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[Tag 2] Raumstation Bazaar

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Enkidi Li Halan (N.A.):
Alles in ihm sträubte sich dagegen, auch nur eine Sekunde länger auf dem Spielfeld des Mannes zu verweilen, dessen Stimme an seinen Nerven kratzte, wie Fingernägel auf trockenem Schiefer.
Es war an der Zeit zu gehen, so schnell wie möglich, ehe eine noch größere Katastrophe dem Tag seine endgültige Krönung aufsetzen konnte. Der letzte Rest an Kraft, den Enkidi noch aufbringen konnte, rann mit jeder Sekunde davon, und wenn dieser Rest aufgebraucht sein würde, dann...

Er musste allein sein mit der Kreatur. Nur so gab es eine geringe Chance, den Preis zu bestimmen, den sie fordern würde.

Die Regeln der Etikette verboten es aber, die Einladung des Grafen abzuschlagen. Selbst wenn die Aussicht auf eine weitere Darbietung der kaum bekleideten Tänzer eine erneute Beleidigung eines jeden gottesfürchtigen Li Halan darstellte. Ja, der Graf amüsierte sich sicher ganz prächtig auf Kosten seines Hauses.   
Aber sein Haus war das letzte, das Enkidi augenblicklich im Sinn hatte. Er blickte kurz hinüber zu Itaru und Darius, die mit versteinerter Miene dem Gespräch folgten. Zu Sir Keitaro, dessen Lächeln nicht mehr ganz so freundlich wirkte. Und zu Megan. Er wusste, wie sehr sie von hier weg wollte.

Dann verzichten wir also auf die Etikette. Schließlich hatte auch der Graf seine ganz eigenen Vorstellungen davon.
Enkidi neigt leicht den Kopf.

"Euer Angebot ist ausgesprochen großzügig, mylord."

Aber ich ziehe es vor, mich nun zurückzuziehen. Wollte er sagen.

"Es wäre mir eine Freude." Hörte er.
Und sank in den Sessel zur Rechten des Grafen.

The_Kossack:
Der Graf nickte, als habe er mit keiner anderen Antwort gerechnet.

Die Trommeln setzten wieder ein, und die beiden Tänzer erschienen wieder von hinter den schwarzen Wandbehängen, ihre Bewegungen abwechselnd lockend, sinnlich, langsam, dann ungeheuer schnell und akrobatisch, in einem Rhythmus, den beide zu hören schienen, und der nicht notwenigerweise etwas mit jenem zu tun hatte, der auf den Trommeln gespielt wurde.

Nach dem Tanz warf Andrei ihnen zwei imperiale Münzen zu, und erhob sich, ein Zeichen, daß die Gäste entlassen waren, aber wie er zögerte verriet auch, daß er durchaus gewillt war, noch einige Worte zu wechseln. Auch Ras erschien wieder, ein gesichtsloser Kossacke, der sich in nichts von den anderen unterschied, Kossacke und Kossacken.

Azzu:
(Mwerron aka Monn, von Sektor C nach B)

Kaum jemand hätte den Gesichtsausdruck des Ur Ukar, als er die Aufzugkabine betrat, als zufriedenes Lächeln gedeutet. Er hatte die Kriegerseele der Jack-Kreatur geweckt. Es hatte etwas gedauert, wie so oft bei verweichlichten Menschwesen. Aber jetzt war der Sternfahrer wütend. Wütend genug, sein Heil nicht mehr in billigen Ausflüchten zu suchen.

Das unbemerkte Lächeln hielt nicht lange vor. Die Jack-Kreatur wusste nichts über das 'Artefakt'. Mwerrons resigniertes Seufzen äußerte sich als leiser Zischlaut. Sinnlos! Wie fast alle seine Versuche, mit Vertretern der menschlichen Spezies zu kommunizieren.

Einige Male setzte er gedanklich dazu an, mit Denize zu sprechen. Entschloss sich aber dagegen. In Gegenwart der Jack-Kreatur fühlte er ein gewisses Unbehagen. Also warten. Er war Schweigen gewohnt.

Die Quartierverwaltung bot ein Paradebeispiel menschlicher Gastfreundlichkeit. Eine ganze Stadt im All, weit größer als alles, was sein Volk jemals gebaut hatte. Aber man gab ihnen keine Schlafplätze. Als Begründung irgendein Heiliger des Menschengottes. Mwerron verstand nicht. Nur das Resultat. Auch dieses war er gewohnt.

