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[Werewolf: The Apocalypse | Ironsworn] Wyldreise

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Der Startpunkt der Wyldreise wird eine Insel der Bahamas sein, die den Namen Mayaguana trägt. Dies ist die am wenigsten erschlossene Bahamas-Insel, und auf ihr befindet sich eine Art heruntergekommenes Urlaubs-Resort, das Gran Paradiso genannt wird. Die Galliards wissen über Gran Paradiso noch aus den Zeiten von Elias zu berichten: Es war ein exzentrisches Bauvorhaben eines reichen Geschäftsmanns, welches den Tourismus auf dieser abgelegensten der Bahamas-Inseln ankurbeln sollte. Gran Paradiso ist seitdem leider eher zu einem Schmugglerhafen geworden, wo zwielichtige Gestalten zusammenkommen, und wo Elemente der okkulten Welt ihre Geheimtreffen abhalten.

Hat der Brückenwächter der Septe des Westlichen Auges womöglich Mondbrücken-Verbindungen auf die Bahamas anzubieten? Das ist unwahrscheinlich, aber fragen wir mal die Orakelwürfel. … Eine 98! Daraus ist abzuleiten, dass der alte Brückenwächter der Septe noch dieselbe Mondbrücken-Verbindung aufrecht erhält, die schon Elias seinerzeit genutzt hat. Sie führt nicht direkt nach Gran Paradiso, aber zur Nachbarinsel, der westlichen der beiden Plana Cays.

„… Dort befindet sich eins der antiken Mokolé-Caerns“, erklärt der alte Brückenwächter, „das haben unsere Verbündeten, die Uktena, um die Jahrtausendwende den damaligen Besatzern abgenommen. Sie halten es seitdem, zusammen mit ein paar Knochenbeißern und Ronin. Das ist unsere am weitesten entfernte Mondbrücken-Verbindung! Auf diesen Inseln ist nicht viel, nur Mokolé-Knochen, Haie, und ein paar menschliche Fischerboote, die da vorbei schippern. Einmal im Jahr kommen ihre Repräsentanten zu uns rüber, und wir schicken unsere zu ihnen.“
„Was ist ein Mokolé?“, fragt Zoe befremdet.
„Die Gestaltwandler des Erdmittelalters. Die sind größtenteils ausgestorben heutzutage … Sie haben fast nichts zurückgelassen, nur ein paar Erinnerungen, und eben Caerns wie das, was auf Plana Cays von uns Werwölfen gerettet werden konnte. Die Insel ist von den Sterblichen nicht besiedelt, es gibt aber ein paar Septenmitglieder mit Booten dort. Die könnten Dich rüber bringen zur Nachbarinsel, Mayaguana.“
„Ich kann’s kaum erwarten, näheres über meinen Großvater herauszufinden! Wann kannst Du die Mondbrücke für mich öffnen?“

Auch hier will ich mal den Move namens Compel machen, ich könnte mir vorstellen, dass der Brückenwächter nämlich Chiminage verlangt, um für Zoe den Ritus der Geöffneten Brücke durchzuführen.

Der Brückenwächter antwortet Zoe nicht rundheraus; er gebietet ihr erst einmal, zwei Nächte lang bei den Pflichten am Schreinhaus mitzuarbeiten, vom Flicken der Gebetsmatten, über das Erneuern der Kerzen und Feuerschalen, bishin zum Fegen der hölzernen Eingangsstufen. Ich mache eine Extended Action mit zwei Würfen auf Charisma+Überzeugen in Folge. Dabei kommen sieben Erfolge zusammen, denn sowas ist Zoes starke Seite! Nur einer der Challenge Dice überbietet sieben, also wird das Ganze dennoch nur ein Weak Hit. Tatsächlich stellt nach zwei Nächten der Alte immer noch eine Bedingung, um den Ritus außerhalb der Reihe für Zoe durchzuführen!

Aber was ist das für ein Begehr? … Support Trade, sagt das Orakel. Also hat der Alte einen Tauschhandel durchzuführen, von dem er will, dass er reibungslos über die Bühne geht. Das ist sehr wahrscheinlich der Handel um Talens oder Informationen, sagen wir doch mal, drüben in San Fran'.

„… Du hast Dich würdig gezeigt, Seeks-Peace-In-November-Woodlands. Aber der Ritus der Geöffneten Brücke erfordert Gnosis, und ich bin im Gegensatz zu den Ältesten nicht recht überzeugt von der Dringlichkeit Deiner Reise! Du hast also etwas für mich zu tun, als Chiminage.“
„Aber … die Ältesten schicken mich doch aus! Ich habe ihre Weisung, auf diese Mission zu gehen!“
„Ja, aber sie haben nicht gesagt, wann. Ich öffne die Mondbrücke ins Caern der Echsenknochen-Höhle alljährlich zur selben Zeit. Du wirst also auf den Frühling warten müssen!“, sagt der Alte, mit einem verschwörerischen Lächeln, „… Oder Du erfüllst meine Bitte.“
„Was ist es, das ich tun soll?“
„Braves Kind. Nun, wohlan! In San Francisco erkaufen heute meine Blutsgeschwister Informationen von Spähern der Stillen Streicher. Ich möchte, dass Du dem Austausch beiwohnst, dass Du den Streichern aus unserer Septe berichtest, und nebenher dafür sorgst, dass alles rechtens ist! Ich will nicht, dass meine Blutsgeschwister übers Ohr gehauen werden! Und ich will die Kunde der Stillen Streicher unbedingt hören. Bist Du bereit, dies zu übernehmen?“
„Gewiss doch! Verlass' Dich auf mich!“, sagt Zoe eifrig, das ist ein Deal, in den sie gern einwilligt.


Zoe folgt in dieser Nacht zur Geisterstunde den Instruktionen, fährt mit dem Nachtbus von Mill Valley nach 'Frisco rüber, und findet sich schließlich unauffällig in einer dunklen Tiefgarage im Stadtteil India Basin ein. Der Parkhaus-Wärter winkt ihr zu, mit einem Zwinkern, er ist ebenfalls Blutsbruder der Kinder Gaias, und weiß Bescheid, dass gleich ein geheimes Treffen in der Tiefebene stattfinden wird.

Die beiden wartenden Blutsbrüder Austin Cuthbert und Rich Jacobson kennt Zoe ja beide schon. (Der große Typ mit dem Rauschebart und der schwarze Student.) Dunstwölkchen steigen vor ihrer dreien Gesichter auf, als sie sich begrüßen, es ist lausekalt.
„Wer sind diese Stillen Streicher?“, fragt Zoe leise, ihr ist ein bisschen mulmig.
Rich antwortet flüsternd, „Das waren einmal die Werwölfe Ägyptens, bis sie von einem Fluch von dort vertrieben wurden. Bis heute ein entwurzelter Stamm von ewigen Wanderern ... Sie fungieren oft als die Kuriere der Garou-Nation. Was man nicht mit der Technologie der Weberin übermitteln kann, das vertraut man den Stillen Streichern an, die dann die Neuigkeiten von Caern zu Caern tragen!“
„Ich verstehe. Ich glaube, die haben auch geholfen, mich mit den Kindern Gaias zusammenzubringen, als ich ein Verlorener Welpe war. Die sind mir bereits sympathisch!“
Rich ermahnt, „Triff' besser keine vorschnellen Urteile, Miss Matherson. Nichts in der Unterwelt hinter dem Schleier ist einfach schwarz oder weiß.“
Austin raunt, „Darum hat uns die Septe ja auch Dich zur Unterstützung organisiert. Damit alles mit rechten Dingen zugeht! Wir glauben, einer von dem Stillen-Streicher-Rudel ist ein prominenter Ragabash, vielleicht will der uns also irgendwie verarschen.“
In dem Moment lösen sich drei sehr magere, sehr agile Gestalten aus dem Dunkel des Parkhauskellers. Sind sie gerade Seitwärts Gewechselt aus der Penumbra? … Oder haben sie sich einen Moment versteckt gehalten, und mit ihren scharfen Schakalohren gelauscht, was die Kinder Gaias unter sich getuschelt haben …?



Drei Kuriere der Stillen Streicher


Das lösen wir schnell mal mit dem Move Compel. Ich mache eine Extended Action mit zwei aufeinander folgenden Würfen auf Geistesschärfe+Überzeugen, um auf das Kurier-Rudel der Stillen Streicher einzuwirken. Trotzdem nur vier Erfolge, au weiha. Zoe stottert unsicher ganz schön herum bei allem, was sie berichtet. … Aber was soll man sagen, trotzdem laut der Challenge Dice ein Strong Hit! Die Streicher sind also entweder längst nicht so tückisch wie erwartet, oder sie haben gerade ihre ‚nachsichtigen fünf Minuten‘!

Zoe sieht also zu, wie Austin und Rich eine Reihe von Talens übergeben, und mit großem Ernst zu jedem berichten, was seine Funktion ist und welche Art von geringem Geist hinein gebunden wurde. Dann wird sie von den orientalisch aussehenden Kurieren gebeten, aus dem Caern des Westlichen Auges zu berichten, und kommt dem Gesuch höflich nach. Die mageren Gestalten scheinen sich alles sehr genau zu merken. Schließlich flüstert einer von ihnen sehr konzentriert Austin Cuthbert seine geheimen Informationen ins Ohr. Die scheinen so brisant zu sein, dass selbst Rich und Zoe sie nicht mitbekommen sollen. Austin zieht auch seine buschigen, rötlichen Augenbrauen hoch, und stellt wispernd mehrere Rückfragen. Die Stimme mit dem elegant rollenden ‚R‘ antwortet leise. Schließlich strafft sich Austin, und nickt entschlossen, und dankt den Streichern. Diese nicken den drei Abgesandten ihrerseits zu, fast andächtig.
„Die Augen der Eule mögen Euch auf Euren Wegen begleiten“, raunt einer zum Abschied, „Der große Anubis möge seinen Blick erst auf Euch lenken, wenn Eure Herzen leicht sind und im Einklang mit dem Ma'at! Gehabt Euch wohl!“
Zoe findet das sehr poetisch, und will auch etwas ähnlich Andächtiges sagen, und entgegnet vorsichtig, „Und Re'em möge Euch bewahren, ähm, damit Eure Reisen friedlich sein mögen.“
Die drei Streicher lächeln daraufhin ihre tiefgründigen Mona-Lisa-Lächeln, und verschwinden lautlos wieder in den Schatten.

