Autor Thema: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel  (Gelesen 2947 mal)

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Offline Alexandro

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #50 am: 31.03.2025 | 17:22 »
Da du mit deinem vorherigen Beitrag auf meinen geantwortet hast: doch, EXAKT darum geht es. Alles andere, insbesondere "jeder muss das Maximum rausholen", ist einfach eine Unterstellung von dir und nichts anderes.

Ich verweise einfach nochmal auf den Post, auf den ich geantwortet habe:
Das ist eh nochmal ein Thema für sich. Wenn jemand von Anfang an einen Charakter mit Handicap spielen will, als Bauergamer oder was auch immer, muss er sich auch die Frage gefallen lassen: Warum sollten wir dich mitnehmen? -- Wenn er wenigstens irgendeine benötigte Kompetenzlücke füllt, okay, siehe oben, kann man verhandeln. Wenn die anderen Spieler alle kein Problem damit oder sogar Bock darauf haben, ein Maskottchen mitzuschleppen das man ständig babysitten muss, meinetwegen. Aber nur weil das der Dieter ist und Dieter sich für die Runde angemeldet hat? -- nuh uh.

Da steht: wenn du deinem Charakter ein Handicap gibst, dann bist du das "Gruppenmaskottchen" und "es gibt keinen Grund dich mitzunehmen". Das ist das Gegenteil von "Jeder Beitrag [auch der von gehandicapten Charakteren] zum Gruppenerfolg ist wichtig", es ist eine Abwertung einer Entscheidung, weil diese (angeblich) nicht einen bestimmten "Gruppen-Performancestandard" erfüllen kann.

@ghoul:
Zitat
Wenn die Spieler hektisch agieren, um Spionage-Aktionen zu betreiben und den Plot unter Kontrolle zu bringen, dabei die Fähigkeiten eines dritten SC bitter benötigen - und der Spieler sagt einfach: " Mein Charakter sitzt in der Badewanne und trinkt Cognac", dann weiß ich, dass ICH mit den Leuten nicht mehr zu spielen brauche.

Diese Anspruchshaltung ("Ich habe es verdient, dass alle anderen Spielenden meine Spielinteressen bedienen") ist der Fehler. Die Spielende torpediert nicht die Aktionen der anderen Spieler (wie das Beispiel des TLFL, der die Aktionen von allen erschwert), sie beteiligt sich lediglich nicht an diesen - und das mit Recht: wenn mit Mitspielende mit "backseat gaming" alá "Kannst du nicht mal deinen Charakter hier rüber bringen, der hat doch Fähigkeit X" kommen, dann reagiere ich in der Regel auch renitent, weil ich zu dieser Entscheidung selbst kommen will (und nicht fremdgesteuert).

Wenn eine Spielende ihr Spotlight in einer bestimmten Weise nutzen möchte (z.B. als "Achilles-in-seinem-Zelt"-Moment), und jemand anderes in der Gruppe ist damit nicht einverstanden, dann sollte man evtll. mal darüber reden, was man jeweils vom Spiel erwartet. Sich in irgendeinem Forum als schäbiger Bully aufzuspielen, und zu versuchen die Spielentscheidungen seiner ehemaligen Mitspielenden verächtlich zu machen, hilft jedenfalls keinem weiter.

Zitat
Ich sehe auch überhaupt nicht ein, warum ich nicht abwertend über so ein Verhalten sprechen sollte.

Q.E.D.
« Letzte Änderung: 31.03.2025 | 17:52 von Alexandro »
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Offline gunware

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #51 am: 31.03.2025 | 18:19 »
@Alexandro, ich weiß nicht, aber mir kommt deine Aussage nicht richtig vor. Ghoul hat geschrieben, dass alle Spieler bis auf einen eine bestimmte Art des Spiels spielen wollen. Bei dir liest sich das so, dass sich die Gruppe an den einen anpassen müsste.
Ich wäre eher der Auffassung, wenn ich der einzige bin, der anders spielen möchte, dann ist es doch nur recht und billig, wenn ich mir eine neue Gruppe suche und nicht die Gruppe zwinge, nach meinen Launen zu spielen.
Ich bin der letzte Schrei der Evolution, als sie mich erschaffen hatte, schrie sie: "Oh Gott, was habe ich denn gemacht?!"

