Pen & Paper - Spielsysteme > Pen&Paper-Rollenspiel mit Kindern

These: Komplexität der Regeln ist sekundär

<< < (3/5) > >>

Hotzenplot:
Auch wenn ich es im Ergebnis ganz ähnlich mache wie Ludovico und mehrere Poster hier im Faden, sehe ich die These etwas kritisch.

Die Komplexität der Regeln im Kinderrollenspiel ist nicht mehr oder weniger sekundär als im Spiel mit Erwachsenen. Im Rollenspiel mit Kindern kommt nur viel mehr Verständnis zu Tage, wenn die jungen Spieler*innen einfach ihre Fantasie ausleben wollen und es ihnen egal ist, was die Regeln sagen. Wir (ich jedenfalls) neigen da vermutlich zu mehr geneigter Handwedelei, wenn es nötig ist.

Ich spiele aber bewusst mit meinen Kinderrunden kein DSA (abgesehen von den vereinfachten Regeln aus Die schwarze Katze und den dort enthaltenen noch einfacheren Erzählregeln mal testweise). Warum? Weil die Komplexität schnell stark zunimmt, wenn man vergleichsweise typische Handlungen erzählen will.
"Was ist das denn für ein Trank, den wir da gefunden haben" - "Ja, okay, mach mal ne Trankanalyse mit DSA5, wir sehen uns in 3 Wochen wieder!".
Klar, die hier auch schon im Thread teilweise vorgeschlagene Lösung ist einfach: Handwedeln, Rulings und so weiter. Aber das soll im Sinne des Erfinders sein? Ich denke nicht.

Ich leite aktuell eine D&D5-Runde mit zwei 10jährigen und einem 12jährigen (Dragon of Icepire Peak haben wir durch und sind in ein weiteres Abenteuer eingestiegen). Der Vorteil beim modernen D&D, aber auch den OSR-Varianten, die ich kenne, ist, dass die höhere Komplexität eigentlich erst mit den späteren Charakteroptionen in höheren Leveln kommt. Die Kinder können also "mitleveln" in ihrer Lernkurve. Aber auch D&D5 führt schon zu Problemen, wenn z. B. ein Kind einen Fullcaster spielt. Der Junge, der den Kleriker gespielt hat im ersten Abenteuer, ist sogar ziemlich lesekompetent für sein Alter, aber alleine seine Sprüche auswählen, das wäre schwierig geworden.

HEXer:
Nur ganz kurz und etwas überpauschalisiert:

Je komplexer die Regeln in einem Rollenspiel mit Kindern, desto weniger Phantasie und Kreativität setzen die Kinder ein. Komplexe Regelwerke tun letztlich vor allem eines: Sie trainieren den Kindern die Kreativität und Phantasie ab. Kinder lernen durch sie, nicht einfach zu tun was in der Geschichte sinnvoll wäre oder was sie toll fänden, sondern erst einmal zu schauen, ob das Charakterblatt das auch hergibt.

Hotzenplot:

--- Zitat von: HEXer am  7.02.2025 | 18:33 ---Nur ganz kurz und etwas überpauschalisiert:

Je komplexer die Regeln in einem Rollenspiel mit Kindern, desto weniger Phantasie und Kreativität setzen die Kinder ein. Komplexe Regelwerke tun letztlich vor allem eines: Sie trainieren den Kindern die Kreativität und Phantasie ab. Kinder lernen durch sie, nicht einfach zu tun was in der Geschichte sinnvoll wäre oder was sie toll fänden, sondern erst einmal zu schauen, ob das Charakterblatt das auch hergibt.

--- Ende Zitat ---

Oh ja, interessanter Punkt. Ich stimme grundsätzlich zu, sehe aber auch Vorteile bei Regeln auf Charakterblättern. Sie können die Phantasie anregen. Was kann ich denn? Ah, einen Feuerball, cool - Und ich habe Goodberries, da mache ich schon mal ein paar von. Besonders stark darin, muss ich leider zugeben, ist D&D5 mit seinen vielen bunten Bildern und Angeboten. Klar, einerseits schränkt es die völlige Freiheit in der Phantasie ein, aber wenn du dann als 10jähriger so einen Drizzt mit zwei Säbeln und nem Panther siehst, hast du auch Ideen, was der so alles anstellen könnte in der Welt.  ;D

Galatea:
Ich würde die These mal soweit verändern, zu sagen "die Komplexität der Regeln ist sekundär, solange sie im praktischen Spiel einfach und intuitiv zu anzuwenden sind".

Für die Praxis in der Spielrunde interessiert es mich nicht, ob der Magier der Gruppe unter dem Einsatz von 12 verschiedenen Zusatzbänden 4 Wochen damit verbracht hat sein magisches Artefakt zusammenzuschrauben - mir ist nur wichtig, dass es einen Effekt hat, der mechanisch halbwegs einfach abzuhandeln ist und nicht 5 Proben mit jeweils 3 verschiedenen Würfeltypen erfordert, die auch noch alle unterschiedliche Boni haben.

Mit Kindern würde ich aber aus bereits im Thema genannten Gründen allgemein eher regelleicht fahren.
Zum einen wegen Erzählfluss, zum andern damit man nicht ständig in "das geht aber laut Regeln nicht/das kannst du mit deinen Fähigkeiten nicht schaffen"-Situationen kommt.

Femenmeister:

--- Zitat ---Mit Kindern würde ich aber aus bereits im Thema genannten Gründen allgemein eher regelleicht fahren.
Zum einen wegen Erzählfluss, zum andern damit man nicht ständig in "das geht aber laut Regeln nicht/das kannst du mit deinen Fähigkeiten nicht schaffen"-Situationen kommt.
--- Ende Zitat ---

Finde ich einen total wichtigen Punkt. Ich persönlich glaube, dass einer der schönsten Aspekte für Kinder beim Rollenspiel die Selbstwirksamkeit ist, die sie dort erfahren können. Nach dem Motto: Mein Tun macht einen Unterschied in der Welt.

Klar sollte auch das kein Freifahrtschein sein - manchmal braucht es eben gewisse Grenzen, damit eine Welt oder Erzählung noch eine halbwegs folgerichtige Logik hat. Aber die Regeln, die man mit den Kids anwendet, sollten meiner Meinung nach den größtmöglichen Freiraum für die eigenen Ideen und Impulse lassen.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln