind und taub, wann immer sie durch die Barriere kibitzt! Als sie gerade wieder ihre Sinne in ihren Leib zurückkehren lässt, sieht sie, dass ihr dieses Phänomen zum Verhängnis geworden ist, denn auf dem dunklen Flur des Obergeschoss hat sich etwas an sie herangeschlängelt, violette, durchscheinende Fangarme sind über die Wände gekrochen, wie die eines Octopus, aber viel länger; gewandt tasten sie sich über die schmierigen Tapeten mit den absurden Rorschach-Mustern!



In der Penumbra ist die unwirkliche Version des Gebäudes viel unordentlicher, und natürlich spukt es!


Sie macht ein angeekeltes Geräusch und weicht unwillkürlich zurück, aber dabei bemerkt sie, dass jemand hinter ihr steht! Sie fährt herum und sieht in das Gesicht eines Mannes, der sie amüsiert ansieht, mit einem bösen Lächeln. Er ist unrasiert und haarig, mit grauen Schläfen und halblangen, tiefbraunen Haaren. Er trägt lederne Stammeskleidung von ähnlicher Machart wie Zoe, und hat viele fies aussehende Narben, und ein paar Glyphen-Tattoos. Er scheint eher ein Denker zu sein als ein Krieger, trotz seiner rauen Erscheinung hat er etwas Kultiviertes an sich. Allerdings haben sich einige der durchscheinenden, lila Fangarme von der Decke herab gereckt, und tasten über seine Schultern und Oberarme — was ihn jedoch nicht im Geringsten zu stören scheint! Sein Blick wirkt merkwürdig, als wäre er nicht ganz er selbst.
„Du hast hier nichts zu suchen, Fräulein!“, sagt er halblaut, „Jetzt steckst Du in tiefen Schwierigkeiten!“
„Wer sind Sie?!“, keucht sie, weicht nun vor ihm zurück, dann aber macht es klick bei ihr, „Oh, verdammt, ich glaube ich weiß, wer Sie sind …“
Zoe bekommt vor Schrecken einen fünften Rage-Würfel zurück.
„Ich werde Dich jetzt der Madame bringen. Sie soll Dich befragen. Es wird ihr sicher eine Freude sein!“
Ich lasse Zoe mal Geistesschärfe+Nachforschung würfeln, um sie darauf kommen zu lassen, was hier abgeht, und sie hat drei Erfolge:
„Diese Frau ist der Grund für Dein komisches Verhalten! Die war diejenige, die Du und James Morley gesucht habt! Und dabei bist Du ihr in die Falle gegangen! … Du bist Rowan Wears-The-Shade-Mantle!“



Rowan Wears-The-Shade-Mantle, bekannter aber umstrittener Ragabash vom Stamm der Kinder Gaias


Er geht schnaufend in seine Glabro-Form, wird haarig und grobschlächtig, und knurrt, „Ja, ja. Und Du wurdest von der Septe geschickt, das ist nicht schwer zu erraten. Füge Dich jetzt besser freiwillig, oder es ergeht Dir schlecht!“
Er würfelt Einschüchtern, und hat drei Erfolge über Zoes Willenskraft! Sie beginnt nervös zu zittern (aber erhält einen sechsten Rage-Würfel zurück und ist damit voll).
„Das ist eine Tänzerin der Schwarzen Spirale, richtig? Oder zumindest eine von deren Blutsschwestern!“
„Falsch. Hier entlang, bitte. Oder ich sage ihr, sie soll Dich ergreifen.“
In dem Moment lösen sich die Enden der Fangarme allesamt von den Wänden und heben sich in Zoes Richtung, bereit, loszuschnellen. Sie gibt ein entsetztes, wölfisches Winseln von sich, und duckt sich. Eingeschüchtert wie sie ist bleibt ihr nicht allzu viel übrig als vorerst zu gehorchen. Aus den Augenwinkeln sieht sie sich nach einer spiegelnden Oberfläche um, aber um fluchtartig in die Fleischwelt zu entweichen ist sie noch viel zu langsam im Seitwärts Wechseln!

Also schubst Rowan die terrorisierte Zoe vor sich her, bis zu den Räumlichkeiten der Besitzerin. Die geisterhaften Fangarme kommen scheinbar alle von hier, und schlagartig ziehen sie sich alle durch die Wände hindurch in diesen Raum zurück! Als wäre das ganze Zimmer eine übergroße Unterwasser-Kreatur. Zoe erschaudert erneut.
„Hier Wechseln wir Seitwärts! Die Luft ist rein auf der anderen Seite, keine Sorge. ... Die junge Dame zuerst!“
Zoe sieht Rowan furchtsam an, aber gehorcht. Binnen einer halben Minute ist sie drüben, zurück in der stofflichen Welt. Der Ragabash tritt hinter ihr aus den Schatten. Hier sind wieder die Techno-Rythmen und das Gejohle der aufgeheizten Menge zu hören.
Rowan braucht nicht zu klopfen, die Fangarme seiner Meisterin wissen schon, dass er herangenaht ist; er öffnet die alte Bürotür und schubst Zoe ins Innere.

Ist Silent-Paws-On-Marble-Stone etwa auch schon hierher gebracht worden? Nein, sagen die Orakelwürfel, mit einer 50 auf dem W100 (51+ hätte 'ja' bedeutet), offenbar haben sie ihn also zwischenzeitlich ebenfalls so gut wie geschnappt. Aber das bekommt Zoe ja nicht mit.

Sie findet sich in einem dunkeln Schreibzimmer, erfüllt vom unwirklichen, grünlichen Licht der künstlichen Beleuchtung draußen. Zigarettenrauch schwebt in der Luft, kräuselt sich. Die große Dame sieht aus der Nähe sehr viel menschlicher aus, als Zoe gedacht hatte, sie hat keine Fangarme oder so. Ihr Erscheinungsbild hat eher etwas Puppenhaftes.
„Mein Jäger war einmal wieder erfolgreich!“, stellt sie zufrieden fest.
Rowan grinst selbstzufrieden über das Lob, wie ein Schoßhund. Ein einzelner Erfolg bei Wahrnehmung+Empathie lässt Zoe vermuten, dass er total verschossen ist in diese Frau, so wie er die anguckt. Linda Gommery hatte noch mehr Gründe, besorgt zu sein, als sie wusste!
„So, kleine Werwölfin …!“, sagt die Chefin dann zu Zoe, „Du bist also ebenfalls hergekommen, um unsereinem ein wenig die Fangarme zu rupfen, was?“
„Ich … ich bin wegen ihm hier!“, bringt Zoe heraus, und deutet mit dem Kopf auf Rowan, „Er war hier in der Stadt verschwunden!“
„Er war hier, um mich endgültig zu stellen“, sagt die Dame, tritt neben Rowan, umfasst seinen Unterkiefer mit den Fingern, die Geste wirkt zuerst beinahe zärtlich, aber dann eigentlich eher besitzergreifend und verächtlich.
„Wer sind Sie! Was hat das alles zu bedeuten? Sie sind keine Spiraltänzerin, soviel weiß ich mittlerweile!“
Die Frau sieht Zoe geringschätzig an, und sagt, „Nein, scheiß auf sie Spiraltänzer. ... Du musst annähernd so verrückt sein wie die, wenn Du glaubst, ich verrate Dir irgendwas. Du kannst Dich da hinten hinsetzen, da haben meine Männer Dich im Auge. Eine hektische Bewegung und die machen Dich nieder, kapiert? Und keine Tricks, wir haben hier keine spiegelnden Oberflächen, und die Jalousien sind so eingestellt, dass sie das Mondlicht nicht reinlassen! Du bist mit anderen Worten am Arsch. Wir werden Deinen weibisch aussehenden Freund auch gleich haben, und dann vernehmen wir Euch. … Willst Du eine Zigarette?“
Zoe schweigt trotzig. Rowan schubst sie in den angebotenen Polsterstuhl.

Zoes Gedanken rasen. Alles was ihr einfällt, sind ihre alten 80er-Filme, aber die Art und Weise, wie dort derartig gefährliche Situationen gelöst werden, sind hier gerade mal überhaupt keine Hilfe! Sie traut sich ja nicht mal, den Mund aufzumachen, um noch irgendwas zu sagen oder zu fragen, und sei es nur nach einem Glas Wasser! Und die Wut tobt in ihr, die Bestie wartet nur so auf die kleinste Provokation, um dieses ganze Zimmer zu zerlegen!

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Die Betreiberin des Secret Chamber Club in San Francisco


Also, was geschieht nun? Aquire Innocence, sagt das Orakel. Das ist ja ein erstaunlicher Kontrast zu dieser Lokalität hier, Unschuld ist in vielerlei Hinsicht nicht die vorherrschende Eigenschaft im kriminellen Untergrund! Wer will denn Unschuldigkeit erwerben, ist das wohl die Clubbesitzerin? Die Orakelwürfel sagen ja, und zwar mit einer 99, ein extremes Resultat, also mit Zusatz-Effekt. Dann ist das ihr höchstes Ziel in ihrer Existenz: Sie will nichts noch mehr, als die tadellose Fassade ihres verruchten Ladens aufrecht zu erhalten. Immerhin ist das hier für die Sterblichen und ihre Gesetze nichts weiter als ein ganz normaler Nachtclub auf der Amüsiermeile!
Dann kennen wir jetzt ihre Motivation, aber das allein hilft noch nichts für die laufende Szene. Wie will sie also jetzt gerade die Unbescholtenheit ihres Etablissements aufrecht erhalten? Dazu sagt der nächste Orakelspruch, Preserve Family.

Eine andere Frau kommt aus dem Nebenzimmer gelaufen, völlig aufgelöst, und stürzt auf Rowan zu, verkrallt sich im Ärmel seines ledernen Wams.
„Rowan! Du lebst noch!“, bringt sie schluchzend hervor.
„Zurück in Deine Räumlichkeiten, Paige! Wir haben hier geschäftlich zu verhandeln!“, blafft die Clubbesitzerin die jüngere Frau an, im Befehlston.
Zoe guckt erschrocken zwischen den beiden hin und her. Sie sehen sich ähnlich, vielleicht nicht wie Schwestern, aber wie Cousinen oder so. Sie haben auch fast dieselbe Stimme, aber wo die der Chefin wohlklingend und rund ist, ist die der jüngeren Frau heiser und klingt total kaputt.
„Es sind Werwölfe im Gebäude! Ich hab’s von den Männern gehört! Diese Bastarde sind bestimmt wegen meinem Rowan hier!“
„Halt' den Mund“, sagt die Besitzerin kalt, „Ich habe die Situation längst im Griff. Zurück in Dein Kämmerlein mit Dir!“
„Sie wollen meinen Rowan! Das müssen die Monster aus der Bucht sein! Sie wollen ihn zurückholen, oder umbringen! Es reicht jetzt endgültig“, krächzt die heisere Paige, „Ich schicke jetzt meinen Schrei! Duane Medina will das! Ich mache denen den Garaus, wo immer die sich herumtreiben!“
Die Besitzerin braust auf, „Ich habe Dir gesagt, Du verhältst Dich still! Wenn Du Deine Kräfte loslässt, sorgst Du dafür, dass uns die Gäste scheu werden und machst die Passanten neugierig!“
„Ich tue es … es ist sowieso alles verloren … die kommen, um mir Rowan zu entreißen … diese verdammten Monster!“
Zoe beobachtet mit großen Augen das Drama, das diese Paige veranstaltet. Rowan Wears-The-Shade-Mantle sieht eher angewidert von der jungen Frau aus, wahrscheinlich ist es nur Höflichkeit, die ihn davon abhält, sie von sich wegzustoßen. Das alles hier kommt Zoe vor wie eine einzige Seifenoper — nur mit Wahnsinnigen!
Ein durchscheinender, violetter Fangarm erscheint vor der Stirn der Besitzerin, reckt sich durch den Raum, und umwickelt Paiges Hals und Schultern!
„Ich sage, wann alles verloren ist! Und der Club ist sicher wie die innersten Zirkel der Hölle, Nichte. Wenn Du unsere Deckung riskierst, muss ich Dich vernichten, das weißt Du. Ich gebe Dir Rowan, aber noch nicht jetzt gleich!“
„Das sagst Du nur! Bestimmt willst Du ihn behalten!“, bringt die Nichte anklagend hervor.
Die geisterhaften Fangarme heben sie mühelos hoch, und schleudern sie durch die Tür, durch die sie gerannt gekommen ist, wie eine Plastikpuppe.
Zoe schlägt sich ungläubig die Hände vor den Mund bei diesem Anblick. Da muss sie mal einen Rage-Wurf machen! Fünf Erfolge, jetzt beim zunehmenden Dreiviertelmond ist es leicht. Und nur noch drei Willenskraft-Punkte für diese Szene, wer weiß, was noch kommt. Also halte ich Zoes Raserei nicht mit einem Willenskraft-Punkt auf — mit anderen Worten, die Zeit zum Wüten ist da!

Das ist eine komplexe Begegnung mit einer Handvoll Besessenen, einem feindlichen Werwolf, und einem alliierten Werwolf auf dem Weg hierher. Das soll mit meinem Massenkampf-Move über die Bühne gehen. Hoffentlich ist das nicht der letzte Move, den Zoe macht!
Der Schwierigkeitsgrad dieser Begegnung ist Formidabel oder sogar Extrem. Die Orakelwürfel sagen glücklicherweise ersteres, das muss bedeuten, dass die Gegner zu abgelenkt sind von dem Disput eben, und Zoes plötzlichen Raserei-Anfall nicht kommen sehen haben. Wie ein gelblicher Blitz zuckt die Crinos-Gestalt unter die Widersacher!
Die Antagonisten haben einen gemeinsamen Rage-Pool von sechs (hauptsächlich dank Rowans Zutun), und jede gewonnene Runde bringt einen einzelnen Fortschritt-Punkt. Zoe hat logischerweise anfangs die Initiative.

Soundtrack: Apocalyptica, St. Anger
https://www.youtube.com/watch?v=ePf7h0m0_fE

Runde 1: Zoe schlägt ihre riesigen Hauer in den ersten der Schlägertypen, die sie bewachen, und hat vier Erfolge. Sie verbeißt sich in seine Schulter, und wuchtet seinen schweren Leib gegen die Bürowand, hört das Krachen und Splittern seines Knochengerüstes. Das trägt zum Kampfergebnis bei. Trifft bei dem ganzen Krach wohl Sagadeyev ein? Die Orakelwürfel sagen sehr klar, jawoll! Die Bürotür wird aufgerissen, und man sieht einen Glabro bedeckt von schneeweißem Fell, der einen stählernen Handschuh in Form einer Klauenhand mit messerscharfen Krallen aufsteckt und die Lederriemen daran festzieht! Er beginnt gegen Rowan und die Anzugträger in Türnähe Schwinger auszuteilen, der Krallenhandschuh geht durch seine Ziele wie durch Butter! Auch er steuert vier Erfolge zum Kampfergebnis bei.
Die Security-Schränke verwenden laut Zufallswurf mehrheitlich ihre Sekundärwaffe, die versuchen also mit knöchelfreien Lederhandschuhen und Klappmessern den Angriff anzunehmen statt zu ballern. Das kann ich mit Geschick+Handgemenge parieren, sehr gut, darin sind meine beiden Charaktere besser als im Ausweichen. Zoe pariert mehrere Serien von Angriffen, der Silberfang jedoch wird im Gewühl umzingelt und von allen Seiten getroffen. Bei einer Formidablen Begegnung sind das drei nicht absorbierbare Wundlevel! Glücklicherweise machen die Kerle nur Schlagschaden oder Tödlichen Schaden, den kann der Theurge wieder regenerieren.
Die Clubbesitzerin lässt weitere gespenstische Fangarme um sich herum entstehen, und schreit über das Getümmel hinweg, die beiden wären umstellt, sie sollen sich ergeben! Sagadeyev erzielt gerade so einen Willenskraft-Erfolg dagegen (er zögert, weil er ja eigentlich weiß, dass sie Recht hat!); Zoe braucht nicht zu würfeln, sie ist in ihrer Tobsucht immun gegen Einschüchterung.
Rowan geht in seine dunkelbraune Crinos-Form und springt durch den Raum, packt Zoe aus der Luft, vergräbt seine Zähne in ihr. Als sie ihn abgeschüttelt hat, schleudert er sie ins Gewühl, gegen den Silberfang, aber auch der nimmt keinen Schaden, er macht eine gewandte Drehung welche die Kollision abmildert.
Dann kommen die Rage-Aktionen dran: Zoe beißt um sich, dort, wohin sie geschleudert wurde, und erhöht das Kampfergebnis auf zehn. Damit sind wir beim Maximum, und brauchen die übrigen Rage-Aktionen nicht auszuwürfeln! Die beiden Werwölfe beißen und kratzen um sich, Sagadeyev ist im Gegensatz zu Zoe bei klarem Verstand, er hält sich tänzerisch in ihrem Rückbereich, so dass sie Rücken an Rücken kämpfen können. Er geht unter großen Anstrengungen in seine Crinos-Form, deren Silberfell noch imponierender ist; seine Jägerklauen sitzen nun wie angegossen, und fügen sich perfekt an seine eigentliche Klauenpranke an.
Die Gegnerhorde hat auch zwei Rage-Aktionen. Die Besitzerin peitscht mit ihren knallenden Ectoplasma-Fangarmen nach den beiden Umzingelten, yikes!, Zoe nimmt drei Level Tödlichen Schaden. Die Peitschen ziehen blutige Striemen über ihren breiten, muskelbepackten Rücken und Nacken. Der Theurge pariert mit knapper Not die Hiebe. Die letzte Rage-Aktion bekommt Rowan in seiner Crinos-Gestalt, der erneut zuschnappt, aber beide parieren die Treffer, nehmen nur ein paar unerhebliche Schnitte hin.

Das Kampfergebnis ist auf 10, was uns einen Strong Hit beschert! Der Fortschritt pro Runde bei Formidablen Begegnungen ist eins, und durch den Strong Hit wird daraus zwei.

Runde 2: Zoes Schnitte und Bisswunden beginnen sich bereits rapide zu schließen, ihr Schaden sinkt auf vier. Gedankenlos mäht sie weitere Sicherheits-Gorillas nieder, um den Ring einzureißen, der um sie gezogen wurde, und trägt erneut vier zum Kampfergebnis bei. Auch Valentinovichs makelloses Fell wächst nach und überdeckt wieder die heilenden Wunden. Ich würfle auch für seine Attacken, aber bekomme zwei Einser. Da verwende ich erstmals seine Gabe Aspiration, und für zwei Gnosis-Punkte lege ich beide Einser ab, teuer aber wirkungsvoll. Damit steigt das Kampfergebnis dieser Runde auf sechs. Dann sind die Schurken dran, Zoe schlägt und beißt die ectoplasmischen Fangarme weg von sich, aber der Silberfang wird von einem erwischt und stranguliert, er verliert den Boden unter den Füßen, strampelt mit den weißen Hinterläufen in der Luft, versucht sich mit seinen Pranken loszureißen! Er nimmt weitere drei Wundvevel und ist damit auf fünf! Weitere Wachen stürmen das Büro, und eröffnen das Feuer auf die Werwölfe! Beide Werwölfe entgehen den meisten Schüssen instinktiv. Sagadeyev aufgrund seiner Wundabzüge von -2 nur ganz knapp. Rowans wütende Krallenhiebe parieren sie beide mehrheitlich.
Dann kommen die Rage-Aktionen! Zoe schnappt um sich, und erhöht das Kampfergebnis auf neun. Beide parieren die Ectoplasma-Fangarme und Rowans Hiebe. Sagadeyev schlitzt mit seinem Krallenhandschuh weitere Feinde auf, und steigert das Kampfergebnis auf maximale zehn. Ein vorschnellender Tentakel bekommt jedoch Zoes einen Unterarm zu fassen, wirbelt mit psychokinetischer Kraft herum, und bricht ihn mit lautem Schnappen! Damit hat sie sieben Wundlevel und ist beinahe ausgeschaltet!

Damit werden erneut die Challenge Dice gegen das Kampfergebnis gerollt, und erneut kommt ein Strong Hit! Der Fortschritt wird erneut verdoppelt und ist jetzt auf vier. Meine Charaktere sind beide so gut wie ausgeschaltet, aber haben ein Dutzend Gegner gerissen und die Oberschurken verwundet — vielleicht reicht das, um diese zum Aufgeben zu bringen. Ich mache also den Ironsworn-Move namens End the Fight. Gegen vier ist natürlich nicht leicht, da müsste ich schon ordentlich Würfelglück haben … zweimal drei oder niedriger auf den W10. Eine vier ist dabei, um ein Haar am rettenden Weak Hit vorbei. Ein Fehlschlag ist somit ermittelt worden! Die SCs haben den Kampf verloren ...!

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Zoe erinnert sich an nichts, seit sie gesehen hat, wie die Clubbesitzerin ihre durchgeknallte Nichte mit ihren blasphemischen Kräften aus dem Bürozimmer befördert hatte.
Jetzt findet sie sich auf der Seite liegend in irgendeinem Kellerverschlag. Was zwischenzeitlich passiert ist, weiß sie nicht! Ihre Wunden sind verheilt, sie spürt nur noch ein leichtes Brennen, wo sie gewesen sein müssen. (Die beiden Level vom Verheerenden Schaden aus dem Kampf mit dem Spiralentänzer bleiben natürlich weiterhin, nur der Tödliche Schaden und Schlagschaden von eben ist bisher verheilt.)
Ein entsetzliches Kältegefühl kommt von ihren Armen und Beinen, macht sie völlig taub. Sie wendet verwirrt den Kopf, und sieht, wie dünner, weißer Qualm von ihr aufsteigt, wie von einem ausgepusteten Teelicht ... Der Nachtclub scheint auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein: Ihre Hand- und Fußgelenke sind mit stählernen Schellen gefesselt, und die verdammten Dinger scheinen mit Silber beschichtet!
„Neinneinnein“, bringt Zoe gequält hervor, stemmt sich dagegen. Öffnet und schließt ihre kalten Finger und bewegt ihre Zehen, sie hat überhaupt kein Gefühl darin. Als Panik in ihr aufsteigt, schwellen ihre Venen und Fell erscheint auf ihren Schultern, aber sie zwingt sich, sich nicht zu verwandeln. Die Schellen sind massiv, sie sehen aus, als würden sie nicht aufgebogen werden, wenn sie ihre Körpermasse erhöht, eher so, als würden ihre Knochen davon vermalmt werden!
Panisch sieht sie sich in der Zelle um. Diese Situation bringt ihr gleich mal einen neuen Rage-Punkt.
„Hilfe!“, stößt sie verzweifelt hervor.
Direkt öffnet sich die Tür, und eine Gestalt tritt ein.

Die Orakelwürfel sagen, das ist einer der Schlägertypen, und ihm folgt das obsessive Mädchen, Paige.

„Du bist also wach!“, sagt der Gorilla in gepresstem Ton.
„Wo bin ich? Wer seid Ihr?!“
„Kein verdammtes Wort von Dir, Du elende Bestie!“
„Wieso Bestie! Macht mich los! Macht mir diese Teile ab, das ist Silber!“
„Träum' weiter. Ein Dutzend von unseren Leuten habt Ihr abgemetzelt, Du und Dein Kumpane! Wir mussten den Feueralarm anmachen und alle Kundschaft rausschmeißen, damit Euer Krawall im oberen Büro nicht auffällt! Und jetzt ist Feierabend, klar? Jetzt hast Du Sendepause, außer Paige hier stellt Dir eine Frage!“

Er würfelt Einschüchtern, aber Zoe hält mit Willenskraft dagegen:

„Ich kann mich ja nicht mal erinnern! Du kannst mir ja alles erzählen, Diggi! Ich verhandle nicht mit Euch, so lange Ihr mich nicht losgemacht habt! Das tut schrecklich weh!“
Paige geht neben ihr in die Hocke. Ihre Augen blicken manisch, und irgendwie gleichzeitig verstört und verstörend. Sie hat beinahe grotesk große Glotzaugen, und einen sehr breiten Mund.



Paige ... irgendetwas stimmt ganz gewaltig nicht mit der


„Ihr wolltet meinen Rowan holen! Ihr seid die Monster aus den Wäldern an der Bucht!“
„Ich bin kein Monster …“
„Du bist ein verdammtes Monster! Du hast Tantchens Leute abgeschlachtet als sei nichts dabei!“
„Hey, Moment mal! Wie kannst Du überhaupt hier herumlaufen?!“, zischt Zoe, „Deine Tante hat Dich durch die Tür geschmissen als seiest Du ein Spielzeug! Du musst Dir alle Gräten dabei gebrochen haben! Dadurch … dadurch muss ich überhaupt erst ausgeflippt sein …“
„Meine Gräten brechen nicht. Ich bin kein normaler Mensch mehr! So wie meine Tante! Die … Stimme macht mich stark! Duane Medina, verstehst Du! Er ist hier, zurück auf der Erde!“
„Duane Medina …“
„Ganz genau! Du kennst ja wohl die Geschichte. Jeder in unserer Generation kennt die!“
„Ich … bin ein bisschen untypisch für unsere Generation, glaube ich … war das nicht der verrückte Ufologe, der in den Nuller Jahren diese ganzen Leute in Los Angeles abgemurkst hat?! Der's doch längst tot.“
„Nein, Duane Medina ist nicht tot, Du blödes Stück. Er hat sich in Code verwandelt. Er ist Teil des Codes geworden, der durch den transgalaktischen Raum dringen kann.“
„Das ist dieser komische Internet-Meme-Scheiß von damals, oder? Irgendwelche Creepypasta? Aber das ist doch Spinnerei!“
„Da habe ich den Gegenbeweis! Duane Medina ist zurück, und in ständigem Kontakt mit mir, und mit vielen, vielen anderen! Die Stimme will jetzt, dass ich meinen Schrei loslasse. Dann werden alle Deinesgleichen aus der Deckung getrieben! Der ganze Häuserblock hört das Geräusch! Na, würde Dir das gefallen? … So, jetzt sag' schon: Wieviele von Deiner Art sind noch vor unserem Gebäude versammelt?“
„Niemand …“
„Lügnerin. Wir wissen, dass Ihr in Meuten unterwegs seid. Wo zwei von Euch sind, da sind immer noch mehr!“
„Bei uns beiden nicht. Wir sind nur sowas wie eine Vorhut gewesen.“
„Wahrscheinlich lügst Du … also … soll ich meinen Schrei loslassen? Die Stimme von Duane Medina möchte das! Oh, das möchte sie! Das wird Dir aber gar nicht gefallen. Deine Sinne sind ja so empfindlich! Und Du denkst, das Silber sei schon schlimm!“
Diese Paige ist wirklich durch und durch bekloppt!
„Niemand kann so laut schreien …“, sagt Zoe.
„Es ist auch kein normales Geschrei. Es kommt ja nicht aus meinem Hals, sondern aus meinem Verstand! Es ist etwas, das die Stimme von Duane Medina macht. Unhörbar, aber spürbar. Er selber ist ja auch nur noch außerirdischer Code, kapierst Du? Dieses Geräusch hat letzten Monat ein ganzes Dorf in Angst und Schrecken versetzt, weiter im Norden! Es kam zu Ausschreitungen, und ein Laden ist geplündert worden! Ein ganzes Dorf, denk' nur!“, und sie wirkt äußerst zufrieden mit sich.

Diesmal bleiben Paige zwei Einschüchtern-Erfolge nach dem Abzug von Zoes Willenskraft-Wurf.

