Autor Thema: Cyberpunk tot?  (Gelesen 22288 mal)

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Rraurgrimm

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #25 am: 13.09.2004 | 09:52 »
Ich sehe Cyberpunk ebensowenig als "tot" an - sondern als eine durchaus legitime Sichtweise einer moeglichen - wenn auch ueberzogenen - Darstellung einer SciFi-Zukunft aus der Sicht von Autoren der 80er und 90er Jahre. Und ich bin ganz ehrlich: ich bin dankbar fuer jeden einzelnen Visionaer der es schafft, mich an sein Buch zu fesseln - auch wenn ich dieses Buch dann 10 Jahre spaeter nicht mehr aus dem Regal holen wuerde. Es geht darum, dass es mich fuer eine Zeit meines Lebens beschaeftigt und bewegt hat und mir neue Inspiration gegeben hat - und moeglicherweise auch eine kleine Warnung mitgegeben hat wie es haette sein koennen.

Nun gut, ich bin ohnehin Freund von Alternativwelten-Romanen und lese deshalb Lord Darcy ebensogern wie Pavane oder Liberator/Procurator/Imperator etc.

Und in diesem Sinne honoriere ich Cyberpunk - der so lange leben wird wie irgendjemand daran glaubt und dadurch zu Neuem inspiriert wird.

btw.: http://project.cyberpunk.ru/idb/index.html - Neal Stephenson auf der Seite (Snowcrash, Diamond Age) kann ich nur empfehlen.

Offline Boba Fett

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #26 am: 13.09.2004 | 10:05 »
Es wäre schön, wenn wir abwertende Begriffe wie "Quatsch" oder subjektive Wertungen wie "grottenschlecht" aus dieser Diskussion raushalten und auf einem sachlichen Niveau bleiben können.
Ansonsten verkommt dieser Thread irgendwann zu einem Kraftausdruck-Schlagabtausch und das wäre schade.

Cyberpunk ist eine literarische Stilrichtung. Und solche Stilrichtungen haben immer "Aufs" und "Abs". Fantasy fristete auch jahrelang ein Schattendasein, bis dann irgendwann ein Jackson den HdR als Kinomonumentaltrilogie drehte und Frau Rowling Harry Potter als neu Gelddruckmethode entdeckte - seit dem ist es wieder hip.
Das gleiche gilt für das Grusel-Genre, dem Science Fiction und allen anderen Stilrichtungen.
Cyberpunk ist momentan uninteressant für die meisten, weil viele Elemente daraus bewahrheitet haben und weil die aktuelle Situation andere Zukunftsbedrohungen projezieren. Und da Autoren wie Konsumenten immer von der aktuellen Situation herausprojezieren wird in USA wohl im Moment eher der 11.09. und der Terrorismus herrschendes Thema sein.
Vielleicht bei einigen noch der amerikanische "Imperialismus" und die Möglichkeit "Diktatur" einer Minorität zu werden.
Nichts, was ansatzweise mit Cyberpunk zu tun hat.

Imho hat übrigens auch Orwells 1984 nichts damit zu tun. Und auch "I Robot" nicht. 1984 behandelt einen totalitären Überwachungsstaat und das ist keine Cyberpunkfiktion, denn futuristisch gesehen ändert sich nur die Technik, nicht die Methode. "I Robot" dreht sich um die Frage, wann künstliche Intelligenz als "Leben", oder "Wesen" (mit Seele?) verstanden werden kann. Cyberpunk kümmert sich eher um die technisierung des Menschen, anstatt um die vermenschlichung der Technik.

Grundsätzlich wird es sich aber so verhalten wie immer. Cyberpunk-Elemente werden in anderen Stilrichtungen aufgenommen und die Cyberpunkautoren werden durch andere Stilrichtungen (oder Situationen) inspiriert und nehmen also wieder anderes auf. Es gibt nur wenige sterile Stilrichtungen, die sich nicht ändern.
Deswegen ist Literatur wandelbar. Cyberpunk ist nicht "tot". Es wandelt sich, wird in anderen Genres aufgenommen, nimmt andere Elemente auf, usw.

