Medien & Phantastik > Lesen

Unterhaltungsliteratur - Schund oder Kunst?

<< < (4/9) > >>

Guardsman:

--- Zitat von: Elor am 17.08.2004 | 15:21 ---
@Satyr

--- Zitat ---Und bitte, widerleg mir einer mal den Rassismus aus dem Herrn der Ringe. Los, probiert's.
--- Ende Zitat ---

Einfach: Etliche weisse werden als zu unterschiedlichem Grad Böse dargestellt (Lutz Farning, Saruman, Boromir ....) Die Rohirrim machen Jagd auf Menschen. etc. Umgekehrt werden MENSCHEN auf der anderen Seite zwar als Invasoren dargestellt (was geographisch bedingt ist), aber als keinesfalls notorisch verderbt (siehe Sams Bemerkungen angesichts eines Toten "what the man's name was and where he came from; and if he was really evil of heart, or what lies or threats had led him on the long march from his home; and if he would not really rather have stayed there in peace ... ." ) Wer hier notorische Verderbtheit aufgrund Rasse oder Nationalität sieht, der muss sich als Deutscher genauso notorisch Böse fühlen.


--- Ende Zitat ---

Boromir ist nicht böse, sondern nur ein wenig verbaut. Er glaubt das sich die Macht des Ringes kontrollieren lässt.
Saruman im Film ist auch nicht böse, der hat nur Angst. Seine Motive aus dem Buch sind mir jetzt nicht mehr im Kopf, zu lange her.
Das die Rohirrim jagt auf Menschen machen.... echt? Wo stand das den? Und wenn ja: In den Zeiten verständlich.
Stimmt. Sams Kommentar gibt der Gegenseite ein menschliches Gesicht. Übrigends: Eine Seite muss doch die "böse" sein. Wenn alle gut wären, dann gäbe es doch keine Spannung, keine guten Geschichten.

Das mit dem Lesegeschmack als Bildungsgrad ist so eine Sache: Interessiert mich der Quack den der Autor da als gedankliche Mahnung, Philosphie etc. eingebaut hat? Wenn ich persönlich mit einem die Sache mit unseren Weltbildern aushandeln kann, dann ja. Wenn ich mal wissen will, wie ein anderer das sieht, dann auch ja, aber ansonsten lese ich keine Bücher, wenn der Autor mit Dinge erzählen will, die mich nicht interessieren. Hab was besseres zu tun.
Interpretation von Büchern deren Autoren tot sind ist so ne Sache. Leider kann man bei den Leuten nicht mehr nachfragen und wenns um Gesamtweltansichten geht, könnte es zu unangenehmen Nebenwirkungen kommen. Ich meine, ist diese Interpretationsgeschichte von Büchern wo nicht direkt drinsteht dieses und jenes den so wichtig?


--- Zitat von: Yerho am 17.08.2004 | 15:33 ---
--- Zitat von: Satyr am 17.08.2004 | 14:50 ---Unterschiedliche kulturelle Werke wendet sich an unterschiedliche Personengruppen- oder, um mal etwas fieser zu sein- an Personengruppen mit unterschiedlichem Bildungsniveau. E-Kultur gilt allgemein als überlegen, weil sie facettenreicher und anspruchsvoller ist, sich also an ein intellektuelles Publikum wendet. U-Kultur (wie beispielsweise Trivialliteratur, aber nicht da drauf reduzierbar) wendet sich an ein weniger... gebildetes Publikum. Es gibt eine deutliche qualitative Abstufung zwischen den beiden Kulturformen.
Oder, um mal ein bißchen Feuer unter den Pott zu bringen: Gute Bücher werden für ein intellektuelles Publikum geschrieben, mäßige und schlechte für die breite Maße.
--- Ende Zitat ---

Die traditionelle Unterscheidung von E- und U-Kultur kann man getrost in die Tonne treten, denn sie ist seit mindestens einem halben Jahrhundert von der Realität eingeholt. Ein nicht unwesentlicher Teil derer, die U-Literatur lesen, gehören zur Bildungselite. Doch nicht nur das: Beispielsweise werden unzählige SF-Bücher werden von Wissenschaftlern geschrieben, von mehrfachen Doktoren in unzähligen geistes- und naturwissenschaftlichen Disziplinen. Trotzdem käme keiner auf die Idee, die Romane der E-Literatur zuzuordnen - dahinter steht ein Standesdünkel, der jeden Bezug zur gesellschaftlichen Realität längst verloren hat.

Idealerweise soll Literatur soll bereichern und erbauen - das heißt, auch was sehr konkret als Unterhaltungsliteratur konzipiert ist, kann trotzdem einen sehr starken Subtext aufweisen. Zwar gibt es die Pole E und U nach wievor, aber die literarische Realität findet in der breiten Masse dazwischen statt.

--- Ende Zitat ---

Dem gebe ich mal meine Zustimmung. Spart Schreibarbeit.

Ludovico:

--- Zitat von: Elor am 17.08.2004 | 15:21 ---Belegen hat nichts mit rhetorischer Begabtheit zu tun -überreden schon eher. Jemand, der Rassismus in Tolkien HINEINinterpretiert wird mit Gegenbeispielen konfrontiert werden, und muss erklären, wie sich das mit Tolkiens Weltbild vereinbaren lässt.
--- Ende Zitat ---

Okay, nehmen wir mal an, jemand behauptet, Tolkien habe Hitler verehrt, wie man anhand des Buches "Herr der Ringe" sehen kann. Die Schwarzen sind auf der Seite des Bösen und leicht zu verführen, die Uruk-Hai sind eine Mischlingsrasse zwischen Mensch und Ork, was man auch auf Mischlingskinder zwischen Weißen und Schwarzen beziehen könnte, welche Rassisten ein besonderer Dorn im Auge sind.