Und jetzt? In allen großen Menschensiedlungen gab es Gebiete, in denen keine Anmeldung, sondern Faustrecht über Schlafquartiere entschied. Sicher auch auf Bazaar. Nein. Niz würde den Vorschlag nicht mögen.

Sein Blick fiel statt dessen auf die Jack-Kreatur, die weißen Augenbrauen über den Rändern der Sonnenbrille fragend erhoben. Der Einfluss des Jack-Clans hatte sie aus der Zelle heraus gebracht. Bestimmt verfügte er auch über Quartiere.

Azzu:
(Keitaro)

Eine Weile lang lauschte er dem Wortgefecht, mit dem das Duell zwischen Amethystkreuz und Mantis nun auf verbaler Ebene fortgesetzt wurde, obwohl es doch längst beendet hätte sein sollen. Für einen unachtsamen Moment zeigte sich der Anflug eines Grinsens in seiner Mimik, der sofort wieder seinem wie gemeißelt scheinenden Höflingslächeln weichen musste. Enkidi, offensichtlich ermüdet, aber nicht gewillt, sich provozieren zu lassen, machte einiges an Boden wieder gut, den Keitaro zuvor preisgeben hatte müssen. Keine Gefahr von dieser Seite.

Aber da war noch etwas anderes gewesen... etwas Bedrohliches. Unheiliges. Nicht Menschliches. Die Reliquie unter seiner Haut schien vor Erschöpfung zu schmerzen. Als wären sie aus Blei gegossen, lasteten die glänzenden Panzerplatten seiner Rüstung auf seinen Schultern. Keitaro straffte sich, stämmte sich dagegen.

Nur noch etwas länger! Wir haben es fast überstanden...

Er wandte sich ab von den diskutierenden Lords, musterte statt dessen Enkidis Gefolge. Itaru. Megan. Die Sternfahrerin wusste mehr, als sie zugegeben hatte. Viel mehr. Vielleicht steckt sie hinter all dem! Und der Knappe?

Die Gedanken verschwanden unter einer Woge der Müdigkeit. Seine Augen brannten.

Plötzlich einsetztend, vertrieb das rhythmische Trommeln die Schläfrigkeit. Angesichts der erneuten Darbietung des Tänzerpaares erlosch Keitaros Lächeln, war nicht mehr angebracht. Er sprach ein stilles Gebet für die gepeinigten Seelen, die das Schicksal in die Dienste des Grafen gezwungen hatte, froh, dass der Anblick der nackten Kinder die letzte Provokation in dieser Nacht darstellen würde.

Die Trommeln verstummten, Stimmen erhoben sich. Der Reigen förmlicher Verabschiedungen hatte begonnen und nahm seinen Lauf. Geduldig absolvierte Keitaro die obligatorische Folge aus höflichen Floskeln und Verbeugungen, darauf bedacht, die Halle gleichzeitig mit dem Baron zu verlassen.

Megan:
Er blieb sitzen! Megan warf ihm einen bitterbösen Blick zu, den er vielleicht sah, vielleicht auch nicht - ansehen konnte man es ihm nicht. Von der Sekunde an, in der das Amulett zu glühen begonnen hatte, hatte sich das Blatt gewendet und sie war sie nicht sicher, ob sie glücklich darüber sein konnte, sein durfte.
Dieser "Sieg" würde Folgen haben, Folgen, von denen die anderen nichts wussten. Enkidi hatte einen Kampf verloren, der sehr viel bedeutender war, als der gegen irgendeinen gekränkten Grafen oder seinen Handlanger. Und sie würde wieder diejenige sein, die die Scherben zusammenkehren durfte, die Wunden würde flicken müssen.

Fakt war, er musste jetzt gehen, sonst würde er genug riskieren um alle zu gefährden. War er sich dessen nicht bewusst? Brauchte er noch mehr Aufmerksamkeit?

Dann kamen die Tänzer und plötzlich wurde ihr alles zu viel. Es war stickig, die Trommeln begleiteten einen dringenden Würgreiz. Sie stand auf - Scheiß auf die Etikette - und verließ mit einem hastigen Nicken zu Keitaro und dem Rest der adeligen Riege den Saal. Wenn es Enkidi war würde er das Zeichen hoffentlich verstehen, wenn nicht... - ihr fiel nichts anderes ein.

Draußen, lehnte sie sich schwer an die Wand und atmete tief durch. Sie würde hier warten, hier gegenüber von dem schwarzen Kossacken.

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