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[Tag 2] Raumstation Bazaar

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Jack Hawkins:
Quartierverwaltung – Jack, Denize und Monn

Angesichts der Pilgerscharen, die in den Korridoren vor und erst recht in der Quartierverwaltung lagerten, hätte es in der Tat an ein kleines Wunder gegrenzt, wenn noch Unterkünfte frei gewesen wären.
Er sah Niz schon von weitem an, dass sie keinen Erfolg gehabt hatte. Müde und mit schlaff herab hängenden Schultern kehrte sie zu Jack und Monn zurück, die an einem der Hauptportale gewartet hatten.

"Ja, die sind ziemlich schnell damit, gebuchte Quartiere frei zu geben, wenn's sein muss." sagte er und nickte in Richtung der Verwaltungsbediensteten, die alle Hände voll zu tun hatten, sich der anstürmenden Bittsteller zu erwehren. Er seufzte tief, legte den Kopf schräg und kratzte gedankenverloren seinen blonden Stoppelbart. Da musste sich doch irgend etwas machen lassen...

Denize und Monn im Schlepptau, machte er sich auf den Weg zwei Ebenen höher, der Bereich, in dem die Privaten Quartiere der Gildenmitglieder und fliegenden Händler lagen.
Nun machte sich bezahlt, dass er den Kontakt zu einigen alten Bekannten auf Bazaar nie abgebrochen hatte. Der Kodex der Sternfahrer, an jedem Ort der Galaxis, und sei er noch so entlegen und gottverlassen, jemanden zu kennen, der einem aus der Patsche half. Jack freute sich, dass wenigstens das an diesem katastrophenbelasteten Tag zu klappen schien. Einige Male hin und her gelaufen, im Zickzack von Wohneinheit zu Wohneinheit, ein paar Worte gewechselt, nach dem und dem erkundigt. Dann: Volltreffer.

Nach einigem Palaver erkärte sich Suzannah Pickett von der Frachtkontrolle mit einem breiten, mütterlichen Grinsen bereit, Denize und Monn bei sich aufzunehmen.
"Wird ein bißchen eng werden", sagte sie mit ihrem erdigen byzantinischen Dialekt. "Aber besser, als irgendwo in den Gängen zu schlafen, was?"

Jack drückte ihr einen Kuss auf die Wange und lächelte sie strahlend an.
"Danke, Suzannah, bin dir was schuldig."

Da Denize und Monn nun in guten Händen waren, verabschiedete er sich und machte sich auf den Weg zu seinem eigenen Quartier.
Er war nicht besonders scharf darauf, Shawn heute noch unter die Augen zu treten.
Vielleicht schaffte er es ja, schon zu schlafen, bevor er von seiner Schicht zurück kam ...

Azzu:
(Keitaro, die Hallen der Mantis verlassend)

Unzählige Verbeugungen, unaufrichtige Komplimente, unerträglich vorhersehbare Respektsbezeugungen. Mit quälender Langsamkeit zog sich die Verabschiedungsszene scheinbar endlos dahin. Die Formen der Etikette, die er sonst so gerne als Schild vor sich her trug, wurden nun zur Belastung. In Keitaros Kopf drängte die Stimme von Naraka Kaori, diesen Ort zu verlassen. Der alte Mann spürte, dass die körperlichen und mentalen Reserven des Ritters beinahe erschöpft waren.

Fast geschafft.

Eine unerwartet plötzliche Bewegung stach aus dem bedächtigen Reigen heraus, weckte seine Aufmerksamkeit. Enkidis Blick traf den seinen, dann stürmte der Baron an ihm vorbei, hinaus. Ohne den Anwesenden Respekt zu zollen. Wie kleine Kinder! Sowohl der Graf, als auch der Baron. Aber dies hier war kein Kinderspiel!

Für einen verlockenden Augenblick war er versucht, dem Drängen der Maschine nachzugeben, den Raum in Schutt und Asche zu legen, die Zeugen samt und sonders für immer zum Schweigen zu bringen. Ein bemerkenswert unsinniger Einfall, angesichts der Sturmeinheit im Nebenraum. Trotzdem fast unwiderstehlich!

Lextius, steh mir bei! Es war nur ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit gewesen, den er Enkidi wütend hinterher gestarrt, das einstudierte Lächeln verloren hatte. Lange genug jedoch für ein geschultes Auge, um Schlüsse daraus zu ziehen. Als letzter Li Halan im Raum hätte er bleiben können, sogar müssen, erklärend, entschuldigend, rechtfertigend. Unmöglich! Die fragenden Blicke trafen ihn bereits wie gezielte Nadelstiche. Für verbale Attacken, in honigsüße Höflichkeiten gekleidet, und doch vor beißendem Spott triefend, würde sein innerer Panzer zu dünn, zu brüchig sein. Kein Blutvergießen!

Er fuhr herum, stapfte mit schweren Schritten dem Baron hinterher, begleitend vom Rasseln und Scheppern seiner Rüstung. Kurz vor dem Ausgang drehte er sich noch einmal der versammelten Menge zu, verneigte sich tief.

"Mein Lord Mandin, Haus Li Halan dankt für die Schaffung dieses eindrucksvollen Rahmens für den heutigen Zweikampf. Es war uns eine Ehre, Eure Gastfreundschaft in Anspruch nehmen zu dürfen. Meine Damen, meine Herren, Dank auch an Euch, die Ihr den Duellanten als Zeugen des Kampfes Ehre erwiesen habt. Ich wünsche eine gesegnete Nachtruhe."

Geschafft! Die Schlangengrube lag hinter ihm.

Hatte er als einfacher Ritter wirklich in dieser Weise für sein Haus sprechen dürfen? Einerlei! Er hatte heute bereits eine Passage aus dem Duellkodex zitiert, die zwar zweifelsohne in der einen oder anderen Form existierte, die er selbst aber nie gelesen hatte. Der Zweck heiligt niemals die Wahl der Mittel. Niemals! Zweifelnd biss er sich auf die Unterlippe. Er würde die Beichte ablegen müssen. Bald.

Enkidi und sein Gefolge waren schnell eingeholt. Keitaros Diener mühten sich, mit ihrem Herrn Schritt zu halten. Sein Kopf schmerzte, schien zerspringen zu wollen. So vieles, dass er noch durchdenken musste, bevor er für eine Konfrontation mit diesen hier gewappnet war! Morgen. Jetzt galt es, sich schnell zu verabschieden, die kritischen Themen zu vermeiden. Und zunächst einmal, die Situation zu meistern, ohne dass eine Seite ihr Gesicht verlor.

Die verschmierten Reste von Blut in Enkidis Gesicht, an sich alarmierend, kamen jetzt wie gerufen, mochten als Rechtfertigung für den unrühmlich plötzlichen Abgang dienen.

"Mein Lord Enkidi! Ihr seid verletzt?"

Azzu:
(Gildenquartiere, Mwerron aka Monn)

Während der Nachtzeit wurden die Gänge in Sektor B nur von schummrigem Fusionslicht erhellt. Menschwesen, Oberflächenbewohner! Offenbar ein Versuch, den Lauf der Sonne zu simulieren, die ihnen so heilig war. Mwerron hatte die Sonnenbrille wieder abgesetzt, genoss das Zwielicht, durch das sie sich bewegten, die Hände tief in den Taschen seiner Jacke vergraben. In den engen, nach Mitternacht fast menschenleeren Korridoren fühlte er sich wesentlich wohler, als inmitten der pulsierenden, lärmenden Pilgermasse im Ankunftsbereich. Dem Sternfahrer folgend, summte er eine leise Melodie vor sich hin, an deren Ursprung er sich nicht erinnern konnte. Ein Lied der Fischer auf Madoc, möglicherweise.

Denize teilte seine Stimmung nicht, wirkte müde. Ihr rechtes Auge war rot unterlaufen, blieb die meiste Zeit ungeöffnet. Mwerron wusste wenig von den sonderbaren, mehrfarbigen Augen der Menschwesen, aber dies war bestimmt kein gutes Zeichen. Trotzdem wäre es ihm niemals in den Sinn gekommen, Niz anzubieten, ihre Tasche für sie zu tragen. Eine Sitte der Menschwesen, nicht der Ukari. Die Frage hätte bedeutet, dass er sie für zu schwach hielt. Denize war nicht schwach.

Am Ziel angekommen, beäugte er die Gastgeberin, verzog sein bleiches Gesicht zu jener Grimasse, welche die Menschwesen als freundliches Grinsen zu interpretieren pflegten. "Vielen Dank. Dass Sie. Uns aufnehmen," formulierte er stockend, stellte anschließend Denize und sich mit hartem Uryari-Akzent vor.

Das Suzannah-Wesen strahlte ihn an. Ungewohnt.

"Leise bitte," murmelte es, "die Kinder schlafen schon! Werde sehen, ob ich irgendwo Platz schaffen kann."

Drinnen im Quartier war die Luft weniger trocken, als auf dem Korridor. Im Flur standen große Töpfe mit echten, lebenden Pflanzen, die Mwerron nicht erkannte. Sonst war die Unterkunft sehr eng. Überall Klappen und Nischen, in denen man Tische, Sitze und andere Dinge verschwinden lassen konnte, die gerade nicht gebraucht wurden. Durch eine offene Tür konnte er in einen weiteren Raum sehen, aus dem ungesund klingende Schnarchgeräusche drangen. Magische Fenster vermittelten dort die Illusion, auf unberührte Natur hinauszublicken. Jetzt aber war es Nacht draußen. Das Suzannah-Wesen mühte sich, etwas aus der Wand zu ziehen, das eine Schlafgelegenheit sein mochte.

Dann kam es zurück, machte eine einladende Geste nach drinnen. "Nicht gerade der imperiale Palast, was?"

Was wurde nun von ihm erwartet, dass er antwortete? Mit den Gesetzen menschlicher Gastfreundschaft war er kaum vertraut. Hilfe suchend warf er Denize einen fragenden Blick zu.

Denize Noy:
Geht doch.

Kaum dass es das Quartierproblem zu lösen galt, waren ihre beiden Jungs wieder ganz handzahm. Monn summte sogar und Jack ging völlig darin auf, seine Beziehungen spielen zu lassen.
Wie ferngesteuert trottete sie hinter den beiden her; zu erschlagen, um den Gesprächen, die Hawkins führte, echte Aufmerksamkeit zu schenken.  Auf einmal standen sie im Inneren eines Privatquartiers.

Jack umarmte sie zum Abschied noch einmal, und ihr fiel gerade noch ein, ihn an sein Versprechen im Aufzug zu erinnern: „Morgen um halb zwölf im Coffee Garden zum Brunch. Ich lad’ dich ein. Danke für die Hilfe.“

Und wehe, du hast morgen keine bessere Geschichte parat. Uns erst neugierig machen und dann.... eine Fusionszelle, die dazu dient, Dinge zu erhitzen? ...

Mrs. Pickett gefiel ihr. Monn offenbar auch, denn er sprach aus eigenem Antrieb mehr mit der Frau als mit ihr an manchen Tagen.

... Klingt etwas seltsam. Pfusch? Aber dann: Obun? Oder war das bloß Prahlerei?...

Dankbar lächelte Niz in sich hinein. Ein wahrer Sonnenschein, Suzannah. Im Handumdrehen hatte sie ein Gästebett aus der Wand gezogen und zwei Wolldecken darauf geworfen.
 
...Vielleicht sind irgendwelche kryptischen Zeichen drauf... Was könnte denn die Form einer Fusionszelle haben?...

Denize sah sich außerstande so spät noch Komplimete zu drechseln,  doch ihr sehnsüchtiges Schnurren beim Anblick des Bettes, war für ihre Gastgeberin Grund genug, vor Stolz ganz rote Wangen zu bekommen.

...Vielleicht irgendwas Knopf- oder Zylinderförmiges...oder auch eckig, naja.  Nichts besonders großes, wenn in der Tasche noch mehr Zeug war...das jetzt ziemlich angebrannt sein dürfte....

Mit dem glücklichen Grinsen eines Menschen, der ein gutes Werk tun durfte, zog Mrs. Pickett die Tür zum Schlafraum zu.

Also, ein Ding, das für Jack aussehen kann, als hätten es Aliens gemacht...

Denize ließ sich schwer auf den Rand des Bettes fallen und zog das Spray aus der Tasche, das ihr der Typ von der Krankenstation in die Hand gedrückt hatte.
„Gnaaaargh... Sssshhhit!... P’tain! Soll das den Schmerz rausbrennen?“ 

... Und das für meinen Geschmack viel zu viel Wärmeenergie freisetzt. ... Ah, verdammt! Gleich werd ich wieder wach, wenn ich mir so viel den Kopf zerbreche.

Mit diesem Gedanken ließ sie sich nach hinten kippen und schlief ein, noch bevor sie sich richtig in die Decke gewickelt hatte.

Azzu:
(Mwerron aka Monn)

Nach kurzer Suche fand er den Dimmschalter. Die Menschwesen brachten die Schalter stets nahe den Türen an. Unvorsichtig. Noch dazu, wenn man im Dunkeln so hilflos war. Ein Eindringling hätte sofort und überraschend das Licht löschen können. Mwerron war kein Eindringling, sondern Gast. Das Vertrauen der Suzannah-Kreatur überraschte ihn. Hätte er böse Absichten gehabt, die Schlafenden wären ihm nun hilflos ausgeliefert gewesen. Die Türen geschlossen, aber nicht verschlossen. Ob sie wusste, dass die Jack-Kreatur ihn kaum kannte?

Auf Denizes gleichmäßiges Atmen lauschend, fand er ohne Schwierigkeiten den Weg durch die Finsternis, zurück zum Gästebett. Er schlüpfte aus der gepanzerten Pada-Jacke und seinen Stiefeln, ertastete dann seinen Rucksack. Mit den Fingerspitzen las er die Bhakti-Schriftzeichen auf den Taschen und Beuteln, bis er seine Medizintasche gefunden hatte. Seine Rippen schmerzten. Ein Treffer mit dem Ellbogen im Frozen Sunset. Dwadra-Salbe würde helfen.

Lautlos setzte er sich auf den Rand des Bettes, zog behutsam Denizes Decke zurecht. Sofort eingeschlafen. Erschöpft. Es war kein guter Tag für sie gewesen. Ein seltsamer Empfang, den man ihr in ihrem Zuhause bereitet hatte. Kein Clan, der sie willkommen gehießen hätte. Nur das Jack-Wesen. Im Nachhinein stieg es nun in Mwerrons Achtung.

Dennoch. Der Ur Ukar musste wissen, was für ein Artefakt der Sternfahrer mit sich herumgetragen hatte. Obun? Nein. Die Technik der Obun war für Schwächlinge konzpiert, mehrfach gesichert, selbst für Ahnungslose völlig ungefährlich. Die zerstörerische Hitze, die der Gegenstand in der Tasche entwickelt hatte, deutete auf einen anderen Ursprung hin. Jedenfalls nicht menschlich. Soweit konnte man dem Urteil der Jack-Kreatur vertrauen. Technologie seines Volkes? Sogar ein Artefakt der Kadani? Nichts, das in die falschen Hände gelangen sollte. In dieser Hinsicht vertraute Mwerron dem Sternfahrer ganz und gar nicht.

Er griff noch einmal in seinen Rucksack und schraubte den Griff einer stabförmigen Fusionsfackel auf. Statt Energiezellen glitt ein schlankes Springmesser heraus. Menschliche Schmiedekunst. Aber die Klinge würde ihren Zweck erfüllen, bis er seinen Krax zurückbekam. Mwerron steckte die Waffe in eine Beintasche. Letztendlich rollte er sich neben Denize in seine Decke und lauschte den Geräuschen der Raumstation. Das Rauschen der Belüftungsmaschinen. Leises Ächzen von Metall. Kaum Hörbares Summen von elektrischen Leitungen. Alles um ihn herum war von Menschenhand geschaffen. Ob dieser Ort von Geistern beseelt wurde? Niz nannte ihn ihr Zuhause. Bazaar musste eine Seele haben. Selbst, wenn die Erbauer selbst nicht daran glaubten.

Seine Augenlider wurden schwer. Zeit, ins Reich der Träume zu wechseln.

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