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[Fading Suns] Buch III - Das Eiserne Reich
Enkidi Li Halan (N.A.):
Die folgenden Einträge schildern die Geschehnisse in unserer Fading Suns Kampagne. Zum besseren Verständnis und für jene, die es interessiert, werde ich auch die Geschichte der ersten beiden Bücher der Kampagne zusammenfassen und bei Zeiten ergänzen.
Buch Eins – Das Gefängnis des Geistes
(Zusammenfassung kommt noch)
Buch Zwei – TRES
(Zusammenfassung kommt noch)
Dramatis Personae
Baron Enkidi Li Halan, Commander Megan Lindsey (Gilde der Sternfahrer), Captain Avalan Quade (Offizier des Imperiums und Phönixritter), Dean Daton McWire (Ex-Sternfahrer, nun Incarnaten-Priester)
Schwester Delaya (Eskatonischer Orden, R.i.P);
Leiter Thomas Griffin (Kartell..... ehemaliger SC der für seinen Verrat büßen wird >;D)
Enkidi Li Halan (N.A.):
Drittes Buch
This is the end
Beautiful friend
This is the end
My only friend, the end
Of our elaborate plans, the end
Of everything that stands, the end
No safety or surprise, the end
I'll never look into your eyes...again
Can you picture what will be
So limitless and free
Desperately in need...of some...stranger's hand
In a... desperate land
– The Doors
Wie beginnt man? Wie beginnt man, wenn das Ende gekommen ist, und die Welt trotzdem weitergeht?
Wenn die Geschichte erzählt ist und sich ein gnädiger Vorhang über der Bühne senken sollte?
Wenn die Figuren ihre Rolle gespielt, wenn sie gestrebt, gehofft, gekämpft – und am Ende doch verloren haben?
Wir hielten das Schicksal der Welt in unseren Händen, und es ist uns entglitten ohne dass wir je eine Chance hatten, es zu halten. Was bleibt übrig, wenn der größte Traum, das größte Ziel, das ein Mensch sich in unserer Welt setzen kann zerbricht und der Ernüchterung Platz macht, dass am Ende alles Streben, alles träumen, umsonst war?
Wäre dies ein Buch, so würde der Leser es an dieser Stelle zuklappen und sich erfreulicheren Dingen zuwenden. Aber dies ist kein Buch. Dies ist das Leben.
Und das Leben hat beschlossen, dass unser Ende noch nicht gekommen ist.
– Enkidi Li Halan, 14. Dezember im Jahre des Herrn 4997 –
Enkidi Li Halan (N.A.):
14. Dezember 4997
Der erste Schock ist überwunden. So scheint es zumindest. Nach dem Absturz dauerte es eine Weile, in der Realität anzukommen. War der Traum schon nicht besonders erquicklich, so ist es das Erwachen noch viel weniger.
Hagarth. Ein raues Wort für eine raue Welt. Es ist Mittag, als die Lähmung langsam von uns weicht und die Gedanken wieder klarer werden. Die Gesichter sind noch immer starr, unfähig, die Ereignisse der vergangenen Stunden angemessen auszudrücken. Megan hat sich, wie ihr Bruder, völlig in sich zurückgezogen. Wer kann es ihr verübeln. Von uns allen hat sie wahrscheinlich am meisten verloren. Nun; von Benedikt und Delaya einmal abgesehen.
Der Planet empfängt uns mit dichtem Nebel, der sich feucht auf alles niederlegt und bald in einen konstanten Nieselregen übergeht. Den letzten Daten des Navigationssystems zu Folge sind wir nahe des Äquators niedergegangen; hier müsste Herbst herrschen, oder früher Winter, was zu den Witterungsverhältnissen passen würde. Unter dem Nebel ist eine trostlose Landschaft zu erkennen, eine von wild wucherndem Gras bedeckte Ebene, aus der größere und kleinere Findlinge ragen. Ganz am Rand dessen, was der Nebel zu erkennen Preis gibt, liegt ein kleines Wäldchen mit gedrungenen Bäumen ohne Blätter.
Der Boden ist schwarz und mit Wasser vollgesogen, wie ein Schwamm. Jeder Schritt erzeugt ein schmatzendes Geräusch und hinterlässt tiefe Spuren, die sich rasch mit einer brauen Brühe füllen. Ein Hochmoor, aus dessen graubrauner Eintönigkeit nun der silberne Leib eines gefallenen Sterns ragt.
Das Schiff hat bei seinem Niedergang eine saubere Schneise von gut fünfhundert Metern in die Landschaft rasiert; tiefe Schrammen haben sich in den Rumpf gegraben und die Hülle ist verkohlt, wo die Geschosse der Inquisition eingeschlagen sind. Seine lang gezogene Form, die im Weltall jene unvergleichliche Eleganz vergangener Zeiten ausstrahlte, ist nun gebrochen, verzerrt und durch dicke Schichten von Schlamm und Erdreich entstellt. Was einst leicht und schwerelos war, schein nun für immer an den Boden gefesselt. Vladimirs Stolz und seine mächtigste Waffe. Wir haben sie gründlich zu Grunde gerichtet.
Die Sichtung unserer kümmerlichen Ausrüstung war ernüchternd. Nach unserer Flucht von Bord der Lauryn haben wir nur noch das, was wir am Leibe trugen. Minimale Bewaffnung, Proteinriegel für eine Woche, ein Notfall-Medpac und eine Werkzeugkiste aus der Rettungskapsel. Wenn ich mich draußen umsehe, dürfte zumindest das Wasser kein Problem sein.
Da der Reaktor der Leigh Bran nach dem Absturz endgültig den Geist aufgegeben hat, sehe ich schwarz, was Megans Blaster oder unsere Energieschilde angeht. Avalans Schild ist, so wie es aussieht, bei seiner spontanen Selbstentzündung in Flammen aufgegangen und tut keinen Mucks mehr, die restlichen Energiesysteme werden uns noch genau so lange erhalten bleiben, wie die Fusionszellen mitmachen. Ohne Reaktor können wir sie nicht neu aufladen. Alles in allem keine besonders guten Aussichten für unseren kleinen Zwangsurlaub auf einem von feindseligen Barbaren bevölkerten Planeten am Ende des Universums…
Avalan liegt auf der Krankenstation, auf einer der Liegen festgeschnallt, damit er sich nicht selbst verletzt, wenn er aufwacht. Sein Körper ist eine einzige, schwärende Brandwunde. Sein Haar, seine Kleidung, alles ist in dem Augenblick in Flammen aufgegangen, als die Station explodierte und mit ihr das Quenpha in ihrem Inneren. Ohne Daton wäre jede Mühe sein Leben retten zu wollen, müßig. Wir haben keine Verbände mehr, keine Medikamente, kein Elixir, nicht die rudimentärste medizinische Ausrüstung, die man zur Heilung solcher Wunden benötigen würde. Avalan müsste in ein Krankenhaus auf Byzantium Secundus, und selbst dort würde man um sein Leben ringen.
Aber als Daton Avalan die Hände auflegte ist mehr geschehen, als nur das eine Wunder. Daton sagt es selbst; zwar kann er sich selbst nicht ganz erklären, warum sich nach seinem Gebet Avalans Wunden zu schließen begannen. Aber er weiß, dass das, was nun mit Avalan vor sich geht, damit nichts mehr zu tun hat. Ich hingegen habe meine Vermutungen, wenn ich neben der Pritsche stehe und sehe, wie sich das Fleisch Zelle um Zelle, Faser um Faser von selbst regeneriert. Avalan hat es mir selbst gezeigt, vor einigen Wochen, als er nach einem Kampf verletzt war. Er kann sich regenerieren. Es ist eine Fähigkeit, die aus seiner Verbindung zum Lifeweb rührt. Aber obwohl ich es mit eigenen Augen sehe, es verstehe, es sogar wie wahrscheinlich kein anderer hier nachvollziehen kann, ist dieser Vorgang unheimlich. Er erscheint, paradoxerweise, unnatürlich. Dieser Heilungsprozess ist nicht normal; noch vor wenigen Stunden war sein Fleisch bis zur Unkenntlichkeit verkohlt, nun kann man an manchen Stellen schon wieder rosige, junge Haut erkennen.
Oliver ist von uns allen derjenige, den der Anblick von Avalans Selbstheilung am meisten schockiert. Die Geschehnisse der letzten Tage mögen in seinen Augen heretisch gewesen sein – dies hier ist aber nach allem, was er kennt und weiß, antinomistisch. Ich muss ihn im Auge behalten; ich würde ihm gut zutrauen, dass er auf dumme Gedanken kommt, und ich weiß nicht, ob Megan ihn zurückhalten könnte, wenn seine avestianische Erziehung mit ihm durchgeht…
Daton wacht und betet an Avalans Seite. Ersteres ist gut, ob sich letzteres als hilfreich herausstellt, wird sich zeigen. Benedikt ist auch bei ihnen, in der Krankenstation. Um ihn muss man sich allerdings keine Sorgen mehr machen.
Die Leigh Bran ist völlig leer. Megan und ich haben sie von oben bis unten nach irgendetwas Brauchbarem durchkämmt, haben Schott um Schott manuell überbrückt und aufgestemmt. Fehlanzeige. Nichts, was man für menschliches Leben gebrauchen könnte oder was man überhaupt als die Spur einer menschlichen Besatzung deuten könnte. Blankes Metall überall. Nichts organisches, keine Decken, keine Vorräte, nicht einmal Notrationen oder Medpacs waren zu finden. Wir sind ohne Zweifel die ersten Menschen, die dieses Schiff seit dem Tod Vladimirs des Ersten betreten.
In den Tiefen des Schiffes sind wir auf beeindruckende technische Hinterlassenschaften gestoßen; ein gewaltiges Datenarchiv und eine Denkmaschinenzentrale, die fast das halbe Deck einnimmt. Nicht auszudenken, welches unschätzbare Wissen in den Datenkristallen schlummert. Die Astro-Navigation ist nicht minder beeindruckend, aber am bemerkenswertesten ist wahrscheinlich der Repulsor-Schacht, der sich senkrecht durch das gesamte Schiff zieht. Megan mutmaßt, dass es sich dabei um gekaperte Vau-Technologie handeln muss, von unschätzbarem Wert. Ich kann ihre Faszination in gewisser Weise nachvollziehen, aber solange der Reaktor tot ist, hilft uns auch der schönste Repulsor-Schacht nicht weiter.
Die Untersuchung des Maschinenraums hat zumindest die Frage geklärt, wie lange wir hier fest sitzen. Wir haben nicht die geringste Chance, den Reaktor wieder zum Laufen zu bringen. Nach einer ausgiebigen und völlig unverständlichen Darlegung der technischen Details brachte Megan es so auf den Punkt: die Leigh Bran mit dem Werkzeug aus der Rettungskapsel zu reparieren ist in etwa so leicht, wie aus einem Kaugummi ein Katana zu schmieden. Ich habe sie schon lange nicht mehr so niedergeschlagen gesehen.
Wir sind dort unten allerdings auf etwas gestoßen, das uns Rätsel aufgibt. Im Maschinenraum befindet sich ein massives Schott, das sich all unseren Versuchen, es zu öffnen, widersetzt hat. Es besitzt keinen erkennbaren Öffnungsmechanismus und ist unserer Schätzung nach aus massivem Stahl; das bei weitem massivste Schott im ganzen Schiff. Da wir bei unserer Erkundungstour nirgends einen Hinweis auf Descartes gefunden haben, nehme ich an, dass er oder das war ihn erschafft (ein Stein der Weisen?) hinter dieser Tür liegt. Megan glaubt tatsächlich, dass dort ‚etwas’ ist; sie hat ein merkwürdiges Gefühl wenn die in der Nähe des Schotts ist, so als wäre etwas Lebendiges dahinter.
Gegen Abend hat Avalan das Bewusstsein wieder erlangt. Er ist schwach, aber sein Geist ist klar. Keine Spur von Schock oder Schmerzdelirium. Sein Zustand ist bemerkenswert; während Megan und ich das Schiff erkundet haben, ist seine Heilung in enormem Tempo fortgeschritten. Seine Haut hat sich fast vollständig regeneriert.
Nur eine Sache ist ausgesprochen merkwürdig; während wir Avalan von den Ereignissen seit seiner Selbstentzündung auf der Brücke der Leigh Bran erzählten, stellte sich heraus, dass Avalan sich nicht an Oliver erinnern kann. Nichts, nicht die kleinste Erinnerung oder Vertrautheit, die ihn mit Megans Bruder verbindet. Er scheint völlig aus seinem Gedächtnis gestrichen zu sein. Ob dies eine Folge des Traumas ist?
Enkidi Li Halan (N.A.):
15. Dezember 4997
Wir haben heute die erste längere Erkundungstour vom Wrack weg unternommen. Da sich im Schiff nichts finden ließ und wir uns darauf einstellen müssen hier eine Weile auszuharren, müssen wir uns in der Umgebung nach Essbarem umsehen.
Der schwarze Boden der Hochebene ist mit Wasser vollgesogen, wie ein Schwamm, allerdings ist es braun und schmeckt säuerlich, in meinen Augen ungenießbar. Glücklicherweise haben wir unweit der Absturzstelle ein Tal entdeckt, das in westlicher Richtung das Hochplateau zerschneidet. Dort fließt ein kleiner, kristallklarer Bach, der wahrscheinlich aus einer tiefen Quelle unter den Hügeln gespeist wird. Er führt genug Wasser, dass sich darin auch Fische finden, und Daton hat zusammen mit Megan eine effektive Methode gefunden, sie ohne Angel oder Netze zu fangen. Das Fleisch der Fische ist schmackhaft und eine echte Alternative zu den Proteinriegeln, die ich ohnehin nicht ausstehen kann.
Während Daton und Megan sich um das Abendessen kümmerten, machte ich mich daran, eine Wand des Tals empor zu klettern, um mir einen besseren Überblick über unsre Lage zu machen. Obwohl sehr steil, kam ich in der Talflanke gut voran, da der Fels zerklüftet und griffig war; keine besondere Herausforderung für einen geübten Kletterer.
Oben angekommen bot sich mir zum ersten Mal ein weiter Ausblick über die Landschaft, in die es uns verschlagen hat. Die Ebene und das Tal fallen in westlicher Richtung in eine ausgedehnte Senke ab, durch die sich der Flusslauf windet. Es sind soweit das Auge reicht keine Siedlungen oder sonstige markante Geländemarken auszumachen, keine Wälder, nur gedrungenes Buschwerk, das das monotone gelbe Gras durchbricht. Zum Horizont hin durchbrechen dunkle Flecken das Gelb, vielleicht Felsformationen.
Weit im Westen zeichnen sich im Dunst verschwommen die Umrisse eines Gebirges ab. Diese Bergkette haben wir gesehen, als wir abstürzten; sie liegt am Meer. Vielleicht gibt es dort Siedlungen.
Ich frage mich, ob der Absturz des Schiffes bemerkt wurde. Wir sind nicht gelandet, sondern eher wie ein Stein aus dem Himmel gestürzt, wahrscheinlich mit der Leuchtspur eines Kometen. Auf einem dichter besiedelten Planeten hätten wir mit Sicherheit schon Besuch. Das der bislang ausgeblieben ist, deute ich als gutes Zeichen. Vorerst hege ich nicht den Wunsch, mich mit einer Überzahl Barbaren anzulegen. Nichts desto trotz müssen wir so schnell wie möglich einen Weg zurück in die Zivilisation finden.
Wir haben unser Lager von der Krankenstation ins Oberdeck nahe der Dachschleuse verlegt. Von dort oben hat man den besten Überblick über die nähere Umgebung und wir können dort sogar ein Feuer machen, da der Rauch durch die Schleuse wie durch einen Kamin aus dem Schiff gesogen wird. Megan ist nicht gerade angetan davon, dass wir eine Feuerstelle auf dem blank polierten Boden der Leigh Bran einrichten – aber lieber das als erfrieren. Das Schiff kühlt immer mehr aus, und ohne intaktes Lebenserhaltungssystem wird es an Bord ziemlich schnell unangenehm werden. Die Nächte auf Hagarth sind kalt, was man bei der nächtlichen Wache draußen, jenseits der Dachschleuse, deutlich zu spüren bekommt. Und da wir uns erst am Anfang des Winters befinden, wird es mit jedem Tag kälter werden.
Enkidi Li Halan (N.A.):
16. Dezember 4997
Daton hat angesichts der deprimierend-hoffnungslosen Situation in die es uns verschlagen hat, einen bemerkenswerten Tatendrank entwickelt. Sein Einfallsreichtum was den Bau von Fallen, improvisierten Werkzeugen und Waffen angeht ist unerschöpflich. Ich nehme an, jetzt zahlen sich seine Kindheit und das jahrelange Training in der Wildnis seines Heimatplaneten Iver aus, und ich bin sehr dankbar dafür. Diese eher profanen Dinge gehören nicht zu dem, was die Privatlehrer des Adels vermitteln. Avalan, der noch immer mit seiner Selbstheilung beschäftigt ist, ist ebenfalls keine große Hilfe und Oliver… Oliver erst recht nicht. Er sitzt nur herum und starrt Löcher in die Luft. Megan wechselt von Zeit zu Zeit ein paar Worte mit ihm, ist ansonsten aber völlig still und abwesend, ja sogar abweisend. Ich habe keine Ahnung, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll und da es keinem hilft, Trübsal zu blasen, verbringe die meiste Zeit des Tages damit, mit Daton zu jagen. Ich bin froh, dass er bei uns ist.
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