Online Isegrim

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #52 am: 31.03.2025 | 18:26 »
Da steht: wenn du deinem Charakter ein Handicap gibst, dann bist du das "Gruppenmaskottchen" und "es gibt keinen Grund dich mitzunehmen".

Nö, da steht "Wenn dein SC massiv gehandicapt ist (das war zumindest der Ausgangspunkt des Threads) und er nichts kann, was ihn sonstwie hilfreich macht..." Das ist schon ein erheblicher Unterschied.
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Offline Alexandro

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #53 am: 31.03.2025 | 18:30 »
Von "die Gruppe muss sich an den einen anpassen" wurde aber nichts geschrieben, im Gegenteil: es wurde gefordert, dass die Spielende sich gefälligst an die Gruppe anzupassen habe (die Fähigkeiten des eigenen Charakters zum "Gemeingut" der Gruppe zu machen), und das halte ich halt deutlich weniger konsensfähig.

Wenn die Gruppe sich vorher geeinigt hat so zu spielen, dann von mir aus (dann muss sich diese Spielende halt eine andere Gruppe suchen) - es rechtfertigt aber in keinster Weise den Ton, in dem ghoul hier über Personen mit dieser Art von Spielvorlieben spricht.

@Isegrim: ich bezog mich auf das Zitat von Feuersänger. Und selbst wenn nicht, ist "nichts" schonmal recht relativ (selbst ein querschnittsgelähmter Charakter könnte z.B. noch den Gegner beleidigen und somit ablenken) - wer entscheidet, ab wann es "nichts" ist, ab wann das Handicap zu massiv ist?
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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #54 am: 31.03.2025 | 18:54 »
@Isegrim: ich bezog mich auf das Zitat von Feuersänger. Und selbst wenn nicht, ist "nichts" schonmal recht relativ (selbst ein querschnittsgelähmter Charakter könnte z.B. noch den Gegner beleidigen und somit ablenken) - wer entscheidet, ab wann es "nichts" ist, ab wann das Handicap zu massiv ist?

Das wird Gruppenfrage sein, denke ich. An einem Tisch von lauter Hardcore-"Optimierern" hat ein Charakter im Rollstuhl vermutlich tatsächlich weniger zu suchen, auch wenn er im Spiel mit anderen Leuten womöglich mehr Spaß macht als bloß der x-te Mr. Perfekto...das ist dann eben ein Problem nicht mit dem Charakterkonzept an sich, sondern da kollidieren schlicht Spielstilvorlieben.

Offline felixs

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #55 am: 31.03.2025 | 19:16 »
Wenn einer im dramatischen Finale seine Taschenlampe fallen lässt, um seine Play-to-loose-Story gegen alle Abenteuerrollenspieler am Tisch durchzudrücken, beraubt das sogar den SL seiner Aufgaben.
Wenn die Spieler hektisch agieren, um Spionage-Aktionen zu betreiben und den Plot unter Kontrolle zu bringen, dabei die Fähigkeiten eines dritten SC bitter benötigen - und der Spieler sagt einfach: " Mein Charakter sitzt in der Badewanne und trinkt Cognac", dann weiß ich, dass ICH mit den Leuten nicht mehr zu spielen brauche. Ich sehe auch überhaupt nicht ein, warum ich nicht abwertend über so ein Verhalten sprechen sollte.

Wenn ich "langweilig" sage, ist das natürlich auch subjektiv, was sonst.

Eben - wir sind dann im Bereich subjektiver Vorlieben.

Die meisten Leute haben vermutlich einen gewissen Toleranzbereich und können entsprechen unterschiedliche Arten von Rollenspiel ein Stück weit miteinander harmonisieren. Aber manchmal passt es auch einfach nicht zusammen.

Wäre - ich wiederhole das - manchmal wahrscheinlich hilfreicher, wenn wir an der Ausdifferenzierung unterschiedlicher Arten von Rollenspiel arbeiten würden, anstatt an unterschiedlichen Versionen der Reinen Lehre.
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Online Johann

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #56 am: 31.03.2025 | 19:28 »
selbst ein querschnittsgelähmter Charakter könnte z.B. noch den Gegner beleidigen und somit ablenken

Ich habe mal einen querschnittsgelähmten Magier gespielt:

"Ich finde, wir sollten den rechten Gang nehmen." - "Okay, wir schieben ihn nach links."  ;)

*-*-*

Wir haben auch mal [als Oneshot] eine ganze Gruppe hochstufiger AD&D Charaktere mit diversen Defiziten gespielt: Der Fighter war inkontinent (so dass uns die Orks riechen konnten), der Magic User konnte beim Zaubern nur den gewünschten Power Level wählen, aber nicht den konkreten Spruch usw. usf.

