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[Text] Schwester Ambrosias Notizen, Aufzeichnungen und Erlebnisse
Elisabeth Hawkwood:
Es fällt mir jedoch wirklich schwer gegenueber Sir Albert nicht in irgendeiner Art und Weise ausfallend zu werden! Welch ein langweiliger Mensch, weshalb entscheidet er sich fuer ein Leben ohne spannende Erlebnisse und die damit verbundenen Einsichten? Doch vielleicht ist es sinnvoller, erst einmal mit meinem Bericht fortzufahren.
Überlebende des Unglückes am Berghang fanden wir leider nicht mehr. Vom Golem und dem Blutschwein fanden wir nur noch Trümmer. Die Eisenfaust war in drei Scheiben geschnitten worden. Weder Emilio, noch einer der Sachverständigen aus der Mine konnte sich vorstellen, dass dies von dem Golem vorgenommen worden war. Also überlegten wir, dass es hier im Gebirge möglicherweise ein fest installiertes Waffensystem der Windsors geben könnte. Das erschien die einzig mögliche Erklärung. Da ich von Waffen und allem was damit zusammen hängt ueberhaupt keine Ahnung habe, habe ich mich nicht in diese Ueberlegungen eingemischt. Es war jedoch sehr interessant dem Gespräch beizuwohnen und die unterschiedliche Art und Weise der Argumentation und des Auftretens der Beteiligten zu studieren. Wie sehr doch die innere Flamme das gesamte Auftreten eines Menschen beeinflußt. Es ist mir unbegreiflich, wie es Menschen geben kann, die diese Auswirkungen verneinen!
Zunächst jedoch wartete in Jyväskylä der Sekretär von Sir Balthor auf Sir Albert, um mit ihm über die Schwester von Sir Valdos zu sprechen. Genaueres hierueber weiß ich allerdings leider nicht. Ob Vater Dimitrius wußte, daß ich auf einen derart schwierigen und im tiefsten Innern verdunkelten Menschen treffe? Möglicherweise hielt er dies fuer eine wichtige Erfahrung fuer mich. Ich muß zugeben, daß es mich nach wie vor zutiefst erschreckt!
Einen Tag später flogen wir dann zu den „zwei Schwestern“ zurück und begannen mit der Suche nach diesem vermutlichen Waffensystem. Als wir am zweiten Tag eine der beiden Schwestern bestiegen sahen wir, dass auf der „Frostbeule“ etwas aufleuchtete. Wir flogen also hinüber. Emilio entdeckte dann als erster die Statue und war sehr von ihr ergriffen. Interessanterweise hatte die Statue auf Sir Albert und Tekatana keine Wirkung, eventuell entfalten die Kunstwerke der Annunaki nur eine Wirkung, wenn man eine größere Flamme hat? Hierüber werde ich auch einmal Nachforschungen anstellen müssen. aber vielleicht sollte ich damit warten..., wenn ich mich daran erinnere wie ungehalten alle im Kloster waren, als sie entdecken mußten, daß ich da mehr gelesen hatte, als ich sollte... .
Nachdem er den Brother Battle von der Statue berichtet hatte, wandten sich die Gedanken von Sir Albert schon wieder dem vermutlichen Waffensystem zu, er besorgte einen Metalldetektor. Als ob dies alles noch Bedeutung haben konnte angesichts eines solchen Kunstwerkes! Leider konnte ich mich auch nicht von meinem „Dienst“ bei Sir Albert befreien. Nun, die Brother Battle hätten es mir wahrscheinlich eh nicht gestattet an ihren Untersuchungen teil zu nehmen. Und natürlich war die Suche mit diesem Metalldetektor auch nicht von Erfolg gekrönt! Ich persönlich denke ja, dass an der „Zerteilung“ der Eisenfaust doch der Golem die Schuld trug. Meiner Meinung nach hätte man diesen auch nicht angreifen dürfen! Zu Fuß konnten Emilio und ich uns ihm gefahrlos nähern, wahrscheinlich wäre es zwar aufwendiger, aber weniger blutig gewesen, wenn Emilio noch einmal versucht hätte den Golem zu deaktivieren. Vorsichtig und zu Fuß und unbewaffnet. Nun weiß nur der Allschöpfer, ob dies besser gewesen wäre.
Es folgte ein ereignisloser Tag, den Emilio und Tekatana in Haakonen verbrachten. Dann kam ein Bischof der Inquisition an, der uns alle nach einander zu den näheren und ferneren Umständen des Todes von Sir Valdos befragte. Außerdem waren ein Avestit und ein reuiger Psioniker anwesend, die offenbar darauf achteten, dass wir auch alle die Wahrheit sprachen. Nun ich hatte ja nichts zu verbergen und auch nicht unbedingt eine Veranlassung die Rolle von Sir Albert zu beschönigen. Mindestens dem reuigen Psioniker dürfte seine erschreckend kleine Flamme aufgefallen sein. Dabei stellt sich mir die Frage, ob einen solchen eine derart kleine Flamme ebenso erschreckt wie mich? Oder trifft er durch sein Amt öfter auf derartig erschreckende Menschen und hat sich daran gewöhnt? Wenn ich mir ueberlege, daß er ja noch sehr viel tiefer in das innerste eines Menschen sieht als ich mit den mir vom Schöpfer verliehenen Segnungen, so ist eine gewisse Gewöhnung sicherlich auch von Nutzen. Sonst muesste ihn eine derartige Begegnung jedesmal bis ins Innerste treffen, aufruetteln und verstören. Es braucht sicherlich sehr tiefe und lange Meditation, um sich dann wieder davon zu lösen.
Aber wo war ich? Ach ja bei dem Verhör. Weitere Folgen gab es erst mal nicht, doch in der Stadt gingen bereits Gerüchte über „Sir Albert den Mörder“ um. Wundert mich nicht. Und anstatt diesen Gerüchten durch Reue und Taten den Wind aus den Segeln zu nehmen schickte er Emilio in die Stadt, um Leute anzuheuern Gegengerüchte aus zu streuen. Eine Methode, die meiner Meinung nach eines Hawkwoods unwürdig ist. Sein Vater ist ein sehr geduldiger Mann, sonst hätte er Sir Albert sicherlich längst in die Verbannung geschickt. Vielleicht hat er auch die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass aus ihm doch noch mal irgendwann ein richtiger Hawkwood wird. Da nicht einmal die letzten Ereignisse ihn zur Besinnung bringen konnten, frage ich mich allerdings langsam, ob dies überhaupt möglich ist. Das ist zwar ein sehr pessimistischer Gedanke und passt eigentlich auch nicht zu mir, aber in meiner Eigenschaft als Beichtschwester fühle ich mich doch langsam resignierend. Ich werde in jedem Fall Vater Dimitrius um Rat bitten. Ich habe sowieso einen neuen Brief an ihn angefangen, da ich ihm von unserem fantastischen Fund berichten wollte.
08. September 4996
Heute war ein überaus interessanter Tag! Ich habe doch tatsächlich in Jyväskylä Bücher aufgetrieben! Und was für Bücher! Leider fehlten mir für das interessanteste die notwendigen Firebirds. Schade! Doch ich habe den Lumpensammler gebeten, es für mich auf zu heben, vielleicht komme ich ja irgendwann einmal zu mehr Geld, dann würde ich gerne zurück kommen und dieses Buch erwerben. Doch meine Gedanken eilen zu weit voraus.
Heute morgen rief Sir Albert mich zu sich, um mir mit zu teilen, dass die Schwester von Sir Valdos in Haakiosi von einem gesuchten Mörder, der mittlerweile gehängt wurde, ermordet worden sei. Leider scheint Sir Albert es nicht für notwendig zu halten, diesen Gerüchten näher nach zu gehen. An seiner Stelle hätte ich versucht mich vor Ort und in Persona zu überzeugen... . Wie man an seinen selbst iniziierten Gegengeruechten sieht kann man einem Geruecht niemals Glauben schenken. Wobei mir wieder das Zitat aus den Omega Gospels einfällt, sich niemals von unueperprueften Urteilen blenden zu lassen. Das kann man ja leicht auch auf Meinungen, Geruechte und vieles in dieser Richtung ausweiten. Wobei dann natuerlich fraglich ist, ob Zebulon es wirklich mit einer derart breiten Auslegung verstanden haben wollte. Vielleicht sollte ich Vater Dimitrius hierueber einmal zu seiner Meinung befragen.
Danach machte ich mich auf einen Spaziergang durch Jyväskylä, wobei mir nun auch selbst zu Ohren kam, dass wilde Gerüchte (die der Wahrheit aber noch nahe kamen) über Sir Albert im Umlauf waren.
Zunächst einmal besuchte ich den örtlichen Priester, um die Beichte ablegen zu können. Dieser verwies mich dann an einen Lumpensammler, der manchmal auch Bücher habe. Natürlich eilte ich sofort dorthin! Ich konnte ein Buch über die Geographie von Malignatius, sowie ein Werk über die Fauna von Midian erwerben. Der Lumpensammler hatte außerdem noch Fragmente der Tagebücher von St. Fridolf, die ich gerne für die Bibliothek auf Pentateuch erwerben wollte, doch leider habe ich keine 55 Firebirds. Schade, dass dieses Werk so teuer sein sollte! Es wäre von unschätzbarem Wert fuer die Bibliothek auf Pentateuch! Die Ansichten eines, der als Ketzer erklärt worden ist, sind sicherlich hochinteressant zu lesen. Und man käme möglicherweise der Frage näher, ob es sich tatsächlich um einen Ketzer gehandelt hat. Es mag ein uebertriebener Hochmut von mir sein, doch ich stehe manchem Urteil der Orthodoxie und der Inquisition kritisch und fragend gegenueber.
Meine beiden Neuerwerbungen musste ich vor dem Lesen erst einmal trocknen, sie hatten einigen Schaden erlitten (und waren deshalb erschwinglich für mich). Das Buch über Malignatius ist einige Jahrzehnte alt, es stammte aus den Imperatorkriegen. Zu der Zeit gehörte Malignatius noch den Li Halan, nicht den Decados. Insgesamt scheint es keine besonders wohnliche Welt zu sein. Sie steht angeblich leicht schief, was sich auf das Klima auswirkt. Das Buch über Midian war sehr interessant, die Flora und Fauna dieses Planeten ist sicherlich einmal eine Reise wert! Interessant fand ich auch, dass es ein Gebiet auf Midian beschreibt, in dem es tatsächlich so etwas wie einen Rat gibt, das für Li Halan Welten ja untypisch ist. Dieser Rat ist angeblich noch ein Relikt aus den Zeiten, als der Planet den Alectos gehörte.
13. September 4996
Nachdem nun bereits zweimal an der Palastmauer zu lesen war, dass Sir Albert ein Mörder sei, ließ dieser Emilio seine Anstrengungen falsche Gerüchte aus zu streuen vermehren. Wie ich sicherlich schon weiter oben vermerkte halte ich es fuer wesentlich sinnvoller durch Taten und offen gezeigte Reue den, nicht an der Wahrheit vorbeigehenden Geruechten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es ist mir unerklärlich, wie Sir Albert sich bei dem leuchtenden Beispiel seines Vaters und seines älteren Bruders derart entwickeln konnte. Da wundert es nicht, wenn es in der Landbevölkerung zu Unmut und Auflehnung kommt. Wie man diesen Zusammenhang uebersehen kann ist mir auch ein Rätsel. Dazu gehört meiner Meinung nach nicht besonders viel Einfuehlungsvermögen. Ich habe begonnen nicht nur fuer seine Seele zu beten, sondern fuer die gesamte Familie und alle Menschen, die dazu gehören. Es scheint mir notwendig, ich denke er fuegt durch sein negatives Beispiel der gesamten Familie, wenn nicht gar dem ganzen Haus einen bedeutenden Schaden zu.
Außerdem ist etwas geschehen, dass mich höchst verwundert: offenbar ist ein höherer Hazat Adliger zu Besuch auf Leminkainen, zu dessen Ehren eine Jagdgesellschaft gegeben werden soll. Zu dieser Jagdgesellschaft bat der Count auch Sir Albert. Entweder er möchte ihn nur genau im Aug behalten, oder aber es steckt etwas anderes dahinter. Tekatana und ich werden ihn begleiten. Emilio zieht es vor hier zu bleiben.
15. September 4996
Wir befinden uns nun auf der Jagdgesellschaft. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass etwas vorgeht, aber bisher habe ich nichts herausfinden können. Ich habe ein ungutes Gefuehl. Vielleicht wäre es besser gewesen auf dem Gut zu bleiben und sich weiter in Nachforschungen zu vergraben? Doch ohne kirchlichen Beistand möchte ich Jemanden mit einer solch winzigen Flamme nicht ziehen lassen. Es beunruhigt mich zutiefst. Und ich merke, daß ich noch nicht einschätzen kann zu welchen Taten ein solcher Mensch fähig ist.
Elisabeth Hawkwood:
Wir brachen am frühen Morgen auf. Außer Count Baltor und seinem Sekretär, der leider völlig undurchsichtig war fuer mich begleiten uns zwei Leibwächter. Ich denke fast es sind Zwillinge, oder sehen alle Leibwächter gleicht aus? Oder die meisten? Sie machten einen eher gelangweilten Eindruck, aber vielleicht ist auch das typisch fuer Leibwächter? Tekatana scheint ja auch fast nie an etwas interessiert zu sein. Der persönliche Butler des Count heißt Ismael, komisch, der ist mir noch nie so aufgefallen bisher. Er macht einen angenehmen, wenn auch leicht ueberheblichen Eindruck, scheint aber sehr pflichtbewußt zu sein. Nun, sonst hätte er es sicherlich auch nicht an seine Position geschafft. Eigentlich bitter, sein Personal kann so ein Adliger sich aussuchen, seine Familienmitglieder nicht, mit denen muß er leben, ob er will oder nicht. Nun, wenn ich es genau ueberlege, so sucht man sich die restlichen Mitglieder eines Klosters ja auch nicht aus, da gibt es ja auch immer einige, die nicht so ganz, wie soll ich sagen? Einfach sind. Wenn ich da zum Beispiel an Schwester Letizia denke..., meine Guete, ihre Kräuter durfte man nicht einmal ansehen, schon wurde sie fuchsteufelswild. Und wie sie mich hat strafen lassen, nur weil ich etwas Pfefferminze fuer Bruder Alan geholt habe, ohne sie vorher zu fragen. Ruhig und friedlich jedenfalls war sie da nicht gerade. Aber eigentlich wollte ich jetzt nicht von Schwester Letizia erzählen.
Wo war ich?
Ach ja, die Personen, die mitgeflogen sind. Den Count habe ich, seinen Sekretär, wir, Leibwächter, Ismael und dann zwei soldaten. Warum auch immer. Der eine von ihnen war sehr unauffällig, der zweite kam mir angespannt vor. Ich konnte Vorfreude auf die Jagd spueren, hatte aber auch Angst vor etwas und schien auf etwas zu warten. Ich wollte ihn eigentlich genauer im Auge behalten, aber Soldaten sehen auch irgendwie alle gleich aus, deshalb verlor ich ihn schon kurz nach der Landung aus den Augen. Dumm, aber auf der anderen Seite ist es ja meine Aufgabe ueber sir Alberts Seelenheil zu wachen, diese Aufgabe ist traurig genug, da muß ich mich nicht noch mit soldaten beschäftigen. Eigentlich,, auch wenn ich zugeben muß, daß es mich sehr interessiert hätte was er denn erwartet.
Dann begleiteten uns zwei Pferdeknechte, der eine ist ein völlig finsterer Kerl, der etwas zu verbergen hat. Seine innere Flamme versetzte mich in Angst und Schrecken. Er heißt Mykel. Praktischerweise sehen Pferdeknechte nicht alle gleich aus und er ist gut an seinem finsteren Blick zu erkennen. Bisher hat er sich aber, wie es seine Aufgabe ist nur bei den Pferdeknechten aufgehalten. Der zweite Pferdeknecht, Suvo ist vor allen Dingen ein Tierliebhaber, alle seine Gedanken gelten dem Wohl der mitgenommenen Pferde. Das macht ihn mir sehr sympathisch. Der Arme, daß er mit diesem finsteren Mykel zusammen arbeiten muß!
Außerdem begleitete uns noch die Köchin Aake, eine durch und durch freundliche Person, die sehr erfreut war einmal aus ihrem Alltagstrott herauszukommen und etwas anderes zu sehen als ihre angestammte Kueche.
Wir landeten dann schließlich - ich bin mir immer sicherer, daß Tekatana wirklich an Höhenangst leidet, merkwuerdig, daß Niemand anderes das zu bemerken scheint, oder aber alle vermeiden taktvoll dieses Thema, es muß ja sehr peinlich fuer ihn sein, ich wuesste ja zu gerne, ob seine Leute das ueberhaupt wissen, oder ob er das bisher gut verbergen konnte. Aber so etwas zu fragen ist dann vielleicht doch nicht so wirklich nett, das mache ich lieber nicht! Wo war ich denn jetzt? Ach ja, also wir landeten in einem kleinen Dorf am Rande eines kleinen Korkeichenwäldchens. Sehr idyllisch und angenehm. Beides liegt in einem breiten Tal. Einen Fluss gibt es auch. Vor dem Gasthaus waren viele Menschen unterwegs und eine ganze eine Flotte von verschiedenen Fahrzeugen der Hazat und der Hawkwoods natuerlich. Soweit ich da schon sehen konnte waren noch mehr counts mit ihrem Gefolge anwesend. So groß hatte ich mir das ganze nicht vorgestellt. Unter „kleiner Jagdgesellschaft“, na ja, ich hatte an drei Counts oder so gedacht, aber hier sind viel mehr Leute und manche auch mit größerem Gefolge, als ich gedacht hätte. Allein das bestärkt mich in meinem merkwuerdigen, unguten Gefuehl. Etwas geht hier vor! Aber Sir Albert, der sich ja nie fuer irgend etwas interessiert hat keine Ahnung und ist anscheinend auch blind gegenueber allem was hier vor sich geht. Naja und ich stehe in seinem Dienst, also werde ich sicherlich auch nicht mehr herausfinden können. An solchen Tagen finde ich es wirklich schwierig schöpfergefällige Gedanken fuer Sir Albert zu hegen, ich werde eher wuetend. Dank Meditation komme ich aber dann doch immer wieder genug zur Ruhe, um fuer seine Seele zu beten. Aber es ist zu traurig sich jetzt hierueber weiter den Kopf zu zerbrechen und Tinte zu verschwenden.
Statt dessen möchte ich lieber allen eventuell interessierten späteren Lesern kurz nennen welche wichtigen Personen im Gasthaus anwesend waren. Diese Sammlung gibt ebenfalls einiges an Nährstoff fuer meine Befuerchtungen und unguten Gefuehle... .
Da waren Count Giberno Tintorere de Cadez Hazat, Priester Teofilio Justino von der Orthodoxie, Sir RicardoOraglio de la Huerta Hazat (in freudiger Erwartung, hauptsächlich beobachtend), Canon Olivier Montague ebenfalls von der Orthodoxie (sehr gelangweilt, fand alles affiges Getue und war – nicht ganz zu Unrecht - der Meinung alle sollten lieber mal zur Beichte gehen)Baroneß Fatima Aragona de Vuelta Hazat (amuesierte sich blendend), Duke Redoran Hawkwood, der Herzog von ganz Leminkainen (soviel zur kleinen, einfachen Jagdgesellschaft...), Priester Arthur Brandines von der Orthodoxie, Countess Elisabeth Cadena Hawkwood, Priester Sullivan Hart von der Orthodoxie, der mir zunächst etwas komisch vorkam, warum kann ich nicht genau benennen, später unterhielt ich mich jedoch sehr nett mit ihm, unter anderem ueber die Passage von Luncinda, doch zunächst will ich diese nette Aufzählung beenden, Sir Geoffrey Hawkwood (er kannte offensichtlich alle der anwesenden Hazat, unterhielt sich länger mit der Baroneß, jedoch ohne sie anzuschmachten wie so manch anderer), Sir Bruno Hawkwood, dem sein zu spät Erscheinen sehr peinlich war, Sir Sigurd Hawkwood und Sir Konstantin, Alberts Bruder (insgesamt war er in freudiger Erwartung und davon ueberzeugt der Beste bei der Jagd zu sein, aber gleichzeitig behielt er Sir Albert die ganze Zeit im Auge und hatte ganz offensichtlich angst dieser könnte sich daneben benehmen), dann war noch Baronet Knut Torenson anwesend. Eigentlich verhielt er sich eher still und unauffällig, aber er beobachtete alle anderen Adligen sehr genau. Außerdem konnte ich beobachten, daß er zweimal der Countess wie in gegenseitigem Verständnis zunickte.
Wie bereits geschrieben unterhielt ich mich eine Weile recht nett mit Priester Sullivan. Er hatte auf Grail studiert, nun ist er Beichtvater der Countess und außerdem fuer die Erziehung der Kinder zuständig. Seine Arbeit ist wohl weder besonders schwierig noch anstrengend, ich hatte das Gefuehl, er mache sie ganz gern, aber er beschwerte sich ueber das hiesige Klima, lieber wollte er diesbezueglich wieder zurueck nach Grail. Dazu konnte ich mangels Erfahrung nicht so sehr viel sagen. Wir diskutierten ein wenig hin und her, also nicht ueber das Klima selbstverständlich, ich war und bin ja immer sehr neugierig auf Meinungen und Ansichten, die von denen der Orthodoxie abweichen. Dabei gelang es mir dann den Namen Lucinda einzuflechten. Das war sehr klug, wie sich herausstellte, denn Priester Sullivan konnte mir mehr ueber sie erzählen, auf Grail ist sie eine relativ bekannte und auch verehrte Gestalt. Sie stammte wohl aus sehr armen Verhältnissen, hatte jedoch Visionen von kommenden schlechten Zeiten. Aus diesem Grund bittet sie in den Omega Gospels fuer ihre Kinder. Sie lebte auf Shaprut. Auch sehr interessant fand ich den Hinweis, daß Zebulon und Amalthea zweimal Shaprut besuchten und dort Maya trafen, in dem Zusammenhang ist laut Priester Sullivan eine Stelle in den apokrypischen Anhängen zu sehen, die recht eindeutig verheißt, daß die Shantor aus der Sklaverei befreit werden sollen eines Tages. Interessant interessant, ich weiß welche Stelle ich unbedingt lesen möchte, wenn ich die apokrypischen Anhänge das nächste Mal in die Hände bekommen sollte. Das wäre ja durchaus erstaunlich und sicherlich ueberhaupt nicht im Sinne der Orthodoxie. Ein Umstand, der Priester sullivan ebenso wenig wie mich interessierte, denke ich, auch wenn wir beide aus Vorsichtsgruenden die Sache lieber nicht weiter ausdiskutierten.
Unser Gespräch wurde dann leider durch eine Rede des Jagdmeisters, ein Mann names Connor unterbrochen, der das Jagdgebiet vorstellte und das jagdbare wild nannte. Der Hauptjagdtag ist heute, morgen soll die Jagd dann ausklingen. Die Jagd solle in kleinen Gruppen durchgefuehrt werden. Naja, ich hörte zugegebenermaßen nicht so genau zu, weil ich in Gedanken noch bei den shantor und Lucinda auf Shaprut war. Da ich ja nun auch nicht jage, interessierten mich diese ganzen Kleinigkeiten auch nicht so sehr. An der anschließenden Geländeerkundung nahm ich aber teil, ich wollte so gerne dieses idyllische Korkeichenwäldchen genauer sehen und ueberhaupt das ganze Tal in Ruhe ansehen können. Das hat sich auch gelohnt! Eine sehr schöne Gegend finde ich! Natuerlich nicht mit Pentateuch zu vergleichen, aber so einen Vergleich wollte ich ja nicht anstellen. Außerdem ist es ja immer interessant und reizvoll etwas Neues zu sehen.
Beim Abendessen konnte ich kurz mit Priester Brandines, dem Beichtvater des Herzogs sprechen. Ich fragte nach der von uns gefundenen Statue, aber er konnte oder sicherlich eher wollte mir nicht viel darueber sagen, außer daß sie von der Inquisition untersucht wird. Aber einen guten anderen Hinweis erhielt ich: es gibt einen geschichtskundigen Obunpriester names Niesal Wo Latan, der zwar nicht mehr im dinest ist, aber hilfsbereit. Er lebt in Nylu. Das klingt doch sehr spannend!
Nun ist es Mittag und während die meisten unterwegs sind und jagen werde ich mir nun ein wenig das Dorf ansehen. Außerdem möchte ich weiter ueber Luncinda meditieren, sie geht mir nicht aus dem Kopf.
Elisabeth Hawkwood:
16. September 4996
Esrator der Zweifler 101:
„Und meine verzweifelten Gedanken richteten sich auf den Allschöpfer. Aus der tiefsten Finsternis erflehe ich ein Licht auf meinem langen Weg, eine helfende Hand fuer den einsam Verlorenen. Da hörte ich eine Stimme, die mir ein helles Ende meines Weges weissagte.“
Eine Stimme, die ich in diesen Stunden Sir Albert wuenschen möchte. Vielleicht ist es auch fuer seine Seele noch nicht zu spät, die nächsten Tage werden bestimmen was weiter mit ihm geschehen wird. Nun, der Gerechtigkeit halber wuensche ich selbiges natuerlich auch dem Associate Tekatana. Fuer diesen kann ich möglicherweise tatsächlich etwas erwirken, zumindest den Muster einen Hinweis geben, daß sie ihren Einfluß anstrengen. Doch fuer Sir Albert erscheint mir dies unmöglich. Wie dumm er sich hat verstricken lassen. Ich denke, daß er Opfer eines Komplottes geworden ist und nicht tatsächlich selbst hinter allem steckt. Aber wäre er ein anderer Charakter, so wäre sicherlich nichts von alledem geschehen. Sein Vater tut mir leid. Aber vielleicht war auch er beteiligt? Schliesslich ist es nach wie vor merkwuerdig, daß er diesen Sohn so unbedingt dabei haben wollte, obwohl er ja sicherlich genau um dessen Blindheit und Unfähigkeit auf dem diplomatischen, schluepfrigen, adligen Boden Bescheid weiß. Auch ein Gedanke, den ich lieber nicht weiterverfolgen möchte. Allein auch weil ich nicht weiß wer diese Zeilen einmal lesen wird.
Leider verbinde ich Gedanken an Sir Albert eher mit einem Zitat aus Aleios, als mit dem oben genannten Esrators... . Aleios 62-64: „ Verdunkelt sich unser Spiegel, wenden wir unser Antlitz ab vom Pancreator und seinem ewigen Licht, so verlassen wir das Leben. Die Blume verwandelt sich in Unkraut. Herrenlos schießen wir in die Höhe, ranken uns verwirrt durcheinander bis uns schließlich die Dunkelheit herniederzieht. Hilflos, haltlos, hoffnungslos verfaulen wir im Schatten, in der ewigen Finsternis.“
Gibt es noch Hoffnung, noch Licht, noch Rettung fuer eine Seele, deren Herniedersinken bereits weit fortgeschritten ist?
Oh, bisher schrieb ich noch gar nichts von den sich ueberstuerzenden Ereignissen der letzten Tage, nein eigentlich Stunden, oder? Nun, wie gut, daß sich dieses Versäumnis nachholen läßt! Aber zunächst erscheint es mir sinnvoll meinen Geist von den zu vielen Gedanken zu leeren, damit ich einen Bericht in der richtigen Reihenfolge mit allen wichtigen Einzelheiten niederschreiben kann.
Nehmen wir hierzu die Lichtmeditation von Ven Lohji (sollte jemals ein Nicht-Eskatoniker diese Zeilen lesen, so ueberlese er dies bitte!)