„… Macht mich los!“, wimmert diese nur kraftlos, „Das Silber muss unbedingt ab!“
„Du schmorst hier noch lange, Monster. Sehr lange! Jetzt sag' die Wahrheit!“
„Das ist die Wahrheit! Es waren nur wir beide. Der verdammte Spiraltänzer hat mein restliches Rudel ausgeschaltet.“
„Spiraltänzer! Wo sind die jetzt? Antworte!“
„Ich hab' den tot gebissen! Die anderen sind wahrscheinlich mittlerweile abgehauen. Wissen wir aber nicht genau ... Wir haben ja nur deren Notizen gefunden, darum kamen wir ja überhaupt auf diese Adresse hier!“
„So, so. Hör' zu! Rowan gehört mir! Jetzt und in Zukunft! Ihr bekommt ihn nicht zurück!“
„Das würde seine Freundin womöglich anders sehen …“
„Die ist Schnee von gestern!“, braust Paige auf, „Wenn House of Puppets einem Kerl den Kopf verdreht, dann ist der ihr treu!“
„House-Of-Puppets? Ist das ein Stammesname?“
„Was ist denn ein Stammesname?!“
„Na ja … Wie kann man denn House of Puppets heißen?“
„So ist meine Tante nun einmal bekannt in gewissen Kreisen! In Duane Medinas Code heißt sie so ähnlich. Das ist alles, was zählt. Der Code, und die Kontaktaufnahme über die weiteste Distanz.“
„Was seid Ihr, wenn Ihr keine Spiraltänzer seid? Was sollte das heißen, Du bist ‚kein normaler Mensch mehr‘?“
Paige kaut neurotisch auf ihren Fingernägeln, und sagt nachdenklich, „Ein Jammer, dass die Spiraltänzer weg sind. Wir hätten Dich und den Schneeweißen vielleicht denen anbieten können. Die hätten bestimmt gut für Euch gezahlt.“
„… Das mit Rowan, das war irgendeine Art lange eingefädelter Plan, oder?“, bringt Zoe heraus, „Ihr habt Euch in Rowans Geschäfte eingeklinkt. Und dafür gesorgt, dass diese merkwürdigen Landvermesser diese Ausnahmegenehmigung kriegen, um im Nationalpark zu bauen. Dann hat er versucht, House of Puppets zu stellen, und ist dabei von ihr endgültig hypnotisiert worden! Aber warum das alles?! Was hat ein Nachtclub mit einer Baufirma zu tun?!“

Auch das bekommst Du natürlich nicht beantwortet, Zoe. Ist die merkwürdige, obsessive Paige mit ihren Fragen durch? Oder wie geht’s weiter? Die Orakelwürfel sagen, Destroy Burden. Hm, die offensichtlichste Bürde im Spiel sind die Hand- und Fussschellen! Sind wohl die gemeint? Das bestätigt das Orakel klar.

„Ich glaube, Du lügst doch nicht, Ungeheuer“, sagt Paige, und erhebt sich, „Gut für Dich … Du weißt offensichtlich, wann es Dir an den Kragen geht.“
„Was geschieht jetzt? Wo ist … mein Begleiter?“
„Du wirst abwarten, bis House of Puppets sich Zeit für Dich nimmt. Alle weiteren Fragen stellt sie Dir. Später.“
„Nein, warte, warte!“, sagt Zoe hastig, sie hat fest vor, Paige und den Gorilla nicht gehen zu lassen, bevor die ihr nicht die Eisen abgenommen haben. Sie robbt unbeholfen auf der Seite in ihre Richtung, „Vielleicht können wir verhandeln!“
„Du bist nicht in der Position zu verhandeln, Kreatur“, sagt Paige abfällig, und sie gehen beide raus aus dem Verschlag, werfen mit lautem Krachen die Holztür zu.
Zoes Stirn sinkt zurück auf den Steinboden. Sie rüttelt hilflos und verzweifelt an ihren Schellen.
Das gibt natürlich noch einen Rage-Würfel zurück!

Eine ganze Weile liegt sie dumm herum, verdammt dazu, abzuwarten, gepeinigt von dem Silber und ihrer Wut.
Schließlich fühlt sie einen ganz leichten Luftzug im windstillen Gewölbe. Aus den dicken Handschellen heraus ertönt ein Klicken und Knirschen. Zoe blinzelt ungläubig ins Dunkle. Was ist denn nun schon wieder los?! Das Geräusch hält an, dann klirren plötzlich die qualmenden Fesseln zu Boden! Sie fährt auf, kauert sich zusammen, reibt mit betäubten Fingern ihre vom Silber verbrannten Handgelenke. Von den Schellen krabbeln metallisch glänzende Küchenschaben, wackeln mit ihren Antennen, und sausen die Kellerwand hinauf!
An ihre feinen Ohren dringen Geräusche aus dem Gemäuer über ihr … ein Rumpeln und Gerenne … Kampfgeräusche?
Sie versucht hastig aufzuspringen, aber ihre Füße sind noch zu taub. Verzweifelt massiert sie ihre verbrannten Fußgelenke, um wieder Gefühl in sie zu bekommen. Versucht, sich zu verwandeln, aber sinkt nur mit Muskelzuckungen wieder in sich zusammen. (Das gibt einen sechsten Rage-Punkt zurück.)
Plötzlich hört sie leise Schritte vor der schweren Tür ihres Kellerverschlags. Fünf große Metallspitzen durchschlagen das Holz, und schließen sich um das Schloss, reißen es nach außen weg! Zoe japst erschreckt, versucht erneut, sich aufzurappeln.

Die Orakelwürfel haben entschieden, sogar mit Pasch:

Es ist Silent-Paws-On-Marble-Stone! Er ist wieder in seine schneeweiße Crinos-Gestalt verwandelt, und er hat seinen Fetisch-Kampfhandschuh bereits wieder! Seine Hand-und Fußgelenke sind ebenfalls von den silberbeschlagenen Schellen gezeichnet, die Stellen sind kahl im sonst makellosen Fell, und die Haut darunter ist gerötet. Aber er ist ebenfalls befreit worden! … Von was? Waren das etwa Geister, die jemand herbeigerufen hatte ...?
„Sagadeyev …“, bringt Zoe hervor.
Der Werwolf hilft ihr auf die Füße. Er sagt dabei etwas auf der Hohen Zunge, grollende und schnarrende Worte einer Ursprache.
„Kann ich nicht verstehen …“, keucht Zoe.
„Dein … Stamm! Überfall auf Club!“, bringt sein Wolfshaupt auf Englisch hervor, in tiefem Grollen.
„Schnell, raus hier …!“, sagt sie.

Aber dafür müssen sie zur Kellertreppe, und hier stehen natürlich mehrere der Schlägertypen in den Anzügen! Die haben ihre Knarren gezogen, aber gucken gehetzt die Treppe hinauf, und lauschen auf den Kampflärm von dort!
Zoe verzieht das Gesicht zu einem Zähnefletschen, und ihre Zähne sind bereits übergroße Hauer!

Das machen wir als regulärer Kampf. Auch die Wachen hier sind gegen das Delirium unanfällig. Die angreifenden Werwölfe haben aber die Initiative!

Runde 1: Zoe jagt über den Kellergang auf die sechs Typen zu, und verwandelt sich mit einem Rage-Punkt noch im Sprint in Crinos-Form! Sie beißt zu, erwischt einen Bizeps, und macht sieben Level Schaden, ihre mächtigen Kiefer zertrümmern den Knochen, und reißen den Arm aus. Sagadeyev holt zu ihr auf, zerfetzt einem der Kerle den Torso mit den Jägerklauen, der Handschuh macht ein metallisches Summen dabei. Die vier anderen ballern mit ihren schweren Pistolen auf die entfesselten Ungeheuer, während sie rückwärts die Treppe hinauf steigen. Zoe kassiert einen fiesen Treffer, der ihr drei Wundlevel einbringt, schon ist sie wieder auf sechs. Den anderen absorbiert sie vollständig, nur ein Streifschuss. Der Theurge kriegt ebenfalls ein Wundlevel ab durch einen Schuss. Der vierte Scherge spuckt würgend eine grünliche Wolke aus Qualm aus, der den beiden Angreifern Tränen in die Augen treibt und die Sinne vernebelt!



Auch diese Kerle sind nicht mehr vollständig menschlich


Dann kommen die Rage-Aktionen, ich habe Zoe derer drei gekauft. Sie hat drei Würfel Abzug auf ihre nächste Aktion wegen der Qualmwolke, aber sie versucht es trotzdem: Geifernd springt sie die Treppenstufen hinauf, krallt tränenblind nach den Anzugträgern. Erwischt einen nur knapp mit den Klauen, für zwei Wundlevel. Mit der zweiten Rage-Aktion schlitzt sie einem anderen den Ärmel auf, aber macht gar keinen Schaden. Sagadeyev holt erneut zu ihr auf, wirft sich dem Qualmspucker entgegen, trifft mit seinem Krallenhandschuh. Diesmal gelingt sein Wurf, um den Fetisch zu aktivieren, das Metall glänzt schlagartig noch etwas heller, und seine sechs Schadenserfolge werden zu zwölfen! Er schneidet den Schergen mit zwei rapiden Krallenhieben praktisch in Stücke! Fetzen klatschen auf die Treppenstufen, und eine stinkende Wolke schwarzgrünen Rauchs verflüchtigt sich aus den total mutierten, grünlichen Eingeweiden des Kerls! Zoes dritte Rage-Aktion ist dran, sie packt die verbleibenden beiden Wachen bei den Schläfen, und knallt mit aller Kraft deren Glatzköpfe aneinander! Vier Schaden für beide, damit ist der eine auf sechs, die machen beide nicht mehr viel.

Runde 2: Zoe ignoriert mit einem Rage-Punkt ihre Wundabzüge, und zerfurcht dem einen Wächter das Gesicht mit der Klaue, und killt ihn, der Silberfang verfehlt den anderen mit einem unkoordinierten Klauenhieb. Der hat wegen Zoes Doppelkopf-Manöver eben jedoch nur noch einen einzigen Würfel, drückt mit letzter Kraft auf sie ab, trifft mit einer Neun, und pustet sie mit einem hohen Schadenswurf um. Ich könnte ihre Rage channeln, um aktiv zu bleiben, aber das gibt dann schon wieder eine Battle Scar … und sie wird in Raserei womöglich auch ihren Mitstreiter anfallen. Nee nee, das lassen wir mal bleiben.

Runde 3: Der Silberfang heult zornig, aktiviert erneut seinen Fetisch, und verarbeitet den Revolvermann zu Hackfleisch. Das kriegt Zoe aber nicht mehr mit, sie stürzt benommen nach hinten, während sie in ihre Menschengestalt zurückkehrt, und spürt nur den staubigen Steinfußboden im Rücken.

