Autor Thema: playing hard and gritty  (Gelesen 21945 mal)

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Ein

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #25 am: 5.10.2004 | 15:59 »
@Ludo
Weil du einen realistischen Charakter in einer realistischen Welt spielen willst.

Ludovico

  • Gast
Re: playing hard and gritty
« Antwort #26 am: 5.10.2004 | 16:01 »
@Ein

Das, finde ich,  ist kein besonders gutes Argument, denn immerhin soll man in den Charakter viel Arbeit reinstecken.
Nach dem Argument würde ich einen tabellarischen Lebenslauf im Bewerbungsstil basteln und den Rest kurz mit dem SL beschnacken.
Das würde dann alles in allem ca. eine halbe Stunde dauern.

Gast

  • Gast
Re: playing hard and gritty
« Antwort #27 am: 5.10.2004 | 16:03 »
Erst einmal: ich packe jeden bei seiner Powergamersträhne (die jeder irgendwo hat): Biography counts heisst, dass für eine gute Hintergrundstory Bonuspunkte zur Verfügung stehen. Der Charakter, der den interessanteren oder interessanter geschriebenen Hintergrund hat ist auch wertetechnisch besser.
Ich liebe diese Regel, andere hassen sie, weil sie unkreative Spieler "bestraft"... (ich sehe es eher so, dass Kreativität belohnt wird...)

Dann ist die Charakterlethalität nicht so hoch. Nur weil ich davon ausgehe, dass Spielercharaktere auf mannigfaltigfe und kreative Art und Weise Selbstmord begehen können (Terry Pratchett hat das in einem Buch sehr schön beschrieben...), heist das noch lange nicht, dass ich reihenweise Spielercharaktere umbringen will. Ein "einfach so" toter Charakter ist ein Anti-Klimax. Aber jeder Spieler bestimmt das Handeln seines Charakters, und diese Handlungen haben nun mal Konsequenzen. Diese Konsequenzen können nun mal auch tödlich sein.
Ein Großteil an gritty wird nicht durch die Regeln sondern durch die Darstellung erreicht. Zwei von den würfelwürfen und den Aktionen komplett identische Kämpfe können in gritty wesentlich schmutziger und gefährlicher wirken, weil mehr auf Schmutz und Gefahr eingegangen wird. Ein cineastischer Kampf würde spektakulärer wirken, weil mehr auf spektakuläre Aktionen eingegangen wird. Man kann mit jedem System gritty spielen, schätze ich. Es geht mit Gurps verflucht gut, mit DSA auch, bei AD&D in bestimmten Settings auch.
Hochspezialisierte reine Cineasmussysteme scheitern vielleicht an dem Versuch, etwas grittiges auf die Beine zu stellen, aber das kann ich nicht einschätzen.

Preacher

  • Gast
Re: playing hard and gritty
« Antwort #28 am: 5.10.2004 | 16:08 »
Mir geht es mehr darum, herauszufinden, in welchen Systemen und Settings ein solcher Stil am Besten ist und was die Nachteile des Stils sind.

Die Antwort steht im allerersten Post:

Organisatorisches 2: Die Wahl des Spielsystems
Nicht jedes Spielsystem ist für ein solches Rollenspiel gleich gut geeignet. Meiner Erfahrung nach geht hartes und fieses Spiel verdammt gut mit Shadowrun, Gurps, den WoD-Sachen und Harnmaster. DSA muss man etwas ummodeln und D&D vermutlich auch- theoretisch kann man allerdings mit jedem Rollenspiel ?gritty? spielen. Dark Sun zum Beispiel war ein AD&D Setting, dass wirklich sehr gritty war.

Die Nachteile wurden doch auch schon angesprochen: Minimaxing, Kämpfe um jeden Preis vermeiden etc.
Aber es geht bei gritty ja nicht nur um Kämpfe, sondern auch um die Atmosphäre. Alles ist eben etwas düsterer, dreckiger, gemeiner: Bauern haben schlechte Zähne, auch Helden kriegen Körpergeruch, wenn sie sich nicht waschen, etc.
Ich erinnere mich an eine Gurps Conan Runde: In den Tempel eingeschlichen, die Jungfrau gerettet - und auf dem Rückweg allesamt langsam verhungert, weil keiner jagen konnte oder sonstwelche Wildnisfertigkeiten hatte und auf Wochen keine menschlicher Ansiedlung in der Nähe war. DAS war gritty (und ein wenig frustend).
Deswegen sag ich ja: Als Ergänzung, um die Chars auch mal wieder auf den Boden zurückzuholen find ich das sehr gut; in seiner Reinform wäre das nichts für mich. Aber ich kann verstehen, wie man daran Spaß haben kann...

Ludovico

  • Gast
Re: playing hard and gritty
« Antwort #29 am: 5.10.2004 | 16:11 »
Dann ist die Charakterlethalität nicht so hoch. Nur weil ich davon ausgehe, dass Spielercharaktere auf mannigfaltigfe und kreative Art und Weise Selbstmord begehen können (Terry Pratchett hat das in einem Buch sehr schön beschrieben...), heist das noch lange nicht, dass ich reihenweise Spielercharaktere umbringen will. Ein "einfach so" toter Charakter ist ein Anti-Klimax. Aber jeder Spieler bestimmt das Handeln seines Charakters, und diese Handlungen haben nun mal Konsequenzen. Diese Konsequenzen können nun mal auch tödlich sein.

Aber Du hast doch auch geschrieben, daß der Zufall einen einfach so umbringen kann.
Und wie sieht es aus, wenn, was ja nun mal auch passiert, ein Spieler einen schlechten Tag hat, er mußte arbeiten und ist müde oder seine Gesundheit ist leicht angeschlagen... und kann folglich nicht so klar denken und macht Fehler.
Nach Deiner bisherigen Beschreibung, wäre sein Charakter dann schnell ein Krüppel oder tot oder verstehe ich unter "Gritty, ein Spielstil, der keine Fehler vergibt" etwas falsch?

Zitat
Zwei von den würfelwürfen und den Aktionen komplett identische Kämpfe können in gritty wesentlich schmutziger und gefährlicher wirken, weil mehr auf Schmutz und Gefahr eingegangen wird.

Ich dachte, zu Gritty gehört, daß die Kämpfe nicht nur gefährlicher wirken, sondern es auch tatsächlich sind.
So wurde es zumindest bisher beschrieben.

Zitat
Ein cineastischer Kampf würde spektakulärer wirken, weil mehr auf spektakuläre Aktionen eingegangen wird. Man kann mit jedem System gritty spielen, schätze ich. Es geht mit Gurps verflucht gut, mit DSA auch, bei AD&D in bestimmten Settings auch.
Hochspezialisierte reine Cineasmussysteme scheitern vielleicht an dem Versuch, etwas grittiges auf die Beine zu stellen, aber das kann ich nicht einschätzen.

DSA? Du meinst DSA 4? Das System, wo man für eine Charaktererschaffung diverse Bände, Taschenrechner und ca. 1 Stunde Zeit braucht, um alleine die Werte rauszukriegen?
Daß es mit AD&D geht, kann ich mir gut vorstellen, wobei die Sache mit der Rüstungsklasse dem wohl im Wege stehen dürfte.

Ach ja, würdest Du behaupten, daß es sich lohnt bei einem Gritty-Stil einen Kämpfer wie einen einfachen Söldner oder einen Ritter zu spielen?

@Preacher
Es wurden Nachteile genannt. Allerdings weiß ich nicht, ob das alles Nachteile sind, zumal ich an Minmaxing nichts Schlimmes finde.
Desweiteren wurde hier immer sehr oft auf die Kämpfe eingegangen.

« Letzte Änderung: 5.10.2004 | 16:15 von Ludovico »

Ein

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #30 am: 5.10.2004 | 16:25 »
Und wie sieht es aus, wenn, was ja nun mal auch passiert, ein Spieler einen schlechten Tag hat, er mußte arbeiten und ist müde oder seine Gesundheit ist leicht angeschlagen... und kann folglich nicht so klar denken und macht Fehler.