Oder umgekehrt: Tolkien war Deutschlandhasser und die Orks sind ein Beispiel für die Nazis, Sauron Hitler und die Menschen, die ihnen folgen, sind verblendet von seinen Versprechungen.

Und was für ein Weltbild hat Tolkien denn?

Haben diese Redner auf dem Tolkien-Seminar Interpretationen aufgestellt, die hieb- und stichfest sind und nicht einfach nur rhetorisch überzeugend?
Kann man getrost sagen, daß das, was die da gesagt habe, in Stein gemeißelt werden sollte, weil es wahrer nicht sein könnte oder kann man darüber diskutieren?


--- Zitat ---Einiges an Überlegungen zum Thema "Schuld" zum Beispiel.
--- Ende Zitat ---

Und ich kann keine Überlegungen in einem Edgar Wallace-Buch finden?

Drulak:

--- Zitat von: 8t88 am 17.08.2004 | 14:44 ---Kaum 6 Antworten, und der Thread dreht sich shcon im Kreis...
könnt ihr eure kleine Diskussion privat aushandeln, und dem Thread hier nicht den Sinn nehmen, sondern konstruktiv weiterkommen?!

--- Ende Zitat ---

Also ich weiß nicht... manchmal ist sowas ganz interessant zu lesen. Im Endeffket komme ich ja hier her, um die Meinungen von anderen zu lesen. Und beleidigen tut sich auch keiner oder sowas. Passt schon.

Achja, wenn mich Buch gut unterhält, mir Spaß beim Lesen bringt... das ist super, was will ich denn mehr wenn ich in die Bücherei gehe und mir ein Buch hole.. (es sei denn ich hole mir ein Sachbuch, da verlange ich dann was anderes von ;) )

Doc Letterwood:

--- Zitat von: Yerho am 17.08.2004 | 15:33 ---
Die traditionelle Unterscheidung von E- und U-Kultur kann man getrost in die Tonne treten, denn sie ist seit mindestens einem halben Jahrhundert von der Realität eingeholt. Ein nicht unwesentlicher Teil derer, die U-Literatur lesen, gehören zur Bildungselite. Doch nicht nur das: Beispielsweise werden unzählige SF-Bücher werden von Wissenschaftlern geschrieben, von mehrfachen Doktoren in unzähligen geistes- und naturwissenschaftlichen Disziplinen. Trotzdem käme keiner auf die Idee, die Romane der E-Literatur zuzuordnen - dahinter steht ein Standesdünkel, der jeden Bezug zur gesellschaftlichen Realität längst verloren hat.

--- Ende Zitat ---

*unterschreib*

Beispiele dafür: Vernor Vinge ist Mathematiker und Informatiker, Isaac Asimov war Biochemiker.




Ludovico:

--- Zitat ---Das lässt sich beides anhand von Statements von Tolkien selbst in seinen Briefen widerlegen, wo er äussert, er würde vermutlich noch leidenschaftlicher gegen Hitler kämpfen, als gegen den Kaiser, weil ersterer den nordischen Geist so pervertiert und misbraucht. Andererseits äussert er sich IM KRIEGSZUSAMMENHANG äusserst positiv (seiner Meinung nach) über die Deutschen, denen er Gehorsam und Fleiss (welche er als Tugenden charakterisiert) attestiert, die nur einmal mehr von verabscheuungswürdigen Führern misbraucht würden.
--- Ende Zitat ---

Aber Du hast doch selber angedeutet, daß ein Autor nichts zu melden hat, bei einer Interpretation seines Textes.


--- Zitat ---Wichtig ist der freie Wille, der es erlaubt, bewusst sich GEGEN diese Ziele zu entscheiden. Dabei ist insbesondere die Motivation wichtig, aus der eine Entscheidung getroffen wird. Aus Selbstsucht etwas gutes zu tun ist nicht wirklich etwas gutes. Opferbereitschaft ist dabei eine der obersten Tugenden. Das Unheil, das "nicht loslassen können" mit sich bringt ist ein roter Faden durch Tolkiens Werk.
--- Ende Zitat ---

Findet man solche und ähnliche Botschaften nicht auch zuhauf in Trivialliteratur wie Silicon Valerie bemerkte?


--- Zitat ---Du scheinst nicht zu begreifen, was Interpretationen sind. Es geht aber überhaupt nicht darum, ob ihre Interpretation "Wahr" ist -wahr ist eine Interpretation in vollem Umfang immer nur für den, der sie macht. Aber du hast behauptet, es gäbe keine Möglichkeit, den Herrn der Ringe tiefergehend zu interpretieren.
--- Ende Zitat ---

Das behaupte ich auch immer noch. Tolkien hatte nie die Intention einen Text mit einer versteckten Botschaft zu schreiben. Somit wird meiner Ansicht nach interpretiert, wo es nichts zu interpretieren gibt.
Aber das Argument zählt für Dich nicht, da der Autor bei der ganzen Sache eh nichts zu sagen hat.


--- Zitat ---Der gute Mann hat die Dinger so schnell geschrieben, dass er endgültig wegen seiner Schulden mit Eisenstiefeln in der Themse gelandet wäre, hätte er sich beim Schreiben auch noch Gedanken gemacht. Er setzte seine Krimis nach dem Baukastenprinzip zusammen, und diktierte sie später lediglich in einen Phonographen um sie später abschreiben zu lassen, nur um sein mörderisches Tempo zu halten -tatsächlich schreiben hätte zuviel Zeit gekostet.
--- Ende Zitat ---

So wie Tolkien also nicht vorhatte, eine Botschaft im Herrn der Ringe zu verstecken, hatte Wallace das also auch nicht vor?

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln