Autor Thema: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten  (Gelesen 2434 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline 1of3

  • Richtiges Mädchen!
  • Titan
  • *********
  • Proactive Scavenger
  • Beiträge: 19.343
  • Username: 1of3
    • Sea Cucumbers and RPGs
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #25 am: 19.12.2024 | 17:01 »
...und mit aus solchen Gründen haben wir halt unseren modernen krummen Kalender mit manchen Monaten zu dreißig und anderen zu einunddreißig Tagen, dem Februar als Extrasonderfall

Gut, das ist natürlich ein Resultat von religiösen Befindlichkeiten zum Ausgang der römischen Republik + Pfadabhängigkeit. Das römische Jahr endete im Februar. Wenn man den länger macht, passt die Abfolge der Feiertage beim Jahresübergang nicht mehr.

Wenn man sich den indischen Nationalkalender anguckt, hat der auch Monate zu 30 und 31 Tagen, aber die 31er so gelegt, wo die Erde von der Sonne weiter entfernt und damit langsamer untwerwegs ist.

Offline nobody@home

  • Steht auf der Nerd-Liste
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 13.482
  • Username: nobody@home
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #26 am: 23.12.2024 | 16:19 »
Wobei mir mittlerweile ein wenig die Frage durch den Kopf geht, wieviele Monde unsere Welt eigentlich haben soll. Denn ganz ohne fliegt das Konzept von "Monaten" und "Wochen" (die sich ja bei uns grob überhaupt erst am Mondzyklus orientieren -- ca. eine Phase pro Woche und ein kompletter Durchlauf pro Monat) ein wenig aus dem Fenster, so daß sich bei unseren Zeiteinheiten zwischen "Tag" und "Jahr" potentiell eine gehörige Lücke ohne "natürliche" Zwischenschritte auftut, und bei zweien oder mehr ergibt sich zumindest noch die Frage, welche davon die einzelnen Spielweltkulturen eigentlich für wie wichtig halten (müssen ja nicht alle überall die gleichen Rollen spielen). Natürlich kann ich da im Zweifel sagen, daß eben nur ein Mond so richtig den Himmel dominiert, die anderen ihm gegenüber verblassen, und sich die Sache dadurch im Wesentlichen wieder auf das vertraute Mutter-Erde-Szenario reduzieren läßt...aber das fühlt sich für mich ein wenig nach einem billigen Trick an, um sich aus dem selbst überhaupt erst eingebrockten Schlamassel wieder herauszumogeln.

Offline Feuersänger

  • Orcjäger
  • Moderator
  • Titan
  • *****
  • Deadly and Absurdly Handsome
  • Beiträge: 34.317
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Feuersänger
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #27 am: 23.12.2024 | 17:40 »
Wenn ein Planet mehrere Monde hat, sind die Umlaufbahnen benachbarter Monde meist resonant, d.h. ihre Umlaufzeiten haben ein festes Verhältnis wie etwa 1:2:4 oder 2:3. Das muss also einem Monatskalender überhaupt nicht im Weg stehen, sondern könnte zB trefflich erklären, warum ein Monat aus 4 Wochen besteht oder was auch immer. Es gibt in unserem Sonnensystem sogar so lustige Späße wie Monde, die ihre Umlaufbahnen regelmäßig miteinander durchtauschen.

Dass die sich daraus ergebenden Kalendereinheiten dann in den Sprachen dieser Welten nicht wörtlich "Monat" heissen werden: geschenkt! Die Übersetzungen könnten zB soviel bedeuten wie "Großer Monat", "Kleiner Monat" usw.

Etwas kniffliger wird es allerdings, wenn die zu bespielende Welt _selber_ ein Mond ist, z.B. eines Gasriesen, etwa wie Yavin oder Endor. Dieses Bild finde ich aus weltenbauerischer Sicht sehr reizvoll -- man stelle sich vor, der Himmel über einem wird von so einer Art Saturn dominiert, das säh doch geil aus.
Allein: Monde haben meist eine gebundene Rotation. Es wird also die Hälfte des Planeten _immer_ den Mutterplaneten sehen und die andere Hälfte _nie_. Und ein "Tag", also im Sinne von Tageslichtzyklus vom Zentralgestirn, wird halt durch die Umlaufzeit um den Planeten definiert. Wäre zB unser Erdenmond eine bewohnte Welt, wäre ein Tag dort etwa 2.5 Millionen Sekunden lang (29 Erdtage). Allerdings umläuft zB der Mimas den Saturn an ziemlich genau einem Erdtag, da müsste man sich also nicht so sehr umstellen.
Aber auf solchen Mondwelten wird es wohl tatsächlich keine "Monate" in dem Sinne geben, aber irgendwelche anderen Intervalle lassen sich sicherlich finden.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline elbendream

  • Sub Five
  • Beiträge: 3
  • Geschlecht: Weiblich
  • Username: elbendream
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #28 am: 8.01.2025 | 15:57 »
Ich glaub, sowas ist große Geschmackssache für Spielleiter und Spieler. Am besten hilft wohl wirklich etwas auszudrucken, was man sich vorher überlegt hat und es ähnlich zu unserer Welt zu machen. Soll aber natürlich auch keine Varianten ausschließen.

Ich mein, man kann sich persönlich auch überlegen, wie die unterschiedlichen Rassen geritten rechnen könnten und das dann zusammentragen. Es stellt sich wohl wirklich hier die Frage eher was dieser Zeit Kalender bringt.

Ich bin persönlich ein großer Fan von selbst erstellten Sachen, die sich nicht so sehr an unserer irdischen Ordnung gerichtet, einfach aus dem Grund, dass sich dann wirklich nach was anderem anfühlt.  ^-^
Geschrieben von einer zärtlichen Elfe, fernab der uns bekannten Lande…

Offline nobody@home

  • Steht auf der Nerd-Liste
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 13.482
  • Username: nobody@home
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #29 am: 8.01.2025 | 16:14 »
Ich bin persönlich ein großer Fan von selbst erstellten Sachen, die sich nicht so sehr an unserer irdischen Ordnung gerichtet, einfach aus dem Grund, dass sich dann wirklich nach was anderem anfühlt.  ^-^

Hat für mich was, weil es natürlich irgendwann nach Humbug klingt, daß eine Fantasywelt sich in allen möglichen anderen Punkten von der Realität unterscheiden soll, nur gerade in dieser einen nicht. Nur, die Spieler und Spielleitung am konkreten Tisch müssen halt auch bereit sein, mitzuziehen...

...und auf der dritten Seite steht dann ggf. wieder die Frage, wie oft die genaue Zeitrechnung auch schon in mehr oder weniger "irdischen" Kampagnen überhaupt wirklich wichtig wird. Wie viel hängt bei einem Abenteuer, das nicht gerade ein ganz bestimmtes Datum wie beispielsweise Weihnachten direkt als Aufhänger nehmen will, denn nun konkret davon ab, wann genau im Jahr man es verortet? "Es ist Jahreszeit X" mag ja noch sinnvoll sein, um einen Anhaltspunkt fürs Wetter und passende Alltagsaktivitäten zu haben, aber kleinteiliger als das? :think:

Offline Feuersänger

  • Orcjäger
  • Moderator
  • Titan
  • *****
  • Deadly and Absurdly Handsome
  • Beiträge: 34.317
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Feuersänger
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #30 am: 8.01.2025 | 16:50 »
Hat für mich was, weil es natürlich irgendwann nach Humbug klingt, daß eine Fantasywelt sich in allen möglichen anderen Punkten von der Realität unterscheiden soll, nur gerade in dieser einen nicht.

Wir gehen doch eh ganz automatisch davon aus, dass die Fantasywelt der unseren in den meisten Dingen gleicht. Weiter oben hatten wir ja schon das Muster "1 Planet der um 1 Sonne kreist und von 1 Mond umkreist wird".
- Fallbeschleunigung (vulgo "Schwerkraft"): spielt nicht nur für Fallschaden eine Rolle, sondern bei starker Abweichung von den gewohnten ~10/ms-2 sähen auch die Lebensformen anders aus, auch Humanoide würden höher oder kürzer wachsen. Wir sind aber auch eher nicht bereit, unseren Vorstellungsraum auf 3 Meter lange Menschen umzupolen.
- Zusammensetzung der Atmosphäre, typischer Luftdruck, Sauerstoffpartialdruck, Füllgase, etc.
- Spektralklasse der Sonne, hätte natürlich auf viele Dinge riesigen Einfluss, aber nur mal eins: typische Farbe von photosynthetisierenden Pflanzen.
- oder wo wir schon dabei sind, es könnte ja auch mehr als eine Sonne geben, close binary, far binary...

Und hier schließt sich der Kreis: _Wenn_ zB die (Haupt-)Sonne ein A- oder F-Stern wäre, wäre sie auch deutlich leuchtstärker als unsere Margaret, also müsste auch der Planet viel weiter von ihr entfernt sein um in der habitablen Zone zu liegen, und _dann_ wäre auch zwangsläufig das Jahr wesentlich länger, der Kalender _muss_ sich also von unserem signifikant unterscheiden.

Aber wie gesagt, ich kenne eigentlich keine Fantasywelt, die sich in den genannten Punkten von unserer Mutter Erde nennenswert unterscheidet und ordentlich durchdekliniert ist. Also sowas wie Discworld (Elefanten, Schildkröte) lassen wir hier mal außen vor.
Mir fällt da zB eine Autorin ein, die mal über irgendeinen Internetkanal rumgefragt hat, was es zu beachten gäbe wenn der Stern viel größer und heller wäre als die Sonne. Habe ich ihr eine ganze Latte von Konsequenzen aufgelistet, unter anderem dass dann ein lokales Jahr ca 80 Erdjahren entsprechen müsste und entsprechend die Jahreszeiten je 20 Erdjahre dauern würden. Das war ihr dann aber schon wieder zu strange und - sie entschloss sich, das alles zu ignorieren. Ich hab mir da nur gedacht, warum fragst du wenn du dich nicht für die Antwort interessierst.
(Mal ganz davon abgesehen, dass so ein Stern so eine kurze Lebensdauer hätte, dass jegliches Leben auf so einem Planeten nicht evolviert sein könnte sondern zwangsläufig "geschöpft" worden sein müsste, aber das ist ja in einer Fantasywelt nicht das Problem.)
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline nobody@home

  • Steht auf der Nerd-Liste
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 13.482
  • Username: nobody@home
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #31 am: 8.01.2025 | 17:37 »
Wir gehen doch eh ganz automatisch davon aus, dass die Fantasywelt der unseren in den meisten Dingen gleicht.

Was für mich insoweit schon ein Denkfehler ist, als man damit auch gleich darauf besteht, den ganzen Rattenschwanz von "Und natürlich funktioniert auch die Physik 1:1 bis zur letzten Nachkommastelle wie im richtigen Leben!" hinter sich herzuschleifen -- denn mit dem Ansatz kann ich zwar eine SF-Welt bauen, aber kein Fantasysetting. Dafür schließt der Stand der Realwelt-Wissenschaft solche Kleinigkeiten wie Magie nämlich ein wenig zu nachdrücklich aus.

Ein Fantasysetting kann aus meiner Sicht beispielsweise ruhig altmodisch flach sein und unter einer ganz altmodischen Himmelskuppel liegen, an der Sonne, Mond, und Sterne mehr oder weniger beweglich als Himmelslampen aufgehängt sind. Da dürfen Riesen existieren, obwohl die "richtige" Wissenschaft uns sagt, daß jemand so Großes eigentlich unter seinem eigenen Gewicht nicht mal richtig atmen und sein Blut am Pumpen halten können sollte, ohne auf komplett anderer Grundlage aufgebaut zu sein als kleinere Leute -- davon, in mehr als absoluter Zeitlupe auch noch irgendwelche Aktionen durchzuführen, ganz zu schweigen. Und da darf ein Zauberer auch schon mal kraft seines spitzen Hutes Dinge bewirken, die so grundsätzlichen Prinzipien wie dem Energie- und Impulserhaltungssatz höhnisch ins Gesicht lachen.

Und da soll ich mich großartig mit dem Nachrechnen der Umlaufbedingungen eines "realistischen" Planeten abhängig von der Größe und Spektralklasse seines Zentralgestirns aufhalten? wtf?

Offline Feuersänger

  • Orcjäger
  • Moderator
  • Titan
  • *****
  • Deadly and Absurdly Handsome
  • Beiträge: 34.317
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Feuersänger
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #32 am: 8.01.2025 | 18:00 »
Wie oben schon angedeutet: solche kompletten Fantasywelten, in denen weder Physik noch Naturgesetze gelten, sind freilich denkbar.
Aber der Mainstream macht es eben nicht so.

Abeir-Toril, Golarion, Dere, you name it -- so gut wie jedes handelsübliche Setting findet auf einem ganz normalen Planeten statt, selbst wenn wie zB in Spelljammer das Sonnensystem in einer "Blase" stattfindet die von "Phlogiston" umgeben ist.

Die einzigen zwei Ausnahmen, die mir gerade einfallen, sind die vorgenannte Pratchett'sche Scheibenwelt, und diese Welt aus fliegenden Inseln, wie hieß sie noch. Klar mag es noch ein paar mehr geben von denen ich nie gehört habe, aber ich bleibe dabei: bestimmt werden mindestens 98% der weltweiten Spielzeit auf "physikalischen" Settings absolviert.

Darum tut man auch gut daran, mit der bloßen Existenz von Magie nicht sämtliche Naturgesetze beiseite zu wischen, sondern die Magie lediglich als "Zusatz" zu betrachten. Die von dir genannten Punkte bzw Energie etc sind zB kein Problem, wenn man von zusätzlichen Dimensionen ausgeht, die rein theoretisch absolut möglich sind, auf deren Existenz wir lediglich in der realen Welt keinerlei Hinweis haben. Dann gibt es eben ein "astrales Gespinst", das die Magie mit Energie versorgt, und sich womöglich aus nochmal anderen Ebenen speist, weiß der Geier.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Arldwulf

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 9.107
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Arldwulf
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #33 am: 8.01.2025 | 18:26 »
Wobei in vielen Settings Sonne und Mond ja ohnehin eher Göttern oder künstlich geschaffenen Dingen entsprechen.

Die können natürlich klein sein und dennoch viel strahlen und willkürliche Bahnen nehmen.

Offline nobody@home

  • Steht auf der Nerd-Liste
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 13.482
  • Username: nobody@home
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #34 am: 8.01.2025 | 18:37 »
Na, wenn wir uns eh nur am "Mainstream" orientieren wollen...dann war noch mal gleich was die Frage? Warum's auf Fantasywelten überhaupt einen anderen Kalender braucht? Na, den braucht's dann dort natürlich auch nicht, und wir können genausogut auch gleich die Realweltnamen und -bezeichnungen beibehalten, weil ist ja auch bequemer so (und wenn doch mal einer nachfragt, dann sind die eben "schon übersetzt"). Dann ist so 'ne Fantasywelt eben auch genau die Erde außer da, wo die Designer ausdrücklich was geändert (und mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit auch nicht penibel auf eventuelle, aus physikalischer Sicht aber logische "Folgeschäden" abgeklopft) haben.

Und ja, auch in so was kann man absolut spielen. Schließlich gibt's genügend Settings auch für mehr oder weniger stark verfremdete "Unsere Welt in einer bekannten Epoche"-Spiele, ob nun direkt im Hier und Jetzt angesiedelt oder in einer zumindest einigermaßen nahen Zukunft oder Vergangenheit (sagen wir, Pi mal Daumen ca. plus/minus hundert Jahre). Warum also nicht auch "klassische" Fantasy...der Gedanke, daß man dafür überhaupt eine andere Welt als unsere eigene braucht, ist ja anhand von Gegenbeispielen wie Tolkien oder Howard seinerseits längst nicht zwingend.

Ob's dann tatsächlich jeden glücklich macht, ist natürlich gegebenenfalls eine andere Frage. Aber hey, solange die Mehrheit eh nix anderes kennt, warum sich den Kopf zerbrechen? ::)

Offline Paßwächter

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 144
  • Username: Paßwächter
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #35 am: 8.01.2025 | 21:25 »
Brauchen alle Kulturen einer Fantasywelt überhaupt einen Kalender?

Eine Kultur, die in Grotten im äquatorialen Bereich lebt, hätte mE wenig Bedarf daran - es sei denn, es gäbe physiologische Prozesse (wie den Menstruationszyklus menschlicher Frauen), die sich an einem der Zyklen orientieren.
Agrarische Bevölkerungen in mittleren und höheren Breitengraden hingegen profitieren von einem Kalender, der den Jahreslauf vorhersehbar und planbar macht.
Planbarkeit könnte auch von äquatoriale Kulturen sinnvoll sein, wenn es koordinierte Aktionen geben soll (wie jährliche Treffen), man sich aber nicht auf kurzem Weg verständigen kann. Ansonsten dürfte die Beobachtung des Sternenhimmels zwar ein Bewußtsein für den Jahreszyklus hervorbringen, es müsste aber kein Kalender daraus entstehen. Wenn die Information auch auf magischem Weg weitergegeben werden kann, entfällt die Notwendigkeit, sich an äußeren Bedingungen zu orientieren. Ein Kalender könnte in solchen Fällen eine rein akademische Spielerei sein - oder zu Zwecken wie der Vorhersage von Sonnenfinsternissen dienen.