Cyberpunk im Rollenspiel ist genauso. Cyberpunk 2020 ist eingefroren, weil Mike Pondsmith lieber bei Microsoft als Spielerdesigner Geld verdient, als mit Talsorian rumzukrebsen. (Genau, wie Gibson durch den 09.11. andere Romane schreibt - bei beiden wissen wir nicht, wie lange der Zustand hält)
Da wird auf lange Sicht nichts passieren. Auch wenn die Version 3.0 längst angekündigt ist.
In deutsch auch nicht, weil GI es nicht packt, noch mal was zu veröffentlichen.
Shadowrun entwickelt sich fort, ist im puristischen Sinne auch kein Cyberpunk, sondern eigentlich Fantasy mit Cyberpunk Elementen. (Das soll nicht abwertend gemeint sein...!!! Stilistisch kümmert sich Shadowrun aber eher um ein romantisches, dramatisches Setting, ganz klar Fantasy [noch mal: nicht abwertend! Ich mag das Shadowrun Setting sehr gerne!])
Wenn bei Cyberpunk 2020 noch mal was passiert wird es sich anpassen, genau wie sich Shadowrun über die Jahre angepasst hat. Solche Werke entwickeln sich, einfach weil die Macher sich entwickeln, weil neue Einflüsse hinzukommen, andere wegfallen.
Den Cyberpunk von 1986 gibt es nicht mehr. Der Cyberpunk 2004 sieht anders aus. Er ist aber keineswegs tot.

Imho

Boba Fett
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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #27 am: 13.09.2004 | 10:39 »
Cyberpunk tot? Mitnichten. Verwandelt, wie Boba Fett meinte, mit Sicherheit. Als Beispiel könnte man "Snow Crash" von Neil Stephenson anführen. Dieser Cyberpunk hat mitnichten etwas mit der dystopischen, hoffnungslosen und dreckigen Düsternis von Gibson zu tun. "Snow Crash" ist schräg, rasant, multimedial (eine Gemeinsamkeit mit Gibsons Weltsicht) und fast schon sprachwissenschaftlicher Science Fiction.

Nehmen wir Myra Carkan, "Downtown Blues". Hier haben wir eine deutschsprachige Vertreterin des Cyberpunk, die leider Gottes eine Vision in Amerika entwirft (Schade, ich hatte mir eine in Deutschland oder zumindest Europa gewünscht...). Die gesellschaftliche Diskrepanz ist eher sozialer als technischer Natur, anders als bei Gibson, der soziale und technische Diskrepanz miteinander verknüpft.

Die Entwicklung, die imho ich sehe, ist in der Tat der Übergang in andere Genres einerseits (und das ist die Geburtsstunde neuer Literaturrichtungen - viele Verlage bezeichnen ihre SF-Romane mittlerweile als "Social Fantasies"!) beziehungsweise die sporadische Wiederauferstehung des alten Genre in neuem Gewand. Zudem erfährt die Definition des Cyberpunk - wie jede Kultur - immer mehr Diversifizierung, hervorgerufen durch immer mehr unterschiedliche Sichtweisen. Was ist Cyber, was ist Punk?

Das Time Magazin schrieb einmal: ""They call it cyberpunk, a late-20th century term derived from CYBERNETICS, the science of communication and control theory, and punk, an antisocial rebel or hoodlum. Whithin this odd pairing lurks the essence of cyberpunk's international culture - a way of looking at the world that combines infatuation with high-tech tools and disdain for conventional ways of using them. Origionaly applied to a school of hard-boiled science-fiction writers and then to certain semitough computer hackers, the word cyberpunk now covers a broad range of music, art, psycadelics, smart drugs and cutting-edge technology."

Das ist die Zukunft von Cyberpunk - und mit der Veränderung unserer Technologie, unseres sozialen Gefüges (hin zu dem, was Cyberpunk einst als "Science Fiction" beschrieb) wird sich Cyberpunk immer weiter verändern.
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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #28 am: 13.09.2004 | 10:52 »
Snow Crash ist von 1991. Okay, Downtown Blues ist neu (2000?), aber ist es nicht nur Retro? Mal im Ernst, Cyberpunk ist ein amerikanisches Genre und bereits der Fakt das Cakan den Roman in den Staaten ansiedelt sagt für mich schon alles, das ist nur Retro.

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Für mich ist die Frage, ist das was Boba als Cyberpunk 2004 postulierst, wirklich noch Cyberpunk ist. Oder ist es nicht doch Post-Cyberpunk, wie es fast einhellig in den Staaten tituliert wird? Wenn ich zum Beispiel einen Blick auf Bruce Sterlings Distraction werfe, so könnte man zwar sagen es ist Cyberpunk:

* Massive Umweltzerstörung
* Spaltung der Gesellschaft (arm-reich, jung-alt)
* Korrupte Regierung
* Umfassendes Netzwerk

Allerdings ist die Aussage des Romans anders. Denn Distraction dreht sich nicht um einen Antihelden aus der Gosse, sondern um einen charismatischen Wahlkampfhelfer der US-Präsidentenwahl. Am Ende des Buches ist die ganze Geschichte sehr positiv, denn zwar verliert der Protogonist gegen das Regime, aber andererseits gewinnt er auch einiges, z.B. die Liebe zu einer Frau. Das ist kein Cyberpunk. Im Cyberpunk würde er schlicht scheitern.

