Als Vertreter der nicht-extremen Position (Es ka n n Umstände geben, in denen ein Eingriff ein gut zu rechtfertigender Teil des Spielleitens ist) muss ich wirklich hart nachdenken, wo ich es zuletzt gemacht hätte.
Vielleicht können die Critical-Role-Fans etwas mehr beitragen: Matt Mercer würfelt verdeckt. Das tut er sicher nicht, um nicht eingreifen zu können.
Ich kann nur anbieten, Beispiele zu erfinden.
Wir spielen unsere 3.5-Kampagne bald 30 Jahre mit denselben Charakteren in derselben Geschichte. Wir spielen mittlerweile vier bis fünf Mal im Jahr, je 6 Stunden. Daraus folgt, dass wir uns aufgrund der Seltenheit des Spielens auf die Dinge fokussieren, die uns Freude machen: Diplomatische Situationen, die wir ausspielen anstatt auswürfeln (ist das schon "von den Regeln abweichen?), Planungen der nächsten Schritte und kämpferische Konflikte. Auf der anderen Seite lege ich die Verantwortung für das Pacing weitestgehend in die Hände der Gruppe. Ich muss also sehr selten dafür sorgen, dass wir "auf den Punkt fertig werden".
Aber - das wäre mein erstes Beispiel - ich kürze Kämpfe ab, wenn sie schon entschieden, aber noch nicht vorbei sind, und der Spieltag sich dem Ende zuneigt. Ich würde der Immersion zuliebe wahrscheinlich zuerst ingame den Kampf "heimlich" abkürzen, aber ich habe sicher auch meta-mäßig schon mal gefragt: "Ich würde an dieser Stelle anbieten, dass die Gegner jetzt in alle Himmelrichtungen davonlaufen. Ist das okay?"
Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger mögliche Situationen fallen mir ein, in denen ich jetzt noch auf die in Teilen der Tanelorn-Community unerwünschten Spielleitungseingriffe zurückgreifen müsste. Zufallstode beispielsweise sind in der 19. DnD-Stufe weder wirklich bedrohlich wahrscheinlich noch irreparabel. Auch wenn diese SL-Eingriffe bei mir also praktisch nicht vorkommen, so verteidige ich das Recht jeder Spielleitung, diese Eingriffe verantwortungsvoll durchzuführen.
Ah, ein Beispiel fällt mir ein: Ich habe vor ein paar Jahren mit dem Sohn eines Freundes eine spontane Einführung ins Rollenspiel gespielt, improvisiert, drei Stunden etwa. Der Junge war 11 und traute seiner Figur wirklich jeden noch so fantastischen Stunt zu. Obwohl ich ihm vorrechnete, wie gering die Chancen manchmal waren, dass sein nächster Stunt durchkam, ließ er es drauf ankommen. Und er würfelte jedes Mal daneben: Als er von der hohen Stadtmauer fiel, befand sich unter den Blättern am Boden ("plötzlich") ein Wassergraben, so dass sein SC überlebte. Der dann angreifende Riesenfrosch jagte ihm keine Angst ein, er ging direkt zum Angriff über, und wurde aufgrund seines Würfelpechs verschluckt. Also "erfand ich spontan" die Möglichkeit, sich aus dem Frosch rauszuschneiden. Er setzte dann seinen Heiltrank ein und begann erneut, die hohe Mauer zu erklettern. Hier ließ ich ihn dann mit SL-Eingriff (Mauervorsprünge, die das Klettern erleichtern und die er zuvor "angeblich" nicht entdeckt hatte) das Manöver gelingen, damit wir wir endlich mal in die Stadt kamen, wo er sich dann durchfragen konnte.