Wo die Natur einen Jahreszeitenrhytmus zeigt, ergibt sich eine Einteilung in Phasen. Ob es vier sind (Winter, Frühjahr, Sommer, Herbst) oder eine andere Zahl, daran kann man trefflich herumspielen - wenn es sich aus z.B. weltanschaulichen Gründen anders anbietet, kann man daran die Andersartigkeit der Welt konkreter greifbar machen. Und ob die Phasen dann zu so etwas wie einer übergreifenden linearen Zeit zusammengefasst werden, ist damit auch noch nicht endgültig ausgemacht.

Wenn man Bedingungen hat, unter denen eine ganze Welt keinen Zyklus ausprägt, z.B. aufgrund von gebunderer Rotation oder der Stellung der Rotationsachse zur Umlaufebene, wäre an Stellen mit nebliger Atmosphäre auch nicht direkt ein Sonnenzyklus beobachtbar, ein Mondzyklus könnte sich durch Muster von Ebbe und Flut jedoch selbst ohne direkte Sichtbarkeit des Mondes wahrnehmen lassen. Bei klarem Himmel könnte (soweit möglich) die Sternbeobachtung die Jahreslänge anzeigen, auch wenn sie nicht mit Jahreszeiten verbunden ist.

Aber wenn man sich die Mühe macht, solche Setzungen einzubringen, läuft man permanent Gefahr, sie nicht konsistent durchhalten zu können. Führt das zu Widersprüchen in der bespielten Welt, ist das ein zumindest kleines Ärgernis. Wenn man den irdischen Kalender grob vereinfacht (12 x 30 Tage oder, wenn man eine 7-Tage-Woche haben möchte, 12 x 28 Tage), ist es leichter, die damit verbundenen Aspekte im Blick zu behalten, weil man sie ja ungefähr aus dem eigenen Erleben kennt, und man hat nur wenig komplizierte Mathematik rund um die Zeitangaben. Der Pragmatismus spricht also für eine solche Herangehensweise.

Zitat
Habe ich ihr eine ganze Latte von Konsequenzen aufgelistet, unter anderem dass dann ein lokales Jahr ca 80 Erdjahren entsprechen müsste und entsprechend die Jahreszeiten je 20 Erdjahre dauern würden.
Und woran würde diese Konsequenz sich festmachen? Wenn alle makroskopischen Prozesse in erster Näherung auch 80mal so lange dauern, würde man im Effekt doch genau gar nichts davon merken. Die Leute würden halt ggfs. 80 von ihren Jahren alt und nicht 80 von den irdischen.

Offline Mouncy

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 972
  • Username: Mouncy
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #36 am: 9.01.2025 | 17:06 »
Ich bin kein Song of Ice and Fire Profi, aber hat Westeros mit dieser langen Sommer / Winter Sache nicht ne riesen Umlaufbahn? Vermutlich ist das nirgends richtig definiert. In unserer Homebrew kitchen Sink haben wir den "normalen" Kalender adaptiert und einfach die Monate umbenannt bzw. den Monaten Tierzeichen zugeordnet. Ich schreibe diesen Text am 9. Drachen. Der Februar ist so kurz, weil er die Maus ist  ~;D

Offline Feuersänger

  • Orcjäger
  • Moderator
  • Titan
  • *****
  • Deadly and Absurdly Handsome
  • Beiträge: 34.317
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Feuersänger
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #37 am: 9.01.2025 | 18:18 »
@Paßwächter: der Großteil deines Beitrags sind sinnvolle und nachvollziehbare Überlegungen, aber das hier:

Zitat
Wenn alle makroskopischen Prozesse in erster Näherung auch 80mal so lange dauern, würde man im Effekt doch genau gar nichts davon merken. Die Leute würden halt ggfs. 80 von ihren Jahren alt und nicht 80 von den irdischen.

Hä? Wieso sollte das so sein? Es gibt absolut nichts, was das irgendwie rechtfertigen würde, außer "A Wizard Did It", und warum sollte er?
(Granted, es gibt in D&D den Trick mit Demiplanes als von Magiern erschaffene Refugien mit anderem Zeitfluss, sodass sie dort zB 8 Stunden rasten können während in der Primärwelt nur 6 Sekunden vergehen - aber das sind dann normalerweise Taschendimensionen ohne einheimisches Leben.)


hat Westeros mit dieser langen Sommer / Winter Sache nicht ne riesen Umlaufbahn? Vermutlich ist das nirgends richtig definiert.

Ja, ich glaube auch nicht dass das wirklich Hand und Fuß hat. Zumal es ja wohl durchaus auch "normale" Winter gibt und dann wieder in irgendwelchen größeren Abständen Mega-Winter (Mini-Eiszeiten?). Okay, vielleicht wäre das alles sogar irgendwie physikalisch erklärbar -- taumelnde Rotationsachse sorgt für "kurze" Jahreszeiten und exzentrischer Orbit für einen zusätzlichen langen Zyklus. Hmm. Aber dann müssten diese Mega-Winter ja auch vorhersagbar sein, und ist es nicht so dass sie eben unregelmäßig kommen und bleiben?
« Letzte Änderung: 9.01.2025 | 18:22 von Feuersänger »
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Paßwächter

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 144
  • Username: Paßwächter
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #38 am: 9.01.2025 | 18:21 »
Wieso sollte das so sein? Es gibt absolut nichts, was das irgendwie rechtfertigen würde, außer "A Wizard Did It", und warum sollte er?
Wenn die Welt Jahreszeiten kennt, dürften die sich am dortigen Jahr orientieren - und schon sind sie 80mal so lang. Oder warum sollte das Jahr 80mal bei einem Sonnenumlauf durchgegangen werden?  :think:
Und wenn das Jahr 80mal so lange dauert, warum sollte die Lebenszeit der dort lebenden Wesen zwingend auf 1/80 reduziert sein?

