Pen & Paper - Spielsysteme > Pen&Paper-Rollenspiel mit Kindern
These: Komplexität der Regeln ist sekundär
Ludovico:
Ich bin mittlerweile doch zum Schluß gekommen, es etwas differenzierter zu sehen, nachdem ich das Der Eine Ring-Spiel gelesen habe.
Bei Dungeons and Dragons mit all seinen Klassenskills dürfte es ähnlich interessant werden.
Ich denke, dass nicht mal Beschränkungen das Problem sind. Wenn es um Freiheit geht, dann könnte man ja auch auf Regeln verzichten. Aber das Problem ist, dass ich es für sinnvoll erachte, dass der Spieler die Fähigkeiten seines Charakters kennt.
Es kommt halt aber auch immer auf das Kind/die Kinder an. Manche sind weiter und manche weniger weit.
Selbst bin ich nun dabei eine Der Eine Ring-Runde vorzubereiten, die auf dem einfacheren Starter-Set basiert, mit der Option später das komplette Spiel zu nutzen.
Allerdings werde ich hier eine gemischte Runde aufbauen (ein Kind und 3-4 Erwachsene).
Blizzard:
--- Zitat von: HEXer am 7.02.2025 | 18:33 ---Nur ganz kurz und etwas überpauschalisiert:
Je komplexer die Regeln in einem Rollenspiel mit Kindern, desto weniger Phantasie und Kreativität setzen die Kinder ein. Komplexe Regelwerke tun letztlich vor allem eines: Sie trainieren den Kindern die Kreativität und Phantasie ab. Kinder lernen durch sie, nicht einfach zu tun was in der Geschichte sinnvoll wäre oder was sie toll fänden, sondern erst einmal zu schauen, ob das Charakterblatt das auch hergibt.
--- Ende Zitat ---
Demnach ist Simulationismus nur was für Erwachsene ?
Galatea:
--- Zitat von: Blizzard am 12.02.2025 | 09:17 ---Demnach ist Simulationismus nur was für Erwachsene ?
--- Ende Zitat ---
Nein - ich kenne genug Kinder, die Tabletops spielen.
Im Rollenspiel geht es aber in erster Linie um Kreativität und Geschichten erzählen und da kann besonders bei Kindern ein sperriges Regelwerk sehr im Weg sein (kann es auch bei Erwachsenen, aber die können sich i.d.R. komplexe Regeln besser merken/schneller abhandeln).
aikar:
--- Zitat von: Ludovico am 7.02.2025 | 15:42 ---Und ich denke, dass, wenn man diese Erkenntnis auf Rollenspiel mit Kindern überträgt, die Regelkomplexität nur eine stark untergeordnete Rolle spielt.
Wichtig ist halt, dass der SL die Regeln drauf hat, wobei es hier über kurz oder lang darauf hinauslaufen wird, dass die Kinder immerhin den Grundmechanismus drauf haben werden. Denn dieser ist so gut wie immer leicht - auch bei Schwergewichten wie Shadowrun, Rolemaster, Das Schwarze Auge,... Die Komplexität kommt ja erst durch die Zusatzregeln und hier insbesondere Kampf.
--- Ende Zitat ---
Wenn ich einen Großteil der Regeln eines komplexen Systems nicht anwende bzw. von den Spielenden einfordere, ist für diese natürlich die Komplexität erst Mal irrelevant. Das ist unabhängig vom Alter. Ich sehe jetzt aber auch nicht den Nutzen darin, dann überhaupt ein komplexes System zu verwenden. Außer das Ziel ist es, die Gruppe schrittweise konkret an dieses bestimmte System heranzuführen, das man dann doch irgendwann in der vollen Ausbaustufe mit ihnen spielen will.
Ein weiteres Problem hast du indirekt auch schon angesprochen:
--- Zitat von: Ludovico am 7.02.2025 | 15:42 ---Natürlich ist das nicht anwendbar bei allen Kindern. Das Alter spielt schon eine erhebliche Rolle.
--- Ende Zitat ---
Das ist nicht zwingend eine Sache des Alters, sondern wie bei Erwachsenen eine Frage des persönlichen Interesses, sich mit den Regeln auseinander zu setzen. Und wie bei Erwachsenen wird es dann problematisch, wenn dieses Interesse in der Gruppe außeinander klafft. Wenn ein Teil sich strikt an die Regeln hält und bei einem anderen Teil gehandwedelt wird, wird es Konflikte geben. Die halten sich sicher noch in Grenzen, wenn z.B. Erwachsene in der Gruppe nach den Regeln spielen aber der Umgang bei Kindern in der selben Gruppe lockerer ist. Aber je mehr auf einer Stufe die Gruppe ist, umso schlagender wird es.
Ansonsten bin ich der Meinung, ausschlaggebend für Neulinge, egal ob Kinder oder Erwachsene, ist die Komplexität des Charakterbogens. Was am Charakterbogen steht, ist präsent und wird gleich als Teil des Spiels wahrgenommen. Wird man hier von der Komplexität erschlagen, kann das einschüchternd sein.
CK:
Ich sagen neuen Spielern (altersunabhängig) immer, dass sie keine Regeln wissen müssen - sie müssen nur wissen/sich vorstellen können, was ihr Charakter macht - was dann regeltechnisch geschieht, welche Würfel benutzt werden, können ja erstmal SL/Mitspieler übernehmen. Und da kann man dann was sehr komplexes fahren, das bekommen die ja gar nicht mit.
Das klappt gerade bei Kindern gut, doch selbst die fangen irgendwann an, "hinter" das reine Kopfkino zu schauen, was da mit den ganzen Zahlen usw. eigentlich passiert.
Ein trockenes, überkomplexes Regelwerk wird sie dann vermutlich nicht vom Weiterspielen abbringen, aber vielleicht davon, sich näher mit den Mechaniken der Regeln zu beschäftigen. Hinzukommt, dass Wahrscheinlichkeitsrechnung bei Kindern noch nicht so das Ding ist, eine höhere, leicht nachvollziehbaren "Lebenspunkte"anzahl oder "bessere Werte" sind aber schon problemlos nachvollziehbar.
Ich denke aber trotzdem, die eigentliche Komplexität hält Kinder nicht unbedingt davon ab, sich auf sie einzulassen (ob sie alles rallen, ist nochmal eine ganz andere Frage) - man muss sie vor allem schick verpacken:
Ein trockener, überladener 80er Jahre Schreibmaschinen-Charakterbogen von Rolemaster (nichts gegen Rolemaster, passt nur gut) lädt (gerade heutige) Kinder weniger dazu ein, sich damit auseinander zu setzen, als beispielsweise ein Bogen mit wenigen Werten und verständlichen, attraktiven Icons (wie das AC-Schild bei vielen OSR-Charakterbögen, was ja oft richtig schick wie aus nem Comic daherkommt).
Sowas kann bei Kindern immens die Hemmschwelle senken, sich mit den Regeln genauer zu beschäftigen, und diese Hemmschwelle halte ich für die größere Hürde, als die eigentliche Regelkomplexität am Ende (wobei einfache Regeln natürlich - wie für jedermann - leichter zu verdauen sind).
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