Ein anderes Beispiel ist Transhuman Space. Dieses RPG hatte alle technischen Elemente des Cyberpunks (Netzwerk, Mensch-und-Maschine etc.), aber es verzichtet vollkommen auf die üblichen Vorwürfe, die Cyberpunk der gesellschaft gemacht hat. THS ist positiv und das selbst in der Dritten Welt.

Dieser Cyberpunk 2004, Post-Cyberpunk wie er in den Staaten genannt wird, ist halt einfach kein Cyberpunk mehr. Ich kann es nur noch einmal betonen SciFi funktioniert anders. Die Technik ist nur das Vehikel, aber das wichtige ist die transportierte Aussage. Und die ist anders.

Andererseits hindert niemand jemanden daran sein Retro-Feeling auszuleben. RPG ist eh sehr retro-esque.

Offline Boba Fett

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #29 am: 13.09.2004 | 10:52 »
OT: Gehört dieser Thread eigentlich in "Spielsysteme" oder "Lesen"? Bin mir da nicht so sicher.
Ich lass ihn daher erstmal hier...

Warum muss der "post Cyberpunk" oder "Cyberpunk 2004" oder moderner Cyberpunk sich mit allen Aussagen befassen, die der Cyberpunk der 80er oder 90er getan hat?
Selbst in den alten Cyberpunk-Romanen befasste sich nicht jeder Roman mit allen Themen.

Abgesehen von den von Dir aufgezählten Elementen gibt es sicherlich noch mehr Themen, mit denen sich Cyberpunk beschäftigt.
Mir fallen spontan folgende ein:

* Globalisierung
* Herrschaft der multinationalen Konzerne
* vertechnisierung des Menschen - Veränderung / Verlust der Menschlichkeit

Das sind nicht alles gesellschaftliche Elemente, aber SciFi setzt sich nicht nur mit gesellschaftlichen Themen auseinander.
Es kann sich auch auf die Auswirkung auf Individuen gehen.
« Letzte Änderung: 13.09.2004 | 11:07 von Boba Fett »
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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #30 am: 13.09.2004 | 10:58 »
@Boba Speakers Corner? ;)

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #31 am: 13.09.2004 | 10:59 »
Kommt auf die Sichtweise an. Wenn man das voraussetzt, was Cyberpunk in den Achtzigern ausmachte (wie Du sagst: * Massive Umweltzerstörung * Spaltung der Gesellschaft (arm-reich, jung-alt) * Korrupte Regierung * Umfassendes Netzwerk, vielleicht führen wir noch mächtige Megakonzerne an, siehe Blade Runner?), ist es sicher Post-Cyberpunk. Ich neige dazu, es aber als eher - wie soll ich sagen? - fließenderes Genre anzusehen, das sich die nahen Utopien der Zukunft zum Inhalt macht bzw. neue Strömungen mit aufnimmt. Der Kern bleibt dabei immer gleich (allumfassende moderne Technik, soziale Dystopie), nur die Zielrichtung oder die Aussage ist eine andere.
« Letzte Änderung: 13.09.2004 | 11:01 von morebytes »
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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #32 am: 13.09.2004 | 11:02 »
Wenn du diesen Ansatz nutzt bist du aber nicht mehr im Cyberpunk-Genre sondern ganz allgemein bei SciFi. Cyberpunk ist halt das, was die meisten heutzutage an SciFi kennen, das ist wohl der Punkt. Solche Projektionen wurden aber schon immer in der SciFi gemacht.

Offline Boba Fett

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #33 am: 13.09.2004 | 11:29 »
Deswegen ist die Schublade Cyberpunk eigentlich auch keine sehr günstige.
SciFi Romane mit typischen Cyberpunk-Inhalten wurden schon weit vor den 80ern geschrieben.
(z.B. von Philip K. Dick)
Und genauso werden Romane mit diesen Bestandteilen auch später geschrieben werden, die man nicht dazu zählen kann.
Es gibt eigentlich keine Cyberpunk Schublade, die man klar definieren kann. Eher ein Äera, in der verstärkt solche Romane geschrieben wurden; und in der auch verstärkt die Thematiken wahrgenommen wurden.
Jetzt kann man sich streiten, ob die Cyberpunk Äera vorbei ist. Imho nein...
Imho beginnen wir langsam in dem zu leben, was Cyberpunk thematisiert (oder besser: was in Cyberpunk typische Thematik ist).
Genau wie die Science Fiction nach der Mondlandung aufhörte von Mondbewohnern zu fabulieren, wird die Literatur auch aufhören fiktiv die Globalisierung zu behandeln, denn die findet gerade statt. Genauso wird die "vertechnisierung des Menschen" kein bestandteil von utopischer Literatur sein, wenn sie nicht mehr Utopie ist.
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Offline Arbo

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #34 am: 13.09.2004 | 12:59 »
Zitat
Deswegen ist die Schublade Cyberpunk eigentlich auch keine sehr günstige.

Ich halte es sowieso für ungünstig, Schubladen zu "starr" zu sehen. Vieles kann Cyberpunk sein, was ggf. andere schon zu "Endzeit" gehörig sehen. Ich glaube auch nicht, dass sich die Autoren wirklich darum reißen, in eine Schublade gesteckt zu werden. Gerade der oben erwähnte Bruce Sterling schreibt m.E. Geschichten, die hier und da das "starre" Cyberpunkschema, was wohl als Schablone für die Schublade herhält, durchbrechen. Mit anderen Worten ... Cyberpunk kann wie andere Genre über sich hinaus "wachsen" ... andere Formen annehmen usw. Ich als Rollenspieler und Spielleiter bestehe im gewissen Sinne sogar darauf, denn nichts in langweiliger, als 0815-Cyberpunk (oder Fantasy, oder Dampf-Punk ;) oder ...) ... DAMIT verändere ich aber genau diese Schablone - die Geschichten sind dann nicht mehr "passgerecht" ...

Die Schubladen sind nur für Leute da, die Orientierung benötigen.

Und noch etwas. Ist es wirklich so, dass die "alten" 80er Jahre Cyberpunk-Sachen wirklich soooo out-of-time sind? Ich glaube, dass dies nur zu einem geringen Teil stimmt. Zum Beispiel bzgl. des "Flairs" (Darstellung von Matrix usw.) ... wenn ich es mir recht betrachte, könnte da eine Art "Retro-Cyberpunk" (80-Punk ;-) ) "posthum" entstehen.

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« Letzte Änderung: 13.09.2004 | 13:02 von Arbo Moosberg »
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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #35 am: 13.09.2004 | 13:10 »
IMO hat Matrix nichts mit Cyberpunk zu tun.

Was für ein Flair? Menschen, die Wände hochlaufen und in Zeitlupe dutzende Gegner abwehren, sind kein Cyberpunk, sondern wohl eher chin. Wuxia-Stil.

Desperados ist ja auch kein Western, auch wenn er in Mexiko spielt und ein Fremder in die Stadt kommt und mit Banditen aufräumt.

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #36 am: 13.09.2004 | 13:14 »
Doch Desperado ist ein Western, weil er wichtige Elemente des Westerns besitzt.
Das mit Matrix hast du aber richtig gesehen. Es sind eigentlich kaum Elemente des CP vorhanden.

Offline Arbo

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #37 am: 13.09.2004 | 13:38 »
Habe mich wahrscheinlich schlecht ausgedrück *grummel*

Mit "Matrix" habe ich auf das Bezug genommen, was u.a. im CP2020 als Matrix beschrieben ist - also Cyberspace, Internet usw.

Ansonsten hat "Matrix" (JETZT der Film) nur insofern was mit CP zu tun, als dort per Interface in eine virtuelle Welt eingestiegen werden kann und man in dieser (virtuellen) Welt praktisch so agiert, wie z.B. Netrunner usw. beschrieben werden. Also auch hier ein Element, aber kein reiner Cyberpunk ... irgendwie.

-gruß,
Arbo
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Offline Boba Fett

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #38 am: 13.09.2004 | 13:45 »
Die unmittelbare Handlung von Matrix ist kein Cyberpunk?

Nun ja, was sind die Helden von Matrix denn anderes, als Elemente einer Subkultur, die gegen die weltumspannende Vorherrschaft rebeliieren und versuchen diesem System möglichst viele Elemente abzutrotzen.
Ob es sich da um Konzerne oder künstliche Intelligenzen als Weltbeherrscher handelt ist zweitrangig.
Neo und Trinity sind definitiv Punks.
Zion ist das Zentrum der Punks, die eine eigene Subkultur aufbauen, so leben, wie sie möchten und versuchen das System zu bekämpfen oder zu überlisten.

Netrunning ist im weitesten Sinne ein Element des Films, auch wenn die virtuelle Realität nahezu perfekt ist (sieht man mal von Deja Vus ab).

Letztendlich ist der Kampf gegen die Matrix ein Run, und die Rebellen sind Punks.
Das ist schon ziemlich vedrehter Cyberpunk - es müssen ja nicht immer Konzerne sein, gegen die es geht.
Und das Thema Umweltverschmutzung, korrupte Regierung, umspannendes Netz haben wir bei Matrix auch.
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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #39 am: 13.09.2004 | 14:04 »
Typen in schwarzen Ledermäntel mit coolen Sonnenbrillen. Ob das reicht? IMO nö.