Dunkler Beginn
Verdunkeltes Licht
Erhelltes Dunkel
Leuchtendes Strahlen
Licht der Sonnen
Abglanz der Welten
Spiegel der Schöpfung
Gespiegeltes Licht
Spiegel der Seele
Leuchtende Flamme
Entfachter Funke
Flammendes Licht
Wärmendes Licht
Liebendes Licht
Ich wanderte also durch das Dorf, war in Gedanken jedoch mehr bei Lucinda, als bei dem was ich sah, insofern muß ich hier leider Eindruecke der näheren Umgebung weglassen. So weit ich mich erinnere ein ganz gewöhnliches Dorf. Ich nahm mir vor beim oder nach dem Essen noch einmal mit Priester Sullivan ueber diese fasznierende Lucinda zu sprechen. Leider sollte hieraus nichts werden. Schuld daran waren nicht nur die äußerlichen Umstände, sondern dann auch meine eigene Beeinflussung durch die vielen Gedanken ueber Lucinda. Die gedankliche Beschäftigung mit ihrer Gestalt und Geschichte hatte mich offenbar mehr aufgewuehlt, als mir selbst bis dahin bewußt war. So traf mich St. Hombors Segnung unvorbereitet und setzte die Anwesenden in Schrecken und Verwirrung. gluecklicherweise konnte Priester Sullivan die Ruhe bewahren, er hatte von dieser Segnung gehört und beruhigte die Tischgesellschaft zum Glueck. Unser geplantes Tischgespräch wurde so aber natuerlich verhindert.
Trotz meiner Ablenkung durch Lucinda und St. Hombor fiel mir auf, daß einige Personen sich offenbar entschlossen hatte auf das Essen zu verzichten: Sir Alberts Bruder Konstantin, Sir Sigurd und Baronet Sirio Barano de Riota. Aus irgendeinem Grunde erschien es mir wichtig, daß gerade diese Personen fehlten, im Nachhinein sind nun natuerlich eine ganze Reihe von Spekulationen möglich. Aber es erscheint mir nicht klug sich solchen Spekulationen hinzugeben. sie könnten zu leicht in wilde Vermutungen und Beschuldigungen abgleiten. Darueber hinaus handelt es sich bei den gesamten Vorfällen ganz offensichtlich um Intrigen der adligen Welt auf Leminkainen. Ueber diese fehlt mir das ausreichende Wissen und fuer Intrigen auch das nötige Feingefuehl, um hier Schluesse zu ziehen. Und im Nachhinein etwas herausfinden zu wollen ist sicherlich unmöglich, zu gut werden die entsprechenden Leute ihre Geheimnisse hueten. Davon abgesehen möchte ich meine Energie dann auch doch lieber in andere Nachforschungen stecken. Sir Albert helfen ist fuer mich auf alle Fälle unmöglich. Vielleicht wäre eine Verbannung oder ähnliches seiner Seele auch dienlicher. daß er aus Ereignissen keine Lehre zieht weiß ich nun ja bereits. Da wird dieses auch keine Ausnahme sein fuerchte ich. aber ich wollte eigentlich ja der Reihe nach berichten.
Wo war ich?
Nach dem Essen, als ich wieder in der Lage war verständlich zu sprechen (sowohl fuer mich selbst wie auch fuer andere, St. Hombor möge es allen verzeihen, daß seine Segnung so wenig geschätzt wird!), machten Priester Sullivan und ich uns gemeinsam auf einen Spaziergang. Wir gingen hinunter ans Wasser und wollten eigentlich unsere Diskussion ueber Lucinda wieder aufnehmen, als wir plötzlich einen grausigen fund machen mußten: Im Wasser lag eine Leiche! Genauer gesagt die Leiche eines ca. 1.80m großen Mannes, jung, recht gut trainiert, eingewickelt in eine Decke. Seine Kleidung war bis auf die nötigste Bedeckung verschwunden, so daß eine Zuordnung unmöglich wurde. Seine blutunterlaufenen Augen und die Blutrinnsale aus den Ohren ließen mich auf eine Gehirnblutung schließen. Ich eilte sofort zurueck, um Hilfe zu holen. Einige Hawkwoodsoldaten kamen mit. Sie konnten die Leiche als einen Soldaten der Hazat identifizieren. Ehe sie die Leiche in ihre Obhut nahmen untersuchte ich sie noch einmal eingehend. Einen Todeszeitpunkt konnte ich nicht ausmachen, aber sowohl mir als auch Priester Sullivan verursachte die Leiche großes Unbehagen. Wir ueberlegten, daß hier möglicherweise psionische Kräfte am Werk gewesen sein könnte. Die Soldaten legten uns natuerlich Schweigen auf, aber in einer solch schwierigen Situation hätte ich das selbstverständlich gefunden, Priester Sullvian, der ja wesentlich mehr Erfahrung mit der Welt der Adligen hat, schien derselben Ansicht, also hatte mein mir vom Allschöpfer verliehener Verstand hier das richtige Verhalten eingegeben. Doch sowohl Priester Sullivan als auch mir war oder vielmehr ist bekannt, daß ein sehr fähiger Psioniker durchaus Gehirnblutungen verursachen kann. Das merkwuerdige, unbehagliche Gefuehl verschwand mit der Leiche, was mich vermuten läßt, daß der Psioniker, sofern es denn nun einer war, der den Tod des armen Jungen verursachte, nicht mehr in der Nähe war. Ich wurde dann natuerlich von einem der anwesenden Offiziere befragt.
Gleichzeitig schienen aber noch mehr merkwuerdige dinge vorzugehen: im Gasthof stritten sich ein Hawkwood- und ein Hazatoffizier lautstark. Der Priester des Herzogs versuchte offenbar zu vermitteln, doch seine guten Absichten waren leider von keinem Erfolg gekrönt. Die beiden Streitenden schienen nicht einmal auf den klugen Mann zu hören.
Ich muß leider zugeben, daß ich nun etwas sehr verwerfliches tat: ich nutze die mir vom Schöpfer verliehenen Gaben, um etwas vorzuspielen, das nicht wirklich stattfand... . Die Busse hierfuer wird mich sicherlich noch eine ganze Zeit lang begleiten. Ich hoffe in der nächsten ähnlichen Situation fällt mir eine bessere Lösung ein, in der ich nicht gezwungen bin so schamhaft zu luegen. Ich ließ mich draußen auf einer der Bänke nieder und tat so als wuerde ich meditieren, was angesichts des grausigen Fundes, den Priester Sullivan und ich taten mehr als glaubwuerdig gewesen wäre, doch in Wahrheit nutze ich so meine Unverdächtigkeit um genau zu beobachten was weiter geschah. Es ist erschreckend wie sehr meine Neugier mich oft zu schrecklichen und wirklich verwerflichen Taten treibt. Das bereitete ja auch schon meinen lieben Bruedern und Schwestern im Kloster oft Kopfzerbrechen. Möglicherweise ist dies ein weiterer Grund weshalb Vater Dimitrius mich auf diese Reise schickte, damit ich diesbezueglich endlich lerne mich selber besser zu kontrollieren. Ich bereue zutiefst, leider funktioniert das mit der Kontrolle aber noch nicht wirklich, wie dieses Ereignis nun wieder zeigt. Und der Nutzen meiner Beobachtungen ist ja nun auch fragwuerdig... . Wie bereits geschrieben werden mich die Bussen noch lange begleiten.
Aber wo war ich?
Ich konnte sehen, daß die Hazat damit beschäftigt waren voreilig aufzubrechen, oder eher ihren Aufbruch vorzubereiten, während die Hawkwood damit beschäftigt waren die Zelte abzubauen. Alles deutete auf ein vorzeitiges Ende der „kleinen“ Jagdgesellschaft hin. Am Rande konnte ich dann bemerken, daß Priester Sullivan ebenfalls zur Befragung abgeholt wurde. Insgesamt deuteten aber alle Geschehnisse darauf hin, daß außer unserem erschreckenden und beunruhigenden Fund noch etwas vorgefallen war. Als allererstes von den Adligen traf Sir Ricardo ein, danach erschienen der Hazatcount zusammen mit Sir Alberts Vater, Sir Albert und den jeweiligen Leibwächtern, offenbar hatten sie sich gut amuesiert, sie scherzten und lachten. Es kamen dann jedoch die Offiziere, um mit den Ankommenden zu sprechen. Was gesprochen wurde konnte niemand außer den Beteiligten hören, doch alle Gesichter veränderten sich und nahezu sofort bildeten sich zwei Lager. Die Countess hielt eine Rede, woraufhin die Hazat mit allen Wachen, also den ihren natuerlich nur, den Gasthof verließen. Ich wendete mich an die Soldaten der Hawkwoods und konnte so nach und nach erfahren, daß Count Baltor die Baroneß Fatima heiraten wollte, der eigentliche Grund der gesamten Jagd. Während der Jagd jedoch habe Sir Albert dann auf den Hazatcount geschossen, was allgemein die Vermutung nahelegte, daß er etwas gegen die geplante Hochzeit seines Vaters habe.
Selbst wenn ich Sir Albert durchaus einen solchen Mordversuch zutrauen wuerde, angesichts seines verdunkelten Seelenspiegels erscheint mir hier alles möglich, so kann ich mir doch nicht vorstellen, daß er dies tatsächlich getan hat. Wahrscheinlich wußte er nicht einmal etwas von den Heiratsplänen seines Vaters. Aber ein endgueltiges Urteil hierueber steht mir natuerlich nicht zu.
Die Baroneß brach umgehend auf, der größte Teil der uebrigen Adligen, sowie auch der Rest unserer Gruppe dann am folgenden Morgen.
Zurueck hier erfuhren wir als erstes, daß es einen Angriff der Barabaren gab. bis eben gerade war ich nun damit beschäftigt dem völlig ueberlasteten Leibarzt zu helfen sich um alle Verwundeten zu kuemmern. diese Tätigkeit ließ mir natuerlich auch keine Ruhe, um ueber die Vorgänge während der Jagd nachzudenken. Das wird nun sicherlich erst so nach und nach geschehen können. Es ist ja auch wichtig Emilio von allem genau zu unterrichten. Was weiter geschehen wird muessen wir wohl abwarten.
20. September 4996
Emilio und ich sind unterwegs und nun auf uns gestellt. Was genau wir damit anfangen werden oder eher wollen haben wir noch nicht genauer ueberlegt. Doch die Reise wird lange genug sein, um darueber genauer nachdenken zu können. Wir werden, soweit es uns möglich ist, uns auf die Suche nach weiteren Hinweisen ueber Cohen machen, sowie alles was möglicherweise oder anscheinend mit dieser spannenden interessanten Welt zusammenhängen könnte. Doch ehe so ein neuer Abschnitt meiner Queste beginnt, möchte ich der Vollständigkeit halber noch kurz zusammenfassen, was sich in den Tagen seit der Jagd und dem Barbarenangriff zutrug. es wäre irgendwie merkwuerdig das so stehen zu lassen und einen möglichen zukuenftigen Leser im Ungewissen. Es erscheint mir irgendwie auch wichtig den vorherigen Abschnitt in irgendeiner Art und Weise abzuschließen. Es widerstrebt mir alles so in der Luft hängen zu lassen. Vater Dimitrius, der mich ja immer als hoffnungslos chaotisch, vor allem im Zusammenhang mit meinen Notizen, betrachtet hat, sicherlich sehr erstaunen. Oder sollte ich in dieser Hinsicht bereits reifer geworden sein? womit sich natuerlich die interessante Frage stellt was Reife eigentlich ist. Das scheint mir fast eher mit dem Betrachter, als mit der Person in Frage zusammenzuhängen. Aber interessant ist dann ja doch, was man selber als reif bezeichnen wuerde und weshalb. Legt man hier mehr Augenmerk auf Dinge die einem selbst fehlen? Oder geht man davon aus, sich selbst als reif zu betrachten? Nun das sicherlich nicht, oder nicht immer. Ich selbst wuerde mich selber nicht als reif bezeichnen, doch habe ich selber natuerlich bestimmte Vorstellungen von einer reifen Person. Eine gewisse Tiefe des Geistet. Vater Dimitrius ist in meinen Augen auf alle Fälle eine reife Person. Aber wuerde er selber sich so sehen? Das finde ich eine höchst interessante Frage. Leider ist mir bisher noch keine Möglichkeit eingefallen ihm diese Frage auf eine höfliche Art und Weise zu stellen. So ließ ich sie aus meinem letzen Brief an ihn heraus, auch wenn ich bereits in diesem mit dem Gedanken spielte.
Aber wo war ich?
Elisabeth Hawkwood:
Ach ja, die Jagd, die geplante Hochzeit und Sir Alberts Verstrickung in alles. Soviel bleibt mir dem bereits Geschriebenen auch nicht mehr hinzuzufuegen.
Eine Befragung folgte auf die nächste, zwischendrin hatten alle mehr als genug mit den Aufräumarbeiten nach dem Barbarenangriff zu tun. Fuer meinen Teil beschränkte sich dies auf Pflege der Verwundeten. Zum Glueck war alles wohl noch relativ glimpflich abgelaufen, soweit ich das beurteilen kann. Natuerlich fehlt mir hierfuer jeder Vergleich. Es tat und tut mir jedoch sehr fuer Count Baltor leid, es war ja gleich eine Reihe von Schicksalsschlägen fuer ihn und das innerhalb von wenigen Tagen. Ich bekam ihn fast ueberhaupt nicht zu Gesicht, und wenn dann sah er sehr muede und ueberanstrengt aus. Auch fuer ihn wäre es sicherlich recht hilfreich gewesen, hätte er meditieren können. Eigentlich merkwuerdig, daß Adlige hierueber weder etwas zu wissen scheinen, noch jemals in ihrem Leben etwas darueber lernen. Ansonsten lernen sie ja in ihrer Ausbildung recht viel... . Fuer meinen einfachen Geist erschiene es sinnvoller ein wenig von all diesem Waffentraining gegen Meditation auszutauschen. Als fuehrende Personen mit großer Verantwortung könnte ihnen die Leerung des Geistes und die Konzentration auf den Allschöpfer ja eigentlich nur helfen? Aber ueber die Erziehung von Adligen haben sich sicherlich schon mehr und fähigere Leute als ich den Kopf zerbrochen.
Wo war ich?
Ach ja, die Verwundeten... . Nebenher blieb zum Glueck genuegend Zeit meine Meditationen ueber die Ereignisse der letzten Wochen fortzusetzten. Die erforderlichen Bussen habe ich gewissenhaft fortgesetzt. Nun und natuerlich meinen bereits begonnen Brief an Vater Dimitrius beendet. Nach einiger Zeit konnte ich in Erfahrung bringen, daß man Sir Albert angeboten hatte sein Verbrechen an der Symbiontenfront zu suehnen. Dieses nahm er an, gesehen habe ich ihn nicht noch einmal. Was aus Tekantana wurde weiß ich nicht, als Emilio und ich zu Beginn unserer Reise in Haakonen waren, nutzte ich diese Gelegenheit, um den Muster von seinem Schicksal zu berichten. Sie wollten sich darum kuemmern und waren anscheinend recht froh etwas ueber ihn zu erfahren. Jedenfalls habe ich nun laut ihnen einen Gefallen bei den Muster gut. Nun ja, mal sehen ob das notwendig sein wird. Da ich nach wie vor davon ueberzeugt bin, daß Sir Albert und damit auch Tekantana einer Intrige zum Opfer fielen und nicht tatsächlich auf den Herzog schossen, war mir sehr daran gelegen, daß Tekatana nicht unschuldig gerichtet werden muß. Er hat sich ja nun nicht selber in diese Lage gebracht, es wäre an Sir Albert gewesen seine Angestellten nicht in Gefahr zu bringen. Ich hoffe er gelangt an der Symbiontenfront mal zur Einsicht. Eine Extremsituation kann vielleicht bewirken, was ich nicht mehr vermochte.
Vielleicht das wichtigste Ereignis der vergangenen Tage war eine Vision, die ich plötzlich und vollkommen unerwartet bei der Meditation ueber Priester Sullivans und meinen Leichenfund hatte. Wichtig, aber sehr erschreckend, es dauerte relativ lange, bis ich mich vom Grauen erholen konnte. Die gesamte Vision spielte sich im Dunkel zwischen den Sternen ab, ich selbst schwebte dort, körperlos zu einer Beobachterposition verdammt. Ich sah Leminkainen, wie der Planet wohl vom dunkel aus zu sehen ist, so ähnlich wie wir ihn nach dem Passieren des Sprungtores zuerst erblickten, und wie ein Schiff der Brother Battle von dort aus startete. Wenig später starteten von einem schwebenden Felsbrocken, der sich wie ich im Dunkel zwischen den Sternen befand, sechs Lichtpunkte, die auf das Schiff zurasten. Es kam zu einem Kampf, bei dem sowohl einer der Lichtpunkte, als auch das Schiff der Brother Battle explodierten. Die fuenf uebrigen Lichtpunkte rasten dann auf Leminkainen zu. Ich nehme an, daß es sich bei den Lichtpunkten um Barbarenschiffe handelt, bin aber natuerlich nicht sicher. Eine Vision kann ja auch immer mehr als eine Bedeutung haben. Diese hängt sicherlich mit dem Angriff der Barbaren zusammen, da sie sich jedoch plötzlich einstellte, als meine Gedanken auf etwas ganz anderes gerichtet waren, erscheint es mir durchaus möglich, daß es noch mindestens eine weitere Bedeutung gibt. Bisher bin ich jedoch vollkommen ratlos wie diese aussehen könnte. Möglicherweise deutet die Vision auf etwas in der Zukunft hin? Dann werde ich möglicherweise durch mehr Visionen Klarheit erhalten. Vielleicht jedoch hängt sie auch mit der Botschaft dieser Maschine zusammen? Dort war ja davon die Rede, daß es unbekannte Sprungrouten der Barbaren nach Leminkainen gibt? Sozusagen eine Illustration dessen was geschehen ist? Oder immer wieder geschehen wird? Die Botschaft, die Kapitän Gregorius sendete kam ja nie an. Und was mit ihm geschah, ob er auf einem anderen Weg die Windsors warnen konnte wissen wir heute ja nicht. Fest steht wohl nur, daß Cohen und eine Reihe anderer Welten verschwunden sind. Ob aber dieses Verschwinden mit dem Inhalt der Botschaft zusammenhängt und damit mit diesen sogenannten Katyrnin, oder später aufgrund anderer Umstände erfolgte ist auch fraglich. Es erscheint erst einmal eine sinnvolle Hypothese. Zugleich sind es bisher ja auch die einzigen Informationen, die Emilio und ich in der Hand haben. Es ist also sinnvoll, das erst einmal so anzunehmen. Aber ich sollte immer im Hinterkopf behalten, daß wir noch keinen Beleg ueber diesen Zusammenhang haben, damit ich mich nicht von möglicherweise falschen weiteren Vermutungen blenden lasse.