Für diesen Kampf gibt’s Ansehen: Sie haben angegriffen ohne sich um ihre persönliche Sicherheit zu scheren, das gibt drei Ruhm; Zoe hat eine kampfunfähig machende Verwundung überlebt, das gibt zwei Ruhm, und sie haben eine durchschnittliche Wyrm-Bedrohung vernichtet, das sind nochmal vier Ruhm.
Die Brandmale an Hand- und Fußgelenken sollen ebenfalls als zusätzliche Battle Scar gelten, das bringt beiden noch einen Punkt Ruhm. Voilá, schon ist Zoes Ruhm-Skala wieder voll, bereit für den nächsten Ritus der Anerkennung!

Sie kommt wieder zu sich im Empfangsbereich der Secret Chamber. Sagadeyev trägt sie in der freien Pranke auf dem Arm, immer noch in seiner hünenenhaften Crinos-Gestalt. Sie sieht verschwommen Mirabelle Simmons, die untere Gesichtshälfte blutverschmiert vom Beißen, die sich aus ihrer gescheckten Crinos-Form gerade in Menschengestalt zurückverwandelt. Ein paar andere Kinder Gaias sind ebenfalls dabei, Sings-Into-Whisper-Shroud mit den langen, blond gefärbten Dreadlocks, Echoing Tide, und ein paar andere aus der Septe. Alles ist sehr hektisch, aber es sieht ganz so aus als hätten sie gerade auch hier oben den Kampf gewonnen. Grimmig aussehende Blutsgeschwister hantieren mit Benzinkanistern, es müssen wohl die Spuren verschwinden gelassen werden. Echoing Tide verarztet hastig Zoes Schusswunden, er hat in seinem Erste-Hilfe-Gürtelset eine Kugelzange, medizinischen Alkohol, und Bandagen.
„Das kann jetzt sauber verheilen. Der Van draußen hat getönte Scheiben! Sobald Du also da drin bist, verwandelst Du Dich in Glabro-Form, Zoe! Damit Deine Selbstheilung sich beschleunigt. Hast Du verstanden?“, fragt Elliot eindringlich.
Benommen nickt sie ihm zu, und lächelt weggetreten. Sie ist nur froh, die Gesichter (beziehungsweise Wolfshäupter) der anderen hier zu sehen. Es erscheint ihr wie ein Wunder, dass sie zu ihrer und Sagadeyevs Rettung erschienen sind.

Hinten im Flucht-Van fragt sie benommen Whisper-Shroud, „Wie kann es sein, dass Ihr plötzlich hier seid? Das war Rettung in letzter Sekunde! Wie habt Ihr uns nur finden können?!“
Die Schwarze lacht, „Ein bisschen was verstehen wir Kinder Gaias auch von Technologie! Man muss kein Glaswandler sein, um ein Mobiltelefon zu orten!“
„Mein Einsatz-Telefon! Das war in der Damentoilette geblieben, als ich Seitwärts Gewechselt bin …!“
„Und die Wyrm-Schergen haben es zertreten, wahrscheinlich in ihrer Wut, als sie gemerkt haben, dass es von Laien nicht so leicht zu hacken ist! Als das Signal weg war, waren wir umso mehr alarmiert. Das sind ziemlich gute Dinger, die unsere Blutsgeschwister uns da bereitstellen.“
„Alle festhalten, und unten bleiben“, sagt Mirabelle, als sie hastig mit in den Van klettert, „das Feuerchen ist angezündet! Vielleicht müssen wir ein paar Schlenker und Manöver fahren, um Verfolger abzuhängen.“
Whisper-Shroud fummelt sich in den Eckzähnen herum, „Urgh, gibt’s noch was von diesem medizinischen Alkohol? Nichts schmeckt so ekelig wie das Blut von Fomorern aus diesem Stadtteil!“

Schalter:
Für eine Sache befrage ich gar nicht erst das Orakel, sondern entscheide das so: Und zwar dafür, was mit den Antagonisten passiert ist! Rowan Wears-The-Shade-Mantle ist bezwungen und gefangen genommen worden, transportbereit, um von den Uktena im Caern von der Gedankenkontrolle durch House of Puppets befreit zu werden! Die Clubbesitzerin und Paige jedoch sind bei dem Kampf entkommen. Die bekommen wir möglicherweise erneut als wiederkehrende Antagonisten zu sehen!

Die beiden Fahrzeuge fahren durch die nebelige Dezembernacht in großen Umwegen in Richtung Nationalpark zurück, um ausschließen zu können, dass irgendjemand ihnen folgt. Im Radio ist nach einer halben Stunde bereits eine Meldung von der erneuten Brandstiftung in der Innenstadt die Rede. Die Löscharbeiten seien bereits im Gange, und würden wahrscheinlich nicht so langwierig sein wie neulich. Das SFPD tappt bisher noch im Dunkeln bei der Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Fällen gäbe.
Während sie nahe der Golden Gate Bridge eng zusammengekauert im Laderaum des Van sitzen und warten, fragt Zoe in das leise Gemurmel, „Was waren das für Leute? House of Puppets hatte ... so eine Art Geister-Fangarme! Diese Paige hat gedroht, sie könnte mit einem unhörbaren Schrei ganze Häuserblocks terrorisieren! Und dieser eine Wachmann … hat grünen Qualm auf uns gespuckt!“
Mirabelle knurrt, „Wir nennen sie Fomorer. Nach einem alten Wort des Fianna-Stammes.“
„Was sind die?! Ein UFO-Kult? Die scheinen zu glauben, Duane Medina wäre ein Prophet, oder das Verbindungsglied zu einer außerirdischen Zivilisation oder sowas! Dabei war das ein Massenmörder! Stimmt das etwa alles, oder sind die nur wahnsinnig?“
Whisper-Shroud sagt leise, „Die meisten Fomorer reimen sich irgendetwas zusammen über den Grund ihrer neugefundenen Existenz. Sie haben nur die Stimmen von dämonischer Besessenheit, die ihnen Eindrücke vermitteln können darüber. Und diese Stimmen drücken sich normalerweise vage aus. Wenn Wyrmgeister von Sterblichen Besitz ergreifen, ist auch nicht ihre Absicht, denen die Welt zu erklären. Sondern nur, so viel Schaden anzurichten, wie sie können, in möglichst kurzer Zeit.“
„Also waren die auch Besessene!“, sagt Zoe, und erschaudert leicht.
„Wie die Drohne, der ihr begegnet seid. Ja. Aber der FBI-Mann war von den Kräften der Weberin besessen … diese Gang heute von den Kräften des Wyrms.“
Mirabelle fügt hinzu, „Gut, dass Ihr beiden zufällig auf dieses Nest gestoßen seid, so dass wir es ausheben konnten! Dieser Fußhalt des Feindes war in der Septe bisher gar nicht bekannt gewesen! Dabei scheint es schon lange existiert zu haben. Wears-The-Shade-Mantle muss es kurz vor uns gefunden haben. Offensichtlich hat er versucht, alleine dort durchzugreifen, nur mit seinen Blutsgeschwistern. Offensichtlich war das ein verhängnisvoller Fehler.“


Soundtrack: Blue Man Group, Giacometti
https://www.youtube.com/watch?v=ulHzPwAnXCk

Das dürfte der Abschluss sein für die
Queste (Gefahrvoll): Rowan Wears-The-Shade-Mantle in San Francisco finden, und die wahre Bewandtnis seiner derzeitigen Geschäfte aufdecken.

Die jüngsten Entwicklungen sind definitiv ein Meilenstein. Da die Queste als Gefahrvoll definiert war, bringt der zwei Fortschritt, damit sind wir nun auf sechs. Ich versuche mich am Move Fulfill Your Vow. Die beiden Cliath berichten im Caern Carmen Aetherclaw von ihren Ergebnissen. Die Challenge Dice geben einen Weak Hit an. Das passt genau zu dem, was ich mir wie oben beschrieben vorgestellt habe: Es gibt noch lose Enden, in Gestalt der Madame namens House of Puppets, und den Landschaftsvermessern, und ihrer Auftraggeber, möglicherweise ein Konzern! Zoe und die anderen dürften an dieser Stelle einen neuen Move Swear an Iron Vow machen, um sich dieser weiterführenden Suche zu verpflichten. Aber sie waren hier als Neulinge ziemlich überfordert, und Zoe ist heilfroh, die Aufgabe überhaupt bewältigt zu haben. Für die anderen Ansatzpunkte, die bleiben, ist ja noch eine ganze Septe da, deren Mitglieder sich ebenfalls daran beteiligen können!

Zoe besieht sich gedankenvoll die Haut an ihren Hand- und Fußgelenken, die aussieht als wäre sie gleichzeitig verbrannt gewesen und ausgeblichen. Die Heiler haben ihr gesagt, das Silber hätte nicht so lange dran bleiben dürfen, das würde ebenfalls eine bleibende Narbe werden. Sie muss daran denken, was Sees-A-Bad-Moon-Rising ihr gesagt hatte, ihre Warnung. Nach nur wenigen Nächten in der San Francisco Bay Area hat Zoe bereits zahlreiche neue Narben …

Zoe und die anderen bekommen jedenfalls zusätzliche Erfahrungspunkte für die abgeschlossene Queste.
Für Zoe wird ein weiterer, feierlicher Ritus der Anerkennung abgehalten, diesmal vor dem Großteil der versammelten Septe, jetzt wo die Geheimhaltung ihrer Mission aufgehoben ist. (Damit hat sie auch bereits die Voraussetzungen für den Fostern-Rang in der Ruhm-Kategorie von Ansehen. Bei Weisheit wird sie aber noch ordentlich nachlegen müssen in nächster Zeit!)

Norman Emberfur und Dora Backtracks-The-Wolfprints sind ebenfalls wieder auf den Beinen, und tauschen mit Zoe vorsichtige Umarmungen aus. Niemand im Caern hatte damit gerechnet, dass diese simple Fahndungs-Mission auf einen hektischen Überfall auf ein ganzes Nest voller Wyrm-Vipern hinauslaufen würde! Wenn die Uktena das gewusst hätten, hätten sie gleich Höherrangige geschickt. So sind alle nur froh, dass die jungen Leute überlebt haben, und sich bewiesen haben.


Als Rowan von der Geistkontrolle befreit ist, können die Ältesten die Sache endlich aufklären: Er wurde in den letzten Monaten nach und nach von House of Puppets manipuliert. Irgendwie ist es ihr gelungen, ihm und seinen Leuten gegenüber ihren Wyrmgestank zu überdecken. Dies hatte dazu geführt, dass er seinen Blutsgeschwister-Anwälten ein paar fragwürdige Order gegeben hatte. Erst, als die Sache mit der Landvermesser-Firma anwaltlich geklärt wurde, wurde klar, dass etwas im Gange war. Rowans fragwürdige Entscheidungen hatten dazu geführt, dass die Landvermesser ihre Arbeit gefährlich nah an der Septe aufnehmen konnten. Ein Wyrm-Konzern muss dahinterstecken, mit irgendeinem Bauprojekt, und der geheimen Absicht, die genaue Lage des Caerns des Westlichen Auges zu lokalisieren! Zu diesem Zeitpunkt war die Kontrolle von House of Puppets über Rowans Psyche bereits zu groß, um sie einfach abzuschütteln. Dadurch kam auch Carmen Aetherclaws Verdacht auf, dass er des Wyrms sei. Sie hatte Recht und Unrecht: Rowan war nicht absichtlich korrupt geworden, aber Spielball der Wyrm-Kräfte. Beim Versuch, mit James Morley und einigen anderen Vertrauten die Secret Chamber zu infiltrieren und House of Puppets mit Gewalt zu zwingen, ihren Bann von ihm zu nehmen, wurde er endgültig zu ihrer Marionette. Sieht aus als würde er ein paar längere, klärende Gespräche führen müssen mit seiner Lebensgefährtin Miss Gommery! Ganz zu schweigen von der Sühne-Queste, welche die Ältesten ihm auferlegen, um zu Gaia zurückfinden zu können.

Zoe erfährt hinterher, dass die Zwietracht schon vorher losgegangen war: Mehrere der Ältesten, unter anderem Rowans Mentor, hatten ihm jüngst Steine in den Weg gelegt beim Versuch, den nächsten Rangestitel zu erreichen. Dies hätte nämlich bedeutet, dass er mit seinen Blutsgeschwistern weitere Mandate an sich bringen würde in der politischen Landschaft von San Francisco. Die Umwelt- und Friedensbewegung, die Stadtverwaltung, und diverse Ämter und Parteien sind allesamt unterwandert von den Blutsgeschwistern der Kinder Gaias und Uktena, wie Zoe klar wird. Alle gemeinsam helfen mit, den Kampf gegen den Feind voranzubringen, und den Schutz des Caerns zu gewährleisten. Aber natürlich gibt es jede Menge persönliche Interessen dabei! Und die Vorstellung von noch mehr Einfluss in Händen von Wears-The-Shade-Mantle hat mitnichten allen in der Septe behagt! Da kam der Skandal tatsächlich ganz gelegen.



Irgendwie ist Zoe angepisst von der ganzen Sache. Sie sagt es nicht, aber dieses Tauziehen um Ansehen, Einfluss, und Kontrolle ärgert sie. Gerade die Kinder Gaias scheinen doch die Moralisten der Garou-Nation zu sein! Warum stellen sie dann nicht ihre gemeinsamen Ziele jederzeit über alles andere?
„Den Gesichtsausdruck kenne ich, liebes Kind!“, sagt Zoe zu sich selbst, wie sie da abseits der Lagerfeuer sitzt und grübelt.
Sie schaut überrascht auf und sieht sich um: „Du bist's wieder!“
„Natürlich, einen Wildfang wie Dich kann man ja keine Minute aus den Augen lassen.“
„Wie ist eigentlich Dein Name?“
Sie antwortet sich selbst, „Ich war schon die Mentorin Deines Großvaters, mein Kind. Frage die Galliards einmal nach meinen Geschichten. Aber was immer Du tust, grübele nicht so!“
„Ich glaube, ich bin etwas enttäuscht von dieser ganzen Politik!“
„Ja, gewiss, das bist Du, nicht wahr? Aber tröste Dich, Kind. Denke an eins: Ein jeder hier hat einen Kreis gezogen, nicht nur um sich selbst, sondern auch um Lehrlinge, Freunde, und Blutsgeschwister. All jene müssen versorgt sein!“
„Aber alle müssen mal ihre Interessen hinten anstellen, wenn wir hier um Mutter Erde kämpfen müssen! Das ist ja nicht so, als ob das jemand witzig finden würde, dass uns so eine große Aufgabe zufällt, oder? Aber wir haben sie nun mal, und dann müssen wir sie auch machen! Dann können wir das doch nicht machen wie Rowan und Carmen, und anfangen, uns über Kleinigkeiten zu zerwerfen!“
„Ja. Natürlich hast Du Recht“, sagt sie zu sich selbst.
„Natürlich!“
Dann fährt sie fort, „Aber auch Du wirst einmal für andere Leute zu sorgen haben. Und dann wirst auch Du Wege finden müssen, wie Du gleichzeitig denen dienen kannst, und Mutter Gaia.“
Zoe schweigt, schmollend. Dann fragt sie, „… Und Du warst bereits die Mentorin meines Großvaters? Das muss in den 50er Jahren gewesen sein, oder?“
Aber der Moment ist bereits vorbei gezogen, und sie antwortet sich nichts.

Aber die Vorfahrin hat Recht: Es ist höchste Zeit, die vielen Galliards hier einmal zu befragen, um eine Ahnenrecherche zu betreiben! Das ist doch der Hauptgrund gewesen, warum Zoe durch den ganzen Kontinent gereist ist, bis hierher! Nachdem diese Queste jetzt abgeschlossen ist, ist vielleicht einmal etwas Zeit dafür.


Evolution: Zoe hat ordentlich EXP gebunkert, und nach Abschluss der Queste haue ich die mal raus für neu Erlerntes: Sie bekommt einen dritten Punkt in Empathie, einen ersten Punkt in Ausweichen, einen zweiten Punkt in Etikette, und einen ersten Punkt in Enigmas. Außerdem kaufe ich ihr zwei neue Hintergründe, nämlich einen zweiten Punkt bei Blutsgeschwister, um ihr menschliches Netzwerk in der San Francisco Bay Area aufzubauen, und Alliierte, denn sie hat sich viele Freunde gemacht in der Septe des Westlichen Auges. (Dora hatte zwar ursprünglich gesagt, die Chemie stimme nicht bei ihr, Norman, und Zoe, aber das war nur ein Ragabsah-Spruch gewesen, denn eigentlich stimmt die Chemie doch!) Sagadeyev Fridrik Valentinovich kaufe ich vorerst nicht als Hintergrund, denn der Silberfang-Theurge begleitet Zoe möglicherweise noch eine Weile live, als zusätzlicher Charakter.

