Medien & Phantastik > Sehen

V wie Vendetta

<< < (5/6) > >>

Timberwere:
V for Vendetta ist kein Actionfilm in dem Sinne, das ist mal klar.

Er hat mir sehr gut gefallen, aber ich fand ihn nicht "überwältigend - boah - Augen aufreiß - unglaublich". Ich kann es gar nicht so sehr definieren, was mir für diesen letzten Kick fehlte, weil ich den Film eigentlich sehr stimmig umgesetzt fand.

Faszinierende Bilder, gute Story, sehr gute Darsteller in für sie perfekt passenden Rollen, interessante Dialoge (auch wenn ich diese ebenfalls vieeel lieber im Original gesehen hätte, aber in Mannheim kommt ja in letzter Zeit entweder gar nix oder nur noch Schrott in der OV), bewegende Geschichte und ein schlüssiger Spannungsbogen - eigentlich hatte der Film also alles. Aber dennoch, irgendwie hat es für den "fünften von fünf Sternen" oder den "zehnten von zehn Punkten" nicht gereicht.

Was mich in der deutschen Synchro auch gestört hat, war,
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)dass in der Verhörszene für den Zuschauer sofort klar wurde, dass V derjenige ist, der Evey festhält, d.h. es war überhaupt keine Überraschung mehr, als sie dann in Vs Gewölbekeller rauskam.
Okay, daraufhin stellt sich die Frage, ob es überhaupt für den Zuschauer eine Überraschung hätte sein sollen - oder ob vom Regisseur von vorneherein geplant war, dass "nur Evey" überrascht davon ist, wer ihr Peiniger war und dass das dem Zuschauer außen eben schon vorher klar werden soll.
Dazu müsste man halt mal die OV sehen und wissen, ob und wie Herr Weaving seine Stimme da eingesetzt hat und ob diese im Original ebensoleicht zu erkennen war wie in der Synchro.

Im Gegenzug wiederum fand ich die Szenen um den Brief, den Evey in ihrer Zelle findet, extrem berührend.
Gelacht habe ich übrigens bei der Szene, als im TV die Nachrichten laufen und dort was von der "Vogelgrippe" erzählt wird, hähä. Wie passend!

Sonst noch was zu erwähnen? Vorläufig nicht. Aber vielleicht fällt mir ja noch was ein.

Falcon:
Ja, die Vogelgrippe haben sie sicher nachträglich eingefügt.  :d

Ich war also auch drin, mit ein paar Kollegen. Er war in Ordnung. Nicht ganz das was man erwartet aber genau das was ich erwartet hab nachdem ich diesen thread gelesen habe Wink

Diesen Film überhaupt mit ActionFilmen zu vergleichen scheint mir aber absolut fehl am Platz. Auch das ach so unpassende "Aufdrehen" am Ende war eine sehr nüchterne Erkenntnis. Der Film hält von vorn bis hinten eigentlich genau das gleiche seichte Tempo. Einen Spannungsbogen konnte von uns eigentlich niemand ausmachen, es war ja klar worauf alles hinausläuft.
nicht das mich das gestört hätte, gegen Ende zig Kampfszenen einzubauen (wie überall erzählt wurde) hätte auch nur zu viel kaputt gemacht.

V mit seiner absoluten Konsquenz und eindimensionalen Linie war auch leider nicht die Sympathiefigur die wir uns erhofft hatten. Aber vielleicht sollte er es auch nicht sein.

@Spoiler: meine Kumpels und ich haben erst gedacht wir hätten uns verhört,  so das wir nicht mehr darauf geachtet haben. Die Auflösung schien viel zu unglaubwürdig zu sein als das sie irgendjemand von uns in Betracht gezogen hätte. Was den Film durch diesen Absschnitt natürlich ein ganzes Stück nach unten gezogen hat.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)die ganze Idee des Terroristen Ausbildungslagers dahinter war ohnehin hart an der Geschmacksgrenze

ewas Lächerlich war auch der Bluff mit der Unbesiegbarkeit am Ende, mein erster Gedanke war: "schutzweste?"
war in Ordnung, aber nicht der Brüller. Dafür einige Szenen bei denen man überlegen muss ob man das jetzt gut oder schlecht finden soll, was da passiert.

Crenshaw:
hmmm.


als film an sich fand ich VfV ganz okay, so 4,0 (diverse handlungsschwächen), als comic-umsetzung eines richtig genialen graphic novels eher schwach. da ist einfach zu viel entschärft worden, von daher 3,0.

die tatsache, dass man Alan Moore aus allen plakaten und titeln rausgestrichen und mit den dämlichen Wachowski-brüdern bzw.Vertigo-comics und David Lloyd ersetzt hat, empfinde ich mehr als demütigend. das ist ungefähr so, als würde man  bei "Da Vinci Code" Dan Brown unerwähnt lassen und auf Penguin Books oder Harper Collins als herausgeber verweisen. allerdings kann ich auch nachvollziehen, weshalb Alan Moore sofort alle deals mit Warner Brothers abgebrochen hat, als er das drehbuch gelesen hat. das script stellt eine recht seichte fassung des graphic novels dar, nutzt die besten szenen, aber verliert durch die dadurch enstandenen inkonsequenz bei einigen strängen und bei einigen darstellungen generell (da mag es aber auch sein, dass etliche staatsgewalt-szenen entschärft worden sind, wir wollen ja nicht vergessen, dass der film auf ein totalitäres England anspielt, und das zu einer zeit, wo noch in der innenstadt reale sprengsätze explodiert sind und die überwachungsmassnahmen drastisch in die höhe geschraubt worden sind. )
etliche richtig krasse momente aus dem comic wurden einfach weggelassen, weil sie vermutlich schlecht in einen mainstream reinpassen, den sich viele leute ansehen.
so beschliesst Evie am anfang, sich als 17jährige über prostitution etwas geld zu verdienen und wird dann von den Fingermen aufgespürt. ihre beziehung zu V ist viel mehr vom schwanken zwischen persönlicher sicherheit und unklarheit gekennzeichnet als die im film, die sehr schnell von statten gehen und die ich nicht immer nachvollziehen konnte. hieraus entspringen auch so manche hänger im film, meine ich.

der an sich faschistische mega-staat plätschert nur so vor sich hin, macht hier etwas, da etwas und die menschen kratzt es nur im ausnahmefall. das hebt das setting des buches, das auf einem omnipotenten 1984/III.Reich-staat basiert, aus den angeln. so wird versucht, die gegenwärtige polit-situation anzuprangern (bisschen geheimdienste, bisschen überwachung, bisschen festnahmen) was mE aber danebengeht, da die grundidee des comics eben auf einem viel heftigeren staat aufbaut und sich daraus entwickelt. dass Alan Moore das England von 198x im auge hatte, geht in den bereich der intention des werkes und unterbricht nicht die kohärenz des erzählflusses in der vorlage.

es gibt viel mehr verwobene nebenplots. sie alle zeigen den menschlichen verfall im absoluten staat und die damit verbundenen tragödien.es gibt auch wohlgemerkt keine auf hochglanz-matrix zugeschnittene action-szenen, die eher den einddruck machen, als hätte man sie am ende einbauen müssen.

ich würde allen empfehlen, eher das buch/den comic zu lesen. einfach mehr atmosphäre, alle klassischen zitate sind im original und kein abruptes hängenbleiben an dem einen oder anderen punkt. der film hat eine nette Natalie Portman und einen fabelhaften Hugo Weaving, dessen stimme sich nur selten anhört, wie in Matrix und der alles schauspielerische über pantomime löst. kann man sich mal anschauen.

Joe Dizzy:
Du verfälscht da leider in paar Tatsachen Pilgrim.

Der Grund weshalb Moore nirgendwo erwähnt wird, ist dass er seit dem League of Extraordinary Gentlemen Fiasko und den Problemen mit DC von Verfilmungen, der von ihm geschriebenen Bücher Abstand genommen hat. Das ging so weit, dass er nicht namentlich damit in Verbindung gebracht werden wollte, und sämtliche Tantiemen den Zeichnern der GN zukommen sollten. Daher wird auch nur David Lloyd erwähnt. Die Qualität des Drehbuchs hatte damit nichts zu tun. Vielmehr hat er sich in einem Interview darüber beschwert, dass die Wachowskis das GN nicht umgesetzt hätten, sondern eine vereinfachte, US-typische "Faschismus - boo; Freiheit - Fuck Yeah!" Parabel daraus gemacht hätten.

Was nichts daran ändert, dass es eine verdammt gute "Faschismus - boo; Freiheit - Fuck Yeah!" Parabel geworden ist.

Die Stärke des GN ist nicht dass der Staat so über-mächtig ist. Das ist eine fantastische Überzeichnung, die mit den Inhalten und den Ideen des Buchs wenig zu tun hat. Es geht nicht um den übermächtigen Staat, sondern um Faschismus und Anarchismus als gegenpolige Gesellschaftsmodelle. Die Stärke des GN bestand darin, diese beiden zu zeigen und den Leser zu zwingen Position zu beziehen. Das GN ist eben kein Pamphlet für Anarchismus und gegen Faschismus. Der Film hingegen bezieht sehr eindeutig Stellung. Das kann man dem Film als Literaturverfilmung gerne vorwerfen. Aber für seine Wirkung als Mainstream-Actionfilm wirkt dieses klare Stellung beziehen Wunder.

Was die Actionszenen und die fehlenden Nebenplots angeht, das klingt ein wenig als ob du dem Film vorwirfst die Geschichte in bewegten Bildern zu erzählen, statt in statischen Zeichnungen. Man muss die Eigenschaften, Stärken und Schwächen eines Mediums schon akzeptieren, wenn man sich eine Umsetzung anschaut. Genausogut könntest du dich dann ja auch beschweren, dass man die Musik im Film gehört hat, statt die Noten wie im GN zu sehen. Eine straffe und zielgerichtete Erzählweise, sowie Actionszenen, die sowohl als Spektakel und als Katharsis funktionieren zeichnen einen guten Film dieser Art aus.

Crenshaw:
nicht unbedingt.


--- Zitat ---Was nichts daran ändert, dass es eine verdammt gute "Faschismus - boo; Freiheit - Fuck Yeah!" Parabel geworden ist.
--- Ende Zitat ---

das kann man sehen, wie man will, aber der obere satz ist ein werturteil und keine tatsachenbehauptung. ich meine zB, dass es dem film besser täte, eben die krassere fassung darzustellen und sich näher an das original zu halten anstatt

--- Zitat ---"Faschismus - boo; Freiheit - Fuck Yeah!"
--- Ende Zitat ---

das allein fand ich für meinen geschmack etwas wenig, aber als massen-mainstream ist es wirklich besser als nichts.


--- Zitat ---Aber für seine Wirkung als Mainstream-Actionfilm wirkt dieses klare Stellung beziehen Wunder.
--- Ende Zitat ---

das würde ich sogar so auch unterschreiben. ich empfand den film eher als persönlich enttäuschend und meine, dass er als normal-film gar nicht so schlecht ist und durchaus einen entsprechenden unterhaltungswert besitzt.

dass Alan Moore die zusammenarbeit von sich aus gekündigt hatte, habe ich tatsächlich nicht erwähnt, sorry, fehler meinerseits. es ist wohl derart rübergekommen, dass WB ihn rausgekickt hätte - Georgios post hat ales in aller richtigkeit beleuchtet.

die actionszenen fand ich sehr gut gemacht, aber sie trugen nicht unbedingt zur geschlossenheit des films bei, finde ich. gerade bei dieser art film müssten die slow-mo-effekte mit dem messerschwingen doch gar nicht sein. wenn man ferner es nicht schafft, eine komplexe geschichte in ein anderes medium zu transferieren (das wohlgemerkt ebenfalls hochkomplexe stories vermitteln kann), ist dies für mich eine drehbuchschwäche und keine beschaffenheit der darstellungsmöglichkeiten eines mediums.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln