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Disaster-Fu - Resumee unseres ersten WushuTestabenteuers

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critikus:
Super!

wjassula:
Hi Andreas,

also, als allererstes möchte ich noch mal sagen, dass ich trotz der Diskussionen einen unterhaltsamen Abend hatte. Es war doch eine sympathische Runde, das Essen war hervorragend, und ich habe zumindest mehr über Wushu gelernt. Ich kenne das Gefühl, wenn man als SL dasitzt und schwitzt, weil man das Gefühl hat es "läuft nicht". Wir haben aber keinesfalls deinetwegen gestockt, sondern wegen System/Spielweise. Also bittte nicht zu enttäuscht sein.

Ich möchte mich jetzt gar nicht so viel zu den Regeln äussern, sondern mehr zum Drumrum:

Ich habe mich im Nachinein vor allem geärgert, dass wir nicht irgendwann gesagt haben: "Ach komm, lass uns einfach weitermachen.". Stattdessen haben wir so viel geredet, dass uns allen der Kopf geschwirrt hat, und wir auch keine Lust mehr hatten, die möglichen Lösungen - die wir ja durchaus gefunden hatten - noch auszuprobieren. Wir hatten ja zum Beispiel mehrmals festgestellt, dass man wahrscheinlich einfach den Ausgang der Aktion in der Beschreibung nicht vorwegnehmen darf.

Punkt zwei: Mir ist jetzt deutlicher klar geworden, dass man beim Abenteuerdesign schon WUSHU im Hinterkopf haben muss. Das gilt auch für den SL, viel mehr aber noch für die Spielenden. Es ist wahrscheinlich besser, Vorgeschichte und ermittlungen abzukürzen, und schneller zur Action zu kommen. Die Gruppe soll ja nichts "rausfinden" oder so, die sollen was machen. Die Spielenden sollten aber auch die WUSHU - Brille aufsetzen, und Aktionen halt mehr aufs gute Aussehen hin als auf Sicherheit planen. Wenn Wim Wenders das Drehbuch schreibt und die "Lindenstrassen" - Mannschaft besetzt wird, kommt ja auch nicht "Terminator" raus : ).

Ich hatte bei der Szene am Piccadily Circus ziemlich deutlich das Gefühl, dass die Gruppe gedacht hat, sie müsste jetzt einen besonders schlauen Plan entwickeln und die fiesen Pläne des SL durchkreuzen, indem sie ihm alle Handlungsmöglichkeiten verbaut, weil sie sonst "verlieren". Dafür sprach für mich auch, dass schon wild gehandelt wurde, bevor du mit der Szenenbeschreibung fertig warst, und das wurde dann hinterher auch noch vehement als "schon geschehen" verteidigt. Das ist natürlich tötlich, aber ich gehe davon aus, dass das kein böser Wille ist, sondern langjährige Prägung durch Illusionismus (sorry für den Forge - Talk): "Der SL steuert die ganze Welt, und wir müssen uns wehren" :)

Ich glaube aber, bei WUSHU müsste man sich bemühen, sich gegenseitig die Bälle zuzuspielen: "Ah, der SL bietet uns was an...wie können wir daraus jetzt eine rasante Actionszene machen, und ihm wieder ein paar Elemente zuspielen, mit denen er weiterarbeiten kann?". Und eben nicht "Der SL stellt uns vor eine Herausforderung, wie können wir die so lösen, dass ihm nichts mehr einfällt?",

Insbesondere sollte man nicht mit der inneren Logik der Spielwelt argumentieren, sonder höchstens mit der Logik enes Films, am meisten aber mit dem was die Spieler wollen - und zwar alle, SL und Gruppe. Man sollte sich nicht fragenm, was in der Spielwelt machbar, sondern was zwischen den Spielern gewünscht ist, denke ich. Die Spielwelt wird dann entsprechend angepasst.

Meine Empfindung war schon, dass die Einstellung gegenüber dem Spiel ... abwartend war. Nicht bösartig oder destruktiv, aber schon mit Vorbehalten. Und als die ersten Fragen auftauchten, kam es mir zumindest so vor, als wäre ein leisen "Haben wir uns doch gleich gedacht, dass das nicht geht" zu hören.  Kann aber auch eine Fehlinterpretation von mir sein, klar.

Ich fand die Idee mit den *zwei* Kindern toll, das war echt mal wie im Film - und es wäre wahrscheinlich reibungsloser und cooler gewesen, einfach mit der Situation zu gehen und Filmdialoge zu führen: "Mein Gott, alles voller Zivilisten... wenn jetzt ein Schuss fällt...und sind die Hände gebunden". Und dann abwarten, oder einer Sniper - Aktion vom Hochhaus oder irgendwas. Eins von den Kindern greifen. Oder auf beide zustürmen.  Dann entkommen die Entführer halt. Es gibt immer eine nächste Szene.

Und a propos: Bei der ersten Szene hätten wir halt gar nicht würfeln sollen, ob und wie der letzte Mook eingeschüchtert wird. Die Mooks sind auf Null, und wir catchen einfach einen. Narrative Truth. Und Neidhard hätte bis zu deinem Veto vermutlich sogar erzählen könne, was der Typ ihm erzählt - Narrative Truth.
Ist mir aber auch erst eben gerade eingefallen: Alte Gewohnheiten wird man schwer los :).

Und die Sache mit dem Bösewicht, der droht, das Kind zu erschiessen, wenn man noch einen Schritt macht: Das macht der doch sowieso nicht. Macht er ja im Film auch nicht. Weils halt blöd wäre, und der Film dann vorbei. Man darf halt nicht mit Realität, sondern nur mit Filmhandlung argumentieren, DAS wollen die Regeln ja erreichen.

Also mein Resumee mit Verbesserungsvorschlägen wäre: Geradlienigere Handlung, immerdaran denken, dass man im Film ist und nicht im Rollenspiel, nicht lage diskutieren, mit dem SL zusammenarbeiten, keine Angst vorm "Verlieren" haben
und bei den Beschreibungen das Ergebnis nicht vorwegnehmen. Soll nicht besserwisserisch klingen, ich hab mich nämlich auch nicht dran gehalten :).

Und wie man schon sieht, ist das nur ein Regelvorschlag, und viele soziale...weil ich vermute, dass hier ein Konflikt der "Kreativen Agenda" vorliegt. Mein Eindruck war, dass die meisten MitspielerInnen mit Illusionismus ganz zurieden sind, und nicht so genau wissen, was Wushu ihnen jetzt eigentlich sagen will - weil ihnen normalerweise eben nichts fehlt. Und dann stösst man mit den Wushu - Regeln zusammen, weil die cinematic nicht erzwingen, sondern nur ermöglichen. Das ist überhaupt kein Fehler der Mitspielenden oder so, das ist bloss ein Unterschied in der Erwartung ans Spiel.

Andreas, hast du vielleicht Gelegenheit, Wushu mal mit einer Gruppe auszuprobieren, die es schon mit Begeisterung und erfolgreich spielt? Wenigstens über IRC oder auf einem Con? Dann hättest du einmal ein Erfolgserlebnis, und könntest deinen alten Mitstreitern ausserdem Wushu vielleicht noch mal schmackhafter machen, wenn du es in voller Blüte gesehen hast, sozusagen. Oder ihr bleibt bei Liquid, und du holst dir deine perversen cinematic - Kicks bei einer zwielichtigen Gruppe im Bahnhosviertel  ;).


Eine Frage hab ich aber auch noch:

Würfelt man überhaupt, wenn kein direkter Widerstand für den Char da ist? Also: Suche nach Hinweisen z.B.? Greift da einfach narrative truth bis zum SL - Veto, oder legt der SL einfach eine Anzahl von Mindesterfolgen fest, aber der etwas gefunden wird? Wahrscheinlich beides, je nach dem, was praktischer ist, oder?

critikus:
Hi Jasper,

es freut mich, dass es Dir gefallen hat. Mir übrigens auch, obwohl ich meinen temporären Frust mit ins Forum getragen habe - sorry dafür. Den anderen hat der Abend auch gefallen.

Du hast sicher recht: ich hätte Wushu erst mal mit Wushu-erfahrenen Leuten spielen sollen (mal sehen ob ich das mp3-File von 8t88 noch finde oder ob ich mal im Teamspeak mitmache). Wushu ist schon eine echte Umstellung, das sieht man auch daran, dass wir eben unseren üblichen Stil drauf hatten und das war halt nicht so gut. Im direkten Spiel hat mir der völlig andere Stil mehr Schwierigkeiten gemacht als ich dachte. Naja is halt so; alte Gewohnheiten wird man nicht so schnell los. Es hat auch eine Weile gedauert bis wir von Midgard auf Liquid umgelernt hatten.

Apropos, geradlinig. Das Abenteuer war schon recht linear. Wir hätten und nur darauf einlassen müssen. Das ist wie bem Kämpfen: machen nicht denken.

Ich finde es toll, das so viele Antworten und Hinweise auf meinen Post gekommen sind. Ich schreibe nur deshalb nicht so viel dazu, weil es aus meiner Sicht gar nicht viel zu erwiedern gibt sondern ich sauge die ankommende Information in mir auf.

Übrigens steht das Abenteuer noch zur Verfügung. Wir waren ja erst am Anfang...

8t88:
Hat sich eigentlich schon mal was neues ergeben?

critikus:
Naja, Wushu haben wir erstmal auf Eis gelegt. Das kommt einfach nicht so gut an. Statt dessen habe ich mir ein paar Leuten aus unserer Liquid-Runde das Abenteuer gespielt. War recht lustig, allerdings gab es ein paar unausgegorene Stellen. Für eine nächste Runde sind die aber ausgeräumt.

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