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Kingdom Of Heaven - der neue Ridley Scott

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Ladoik:

--- Zitat von: Bubba am  6.05.2005 | 11:43 ---Und der Name ist auch "bescheiden" gewählt, wäre nicht "Königreich des Himmels" besser? Egal...
--- Ende Zitat ---
Hat ein Freund von mir auch gemeint, ich glaube aber das das absichtlich so gemacht wurde. Es geht um EIN Königreich, Jerusalem, aber um zwei Religionen, also zwei Himmel wenn man so will. Daher finde ich den Titel eigentlich auch ganz gut gewählt.


--- Zitat ---@Ladoik: Besser zu sein als Alexander" ist auch nicht schwer... Schlechter sein dagegen sehr!

--- Ende Zitat ---
Das stimmt natürlich *gg*

Alrik:
Ich hab den Film gestern in der Spätvorstellung gesehen. Mir hat er sehr gut gefallen. Sehr schöne Bilder, sehr schöne Kameraeinstellungen und gute Schauspieler. Leider war er für meine Freundin etwas zu lang. Sie hat sich nach eineinhalb Stunden ziehmlich gelangweilt. Aber ihr liegen diese Historienepos-Filme eh nicht so.

Inhaltlich hat der Film, wie es sich für einen amerikanischen Hollywood Film eben gehört, etwas übertrieben, pauschalisiert. Aber die Message war eindeutig zu erkennen.

Ich werde gleich noch mal im Netz surfen und recherchieren, aber ich bin mir eigentlich zu 99,9% sicher, dass die Musik vom gleichen Komponisten wie die von "Der 13te Krieger" stammt. Man hörte das nicht an allen stellen, aber das musikalische Thema kurz vor der Schlacht um Jerusalem war 1 zu 1 das von "13ter Krieger".

Fazit: Sehr schöner, bildgewaltiger Film! Ein Muss für alle Fans von Historienepen. Allen anderen ist der Film trotzdem zu empfehlen, sie sollten sich aber dabei bewusst sein, dass er gut 160 Minuten dauert. Also kein Film für jedermann (-frau).

Bad Horse:
Ich fand den Film nicht so toll... einerseits war mir da einfach zu viel Pathos, und die Rollen waren auch sehr, sehr hölzern angelegt. Andererseits fand ich die Vergewaltigung der wirklich interessanten historischen Personen auch nicht wirklich gelungen...

Ein paar Fakten:
- Balian II von Ibelin war nie in Frankreich. Er war Adliger, kein Hufschmied. Sein Vater hieß Hugo, nicht Godfrey. Er war verheiratet, und zwar mit der Stiefmutter von Sibylla, der Filmangebeteten.
- Sibylla fand ihren Guy ganz toll (in Gegensatz zu vielen einheimischen Adligen). Guy war eine Flasche, aber eigentlich kein Kriegstreiber, er hat nur immer auf die Leute gehört, die am lautesten gequäkt haben. Ich fand die Szene, in der sie ihn im Film gekrönt hat, sehr unlogisch - historisch gesehen war sie halt in ihn verknallt...
- Und mein Lieblingscharakter aus der Epoche wurde (fast) unterschlagen: Raimond von Tripolis, der eigentlich nach Balduin IV. hätte König werden sollen. Jeremy Irons´Charakter, der "Graf von Tiberias" (?) sollte ihn wohl ersetzen... immerhin war Raimonds Frau Fürstin von Galiläa, und Tiberias gehörte zu ihrem Lehen.

Immerhin hat das mit den spontanen Ritterschlägen von Balian bei der Verteidigung Jerusalems sogar (fast) gestimmt...  ;)

Aber ich fand die Blutspritzer und das ruckelige Gekämpfe, ehrlich gesagt, nicht besonders appetitlich.

Alrik:

--- Zitat von: Leonie am  7.05.2005 | 13:48 ---Aber ich fand die Blutspritzer und das ruckelige Gekämpfe, ehrlich gesagt, nicht besonders appetitlich.

--- Ende Zitat ---
Die fand ich wiederum sehr genial. Sowieso fand ich die Schnitte und die Kameratechnik cool. Aber das ist natürlich geschmacksache...

Yerho:
Der Film krankt meiner Meinung an zwei Dingen: An der Handlungsabfolge und am Hauptdarsteller.

Die Abfolge der Ereignisse ist einfach zu unglaubwürdig konstruiert:
Junger Schmied verliert Frau und Kind und just in diesem Augenblick kommt der Herr Papa des Weges, um seinen Filius nach Jahren doch als Eigenprodukt anzuerkennen und ins Heilige Land einzuladen.
Papa stirbt durch einen hanebüchenen Zwischenfall (Ganz klar, bischöfliche Truppen greifen immer sehr gerne wegen eines Landpredigers Kreuzritter an und verscherzen sich damit alle geistlichen und weltlichen Sympathien ...) und erbt Land und Titel.
Das Schiffsunglück bei der Überfahrt überleben komischerweise nur er und ein Pferd, damit er nicht zu lange am Strand herumtrödeln muß.
Die ersten Leute, die er trifft, sind seltsamerweise gleich der Schützling Saladins und dessen Vasall. Orlando, der bisher nur eine Kampftechnik gelernt hat, besiegt den sicherlich geübten Fechter trotz seiner Entkräftung und des ungewohnten Klimas.
Kaum in Jerusalem, erkennen alle Leute seine Adelsrechte an, weil er weiß, daß sein Papa blaue Augen hat; mehr noch, sie finden ihn durch die Bank sehr sympathisch. Nur die Bösen nicht, die man daher auch sofort als solche erkennt.
Kaum in Amt und Würden, entdeckt er ganz neue Fähigkeiten an sich, er kann als Hufschmied lesen und schreiben und weiß mehr über die Bewässerung als die Einheimischen. Später zeigt er noch, daß er auch Vermessungsarbeiten aus dem Effeff beherrscht.
Um kein Jahr gealtert und charakterlich unverändert landet er schußendlich wieder in der Heimat und hat 'ne Königin am Haken, die um seinetwillen der Krone entsagt hat.
--- Nee, watt ist datt scheen. ;)

Und daß der Hauptdarsteller schwächelt, hat (für mich) nichts mit Bloom-Bashing zu tun. Es gibt mehr als eine Rolle, in die Bloom bisher gepaßt hat (Will in "Fluch der Karibik", Paris in "Troja" und Legolas in "HdR"), aber diese gehört nun einmal nicht dazu. Bereits äußerlich paßt er nicht in die Rolle eines Mannes, der bereits ein Leben geführt hat und nun in ein neues wechselt. Hinzu kommt, daß er kein begnadeter Darsteller ist ... Er ist nicht sooo schlecht, aber längst nicht gut genug für eine so tragende und vielschichtige Rolle. Das merkt man schon daran, daß er selbst von meisten Nebendarstellern locker übertrumpft wird, von den anderen Hauptdarstellern - allen voran Ghassan Massoud als Sultan Saladin und Edward Norton als leprakranker König Baldwin - ganz zu schweigen.

Was mich sehr überzeugt hat ist, daß das damalige Verhältnis von Christen und Moslems weitestgehend korrekt wiedergegeben wurde; viele Momente im Ablauf des Films sind historisch belegt und selbst die fiktiven Passagen weichen nicht störend vom geschichtlichen Kenntnisstandab. Ungewöhnlich auch für einen Film, der heutzutage in den USA enstand: Die kulturelle und ideelle Überlegenheit der morgenländischen Seite wurde in einer Weise dargestellt, welche die Kreuzfahrer tüchtig degradiert - es wurde nicht der Fehler gemacht, die heutigen problematischen Verhältnisse auf die Geschichte zu übertragen.

Kein schlechter Film, aber er hätte besser sein können, wenn man sich nicht auf die Wirkung von Pathos verlassen, die eigentliche Story sauberer konzipiert und einen wirksameren Hauptdarsteller gefunden hätte. So aber ist der Streifen zwar oberer Durchschnitt, aber eben trotzdem nur Durchschnitt.

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