Ich finde der Konflikt Bewahrung der Individualität vs. Anpassung an das was "normal" ist, der durch das Heilmittel entsteht, wurde sehr gut umgesetzt. Und es wurde ja nicht uneingeschränkt als schlecht dargestellt, sonst
sich Rougue nicht für die Heilung entschieden. Das fand ich sehr konsequent und passt zur Entwicklung der Figur in den bisherigen Filmen (im Gegensatz zu den Comics)
Im Grunde läuft das auf der gleichen Schiene wie die Rassismusparabeln der ersten beiden Teile. Wer das allgemein nicht mag, dessen Kritik daran kann ich verstehen, aber jemand der das in Teil 1 & 2 gut fand und jetzt darüber mosert verstehe ich nicht ganz.
Phoenix: Schwer das ganze umzusetzen, da die Figur in den Comics nur durch die (fragwürdige) Einbindung von Aliens möglich war. Gute Lösung das mit dem Unterbewussten, allerdings hätte ich mir etwas mehr gezeigtes oder nach und nach im Film erschlossenes erhofft, statt Xavier alles erklären zu lassen. Auch wirkt Famke Jannsen als Phoenix etwas blass und hat eigentlich keine richtige Persönlichkeit, sondern ist nur Spielball der Spezialeffekte (und ich war der Meinung, dass die aus den Comics bekannte "Phoenix-Aura" wesentlich cooler gewesen wäre, als dieser Exorzist-Verschnitt).
Hintergrund-Mutanten: Colossus kommt auch im 2. Teil nur in einer ganz kurzen (und unwichtigen) Rolle vor. Diesmal erfahren wir zumindest seinen Namen. Die Filme leben halt davon, dass neben den Hauptdarstellern viele Mutanten zu sehen sind (war ja auch in Teil 1 &
2 so) und natürlich können die nicht alle ausgearbeitet sein (waren Kitty und Colossus in Teil 1 & 2 ja auch nicht, bzw. Iceman und Pryro in Teil 1). Wo ich dir recht gebe ist in der Ausarbeitung von Angel, da diese Figur angeblich wichtig im Film sein soll, es aber dann doch nicht ist.
So jetzt will ich zu den SPOILERN kommen und zu den großen "Blasphemien" gegenüber dem Original:
-Mystique opfert sich, um eine für Magneto bestimmte Heilungsdosis abzufangen und wird menschlich - zum Dank lässt Magneto sie zurück, da sie jetzt "eine von ihnen" ist ("Bedauerlich. Sie war mal so wunderschön."). Raven verrät ihn dann an die Regierung, was letztendlich dazu führt, dass er selbst seine Kräfte verliert.
Einfach herrlich. Hoffe das wird in einem möglichen Teil 4 aufgegriffen (besonders da man ja am Ende gesehen hat, dass die Aufhebung der Mutantenkräfte eben doch nicht permanent zu sein scheint).
-Phoenix tötet Cyclops und Xavier und wird am Ende von Wolverine getötet. Und es sieht so aus, als ob zumindest Scott und Jean entgültig tot bleiben würden. Mutig. Xavier kehrt im Körper eines hirntoten Komapatienten zurück (ein möglicher Auftakt zur Verwendung des "Onslaught" Handlungsbogens im nächsten Film - ich bin gespannt).
Anscheininend hat Patrick Steward genug von der Rolle und wir werden einen "neuen, alten" Xavier zu Gesicht bekommen.
- Mutation von der Regierung anerkannt, inklusive Botschafter bei den Vereinten Nationen: Etwas gemischte Gefühle deswegen, aber gutes Potential für "Kalter Krieg" Szenarien.
-Leech: viel verschwendetes Potential und einer meiner Hauptkritikpunkte an diesem Film. Wenig gezeigt und am Ende bleibt offen, was eigentlich aus ihm geworden ist. Etwas unbefriedigend.
-Spannungsbogen: etwas gestückelt. Zwei der Szenen (Treffen von Jean mit Scott am See und Beerdigung von Xavier) ist man vom Hollywood-Klischee gewohnt, am Anfang oder Ende des Films vorzufinden und wirken deshalb etwas gestückelt. Der Endkampf ist gut choreografiert und obwohl es im Film nicht viele Überraschungen gibt, sind diese doch gut umgesetzt (ich liebe Clone !).
Insgesamt etwas eigen, aber IMO keineswegs auf Hulk-Niveau, auch wenn er nicht mit den ersten beiden Teilen, den beiden Spiderman Teilen, Batman Returns und Batman Begins mithalten kann.
Ich würde ihn (in meiner persönlichen Rangliste) etwa auf der selben Stufe wie Tim Burtons ersten Batman-Film einordnen: viel Potential, wenn auch teilweise ein wenig fragwürdige Umsetzung.
Es gibt ein SPOILER-Tag, warum es dann also nicht benutzen?