Es wäre schön, wenn wir abwertende Begriffe wie "Quatsch" oder subjektive Wertungen wie "grottenschlecht" aus dieser Diskussion raushalten und auf einem sachlichen Niveau bleiben können.
Ansonsten verkommt dieser Thread irgendwann zu einem Kraftausdruck-Schlagabtausch und das wäre schade.
Cyberpunk ist eine literarische Stilrichtung. Und solche Stilrichtungen haben immer "Aufs" und "Abs". Fantasy fristete auch jahrelang ein Schattendasein, bis dann irgendwann ein Jackson den HdR als Kinomonumentaltrilogie drehte und Frau Rowling Harry Potter als neu Gelddruckmethode entdeckte - seit dem ist es wieder hip.
Das gleiche gilt für das Grusel-Genre, dem Science Fiction und allen anderen Stilrichtungen.
Cyberpunk ist momentan uninteressant für die meisten, weil viele Elemente daraus bewahrheitet haben und weil die aktuelle Situation andere Zukunftsbedrohungen projezieren. Und da Autoren wie Konsumenten immer von der aktuellen Situation herausprojezieren wird in USA wohl im Moment eher der 11.09. und der Terrorismus herrschendes Thema sein.
Vielleicht bei einigen noch der amerikanische "Imperialismus" und die Möglichkeit "Diktatur" einer Minorität zu werden.
Nichts, was ansatzweise mit Cyberpunk zu tun hat.
Imho hat übrigens auch Orwells 1984 nichts damit zu tun. Und auch "I Robot" nicht. 1984 behandelt einen totalitären Überwachungsstaat und das ist keine Cyberpunkfiktion, denn futuristisch gesehen ändert sich nur die Technik, nicht die Methode. "I Robot" dreht sich um die Frage, wann künstliche Intelligenz als "Leben", oder "Wesen" (mit Seele?) verstanden werden kann. Cyberpunk kümmert sich eher um die technisierung des Menschen, anstatt um die vermenschlichung der Technik.
Grundsätzlich wird es sich aber so verhalten wie immer. Cyberpunk-Elemente werden in anderen Stilrichtungen aufgenommen und die Cyberpunkautoren werden durch andere Stilrichtungen (oder Situationen) inspiriert und nehmen also wieder anderes auf. Es gibt nur wenige sterile Stilrichtungen, die sich nicht ändern.
Deswegen ist Literatur wandelbar. Cyberpunk ist nicht "tot". Es wandelt sich, wird in anderen Genres aufgenommen, nimmt andere Elemente auf, usw.
Cyberpunk im Rollenspiel ist genauso. Cyberpunk 2020 ist eingefroren, weil Mike Pondsmith lieber bei Microsoft als Spielerdesigner Geld verdient, als mit Talsorian rumzukrebsen. (Genau, wie Gibson durch den 09.11. andere Romane schreibt - bei beiden wissen wir nicht, wie lange der Zustand hält)
Da wird auf lange Sicht nichts passieren. Auch wenn die Version 3.0 längst angekündigt ist.
In deutsch auch nicht, weil GI es nicht packt, noch mal was zu veröffentlichen.
Shadowrun entwickelt sich fort, ist im puristischen Sinne auch kein Cyberpunk, sondern eigentlich Fantasy mit Cyberpunk Elementen. (Das soll nicht abwertend gemeint sein...!!! Stilistisch kümmert sich Shadowrun aber eher um ein romantisches, dramatisches Setting, ganz klar Fantasy [noch mal: nicht abwertend! Ich mag das Shadowrun Setting sehr gerne!])
Wenn bei Cyberpunk 2020 noch mal was passiert wird es sich anpassen, genau wie sich Shadowrun über die Jahre angepasst hat. Solche Werke entwickeln sich, einfach weil die Macher sich entwickeln, weil neue Einflüsse hinzukommen, andere wegfallen.
Den Cyberpunk von 1986 gibt es nicht mehr. Der Cyberpunk 2004 sieht anders aus. Er ist aber keineswegs tot.
Imho
Boba Fett