23. September 4996
Das Dunkel zwischen den Sternen erfuellt einen mit Grauen und Faszination zugleich. Ich empfinde es als positiv, daß die Reisen zwischen den bekannten Welten so lange dauern, so hat man genuegend Zeit diese Eindruecke zu sortieren, zu ueberdenken, zu meditieren und sich ins Studium der Omega Gospels zu vertiefen. Emilio steht sich hier mit seiner Hast und Unruhe selbst im Weg. Ist es nicht sinnvoll seinen Geist langsam auf die wartenden Aufgaben vorzubereiten?
Unwillkuerlich fuehlt man sich mahnend an den Schrei des Suenders nach Horace erinnert (natuerlich habe ich diese verschollenen Anhänge der Omega Gospels nie gelesen):
“Oh allmächtiger Schöpfer,
Oh Licht der Welten,
Herr der Sonnen
und Retter der verlorenen Seelen,
nimm auch meine Seele wieder auf,
erleuchte meinen Spiegel,
nimm das Dunkel von mir!
Laß mich nicht in das Dunkel zwischen den Sternen fallen,
sei gnädig einem armen Sünder,
errette mich!
Ich gelobe mich zu bessern,
ich weiß um meine Sünden,
ich sehe den Schatten auf meinem Spiegel,
ich kenne seinen Namen,
Selbstgerechtigkeit
hatte mich befallen,
ließ mich von Deinem Wege,
Oh allmächtiger Schöpfer,
abkommen,
ließ mich denken,
ich verstünde Deine verschlungenen Wege.
Oh nimm diese Schuld von mir,
ich sehe, dass Deine Wege
anders sind, als es je ein Mensch verstehen kann!
Oh allmächtiger Schöpfer,
Oh Licht der Welten,
Herr der Sonnen
Und Retter der verlorenen Seelen,
nimm auch meine Seele wieder auf,
erleuchte meinen Spiegel,
nimm das Dunkel von mir!”
Gebet 1.5 – Anhänge – Gebete zum Schöpfer
Auf ewig in das Dunkel zwischen den Sternen zu fallen, welch ein grausiger Gedanke!
01.Oktober 4996
Wie spannend, wie faszinierend! Zu was doch die Menschheit alles in der Lage ist, welche Kräfte hat der Allschöpfer uns kleinen Menschen verliehen? Nie hätte ich gedacht, daß so ein kuenstlicher Raumhafen möglich ist. Eigentlich noch mitten im Dunkel zwischen den Sternen, vor dem Planeten liegend. sozusagen ein Stueck Dunkel, das durch die Gnade des Allschöpfers erleuchtet werden konnte. Nun ist dieses ehemalige Dunkel ein besonderer Platz des Lichtes geworden, besondere Bedeutung kommt ihm zu. Gleichzeitig aber scheint es auch eine Art eigentuemlicher Zwischenplatz zu sein, wie eine Trennwand zwischen dem Planeten der bekannten Welten und dem lauernden Dunkel. Es wird einem bewußt wie zerbrechlich doch die Menschheit ist, wie sehr ausgeliefert. Wie dankbar muessen wir sein, daß der Allschöpfer sich unserer angenommen hat! Wie steht doch so treffend bei Soraya Sunhi Kalglill 81-85? „Zerbrechlich sehen wir voller Angst zu den weiten Sternen auf. Ihr kaltes fernes Licht spiegelt Sicherheit, sehen wir doch lieber zu den Sternen, denn zum Dunkel, den lauernden Krakenarmen. Zwischen uns und den Dämonen aber steht der Allschöpfer. Guetig hinabgeneigt zu seinem undankbaren Geschöpf. Wie oft vergessen wir unsere notwendige Dankbarkeit. Sein Licht hält Dämonen, Kraken und das ewige Dunkel mit allem Grauen von uns. Was wären wir ohne seine guetige Liebe?“
Emilio und ich sind heute auf Cumulus angekommen, der Station vor Byzantium Secundus. Cumulus ist ungeheuer faszinierend! und es wimmelt hier nur so von Menschen aller Art und von aller Orten. Wie schon auf Leminkainen fiel mir auch hier wieder das Laute, unpersönliche unangenehm auf, doch immerhin war es mir hier vergönnt einen Glaubensbruder zu treffen. Dankbarerweise kennt er sich sowohl hier, als auch auf Byzantium aus, so konnte er mir sagen welche Bibliotheken und Kirchen fuer eventuelle Recherchen sinnvoll sein könnten. Es gibt eine kirchliche Universität auf Veridian, einem der Kontinente, es gibt die beruehmte St. Maya-Kathedrale mit Archiv, die auf jeden Fall eine Reise wert ist, selbst wenn mir der Zutritt in selbiges Archiv verwehrt bleiben sollte, sowie einige kleinere Bibliotheken in der imperialen Stadt. Am interessantesten und wahrscheinlich wichtigsten, aber auch schwierigsten ist die geheime Bibliothek zu Ehren St. Horace. Wenn es mir gelingen wuerde dort Zutritt zu erhalten..., das wäre mehr als phantastisch. Selbst wenn ich dort sicherlich strenger beobachtet werden wuerde als auf Pentateuch in unserer Klosterbibliothek... . Abgesehen von diesen Informationsquellen gibt es eine technische Universität auf dem Kontinenten Tamalain. Möglicherweise kann es Emilio gelingen hier an wichtige Informationen zu kommen. Dem Thema Technik fuehle ich mich nicht gewachsen.
Wir haben beschlossen zunächst einmal in die imperiale Stadt zu reisen und abhängig von unseren dortigen Erfolgen und Erlebnissen dann weiter zu sehen. Es ist schwierig zu weit in die Zukunft zu planen.
Nun habe ich eben einen sehr interessanten Spaziergang durch die oberen Ebenen unternommen. der Ausblick auf das dunkel zwischen den Sternen ließ mich erneut an das bereits oben geschriebene Zitat von Soraya denken. Man ist wirklich versucht seinen Blick nur von Stern zu Stern schweifen zu lassen. Das Auge versucht das Dunkel, den Blick in diesen Abgrund zu vermeiden, soweit es nur geht. Und irrt es doch einmal ab, so ergreift einen das Grauen mit Macht.
Wenn man firebirds hat kann man hier nahezu alles kaufen. Sehr faszinierend. Eine einfache Meditationsschale erscheint mir fuer 3 Firebirds jedoch zu teuer. das will genauer ueberlegt sein. Zwar bezahlte Count Baltor uns mit 6 Firebirds sehr grosszuegig, doch die Reise in die imperiale Stadt kostet bereits 5! Wer wohl auf die Idee kam so etwas wie Firebirds zu erfinden?
Elisabeth Hawkwood:
02.Oktober 4996
Etwas sehr Merkwuerdiges ist geschehen, das mich zugleich auch mit Unbehagen erfuellt. Unbehagen ist als Wort eigentlich noch zu schwach. Es ist mehr als beunruhigend genau genommen. Ich weiß noch nicht so recht was ich davon halten soll. Ob Jemand meine Berichte an Vater Dimitrius abgefangen hat? Nein, das wäre merkwuerdig, dann muesste es einen Eskatoniker geben, der gegen den Rest der Eskatoniker arbeitet. Aber woher weiß ein Adliger etwas ueber das was wir suchen? Nun, Sir Albert hat sehr viele Informationen aus der Hand gegeben, die eigentlich nicht fuer andere bestimmt waren. Vielleicht hat das schon ausgereicht? Leider können wir das natuerlich auch nicht so einfach nachrfragen ohne Verdacht auf uns zu lenken. Ich bin nur froh, daß Emilio sofort meiner Meinung war nichts zu sagen! Wenn die Avesti hiervon etwas erfahren... . Nein, das denke ich lieber nicht weiter, es wäre ja auch dumm sich nun in Panik verstricken zu lassen. Es ist besser wir behalten diese zwei Adligen genauer im Auge!
Sie tauchten plötzlich bei Emilio und mir in der Pension auf, Baronet Juan Alfonso Hazat und Baronet Goshin Miromoto – sehr merkwuerdige Zusammenstellung im uebrigen, wie die beiden wohl aneinander geraten sind? -, luden uns zum Essen ein, um dann zu behaupten wir wuerden nach verschwundenen Welten suchen, wie ihnen ein Justinian-Adliger mitgeteilt hätte (mir sind da eindeutig zu viele Häuser beteiligt...). Natuerlich eine vollkommen haltlose Behauptung! Emilio erklärte sogleich die komplizierte Geschichte, weshalb genau jener Justinian nicht nur ihm sondern seiner ganzen Familie schaden wolle und aus diesem Grunde gefährliche Geruechte ueber ihn ausstreue in der Hoffnung, daß sich andere dann die Finger mit der Elimination seiner Familie schmutzig machen. Die beiden Baronets waren so höflich ihre Anteilnahme zu heucheln, doch die Enttäuschung war ihnen anzumerken. aber wie kann man von einem Scraver und einer Canona der Eskatoniker auch so ein hehres Ziel annehmen? Verlorene Welten zu suchen und zu finden steht nun vollkommen außerhalb unserer Möglichkeiten. Ich hoffe emilio und ich haben hier nicht zu sehr uebertrieben, sondern waren glaubwuerdig genug.
