Ja, Innerweltlich kann man so ziemlich alles begründen, mit unterschiedlichen Graden der Plausibilitätsverweigerung.
Ich halte das für Polemik.
Ich und Skaeg haben beide erklärt, warum die Überlegung "sollen wir den nun weniger effektiven SC noch mitnehmen" wahrscheinlich meistens eher von Spieltischlogik als von Spielweltlogik getragen wird - denn nur am Spieltisch ist klar, dass es heißt "der verstümmelte Charakter ODER ein neuer" und nicht "wir nehmen beides." Und nur am Spieltisch ist klar, dass auch auf den neuen Charakter in der Gruppe Verlass ist.
Jetzt was von "Plausibilitätsverweigerung" und "innerweltlichem Moralunfug" zu schreiben, ohne auf diese Argumente auch nur einzugehen, finde ich schon ein bisschen dünn. Wie gesagt waren meine Eingangsbeispiele auch nicht "Charaktere, die zur tödlichen Last werden", sondern "Charaktere, die nicht (mehr) die gleichen hohen Leistungen erbringen können, aber trotzdem noch bereit und fähig sind, einen Beitrag zu leisten." Den einhändigen Krieger muss der Rest der Gruppe nicht tragen, und er KANN halt auch immer noch kämpfen, wenn auch längst nicht mehr so gut. Und vielleicht kann er auch noch einschüchtern, kennt sich mit Drachen aus, kann mit seinem guten Namen für Eindruck sorgen ...
Wie gesagt finde ich, dass viele sich hier extrem auf den negativ-Pappkamerad einschießen, der sagt: "Ich spiele jetzt eine totale Niete und ihr müsst damit klarkommen, haha!" Der ist aber genauso bescheuert wie der Spieler, der in einer Casual Runde sagt: "Ich min-maxe jetzt bis zum Anschlag und wuppe jeden Encounter alleine, und ihr müsst sehen, wie ihr damit klarkommt, haha!" Also kann man die ganze Diskussion darüber auch einfach mal abschneiden - sie geht letztendlich immer nur darum, Leute in die Arschlock-Ecke zu stellen, und davon hat keiner was.
Es kam die Frage, was ich denn dann hier diskutieren will ... ich dachte z.B., dass vielleicht noch andere ihre positiven oder negativen Erfahrungen mit im Laufe des Spiels ernsthaft geschwächten Charakteren berichten. Die von mir eingangs angeschnittene Frage, ob es einen Unterschied macht, ob ein Charakter nur auf der Ingame-Ebene verstümmelt ist, das aber auf der Regelebene effektiv aufgewogen wird (durch Vor- und Nachteilssysteme, durch Aspektsysteme wie bei Fate, wo ein Nachteil in Zahlen zu einem Vorteil werden kann), oder ob er wirklich "objektiv" (also nach Regeln) rundum "schlechter" wird (wie das damals bei DSA3 für uns der FAll war). Diskussionen darüber, wie man solche harten SL-Eingriffe in die Charaktere bewertet.
Fände ich alles sehr viel interessanter als den x-ten Aufguss von "Wenn ein*e Spieler*in ihrer Hochleistungsgruppe den eigenen Nieten-Charakter aufzwingen will, ist das egoistischer Mist." Weil das natürlich spätestens ab dem Wort "aufzwingen" stimmt, aber weil es das anfangs angeschnittene Thema nur am Rande berührt. Und ich glaube, NIEMAND ist hier für das Recht eingetreten, das eigene Nieten-Charakterkonzept gegen den Willen der restlichen Gruppe einfach durchzuziehen. Finden - so mein Eindruck - alle zurecht blöd, kann man so feststellen und muss jetzt nicht krampfhaft Wege suchen, andere Positionen doch immer wieder in diese Ecke zu rücken.