Die verflachende Darstellung diverser Altersleiden möge uns verziehen werden -- das hatte wohl damit zu tun, dass wir gerade alle unseren Zivildienst in der Pflege ableisteten...

*-*-*

Zur Einschätzung davon, wie störend ein Handicap oder eine Persönlichkeit sein könnte, einfach vorher fragen: Ist es okay, wenn ich einen pazifistischen Kleptomanen ohne Hände spiele? Oder irgendwas davon?

(Bei GURPS o.Ä. gab es bei uns alle naselang einarmige Albinoepileptiker -- der Building Points wegen...)
« Letzte Änderung: Gestern um 14:40 von Johann »
Im Reich der Nibelungen ist eine Spielwelt mit eigenwilligen magischen Gesetzen für Swords & Wizardry Continual Light. Mehr dazu bei Blogger und DriveThruRPG (dank Fans auch auf Französisch und Englisch).

Offline felixs

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #57 am: 31.03.2025 | 19:40 »
Zur Einschätzung davon, wie störend ein Handicap oder eine Persönlichkeit sein könnte, einfach vorher fragen: Ist es okay, wenn ich einen pazifistischen Kleptomanen ohne Hände spiele? Oder irgendwas davon?

Joah, oder halt umgekehrt: "Haben alle hier Lust, durchoptimierte Spielfiguren zu spielen? Liegt euer Hauptinteresse auch am erfolgreichen Begehen von taktischen Herausforderungen und im Bestehen erschwerter Würfelproben? Oder ist es zumindest mit euren Vorstellungen kompatibel, wenn ich das mache?"
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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #58 am: 31.03.2025 | 19:48 »
(Bei GURPS o.Ä. gab es bei uns alle naselang einarmige Albinoepileptiker -- der Building Points wegen...)

Ja, ja, GURPS...oder Hero/Champions, wo in der 4. Edition ein typischer Startsuperheld hundert Basispunkte zum Ausgeben hatte, aber bis zu hundertfünfzig weitere durch Nachteile flüssig machen konnte (und das in den Kanonbeispielen auch immer fleißig bis zum Anschlag genutzt hat)...glaub' mir, ich erinnere mich dunkel an die "Möglichkeiten" von damals. >;D

Besagte Erinnerung mag denn auch ihren kleinen Teil dazu beitragen, daß ich es heutzutage mit allzu radikalen Handicaps im Sechserpack pro SC nicht mehr so habe. ;)

Offline Feuersänger

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #59 am: 31.03.2025 | 22:02 »
Sich in irgendeinem Forum als schäbiger Bully aufzuspielen, und zu versuchen die Spielentscheidungen seiner ehemaligen Mitspielenden verächtlich zu machen, hilft jedenfalls keinem weiter.

Aber hier Pathologien zu unterstellen, das hilft weiter, oder was?
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Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

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Offline Alexandro

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #60 am: 31.03.2025 | 23:29 »
Ich dachte es wäre offensichtlich, aber hier nochmal im Klartext:
Ich bezeichne *Charaktere* welche keine Gruppenmitglieder mit Handicaps dabeihaben wollen als Psychos, NICHT deren Spielende. Du hattest mit Spielwelt"logik" argumentiert, um ein bestimmtes Verhalten der Charaktere zu begründen, ich habe entgegnet, dass ich CHARAKTEREN welche so argumentieren nicht im Dunkeln begegnen möchte.

Insofern komplett andere Baustelle.
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Offline Feuersänger

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #61 am: Gestern um 00:00 »
Das war in der Tat so aus dem entsprechenden Beitrag nicht herauszulesen.

