Ich kann gut verstehen, dass man einfach mal satt ist von klassischen Fantasy-Settings, aber ich würde kein Dogma draus machen. Originalität ist schön, aber für mich kein Wert an sich. Wenn jemand Elfen, Zwerge, Orks gut darstellt und den Kulturen einen kleinen Twist und eine schöne Tiefe gibt, dann hat er bei mir einen Punkt. Wenn jemand krampfhaft um Elfen, Zwerge, Orks herumschippert, um dann doch sehr ähnliche Klischees ähnlich zu besetzen, dann ziehe ich die Originale dem Originellen vor. Es gibt etliche Romane mit Horden an Orks bloß unter anderem Namen. Aber genau so stumpf und eindimensional. Für mich ist da überhaupt nichts gewonnen.
Für mich haben die klassischen Fantasyvölker durchaus was Mythologisches, Ikonisches, was eben davon lebt, dass man aus einer altbekannten Quelle schöpft. Das kann mal viel werden. Aber das gehört eben auch zu den Formkriterien des Genres. Ein gutes, interessantes, originelles Fantasyvolk zu entwickeln mag ja gelingen. Aber diesem eine mythologische, ikonische Kraft zu geben, ist aus dem Stand wohl kaum möglich. Und auch schlecht planbar.
Dazu kommt für Rollenspielproduktionen: Der Köder muss ja dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Ich glaube, es gibt viel mehr Leute da draußen, die Elfen, Zwerge und Orks mögen, als die, die die alle nicht mehr sehen können. Willst du freiwillig für eine kleine Nische schreiben? Ich habe mal bei Midgard mit an einem Quellenbuch für eine exotische, barbarische, wenig bespielte Kultur und Region geschrieben. Alle, die das "Normale" wollten, waren eh schon außen vor. Außerdem sollte es da auch keine Elfen und Zwerge geben. Halblinge sowieso nicht. Damit hatte man gleich zwei Ausschlusskriterien: Das Setting ist nicht füt Gruppen, die in der Zivilisation spielen wollen, und auch nichts für Liebhaber spitzer Ohren und langer Bärte.
Ich fürchte aber, eine Eisdiele ohne Vanillieeis funktioniert nicht. Oder es wird der Anlaufpunkt recht weniger Liebhaber.