Offline Aedin Madasohn

  • Andergast´sche Salzarelenangel
  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.630
  • Username: Aedin Madasohn
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #39 am: 9.01.2025 | 18:23 »
Wenn alle makroskopischen Prozesse in erster Näherung auch 80mal so lange dauern, würde man im Effekt doch genau gar nichts davon merken

sobald man mit Vorrätehaben-Jahreszeiten wie Winter spielt, ist es "unhandlich" alles mal 80 zu nehmen.
Getreidezyklus muss 80 x so viel erzeugen, um durch einen 80 x so langen Winter zu kommen

hat man eine durchgehende Landmasse, kann man natürlich eine "Wandelfeldbauzivilisation" mit 80 Jahren um die Welt-ackern-Zyklen spielen  ;D
was dann aber zu sehr komischen politischen Effekten und Kriegskoaliationen führen würde.
vorallem, da die Herbst-Abwanderer komplett durch zur Frühlingsansiedler-Kante umrutschen müssten.

als ewiger Sommer-NachziehViehnomadensetting vielleicht, nur würde das auch mit kürzeren Zyklen "klappen", sprich das Geraffel muss ja erstmal zu etwas werden, was das Spiel voran bringt.

3er Mond - wie groß sollen die Monde den werden?
sind sie zu groß, müssen sie ziemlich weit weg sein, weil sie sich sonst stören.
Jupiter ist riesig groß, da gibt es genügend Orbitallaufbahnen für alle,
aber die lütte Erde mit drei mal unserem Mond und dann noch so nah?

welcher Gott soll den in Vollzeit dafür abgestellt werden, dass die nicht kollidieren?  ;D
(Plott: verhindert Mondbahner-Gott-Streik, ansonsten epischer Weltuntergang  ;D )

hat man 3 Monde in handlicher Größe/Orbitalen, - Bahnen staffeln sich -, so wären die natürlich für
MegaMagie-Astronomie-Konjunktionen (in einer Reihe mal helle Seite, mal dunkle Seite des Planet bzw. 4er Binäres System einsetz wenn einer der Monde auf der jeweils antagonistischen Planetenseite seiner beiden Brüder in Reihe steht) sehr elegant zu gebrauchen.


Offline Feuersänger

  • Orcjäger
  • Moderator
  • Titan
  • *****
  • Deadly and Absurdly Handsome
  • Beiträge: 34.317
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Feuersänger
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #40 am: 9.01.2025 | 18:29 »
Und wenn das Jahr 80mal so lange dauert, warum sollte die Lebenszeit der dort lebenden Wesen zwingend auf 1/80 reduziert sein?

Ich weiß nicht ob wir da gerade aneinander vorbei reden. Ich verstehe dich so, dass du der Meinung bist, wenn das Jahr 80x so lange dauert wie bei uns, werden die Menschen trotzdem 80 ihrer lokalen Jahre alt, also 6400 Erdenjahre. Und das ist, wenn wir irgendeine reelle Biologie zugrunde legen, Humbug. (Ja und Elben... diesind halt wieder maaaaagisch)

In so einer Welt könnte ein Mensch halt so plusminus _1_ lokales Jahr alt werden. Wenn es dort Jahreszeiten gibt, die wie bei uns durch die Achsneigung des Planeten verursacht werden, würde das entsprechend 20 (Erd-)Jahre lange Winter bedeuten -- und da darf man dann schon fragen, wie das funktionieren soll, wenn es 20 Jahre lang keine Ernten gibt und die betreffenden Breitengrade ebenso lange Zeit zum Auskühlen haben.

Wie gesagt, evtl wäre da etwas mit taumelnder Achse möglich, das überschreitet ehrlich gesagt mein Wissen. Aber ansonsten würde ich da vielleicht lieber "Achsneigung 0, Exzentrizität 0" setzen, somit gäbe es da keine Jahreszeiten, und ja, dann würde die lange Umlaufzeit um den Stern wiederum quasi keine Rolle spielen, außer für astronomische / astrologische Zwecke.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Paßwächter

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 144
  • Username: Paßwächter
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #41 am: 9.01.2025 | 18:39 »
Der Getreidezyklus hat aber ja auch 80mal so viel Zeit für Heranwachsen und Reifung - man könnte also pro Halm das 80fache ernten oder so? Oder man verhungert entsprechend langsam, weil man ja immer schon auf einer Welt gewesen ist, die so lange Jahre hat. Und wenn, wie gesagt, makroskopisch alles entsprechend langsam ist, keimen die Kartoffeln 80mal so langsam, reifen die Bananen 80mal so langsam nach... Warum sollte sich auf einer solchen Welt etwas entwickeln, das sich an der irdischen Jahreslänge orientiert, und nicht etwas, das sich an der dortigen Jahreslänge orientiert? Braucht es dafür wirklich Magie?
Und braucht es wirklich Menschen, die ihre Lebensdauer aus etwas beziehen, was es in der bespielten Welt nicht gibt? Wenn sie dort "einheimisch" sind, können sie sich so entwickelt haben, daß sie 6400 irgendwas alt werden; wir irdischen Menschen sind nach 6400 Tagen ja auch noch nicht am Ende - oder auch nach 80 Merkur-Jahren. Es können in der bespielten Welt ja keine Menschen sein, die sich irdisch entwickelt haben, sondern nur welche, die in eine andere (nämlich die bespielte) Welt gehören. Stabilere Telomere, besserer Fettstoffwechsel, bessere DNA-Reparatur... aber das wäre mehr die SciFi-Ecke, nicht Fantasy.

Edit:
Eventuell gehen wir von verschiedenen Setzungen aus?
Ich bin bei der Fiktion der erwähnten Frau davon ausgegangen, daß es keine irdischen Menschen sein müssten, die da leben.
Wenn es eine Verquickung der irdischen mit der bespielten Welt gibt, kann das Leben nicht einfach 80mal so lang werden. Das wäre nur halt eine Zusatz-Annahme, die ich oben nicht wahrgenommen habe.
Aber wenn es (wovon ich ausgegangen war) keine Verquickung zwischen beiden gibt... wäre meines Erachtens doch das Auftauchen von irdischen Menschen das, was Magie erfordern würde.
« Letzte Änderung: 9.01.2025 | 20:08 von Paßwächter »

Offline Doc-Byte

  • Hero
  • *****
  • Been there, run that
  • Beiträge: 1.274
  • Username: Doc-Byte
    • Star Reeves - Das Space Western RPG
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #42 am: 9.01.2025 | 18:52 »
Ja, ich glaube auch nicht dass das wirklich Hand und Fuß hat. Zumal es ja wohl durchaus auch "normale" Winter gibt und dann wieder in irgendwelchen größeren Abständen Mega-Winter (Mini-Eiszeiten?). Okay, vielleicht wäre das alles sogar irgendwie physikalisch erklärbar -- taumelnde Rotationsachse sorgt für "kurze" Jahreszeiten und exzentrischer Orbit für einen zusätzlichen langen Zyklus. Hmm. Aber dann müssten diese Mega-Winter ja auch vorhersagbar sein, und ist es nicht so dass sie eben unregelmäßig kommen und bleiben?

Man könnte noch etwas vulkanische Aktivitäten als Variable mit in die Gleichung werfen. Sonnenzyklen wiederum sollten einem regelmäßigen Muster folgen. :think: Am Ende des Tages läuft es wohl auf "it's magic" hinaus. ;D
If you want to take back what they stole / Feed the rage in your heart / Till it's ready to blister. / Now put your gun in your hand / And take it to Mister

Offline Feuersänger

  • Orcjäger
  • Moderator
  • Titan
  • *****
  • Deadly and Absurdly Handsome
  • Beiträge: 34.317
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Feuersänger
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #43 am: 9.01.2025 | 20:56 »
Nochmal: warum sollten makroskopische Prozesse auf einer anderen Welt um Größenordnungen schneller oder langsamer ablaufen? Insbesondere Faktor 80?
Ein Mensch wird ja nicht 80 Jahre alt, weil da einer sitzt und mitzählt wie oft er die Sonne umrundet hat und dann bei einer bestimmten Zahl den Stecker zieht. Sondern u.a. weil bis dahin seine Pumpe 3 Milliarden mal geschlagen hat und seine Zellen sich soundsooft geteilt haben und dann einfach nach und nach alles schlappmacht.
Dass das Leben in dem Tempo abläuft, das wir kennen, ist ja kein reiner Zufall sondern hängt u.a. von der Geschwindigkeit der Stoffwechselprozesse ab, und diese wiederum von der Betriebstemperatur, und diese wiederum unterliegt sehr engen Schranken (Stichwort 42 Fieber). Und wie wir die Welt wahrnehmen, hat mit dem Tempo der Nervensignale zu tun und so weiter. Das sind alles keine Prozesse, die man völlig nach Belieben um Faktor 100 runter oder raufregeln kann.

Zitat
ich bin bei der Fiktion der erwähnten Frau davon ausgegangen, daß es keine irdischen Menschen sein müssten, die da leben.

Meines Erachtens völlig irrelevant, da überall im Universum die gleichen Naturgesetze gelten und somit zB eine bestimmte Reaktion bei einer bestimmten Temperatur überall gleich schnell abläuft.

--

Wenn wir mal so einen 80-Jahres-Planeten annehmen, auf dem aber das Leben - wie zu erwarten ist - in der gleichen Geschwindigkeit abläuft wie bei uns, also 1 Mensch so ziemlich genau eine Lebenserwartung von 1 lokalen Jahr hat. Nennen wir mal 1/80 dieser Spanne, also 1 Erdenjahr, einen "Splitter". Dann dürfte der Geburtszeitpunkt einer Person einen wesentlich größeren Einfluss auf sein Leben haben und entsprechend auch in der Folklore eine viel größere Bedeutung haben. "Er ist ein Winterkind, am Anfang des Winters geboren, die ersten 20 Splitter seines Lebens sah er nichts als Schnee". Und so weiter. Das wäre dann auch mal ein Stück Colour, das man gut ins Rollenspiel integrieren könnte.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Online Galatea

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 917
  • Username: Galatea
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #44 am: 9.01.2025 | 21:42 »
Man kann mit langsamen Jahreszeiten auch andere cool Sachen machen, beispielsweise einen Planet der sich super langsam dreht (sich vielleicht sogar seit Zehntausenden von Jahren auf dem Weg zu titally locked befindet).
Da hätte man dann Jahreszeiten die Jahrzehnte (oder gar Jahrhunderte) dauern und die Leute sind im Prinzip alle Halbnomaden, die regelmäßig dem nahenden Winter ausweichen müssen.
Dafür finden sie auch immer wieder (manchmal vielleicht sogar absichtlich platzierte) Hinterlassenschaften der Zivilisationen, die vor ihnen kamen.

Generell sollte sich die Zeitrechnung auf einem Planeten im groben an den lokalen Gegebenheiten orientieren. Minuten und Stunden sind ohnehin arbiträr, da findet sich bestimmt ein Grund, warum das so ist.
Tages- und Jahreslänge, die nicht mit den Hell/Dunkel-Phasen bzw. dem Jahreszeitenzyklus zusammenhängen machen aber ganz grundlegend keinen Sinn.
Letztlich ist es für praktische Anwendung im RPG auch egal, ob ein Tag jetzt 20, 24 oder 28 Stunden hat - und wie lange ein Jahr ist sowieso. Das beeinflusst der Hintergund, aber nicht das Spiel der Charaktere.
« Letzte Änderung: 10.01.2025 | 00:43 von Galatea »
We should respect all forms of consciousness. The body is just a vessel, a mere hull.

