Abend 5 Aranost Teil 2Inzwischen war der 05. Februar nach der Finsternis und die winterliche Kälte hatte sich wie ein grauer Schleier über Aranost gelegt, als sich unsere Gruppe am Rande des Prinzenparks versammelte. Der Blick schweifte hinüber zur Stadtvilla der Varantirs. Ihr Ziel war klar – sie wollten in den Besprechungsraum des Yron Varantirs gelangen.
Doch der Weg dorthin war alles andere als leicht. Die Villa lag mitten in der Stadt, bewohnt und bewacht. Ein magischer Zugriff? Zu gefährlich, in einem Umfeld, das auf magische Ausschläge geschult war. Heimliches Eindringen? Ohne Kenntnis des Geländes und mit manch fehlender Schleichtauglichkeit eine riskante Sache. So verrückt es klang, erschien die Idee eines offiziellen Besuchs fast schon als die vernünftigste Variante.

Noch während sie Pläne schmiedeten, zerriss plötzlich ein Aufschrei die Stille des Stadtparks – Elbenrufe, gefolgt von metallischem Aufeinanderschlagen von Klingen. Ohne zu zögern stürzten sie los.
Nerestro und Andara erreichten als erste die Lichtung, auf der sich ein blutiges Bild bot: Vier Elben, einer bereits gefallen, kämpften erbittert gegen dunkle Gestalten – menschliche Waldläufer, wie es auf den ersten Blick schien. Die elbische Anführerin rief ihre verbliebenen Krieger zu sich, gerade in dem Moment, als einer ihrer Männer von dem Anführer der Angreifer schwer verwundet wurde.
Andara, vom Adrenalin getrieben, schleuderte einen Feuerstrahl – seine erste Anwendung des Zaubers. Doch der Funke verglühte in der Luft, kraftlos. Nerestro wollte eingreifen, doch ein Pfeil aus dem Hinterhalt traf ihn schwer. Er ging zu Boden, bewusstlos.
Ein erbitterter Kampf entbrannte – die Gruppe kämpfte Seite an Seite mit den Elben. Schwer war das Ringen, doch die vereinten Kräfte und ihre neugewonnenen Fähigkeiten gaben den Ausschlag. Drei der Angreifer wurden besiegt. Der Anführer jedoch entkam – und mit ihm ein dunkles Geheimnis.
Die Elbin stellte sich als Alariel vor. Sie erkannte Andara – und sprach ihn an, als kenne sie ihn aus einer Zeit, die für ihn im Nebel lag. Seine Heimat Armalond. Ein Name, der ihm kaum etwas sagte. Erinnerungen fehlten – nicht nur an sie, sondern an ganze Abschnitte seines Lebens. Andara war verwirrt. Während diese Elbenfrau offensichtlich Gefühle mit ihm verbindet, erinnert er sich nicht an sie als hätte es sie nie gegeben? Wie konnte das sein?
Alariel blieb nicht lange. Die Stadtwache würde bald hier sein. Sie erklärt, sie könnten sie im Arkanum der Geheimnisse wiederfinden – bei Elion Schattenstern.
Die Toten jedoch gaben Hinweise: In die Rüstungen der Angreifer waren Initialen eingraviert – alte Zeichen des königlichen Waldläuferordens, ursprünglich dem Thron treu ergeben. Nerestros Vater war einst einer von ihnen gewesen. Die Gruppe nannte die Angreifer fortan: Die schwarzen Waldläufer.
So gab die Gruppe ihren ursprünglichen Grund weshalb sie hier waren auf. Elben in Aranost war ein mehr als ungewöhnlicher Umstand, dem es vielleicht lohnte nach zu gehen. Zumal Andara von den Umständen der Begegnung noch immer angegriffen war. Also machten sie sich später auf zum Ladengeschäft Elions. Dort, zwischen flackernden Kerzen und uralten Schriftrollen, erfuhren sie mehr: Die Elben nennen sich Hüter der Schatten, eine von Andaras Vater Daeron gegründete Gemeinschaft, die sich im Verborgenen dem Kampf gegen die Rückkehr der Arakniden verschrieben hat.

Sie pflanzen uralte Bäume, magische Gewächse, die die finsteren Kräfte der Spinnenwesen schwächen sollen. Die Elben glauben, dass die Arakniden, einst besiegt, nie vollständig vernichtet wurden – und dass sie nun zurückkehren. Doch diesmal sind sie gefährlicher denn je: Sie haben gelernt, menschliche Gestalt anzunehmen. Die Bäume sollen verhindern, dass die Arakniden im Geheimen die Königsstadt infiltrieren können und die Verwandlungsfähigkeit der Arakniden verhindern.
Warum aber wurden die Hüter entdeckt? Hatten die schwarzen Waldläufer sie gezielt gesucht? War es Zufall? Alariel vermutete Manipulation – Gerüchte, Misstrauen, vielleicht gesät von den Arakniden selbst. Auch ein weiteres, für Andara verstörendes Gespräch mit Alariel fand statt. Doch das brachte ihm keine neuen Erkenntnisse. Er erinnert sich nicht an sie und stellt erstmals fest, dass er sich offensichtlich nur an gewisse Momente in seiner alten Heimat erinnert. Alariel war offensichtlich selbst bekümmert über Andaras Erinnerungslücke. Sie lud ihn ein in die alte Heimat zurück zu kehren, auf dass sie sich hier in Ruhe sprechen könnten.
Am nächsten Morgen standen sie vor Yrons Tür. Ein offizieller Besuch. Caryen erklärte, das Angebot zur Rückkehr in die Familie habe ihn berührt – aber zunächst gäbe es Wichtigeres: Die Wahrheit über die Arakniden heraus zu finden. Yron empfing sie – sichtlich überrascht. Valkrist, der Leibwächter Yrons, war ebenfalls anwesend, hielt sich aber im Schatten des Raumes. Wieder einmal pfiff er einen merkwürdigen Melodieversatz. Andara zuckte zusammen – als hätte etwas in ihm darauf reagiert, etwas Unterbewusstes.
Yron offenbarte, dass er am Abend das große Theaterstück zum Fest der Freiheit besuchen würde – eine perfekte Gelegenheit für einen Einbruch denken sich die drei Freunde. Mit diesen neuen Informationen verabschiedet die Gruppe sich von Yron. In der Hoffnung, dass er Caryens Maskerade Glauben geschenkt hätte.
Und so schlichen sie sich des Nachts in die Villa, durch Schatten und Dunkelheit. Sie fanden den Besprechungsraum, lösten das Rätsel Meneldurs – und entdeckten einen geheimen Raum, der seit Jahrzehnten unberührt war. Darin fanden sie ein altes, staubiges Buch. Meneldurs Tagebuch!
Doch bevor sie es sichern konnten, erschien Valkrist. Unaufhaltsam, als hätte er sie erwartet. Nerestro der Wache stand, versuchte sofort zu agieren - doch wurde Ziel eines Schlafzaubers. An die beiden übrigen gewandt, verlangte Valkrist, dass sie sich ergeben sollten. Caryen und Andara zögerten – dann ergaben sie sich als sie im Haus auch noch weitere Wachen herbeieilen hörten.
Valkrist ließ Yron rufen. Dieser kam nach einer halben Stunde– irritiert, enttäuscht und überrascht. Er ließ sich das Buch zeigen. Er selbst hatte von diesem Geheimraum nichts gewusst. Es entstand eine hitzige Diskussion bei der Yron herausstellte, wie sehr Caryen und seine Freunde im Unrecht waren. Sie können für ihre Beschuldigungen keinerlei Beweise liefern – behaupteten sie sogar er wäre ein Araknid. Während umgekehrt sie diejenigen sind die in das Haus eines ehrenwerten Ratsmitglieds eingebrochen waren und Caryen als Mann der Kirche sogar faktisch mehrmals gelogen habe in ihren Gesprächen. Da er nichts zu verbergen habe, lies Yron Caryen mit ihm gemeinsam das Buch lesen. Das Tagebuch offenbarte: Der König war beeinflusst worden. Viele Häuser waren am Hofe zu Gast. Vardamir, Aldarion, Varantir und mehr. Alle um ihre eigenen Interessen buhlend. Meneldur war nicht mehr sicher und hatte einen wohl wichtigen Gegenstand an sich genommen, den er zusammen mit Tokaro – Nerestros Bruder – nach Avernus zu Harlak bringen wollte. Er wollte Harlak sein Wissen offenbaren zu dem was am Hofe vor sich gegangen war.

Yron, sichtlich nachdenklich, entschied, die Gruppe nicht bei der Stadtwache anzuzeigen. Yron sprach, dass er sehr enttäuscht wäre von Caryen, dessen Mutter Samia er aber nichts von diesem Vorfall erzählen wolle, damit sie nicht die Zuneigung zu ihrem einzigen Sohn verlieren würde. Den sie noch immer auf ein Podest heben würde. Aber sie sollten Aranost sofort verlassen, bevor er seine Meinung ändern würde.
Später, im Gasthaus Ankerkette, kochte Cameron vor Wut als die Gruppe über ihre Erlebnisse berichtete. Zugut kannte er doch Yron. Doch es blieb keine Zeit für Groll. Am nächsten Tag wollten sie nach Wolkenbach reisen und dem Weg Meneldurs folgen, den dieser einschlagen wollte - nachdem was in seinem Tagebuch stand. Und danach sollte es weiter nach Bingenberg gehen um den Hinweisen von denen der Illuminierte berichtet hatte nach zu gehen. Zu niedergeschlagen waren sie über die Erlebnisse in Yrons Villa. Sie wollten diese verfluchte Stadt verlassen. Wenn auch recht überstürzt. Sie suchten nochmal den Kirchenbezirk auf und hinterließen Botschaft an den Illuminierten, dass sie sich nach Bingenberg aufmachen würden und nach dem vermissten Bruder suchen würden.

Bevor sie am nächsten Morgen den Hafern erreicht hatten, begegneten sie einem Wahrsager. Jeder ließ sich die Karten legen – und die Botschaften, die sich daraus ergaben, hallten lange in ihren Gedanken nach.
Andara zog Zauberstab und Schwert, den Totenbeschwörer, die Quelle des Lebens – und in der Mitte: den Doppelgänger.
„Du musst sterben, um zu leben“, raunte der Wahrsager. Doch was das bedeuten mochte, blieb im Dunkel.
Caryen erhielt den Glockenturm, das Feuerwesen, den Kristall und ein Luftschiff – in der Mitte: die Kerze.
„Du bist das Licht Tharons“, flüsterte der Seher. „Du bist Tharon auf Erden.“
Nerestro sah die große Flut, den Drachen, Waldläufer, den Kriegsherrn – und in der Mitte: den Gestaltwandler.
„Du lebst das Leben eines anderen. Wenn du dein wahres Selbst findest, kannst du viele retten. Aber einer wird ob deiner Wahl im Schatten verschwinden.“
Der Wahrsager erläuterte ihnen kurz wofür die Karten im übergeordneten Sinne standen. Zutiefst beschäftigt mit den Aussagen und unklar was das genau bedeuten würde marschierten sie weiter. Wer glaubt schon an Wahrsager?
Und so verließen sie Aranost den bekannten Geruch des Flusses wahrnehmend und in ihren Gedanken: Fragen. Zweifel. Entscheidungen, die noch getroffen werden mussten.
Sie würden vieles davon erstmal zurücklassen.
Metagepräch:
Nochmal ein sehr intensiver Abend. Eigentlich hatte ich die Elben nur reingebracht, damit ich nach dem Dialogabend zuvor wenigstens einen Kampf drin hatte. Die Idee zu dem ganzen Aufhänger ist mir tatsächlich gekommen, weil ich vorher in einem Shadow World Buch von Terry K. Amthor gelesen hatte und der im Nebensatz (so ein genialer Mann war das) von einer Elfenorganisation erzählt hatte, die heimlich magische Blume in einer Stadt pflanzt. Da hatte es Klick gemacht. Und so konnte ich letzten Endes auch namentlich den Vater Andaras, die Elben allgemein und auch die schwarzen Waldläufer einbringen. Mit der "Gedächtnisverlust" Sequenz hat dann auch die Story von Andara begonnen. Die Idee ist, dass sein Meister Malfar natürlich eigentlich nichts Gutes im Sinn führt. Von diesem hat er ja auch den Zauberstab. Der später auch noch ein Upgrade erhalten wird, damit er ihn nur bloß nie aus der Hand legt. Denn dieser Zauberstab ist letzten Endes Schuld daran, dass Andara sich an einen Teil seiner Vergangenheit nicht mehr erinnert bzw. dass sein Meister eine gewisse Kontrolle über ihn hat.
Witzigerweise habe ich bei der Wahrsagerszene den Zauberstab ja explizit herausgearbeitet - aber der Spieler hat das nur als Symbol für Magie wahrgenommen. Das die Zauberstabkarte sprichwörtlich seinen Zauberstab meint hat er bisher nicht mal ansatzweise. in Betracht gezogen.
Unser armer Paladinspieler war wieder mal mit seinem Onkel konfrontiert. Und ich gebe zu, ich habe mich diebisch gefreut, dass sie dermaßen in die "Falle" gelaufen sind, so dass wie eine echt fiese Dialogszene hatten. In dieser hat Yron die Spieler halt wirklich als Verbrecher dastehen lassen und den Paladin als Diener Gottes der die Wahrheit sagen sollte richtig blöd da stehen lassen, weil er dem nicht viel entgegen halten konnte. Und umgekehrt konnten und wollten sie natürlich nicht die Hose ganz runter lassen. Ich glaube in der Szene ist der Typ ihnen nur noch mehr auf den Senkel gegangen. Würden sie irgendjemanden aus der Stadt davon erzählen -so wären eigentlich immer sie die Täter und nicht gut aussehenden Typen in der ganzen Geschichte. Eingebrochen, gelogen, versucht zu stehlen und zu töten. Ich gebe zu - das hat mir als SL extrem viel Spaß gemacht. Zwischenzeitlich hatte ich alle mal einen Wurf machen lassen ohne zu sagen wofür. Im Geheimen war das ein Rettungswurf gegen Gedankenlesen. Yrons Leibwächter hatte bei der Besprechung versucht Gedanken zu lesen und hat hier herausbekommen, dass sie einbrechen wollten. Von daher war er vorbereitet und wartete ab was geschehen würde. Er kann eine seltene Form der magischen Inkantation indem er pfeift anstatt Sprüche richtig auszusprechen. Wieder so ein Bullshit den ich für mich brauche um zu erklären warum welche Situation entsteht. Wäre der Widerstandswurf gelungen, wäre der Leibwächter mit zum Theater gegangen und es wären maximal ein paar normale 0815 Wachen gekommen. Wenn überhaupt. So war das ganze natürlich von der Konfrontation her viel schöner.
Und da nicht nur ich Maskierte cool und mystisch finde, sondern auch die Spieler, ist Valkrist auch ganz gut eingeschlagen und hat im Laufe des ersten Jahres schon zu diversen Vermutungen geführt. Obwohl er im wesentlichen nur diesen Auftritt bisher hatte. Der hat allerdings genügt einen gewissen Respekt einzuflößen. Mit eben jener Erwartung will ich auch demnächst etwas spielen.
Da ich den Background der Kampagne grob geplant habe, konnte ich hier natürlich gut die Warhsagerszene bringen. Das Schöne ist, dass alle Karten sogar im jeweiligen Kontext zweifach gewertet werden können. Tatsächlich machen sich die Spieler überhaupt nicht mehr so viele Gedanken darum, obwohl sie sich auch die Details aufgeschrieben haben. Ich werde sie aber immer mal wieder erwähnen um ihnen in Erinnerung zu rufen dass da was war. Denn ich glaube nicht, dass sie mir abnehmen, dass sie die Karten zufällig gezogen haben. Ich habe zwar augenscheinlich immer gemischt aber hinter dem Spiegel geschummelt *yeah, jetzt schreibe ich das auch einmal

* und die zu ziehenden Karten oben drauf gelegt.
Gewundert hat mich, dann aber der "übereilte" Aufbruch der Gruppe aus Aranost heraus. Ich glaube nach den beiden Abenden waren die erstmal bedient und wollten nur noch weg von Yron. Eigentlich hätte ich noch ein zwei Dinge - oder Folgen ihres Handelns - in der Hinterhand gehabt. Eine gewichtige Sache, was Yron weiter getrieben hat, habe ich ihnen dann aber im Folgeabenteuer noch zukommen lassen. Jede Handlung hat Konsequenzen und da sie Yrons Rat sich aus Aranost zu schleichen gefolgt sind, hat der nun freie Handhabe.