Mir fiel gerade wieder ein, was bei meiner Teenager-Gruppe zur ganz hohen Schule des Rollenspiels gehörte - und wie positive Erinnerungen ich damit immer noch verbinde: Das krasse Nerfen von in der Gruppe etablierten Charakteren, damit sie beweisen können, wie sehr sie auch dazugehören, wenn sie z.B. kämpferisch so gut wie nix mehr beizutragen haben.
Ich habe zwischenzeitlich einen ausgebrannten Magier gespielt (keine Astralenergie), einen Magier im Steinkörper, der buchstäblich ein Klotz am Bein der Gruppe war, einen Söldner, der aus Glaubensgründen nicht mehr kämpfte ... mal ganz abgesehen von meinem DSA-Barden, der halt ein DSA-Barde war und damit richtig ... genaugenommen nichts Hilfreiches konnte.
Aber es war geil. Je überraschender und krasser, desto (oft) geiler.
Und das war nicht mit einem modernen System wie Fate, wo dein Einhändiger Doppelsöldner sein Handicap zum Aspekt macht und unterm Strich dann genauso effektiv ist und seine Attacken dann nur narrativ anders geskinnt werden; das war DSA 3, wo -7 auf AT/PA mit der falschen Hand halt -7 auf AT/PA war und du, wenn du schon zehnte Stufe warst und plötzlich mit links Kämpfen lernen musstest, wusstest, dass du die Abzüge bestenfalls auf -3/-3 hochkriegst. Dass du also eventuell DAUERHAFT generft warst. Okay, oft gab es dann auch Rückzieher - natürlich haben dann immer wieder auch Götter verlorene Hände oder Astralenergien zurückerstattet und Ähnliches, aber das war ungewiss, und in der Regel wurden mindestens 3-4 Abenteuer mit dem Plötzlich-Nichtskönner gespielt.
Ich habe das geliebt. Es war nicht immer perfekt: Manchmal hat der SL einem auch was reingedrückt, was er charaktermäßig eine tolle Idee fand, während man selbst er mittelmäßig begeistert war. Aber selbst das war eigentlich meistens besser als die ewige lineare Progression. Nun ist DSA3 in Sachen Progression auch ein ausnehmend langweiliges System, und da war man vielleicht froh über alles, was das aufmischte, zum Guten wie zum Schlechten.
Trotzdem muss ich mal sagen: Das war toll. Ich bin immer gern verstümmelt worden.