Schalter:
„… Es tut jedenfalls total gut, Deine Stimme zu hören!“, sagt Zoe in den Telefonhörer.
„Ja, klar. Ebenso“, sagt Kylah, „Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, so bald von Dir zu hören. Noch dazu einfach per Anruf!“
Sie hat gerade lautstark ihre Umgebung aufgefordert, die Schnauzen zu halten, Zoe rufe sie an, und jetzt entfernt sich Kylah gerade von der schrabbeligen Mucke. Sie muss wohl auf irgendeinem Zusammensitzen von Blutsgeschwister-Punks sein.
„Wieso bald? Ist doch schon Wochen her, dass wir in Bennington waren!“, sagt Zoe.
„Ja, aber hätte ja auch sein können, dass die Dich monatelang verschwinden lassen, da in Kalifornien. So von wegen, Ausbildung und so. Einweihung in die Stammesbräuche.“
„Hier scheint die Meinung vorzuherrschen, dass man den Kontakt zu den Menschen nicht gänzlich verlieren darf. Und mein Apartment hat ja ein Telefon.“
„Jetzt erklär' mal genauer: Wieso bist Du da rausgeflogen …?“
„Also, ich bin nicht wirklich rausgeflogen. Die Ranghöheren haben nur gesagt, ich bräuchte mal eine Weile Abstand, das würde mir jetzt guttun und so.“
„Und darum wohnst Du jetzt in dieser Butze da, in San Fran'? Etwa alleine?“
„Eigentlich ist das hier ein bisschen wie in meiner Wohnung daheim in Detroit. Klein, aber mein.“
„Bäh, die Gerümpelbude mit den scheußlichen Tapeten? Das war ja nicht viel mehr als ein Fernsehzimmer mit Schlafecke und Kochnische!“
„Höh? So hast Du Dich damals aber nicht ausgedrückt! Ich dachte, Du warst gern bei mir!“
„Ja, war ich ja auch. Aber ich hatte ja auch irgendwie mal keine Wahl! Hatte ja der Stamm gesagt, dass ich auf Dich Acht geben musste! Na, und so wohnst Du jetzt auch wieder, oder was?“
„So ziemlich. Die Septe hat ein paar Apartments, die ihren Blutsgeschwistern gehören, die sind dann am Start für Fälle wie mich.“
„So Problemfälle! Die man rausschmeißen muss!“
„Nee, Quatsch. Alle in der Septe lieben mich. Ich hab' kurz vor Weihnachten was für die hingekriegt …“
„Echt mal? Was'n, erzähl!“
„Nee, darf ich nicht am Telefon. Die haben zwar gesagt, die Leitung hier ist relativ unbedenklich, aber ich soll keine Missions-Details am Telefon erzählen.“
„Hätte ich zu gern gewusst.“
„Ich erzähl's Dir live, wenn wir uns mal wiedersehen. So Galliard-mäßig.“
„Was soll das denn heißen? Außerdem dachte ich, Du bist'n Ahroun.“
„Ja. Na, im Sinne von mündliche Überlieferung. … Ich schätze, ich hab' schon angefangen zu quatschen wie die es tun.“
„Das musst Du aber auch. Aber was hast Du verbockt, so dass die Dich nach San Fran' ausquartieren?“
„Äh, könnte sein, dass ich mich ein paarmal ein klein bisschen im Ton vergriffen habe. Ein klitzekleines bisschen.“
„Das überrascht mich nicht besonders“, kommentiert Kylah nüchtern, „Du bist'n ziemliches Großmaul, Zoe. Warste schon vor Deinem Ersten Wandel.“
„Und könnte außerdem sein, dass ich ein kleines bisschen die Kontrolle verloren hab', bei einer Gelegenheit.“
„Oh, nein!“
„… Eigentlich bei zwei Gelegenheiten. … So in Anwesenheit der Ältesten und alles.“
„Uuuh, cringe!“
„Ja … und die sind ja alle so mit Gewaltfreiheit wann immer es nur geht und so, weißt Du …“
„Ja, aber hä? Du kannst da doch nichts für, wenn Vollmond ist, drehen Leute wie Du halt durch!“
„Das hab' ich ja auch gesagt! Aber die Philodox meinten, ich müsse an meiner Selbstbeherrschung arbeiten, und es sei vielleicht alles ein wenig zu viel gewesen für mich letztlich. Und dass ich ein paar Nächte lang etwas Abstand bräuchte! Immerhin haben sie von 'nem Strafritus abgesehen. Einer von den älteren Spießern hatte da Bock drauf, glaube ich. Aber der hat sich nicht so richtig durchgesetzt.“
„Das ist doch total gefährlich, Dich allein in der Stadt rumlaufen zu lassen! Wenn keiner auf Dich aufpasst und so!“, sagt Kylah vorwurfsvoll.
„Ich lauf' ja auch gar nicht großartig rum in der Stadt. Hab' Ausgangssperre wegen möglicher Suchanzeige. Blutsgeschwister kaufen für mich ein. Mir fällt seit drei Nächten die Decke auf den Kopf.“
„Dann ist das doch voll der Quatsch, Dich unter Menschen zu schicken, wenn Du andererseits gar nicht raus darfst!“
„Die Blutsgeschwister nehmen mich heute Nacht mit raus. Damit ich San Fran' besser kennenlerne und so, die zeigen mir die ganzen Insider-Tipps, die man als Touri nicht zu sehen kriegt. … Aber eigentlich ist es ein bisschen wie als würden die mit mir Gassi gehen.“
„Das geschieht Dir recht!“, kichert Kylah amüsiert, „Ich kann mir das ganz gut vorstellen, wie Du da Gassi geführt wirst. Hoffentlich mit Maulkorb-Leine, ja?“
„Ha, ha.“
„Na, und wie lernst Du jetzt das mit der Selbstbeherrschung? Musst Du jetzt in Deiner neuen Butze tiefenenspannte Filme gucken? Haha, meinetwegen auch tiefenentspannte Filme aus den 80ern!“
„Ich kann überhaupt nicht mehr stundenlang irgendwas gucken, das Flimmern macht mich total aggressiv!“
„Na, dann bringt das wohl nix.“
„Die haben hier so Leute von der Friedensbewegung am Start, die bieten so Trainings an. So für Normalos eigentlich, aber manchmal speziell für Blutsgeschwister und Garou. Meditation, Gewaltfreie Kommunikation, alles.“
„Dann kann die Welt ja nur hoffen, dass das was bringt, bevor Du wieder jemandem die Nase abbeißt!“
„Du lachst“, sagt Zoe mürrisch, „Das war ein Albtraum. Buchstäblich, Kylah. Ich wache immer noch manchmal auf und bilde mir ein, diesen Blutgeschmack im Mund zu haben.“
„Voll eklig!“
„Nee, das ist ja das Schlimmste daran: Das schmeckt großartig“, und Zoe bemerkt, wie ihre Stimme unwillkürlich wieder tief und kratzig geworden ist, und schnell räuspert sie sich, bis das wieder weggeht.
„Passen die denn wirklich gut auf Dich auf? So diese Mirabelle und Elliot und die?“
„Mirabelle und Elliot sind mittlerweile schon zurück zur Ostküste. Mirabelle hat da ja ihr Rudel geparkt, die musste zu dem zurück, und Elliot gehört zu der Insel. Ich hab' hier schon neue Freunde. Nur Du fehlst!“
„Ja, ja“, sagt Kylah, ihre Stimme klingt, als würde sie wahrscheinlich wirklich glauben, derartige Sympathiebekundungen könnten nur Verarsche sein.
„… Wie geht’s eigentlich Mitch, und Jasmine und Ellen? Vermissen mich alle an der Schule, oder was?“
„Keine Ahnung, was in Deiner Klasse alles geredet wird. Soll ich das mal auschecken?“
„… Würdest Du?“
„Ja, klar! Wozu hast Du mich!“
„Äh, oh, na gut. Ja, würde mich interessieren. Danke!“
„Wir können ja demnächst mal wieder telefonieren, dann berichte ich.“
„Und wie geht’s mit Deinen Leuten? Shady Sabina und alle, geht’s denen gut? Was ist mit Simon …? Knutscht Ihr schon, oder was?“
„Zoe! Du bist ein freches Stück. Du hast doch überhaupt keine Ahnung.“
„Stimmt. Entschuldige. Ich konnt' mich nicht zurückhalten.“
„Ja, ja“, sagt Kylah wissend, „Das ist ja generell Dein Problem, was …?“


Soundtrack: Blue Man Group, Club Nowhere
https://www.youtube.com/watch?v=N4LuYVGciE4

Das stimmt leider. Zoe war mitten in ihrer Ahnenrecherche gewesen, in der Septe des Westlichen Auges, als kurz nach der Jahreswende der Januar-Vollmond mit seinem viel zu hellen Licht ihren Gesichtsverlust mit sich gebracht hat. Ihre Großtante Leopolda maßregelt sie seitdem. Es ist schrecklich: Die Unsichtbare scheint geradezu auf nächtlicher Basis nach ihr zu sehen! Sie macht sich nach wie vor als scheinbares Selbstgespräch bemerkbar, oder mittlerweile auch als Kurzvision. Manchmal ist es nur ein rügender Blick, den sie Zoe zuwirft, mit ihrem verbliebenen Auge, denn das andere ist ja von der Augenklappe verdeckt. Zoe weiß mittlerweile, dass Leopolda die Tante ihres Großvaters Elias war, und dadurch keine direkte Vorfahrin. Die Galliards sagen aber, es kommt schon vor, dass Geister des Stammes sich für lebende Nachkommen interessieren, auch ohne unmittelbare Abstammung. Leopolda hatte auch keine eigenen Garou-Kinder. Zoe hat ein Foto gezeigt bekommen, und die Familienähnlichkeit ist tatsächlich verblüffend. Leopolda sah beinahe aus wie eine ältere, einäugige Zoe Matherson, nur eben als Veteranin. Und altmodisch gekleidet war sie, wie es sich für eine Großindustriellen-Erbin gehörte. Auf dem Foto sieht sie nicht nach 1950 aus, sondern eher nach 1900! Aber wahrscheinlich hatte Großtante Leopolda zeitlebens ein ähnliches Faible für altmodische Sachen, wie Zoe es heute hat, auf ihre eigene Weise.

Die Galliards haben absolut faszinierende Gedächtnisse, wie Zoe in der Septe des Westlichen Auges herausgefunden hat: Sie kennen Lieder und Heldensagen von Stammesmitgliedern der letzten paar Generationen, und aus der ferneren Vergangenheit, und ganz bis zurück ins Zeitalter der Phönizier, als der Stamm sich begründet hat! Es stimmt auch hier, was die Malgrimov-Kids Zoe erklärt hatten: Da es kaum schriftliche Aufzeichnungen gibt über die Stammesgeschichte, hält eine Tradition mündlicher Überlieferungen alles Wissen am Leben. Die Zunft der Galliards scheint dies sehr ernst zu nehmen. Einige wenige der Geschichten gehen bis zurück auf etwas, das die Galliards ‚die Erstzeiten‘ nennen, und Zoe geht ehrfurchtsvoll davon aus, dass damit wohl die Steinzeit gemeint sein muss.
Aus dieser Zeit stammt auch das bisschen Wissen, das über ihre mythische Vorfahrin namens Nir'Kh'Ulha Seeks-For-Roots-In-The-Land-Beyond überliefert ist. Zoe erinnert sich lebhaft an den Traum von ihr, kurz vor ihrem Ersten Wandel.

Über ihre mittelalterliche Vorfahrin Irmhild weiß sie bisher nur, dass sie bei den Fenrir ihr Rudel und ihr Gesicht verloren hatte, um die Erinnerung an eine bestimmte Stätte auf dem europäischen Festland zu bewahren, in der Zeit als die Christianisierung eigentlich schon abgeschlossen war. Irmhild ist nach längeren Irrfahrten als Stammeslose schließlich in den Stamm der Kinder Gaias aufgenommen worden, und bezeichnet sozusagen dadurch den Wendepunkt für Zoes direkte Blutlinie. (Wenn jemand noch mehr Details beisteuern kann über Irmhilds Vorgeschichte bei den Fenrir, dann sind das wahrscheinlich nur deren Skalden, drüben in Europa.)