Das ist kein Zustand, in dem man gritty spielen sollte. Man sollte körperlich, mental und spirituell ausgeruht sein, sonst kann man das Spiel nicht genießen, wie du schon richtig anmerkst. Das erfordert natürlich das SL und Spieler aufeinander acht geben und an solchen Tagen, dann lieber das gritty bleiben lassen oder etwas alternatives, leichter verdauliches spielen.

Gast

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #31 am: 5.10.2004 | 16:42 »
Stimmt, dumme Zufälle können tödlich sein. Und? Nur durch Würfelpech sterben ist schwer, aber machbar. So etwas wie verpatzte Reitenprobe, verpatzte Akrobatikprobe, Sturz auf den Kopf, Schädelbasisbruch passiert, theoretisch zu Mindest.
Zu dem Verhalten etwas kränklicher, überarbeiteter Rollenspieler kann ich dir sagen, das dieser bei uns nur Spielleiter ist, und zu meinem Leidwesen ich bin... (habe ich schon über meine tolle Grippe geflucht?)
Aber ja, wenn man sich blöd anstellt ist die Chance gegeben, auch permanente Verletzungen davon zu tragen. Ich lasse auch Buch über Narben führen, und unser großer Kämpfer rennt gerade mit einem gebrochenen Arm durch die Gegend.
Das hat nichts damit zu tun, dass ich als Spielleiter sonderlich gemein bin, sondern dass es mir so leichter fällt, eine intensive und spannende Weltbeschreibung ab zu liefern, und dies auch für die Spieler besser ist.

Ich brauche eh mindestens eine Woche und viele Liter Tee, um einen Charakter zu erschaffen, da stört mich die Rechnerei am Ende nicht mehr. Und einen Taschenrechner braucht man bei DSA4 wirklich nicht. Ich mag das System auch nichtz sonderlich, aber etwas Schmierpapier und der Charakterbogen reichen mir völlig. Aber das ist eine andere Diskussion, die ein anderes mal geführt werden sollte.

Und ja, es kann sich lohnen, einen Ritter oder Söldner zu spielen, wenn man das spielen will. Ein kompetenter Krieger bleibt auch bei gritty ein kompetenter Krieger. Ich spiele nur sehr selten etwas anderes als kompetente Krieger.
Gegenfrage: Lohnt es sich, bei einer klassischen Dungeoncrawl-Runde, einen redegewandten, diplomatischen Charakter zu spielen?  



 

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #32 am: 5.10.2004 | 16:52 »
Ich spiele eigentlich ganz gerne "grim&gritty". Sehr zum Leidwesen einiger meiner Spieler. Nur, wenn du es wirklich realistisch haben willst, dann würde ich in einer ganzen Kampagne nicht mehr als 4-6 Kämpfe plazieren. Warum?

1.) Der im Kettenhemd gerüstete Ritter prügelt sich mit 3 schlecht gerüsteten Räubern, zwei hat er schon zu Krüppeln geschlagen, der Dritte hat einen gebrochenen Arm, aber dennoch gelingt ihm ein Treffer auf die Schulter des Ritters, bevor nach einem Hieb inden Unterbauch zu Boden geht. Das Kettenhemd des Ritters ist gesplittert, das Schlüsselbein gebrochen, Splitter und Knochen führen zu einer Läsion im Plexusbrachialis mit sensiblen und motorischen Ausfällen im entsprechenden Arm. Der Arm ist für IMMER futsch, außer es gibt in der Welt gute Neurochirurgen. (Selbst dann, ist das Abenteurerleben erst mal auf Eis gelegt.)

2.) Oben erwähnter Räuber, der einen Schlag in den Unterbauch erhalten hat, ist das Ileum rupturiert, der Inhalt entleert sich in die Bauchhöhle. Sein Arm ist eh futsch, der würde wohl krumm zusammenwachsen, wenn er nicht von vorher an einer Peritonitis gestorben wäre.

Aber ja, wenn man sich blöd anstellt ist die Chance gegeben, auch permanente Verletzungen davon zu tragen. Ich lasse auch Buch über Narben führen, und unser großer Kämpfer rennt gerade mit einem gebrochenen Arm durch die Gegend.

Wo ist denn genau die Bruchstelle, eventuell ist es auch hier zu einer Läsion des N.medianus oder wahrscheinlicher N.ulnaris gekommen? Ist der Krieger gegen Tetanus geimpft, oder ist demnächst mit Wundstarrkrampf oder einem Wundbrand zu rechnen?

Nur zwei bescheidene Beispiele, warum ich mich mit Realismus eher zurückhalte, wenn es ans Rollenspiel geht. Die Kämpfe hart und spannend zu gestalten finde ich okay, aber es so krass zu spielen, wie die Realität ist, würde ich nicht.
« Letzte Änderung: 5.10.2004 | 16:56 von Sohn des Äthers »
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Re: playing hard and gritty
« Antwort #33 am: 5.10.2004 | 17:05 »
er hat sich den Ellenbogen gebrochen, als er dort von einer Schleuder getroffen wurde.
Da wir in einer mittelalterlichen Welt spielen, bei der Merdizin noch Blutegel enthält, sind Wundinfektionen ein großes Risiko, aber da einer der Charaktere in unserer Runde ein recht passabler Heilmagier ist, geht das. Heilmagier sind generell etwas, was man bei gritty liebt, da sie durchaus die Funktion von Neurochirurgen einnehmen können.
Ist das wichtig? Für dich jetzt, wie und wo wer verletzt wurde? Ich mein ja nur, man kann es mit der Detailgenauigkeit auich übertreiben...
Und ich habe nie den Begriff Realismus verwendet. Ich bevorzuge es, von Plausibilität zu reden.

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #34 am: 5.10.2004 | 17:22 »
Ellenbogen, das wollte ich wissen. Der N. ulnaris verläuft dort in einem Sulcus am Epicondylus medialis. Dort liegt er ungeschützt und direkt unter der Haut auf dem Knochen. Bei Frakturen im Ellenbogenbereich kommt es leicht zu einer Läsion.

Verstehe mich nicht falsch: Ich möchte deinem Leitfaden nichts absprechen, ich finde er charakterisiert den Stil sehr gut und er hat mir persönlich gefallen. Vor allen Dingen das mit den Kampftaktiken. Meine Worte sollen nur zum Geleit sein, um aufzuzeigen, dass man vom extremen Cineasmus in das andere Extrem verfallen kann (könnte).

Klar, Heilmagier sind nett. Bei D&D funktioniert das ganze dann aber wieder schlechter, da es an  Heillmagie die cure - Zauber und Heal gibt. Hier wäre eine Menge arbeit notwendig um ein gemeineres Kampfsystem zu integrieren. Aber darauf bist du ja auch schon in der Abhandlung eingegangen.
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Re: playing hard and gritty
« Antwort #35 am: 5.10.2004 | 17:37 »
Mit d&d kenne ich mich nicht wirklich aus, aber wir haben es so gemacht, dass Heilzauber (bei Gurps) vor allem die natürlichen Heilungskräfdte des Körpers anregen und die Regenerationszeiten seken; für die Wiederherstellung von verkrüppelten oder gar verstümmelten Gliedmaßen gibt es eigene Zauber (Genesung und Regeneration).

Das kann man auch auf D&D, so weit ich das kenne übertragen. Erstens, viel weniger Hitpoints. Zweitens, ein HEilzauber regeneriert X HP, das dauert etwas, je nach Kraft des Zaubers auf Minuten oder Stundenebene.
 

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #36 am: 5.10.2004 | 19:26 »
mmhh bin da hin- und hergerissen.
einerseits mag ich momentan eher cinematische Action, andererseits kann ich auch den Reiz an einer 'gritty'-Runde verstehen.
Es kann tatsächlich sehr spannend sein, wenn Kämpfe sehr riskant ist und nur mit reichlicher Planung angegangen werden sollten.
Man muss halt ne gewisse Grenze einhalten um nicht zu dem von Sohn des Äthers genannten Problem zu kommen und 'zu realistisch' zu werden.
Es kommt aber, wie so oft, auf das Setting an. Wenn man nen Helden spielen will ist es nicht angebracht Wundbrand und Verstümmelungen einzubringen.
Spielt man aber ein Setting wie Harnmaster sollte es schon gritty sein (gut Harnmaster ist schon sehr gritty).
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #37 am: 5.10.2004 | 19:34 »
Jetzt geb ich auch mal meinen Senf dazu!

Ich bin Spieler in einer Harnmastergruppe, ein wunderbar grittiges System! Aber auch das haben wir lange Zeit eher cineastisch gespielt bis wir mit magischen Gegenstaenden, Gefolgsleuten und Geld so bepackelt waren, dass wir uns nicht mehr ruehren haben koennen und Kaempfe waren entsprechend langweilig...

Heute setzt sich die Gruppe aus einem psionisch schwer veranlagten Assassinen, einem Alchemisten und einem Soeldner der sich auf Fernkampf spezialisiert hat zusammen. Unser anliegen an den SL war: Wir wollen keinen Heldenepos, wir wollen es dreckig und gemein!
Er hat nur mit den Schultern gezuckt, gelaechelt und losgelegt.

Seitdem ist JEDER Kampf, ein Kampf ums ueberleben. Wenn wir bei unserem Spielstil ohne Planung einen Raum voller Bewaffneter stuermen und wie wild um uns hacken wuerden wuerde man die Charaktere (oder was davon uebrig ist) rausgetragen werden.
Wir versuchen Kaempfen eher aus dem Weg zu gehen wenn verhandelt werden kann. Kann nicht verhandelt werden wird aus dem Hinterhalt zugeschlagen und zwar kurz und heftig. Seitdem unser SL wirklich auf dreckig und gemein spielt (und auch mit plastischen Beschreibungen der Kaempfe nicht spart) ist der Adrenalinlevel jedesmal extrem hoch wenn die Waffen gezogen werden, da wir die vollen Bandbreite der Harnmasterregeln ausschoepfen von A wie Attacke bis W wie Wundbrand.

Trotzdem ist bei uns noch nie ein SC gestorben! Das liegt zum einen daran, dass wir uns dementsprechend vorbereiten und IMMER irgendwo noch ein wenig Verbandszeug haben bzw. unser letzter Geld lieber in Desinfektionsmittel stecken als in groesseres Schwert. Heiltraenke und aehnliches sind seeehr selten und Magie nichts ungewoehnliches, aber extrem teuer wenn man die Dienste in Anspruch nimmt. Unser SL laesst und aber nicht haengen wenns an einem simplen, daemlichen Wuerfewurf liegt, dass ein Charakter ins Gras beisst.
Er hat die Reitenprobe verpatzt und faellt vom Pferd im vollen Gallop? Hat jeden anderen Wurf versaut und bricht sich den Schaedel an einem Stein? Dann war eben Moos auf dem Stein und der Charakter ueberlebt es knapp! (Ist aber fuer laange Zeit ausser Gefecht gesetzt und traegt mitunter bleibende Schaeden davon...)
In der Regel kann man mit unserem SL reden wenn es um "mildernde" Umstaende geht warum ein Charakter dieses oder jenes ueberleben koennte.

Zum Bleistift: Mein Charakter wird von einer 20 cm durchmessenden, herumfliegenden Stahlkugel getroffen. Laut Gewuerfel und Tabelle waere seine linke Huefte zerschmettert. Rettender Einwand: An dieser Stelle traegt mein Charakter seine Bolzen fuer die Armbrust (die nicht eingerechnet werden in den Ruestungsschutz) und so wird die Huefte "nur" aus dem Gelenk gedreht.

Seitedem wir "hard 'n gritty" spielen kann ich mich mit meinem Soeldner noch mehr identifizieren, weil ich viel mehr das Gefuehl habe mit ihm/als er durch Blut und Sch**** zu waten. Vorher haben meine Charaktere nach dem "nur ein Ork"-Prinzip gemetzelt, heute sieht mein Charakter Orks immer noch lieber tot als lebendig, aber er respektiert sie als harte Krieger und stuerzt sich nicht auf jeden mit Kampfgeheul.
Auch das Klima in der Spielgruppe selbst hat sich geaendert (und damit das der Charaktere). Frueher haben sich unsere Spieler gegenseitig gerne eins ausgewischt und sich gegenseitig in die Sch**** geritten und sich verar***t.
Heute bilden unsere Charaktere eine Einheit, obwohl sie sich nicht von Anfang an ausstehen haben koennen. Und zwar weil sie von einander abhaengig sind und aufeinander bauen muessen um zu ueberleben.

Unsere Charaktere sind auch keine Helden, moechte ich an dieser Stelle noch mal einwerfen, sie sind dreckig, feige und gemein, genau wie die Welt in der sie spielen. Es geht in unserer Kampagne einfach ums nackte ueberleben in einer brutalen Welt. Trotz verhalten sich unsere Charaktere nicht herzlos und tun auch "gutes". (Nekromanten jagen, Morde aufklaeren usw...) aber Kollateralschaeden werden in Kauf genommen.
Ich glaube nicht, dass man den klassischen Helden in einem gritty System spielen koennte...

Ich persoenlich hab das Gefuehl durch den Spielstil was Rollenspiel betrifft ein wenig Erwachsener geworden zu sein.
(Was jetzt nicht heisst ich waere dem "klassisch-heroischem" Rollenspiel abgeneigt! Manchmal muss dann eben doch der Held in strahlender Ruestung sein ;-) )
Was nützt alle Magie der Welt, wenn man damit nicht mal ein Einhorn retten kann?

Sleep is like the unicorn - it is rumored to exist, but I doubt I will see any

Ludovico

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #38 am: 5.10.2004 | 19:41 »
Also nachdem ich mir das durchgelesen habe soweit, stellt sich mir die Frage, ob es bei Gritty eher um den Schweiß und den Dreck ankommt oder mehr auf die Kämpfe und Actionszenen.

Und zu Satyrs Frage:
Natürlich macht das keinen Sinn!

@Sohn des Äthers
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Re: playing hard and gritty
« Antwort #39 am: 5.10.2004 | 19:53 »
Das hängt davon ab, ob du einen eher erzählerischen oder eher einen simulationistischen Spielstil frönst; gritty geht mit beidem, genau wie cinematisch.
Ich persönlich lege mehr Wert auf die erzählerische, beschreibende Seite der Medaille, aber ich werde den Teufel tun und das als heiligen Gral aufstellen.

Mit meiner doch eher etwas blöden Frage wollte ich nur zeigen, dass bestimmte Charaktertypen in bestimmten Szenarien immer schlechter abschneiden; bei Ars Magica stehen ja auch die Zauberer im Vordergrund (nur so als Beispie), und so etwas wie "Klassengleichheit" gibt es nicht; andere Spielstile haben unterschiedliche Ansprüche an die Charaktere; ein Berserker, der jeden der ihn blöd kommt angreift hätte in den meisten gritty-Runden keine sonderlich hohe Halbwertszeit.

Ludovico

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #40 am: 5.10.2004 | 20:13 »
@Satyr
Also macht es eher Sinn, doch Nichtkämpfercharaktere im Mittelalter zu spielen, wenn man es mit einem simulationistischen SL zu tun (und wenn man es ganz schlimm erwischt, dann ist der Kerl auch noch Sohn des Äthers  ;) ;D), was durchaus nicht schlecht ist.
Thief III hab ich ja auch geliebt.

Offline Azzu

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #41 am: 5.10.2004 | 20:17 »
Also nachdem ich mir das durchgelesen habe soweit, stellt sich mir die Frage, ob es bei Gritty eher um den Schweiß und den Dreck ankommt oder mehr auf die Kämpfe und Actionszenen.