Jedoch haut das trotzdem nicht hin, oder fast möcht ich sagen: erst recht nicht.
Eine Analogie: es gibt sicherlich verschiedene Arten, Fußball zu spielen. Die einen treffen sich halt nach Feierabend und bolzen ein wenig rum. Da ist es völlig okay wenn der Runde Ronald selbst Kullerschüsse durchlässt, zählt eh kaum einer die Tore mit.
Die anderen spielen im Verein, treffen sich regelmäßig zum Training und spielen um zu gewinnen, selbst wenn es nur Kreisliga 2 ist und es um absolut nichts geht außer einen blechernen Wanderpokal. Selbst da ist es völlig klar, dass der Trainer in wichtigen Spielen die stärksten Spieler aufstellt, um möglichst hohe Siegchancen zu haben.
Nach deiner Argumentation wären jetzt die Vereinsspieler alle Psychopathen, weil sie im Wertungsspiel lieber nicht den Runden Ronald aufgestellt haben möchten. Das ist doch absurd.

Und wenn ich da jetzt wieder so eine typische Rollenspiel-Situation anschaue, wo es typischerweise nicht um einen Blechpokal geht sondern um Leben und Tod der Charaktere -- ausgerechnet DA sollen die Abenteurer "Ja komm egal, wir nehmen Captain Einhand als Tank, der schafft das schon und auch wenn nicht, fressen uns halt die Eulenbären, ist ja alles nur Spaß" sagen? Press X to doubt.

Wie gesagt, das mag alles anders sein wenn die Heldentruppe schon lange beisammen ist, viel miteinander erlebt hat, und der Captain seinen Beinamen erhalten hat weil er seine Hand verloren hat, als er der Schurkin das Leben gerettet hat. Aber wenn die Gruppe sich gerade erst zusammenfindet, dann überlegt man doch zweimal wem man jetzt lieber sein Leben anvertrauen will.
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Zitat von: ErikErikson
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Offline Skaeg

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #62 am: Gestern um 00:19 »
Taschenlampenfallenlasser
Ganz nebenbei: Die meisten Begriffe, welche die deutschsprachige Rollenspieldiskussionsszene hervorgebracht hat, sind echt zum Brechen.

Aber dieser ist wirklich gut.
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Offline Alexandro

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #63 am: Gestern um 00:28 »
@Feuersänger: deine Analogie ist kaputt.

Im Rollenspiel könnte der "Runde Roland" sich einfach auf einen Gegner draufsetzen oder das Tor, weil er zufällig gelernter Maurer ist, einfach zumauern. Es gibt für Charaktere mit Handicaps unendlich viele Möglichkeiten um die Ecke zu denken und ihre Schwäche in eine Stärke zu verwandeln. Niemand zwingt sie, sich an (innerweltliche) Regeln zu halten, denn in der Spielwelt gibt es keine Schiedsrichter und keinen DFB.  ;)

Ob sich ein Charakter bewähren kann, zeigt sich erst in der Praxis (sie können (innerweltlich) auch nicht wissen,  ob Strahlemann-Paladin von Mr. Minmax *tatsächlich* etwas drauf hat, oder nur ein Blender ist*). Und letztendlich sieht es ja auch so aus, dass sie eben nicht unbegrenzte Auswahl von potentiellen Gruppenmitgliedern haben, sondern nur diejenigen, deren Spielende auch in dieser Konstellation spielen wollen.

* "Aber er hatte doch alle seine Gliedmaßen, und auch brauchbar aussehende Ausrüstung...woher hätte ich wissen sollen, dass er nur ein gelangweilter Adelssohn, der weder über Kampferfahrung noch über die Gunst der Götter verfügte,  war?" - ein Psycho, kurz bevor seine Gruppe von Eulenbären gefressen wird, weil sie Holzbein-Kalle den Söldner nicht in ihrer Party haben wollten.
« Letzte Änderung: Gestern um 00:46 von Alexandro »
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Offline Darius der Duellant

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #64 am: Gestern um 05:48 »
Wenn du Lust darauf hast die Innerweltliche Logik zu ignorieren ist das für dich auf Spielerebene vielleicht okay (und damit für die restlichen Spieler aber noch nicht notwendigerweise), ist aber noch lange kein Argument dafür warum Figuren die in dieser Welt leben das auch so sehen sollten.
Wenn die Figur in ihrer subjektiven Realität "vom Drachen verbrannt zu werden" als ganz reale Konsequenz vor sich sieht, darf die sich auch zu Recht die Frage stellen warum sie den Beinlosen Ritter noch in die Höhle mittragen sollten und ihm ne Chance geben sollten sich in der Praxis zu beweisen, statt schlicht "nein" zu sagen.