Irmhild manifestiert sich einmal erneut, zwischen den Jahren, kurz vor Sylvester. Zoe marschiert an diesem Abend mit ungewohnter Körperhaltung durch das Versammlungsareal, ein wenig soldatisch, aber gleichzeitig auch ein wenig linkisch, und fragt mehrere Garou nach dem Weg zum Fechtplatz. Sie wolle ihren Schwertarm trainieren. Die Antwort, dass es in diesem Caern keinen Fechtplatz gebe, kann sie nicht recht glauben.

Niemand aus Zoes persönlichem Stammbaum jedoch macht sich so direkt bemerkbar wie Urgroßtante Leopolda. Die Galliards und Theurgen versichern Zoe, dass sich weitere Vorfahren beizeiten manifestieren würden um ihr beizustehen, so wie Irmhild es bei der Malgrimov-Villa und zwischen den Jahren getan hatte.

Insgesamt versuchen die Ranghöheren Zoe nicht das Gefühl zu geben, dass sie besonders wertvoll für den Stamm sein könnte, wegen der Verbindung zu so vielen Stammeshelden der Vergangenheit und ihrer spürbaren Reinblütigkeit. Derartige Bevorzugung ist strikt gegen den Ethos der Kinder Gaias — alle sind gleich wertvoll. Dennoch scheint man aufgrund dessen von Zoe einiges zu erwarten … und war deswegen umso empörter, dass sie in den vergangenen Wochen ein paarmal derart die Beherrschung verloren hat. Rebellentum und das Hinterfragen von Etiketten haben durchaus ihren Platz bei den Werwölfen, und gerade bei den Kindern Gaias — aber andererseits ist die Septe des Westlichen Auges nun mal das politische Machtzentrum des Stammes an der ganzen Westküste, und viel hängt davon ab, dass das Gefüge hier halbwegs reibungslos funktioniert ...



Die Merryweather-Halbschwestern, Deborah und Hanna


Die Merryweathers, Hanna und Deborah, holen an diesem Spätabend also Zoe wieder aus ihrem langweiligen Kämmerlein ab. Zoe ist ein bisschen nervös, als sie an der Haustür klingeln. Sie hat beide schon mal drüben im Caern gesehen, aber weiß nicht, wie sie jetzt ihr gegenüber eingestellt sind: Wollen die beiden ihr wirklich nur helfen, oder sollen sie die Neue im Auftrag der Septe ein kleines bisschen überwachen …?
Hanna ist schmal mit langen, blassrosa Haaren, und wirkt gleichzeitig drahtig und ein bisschen zerbrechlich. Ihr Blick ist üblicherweise tiefgründig und empathisch. Deborah ist größer und athletischer, mit quietschgelb und orange gefärbten Zottelhaaren, vergleichsweise wortkarg, aber voller stolzem Selbstvertrauen. Sie ist ein Ahroun, wie Zoe.
„Äh, wollt Ihr irgendwas trinken? Ich hab' mittlerweile rausgekriegt, wo alles steht, in der Küche.“
„Au ja, heißen Chai-Tee!“, sagt Hanna.
„Hanna findet es kalt draußen“, kommentiert Deborah belustigt.
„Und Deborah hat kein richtiges Kälteempfinden mehr, die ist abgehärtet vom Leben draußen unter den Bäumen, im Caern“, erklärt Hanna munter, „Aber ich, ich muss ja die Hälfte der Zeit in der Stadt sein, Unterricht und Jobben und so. Da verweichlicht ein Mensch ganz schnell.“

Hanna geht Zoe ungefragt beim Teekochen zur Hand, sie ist offensichtlich ziemlich besorgt um die Neue. Sie sagt angelegentlich, sie habe es sich zur Aufgabe gemacht, sie unter ihre Fittiche zu nehmen, so gut sie könne. Sie ist Deborahs Blutsschwester (und nicht nur im mystischen Sinne, denn diese beiden sind tatsächlich auch Halbschwestern). Deborah ist eine Garou aus der Septe, und hat gerade den Fostern-Rang erreicht, steht also über Zoe in der Rangordnung. Bisher aber hat Deborah überhaupt nicht versucht, Zoe irgendwelche Alpha-Ansagen zu machen (wie Mirabelle gelegentlich geglaubt hat, es gewohnheitsmäßig tun zu müssen). Eigentlich ist sie mehr passiv. Beide Schwestern laufen auch heute wieder herum wie die allerletzten Gammel-Hippies, in den Survival-Klamotten, die sie auch im Caern tragen. Ihre Gesellschaft ist erfrischend (aber was heißt das schon, wenn man wie Zoe aus dem Caern vorläufig in eine langweilige Stadtwohnung ausgewildert wurde).

„… Du kannst bestimmt bald zurückkommen“, sagt Hanna als sie den Tee trinken, „Song-Tongue's Vorderlauf ist schon wieder fast verheilt.“
„Das ist gut“, sagt Zoe zerknirscht, „Ich wollte ihn wirklich nicht beißen …“
„Das wissen wir ja alle. Eigentlich war das Ganze vor allem unglückliches Timing. Wahrscheinlich wäre das alles viel glimpflicher gelaufen, wenn in der Nacht die Ältesten aus Peru nicht gerade da gewesen wären.“
„Na klasse. Ich bin der Stolperstein der internationalen Zusammenarbeit“, sagt Zoe.
„Die Riten sind ja trotzdem alle gelungen“, beschwichtigt Hanna, sie klingt irgendwie immer mitfühlend.
„… Wie geht’s denn meinem blässlichen aristokratischen Mitstreiter?“, will Zoe wissen, als sie sich kurz darauf abmarschbereit machen und sie ihren Wintermantel überwirft.
„Brütet über seinen Büchern!“, grinst Deborah, „Der weiß immer noch nicht, wohin seine Reise gehen soll, da drauf würde ich wetten!“
„Wieso eigentlich Reise? Ich dachte, der ist so eine Art politischer Gesandter von den Silberfängen oder irgendsowas!“
Hanna macht große Augen: „Das weißt Du gar nicht? Ihr wart doch gemeinsam unterwegs auf Carmens Mission im Dezember!“
„Ja, aber er hat mir fast nichts über sich erzählt. Entweder ist er mehr so der introvertierte Typ, oder meine Schnauze hat ihm nicht gepasst!“
Hanna sagt, „Der residiert hier in unserem Caern seit der Versammlung, Mitte Dezember. Der ist vermutlich unsicher, wo er mit seiner auferlegten Suche weitermachen will in seinem Exil.“
„Exil?!“, fragt Zoe, „Dann haben die Adeligen den rausgeschmissen?“
„Nicht aus dem Stamm, nur aus dem Caern des Sichelmonds“, sagt Hanna.
„Möglicherweise muss der sich neu beweisen, bevor sie ihn zurücknehmen“, sagt Deborah dazu, „sowas wäre für die Silberfänge nicht untypisch. Zumindest nach allem, was ich über die weiß.“
„Wieder etwas, worin der und ich uns ähneln“, sagt Zoe, als sie hinter den dreien die Apartmenttür abschließt.
Hanna sagt tröstend, „Aber Zoe! Du bist doch nicht verbannt! Du bist nur hier, um Abstand zu bekommen!“
„Ja, klaro, alles zu meinem Besten!“, knurrt sie.


Sie sehen sich also das nächtliche San Francisco an. Am allerbesten gefällt Zoe die Yoda-Statue im malerischen Stadtteil Presidio. Deborah behauptet, bereits mit Meister Yoda geredet zu haben: Wenn man in die städtische Penumbra wechselt und ihm Chiminage darbringt, könne man dies schaffen. Sie sollten dies aber nicht jetzt versuchen, weil Hanna davon ausgeschlossen würde, die ja nicht Seitwärts Wechseln kann.
„Was hat er denn zu Dir gesagt?“, fragt Zoe neugierig.
„Na ja, er ist eine kommerzielle Legende, davon kann er sich nicht lösen. Er sagt sehr oft, ‚Möge die Macht mit Dir sein‘ und so. Und trotz all seiner Weisheit will er dennoch insgeheim, dass man Star-Wars-Krempel kauft.“
Zoe lächelt die Yoda-Statue an, und bildet sich ein, dass er ihr ganz kurz zublinzelt.

„… Geh'n wir zu O'Tolley's?“, fragt plötzlich Deborah in ihrer nachdenklichen Stimme, scheinbar aus einer Laune heraus.
„Ih, Billo-Burger essen?!“, fragt Zoe, etwas ungläubig, „Ich hätte gedacht, Leute wie Ihr würden da nicht mal in ihren schlimmsten Fieberträumen rein gehen!“
„Deborah will da auch nicht essen“, erklärt Hanna in ihrem gewohnt geduldigen Tonfall, „Nur nach dem Rechten sehen. Heute könnte es soweit sein …“
Die Garou nickt, „Die Filiale in der Barry arbeitet ist nicht weit weg von hier!“
„Du darfst aber keine Hetzjagd anfangen, Deborah“, mahnt Hanna.
„Geht klar. Zoe, hast Du Bock?“
„Weiß nicht. Ich darf mich ja vorerst nicht unter Leuten blicken lassen. Wegen dem scheiß Agent Blain und denen. Und O'Tolleys-Filialen sind doch auch nachtsüber meistens ziemlich voll …“
„Wir gehen ja auch nicht vorne rein“, erklärt Hanna gelassen, „Wir wollen auf den Hinterhof.“
„Und was soll das heißen, Hetzjagd?“, will Zoe wissen, aber Hanna hat schon ihr Telefon gezückt, und ruft jemanden an, offensichtlich diesen Barry.

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