Die eigentliche Schlüsselfrage ist: Hast du mehr Spaß daran, mit einem überlebensgroßen Charakter überlebensgroße Probleme zu lösen, mit den Regeln (z.B. einem Stufensystem mit stetig steigenden Hitpoints) und dem gnädigen Spielleiter als Lebensversicherung - oder ziehst du die Hochspannung wirklich risikoreicher Konflikte mit glaubwürdigen Regeln vor? Schweiß und Dreck sind eher eine Frage des Settings...

EDIT: Grammatikfehler behoben  ;).

« Letzte Änderung: 5.10.2004 | 20:23 von Azzurayelos »

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #42 am: 5.10.2004 | 20:18 »
@Sohn des Äthers
Medizinstudent?

Jepp. Die Diskussion hatte sich gerade so schön auf Wunden eingeschossen, da konnte ich es mit nicht verkneifen. Sorry.

Zitat
...und wenn man es ganz schlimm erwischt, dann ist der Kerl auch noch Sohn des Äthers...

Ich bin nicht Simulationistisch veranlagt. Was ich oben ausgeführt habe, kommt mir nicht an den Spieltisch.
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Re: playing hard and gritty
« Antwort #43 am: 5.10.2004 | 20:21 »
Ich bin nicht Simulationistisch veranlagt. Was ich oben ausgeführt habe, kommt mir nicht an den Spieltisch.
Simulationistisch veranlagt klingt auch ein wenig nach unheilbarer Erbkrankheit ;D
*scnr*

Ludovico

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #44 am: 5.10.2004 | 20:23 »
@Azzu
Kommt darauf an! Ich hab gerne die Möglichkeit beides zu erleben. Ein bißchen öde fänd ich es schon, wenn man tun kann, was man will und man erreicht trotzdem nichts, weil die Welt zu groß und man selber zu klein ist.
Oh, und wenn ich D20 spiele, dann bevorzuge ich doch eher B5, wo die Charaktere auch mit ein oder zwei Treffern umgelegt werden können.
Conspiracy X ist auch sehr nett und sehr tödlich und sehr schön find ich auch Blue Planet, daß auch nicht gerade über ein nettes Kampfsystem verfügt.
Und der SL kann doch auch bei einem Gritty-Spiel eine Lebensversicherung sein.

Hatte nicht übrigens jemand erwähnt, daß Gritty eine schöne Sache wäre, um zu verhindern, daß die Charaktere Probleme vorschnell mit Gewalt lösen?
Also das kann ich nicht als Vorteil des Spielstils werten, denn wenn so etwas passiert, liegt ein Fehler des SLs vor.

Preacher

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #45 am: 5.10.2004 | 20:28 »
@Ludovico:
Ich glaube, das war ich ;)
Ich predige (*g*) es doch die ganze Zeit: ein BISCHEN gritty, eine Ergänzung zum bisherigen Spielstil. Kann sicher ne Bereicherung sein. Aber man kann's auch sicher übertreiben.
Hart, fies, dreckig und gemein muß ab und an auch mal her - unser Shadowrun find ich zum Beispiel viel zu sauber und glatt.

Und gritty kann man ja auch in einer High-Power-Runde sein. Muß man die Bedrohungen und Gegner eben entsprechend anpassen...
Zu (z.B.) 7te See würde dieser Stil allerdings nicht passen - würde einfach das ganze Ambiente des Spiels versauen..

Offline Azzu

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #46 am: 5.10.2004 | 20:44 »
@Azzu
Kommt darauf an! Ich hab gerne die Möglichkeit beides zu erleben. Ein bißchen öde fänd ich es schon, wenn man tun kann, was man will und man erreicht trotzdem nichts, weil die Welt zu groß und man selber zu klein ist.

Das geht mir ähnlich. Wie ganz oben schon angedeutet, gebe ich den Spielern gerne kompetente Charaktere an die Hand, lasse sie ab Spielbeginn aber knallhart die Konsequenzen ihrer Handlungen spüren.

Zitat
Oh, und wenn ich D20 spiele, dann bevorzuge ich doch eher B5, wo die Charaktere auch mit ein oder zwei Treffern umgelegt werden können.