Offline Feuersänger

  • Orcjäger
  • Moderator
  • Titan
  • *****
  • Deadly and Absurdly Handsome
  • Beiträge: 34.317
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Feuersänger
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #45 am: 9.01.2025 | 21:58 »
Das ein Tag ausgerechnet in 2x12 Stunden zu je 60 Minuten eingeteilt wird, ist ja auch keine moderne Erfindung, sondern hat seinen Grund schlicht darin, dass diese Zahlen so wunderbar viele Teiler haben. Man kann sie halbieren, dritteln, vierteln, sechsteln, achteln, zwölfteln... mit einem 20-Stunden Takt oder 100-Minuten-Stunden wäre man da wesentlich eingeschränkter.
Darum ist es für mich auch plausibel wenn sie in anderen Welten auf die gleiche Idee gekommen sind. Ob dann jede dieser Stunden und Minuten genau die gleiche Anzahl Schwingungen von Cäsiumatomen lang sind wie bei uns, _das_ ist in der Tat irrelevant.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Paßwächter

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 144
  • Username: Paßwächter
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #46 am: 10.01.2025 | 00:09 »
Nochmal: warum sollten makroskopische Prozesse auf einer anderen Welt um Größenordnungen schneller oder langsamer ablaufen? Insbesondere Faktor 80?
Weil das just mit dem Jahr so hinkommt, wenn das Jahr um einen Faktor 80 länger ist.

Zitat
Sondern u.a. weil bis dahin seine Pumpe 3 Milliarden mal geschlagen hat und seine Zellen sich soundsooft geteilt haben und dann einfach nach und nach alles schlappmacht.
Na und? Ist das nicht kontingent? Hat sich gerade so entwickelt, hätte auch anders sein können. Und wenn das Jahr länger ist und demzufolge die ganze Umgebung auf ein längeres Jahr eingestellt ist (es ergibt ja keinen Sinn, 80mal Laubfall und Neuaustrieb zu haben und so), dann kann das genauso gut für diejenigen Wesen zutreffen, die dort die Rolle der hiesigen Menschen einnehmen. Irdische Menschen haben sich unter dem Einfluß einer bestimmten Jahreslänge entwickelt. Nichtirdische Menschen werden unter wesentlich anderen Umständen wohl kaum die gleiche Entwicklung nehmen. Es ist in meinen Augen alles andere als zu erwarten, daß alles wie hier ist - dafür gibt es zu viel Spielraum für Zufälle, ortsspezifische Einflüsse und mehr. Ich fände es insofern wahlweise "magic", "religious" oder extrem unplausibel, wenn anderswo bei all den anderen Einflüssen Menschen just wie hier wären. Warum um alles in der Welt sollten sie? Könnten sie überhaupt?

Für die Zeiteinteilung nach einem Duodezimalsystem gibt es einen mathematischen Grund, da ist es auch in meinen Augen vernünftig anzunehmen, daß andere auf ähnliche Systeme kommen. Aber "die Evolution" wird unter anderen Umständen nur mit einer winzigen Wahrscheinlichkeit das gleiche hervorbringen.

Zitat
Da hätte man dann Jahreszeiten die Jahrzehnte (oder gar Jahrhunderte) dauern und die Leute sind im Prinzip alle Halbnomande, die regelmäßig dem nahenden Winter ausweichen müssen.
Könnten sie nicht einfach im äquatorialen Bereich bleiben, bzw. an äquivalenten Orten?
Da müsste man drumherum noch so Faktoren einführen wie extreme Temperaturschwankungen (was nicht unlogisch wäre bei einer weiten Umlaufbahn mit entsprechender Elipsenform) - zur "Winterzeit" gefriert der ganze Planet, und im Sommer glüht er vor Hitze. Wobei... dann würden die Leute vermutlich irgendwann darauf kommen, daß es in Höhlen ganzjährig halbwegs gleich temperiert bleibt (sofern das denn dort auch so ist). Und mit ein bisschen züchterischem Geschick läßt sich sicher aus Pilzen auch so allerhand machen...  :think:
Wenn wiederum der Sommer so heiß ist, daß sie es draußen nicht aushalten, könnten sie zeitweilig den Pflanzen hinterherziehen, um immer in einer Ernteregion zu bleiben, und nach Möglichkeit Vorräte in Höhlen anlegen, in denen sie die beiden extremen Jahreszeiten "aussitzen" können.

Offline Feuersänger

  • Orcjäger
  • Moderator
  • Titan
  • *****
  • Deadly and Absurdly Handsome
  • Beiträge: 34.317
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Feuersänger
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #47 am: 10.01.2025 | 00:56 »
Weil das just mit dem Jahr so hinkommt, wenn das Jahr um einen Faktor 80 länger ist.

Aber das ist doch völliger Quatsch! Das ist doch als ob du sagst "Jetzt guck ich in mein Portemonnaie und dann sollten da 300.000€ drin sein, damit es für nen neuen Lambo hinkommt." Ja mit 300k könntest du dir den Lambo kaufen, aber das ist kein Grund dafür das in deinem Geldbeutel 300k drin sein sollten.


Zitat
Na und? Ist das nicht kontingent? Hat sich gerade so entwickelt, hätte auch anders sein können.

Okay Reality Check: genau genommen könnte sich auf so einem Planeten evolutionär überhaupt kein Leben entwickeln, da wie gesagt diese Umlaufzeit mit einem blauen Stern korreliert (der Planet muss ja in der habitablen Zone liegen), der selber nur vielleicht 100 Millionen Jahre Lebenszeit hat, also vorn und hinten keine Zeit da ist um höhere Lebensformen hervorzubringen. Ganz besonders nicht wenn alle biologischen Prozesse um den Faktor 80 verlangsamt ablaufen sollen, aus welchem Grund auch immer. Das müsste ja dann auch für evolutionäre Prozesse gelten.
Mal ganz außen vor gelassen, dass so ein Stern dann so eine enorme UV-Strahlung aussenden würde, dass im exakten Gegenteil eine viel schnellere Alterung aller im Freien lebenden Organismen plausibel wäre. Da müsste der Space Wizard also auch nochmal bei.

Also klar, wenn du sagst "A Wizard did it" bzw irgendein Gott hat das alles in 6 Tagen genau so geschaffen wie du es dir wünschst, inklusive Menschen die 6400 Erdjahre leben, ja klar das kann man natürlich immer sagen, aber das führt mE nirgendwo hin.
Vor allem kann ich auch in diesem Szenario nicht nachvollziehen, wozu das gut sein soll, weil es ja dann innerhalb dieser Welt für den Betrachter (vulgo Spieler) überhaupt keine Anhaltspunkte gibt, dass sich dort alles um Faktor 80 langsamer entfaltet als zB auf der Erde.

Zitat
Und wenn das Jahr länger ist und demzufolge die ganze Umgebung auf ein längeres Jahr eingestellt ist (es ergibt ja keinen Sinn, 80mal Laubfall und Neuaustrieb zu haben und so),

Auch hier wieder Protest. Schau dir Pflanzen im "immergrünen" tropischen Regenwald an -- die haben ja quasi gar keinen Jahreszyklus, was aber nur zu dem Unterschied führt dass dort nicht alle Blätter gleichzeitig absterben weil man sie im Winter eh nicht aufrechterhalten kann, sondern halt immer mal hier eins da eins, ohne dass es auffällt. Wieviele Tage dann so ein einzelnes Blatt lebt -- keine Ahnung.

Oder auch in unseren Breiten: Schmetterlinge. Die haben auch keinen jährlichen Zyklus pro Generation, sondern ziehen in den wärmeren Monaten beispielsweise 3 Generationen durch, ehe die letzte davon eine überwinternde Brut anlegt (oder zum Teil sogar selbst überwintert).
Also ja, klar muss man sich als Lebensform der Umgebung anpassen, aber es ist halt ein extrem, wirklich extrem extrem weiter Stretch davon auszugehen, dass sich dann alles auf einen 30000-Tage-Zyklus einstellt, und noch viel weniger dass dann alle Lebensformen 80 mal länger leben.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Online Galatea

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 917
  • Username: Galatea
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #48 am: 10.01.2025 | 01:23 »
Weil das just mit dem Jahr so hinkommt, wenn das Jahr um einen Faktor 80 länger ist.
Hä? Nur weil die Jahre länger dauern werden die Lebewesen dort doch nicht älter.
Die Spanne bei Säugetieren allein geht von anderthalb Jahren (diverse Mäuse) bis zu über 200 Jahren bei manchen Walen, bei den Insekten von anderthalb Monaten (Fruchtfliegen) bis knapp 30 Jahre (Ameisenköniginnen). Mit den Sonnenumrundungen der Erde haben diese Lebensspannen nichts zu tun.

Nichtirdische Menschen werden unter wesentlich anderen Umständen wohl kaum die gleiche Entwicklung nehmen
"Nichtirdische Menschen" ist an und für sich schon ein Oxymoron.
Menschen haben sich auf der Erde aufgrund der hiesigen Bedingungen exakt so entwickelt. Keine gleichen Bedingungen -> keine Menschen.

Könnten sie nicht einfach im äquatorialen Bereich bleiben, bzw. an äquivalenten Orten?
Wenn der Planet 800 Jahre braucht, um sich einmal um die eigene Achse zu drehen, dann wird es auf der sonnenabgewandten Seite auch am Äuqator auf Dauer verdammt kalt.

Wobei... dann würden die Leute vermutlich irgendwann darauf kommen, daß es in Höhlen ganzjährig halbwegs gleich temperiert bleibt (sofern das denn dort auch so ist). Und mit ein bisschen züchterischem Geschick läßt sich sicher aus Pilzen auch so allerhand machen...  :think:
Joa, bleiche Humanoide, die praktisch blind sind und sich mit Klicklauten orientieren. Klingt lustig.
The Descent lässt grüßen.

Wenn wiederum der Sommer so heiß ist, daß sie es draußen nicht aushalten, könnten sie zeitweilig den Pflanzen hinterherziehen, um immer in einer Ernteregion zu bleiben, und nach Möglichkeit Vorräte in Höhlen anlegen, in denen sie die beiden extremen Jahreszeiten "aussitzen" können.
Kommt halt drauf an wie lange es dauert. Nen 200 Jahre langen Winter sitzt niemand aus.
We should respect all forms of consciousness. The body is just a vessel, a mere hull.

Offline nobody@home

  • Steht auf der Nerd-Liste
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 13.482
  • Username: nobody@home
Re: Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten
« Antwort #49 am: 10.01.2025 | 09:21 »
Ist halt wirklich die Frage, ob wir einen Kalender für ein Fantasy- oder für ein Science-Fiction-Setting entwerfen wollen. Trotz gegenteiliger Ansage im Startpost klingt's mir mittlerweile zunehmend nach Letzterem -- denn damit "Fantasy" überhaupt funktioniert, muß man ja geradezu bereit sein, die übergenauen Ansprüche an "Läuft alles gaaanz genau wie bei uns!" über Bord zu werfen. Und das wohlgemerkt auch, ohne selbst gleich ein bis zur letzten Dezimalstelle in sich stimmiges Alternativmodell von vergleichbarer Komplexität liefern zu können oder zu wollen, denn mit dem Ansatz kämen wir schon aus rein praktischen Arbeitszeit- und Personalgründen ebenfalls auf keinen grünen Zweig.

"Fantasy" bedeutet letzten Endes Handwedeln (schön, das tut Rollenspielsettingdesign ohnehin immer -- für Fantasy und andere "unrealistische" Genres gilt das einfach nur ein bißchen mehr) und, wenn's hilft, zumindest gelegentliche Erinnerung an das ggf. leicht angepaßte gute alte MST3K-Mantra ("It's just a show game, I should really just relax"). Ich fürchte, da führt schlichtweg kein Weg dran vorbei.