Lyonesse dreht sich um den Machtkampf auf den älteren Inseln. König Casmir von Lyonesse (ein Fürst wie ihn sich Machiavelli vorstellte) will Herrscher der älteren Inseln werden und muß dazu 'Überzeugungsarbeit' bei den übrigen Königen leisten. Hinzu kommen Faktionen, wie die Ska - Eroberer aus dem Norden, die nur Ska als 'echte' Menschen ansehen. Elfen, jedoch in diesem Fall nicht wie bei Tolkien, sondern wie bei Shakespeares 'Sommernachtstraum'. Verschiedene Magier, Hexen, der Goblinmarkt auf dem sich die seltsamsten Kreaturen ein Stelldichein geben, Fabelwesen, Oger die Kinder entführen und mißbrauchen, der Schurke Sir Faude Carfilhiot, eine Belagerung, mehrere Feldschlachten, ein Mönch namens Bruder Umfred der das Christentum in Lyonesse einführen will und dafür das Ohr von Königin Solace gewinnt, die unglückliche Prinzessin Suldrun, der unerschrockene Prinz Aillas von Troizinet, Prinzessin Madouc, die unvergleichlich ist, der Zauberer Shimrod, die Hexe Melancthe, u.v.a. Vance breitet einen bunten, schillernden Bilderteppich aus und erzählt einen epischen Schelmenroman, oder wie es im Rolling Stone stand: C.G. Jung trifft auf die Gebrüder Grimm.
Empfehlen kann ich auch noch die Romane um Cugel den Schlauen, die in diesem Jahr bei FanPro endlich wieder aufgelegt werden sollen.
Wahr ist jedoch auch, daß sich an Vance die Geister scheiden. Die einen sind unglaublich begeistert und die anderen lehnen ihn ab. Dieses Phänomen kann ich mir aber auch nicht erklären. Vielleicht liegt es daran, daß Vance nicht für den kommerziellen Geschmack schreibt und sich nicht vereinnehmen läßt - er ist Literat im besten Sinne des Wortes. Außerdem sind seine Welten oft moralisch fragwürdig, archaisch, politisch unkorrekt und zeigen häufig, daß der Verfasser gegen jedwede Form von organisierter Religion ist - diese Weltsicht, bringt eher egoistische Antihelden als Strahlemänner hervor. Offenbar ist auch die Beschreibung fiktiver exotischer Gebräuche, Trachten, Architektur, Keramik, Gerichte, etc... nicht jedermanns Sache. Alles was Jack Vance in den letzten 55-60 Jahren geschrieben hat ist sicher nicht brillant (das wäre auch sehr viel verlangt) und manche Arbeiten (vor allem die Frühwerke) sind eher durchschnittlich, aber seine Beiträge zum Fantasy-Genre (Lyonesse-Zyklus und die Cugel Romane) halte ich für völlig genial und einzigartig. Und dies ist auch ein Urteil, das für sehr viele seiner Science-fiction bzw Science-fantasy Romane und Kurzgeschichten (z.B. Allastor, Station Araminta, Nachtlicht, Durdane, Planet der Abenteuer, Staub ferner Sonnen, u.a.) gilt: Herausragend und einzigartig.
Gruß, Lyonesse