Pen & Paper - Spielsysteme > Wushu
Konflikte durch zu weitreichende Beschreibungen?
wjassula:
Hallo Wushu-Gruppe :).
Am Wochenende soll bei uns das erste Mal Wushu starten. Ich habe mir die Regeln jetzt mehrmals durchgelesen und auch ein paar Probewürfeleien veranstaltet. Rein technisch ist mir glaub ich soweit alles klar, aber ich habe immer noch Probleme mit dem Kämpfen.
Die Spielenden können ja (laut den Beispielen in den Regeln) auch bereits Ergebnisse ihrer Handlungen in die Beschreibungen einbauen. Was aber, wenn die Würfelergebnisse das bereits Erzählte nicht unterstützen? Ich weiss schon, dass die Würfel nicht entscheiden WAS passiert, sondern nur, wie gut es passiert (also wieviel Chi jede Seite verliert). Was aber, wenn ich erzähle, dass ich "dem Alien eine Handgranate in den Schlund werfe, die für einige Sekunden in seinem Magen vor sich hin tickt, bevor sie das Scheusal in Stücke reisst" ?
Dann ist das Alien ja in Stücke gerissen. Wenn ich dann aber keinen Erfolg würfeln sollte, hat das tote Alien noch sein volles Chi? Oder muss die Spielleitung das dann rückwirkend ändern: "Als sich die Rauchwolken verziehen, siehst du, dass das Alien nur ein Riesenloch im Bauch hat...aber sehr sauer ist!" ? Dann würde ja doch nicht alles erzählte genau so geschehen.
Oder muss man das Ergebnis erzählerisch umbiegen: "Die vielen kleinen Alienstücke morphen wieder zusammen...das Alien hat Powerregeneration! Es kämpft weiter!",
Oder sollte man, wenn man nicht im Toon-Style spielen will, generell regeln, dass der Tod einer Nemeseis nicht schon in der Handlung beschrieben werden darf?
Schwules Lesbenpony:
Die Würfelergebnisse sagen ja nur aus, wie effektiv man bei der Überwindung des Problems war. Daher ist es eine Frage der Erzählung des SL diese zu deuten.
In Deinem Beispiel mit dem Alien, ist das Alien eindeutig aufgrund der Spielererzählung in Stücke gerissen worden. Du als SL musst Dir nun überlegen, wie es trotzdem geschieht, dass der Char sein Ziel nicht erreicht. Vielleicht werden aus den Splatterstücken neue Aliens? Vielleicht setzt der sich wieder zusammen? Vielleicht passiert irgendetwas völlig anderes, was aber zeigt, dass der Char halt nicht effektiv war.
Sehr wichtig bei WuShu ist es sich vorher Gedanken über einen sinnvollen Grad an Realismus zu machen, damit man halt nicht in Splatterorgien der "unrealistischen" Art entgleist, wenn das nicht gewünscht ist. Dann müssen die Spieler (und damit auch der SL) ihre Erzählungen so wählen, dass sie diese festgelegte "Realität" nicht stören.
wjassula:
O.k., dann also so wie in meinem letzen Beispiel. Man muss also ausserhalb der Regeln festlegen, was man an Beschreibungen erlauben möchte und im Zweifelsfall eine erzählerische "Ausrede" finden. Das hilft mir schon mal, danke :).
Lord Verminaard:
Tja, das Regelwerk behandelt dieses Problem nur unzureichend. Ohnehin bin ich der Meinung, Dan Bayn hätte sein Spiel ein bisschen besser und ausführlicher erklären können angesichts der Tatsache, dass er für dieses PDF immerhin Geld nimmt (auf Englisch).
Ich persönlich denke, die beste Lösung wird sein, die Spieler in die Verantwortung zu nehmen. Sie sollten ihre Aktionen eben so beschreiben, dass keine gewaltigen Widersprüche auftreten, wenn der Gegner abwehrt. Und basta. Man kann den Spielern ja auch durchaus offen legen, wieviel Chi die Nemesis noch hat. Die Lösung mit dem sich wieder zusammensetzenden Alien finde ich demgegenüber ziemlich unbefriedigend.
Des Pudels Kern liegt hier auch bei der Frage, was die Spieler beschreiben (dürfen). „Ich stopfe ihm die Handgranate ins Maul“, gehört zur Rubrik es klappt. „Das Alien wird in tausend Stücke gerissen“, gehört eigentlich schon zur Frage, wie gut es klappt. Ich will jetzt nicht mit IIEE anfangen (weiß auch nicht, ob’s so 100% passt), aber Differenzierung ist hier schon wichtig. Die Beschreibungen der Spieler müssen ergebnisoffen bleiben im Hinblick auf den Gesamtkonflikt.
Schwules Lesbenpony:
@Vermi
Was die Probleme des Regelwerks angeht, stimme ich Dir grundsätzlich zu.
Allerdings sehe ich es nicht als zwingend notwendig, dass die Beschreibungen der Spieler ergebnisoffen sein müssen. Das Spiel hat für mich als SL durchaus auch den Reiz, mich von den Spielern durch ihre Beschreibungen herausfordern zu lassen. Es ist schon spannend zu schauen, wie ich es schaffe, die Spielerbeschreibungen, die Würfelergebnisse und die Spielwelt zusammenzubringen. Das erfordert natürlich extrem viel Improvisation.
Im Prinzip hat es dann eine gewisse Ähnlichkeit mit Donjon und dem Erfolgs-/Erzählsystem.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
Zur normalen Ansicht wechseln