Ich sehe hier eigentlich nur (moralisierende) Versuche auf Spielerebene, den anderen Spielern seine spezifische Variante einer speziellen Schneeflocke aufzudrücken.
Das mag in manchem Setting/System/Spielerzirkel vielleicht gut ankommen, die vermutlich wahrscheinlichere Antwort ist aber dass sich der Rest vom Tisch fragt, was die Figur den nützliches mit sich bringt und warum sie sich ingame das zusätzliche Geschiss antun sollten.
Und nein, "rollenspielerisches Potenzial" ist keine valide Begründung, das kann man nämlich auch mit mechanisch funktionalen Charakteren an den Tisch bringen.
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Offline Managarmr

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #65 am: Gestern um 07:05 »
Charaktere mit Handicap können interessant sein.
Mein vorheriger Shadowrun Schamane hatte für Runs bedeutungslose Headware und dadurch gesenktes Magieatttibut, weil er laut Hintergrundgeschichte Konzetnpencilpusher und spät Erwachter war (traf sein Totem im Medikamentennebel auf einer Intensivstation), mein jetziger Shadowrun Charakter ist nur noch komplett brandvernarbter Oberkörper, Kopf und Arme, hat enorm Angst vor Feuer, weil er Ex Konzernpilot ist und als Konzernintrigen-Bauernopfer nach Flugunfall mit Flammenmeer auf der Strasse landete. Ich hatte als SL auch schon SCs mit Handicap in den Runden, stellt manchmal etwas mehr Herausforderung an die Spielleitung, ist aber machbar.

Aber! Oft spielt man ja in herausfordernden Welten. Oben genannte Charaktere können sich immer noch behaupten sowohl einzeln, als auch für ihre jeweilige Gruppe wertvoll sein.
Jamie Lannister kommt durch weil er zum einen einen Ruf als einer der mächtigsten Kämpfer in der Welt hat UND Prinz in einem der mächtigsten Adelshäuser ist. Als in den Dienst gepresster Landsknecht oder als Mitglied in streunender Bande würde er ganz schnell als Bettler enden.
Det arme Charakter von Streunendes Monster weiter oben: warum sollte eine Gruppe in einer harten Welt den noch mit sich rumschleppen? Wäre es nicht gnädiger in ihm nächsten Armenhaus oder bei einem Bauernhof abzugeben, auch im Sinne des Charakters, da er den nächsten Kampf kaum überstehen dürfte. Da muss eine Gruppe schon sehr starke Gründe haben. Z.b. Verwandschaft, oder  Kameraderie. Aber in einer harten Welt hat auch Kameraderie ihre Grenzen, wenn es das Überleben aller gefährdet.



"Meine angenehmsten Ratgeber sind Bücher; denn weder Furcht noch Hoffnung hindern sie daran mir zu sagen, was ich tun soll"
Alfons V. von Aragonien

Offline ghoul

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #66 am: Gestern um 07:30 »
Aber dieser ist wirklich gut.

Der Schöpfer des Begriffs dankt.
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Offline ghoul

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #67 am: Gestern um 07:39 »
Wenn eine Spielende ihr Spotlight in einer bestimmten Weise nutzen möchte (z.B. als "Achilles-in-seinem-Zelt"-Moment), und jemand anderes in der Gruppe ist damit nicht einverstanden, dann sollte man evtl. mal darüber reden, was man jeweils vom Spiel erwartet. Sich in irgendeinem Forum als schäbiger Bully aufzuspielen, und zu versuchen die Spielentscheidungen seiner ehemaligen Mitspielenden verächtlich zu machen, hilft jedenfalls keinem weiter.

Q.E.D.

In den benannten real erlebten Situationen hatte der jeweilige TLFL die deutlichen Reaktionen seiner Mitspieler vor, während und nach seiner Aktion zur Verfügung, hat aber mit Stolz darauf beharrt. Von einem Missverständnis des Gruppenkonsens kann keine Rede sein.
Den wortwörtlichen Taschenlampenfallenlasser fand ich schockierend, den Lord in der Badewanne als einen Klotz am Bein der Gruppe und den bannkreiszerstördenden Barbaren im Nachhinein als produktiv, weil wohlmeinend, in Reaktion auf das langweilige Abenteuer (daher auch mein Blogeintrag zur Deutung des Phänomens).
Ich war dabei, ich kann das besser deuten als du, alexandro.
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Offline chad vader

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #68 am: Gestern um 07:42 »
@Feuersänger: deine Analogie ist kaputt.
Vielleicht. Aber ich finde, was Feuersänger sagt, kann man auch etwas weiter fassen:

Du bringst keinen Jedi-SC für Edge of the Empire mit.
Keiner spielt Erwachsene und schon gar keine Berufspolizisten bei 1W6 Freunde.
Und wenn wir im Fäntelalter Drachen jagen wollen, dann bring verflucht nochmal einen SC mit, der als Drachenjäger taugt.

SCs sollten die mit dem Spiel anvisierte Fantasie unterstützen, können sie aber auch sabotieren.

Kann sein, dass das Thema des schwerst mobilitätseingeschränkten Siegfrieds ist, dass er trotz aller Zweifel auf besondere Art in der Drachenjagd brilliert.

Aber ich verstehe alle, die so eine Figur als Ergänzung zur Gruppe erst mal etwas misstrauisch sehen.

Offline gilborn

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #69 am: Gestern um 08:07 »
Wieder was gelernt:
So wie TLFL hier definiert ist, ist er ja eindeutig ein Depp, da gibts auch nicht viel zu diskutieren.
Er ist schlicht ein Fall der unter "Spiel nicht mit Idioten" fällt .

Interessanter sind andere Fälle:
Da gibt es das Beispiel von Ghoul, in dem die Ursache eine zu langweilige Runde ist, wo der Spieler es aufpeppt durch freiwillige verschärfung der Situation, aber ich würde es nicht zur Allgemeingültigkeit erheben.

Für viele ist es ein rotes Tuch, Ohnmachtsgefühle am Spieltisch zuzulassen und zu erleben.
Und das, was Swanosaurus eigentlich in den Ring geworfen hat, denke ich, geht es eher in diese Richtung:
  • Man will gerade nicht immer effizient spielen und einfach mal als Spielercharakter Angst haben dürfen, wenn es die Beschreibung des SL nahelegt.
    Dadurch unterstützt der Spieler auf grandiose Weise den Versuch des SL, Atmosphäre aufzubauen.
    Solche Spieler als SL in der Runde sitzen zu haben: Unbezahlbar.
  • Und die von Johann genannte Variante, bestimmte Dinge auszuloten, sich selbst auch mit Ohnmachtssituationen zu konfrontieren und so für sich eine Herausforderung zu schaffen)

Offline chad vader

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #70 am: Gestern um 08:17 »
Ja, ich hab Swanosaurus auch so verstanden, dass er körperliche Herausforderungen durch Behinderung als Teil der gemeinsam  anvisierten Fantasie anspricht, nicht als deren Sprengstoff.

Da ist absolut nix gegen zu sagen.
« Letzte Änderung: Gestern um 08:19 von chad vader »

Offline Zanji123

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #71 am: Gestern um 08:22 »
Charaktere mit krassen Handicaps machen imho nur sinn wenn die Charaktere auf einem höheren Level/Stufe/Niveau starten bzw. schon eine dickere Hintergrundstory haben.

Im Verlauf einer Kampagne eingeschränkt zu werden (Arm abgerissen im Kampf, Auge verlieren o.ä.) klingt einfach für die meisten Settings / Genres heroischer als "naja das ist Klaus, der Bauernjunge mit nur einem Arm den er einem Unfall auf dem Hof verloren hat, er zieht jetzt aus um ein mächtiger Krieger zu werden"

oder man spielt gleich "erfahrene Ex Abenteurer" die sich nochmal aufmachen müssen um was zu erreichen.

Selbst bei Shadowrun spielt man ja meistens nicht mehr ganz so krasse newbies
9 von 10 Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt.... die zehnte sitzt in der Ecke und summt die Pokécenter Melodie

Offline Boba Fett

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #72 am: Gestern um 08:28 »
Meine Meinung...
Krasses Nerven - egal wie - ist doch letztendlich ein Abwenden vom vorher vereinbarten Konsens ohne vorherige Absprache oder Warnung.