Der Desperado hat IMO zuviel Charakter für nen Western.

Aber naja, wie streiten uns wohl grad um Grauzonen.

Offline Arkam

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #40 am: 13.09.2004 | 14:08 »
Hallo zusammen,

was genau den nun Cyberpunk sei und wie sich der Cyberpunk gegenüber der Utopie und der allgemeinen SF abgrenzen würde war ja schon zu seiner Blütezeit ein heißes Diskussionsthema.
Statt mich hier an einer Definition zu versuchen will ich lieber ein paar Aspekte aufgreifen die für mich bei einem Cyberpunkrollenspiel wichtig sind und aufzeigen wo und in welcher Form man diese Ansätze heute noch bei Rollenspielen findet.

Implantate
Ein Kernpunkt im Cyberpunk ist die Annährung von Mensch und Maschine. Auf der einen Seite wird der Mensch immer mehr zu einer Maschine. Das heißt seine Leistungsfähigkeit definiert sich über künstliche Einbauten. Wie eine Maschine hat er so feste Leistungsgrenzen die in einem speziellen Gebiet weit über das normale ragen. Gleichzeitig jedoch versucht man Maschinen zu entwickeln die in der Lage sind auch aus unzureichenden Fakten Entscheidungen zu treffen. Gerade Maschinen die ein Mensch nutzen soll, also etwa einem Geldautomaten, sollen mit dem Menschen auf seiner Ebene interagieren. Also etwa indem Sie menschliche Sprache nutzen und verstehen oder versuchen die Gefühlslage ihres Benutzers zu verstehen. Das nächste Betriebssystem meldet also nicht mehr "Das geht so nicht!" sondern "Ich verstehe nicht was sie erreichen wollen bitte geben Sie mir über den Assistenten ein paar Hinweise."
Das führt auf der einen Seite dazu das Menschen plötzlich die Probleme einer Maschine bekommen. Sie unterliegen plötzlich einer technischen Alterung und entsprechen nicht mehr dem neusten Modell und sind deshalb unbrauchbar. Zudem müssen Menschen plötzlich gewartet werden und benötigen Ersatzteile.
Maschinen auf der anderen Seite schlagen sich mit menschlichen Problemen herum. Sie beginnen ihre Umwelt wahrzunehmen und versuchen diese zu beeinflußen. Auf der anderen Seite sind sie jedoch auch anfällig für extreme Gefühle.
Das Implantat als Möglichkeit einen Charakter zu verbessern hat sich inzwischen seht weit ausgebreitet. Die meisten allgemeinen SF Systeme bieten inzwischen diese Möglichkeit an. Und selbst in den Systemen "Der Welt der Dunkelheit" finden sich inzwischen Implantate als Möglichkeiten die man in einem Jetztzeit Horrorsystem so sicherlich nicht vermutet hätte.
Aber diese Implantate sind technische Gerätschaften um besser zu werden. Auf die Annährung von Menschen und Maschinen wird im Allgemeinen weniger eingegangen. Man muß aber auch zugeben das sowohl Cyberpunk 2020 als auch Shadowrunden Aspekt der Veränderung des Menschen eher regeltechnisch als Einschränkung im regeltrechnischen Sinne und weniger als interessante Spieloption genutzt haben.

Computernetzwerke
In den Computernetzen des Cyberpunks hat sich die Entwicklung von Maschinen mit menschlichen Macken am stärksten ausgeprägt, wenn man Programme und die Hardware auf der sie laufen als Maschine betrachtet. Klassische Themen sind hier die Künstlichen Intelligenzen (KI) die eigene Ziele erreichen wollen und Menschen die sich als praktisch unsterblicher Datensatz in das weltweite Netz einbringen lassen.
Zudem bietet das Computernetzwerk die Möglichkeit virtuelle Realitäten zu erschaffen und so zusätzliche Welten zu schaffen in denen Maschinen und Menschen in einer Welt zusammenstoßen in der sie jeweils gleiche Chancen besitzen.
Das Computernetzwerk als Informationsnetz und als Kommunikationsmedium spielt eine verblüffend geringe Rolle, bei Cyberpunk 2020 wird sogar eher gefaxt als der Computer als Kommunikationsmittel genutzt.
In der Praxis haben sich diese Hauptthemen als weniger wichtig herausgestellt als vom Cyberpunk vorrausgesetzt. Das Internet wurde weniger zu einer Spielwiese in der die Realität keine Rolle mehr spielte sondern mehr zum Kommunikations- und Informationsmedium. In dieser Rolle taucht das Internet inzwischen dann auch in den meisten Systemen auf. Allerdings ist hier häufig die Lücke zwischen dem Stand des Systems und dem tatsächlich machbaren extrem groß.

Umweltverschmutzung
Die Umweltverschmutzung hat in Cyberpunksystemen eigentlich drei Funktionen.
Sie bietet ein klassisches Feindbild. Hier die bösen Umweltzerstörer hier die guten Umweltschützer. Gerade bei Cyberpunksystemen die sich ja häufig mit den gesellschaftlichen und moralischen Grauzonen beschäftigen bietet sich hier ein Spielfeld für einfacheres, im realen und spielerischen Sinne, Denken und Handeln an.
Die Umweltverschmutzung wird als Mittel zur Schaffung einer düsteren Atmosphäre gebraucht. Wenn schon ein normaler Regen dir die Haut wegätzen kann wie tödlich kann dann etwas sein was dich absichtlich umbringen möchte? Zudem erschaffen dichte Wolkendecken und gedämpfte Sonneneinstrahlung ein wortwörtliches dunkleres Setting ohne das man wirklich alle gespielten Aktivitäten in die Nacht verlegen müßte, wie etwa meistens bei "Vampire - Die Maskerade".
Außerdem bietet der Aufhänger Umweltschutz viele Möglichkeiten erneut das Annähren von Mensch und Maschine zu beschreiben. In einer Umgebung in der der Mensch nur noch mit Hilfe der Technik überleben kann oder lieber Technik einsetzt anstatt die Orte persönlich aufzusuchen bieten sich wieder interessante Möglichkeiten an die Grenzen beider Seiten auszuloten.
Viele der Einzelfunktionen fanden sich schon vorher in diversen Filmen und Büchern wieder. Bei Blade Runner finden sich der saure Regen und die stete Wolkendecke als Stilmittel wieder. Asimovs Roboter die selbst ein viertes Gesetz entwickeln und danach die Entwicklung der Menscheit steuern passen auch perfekt in den Rahmen.
Hier ist heutzutage aber meistens nur noch die Rolle als Feindbild wiederzufinden, wenn zum Beispiel in "Werwolfe - Die Apokalypse" Gaia die Erdmutter vor der bösen Firma Pentex geschützt wird.

Megakonzerne
Im Cyberpunk ist weniger der Konzern als viel mehr die gesellschaftlichen Auswirkungen seines rein profitorientierten Denkens wichtig. Menschen zählen nicht mehr als Menschen und Natur ist nicht mehr aus ästhetischen Gründen interessant sondern sind nur noch Recourcen der Konzerne. Als solche sind sie aber auch jederzeit ersetzbar und werden regelmäßig bewertet. Wer zu alt wird ist nichts mehr wert und fällt aus diesem System heraus. Wenn sich Biodiversität durch eine Genbank sicherstellen läßt gibt es keinen Grund mehr ein Tier aufwendig in einem Zoo zu halten oder gar ganze Landstriche zu schützen.
In diesem Teil haben sich Realität und Cyberpunk so angenährt das dieser Aspekt inzwischen in einer Reihe moderner Systemen eine Rolle spielt.

Gesellschaftlicher Widerstand
Der Protagonist in einem Cyberpunksetting ist eigentlich ein Zwitter. Auf der einen Seite baut seine Existenz meistens auf die Schattenseite der vorhandenen Gesellschaft auf und auf der anderen sieht er es als seine Aufgabe an diese Gesellschaft zu verändern und sich damit selbst seine Grundlage zu entziehen.
Bei den meisten neueren Systemen stehen die Charaktere inzwischen innerhalb einer Gesellschaft, die etwa in der "Welt der Dunkelheit" zwar parallel zu unserer Gesellschaft existiert aber meistens sogar noch regidere Vorgaben mit sich bringt. Hier verwischt sich die Grenze zwischen spieltechnisch gesetzten Grenzen und dem Versuch eine vollkommen fremde Gesellschaft zu simulieren und die Spielercharaktere in ihre Gesellschaft einzubinden.
Diese Seite des Cyberpunkgenres hat sich damit deutlich gewandelt. Bei den meisten heutigen Systemen ist man in eine Gesellschaft eingegliedert. Die Gesellschaften untereinander verfolgen aber verschiedene Ziele. Von da aus hat sich auch häufig der Schwerpunkt von der direkten paramilitärischen oder militärischen Aktion zu Intrigen oder Politik als Mittel der Austragung gesellschaftlicher Konflikte verschoben.

Fazit
Je nachdem welchen Aspekt man betrachtet ist der Cyberpunk durchaus nicht tod. In seiner vollständigen Form jedoch  spielt er eine immer geringere Rolle. Hier spielt sicher auch eine Rolle das sich die reale Entwicklung doch in bedeutenden Teilaspekten anders entwickelt hat als vom Cyberpunk vorausgesetzt.
Viele Teilaspekte jedoch sind auch von anderen Systemen, etwa SF aber auch Horrorsystemen, aufgegriffen und weiterentwickelt worden.
Da die Anzahl der SF Rollenspieler sowieso kleiner ist führt diese Tendenz schnell zum Abgesang eines Teilsektors, also etwa dem Cyberpunk oder auch der Space Opera. Sobald man aber den Cyberpunk nicht mehr als Versuch einer Simulation tatsächlicher Gegebenheiten sondern eben als Genre mit eigenen Gegebenheiten sieht, kann es auch jederzeit wieder zu einem Aufblühen des Cyberpunk kommen. Beispiele für eine solche Entwicklung finden sich in letzter Zeit ja mit dem Fantasy Film, dem Computerrollenspiel  oder auch dem gegenwärtigen Trend zum Retrostile, mit dem Aufleben vieler schon vergessener Produkte reichlich.

Gruß Jochen
« Letzte Änderung: 26.12.2004 | 07:03 von Arkam »
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Offline Roland

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #41 am: 13.09.2004 | 14:19 »
[ot]

Typen in schwarzen Ledermäntel mit coolen Sonnenbrillen. Ob das reicht? IMO nö.

Die von Arkam aufgezählten Elemente kommen fast alle in Matrix vor. Übermenschliche Fähigkeiten haben die Charaktere ja nur in der virtuellen Realität. Der Film ist zumindest sehr deutlich post-cyberpunk

Der Desperado hat IMO zuviel Charakter für nen Western.

Ohne ganz genau zu wissen was Du mit Charakter meinst, das Fehlen von Charakterisierung und holzschnittartige Story sind kein Merkmal des Westerns, sondern Merkmale schlechter Geschichten. Desperado ist in dieser Hinsicht auch kein Meisterwerk, aber ein Western.

[ot]
« Letzte Änderung: 20.09.2004 | 08:40 von Roland »
Who knows what evil lurks in the hearts of men? The Shadow knows!

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #42 am: 13.09.2004 | 15:50 »
Eben... "Dance with the Wolf" war ein Western und war geprägt durch "sehr viel Charakter".
Das ist kein Kriterium. Aber dafür ist es OT.

Schwarze Ledermänter sind auch kein kriterium für Cyberpunk.
Rebellion gegen das System und dergl. schon
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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #43 am: 13.09.2004 | 15:58 »
Dankeschön an Arkam für die Zusammenfassung, was Cyberpunk eigentlich ausmacht. Ich habe in der letzten Zeit einige Near-Future-Science-Fiction-Sachen gelesen und mich gefragt, was die eigentlich genau von Cyberpunkt unterscheidet - jetzt weiß ich es!  ;)

Ich denke, Cyberpunk wird solange "tot" sein, bis es jemand "wiederentdeckt". Vielleicht ja zum Beispiel mit dem neuen Rollenspiel, das den Eingangspost ausgelöst hat...  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #44 am: 13.09.2004 | 17:23 »
Meine ganz unqualifizierte Meinung: Die Fortschritte in der Medizin und Informatik werden gewisse Cyberpunk-Ideen wie Jules Verne-SciFi aussehen lassen (Stichwort Mondlandung, schon gefallen im Thread) - aber muss deswegen das Genre untergehen? Keine Ahnung.

Neal Stephenson hat jedenfalls für mich persönlich das Subgenre des Cypherpunk-Romans erfunden. (By the way, wenn das nicht so sein sollte, ich lass mich gern belehren und suche auch immer Lesestoff  ;)) Das scheint schon auf eine Evolution im Cyberpunk-Genre hinzudeuten. Hoffnung besteht!

Gut, die Experten können sich wieder zu Wort melden.  :D
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Mc666Beth

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #45 am: 13.09.2004 | 17:45 »
Qualifiziert sind wir, glaube ich, alle nicht.  ;)

Sehr lustig finde ich das hier:
Zitat
Typen in schwarzen Ledermäntel mit coolen Sonnenbrillen. Ob das reicht? IMO nö.

Cyberpunk hat in meinen Augen nichts mit schwarzen Mänteln und Sonnenbrillen zu tun. Wobei ich denke das auf dieses schöne SR-Zitat angespielt wird.

Zitat
"Männer mit schwarzen Mäntel und Sonnenbrillen verfolgen uns."
"Haben sie Smartguns?"
"Ja"
"Oh mein Gott es sind Shadowrunner!"

Und wenn man denn nun den Vergleich zwischen Cyberpunk und Matrix ziehen will, dann haben sie doch sehr ähnliche Elemente. Ich denke auch das Cyberpunk sich ein bisschen gewandelt hat, aer immer noch da ist. 

NiceGuyEddie

  • Gast
Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #46 am: 16.09.2004 | 20:09 »
In seiner vollständigen Form jedoch  spielt er eine immer geringere Rolle.

Das finde ich auch. Aber das bedeutet ja nichts. Wie sich ja schon herausgestellt hat, gibt es seit langem keinen typischen neuen Cyberpunk mehr. Überrascht mich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Denn eins muss man sich eingestehen: Das Genre ist ziemlich alt. Richtig angefangen hat es doch schon vor über zwanzig Jahren. Selbst die Neuromancer Trilogie ist älter als ich. Also ist es doch nicht verwunderlich, dass typischer Cyberpunk wie früher nciht mehr erscheint.
Aber tod? Glaube ich nicht. Auch wenn ur-Cyberpunk nicht mehr neu erscheint, lebt er doch immer noch weiter. Wie schon oben gesagt, viele Filme, Bücher und was sonst noch, sind zwar nicht mehr typisch, beinhalten jedoch viele Elemente. Sie wurden _beeinflusst_ durch das Genre. In ihnen lebt es fort. Dei Ideen des Cyberpunks oder nur des Punks sind nicht mehr wegzudenken aus der heutigen SF und der heutigen Gesellschaft. Natürlich würde auch W. Gibson heute anders schreiben. Aber wäre es ansonsten nicht furchtbar langweilig?
Womöglich trifft der Begriff Cyberpunk nicht mehr auf aktuelle Werke zu, obwohl es, wie schon gesagt, ja ein sehr dehnbarer Begriff ist, doch selbst wenn dies so sein sollte, so heißt das ja nicht, dass das Genre tot ist.
Wahr ist hingegen, dass sich das Genre seit den 80er radikal verändern musste um noch zeitgemäß zu bleiben. Dies hat es bisher leider nicht gemacht, so weit ich das überblicken kann, was ich nicht mal glaube. Ich frage mich also: Wenn nicht Cyberpunk, was dann? Was ist denn die aktuelle Hard-SF? Im Ernst, mir fällt da nichts ein.

Im übrigen muss das Genre nicht unbedingt unaktuell sein, nur weil es technisch unrealistisch ist. Man sagt ja auch nicht die Zeit für Phillip K. Dick sei vorbei, weil seine Vorstellung teilweise ein Lächeln hervorrufen können. Nein, im Gegenteil, wenn, dann ist die Zeit noch nicht reif. Aber das nur am Rande.

P.S.: Für mich ist das Genre übrigens persönlich keinesfalls tod, im Gegenteil entdecke ich es erst gerade. In zwei Wochen steigt dann auch der Anfang meiner eigenen GURPS-CP-Kampagne. Ich freu mich schon  :D



NiceGuyEddie

  • Gast
Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #47 am: 17.09.2004 | 14:30 »
Mir fällt gerade ein...es gibt eine Initiative amerikanischer Rollenspieler, die gemeinsam ein aktuelles CP Rollenspiel auf der Basis von 2020 entwickeln wollen, also im Grunde eine neue Edition vorwegnehmen, da sie nicht mehr daran glauben, dass es so etwas noch geben wird. Sah ganz vernünftig aus, auch wenn es kaum was zu sehen gab, ich weiß aber nicht mehr die Adresse. Vielleicht jemand anders?
Übrigens spielt das ganze im Hinblick auf technische "Fehlentwicklungen" der 90er, die das CP-Setting ein wenig unrealistisch erscheinen lassen, im Jahr 2063, wo wieder alles möglich ist...

Offline Boba Fett

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #48 am: 17.09.2004 | 14:38 »
Schau doch mal auf Cyberpunk 2020, da gibts wahrscheinlich einen Hinweis,
oder zumindestens die nötigen Leute, von denen das einer bestimmt weiss.


Hmmm zurück! Die Site ist momentan down...
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Offline Azzu

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Re: Cyberpunk tot?
« Antwort #49 am: 25.12.2004 | 10:49 »
Um einen Bogen zum Ausgangs-Beitrag zu schlagen:

Ex Machina von GoO ist endlich auf dem Markt (mit etwa einem Jahr Verspätung)! Das erste Kapitel versucht sich in einer ausführlichen Definition von "Cyberpunk", fasst den literarischen Werdegang des Genres zusammen und stellt unter der Überschrift "Recycled Doomsdays" die Frage, ob und inwieweit die CP-Themen noch aktuell sind bzw. was aus Sicht des 21. Jahrhundert Thema eines Cyberpunk-Settings sein könnte.

Das Buch enthält gleich vier Settings von verschiedenen Autoren. In keinem davon übernehmen japanische Konzerne die Weltherrschaft. Ich schreibe mehr dazu, sobald ich das Buch komplett gelesen habe. Der erste Eindruck fällt auf jeden Fall sehr positiv aus!