Von der Pflicht entbunden, und im selben Atemzug fortgeschickt, um den Attentäter zu suchen.
Also gut.
Ras stand auf, entdeckte die Uniform, die am Boden lag. In Fetzen. Dem Grafen hatte es beliebt, zu spielen. Dann also nicht diese Uniform. Er fand das Komm und befahl einen Adjutanten zu sich, mit einer neuen Uniform. Andreis Gesicht im Spiegel zuckte leise bei diesen Worten.
Bist du mutig genug, ihn jetzt zu berühren, dachte Ras bei sich. Er wußte, was das Geschenk war, das Andrei ihm gemacht hatte - da lag noch immer die leere Spritze, und er konnte es in seinem Körper ächzen hören, als die Chemikalien, die seinen Körper verändert hatten, mit einer weiteren rangen. Sie war nicht willkommen. Ein weiterer Grund, weshalb seine Seele verloren war, aber das kümmerte ihn nicht. Es war Andreis Wille. Wenn er dafür den Rest der Ewigkeit im Dunkeln zwischen den Sternen existieren mußte - in verstandloser Kälte und unrettbar weit vom verglimmenden Licht entfernt, dann war das ein geringer Preis dafür, Andreis Willen getan zu haben.
Seine Hände strichen über Andreis Haut - ohne ihn zu berühren. Er näherte sich nur so weit, daß seine Hände die Wärme der Haut spüren konnten, und er fuhr die Linien der Schultern, des Rückens nach, seiner Arme.
Andreis Blick traf im Spiegel auf seinen. "Du weißt, was du zu tun hast."
"Ja, Meister."
Andrei lächelte leicht. "Bring mir den Attentäter, und ich mache dich heute Nacht unsterblich. Hundert weitere Jahre sollten für einen Kossacken doch der Unsterblichkeit gleichkommen." Er legte den Kopf schräg, jetzt zur anderen Seite. "Die Dosis gerade - sie genügt nicht. Sie bereitet vor. Die Nebenwirkungen, wenn die andere ausbleibt, kenne ich nicht. Und deren Einfluß auf deine veränderte Körperchemie ... ist mir nicht bekannt. Ich weiß gar nicht, ob es Kossacken gibt, die das Mittel erhalten. Vielleicht einige von Hyrams Garde."
Ras neigte den Kopf. "Macht das einen Unterschied?"
"Vielleicht nicht." Andrei blickte in den Spiegel - sein Gesicht verschloß sich. Er dachte nach, konnte stundenlang so sitzen, wie ein Askorbit, was auch immer die fremdartigen Monstren innerlich umtrieb.
Der Adjutant brachte die Uniform und berichtete, ein gewisser Li Halan wolle mit dem Hauptmann sprechen. Ras nickte. "Sag ihm, er kann mich in den Trainingsräumen finden."
Schließlich galt es, die Trägheit der Nacht aus dem Körper zu arbeiten, die Erinnerung an Andreis Hände und Lippen, sich daran zu erinnern, daß er eine Waffe war, nicht das Spielzeug eines Grafen, der es liebte, sich die Stärksten seiner Untertanen ins Bett zu holen, weil er sie dort am besten beherrschen konnte. Als gäbe es auch nur den Funken Rebellion in Ras. Oder vielleicht reizte gerade das Andrei - daß Ras ihm so sehr gehorchte wie sein eigener Körper.
Spiegellungen.
Der Adjutant salutierte.
Einen Attentäter soll ich dir fangen, Andrei. Also gut. Dann laß das Spiel beginnen.