Das ist gut gelaufen, dieser Austausch soll einen Punkt Ehre wert sein für Zoe. Was die dramatische Neuigkeit war, welche die Stillen Streicher zu überbringen hatten, wird möglicherweise noch herauskommen, wenn die Orakel das wollen …


„Ich habe gehört, Du bist dabei, Reisepläne zu machen!“, sagt Zoe, gespielt lapidar, als sie sich neben Sagadeyev Silent-Paws-On-Marble-Stone an einer der Feuerstellen niederlässt.
Dieser sieht von seinen Büchern auf.
„Das entspricht der Wahrheit“, sagt er zögerlich.
„Und mir kam zu Ohren, dass Du noch unschlüssig bist, wohin es gehen soll!“
„Meine Recherche involviert Dich nicht, Ditya Zemli. Wenn ich Hinweise benötige, lasse ich nach Dir schicken.“
„Ja, äh. Das ist nett. Hör' mal, ich habe Dir ein Angebot zu machen, Silberfang.“
„So?“, fragt Sagadeyev, und mustert Zoe kritisch.
„Genau. Ich reise morgen Nacht ab, auf die Bahamas. Ins Caern der Echsenknochen. Und von da aus, mal sehen! Ich habe die Kontakte von ein paar Blutsgeschwistern, die meine Reise aus der Ferne mitplanen können. Aber ich brauche noch Unterstützung, jemanden, der sich mit weiten Reisen auskennt! Und auf solch einer bist Du selber ja auch, nicht wahr?“
Sagadeyev zögert, dann rümpft er die Nase, „Bei den Silberfängen würde es sich geziemen, solch ein Ansinnen rundheraus zu formulieren, Ditya Zemli. Du neigst zum Mäandern.“
„Zum was? … Äh, okay. Kommst Du mit mir zu dem Bahamas-Caern? Das könnte eine Gelegenheit für Dich sein, weil die Mondbrücke dorthin sonst nur jährlich geöffnet wird.“
„Ich könnte Deinem Unterfangen natürlich helfen, wenn ich Dich erneut eskortieren würde, Ditya Zemli. Und Du bist eine angesehene Erscheinung geworden in den letzten Wochen hier im Caern, eine würdige Untertanin.“
„Äh, ja, bestimmt. … Äh, Untertanin?!“
„Die Stämme genießen Schutz und Schirm durch den Silbernen Thron. Dadurch sind sie im Gegenzug natürlich zu Gefolgschaft und Ehrerbietung verpflichtet. … Ich bin bereit, Dir den Schutz und Schirm der Silberfänge zu gewähren, Seeks-Peace-In-November-Woodlands.“
Zoe guckt Sagadeyev etwas misstrauisch an, und fragt sich kurz, ob der Aristokrat ihr womöglich zwischenzeitlich auf den Wecker fallen würde mit seinem Gehabe, wie bei der letzten Mission. Aber jetzt ist es sowieso zu spät für einen Rückzieher, sie hat gefragt, und er hat zugesagt!
„Ähm, ich fühle mich geehrt! Morgen Nacht geht es los!“
Er nickt ihr huldvoll zu, und widmet sich weiter seiner Lektüre.

Was sagt das Orakel ansonsten zu Zoes Abreisevorbereitungen? … Gather Strength. Das passt natürlich:

Deborah und Hanna versprechen, Zoe so gut zu unterstützen wie sie können, von Kalifornien aus. Hanna sieht aus, als wolle sie Zoe gar nicht gehen lassen wollen, sie wollte die Cliath doch weiterhin unter ihre Fittiche nehmen! Ein paar der Ranghöheren geben Zoe außerdem eine kleine Auswahl von neuen Talens mit, handgefertigte Schmuckstücke, Tierfigürchen, Kräuterbeutelchen, und scheinbarer Klimbim, die sie an sich befestigen kann, um unterwegs etwas als Chiminage anzubieten zu haben. Viele Geister und Garou werden Tauschhändel oder Beschwichtigung von ihr fordern. Zoe bedankt sich feierlich bei den Septenmitgliedern, und macht dann eine Verabschiedungs-Runde. So froh sie eigentlich ist, vorerst hier wegzukommen, hat sie ihre Stammesgeschwister doch ins Herz geschlossen, wie auch die nebelverhangenen Redwood-Bäume des Caerns ...

Dann machen wir den Move Undertake a Journey! Diese Reise kann wohl als lediglich Unliebsam definiert werden, denn eine Etappe besteht aus dem Weg über die Mondbrücke, und dann muss von der Insel mit dem Ziel-Caern nur noch auf die Nachbarinsel Mayaguana übergesetzt werden.

Zoe und Sagadeyev finden sich bei dem hölzernen Schreinhaus ein, wo der alte Brückenwächter Makes-A-Glyph-Out-Of-Sticks für sie den feierlichen Ritus der Geöffneten Brücke durchführt. Zeremoniell hält er den Pfadstein empor, der sein Gegenstück auf den Bahamas hat. Der dichte Nebel, charakteristisch für dieses Caern und sein Totem, kommt dabei wie von Geisterhand in Bewegung, und verdichtet sich schließlich zu einem weißblauen Wirbel vor dem Schrein.
„Tretet hindurch!“, intoniert der Brückenwächter in höchster Konzentration, „Aeolus ist Euch gnädig! Hinter seinen wirbelnden Schleiern beginnt die Mondbrücke, die zum Caern der Echsenknochen führt!“

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Zoes Herz pocht heftig, als sie Fuß auf die Bahn aus zu Stein gewordenem Mondlicht setzt. Die Schwerkraft hier in der Umbra kommt ihr merklich reduziert vor. Ihre blonden Zotteln und Sagadeyevs Haare wehen in einem Aufwind, der aus den Tiefen unter ihnen hinauf steigt, dort, wo die umbrale Planetenoberfläche liegt. Weit, weit unter ihnen …
„Ich … ich bin ehrlich gesagt noch nie ohne Begleitung von Ranghöheren auf einer Mondbrücke gewesen!“, japst Zoe.
„Kein Grund, sich zu besorgen“, sagt der Theurge, aber auch seine Stimme klingt nicht sonderlich fest, „Und sieh' nicht herab, wenn Du nicht schwindelfrei bist.“
Zoe schaut durch das durchsichtige Gestein unter ihren Füßen, und sagt, „Ich bin schwindelfrei, aber mir dreht sich trotzdem alles …“
„Es ist Brauch, die Mondbrücke rennend zu überqueren. Die beinahe dreitausend Meilen werden in unter einer halben Stunde überbrückt werden. Möglicherweise hilft dies sogar Deinem Schwindelgefühl. Natürlich nehmen wir dafür Wolfsgestalt an, Ditya Zemli.“
„Äh, okay. Was Du sagst.“
Zoe versucht schlotternd, sich in ihre Lupus-Form vorzukämpfen, aber schafft es nur bis Hispo, unter heftigen Schmerzen und Ohrensausen (mit vier Würfelwürfen und stetig steigender Schwierigkeit). Sagadeyev braucht noch länger als sie, und muss mindestens ebenso viel Disziplin aufbringen (sein Ur-Instinkt ist nämlich bisher noch sehr schwach ausgeprägt, und auch seine Konstitution ist eher schwächlich). Schließlich aber rennen sie auf acht Pfoten dahin, ein sandgelber Riesenwolf und ein silberweißer Wolf, die Wolkenberge der umbralen Troposphäre tief unter sich.

Was sagt das Orakel zu diesem ersten Abschnitt der Reise? … Control Quest. Spannend, heißt das etwa, eine geisterhafte Macht will die Kontrolle über die Queste übernehmen, und die Führung? Das bejaht das Orakel deutlich. Will diese Macht das Ziel der Reisenden verändern? Auch dies ist ein ‚ja‘. Uuuhh, wie aufregend! Nun, die Ältesten nannten diese Unternehmung ja eine Wyldreise, da wäre es wohl tatsächlich unpassend, wenn zu Beginn alles nach Plan liefe! Laut Orakel ist diese geisterhafte Macht kein Totemgeist einer der Werwolfstämme. Stattdessen haben wir es hier mit einem Geist des Wylden zu tun, und die gehen planlos und chaotisch vor …

Während die beiden Wölfe den Scheitelpunkt der Mondbrücke erreichen, und damit das Ätherische Reich durchqueren mit seinen glitzernden Sternbildern und fernen Planeten, sieht man eine feurig schimmernde Gestalt über sie hinweg brausen. Sie sieht aus wie das Flügelpaar eines gewaltigen Nachtfalters, aber von innen her glühend, und ganz ohne sonstigen Leib. Nur das Flügelpaar, ansonsten körperlos! Zoe bekommt einen Schreck, aber ist erleichtert, als das Wesen mit schrillem Geräusch wieder höher steigt, scheinbar, ohne Interesse an ihnen zu zeigen.
Der silberweiße Wolf signalisiert ihr im Rennen durch seine Körpersprache: Sie brauche sich nicht zu besorgen, die Mondbrücken seien geschützt durch die Geister der Mondinnen, und fremde Mächte können den Ritus der Geöffneten Brücke nicht stören!
Zoe signalisiert mit einem Jaulen, dass sie verstanden hat, und hofft insgeheim, dass ihr Gefährte sich da auch nicht irrt.

Nach einer weiteren Viertelstunde des Rennens erreichen die beiden Tiere den Endpunkt der Mondbrücke, zwischen schroffen Felsen, die sich zwischen den Wolkenbergen auftürmen. Das Gestein ist schroff und von Schlick überzogen, und es riecht bereits nach dem Meer ... Das muss der Atlantische Ozean sein, dessen Penumbra jetzt direkt vor ihnen liegt, jenseits des Wolkenschleiers dieser Zwischenwelt!
Auf Lupin signalisiert Zoe, dass dies der Geruch ihres Zielortes sein muss, dies solle laut ihren Ranghöheren ja schließlich auch eine Höhle auf einer einsamen Insel sein!
Sagadeyev kommuniziert, dass er ganz froh ist, angekommen zu sein, er habe ein merkwürdiges Gefühl.
Ach ja? Was genau?, will Zoe wissen, und legt ihre Ohren an.
Er sträubt leicht sein silbriges Nackenfell und winselt, bringt zum Ausdruck, dass er es nicht sagen könne. Als würde jemand sie beide beobachten ...
Dann schnell zurück in die Fleischwelt, meint Zoe, sie würden sicherlich schon freudig erwartet!
Moment noch, sagt der Theurge, wendet sich um, und schnuppert nervös, er kann den Eindruck einfach nicht abschütteln, seinen erwachten Gefahreninstinkt. Sein Wyrmgespür registriert jedoch nichts!

Aber sie werden ja tatsächlich beobachtet. Während sie schnuppernd in die Richtung schauen, aus der sie kamen, wo die Mondbrücke bereits verschwunden ist, sehen sie nicht das meterhohe Paar aus Nachtfalterflügeln, das sich direkt hinter ihnen über den Felsen auffaltet. Es glüht von innen her in goldgelb und feuerrot. Seine Flügelmusterung sieht aus wie Katzenaugen, aber deren Pupillen bewegen sich tatsächlich, es sind die Augen der Erscheinung, sie sind auf die beiden Werwölfe geheftet. In dem Moment, als die beiden sich wieder umwenden, falten die Flügel sich erneut zusammen, und durch eine übernatürliche Mimikry getarnt, ist der große Wyldling völlig unsichtbar für die beiden, er verbirgt sich in offener Sicht!

Nutzt der Wyldling diesen Hinterhalt, um zuzuschlagen? Ich frage das Orakel. Eine Eins auf dem W100 sagt jedoch ganz klar, nein. Offensichtlich wird sein Versuch, die Kontrolle über die Richtung der Queste zu übernehmen, erst später geschehen ...

Damit ist der erste Meilenstein erreicht für den Move Undertake a Journey. Ich würfele für beide SCs (Wharnehmung+Aufmerksamkeit für Zoe und Geschick+Athletik für Sagadeyev), um ihr Vorankommen zu repräsentieren, und aus ihren sieben Erfolgen machen die Challenge Dice einen Weak Hit. Damit erhalten sie die ersten drei Punkte Fortschritt auf der Unliebsamen Reise. Durch den Weak Hit kostet sie dies jedoch einen von ihren fünf Punkten Supply: Sagadeyev verstreut mit seiner Wolfsschnauze ein paar Opfergaben für die Mondinnen aus ihrem Vorrat. Er ist etwas paranoid wegen des möglichen Verfolgers, und hofft, die Wächterinnen der Mondbrücke dadurch zusätzlich gewogen halten zu können.

Der Beobachter zieht es also vor, versteckt zu bleiben. Die beiden Wölfe tappen vorsichtig zwischen den Wolken hindurch, dem Meergeruch entgegen. Der Dunst lichtet sich schlagartig, und sie finden sich in einer weiten Höhle wieder, über die nassen Wände tanzt der Schein vieler Fackeln. Sie sind zwischen den Holzpfählen eines primitiven Schreins mit Schilfdach hervor getreten. Das Ätherische Reich und die Mondbrücke sind verschwunden. Ihre Pfoten treten auf nasse Steine, glitschig von Schlick. Zoe erschaudert, als sie die aufgerissenen Rachen von gewaltigen Schädeln sieht, die auf ewig erstarrt in den umgebenden Höhlenwänden zu sehen sind. Der tanzende Flackerschein der Fackeln erzeugt die Illusion, dass ein paar der Versteinerungen sich im Nachtdunkel bewegen. Es sind Urvögel, Trilobiten, Wasserpflanzen, und Dinosaurier aus verschiedenen Stadien der Urgeschichte! Zoe erhebt sich vom Boden in ihrer Menschengestalt, um kräftigere Farben wahrnehmen zu können, und staunt mit offenen Lippen.
„Willkommen, Reisende!“, sagt eine Stimme aus dem Halbdunkel, mit schwerem Akzent, „Baumratte möge Euch segnen dafür, dass Ihr in unser entlegenes Caern gefunden habt!“
Etwas abseits des Fackelscheins sitzt eine schwarze Frau mit glänzend weißen Wolfszähnen und einer langen, dichten, zottigen Mähne, die ihre Augen bedeckt.



Throws-The-Bones-For-One-Last-Reading, die Brückenwächterin


Sagadeyev ist ebenfalls wieder in seine Menschengestalt zurückgegangen, zieht die Schnürungen seiner Lederkluft und seiner Jacke wieder zurecht, und strafft dann seine Haltung, setzt ein förmliches Gesicht auf: „Wir überbringen Euch Grüße von unseren Stammestotems, von Aeolus dem Nebel, und vom Ältestenrat des Westlichen Auges, Verbündete! Ich bin Sagadeyev Fridrik Valentinovich Silent-Paws-On-Marble-Stone, Theurge vom Cliath-Rang, vom Stamme der Serebryanyye Klyki. Mit mir reist Zoe Seeks-Peace-In-November-Woodlands, Ahroun von den Ditya Zemli. Ich bitte Dich, uns zu Deinem Septenherren zu bringen.“
Die Frau kichert, und deutet eine Verneigung an, verlässt aber nicht ihre Sitzposition, „Ihr seid unerwartete Gäste! Botschafter aus dem Westlichen Auge? Die haben wir hier immer gern. So selten Euereins auch ist! Ich bin Throws-The-Bones-For-One-Last-Reading, ich bin Uktena. Und die Brückenwächterin dieses Caerns. Seid Ihr unversehrt? Seid Ihr ausgehungert? Habt Ihr eine Warnung für uns, oder vielleicht Verfolger an den Hacken?“, sie grinst immer noch ihr schneeweißes Raubtier-Grinsen.
Sagadeyev mustert sie verdutzt, und sagt, „Ein Willkommensmahl lehnen wir nicht ab. Ich vermute, dass wir nicht verfolgt wurden, die Mondinnen haben über uns gewacht auf dem Weg hierher. Ihr scheint sehr auf der Hut zu sein, das lobe ich mir. Aber sage mir, Throws-The-Bones-For-One-Last-Reading vom Uktena-Stamm, wie kannst Du die Brückenwächterin sein? Du scheinst etwas jung für ein derartiges Amt in Eurer Septe.“
Nicken, Grinsen.
„Wie ist Dein Rangestitel?“, fragt Sagadeyev neugierig weiter.
„Fostern, mein edelmütiger Freund.“
„Wie kannst Du dann den Ritus der Geöffneten Brücke überhaupt beherrschen?“
„Hier in unserem Caern nehmen wir es weniger genau mit solchem Brauchtum, Freund. Entspannt Euch. Kommt, ich bringe Euch ins Versammlungsareal“, und mit einer fließenden Bewegung erhebt sie sich, und balanciert über die unwegsamen, glitschigen Felsen.
„Hm“, sagt Sagadeyev unsicher, „Wie gesagt, Throws-The-Bones-For-One-Last-Reading-rhya, wir begehren, mit dem Septenherren zu sprechen.“
Ohne sich umzuwenden entgegnet sie, „Er ist derzeit nicht da! Er ist beim Fischen. Kommt.“
Zoe würde auch gerne mal was sagen, es ärgert sie, dass Sagadeyev so selbstverständlich das Reden übernommen hat, immerhin ist doch sie die Repräsentantin der Septe des Westlichen Auges, oder nicht? Die Uktena ist ihr mit ihrem Dauergrinsen gleichzeitig sympathisch und etwas unheimlich.

Sie verlassen die Strandhöhle durch eine langgezogene Öffnung, die mit Hängemoosen und Wurzelgeflecht halb verdeckt ist. Dahinter ist der prächtigste Sternenhimmel, den Zoe jemals gesehen hat außerhalb des Ätherischen Reichs, über einem kargen Strand aus Kies und Sandflächen. Sie müssen durch das Wasser waten, um die Höhle zu verlassen, das ihnen bis zum Bauch reicht, es ist kristallblau. Zoe ist bezaubert von den neuen Eindrücken, und dreht sich zu ihrem Begleiter um, der hinter ihr zurückgefallen ist. Er sieht alles andere als erbaut aus, während er durch das Wasser watet, kurz muss Zoe dem Impuls widerstehen, ihn zu stützen. Sie weiß nicht, ob der Adelige das als Affront verstehen würde.

Am Strand folgen die Neuankömmlinge der Uktena aus der Penumbra in die Fleischwelt, indem sie Seitwärts Wechseln. Hier stehen mehrere Schilfhütten, und hier herrscht gemächliches Treiben. Kleine Lagerfeuer, Fackeln, und Laternen spenden Licht. Mehrere große Steine sind kunstvoll bekratzt mit Garou-Glypgen und geschmückt mit versteinerten Knochen von Urzeit-Tieren und von sehr großen Fischen, die mit Lederschnüren daran gebunden sind.
„Unsere Insel und die Nachbarinsel sind der Ort, wo die Bahamas-Baumratte überdauert hat, während sie anderorts schon den Fängen des Wyrm zum Opfer gefallen war. Hier ist sie unser Caern-Totem, unser mächtiger Freund Hutia. Gepriesen sei er, und seine heilige Zuflucht!“
Zoe fällt ein, was der alte Makes-A-Glyph-Out-Of-Sticks zu ihr gesagt hatte im Westlichen Auge, und sie fragt neugierig, „Ich habe gehört, Ihr Uktena habt dieses Caern von Besatzern zurückerobert? Wer waren die? Etwa die Tänzer der Schwarzen Spirale?“
Die Uktena sieht sie an, und lächelt unergründlich, auch aus der Nähe kann man durch ihre dichten Zottelhaare ihre Augen nicht erkennen, „Dies ist ein uraltes Mokolé-Caern, aus der Dämmerzeit von Mutter Gaia. Es war lange Zeit in Schlaf gefallen nach dem Verschwinden der ursprünglichen Beschützer. Als mein Stamm es fand, war es gerade in Händen der Blutsgeschwister der Spiralentänzer, einiger Ronin, und besonders ruchloser Rokea obendrein. Ein Kult von leidenschaftlichen Menschenfressern und Anbetern bestimmter Mächte aus den tiefsten, schwärzesten Tiefen des Atlantischen Ozeans.“
„Was für ein Stamm sind denn die jetzt wieder?“, fragt Zoe perplex, „Von denen habe ich auch noch nie gehört?“
Throws-The-Bones-For-One-Last-Reading lacht heiser, und sagt, „Du bist hier sehr weit von den USA, Freundin, und sehr weit von Deinem Festland! Glaube nicht, dass Du es auf den Bahamas nur mit Werwölfen zu tun bekommst! Nein, nein, hier draußen mischt sich alles. Blut und Legenden. Nimm' mich zum Beispiel: Mein menschliches Erbe ist zum Teil Lucayan, zum Teil Afrikanerin, und ein Quäntchen Paiute! Und unsere Septe: Halb Uktena, halb Knochenbeißer!“
„Wow, Knochenbeißer?“, fragt Zoe, „Ich dachte ja eigentlich, die gibt’s hauptsächlich in den Großstädten! Werden die nicht Urrah genannt, wie die Glaswandler?“
Die Schwarze nickt, und antwortet, „Als unser Stamm das Caern übernommen und  Baumratte gefunden hatte als unser neues Caern-Totem, hat es nicht lange gedauert, bis ein paar Knochenbeißer angeschippert kamen, um ihre Hilfe anzubieten. Baumratte ist immerhin verwandt mit ihrem Stammestotem, Ratte. Und die Uktena haben gerne ihr Hilfeangebot angenommen.“


Septe der Echsenknochen
Lage: Westliche Insel der Plana Cays, Bahamas
Rang: 3
Typ: Gedächtnis (Weisheit)
Caern-Totem: Baumratte
Stammesstruktur: Uktena und Knochenbeißer, bedingt offen für Besucher
Bevölkerung: 11 Garou
Barriere-Wert: 3

(Den Caern-Typ ‚Gedächtnis‘ habe ich aus dem Quellenbuch Guardians of the Caerns. Der kommt mir äußerst passend vor für ein einstiges Mokolé-Caern. Durch den Ritus des Geöffneten Caerns kann der Ritenmeister Extra-Punkte im Vorfahren-Hintergrund bekommen.)

Da Zoe jetzt den Persönlichkeits-Archetypen ‚Entdeckerin‘ spendiert bekommen hat (anstelle von ‚Welpe‘) soll diese Entdeckung ihr einen Punkt Willenskraft zurückbringen.

Sagadeyev mustert einige der Schrifttafeln, die mit Versteinerungen geschmückt sind, und merkt an, „Diese Gegend wäre ein gefundenes Fressen für die Paläontologie. Diese Fossilien sehen immens wertvoll aus.“
„Vielleicht zeige ich Euch noch einige der Gerippe in den Höhlen etwas genauer. Wir haben sogar zwei Tyrannosaurier, und eine Art von Saurier-König, welche die Weberinnen-Wissenschaft überhaupt nicht kennt! Daher gibt es auch keinen lateinischen Namen für dieses Skelett. Das macht nichts, denn die Höhle kennt die wirklichen Namen all dieser Versteinerungen.“
„Die Höhle?“, fragt Sagadeyev befremdet.
„Die Höhle selbst“, sagt Throws-The-Bones-For-One-Last-Reading in ihrer verschwörerischen, dunklen Stimme, „Das Gestein des Caerns. … Aber wenn Ihr davon mehr erfahren wollt, müsst Ihr mit unserem Ältestenrat sprechen. Jetzt nicht. Vorerst werden wir Euch füttern, hier.“
Sie sind bei einer Kochstelle angekommen an einem der Strandfeuer.
„Ich bringe ein paar hungrige Wölfe!“, grinst die Uktena.
Die Garou, die hier zusammensitzen, scheinen wortkarg und stoisch, ähnlich wie die Uktena in der Septe des Westlichen Auges. Ein paar von ihnen sehen aus wie Amerikanische Ureinwohner, andere wie Insulaner, noch andere wie Afro-Amerikaner. Sie haben traditionell aussehende, handgeknüpfte Kleidung an. Zwischen ihnen treiben sich einige Knochenbeißer herum, die alle möglichen Hautfarben haben, und abgerissene Klamotten tragen, die entweder (etwas ungeschickt) selbstgenäht sind, oder Fetzen von industriell hergestellter Kleidung.

Die Galliards stellen halbarschig ein Paar Fragen dazu, wie es so läuft in Kalifornien. Dann holen sie ihre Gitarren, Ukulelen, und Trommeln hervor, und spielen auf, vielleicht zu Ehren der Neuankömmlinge, vielleicht einfach, weil sie grade irgendwie Bock drauf haben.

Während sie gebratenen Fisch essen, mustert Zoe von der Seite Sagadeyev: Er hält sich eisern beherrscht, aber scheint darüber hinweg täuschen zu wollen, dass er mit der lapidaren Art der Septenmitglieder alles andere als glücklich ist. Allein schon, dass die Brückenwächterin sie beide nicht vorgestellt hat und dass es überhaupt nicht für nötig erachtet wird, nach dem Septenherren zu schicken, scheint ein Affront zu sein, den er unkommentiert hinnimmt. Die Septenmitglieder haben sich ja noch nicht einmal vorgestellt!

Nach dem Essen entzündet einer der älteren Uktena eine große, selbstgeschnitzte Pfeife mit irgendeiner Kräutermischung. Sie sieht nicht im geringsten aus wie die traditionellen Friedenspfeifen, welche die Uktena im Caern des Westlichen Auges manchmal geraucht haben, aber die Gestik ähnelt deren Brauchtum dennoch ganz deutlich.
„Wir heißen unsere neuen Verbündeten willkommen“, sagt der Uktena gedankenverloren, „Und wir erweisen Hutia und unseren Totems unseren Respekt, wie auch dem uralten Gestein unter uns, und den Erinnerungen des Caerns der Echsenknochen.“
Dann nimmt er einen Zug und lässt die Pfeife kreisen.
Zoe fragt ihn zögerlich, „Darf ich fragen, ob sich jemand hier an Elias Roves-With-The-Morning-Clouds zurückerinnert? Er war ein Kind Gaias, und muss Euch ein paarmal besucht haben, zuletzt vor vielleicht zwanzig Jahren. Etwa zum Zeitpunkt meiner Geburt.“

Ui, gute Frage, Zoe. Dies hier ist ein Caern des Gedächtnisses, also ist das sehr wahrscheinlich. Die Orakelwürfel sagen dennoch ganz knapp, nein:

Der Uktena schaut sie eine Weile nachdenklich an, dann schaut er eine Weile in den Nachthimmel über dem Strand. Zoe glaubt schon, sie habe ihn unbeabsichtigt beleidigt, oder er hätte einfach keine Lust, ihr zu antworten, einer dahergelaufenen Weißen. Plötzlich aber sagt er, „Niemand hier kennt einen Elias Roves-With-The-Morning-Clouds persönlich. Sein Name war einmal hier bekannt, doch, doch. Aber es ist lange her, dass Dein Großvater hier war, und viele Krieger sind seitdem gefallen. Einige sind abgereist, andere sind dafür eingetroffen. Es ist auch nicht nötig, dass man ihn persönlich kennt. … Das Caern erinnert sich ja.“
Zoe fühlt eine nervöse Faszination in sich aufkommen. Sie wartet, ob der Uktena noch etwas hinterher stellt, dann wagt sie zu fragen: „Ich muss mehr erfahren über ihn, und seine Taten. Und sein letztes Reiseziel! Könnte … könnte ich das Caern befragen, Sir?“
Der Befragte scheint darüber nachzudenken, aber murrt nur etwas Unverständliches, und schaut in die Weite über dem Meer. Als Zoe sicher ist, dass er nicht antworten wird, sagt er in knappem Ton, „Das wird sich noch zeigen.“

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Sagadeyev winkt Zoe schließlich hinter sich her, und sie gehen ein Stück abseits, zur Grenze des Palmenwaldes.
„Das hättest Du wahrscheinlich nicht fragen sollen, Ditya Zemli“, raunt er leise.
„Warum nicht? Deswegen bin ich doch hier!“, zischt sie, ihre Stimme klingt wütender als beabsichtigt.
„Du kennst doch die Uktena! Sie hüten ihre Geheimnisse als seien diese ihr Staatsschatz!“
„Äh … ich kenne die Uktena ehrlich gesagt nicht sonderlich gut“, gibt Zoe zu, „Ich hatte an der Septe des Westlichen Auges hauptsächlich mit den anderen Kindern Gaias zu tun. Die Uktena dort haben es meistens vorgezogen, unter sich zu sein. Äh, und ich kann auch verstehen, dass die keine Weißen mögen. Landraub, Reservate, und so weiter …“
„Glaube nicht, dass dies hier eine politisch unverfängliche Situation ist! Wir sind hier … unter losen Verbündeten, Seeks-Peace-In-November-Woodlands … nicht unter Freunden! Ich möchte mich während unserem Aufenthalt auf Dich verlassen können.“
„Ja, äh … klar! Na hör' mal, ich …“
„Dann ist es gut. Ich kenne Dich und Deine Überschwänglichkeit. Und Deinen kurzen Geduldsfaden, Ahroun!“
Zoe funkelt ihn mit einem wütenden Blick an (und bekommt auch gleich mal einen fünften Rage-Würfel zurück), dann sagt sie aber beherrscht, „Was schlägst Du also vor, wie wir vorgehen?“
„Wir dürfen diese Septe nicht gegen uns aufbringen, weder durch Mangel an Hochachtung, noch durch plumpe Vertraulichkeit. Halte Dich bitte an mich, und überlasse mir die Verhandlungen. Zunächst müssen wir eine Gelegenheit finden, nach Mayaguana übergesetzt zu werden. Die haben hier natürlich irgendwo Boote, ich habe schon Anlege-Stege gesehen.“
„Okay, okay. Hey, aber ich will mit dem Caern sprechen! Also, ich meine … mit den Kräften, die sich erinnern. Die könnten Hinweise auf meinen Großvater haben!“
Sagadeyev reckt das Kinn vor und versetzt, „Dann lässt Du Dich auf ein gefährliches Spiel mit den Uktena ein, Ditya Zemli! Glaube nicht, dass dieser Stamm seine Geheimnisse freimütig teilt. Noch dazu könnte diese Eigenschaft des Caerns ein Vermächtnis der ausgestorbenen Mokolé sein. Dies wäre sehr selten — und sehr, sehr gefährlich!“
„Was weißt Du über diese Mokolé?“
„Was ich darüber weiß, Ditya Zemli? Dass ich eine Woche Recherchezeit in den großen Bibliotheken in der Septe des Sichelmondes bräuchte, um eine Antwort geben zu können! Sie sind so gut wie verschwunden, dahingerafft. Die Drachen der Urzeit, vielleicht die Erben der Saurier-Könige. Vielleicht Erwählte von Mutter Zemlya, vielleicht vom Wyrm, der seit dem Mittelalter nach ihresgleichen benannt ist. Ich vermag es nicht zu sagen, ohne mich tiefer eingearbeitet zu haben in die Überlieferungen.“
„Was ist mit Dir?“, fragt Zoe, jetzt verunsichert, „Wirst Du direkt wieder zurück reisen nach Kalifornien? Oder bringst Du mich noch bis nach Mayaguana?“
Sagadeyev mustert Zoe kritisch, und antwortet dann, „Direkt zurückzukehren wäre unsinnig, zumal ich dann wahrscheinlich den Uktena einen Handel anbieten müsste, um die Mondbrücke für mich neu zu öffnen. Njet, ich habe Dir Schutz und Schirm zugesagt, Ditya Zemli. Und ein Serebryanyye Klyki steht zu seinem Wort.“
Zoe entgegnet streng, „Fein! Also ist unser nächster Halt Gran Paradiso, auf Mayaguana!“
„Sehr richtig. … Ehrlich gesagt, Ditya Zemli … Womöglich kamst Du ganz recht, mit Deinem Gesuch. Ich brauche eine Jagdgelegenheit, um meinem Stamm zu imponieren. Und es könnte möglicherweise sein, dass Deine ziellose Suche mir diese Gelegenheit bietet. Ich darf nichts unversucht lassen, Du verstehst. Zumal der Ältestenrat in der Septe des Westlichen Auges — trotz all seiner Weisheit! — nicht so hilfreich war, wie von mir erhofft.“
Zoe platzt heraus, „Ich habe gehört, Du musst Dich den Silberfängen neu beweisen! Stimmt das?“
Sagadeyev fletscht kurz die Zähne, weniger beherrscht als normalerweise, dann knurrt er, „Ja, schon möglich. Die Septe des Sichelmondes hält das größte und wertvollste Caern auf der Erdmutter! Wer dies weiß, den verwundert es nicht, dass alle Positionen an diesem Hof erbittert umkämpft sind! Jeder falsche Schritt kann der letzte sein.“
Zoe zieht düster ihre dicken Augenbrauen herunter, und will entgegnen, dass sowas ja wohl die gleiche Scheiße ist wie die Fehde zwischen Carmen Aetherclaw und Rowan Wears-The-Shade-Mantle in der Septe des Westlichen Auges. Aber im letzten Moment presst sie die Lippen aufeinander und verkneift sich den Kommentar; die Silberfänge zu beleidigen ist keine gute Idee.

Als sie zurück zum Strand gehen, nimmt sich Zoe vor, die Uktena heimlich doch nach dem Gedächtnis des Caerns zu befragen. Sie spürt dabei jedoch Sagadeyevs Seitenblick, und ihre Nackenhaare stellen sich sofort auf. Verdammt nochmal, denkt sie sich, ist das schwer, dem nicht zu gehorchen! Der Silberfang hat ja Reines Blut auf vier, und seine Ausstrahlung alleine reicht daher bereits aus, um von anderen Garou Gehorsam einzufordern. Na ja, sie kann ja nochmal darüber schlafen, bevor sie entscheidet, was sie macht. Es geht sowieso bald die Sonne auf über dem Meer, und die nachtaktiven Werwölfe werden sich in ihre Kojen verkriechen.

Auf jeden Fall können die beiden Reisenden vorher aber noch versuchen, eine Überfahrt für die nächste Nacht zu organisieren. Das mache ich mit dem Move namens Compel. Sollte keine Schwierigkeit machen durch die vielen Bonuswürfel durch die kombinierte Reinblütigkeit der beiden SCs. Erwartungsgemäß fallen jede Menge Erfolge, über zehn sogar, zehn ist das Maximum. Die Challenge Dice rollen, und ein Zehner-Resultat vereitelt grade noch so den Strong Hit! Umso interessanter: Die Septe bestätigt, dass es mehrere versteckte Boote auf der Insel gibt, und bis Mayaguana ist es nicht sehr weit. Sie verlangen aber etwas im Gegenzug von den Reisenden. Was mag das wohl sein? Ein Wurf auf Ironsworn's Tabelle namens Settlement Trouble ergibt: Vengeful Outcast. Au ja, das ist prima:



Fishes-For-New-Boots von den Knochenbeißern (er hat keinen schicken Rangestitel, aber er hat'n Boot)


Einer der Knochenbeißer ist ein sonnengebräunter Aussteigertyp mit Fusselbart und Basecap namens Fishes-For-New-Boots. Der sagt schließlich: „… Gran Paradiso, hä? Hmm, das is' aber mittlerweile 'n Sammelbecken für Abschaum! Glaubt nich', dasser da ganz bequem Urlaub machen könnt oder so! Da treibt auch unser ehemaliger Rudelgefährte sein Unwesen. Ja, ja …! Seit seiner Verbannung aus der Septe lungert der da rum, und sucht nach Verbündeten, um uns eins auszuwischen!“
„Wer ist das, und warum musste er ausgestoßen werden?“, fragt Sagadeyev.
Fishes-For-New-Boots kratzt sich seinen Fusselbart und sagt, „Ärgerliche Sache das alles, jau. War mit mir innem Rudel, unser gemischtes Rudel, beide Stämme vereint. Hat leider nich' lange gehalten. Er's'n Uktena. Muss im Herz des Caerns irg'ndwas erfahr'n haben, das ihn nich' wieder losgelassen hat. Hat er immer für sich behalten, über Jahre. Wir ha'm mit'm Rudel vor'm halben Jahr mal fette Beute gemacht. Is' nicht wichtig, was und wo. Aber er, er hat was davon aufe Seite geschafft, 'n Riesen-Batzen, weggeschmuggelt unner der Nase von unserm Alpha. Fand die gar nich' witzig, als das rauskam. Wahrscheinlich wollt' er in Gran Paradiso zu dickem Geld komm'n. Warum, weiß ich nich'. Haben unsere Leitwölfin und er unter sich ausgemacht, die hat ihn unner vier Augen befragt. Scheiß' die Wand an! Na ja, und dann kam's volle Breitseite für den, Strafritus, Verbannung aus'm Caern, hätte sogar auf'n Ausschluss aus'm Stamm der Uktena rauslaufen könn'! Seitdem vegetiert der in Gran Paradiso beien annern Galgenvögeln, versucht wohl, erneut zu Cash zu kommen. Kann man schnell schaffen, in Gran Paradiso, reich werden, schön mit Weberinnen-Dollars. Kann man aber auch fix bei tot gehen, wenn man's nich' vorsichtig anstellt!“
Ein anderer der Uktena ergänzt: „Aber wenn jetzt einer der Silberfänge dorthin kommt, dann könnte man ihn vielleicht endlich mal zum Reden bringen! Vor allem sein Geheimnis lüften, was er mittlerweile im Schilde führt, insbesondere gegen uns in dieser Septe! Ihr beide könntet uns dieses Versprechen geben. Im Tausch für die Überfahrt!“
Sagadeyev hakt nach, „Aber ich dachte, Eure Leitwölfin habe dies bereits von ihm erfahren, im Zwiegespräch?“
„Ja, war aber ein geteiltes Geheimnis. Das ist eine sehr ernstzunehmende Sache. Wir Uktena reden nur im Notfall über solche.“
Der Knochenbeißer fügt hinzu, „Jau, und dann is' unsere Alpha aber abgeknallt worden, an Deck von mei'm Boot, von einer der vermaledeiten Piratenbanden der Gegend! Die Heiler ha'm neun Stunden lang versucht, sie zu retten, dann war'se schließlich tot. Tod durch Maschinenpistole! Verdammter Scheißendreck, verdammter. Ha'm wa nich' nochmal versucht, die ganze Sache aufzuklären seitdem, rauszukriegen, was die beiden besprochen hatt'n vor'm halben Jahr, unter vier Augen. Das Rudel hat sich seitdem aufgelöst.“
„Wenn wir Euch dadurch helfen können, machen wir das gerne!“, sagt Zoe sofort, bevor der Silberfang noch irgendwelche Bedingungen seinerseits stellen kann.
„Astrein“, nickt Fishes-For-New-Boots, „Dann schipper' ich Euch morg'n Nacht rüber. Throws-The-Bones-For-One-Last-Reading nehmter auch mit, die zeigt Euch die Fresse von unser'm Verräter in Gran Paradiso. Dann könnter da beigehen!“
„Wie ist der Name des Geächteten?“, fragt Sagadeyev.
„Growls-Twice-From-Shadow“, sagt der andere Uktena.

Das kommt mir ganz so vor, als sei dies womöglich eine dritte Queste für Zoes To-Do-Liste! Die kann ziemlich gefährlich werden, ist aber womöglich schnell nebenher aufzulösen. Ich definiere sie dann man als Unliebsam, und schreibe Zoe das Folgende auf:
Queste (Unliebsam): Die Rachepläne von Growls-Twice-From-Shadow in Gran Paradiso herausfinden und die Septe der Echsenknochen informieren.


Evolution: Diesmal ist der Silberfang dran mit Steigern, Zoes EXP bunkere ich noch ein Weilchen länger. Sagadeyev steigert Athletik auf 3, Aufmerksamkeit auf 2, Überzeugen auf 2, Ur-Instinkt auf 2, und schließlich Willenskraft auf 4.


Vor dem Zubettgehen setzt sich Zoe im Schneidersitz in den Strandsand, und sieht der Sonne dabei zu, wie sie höher steigt. Endlich sickert die Erkenntnis in ihr Bewusstsein durch, dass sie hier von Kalifornien schlagartig auf die Bahamas versetzt worden ist! Sie hat ein vages Gefühl von Jetlag. Die Temperaturen auf den Bahamas sind durchgehend angenehm, umso mehr jetzt, wo die Sonne aufgeht. Für Zoe in ihrer knappen Lederkluft (die letztlich an konstantes Frösteln gewohnt ist, wann immer sie sich kein Fell wachsen lässt) ist dies eine willkommene Abwechslung. Das Sonnenlicht färbt den Palmenwald smaragdgrün, und das Meer zyanblau. Ein dickes, fettes Gefühl von Glücklichsein breitet sich in Zoe aus. Sie ist hochzufrieden mit ihrer Entscheidung, ihr Schicksal vorerst in die eigenen Pfoten zu nehmen, und auf diese Reise zu gehen. Hier zu sein ist nicht wie Urlaub — es ist noch besser als Urlaub, denn sie hat ja hier etwas Bedeutsames zu tun.


Am nächsten Nachmittag ist Fishes-For-New-Boots bereits mit zwei anderen Knochenbeißern dabei, ihren ollen Kahn abfahrtbereit zu machen, als Zoe in ihrer Hängematte aufwacht. Die drei Aussteiger scheinen ziemlichen Spaß dabei zu haben, aber auf einen Maschinenschaden gestoßen zu sein, den sie reparieren müssen, und sie wirken etwas ratlos. Wenn auch guter Dinge. Hier herrscht ganz einfach nicht dieselbe Eile wie in den US-Caerns, die Zoe bisher kennengelernt hat. Beim Essen nimmt sie sich vor, höflich einigen der Uktena-Ältesten vorstellig zu werden, ohne dass Sagadeyev es bemerkt, und sie zu bitten, mit dem Gedächtnis des Caern kommunizieren zu dürfen (wie auch immer dies genau gehen mag). Ein paar Talens hat sie ja, um Chiminage anbieten zu können.

Dann aber überreden ein paar der jüngeren Uktena Zoe, zuerst mal baden zu gehen. Sie rennen am Sandstrand herum und paddeln dann im Meer und spielen mit einem Wasserball, alles in ihren Wolfsgestalten. Auch die jüngeren Uktena reden nicht viel, vielleicht ja, weil auch sie bereits Geheimnisse zu hüten haben. Reden ist aber gar nicht nötig, denn als Wölfe haben alle sowieso nur sehr grundlegende Äußerungen zu treffen, und die sind gerade größtenteils, dass sie sich prächtig amüsieren.

Zwischenzeitlich trifft auch der Septenherr wieder ein mit seinem dreiköpfigen Rudel, der Uktena namens Stomps-The-Sand-With-Claw-Feet. Er ist erstaunlich jung, kein Ältester, sondern nur vom Athro-Rang. Sagadeyev scheint erleichtert, dass er diesen Teil des Besuchs endlich durchführen kann, er stellt sich und die (jetzt pudelnasse) Zoe vor, und übergibt einen Fetisch als Geschenk von den Ältesten aus der Septe des Westlichen Auges. (Es ist eine kunstvoll geschnitzte Tierfigur, in die ein Waldgeist eingebunden ist.) Zoe wusste gar nicht, dass Sagadeyev ein Gastgeschenk mitgebracht hat, er muss den Ältestenrat in Kalifornien darum ersucht haben. Voll die gute Idee eigentlich, findet sie, warum ist sie da nicht drauf gekommen, es ist immerhin eine Septe ihres Stammes, aus der sie kommen. Stomps-The-Sand-With-Claw-Feet nimmt das Geschenk huldvoll entgegen, und stattet im Gegenzug die Reisenden mit einigen weiteren Talens aus, das nennt er Potlatch, er scheint deutliche Wurzeln bei den Amerikanischen Ureinwohnern zu haben.

Dabei fällt mir ein, meine beiden SCs haben ja schon Opfergaben verbraucht auf dem Hinweg, und es gibt ja den Ironsworn-Move Sojourn. Damit kann der Supply-Wert aufgestockt werden. Neue Talens und ein bisschen Proviant für die Reise durch die Fleischwelt könnten unseren Supply wieder auf fünf erhöhen. Versuchen wir das mal. Meine beiden properen, reinblütigen Sonnenscheine kriegen gemeinsam sieben Erfolge hin bei Charisma+Etikette (der Silberfang redet, Zoe bemüht sich, sich weitgehend höflich zurückzuhalten und reizend auszusehen). Das ist ein Weak Hit, mehr brauche ich aber nicht, denn der bringt den Reisenden ihren verbrauchten Supply-Punkt zurück.

Damit wäre kurz nach Mitternacht alles bereit für die Abfahrt.

Schalter:
Was wäre aber ein Undertake-A-Journey-Move ganz ohne Kämpfe! Also befrage ich gar nicht erst das Orakel für diese Reiseetappe; ich entscheide einfach, dass es eine Begegnung geben soll, ich weiß auch schon welche.

Fishes-For-New-Boots und sein Cousin Paydirt steuern gemeinsam den ollen Kahn nach Osten, auf Mayaguana zu. Die Nacht ist hinreißend, warm und sternenklar, und die See relativ ruhig. Nach einer Dreiviertelstunde jedoch knallt und stottert der Bootsmotor, und fällt wieder aus. Die beiden Knochenbeißer fluchen und scherzen vor sich hin, während sie die Nussschale wieder zum Laufen zu kriegen versuchen ...

In der Ferne zeichnet sich ein mittelgroßer Frachtkahn ab, der scheinbar hier draußen einfach auf Driftkurs ist. Er ist im Mondlicht nur an seiner Restbeleuchtung zu erkennen, an Deck sind ein paar Scheinwerfer aufgestellt, scheinbar wird dort noch spät gearbeitet. Sagadeyev leiht sich aus Langeweile das Fernglas vom Skipper, um den anderen Kahn näher zu beobachten.
„Was machen die denn da eigentlich mit ihrem Kran …? Was für Kranarbeiten gibt es denn zu machen, weit nach Mitternacht, und mitten auf hoher See?“, fragt er, während er durch den Feldstecher guckt.
Throws-The-Bones-For-One-Last-Reading nimmt ihm das Fernglas ab, und späht misstrauisch ebenfalls hindurch.
Sagadeyev schnuppert derweil in die Meeresbrise, und setzt sein Wyrmgespür ein.
„Der Geruch des Feindes liegt auf dem Wind!“, raunt er.
„Mein Arsch, das sind die Kerle von der Cobalt-Viper-Gang!“, knurrt die Uktena, „Deren Boot erkenn' ich wieder! Die machen wieder irgendwelche Schweinereien hier draußen. … Da, die versenken Fässer im Meer!“
Tatsächlich sieht man etwas vom Kranhaken fallen und in der Gischt verschwinden. Die Zähne der Uktena werden zu langen, weißen Fängen, „Wir müssen was tun! Jetzt haben sie den Bogen endgültig überspannt! 'New-Boots, bring' uns sofort da hin!“
„Ja ja! Moment noch, hier mit'm Motor!“
„Sieh' zu, dass der augenblicklich wieder läuft! Sonst, bei Gaia, spring' ich über die Reling und schwimme da hin, um denen den Garaus zu machen!“, faucht 'Last-Reading, sie klingt plötzlich unbeherrscht, „Und dann beiß' ich Dir in die Waden, wenn ich zurückgeschwommen komme!“
„Wer ist denn die Cobalt-Viper-Gang?“, fragt Zoe aufgeregt, „Was für ein bescheuerter Name ist das denn?“
'Last-Reading knurrt, „Wissen wir nicht genau, eine der Banden von Mayaguana halt. Wahrscheinlich die letzten Überbleibsel der Besatzer unseres Caerns damals.“
„Aber hast Du nicht gesagt, diese Besatzer damals seien Spiraltänzer-Blutsgeschwister gewesen?!“, fragt Zoe ängstlich.
Die Uktena antwortet, „Ja, teilweise. Mit anderen Worten, ein paar von den Visagen da auf dem anderen Boot sind vermutlich immun gegen das Delirium. Seht Euch vor!“

Mit stotternden, qualmenden Antrieben nähert sich das Knochenbeißer-Boot kurz darauf dem Ladekahn. Durch das Fernglas sieht Zoe, wie von Deck des anderen Schiffs ebenfalls Leute mit Feldstechern zu ihnen rübergucken. Einer macht angepisst Handzeichen, dass sie abdrehen sollen. Kurz darauf stoppen sie auch ihre Kranarbeiten. An Deck steht immer noch ein Dutzend wartender Fässer. Könnte sowas wie Altöl sein.
Das Funkgerät auf der kleinen Brücke knackt, und man hört einen von der anderen Crew zornig schreien, „… Ihr seid dieses gottverdammte Darkie-Obdachlosen-Pack! Wir kennen Euer Scheiß-Boot doch, Ihr seid die Penner von irgendeiner der Nachbarinseln! Verpisst Euch sofort, hier gibt’s nichts zu sehen!“
„Außer, dass Ihr hier irgendein Dumping macht mit irgendeiner Scheiße, Ihr Kackstiefel!“, schnarrt 'New-Boots in sein Funkgerät, auch seine Rage beginnt hörbar aufzulodern, „Ihr seid doch die Cobalt Vipers, ihr macht hier draußen wieder einen Eurer illegalen Jobs!“
„Jetzt hör' mir mal zu!“, brüllt der andere Funker, „Wir haben Euren Darkie-Herumtreiber-Freunden beim letzten Mal schon gesagt, auf Mayaguana, wenn wir Eure Hackfressen nochmal zu sehen kriegen, dann murksen wir Euch ab! Dreht jetzt sofort bei, und vergesst, was Ihr gesehen habt, sonst wird das hier häßlich!“
Fishes-For-New-Boots ist sehr haarig geworden, und seine Adern sind geschwollen, seine alte Jacke spannt über seinen wachsenden Muskelbergen.
Die Cobalt Vipers scheinen zu glauben, es mit irgendwelchen Eremiten und Totalaussteigern zu tun zu haben, die wissen nicht, dass die Bootsbesatzung aus Werwölfen besteht. Werwölfen, die sie soeben richtig sauer gemacht haben ...

In dem Moment ballern jedoch drei kleinere Motorboote heran, mit röhrenden Außenbordern! Sie kommen von Osten, aus Richtung Mayaguana, vielleicht verfolgen sie die Umweltfrevler seit dessen Hafen bereits?
„Sieht aus, als würden die Offiziellen diese Scheiße übernehmen, oder?“, sagt Zoe aufgeregt.
„Nee!“, schreit Paydirt entsetzt, „Das sind doch Piraten! Die wollen die nich' festnehmen — die woll'n die überfallen!“
Auf zweien der Piratenboote werden Maschinenpistolen und Jagdgewehre in Stellung gebracht.
„Und uns gleich mit!“, sagt Throws-The-Bones-For-One-Last-Reading wütend, aber dann breitet sich wieder ihr teuflisches Grinsen auf ihrem Gesicht aus, glänzend weiß sind ihre Fänge im Mondlicht. Die Situation scheint ihr nicht so absurd zu sein, dass nicht ihr Jagdinstinkt davon geweckt würde …!

Also werden die Garou gleichzeitig den Frachtkahn überfallen und die Piraten abwehren müssen! Von allen der anderen Wasserfahrzeuge aus wird geballert; in Crinos-Form zu gehen ist bei Nacht ein überschaubares Wagnis, aber der Anblick der Crinos-Silhouetten in der Dunkelheit wird nicht unbedingt das Delirium auslösen. Außerdem sind einige der Cobalt Vipers ja Blutsbrüder, und ohnehin dagegen immun. Aber wahrscheinlich brauchen die fünf Garou auch das Delirium nicht auf ihrer Seite, sie machen auch so kurzen Prozess mit den Gesetzlosen. (Vielleicht kann ich die Verwandlung in Crinos abschließend nutzen als narratives Mittel, um den Kampf zu beenden.)

Das löse ich mit meinem selbstgeschriebenen Massenkampf-Move. Ich definiere die Begegnung als Gefahrvoll. Werwölfe sind diesmal nicht auf der Gegenseite, und die Fieslinge haben auch kein Silber, dafür aber eine Menge Feuerkraft, und sie sind deutlich in der Überzahl. Aufgrund des plötzlichen Auftauchens der Piraten-Boote haben die Antagonisten die Initiative.

Die Knochenbeißer 'New-Boots und Paydirt sind mit Steuern beschäftigt, und können nicht am Kampfgeschehen teilnehmen. Hier sind aber die Spielwerte unserer Uktena-Begleiterin:

Ivelisse Chandler, Throws-The-Bones-For-One-Last-Reading
Alter: 23; Stamm: Uktena; Vorzeichen: Theurge; Blut: Garou; Aufzucht: Homid; Rang: Fostern
Attribute: Geschick (Gleichgewichtssinn) 4, Konstitution 3, Stärke 2, Charisma 3, Erscheinungsbild 3, Manipulation 2, Geistesschärfe (Findigkeit) 4, Intelligenz 3, Wahrnehmung 3
Fertigkeiten: Athletik 3, Aufmerksamkeit 3, Ausdruck 1, Einschüchtern (Nervös machen) 4, Empathie 3, Handgemenge 3, Straßenwissen 2, Überzeugen 1, Ur-Instinkt (Teilverwandlungen) 4; Etikette 1, Heimlichkeit (Wildnis) 4, Überleben 3; Enigmas (Wahrsagerei) 4, Gesetz 1, Linguistik 2, Medizin 2, Okkultismus (Insulaner-Folklore) 4, Politik 1, Rituale (Uktena) 4
Hintergründe: Alliierte (Septe der Echsenknochen) 3, Kontakte (Schmuggler/Dealer auf Gran Paradiso) 2, Riten 4, Vorfahren 3
Gnosis: 6
Rage: 4
Willenskraft: 5
Gaben: Climb Like an Ape, Command Spirit, Spirit Speech, Sense Magic, Sense Wyrm, Spirit of the Fish
Riten: Binding, Cleansing, Opened Bridge, Summoning
Ausrüstung: Anhänger mit Klappspiegel, Lederkleidung (beides Zugeeignet), Knochen- und Fischgräten-Talens


Runde 1: Die Piraten eröffnen mit wilden Salven ihrer MPs und Einzelschüssen das Feuer, zuerst auf den Ladekahn der Cobalt-Viper-Gangster, dann auch auf das ihnen unbekannte Knochenbeißer-Boot. Mündungsfeuer flackern in der Dunkelheit. In dieser ersten Runde setzen sie dies hauptsächlich zur Einschüchterung ein. Die Cobalt Vipers machen selbiges. Luftschüsse und Querschläger pfeifen den Garou um die Ohren! Meine drei SCs müssen also Willenskraft dagegen würfeln, Schwierigkeit sieben scheint angemessen. Zoe hat einen Patzer! Sie verliert also zwei Würfel von ihrer ersten Offensiv-Aktion, und wir ziehen ihr aufgrund des Patzers außerdem einen temporären Punkt Willenskraft ab, als kleine Extra-Dreingabe. (Dafür kriegt sie natürlich aber auch einen Rage-Punkt zurück.) Für einen Moment nimmt sie Deckung hinter der Bordwand des ollen Kahns und schlingt panisch die Arme um den Kopf. Sagadeyev und 'Last-Reading würfeln besser, die sind mehr blutrünstig als verschreckt, während ihre Nussschale sich den anderen Vehikeln nähert.
Der Silberfang und die Uktena verwandeln sich mit einem Rage-Punkt in ihre Glabro-Gestalten, und Sagadeyev springt über die Reling des Kranschiffes an dessen Deck, teilt schnelle Schwinger mit seinem stählernen Klauenhandschuh aus. 'Last-Reading springt ihm nach, umklammert einen der Umweltfrevler bereits im Sprung und vergräbt ihre Glabro-Fänge in seinem Hals. Gemeinsam steigern sie das Kampfergebnis auf vier. Damit ist Zoe dran, reckt zitterig den Kopf wieder über die Reling, und versucht, den rationalen Verstand und ihren Überblick zu behalten. Sie hört ihren eigenen Pulsschlag in den Ohren hämmern, und spürt Muskelkrämpfe; die Idioten hätten sie nicht so schrecklich reizen dürfen mit ihrem Rumgeballer und den röhrenden Bootsmotoren, jetzt ist die Verwandlung unausweichlich geworden. Auch sie verwandelt sich augenblicklich mit einem abgelegten Rage-Würfel, auch ihr soll die menschenähnliche Glabro-Form vorerst ausreichen. Sie hechtet über die Reling an Deck des feindlichen Frachtkahns, bekommt zwei der Frevler zu fassen, und rammt sie nacheinander mit Wucht gegen die Altöl-Fässer, dass es nur so scheppert. Trotz der zwei Würfel Abzug durch die Einschüchterung steuert sie drei Erfolge bei zum Kampfergebnis.
Dann kommen noch die Rage-Aktionen, als die Tobsucht die drei Werwölfe packt, enerviert vom Blutgeschmack und -geruch an Deck! Die muss ich gar nicht alle abhandeln, denn Zoe bringt mit ihrer ersten Rage-Aktion das Kampfergebnis der Runde bereits auf maximale zehn: Sie hievt den einen Umweltfrevler nach dessen Zusammentreffen mit dem Altölfass in die Luft, und schleudert ihn Richtung der aufgepflügten Wasseroberfläche, und wirft eins der schnellen Piratenboote damit ab! Das kommt ins Schlingern und kämpft um Kontrolle!
Mit den anderen Rage-Aktionen kratzen und beißen die drei Enterer an Deck um sich, aber das würfeln wir nicht aus, denn das ist angesichts des maximalen Kampfergebnisses nur noch narrativ von Belang.

Damit ist unser Kampfergebnis also zehn, die Challenge Dice rollen … eine Doppelacht! Der Strong Hit macht doppelten Fortschritt in der Kampfsequenz, das bringt uns in diesem Fall auf Anhieb auf vier!

Runde zwei: Wir haben die Initiative an uns gerissen, und Zoe in ihrem Zorn nutzt diese, um jetzt ein paar der handlicheren Fässer von Deck hoch zu wuchten, und zurück zum Sender zu schicken, und zwar per Luftpost durch die Frontscheibe des Aufbaus der Brücke! Dies bringt uns drei Erfolge fürs Kampfergebnis. Während Sagadeyev weiter seine Klauen im Gewühl sprechen lässt und zwei Erfolge beisteuert, springt 'Last-Reading nach dem Kranhaken des kleinen Lastenkrans, schwingt daran über die Reling hinaus, und lässt sich mit großer Körperbeherrschung in eins der unten vorbei jagenden Motorboote fallen! Dort beißt sie sofort um sich, und generiert zwei weitere Erfolge.
Daraufhin sind die Cobalt-Viper-Gangster und die Piraten am Zug, und diese Runde ballern sie aus allen Rohren auf die Enterer (und aufeinander, aber das ist für uns unerheblich). Alle SCs müssen Athletik würfeln um den vielen Salven auszuweichen, während sie sich bewegen, die Mädchen schaffen es, aber der Silberfang wird von mehreren Streifschüssen erwischt, er nimmt zwei Wunden Tödlichen Schaden (und bekommt dadurch einen Rage-Punkt).
Zoe hat eine Rage-Aktion, sie hechtet von Deck, Schutz suchend vor dem gegnerischen Feuer, landet im Wasser, und schlitzt mit zornigem Schrei einem der vorbei pflügenden Schlauchboote den Rumpf mit ihren Klauenhänden auf. Das bringt unser Kampfergebnis auf acht.

Die Challenge Dice machen aus diesem Ergebnis einen weiteren Strong Hit. Damit ist der Szenen-Fortschritt auch schon auf acht, und ich kann versuchen, die Seeschlacht zu beenden. Das mache ich mit dem Ironsworn-Move End the Fight:

Throws-The-Bones-For-One-Last-Reading hat alle Piraten im von ihr geenterten Schlauchboot schwer verletzt oder zum Abspringen gebracht, und der Motor tuckert nur noch, das Vehikel treibt steuerlos, sie springt auf, geht in Crinosform, und schickt ihr freudiges Triumphgeheul in den Mondhimmel! Bei diesem Anblick verfallen mehrere der Überlebenden ins Delirium.

… Ein Weak Hit auf den Challenge Dice. Das bedeutet den Sieg, aber mit einem nachteiligen Nebeneffekt. Einfach genug zu entscheiden: Einige der Gangster werden ein verwackeltes Foto vom Wüten der Garou bekommen haben, insbesondere von der Uktena in ihrer schwarzen Crinosgestalt! Das wird ein Nachspiel haben.

Die Punkte für das Gefährden des Schleiers verrechne ich für die SCs jetzt schon mal: Für diese Begegnung gibt’s deshalb unterm Strich nur noch zwei Ruhm, zwei Weisheit, und sogar minus zwei Ehre. Die Beweisfotos kommen auf meine Liste mit Plots für später.

„Seht schnell zu, dasser Euch alles Werkzeug schnappt, dasser findet!“, schreit 'New-Boots, „und dann nix wie zurück hierher an Deck! Denen ihre Kumpels können jederzeit hier dazu kommen, und dann prost Mahlzeit!“

Und Recht hat er wahrscheinlich: Die SCs werden einen Schlenker fahren müssen, so schnell die olle Nussschale der Knochenbeißer kann, und irgendwo heimlich auf Mayaguana an Land gehen …

Schalter:
Da mache ich doch schnell noch den Ironsworn-Move namens Secure an Advantage, um den Ladekahn der Cobalt-Viper-Gang zu plündern. Als Fertigkeit sollen meine drei Werwölfe mal Wahrnehmung+Aufmerksamkeit verwenden. Durch drei immens schlechte Würfe mit vielen Einsern kommen nur zwei lumpige Erfolge zusammen, das können die Challenge Dice fast nur überwürfeln, und erwartungsgemäß bedeutet das einen Fehlschlag. Also muss der Folge-Move namens Pay the Price gemacht werden:

Werkzeuge gibt’s hier nicht zu finden, um die Motoren des altersschwachen Knochenbeißer-Kahns auf Vordermann zu bringen, auch keinen Cash oder Wertsachen. Dafür sieht Zoe, dass in dem von ihr demolierten Aufbau mit der Brücke eine ziemlich modern aussehende Kamera hängt! Hastig zerdeppert sie das Teil, aber es ist gut möglich, dass es längst Bilder gesendet hat. Jetzt haben die Cobalt Vipers nicht nur Fotos von ihnen in Glabro- und Crinos-Gestalt, sondern auch ihre Gesichter in Homid-Gestalt, in Nahaufnahme! Zoe bekommt direkt einen Rage-Punkt.
„Lasst uns schnell abhauen!“, sagt sie durch gefletschte Fänge, „Wer hätte gedacht, dass diese Hinterweltler-Gangster technisch so fortschrittlich sind?“

Die drei gehen also hastig wieder an Deck der Knochenbeißer-Nussschale, und diese tuckert davon so schnell sie kann.

Danach wird diese Etappe Fortschritt gebracht haben für den Move Undertake a Journey, der ja immer noch seit San Francisco läuft, und mit dem wir versuchen, das Gran-Paradiso-Resort auf Mayaguana zu erreichen. 'New-Boots würfelt Geistesschärfe+Seefahrt und Zoe und Ivelisse unterstützen ihn, und sie erreichen sechs Erfolge. Auch hier entgleisen die Challenge Dice jedoch wieder unsere Bemühungen, und machen mit einer Neun und einer Zehn einen Fehlschlag daraus. Beim Move Undertake a Journey bedeutet das ebenfalls wieder Pay the Price, ein gefährliches Ereignis verhindert also das Vorankommen. Das wird die erwartete Verstärkung des Piraten-Packs sein, die sich ja die Cobalt Vipers (und die SCs) schnappen wollten.

„Verdammter Scheiß!“, knurrt Fishes-For-New-Boots am Steuerrad, „Da kommen Schiffe mit Suchscheinwerfern!“
„Die Piraten, oder die Küstenwache?“, fragt Sagadeyev alarmiert.
„Die Küstenwache auf Mayaguana ist mächtig lahmarschig“, sagt der Knochenbeißer, „Nee, das ist die Verstärkung vonne Piraten. Sieht fast so aus wie'n kleiner Schlepper, wahrscheinlich wollten sie die Cobalt Vipers abknallen, und sich dann deren Verladeschiffchen unter den Nagel reißen! Das hätten die dann in eine der Grotten geschleppt, und Schwarzmarkthändlern angeboten! Sieht aus, als hätten diese beiden Gangs hier gerade ziemlich erbitterte Revierkämpfe am Laufen!“
„Können wir sie umfahren …?“, fragt die Uktena, aber ihrem lauernden Ton ist deutlich anzuhören, dass ihr Blutdurst noch nicht gestillt ist, sie hätte nichts dagegen, wenn gleich die nächste Herausforderung käme.
„Unsere Maschinen sind ziemlich laut! Ich dreh' jetzt ab, und bevor wir in Hörweite von denen komm'n, machen wir die Lichter aus und hoffen, dass die uns inner Dunkelheit nicht sehen!“, knurrt 'New-Boots.

Das bedeutet den Move Face Danger. Ich würfle erneut Wahrnehmung+Seefahrt für den Knochenbeißer-Käpt'n, und Sagadeyev unterstützt mit Geistesschärfe+Anführen, und Zoe durch Wahrnehmung+Aufmerksamkeit. Damit erreichen sie gemeinsam neun Erfolge, fast das Maximum von zehn. … Die Challenge Dice sind jedoch weiterhin hart gegen die SCs, und ergeben eine Acht und eine Neun, also nur ein Weak Hit! (Wahrscheinlich hätte ich dem ollen Boot einen Namen geben müssen; auf nicht-benannten Booten zu schippern bringt angeblich Unglück, und im Fall der SCs scheint das zu stimmen!)
Der Weak Hit soll in diesem Fall bedeuten, dass der Umweg Ressourcen kostet. Wir haben Supply ja wieder auf fünf, der Wert umfasst derzeit auch den Sprit des Kahns. Supply sinkt also auf vier, während der langen Wartezeit:

Das Boot ist immer noch so nah an dem Schlepper der Piraten, dass seine stotternden Maschinen auf dem Nachtwind zu hören sein könnten. Die fünf Garou haben alle Lichter ausgeschaltet und warten angespannt, beobachten die Stelle, wo nun die beiden eingetroffenen Schiffe das kleine Kranschiff und die dümpelnden Piratenschlauchboote erreicht haben, an Deck klettern, und alles ausgiebig untersuchen. Der Driftkurs führt das Knochenbeißer-Bötchen schließlich auf Mayaguanas Küste zu, aber an völlig anderer Stelle als beabsichtigt: Nämlich nicht zur ursprünglich angesteuerten Long Bay am Nordende der Insel, sondern an der Horse Pond Bay entlang. In den frühen Morgenstunden sieht die tropische Insel brütend und düster aus, fast ohne elektrische Lichter, die von den wenigen Dörfern und vom kleinen Airport her kommen.



Das Knochenbeißer-Boot auf seinem Driftkurs, wie es einen Umweg um alle besiedelten Orte an der Küste Mayaguanas beschreibt


„… Das schmeckt mir alles nicht“, mosert 'New-Boots halblaut, „Jetzt müssen wir um das Ostende der Insel rum tuckern! Das is'n langer Weg … und es wird bald hell!“
„Bring' uns in die Barracuda Belly Cave rein!“, wispert die Uktena, „Ich kenne einen Weg dort durch ... Er wird geheim gehalten von den wenigen, die von ihm erfahren haben … Der führt uns hinauf, an Land!“
„Viel zu gefährlich, Ivelisse! Das is' scheißen-gefährlich!“
„Ich bin ranghöher als Du, Fishes-For-New-Boots-yuf! Du gehorchst!“
„Bei ei'm Plan, der uns unsere Leben kostet?!“
„Halt' doch Dein Maul“, grinst die Uktena, „Du und Paydirt-yuf seid sowieso nicht in Gefahr. Ihr beiden ankert mit dem Kahn ein paar Stunden da drin, dann haut ihr ungesehen einfach wieder ab, bei Sonnenschein. Ich bringe unsere Besucher hoch, durch die Felsentunnels!“
„Und wie kommste anschließend zurück heim nach Plana Cays?“
„Mal sehen. Entweder bleibe ich etwas länger, bis eins von unseren Booten mal wieder hier ist. Oder ich finde eben einen Weg durch die Umbra zurück, wenn mir das zu lang dauert.“
„Bei Ratte, un' bei Baumratte, un' beie Geistern des Meeres“, murmelt der Knochenbeißer, „Wenn Du's unbedingt so willst, mir soll’s Recht sein! Sieh' nur zu, dassde nich' Dich selber unne beiden Weißbrote gekillt kriegst in diesen Tunnels!“

Für diese Etappe würfele ich erneut wie unter Undertake a Journey beschrieben, und diesmal kommt immerhin ein Weak Hit dabei heraus. Das Erreichen von Mayaguana zählt also als Waypoint für diesen Move, aber kostet einen weiteren Punkt Supply (diesmal in Form von Proviant) und bringt die SCs auf nur noch derer drei.

Der Kahn schmeißt also endlich seine Maschinen wieder an, und tuckert auf die Felsenküste östlich der Strände von Horse Pond Bay zu. Die Brandung ist keine kleine Herausforderung, und Zoe wird kotzübel, als sie sich an der Reling festkrallt, und glaubt, die Wellen würden sie gegen die dunklen Felsen werfen und zerschellen lassen! Sie begreift nicht mal, worauf 'New-Boots hin steuert, sie sieht in der Finsternis nur Schaumkronen, Riffs, und Dschungelbewuchs!
Plötzlich aber gleitet der Kahn in eine verborgene Grotte hinein. Das Gestotter der Motoren wird von den Felswänden der Grotte hin und her geworfen. Zoe wagt es, wieder den Kopf höher zu recken, und staunt mit geöffneten Lippen. Die Knochenbeißer machen indes wieder die Beleuchtung an, und diese bricht sich auf den nassen, von Schlick und Wasserpflanzen überzogenen Felsen einer kleinen Bucht innerhalb der Grotte. Das Wasser unter ihnen funkelt hellblau.
„Barracuda Belly Cave!“, grinst Throws-The-Bones-For-One-Last-Reading, „Anker werfen! Wir gehen an Land! Und dass Ihr Euch bloss in Totenstille hüllt: Jene, die diese Grotte ihr Zuhause nennen, dürfen uns auf keinen Fall hören!“

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