Und trotzdem schreibst du für deine B5-Charaktere eine Charaktergeschichte, oder  ;)?

Zitat
Und der SL kann doch auch bei einem Gritty-Spiel eine Lebensversicherung sein.

Ja. Aber er darf das nicht übertreiben. Sobald die Spieler merken, dass der SL zu ihren Gunsten die Regeln verbiegt oder Würfel dreht, geht der ganze positive Effekt des gritty Stils flöten.

Zitat
Hatte nicht übrigens jemand erwähnt, daß Gritty eine schöne Sache wäre, um zu verhindern, daß die Charaktere Probleme vorschnell mit Gewalt lösen?

Das sehe ich anders: Spontane Kämpfe werden zwar seltener. Meuchelmorde und Hinterhalte werden bei einem gritty Spielstil sehr, sehr viel effektiver - und damit auch attraktiver für Charaktere, die etwas erreichen wollen.

Ludovico

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #47 am: 5.10.2004 | 20:52 »
Und trotzdem schreibst du für deine B5-Charaktere eine Charaktergeschichte, oder  ;)?

Nö, ich soll es leiten. Und wenn ich da mal an das B5-Hauptbuch erinnern darf, in dem über den Diplomaten steht, daß es eine der mächtigsten Charakterklassen auf B5 ist...

Zitat
Ja. Aber er darf das nicht übertreiben. Sobald die Spieler merken, dass der SL zu ihren Gunsten die Regeln verbiegt oder Würfel dreht, geht der ganze positive Effekt des gritty Stils flöten.

Ich denke, daß man so etwas in keinem Spiel übertreiben darf, oder die Spieler denken, daß ihre Charaktere eh nicht umgelegt werden können.

Zitat
Das sehe ich anders: Spontane Kämpfe werden zwar seltener. Meuchelmorde und Hinterhalte werden bei einem gritty Spielstil sehr, sehr viel effektiver - und damit auch attraktiver für Charaktere, die etwas erreichen wollen.

Können bei einem Gritty-Stil Charaktere nicht auch selber recht schnell Opfer von Hinterhalten und Meuchelmorden werden?

Offline Azzu

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #48 am: 5.10.2004 | 20:58 »
Zitat
Können bei einem Gritty-Stil Charaktere nicht auch selber recht schnell Opfer von Hinterhalten und Meuchelmorden werden?

@Ludovico: Ja! Deswegen muss man sich als SL mit solchen Szenen auch stark zurückhalten. Das gilt aber ganz allgemein, nicht nur für gritty: Keiner verliert gerne seinen Charakter, bevor dieser überhaupt eine einzige Aktion unternehmen durfte.

Offline Jens

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #49 am: 5.10.2004 | 22:42 »
Okay, jetzt ohne alles genau gelesen zu haben: ich nutze den Grittystil seit ich DasDreckigeAventurien gelesen habe (was ich dank des Autors sogar in zwei versionen auf meiner HP hab) und hab Satyrs Artikel lokal gespeichert weil er einfach gut ist.

Das Problem bei uns ist: wir spielen DSA4. Das geht nicht besonders gritty. Beispiel der letzten wirklich etwas harten Szene: Banditen überfallen Kutsche einer albernischen Adligen, die Räuber werden dank der Hilfe der Helden gerade so geschlagen und die Hälfte entkommt, die andere wird gebunden. Als diese nicht verraten wollen, wo ihr "Stützpunkt" ist und die Adlige keine Zeit für solche Spielchen hat, lässt sie diese hinrichten - mitunter auch durch einen Helden, die anderen durften festhalten. Der Held musste es tun, weil er ihr verpflichtet war. Das war ziemlich hart für die Spieler. Später hat sich der Krieger zwei regeltechnische Wunden erhalten - Arm und Bein gebrochen. Schnell zwei Heiltränke und einen BALSAM vom Freund drüber und zack wars wieder gut - da eignet sich das System kaum zum Grittystyle... Deshalb leite ich auch Cthulhu - da reicht allein die Anspielung, dann würgen die Spieler von selbst!