Und das empfinde ich eigentlich immer als störend.
Man hat sich auf irgend ein Spiel geeinigt, alle haben irgend eine geartete Erwartungshaltung und setzten Verhaltensmaßstäbe an und jemand entscheidet spontan und willkürlich die abgesprochenen Konventionen zu brechen.
Sollte jemand spontan irgend eine Idee haben, die vielleicht das Spielerlebnis bereichern könnte, kann er das Spiel immer noch kurz unterbrechen und seinen Vorschlag machen und bei Zustimmung sein Handeln damit legitimieren.
Kurz gesagt: Das gehört für mich vorher verhandelt. Und wer meint das nicht zu müssen, braucht sich nicht über drastische Reaktionen in Game oder am Tisch zu wundern.

Man erscheint auch nicht nackt auf der Konventionellen Hochzeit der besten Freundin, nur weil man meint, das die Menschheit dem Nudistentum aufgeschlossen zu sein hat.
Und wer das macht, braucht sich nicht wundern, rauszufliegen und danach keine beste Freundin mehr zu haben.
Auch da haben Menschen eine Erwartungshaltung, es gelten Konventionen und alle möchten einen schönen Abend haben. Und wenn die Feier im FKK Club Klein-Wülferode stattfindet und es legitim sein könnte, fragt man trotzdem besser nach, wie der Dresscode lautet. Man redet einfach vorher drüber bevor man anderen den Abend versaut.

Und dann ist es auch okay, spontan die Fackel in die Pfütze fallen zu lassen und hysterisch das Schreien anzufangen - es ist abgenickt worden.
Und dann ist es auch okay, Gegner die sich ergeben haben zu erschlagen, zu plündern und als Murder-Hobo durch die Gegend zu stampfen - es ist vorher geklärt, dass das okay ist.
Und dann kann man guten Gewissens den Hunderausführerpraktikanten des Melkhelferassistenten vom Zuckerbäcker spielen, während andere den griechischen Halbgott erschaffen.

Man spricht sich ab und klärt die Dinge - VORHER. Ist das so schwer?

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« Letzte Änderung: Gestern um 09:33 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #73 am: Gestern um 08:38 »
Grundsätzlich finde ich das eher störend, wenn einer in der Gruppe so einen Jungen spielt. Wobei das natürlich auch wieder auf das System und Spiel ankommt das man spielen möchte. Will man heroisches D&D spielen in dem es eben auch viel um Kämpfe geht, ist so ein Handicaptyp der eher auf Rollenspiel ausgelegt ist nicht so wirklich passend und kann dann auch andere Spieler nerven.

Wenn sich so etwas aber im Laufe einer Kampagne ergibt, finde ich das schon etwas anderes und durchaus interessant. Kann auch der Charakterentwicklung dienen. Hatte sowas gerade letzte Woche gehört, was ich recht cool fand. Ein Halbork Kämpfer ist durch einen Patzer aus großer Höhe gestürzt. Er hat es überlebt, aber sein Spieler spielt ihn seit diesem Erlebnis so, dass er Höhenangst hat - mit allen Komplikationen die das bei manchen Abenteuern mit sich bringen kann. Das wiederum finde ich richtig cool und nicht "erzwungen". Wobei das natürlich eher eine geistige wie eine körperliche Problematik darstellt.

Offline Sphinx

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Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
« Antwort #74 am: Gestern um 10:48 »
Meine Meinung...
Krasses Nerven - egal wie - ist doch letztendlich ein Abwenden vom vorher vereinbarten Konsens ohne vorherige Absprache oder Warnung.
...snip...

Ja das würde ich genauso unterschreiben.

Wenn man schon Nerven in dem Satz mit einbaut, müsste doch klar sein das, was falsch läuft.
Und nicht vergessen die innerweltliche Logik. Wieso sollte ich einen Klotz am Bein mitschleppen der meinem Charakter nur Nachteile bringt? Da muss man als SL auch irgendwann sagen: "Der Charakter ist nicht mehr zum Abenteurer geeignet. Schick ihn in Rente und mache einen neuen!"
Soren Johnson: Given the opportunity, players will optimize the fun out of a game |"Haben die Spieler die Möglichkeit, Optimieren sie den Spaß aus dem Spiel."