In der Hoffnung mehr ueber diesen merkwuerdigen Justinian und seine Quelle herauszufinden boten Emilio und ich jedoch an, unser möglichstes zu tun, den beiden Herren Zutritt zu den Kirchenbibliotheken auf Byzanthium Secundus zu ermöglichen, um ihnen bei ihrer Suche soweit möglich behilflich zu sein. Wir deuteten an, daß wir selber, natuerlich aus vollkommen anderen Gruenden, dabei waren diese jeweiligen Bibliotheken der Reihe nach aufzusuchen. Nun treffen wir die beiden also morgen am Raumhafen. Ich hoffe dieses Verschleiern der tatsächlichen Tatsachen lohnt sich. Zu allem Ueberfluss machen die beiden Baronets auch einen recht gedankenlosen und leichtsinnigen Eindruck. Ihre Jugend trägt sicherlich dazu bei, daß sie bereits gemerkt haben, daß ihr Stand Privilegien mit sich bringt, doch mit der Erkenntnis der damit einhergehenden Pflichten scheint es mir noch zu hapern. Vor allem Baronet Juan Alfonso ist stolz und aufbrausend... . Baronet Goshin ist ruhiger und scheint mir auch der Besonnenere von beiden, aber er ist schwieriger einzuschätzen.
04. Oktober 4996 morgens
Was fuer eine unvorstellbar riesige Stadt! Obwohl ich nun bereits gestern einen Teil der Stadt ansehen konnte, bin ich immer noch vom Anblick aus dem Fenster ueberwältigt. Es ist grausig und grossartig zugleich. Mir ist es zuviel Stein und Mauern ueberall, aber ich muß doch zugeben, daß es eine ganze Reihe von wirklich phantastischen und kunstvollen Gebäuden gibt, die das können des jeweiligen Kuenstlers verraten. als erstes besichtigte ich natuerlich alle Kirchen und unterhielt mich mit den jeweiligen Priestern. Sehr interessant! Es gibt ein Archiv, das St. Beata-Ar4chiv, in dem ich gestern Abend bereits kurz ein wenig ueber die Geschichte der imperialen Stadt las. Das Archiv ist nur etwa 350 Jahre alt, die Wahrscheinlichkeit etwas Wichtiges dort bereits herauszufinden ist also nahezu gering, aber man kann Informationen ja auch ueber umwege finden, ich war sicherlich nicht zum letzten Mal dort. Ueber die Geschichte der imperialen Stadt gibt es sicherlich auch noch viel dort zu lesen. Hier ist das Archiv natuerlich bestens ausgestattet. und es hat sich hier ja einiges zugetragen... .
Den Palast sah ich auch bereits kurz. Er ist wesentlich größer, als ich dachte, um ihn herumzugehen wuerde sicherlich drei bis vier Tage dauern. Sehr schade, denn dort gibt es wenigstens etwas Bäume und naturbelassenes Gelände. In der Stadt habe ich derartiges bisher leider nicht finden können. Aber natuerlich war ich auch erst einen halben Tag dort unterwegs, also möchte ich kein endgueltiges Urteil fällen. Es ist jedenfalls erstaunlich welche Ideen der Allschöpfer im Menschen hervorrufen kann, welche Kräfte seine Flamme verleiht! eine derartige Stadt zu bauen ist wirklich ein Wunder! Wenn sie auch nicht die Ausstrahlung eines Annunaki-Kunstwerkes hat natuerlich, aber das ist ja auch noch einmal etwas völlig anderes. Und eigentlich auch kein zulässiger Vergleich, denn nach Meinung mancher Priester handelt es sich bei den Annunaki ja um keine schöpfergefälligen Wesen und ihre Kunstwerke gelten als gefährlich. Wenngleich ich mich durch ihre Ausstrahlung eher erhoben gefuehlt habe. Natuerlich könnte genau das auch ihre Gefahr sein. Das wuerde erklären, warum viele etwas gegen die stattfindenden Pilgerreisen einzuwenden haben. Es mag an meinem schwachen und leicht verfuehrbaren Geist liegen, doch ich sehne mich danach mehr von ihnen zu sehen. Aber eigentlich war ich bei der imperialen Stadt, oder?
Ach da fällt mir ein, ich habe ja noch ueberhaupt nicht von unseren aufregenden Herreise berichtet! Wie konnte ich das vergessen? Es erscheint schon wieder so lange her irgendwie, dabei geschah es in der Nacht vor der letzten. Da sieht man die Auswirkungen der Stadt und eines halben Tages hier... .
Wir kamen am Raumhafen an und kauften gleich, obwohl es mitten in der Nacht war (auf diesem Planeten scheint alles möglich) Fahrkarten fuer die sogenannte Monorail in die imperiale Stadt. Diese Monorail ist etwas sehr komisches, so ein Ding, das auf Metall fährt, unvorstellbar schnell, nahezu wie ein Raumschiff, aber sie fliegt eben nicht. Räder wie eine Kutsche hat sie aber auch nicht, also irgend so ein merkwuerdiges technisches Zwischending jedenfalls. Mir erschien dieses Ding wenig Vertrauen erweckend und gefährlich. Man ist so völlig der Technik ausgeliefert... . Und richtig, wir fuhren nur etwa eine Stunde lang ereignislos dahin, dann gab es plötzlich lauten Krach, Explosionen und das ganze technische Ding stuerzte ins Wasser. zu allem Ueberfluss gingen auch noch hohe Wellen. Emilio konnte aber gluecklicherweise ein Boot finden. Kurze Zeit später fanden wir auch die beiden Baronets und fischten sie aus dem Wasser. Ansonsten aber fanden wir keine weiteren Ueberlebenden, grausig! Das rot gefärbte Wasser ließ ahnen wie viele hier der Technik ihr Leben lassen mußten. während ich noch damit beschäftigt war fuer die Seelen der armen Opfer zu beten und sie der Gnade des Allschöpfers zu empfehlen wurden, wir plötzlich von einem hai-ähnlichen großen Fisch angegriffen. wie genau es in dem wilden Wasser zuging weiß ich nicht, aber es gelang den beiden Baronets das Wesen zu töten, während Emilio das Boot weiter weg von der Ungluecksstelle brachte. Mir war eingefallen, irgendwo gelesen zu haben, daß Blut diese Wesen anlockt, also schien es uns sinnvoll weiter weg von selbigem zu kommen.
Irgendwann gegen Morgen erschien dann ein Gleiter mit sich drehenden Fluegeln, in den wir einsteigen konnten. Es gab dort sogar Duschen! Natuerlich wurden wir auch ausgefragt, möglicherweise nicht zum letzten Mal. Anscheinend vermuteten die Leute in dem Fluegelgleiter, daß nicht die Technik schuld am Unglueck war, sondern Barbaren. Da auch Emilio und die Baronets dieser Meinung waren äußerte ich meine Bedenken aufgrund des blinden Vertrauens in Technik lieber nicht. Wahrscheinlich hätten sie es als das Gerede einer merkwuerdigen Eskatonikerin abgetan, die dem Nutzen der Erfolge vergangener Zeiten feindlich gegenuebersteht. Vielleicht ist dies auch der Fall, trotzdem fällt es mir leichter dem Allschöpfer, oder seiner sich in einem Menschen spiegelnden Flamme zu vertrauen, als so einem merkwuerdigen Ungetuem, bei dem Keiner weiß was es eigentlich tut. es ist und bleibt leblos, obwohl es sich aus eigener Kraft bewegt und das ist ja irgendwo ein Widerspruch in sich.
Nun ist es bereits sechs Uhr, ich hoffe Emilio ist mittlerweile erwacht, so daß wir beim Fruehstueck den Tag planen können.
mittags am Hafen
Blut nicht rot, eher blaß fast weiss, Konsistenz weniger dick als beim Menschen, trocknet schnell ein, hinterläßt wenig Flecken, Geruch ähnelt Fischblut, ist aber nochmal anders
Schrei war eindeutig nicht menschlich, hatte etwas gurgelndes, Stimmbänder wahrscheinlich menschlich, aber die Resonanz ist anders
Verletzung erscheint mir gefährlich
warum stuerzte er sich ins Wasser ehe ich helfen könnte?
Haben die Seeleute wirklich nichts gesehen?
04.Oktober 4996 abends
Auch nach ausfuehrlicher Meditation bin ich unsicher wo ich anfangen soll. auch ist die Zeit knapp, ich warte auf Emilio, wir wollten zum Essen uns auf den Weg in ein anderes Restaurant machen, auch um noch mehr von der Stadt und ihren Bewohner zu sehen. aber alles was heute geschah erscheint mir ungeheuer wichtig und bedeutungsvoll! wenn es sich nur nicht um so unterschiedliche Dinge handeln wuerde, das wuerde alles sicherlich leichter machen. Tagebuch zu schreiben ist schwieriger, als ich zunächst annahm. und es wird irgendwie doch chaotisch denke ich.
Emilio ist da, das verschiebt meine Ratlosigkeit auf später. Eigentlich ist dieser Eintrag damit sinnlos, aber es widerstrebt mir etwas zu streichen, möglicherweise sind scheinbar sinnlose Passagen fuer einen späteren Leser von Bedeutung? So wie fuer mich die unscheinbaren Titel von Bildern Bedeutung gewannen... .
Stoff fuer eine neue Meditation.
05. Oktober 4996
Einige Dinge bekamen nun eine Erklärung, andere sind noch rätselhafter geworden. Schade, daß der Ur-Ukar sich zurueckzog und nicht mit uns sprechen wollte. Es wäre sicherlich eine interessante Begegnung gewesen. Emilio wird mich gleich in das Museum begleiten. Ich muß mir dieses Bild noch einmal genauer ansehen. Wir wollen auch so eine Fuehrung mitmachen. ich denke, daß Emilio sicherlich alles nochmal mit anderen Augen sieht als ich.
In der Nacht war immerhin genuegend Zeit fuer Meditation. Während die Zeit auf Leminkainen und vor allem während der Reisen von planet zu planet oft stillzustehen schien, geschieht hier alles gleichzeitig, so kommt es mir jedenfalls vor. Damit mich nicht heute Abend, oder wann ich denn wieder zum Schreiben Zeit finde neue Gedanken und Ereignisse von allen gestrigen und den morgendlichen Geschehen ablenken und diese trotz ihrer Bedeutung in den Hintergrund drängen will ich versuchen kurz zusammenzufassen.
Nach dem Fruehstueck mit Emilio begab ich mich hinunter in den Hafen zu Bruder Marius, dem Leiter der Hafenmission. Obwohl er aufgrund vieler Aufgaben nicht viel Zeit hatte, war er so nett mir die Beichte abzunehmen (damit möchte ich doch ungern einen Bruder der Orthodoxie belasten, es ist mir lieber die Treffen mit anderen Eskatonikern zu nutzen, so auch hier) und ein kurzes erbauliches Gespräch. Dabei empfahl er mir auch mich in der heiligen Stadt nach dem Zugang zur geheimen Bibliothek des St. Horace zu erkundigen, da momentan einer von uns den Vorsitz hat, wäre es mir dadurch möglicherweise erlaubt bestimmte Recherchen dort anzustellen. außerdem konnte Bruder Marius mir eine Reihe interessanter Museen nennen, in denen ich unter anderem mehr ueber die Geschichte Byzanz erfahren könne. doch zu diesen komme ich nun später, denn auf dem Weg wurde ich Zeuge der Gedankenlosgkeit junger Adliger:
Zwei Gleiter rauschten vorbei, verfehlten mich nur um weniges, um dann hinter mir tatsächlich Jemanden ruecksichtslos zu Boden zu stoßen. Sich nicht darum kuemmernd rasten sie in ihren unheimlichen Gefährten weiter. Die umgefahrene Person sank zunächst mit einem gurgelnden, nicht-menschlichen Laut zu Boden. Da ich sehen konnte, daß er verletzt war, eilte ich sofort zur Hilfe, doch die Gestalt stuerzte sich ins Wasser und verschwand. Einige herbeieilende Seeleute hatten angeblich Niemanden gesehen, was mir nach wie vor sehr zweifelhaft erscheint. Ich untersuchte vor allem das Blut und schrieb auch meine uebrigen Beobachtungen, die dann heute Nacht Erklärung fanden hier irgendwo weiter oben nieder.
Das Seefahrtsmuseum war zwar ganz nett, aber nicht weiter atemberaubend. Ich hielt mich nicht lange auf. Interessanter war/ist die Geschichte Byzanz: seit nun schon 900 Jahren ist der Planet hart umkämpft. Bis zum Jahre 4662 hielt sich hier das Haus Geza auf, bis sie dann vom Haus Carmeton zerstört wurden, die hierbei Hilfe von den Decados und den al-Malik hatten. Die Darstellung all dieser Geschehnisse und der damit verbundenen Schlachten war jedoch nicht wirklich neutral. Man konnte eher sehr gut ablesen, daß der Sieger die Geschichte so schreibt, daß er selber nicht nur möglichst heldenhaft, sondern auch möglichst unfehlbar dasteht, seine Taten sind natuerlich gerechtfertigt, die Welt wurde nach seinem Sieg ein besserer Ort. Ein Urteil hierueber steht mir natuerlich nicht zu, ich kenne ja auch die Darstellung der Gegenseite nicht, aber ganz so rein positiv waren all die Schlachten sicherlich nicht und ich möchte auch gar nicht wissen wie viele einfache, unschuldige Menschen ihr Leben ließen. sie hatten auf alle Fälle nichts von der danach ach so viel besseren Welt.
Aber auch sehr interessant finde ich die Tatsache, daß seit 4500 die Ozeane immer weiter steigen, die Kontinente also mehr und mehr im Wasser versinken. Ghast allerdings wurde zur Wueste, wie genau das nun zusammenhing habe ich nicht wirklich verstanden, dazu muesste ich mehr ueber Wetterphänomene wissen. Auf jeden Fall auch ein interessantes Gebiet, es ist schade, daß ich so wenig Zeit zum Lesen und studieren habe!
Seit 4525 treten vermehrt Barbarenueberfälle auf. Als 4537 Byzanz von den Vuldrok gepluendert wird verbuendet sich das Haus Carmeton mit dem Haus Alecto. Zwei Jahre nach dem Sieg ueber die letzten Barbaren, als auch der Kampf gegen das Haus Geza entschieden ist, läßt Vladimir Alecto sich dann mit den bekannten Folgen zum Imperator ausrufen. Angeblich leistete das Haus Carmeton dann Großartiges bei der Bekämpfung der Unruhen auf dem Planeten.
Von diesen Kämpfen der letzten Alecto gegen ihre Feinde gibt es im Museum ein Bild, das mich ungeheuer beeindruckte, der Grund aus dem Emilio und ich uns gleich noch einmal auf den Weg in jenes Museum machen wollen. Es hängt merkwuerdigerweise sehr versteckt, noch ein Grund aus dem ich es mir noch einmal genauer ansehen möchte. im Stil ähnelt es den Bildern des Malers Viljugrein, die ich bisher sah, wurde jedoch vom Maler Maturin gemalt. Leider ist kein Datum angegeben. Man sieht ein großes, gerade verbrennendes Schlachtschiff mit deutlichem Alectozeichen am Himmel, umgeben von vielen anderen kleineren Schiffen, die dieses gerade beschießen. auf diesen kleineren Schiffen sind keine deutlichen Zeichen zu sehen. Es sind aber Zeichen dort, vielleicht kann ich mit besserem Licht und einer Leiter mehr entdecken. Das Bild ist sehr groß und hängt in einem dunkleren Seitengang. Ist es der realistische Malstil, der Viljugrein ähnelt, der mich so an diesem Bild fesselt, oder das Thema?
Auf dem Weg zum Hotel wurde ich dann verfolgt, genauso wie auch später, als Emilio und ich zum Essen gingen. Zunächst waren wir uns beide nicht sicher, doch unser Versuch den Verfolgern auf die Schliche zu kommen ging dann schief und ich wurde entfuehrt.
Zwei Wesen, die ganz eindeutig Schwimmhäute an den Händen und Fuessen hatten, natuerlichen Ursprunges, schleppten mich in die Katakomben und dort durch ein Gewirr von Gängen. Schliesslich kamen wir in eine Art Höhle. Hier lag die Person, die ich am Morgen im Hafen gesehen hatte, und die dann ins Wasser verschwand. Ich erhielt den Auftrag ihn zu heilen, was mir auch erstaunlich schnell gelang. auch diese Person hatte Schwimmhäute und war in einigen Punkten ganz eindeutig nicht menschlich, aber doch ausreichend menschlich, um mir seine Heilung dank der Gaben, die der Allschöpfer mir verliehen hat zu ermöglichen.
Dann wurde Emilio, der mich offenbar verteidigen oder retten oder so wollte hereingetragen. Er hatte eines der Schwimmhautwesen getötet, weshalb die uebrigen ihn baten, dem Toten am nächsten Morgen die letzte Ehre zu erweisen. Eine Bitte, die er natuerlich nicht abschlagen konnte. eigentlich hatten sie wohl anderes mit ihm vor, doch da ich gerade einen der ihren geheilt hatte, konnte ich sie erfolgreich um Milde fuer Emilio bitten, der ja nicht wissen konnte, daß die Wesen mir nichts tun wollten.
Eines der Wesen berichtete mir dann, daß sie mich erst vom Wasser aus gesehen hätten, verfolgt hat uns also wohl Jemand anderes. Wer werden wir hoffentlich noch herausfinden.
Jedenfalls haben diese armen Schwimmhautwesen kein besonders angenehmes Leben. sie wohnen hier in den Katakomben und werden ab und zu von den Adligen der Stadt gejagt. Sie haben Kiemen, können also immer nur kurze Zeit an Land sein. Doch diese Kiemen sahen nicht völlig natuerlich aus. Sprechen tut ihnen weh, weshalb ich dann leider auf eine weitere Befragung verzichten mußte. Sehr schade! Ich muß sehen ob ich anderswo mehr ueber sie herausfinden kann.
Am Morgen fuehrten sie uns in eine Art Sumpfgebiet außerhalb der Stadt, wo die Beerdigung des Toten stattfinden sollte. Das heißt wie sich dann herausstellte wurde nur sein Herz begraben, das war die Aufgabe, die sie Emilio zugedacht hatten. Den herzlosen Körper nahmen sie wieder mit ins Wasser. Ob fuer einen weiteren Ritus oder einfach nur so, konnte ich leider nicht erfragen.
Während der Beerdigung beobachtete uns ein Ur-Ukar, der sich jedoch leider zurueckzog, als ich den Versuch machte ihn anzusprechen. Sehr schade!
Nun werden wir uns also auf den Weg ins Museum machen.
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