Autor Thema: Politik und Rollenspiel  (Gelesen 11057 mal)

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Offline Settembrini

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Politik und Rollenspiel
« am: 31.03.2006 | 14:09 »
Hallo Ihr Lieben!

Zitat
Das vielbeachtete kostenlose Fanzine "Der Ruf" ist Thema des Interviews. "Der Ruf" besticht durch Abenteuer u.a. für DeGenesis, Cthulhu, SLA, Kult in professioneller Aufmachung.
Settembrini sprach mit dem Macher über Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit.

http://hofrat.blogspot.com/2006/03/now-for-something-completely-different.html


Im Interview mit dem Macher "Synapscape" wurde im Kommentar angemerkt, daß nachdem der Leser erfuhr, welche politischen Überzeugungen Synapscape hat, er sein Fanzine anders bewertet.
Haltet ihr das für fair?
Allgemeiner:
Spielt man mit der gesamten Person, oder nur mit dem Aspekt, mit dem man das Hobby teilt? Ich zum Beispiel halte es so, daß Politik und Rollenspiel immer getrennt zu bewerten sind. So kann ich mit Totalverweigerern und Reserveoffizieren, Gewerkschaftern und Burschenschaftern an einem Tisch sitzen ohne Probleme.
Wie sind Eure Erfahrungen?
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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #1 am: 31.03.2006 | 14:18 »
Ich habe einen guten Freund, der eine total entgegengesetzte politische Meinung vertritt. Über das Thema streiten wir uns, ansonsten saufen, spielen, etc. wir miteinander. Man kann und sollte auch andere Meinungen tolerieren, das sind schließlich die Grundfeste der Meinungsfreiheit und des Pluralismus in unserer Kultur. Auch wenn die betreffende Person eine sozial unerwünschte politische Meinung hat (rechts und so), ist das kein Grund die Person als ganze zu verdammen und nicht mit ihr auszukommen. So entsteht evtl. auch ein politischer Diskurs, anstatt das man mauert und sich mit der eigenen Meinung eingräbt.

Zu dem speziellen Fall: Ich fand beim drüberlesen nicht, dass da zuviel Deutschlandliebe herausklang. Eigentlich ist die Meinung okay, auch wenn ich nicht in allen Punkten übereinstimmen würde.

Eine Leistung soll in keinen Fall wegen einer politischen Einstellung geschmählert werden. Heisenberg hat sich auch nicht gegen das Nazi - Regime gestellt, dennoch ist er ein brillianter Wissenschaftler gewesen.
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Offline Harry

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #2 am: 31.03.2006 | 14:21 »
Spielt man mit der gesamten Person, oder nur mit dem Aspekt, mit dem man das Hobby teilt? Ich zum Beispiel halte es so, daß Politik und Rollenspiel immer getrennt zu bewerten sind.
So kann ich mit Totalverweigerern und Reserveoffizieren, Gewerkschaftern und Burschenschaftern an einem Tisch sitzen ohne Probleme.

Ich spiele mit der "ganzen Person". Auch wenn ich mal Charaktere spiele, die sich in Werthaltungen von mir unterscheiden - meine  eigenen Werte und Einstellungen drücken sich immer in meinem Spiel aus.

Zur Veranschaulichung ein vereinfachtes Beispiel: Ich bin Pazifist. Manchmal spiele ich Kämpfer-Charaktere, aber Allgemein habe ich nicht so ein hohes Interesse an Metzel-Szenen und verliere schnell das Interesse an Kämpfen.

Und mit Reserveoffizieren zusammenspielen? Könnte. Ich. Nicht. Burschenschaftler? Ich kann nur mit Mühe ein einigermaßen höfliches Gespräch mit einem überzeugten Burschen aufrechterhalten, und selbst das will ich eigentlich nicht. Meist läuft es auf ziemlich eisiges Schweigen hinaus bzw. auf ein recht rasches Ende des Gesprächs. Spielen? Mit so Leuten?

Nein, danke, nichts für mich.

Lieben Gruss,
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Offline Don Kamillo

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #3 am: 31.03.2006 | 14:22 »
Ich sitze öfter mal in ener RPG-Runde mit einem Anwalt & einem Journalisten zusammen ( beides EX-FDP'ler und mit der hiesigen Kommunalpolitik und überhaupt bewandert ) Prinzipiell klappt's schon mit denen, nur diskutiert unser Anwalt schon gerne etwas mehr...  ::)
Der Rest sind auch komische Gesellen, ich schließe mich da auch nicht aus, passt aber...
Aber ich würde mit Leuten, mit denen ich nicht auskomme, nicht spielen, von daher denke ich, daß man solche Sachen auseinander hält. Ich kenne auch Leute, mit denen ich halt zocke und sonst nix unternehme und andere mit denen ich nicht nur zocke. ( im Falle von RPG hat "zocken" bei mir nix mit Wettbewerb zu tun! )
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Offline Settembrini

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #4 am: 31.03.2006 | 14:26 »
Zitat
Und mit Reserveoffizieren zusammenspielen? Könnte. Ich. Nicht.

Zu Burschenschaftern hast Du ja erklärt warum. Warum nicht mit Reserveoffizieren?
Mit Gewerkschaftern und Totalverweigerern würdest Du dann spielen?

Ich frage so genau, weil ich schon glaube, daß in Deutschland "Cleavages" existieren, die unter den Teppoich gekehrt werden. Ich persönlich finde zwar, sie sollten ( im persönlichen Umgang) weiter unterm Teppich bleiben, aber Du scheinst es ja nicht so zu halten.
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Offline גליטצער

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #5 am: 31.03.2006 | 14:32 »
ja und nein, sicher ist es unfair, jedem Menschen der das Dritte Reich in Rollenspielen behandelt sofort in eine Ecke zu Stecken, Aber Synapscape hat mit mit der Wahl seines Avatars, Titelbildes und seiner Aussage Stellung zu einem kontroversen Thema bezogen und darf sich jetzt nicht wundern wenn Leute das jetzt anders auffassen als vielleicht beabsichtigt war.

Wer provoziert, wird dumm angemacht werden. Das ist eine alte Grundregel menschlichen Verhaltens, der sich wohl auch Synapscape bewusst war (oder zumindest sein haette sollen).

Zum Problem Toleranz am Rollenspieltisch: ich bin ein sehr toleranter Mnsch un toleriere etliches, aber mit Menschen, die eine meiner meinung nach Untolerierbare Haltung haben, werde ich mich nicht an einen Tisch setzten, auch nicht zum Rollenspiel,
Ueber die Frage ob jemand jetzt Gewerkschaften gut findet oder nicht, bzw welche kann man mit mir Diskutieren und ich werde seine Standpunkte tolerieren (wenn auch nicht unbedingt verstehen),  bei der Deutschen Vergangenheit bin ich da ein bisschen heikler.
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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #6 am: 31.03.2006 | 14:34 »
Kommt auf die Person an. Grundsätzlich ja, allerdings gibt es da immer Eckpunkte, an denen man empfindlich ist. Wenn dann eine Person sehr penetrant auf seine Meinung pocht, ohne Toleranz zu üben, dann rechne ich das dieser Person nicht gerade positiv an.

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #7 am: 31.03.2006 | 14:39 »
Da kommen sie wieder in Scharen daher, die lieben toleranten linken Faschisten, die nur die sozial erwünschten Meinungen für tolerierbar halten und alles andere mit irgendwelchen Argumenten als "untolerierbar" darstellen. Aber wehe ein CDU - Mann kommt mal daher und wettert gegen islamische Hass-Prediger, da muss gegen angegangen werden, denn immerhin geht's ja um Meinungsfreiheit und Toleranz und den Schutz einer Minderheit.
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Offline Dr.Boomslang

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #8 am: 31.03.2006 | 14:40 »
Eigentlich hat das Thema ja kaum etwas mit Rollenspiel zu tun, da ich nicht glaube dass sich Rollenspiel in diesem Fall von anderen gemeinsamen Aktivitäten groß unterscheidet.

Man kann einen Menschen und sein Verhalten und seine Ansichten grundsätzlich nicht völlig ohne Zusammenhang bewerten. Das heißt, wenn ich jemanden für einen Idioten halte werde ich auch nicht mit ihm spielen. Wenn jemand ein überzeugter Nazi ist, dann könnte ich mich ihm gegenüber höchstens zum Schein freundlich verhalten, also würde ich mich mit ihm auch nicht an einen Tisch setzen um was zu spielen.

Sind es aber nur Kleinigkeiten wie z.B. dass jemand Gewerkschafter, Militarist, oder gar CDU-Wähler ist, dann ist mir das natürlich egal solange mir derjenige nicht damit auf die Nerven fällt.

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #9 am: 31.03.2006 | 14:42 »
, oder gar CDU-Wähler ist, dann ist mir das natürlich egal solange mir derjenige nicht damit auf die Nerven fällt.

Nee, da ist bei mir Ende! Also man kann ja viel ertragen, aber das ist untolerierbar.  ;)
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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #10 am: 31.03.2006 | 14:43 »
Zitat
Eigentlich hat das Thema ja kaum etwas mit Rollenspiel zu tun, da ich nicht glaube dass sich Rollenspiel in diesem Fall von anderen gemeinsamen Aktivitäten groß unterscheidet.

Das ist eben die Frage, obe das allen so geht.
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Offline Transmission King

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #11 am: 31.03.2006 | 14:45 »
ich seh das ähnlich wie dr.boomslang , ich mache generell nichts mit leuten die mir auf den sack gehen.warum auch? dafür is mir meine zeit viel zu schade.

greetz TMK
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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #12 am: 31.03.2006 | 14:50 »
[OT]
"Synapscape" bringt da was durcheinander. Die "amerikanische Propaganda" ist oder besser war platt ausgedrückt deutsche "Unterwürfigkeit" gegenüber dem Stärkeren. Die war besonders stark in den 50-er und Anfang 60-er. Danach kam die 68-er Bewegung, die sich davon lossagte und dazu den Antiamerikanismus begründete. Von daher ist es meiner Meinung nach sehr ironisch von "amerikanischer Propaganda" gegenüber der 68-er Bewegung zu reden. ;)
Zum politischen Rest sag ich nichts. Das wurde schon in genügend anderen Threads behandelt und würde hier nicht reingehören.
[/OT]

Zum eigentlichen Thema:
Normalerweise ist es mir persönlich vollkommen egal welche politische Einstellung die restlichen Spieler haben. Wenn aber ein Spieler meint, er müsse seine politische Einstellung mit ins Spiel einfliessen lassen, dann hört bei mir der Spass auf.
Solche Fälle hatte ich leider schon ein paar...
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Offline Harry

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #13 am: 31.03.2006 | 14:50 »
Zu Burschenschaftern hast Du ja erklärt warum. Warum nicht mit Reserveoffizieren?
Mit Gewerkschaftern und Totalverweigerern würdest Du dann spielen?

Ich frage so genau, weil ich schon glaube, daß in Deutschland "Cleavages" existieren, die unter den Teppoich gekehrt werden. Ich persönlich finde zwar, sie sollten ( im persönlichen Umgang) weiter unterm Teppich bleiben, aber Du scheinst es ja nicht so zu halten.

Hm. Für mich sieht die Sache so aus: Ich hab einige Werte, von denen ich ziemlich überzeugt bin, und die mir außerordentlich wichtig sind. Dazu gehört auch eine sehr starke Abneigung gegenüber dem Militär und den zugrundeliegenden Strukturen.

Andere Leute dürfen dazu andere Meinungen haben, hey, Pluralismus ist gut, ich bin immer für noch mehr davon. Und über viele Dinge diskutiere ich gerne und ausgiebig. Aber bei manchen Dingen, die mir sehr, sehr wichtig sind, bin ich nur unter großer Anstrengung in der Lage, ruhig und sachlich zu bleiben, und auch das meist nicht sehr lange. Und wenn ich mit jemandem zu tun habe, der sehr entgegengesetzte Meinungen/Werte hat, ist es erfahrungsgemäß sehr wahrscheinlich, dass so Themen früher oder später auftauchen. Eher früher.

Deswegen ist es besser für mich und die Rollenspielrunde, wenn der überzeugte Totalverweigerer und Gewerkschaftler Zacko  ;) und der überzeugte Reserveoffizier und Burschenschaftler Müller nicht in einer Runde spielen. Weil ich so schlecht in der Lage bin, den netten Familienvater Müller und den Militär Müller zu trennen, und überall den Militär Müller durchschimmern sehe. Und Mr. Müller vermutlich ab und an den Chaoten und Drückeberger Zacko erahnt.

Vielleicht, wenn ich Mr. Müller einfach so symphatisch finde, können wir mal ein Bier trinken gehen und uns nach Herzenslust streiten. Irgendwo, wo wir keinen stören und keine Rollenspielrunde aufhalten. Möglich, aber vermutlich mögen wir uns nicht besonders. Weil wir so unterschiedliche Werte haben und damit Lebensstile leben.

Und was ist jetzt mit Toleranz? Wieder mal ein heikles Thema. Ja, Mr. Müller darf in ruhig ein (in meinen Augen) autoritärer, rassistischer Mistkerl sein. Solange er keinen verletzt. Und ich darf ruhig in Müllers Augen ein verwöhnter, verweichlichter, subversiver, gefährlicher Spinner sein.

Wir müssen ja zum Glück nicht miteinander spielen.

So, ich wollte jetzt niemandem zu nahe treten und hoffe, mich angemessen formuliert zu haben.
Lieben Gruß,

Z.

Oh ich sehe, dr. Boomslang hat gerade so ziemlich das Gleiche ziemlich treffend gesagt... Na ich poste das hier jetzt mal trotzdem  ;). EDIT: Und Glitzer auch..... Sorry Leuts.  :)
« Letzte Änderung: 31.03.2006 | 14:53 von Zacko »
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Offline Settembrini

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #14 am: 31.03.2006 | 14:54 »
Zitat
Zumindest ich verwende bei der Auswahl meiner Mitspieler die gleichen Kriterien wie bei der Auswahl meiner Freunde.

Das ist ein sehr hoher Standard, den Du da ansetzt.
« Letzte Änderung: 31.03.2006 | 15:02 von Settembrini »
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Offline Merlin Emrys

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #15 am: 31.03.2006 | 14:59 »
Hmm...
Ich spiele
- lieber
- langfristiger
- freier
- intensiver
- begeisterter
mit Spielern, mit denen ich auch sonst privat gut zurechtkomme.
Aber die gibt's halt nicht ueberall. Und ehe ich gar nicht spiele... wage ich auch mal ganz vorsichtig ein Spiel mit denen, mit denen ich mich persoenlich etwas schwer tue - und sie sich mit mir wohl auch. Wir waren halt alle etwas zurueckhaltend, keiner hat seine Meinung offensiv vertreten - wir konnten ja uebers Rollenspiel reden, wo unsere Meinungen sich deutlich naeher lagen -, und siehe da: Ich habe rollenspielerische Erfahrungen gemacht, die ich nicht missen wollte. Sicher war das nicht unbedingt mein Spielstil (und ich sicher nicht ihr genialster Spielleiter oder auch nur ein besonders interessanter Mitspieler.)
Allerdings waren wir auch nicht mit Extremsituationen konfrontiert - ich wusste von vorneherein, dass so etwas "nicht gut geht", und habe entsprechend bei den Vorgespraechen eine gewisse Absicherung betrieben. Und ich habe mir vorbehalten, in bestimmten Situationen abzubrechen und zu gehen: Es gibt einfach Sachen, die ich mir nicht einmal bereit bin vorzustellen... Dann doch lieber gar nicht spielen.

Offline Harry

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #16 am: 31.03.2006 | 15:00 »
@ Merlin: Volle, volle Zustimmung.  :d
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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #17 am: 31.03.2006 | 15:01 »
@SdÄ
Ich habe im Grunde nur etwas gegen Leute, die mir penetrant ihre Meinung aufzwingen wollen. Dabei ist es mir im Grunde egal, ob es um Politik, Religion, Pizzabelegung oder Rollenspielvorlieben geht.

Mc666Beth

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #18 am: 31.03.2006 | 15:02 »
Mhm ich versteh dieses Thema nicht...
Wir haben Leute aus einen starken SPD-Hintergrund, dafür andere mit einen starken CDU-Hintergrund und auch Menschen, welche die FDP wählen.
Hauen wir uns jetzt beim spielen und in unserer Freundschaft verbal die Köpfe ein?
Nein wir sind Freunde und behandeln uns auch so. Gut auf wenig Toleranz würde jemand stoßen, der meint uns Judenwitze erzählen zu müssen oder uns mal den ganzen Abend von seiner politischen Aktion zum Schutz der Stallkanichen erzählen würde, aber das ist ein anderes Thema.

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #19 am: 31.03.2006 | 15:04 »
Ja, ich auch. Ob sie jetzt links oder rechts seien, grün oder gelb.
Ich hab nur ein ganz besonderes Problem mit dem gemeinen Straßenlinken: Er hält sich für den guten und macht unter umgekehrten Vorzeichen das selbe, was er verurteilt.

Wollte oben nur mal provokant rüberkommen. Ist jetzt aber arg OT.

Allgemein: Politische Meinung und Leistung (auf dem Sektor RPG oder anderswo) sind getrennt zu betrachten.
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Offline Settembrini

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #20 am: 31.03.2006 | 15:09 »
Das sehen aber nicht alle so...
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Offline Thalamus Grondak

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #21 am: 31.03.2006 | 15:09 »
Es kommt auf die art der Differenzen an, und ob man jedesmal, wenn man mit dem Menschen zusammen ist sich mit ihm deswegen überwirft, oder ob die Meinung nur im Hintergrund steht.
Wenn es aber um Lob geht, dann halte ich mich da bei Menschen von denen ich weiß, das sie eine Meinung haben, die ich für unhaltbar halte eher zurück. Es zählt eben doch immer der ganze Mensch, und nicht nur häpchen von ihm.
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Offline Harry

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #22 am: 31.03.2006 | 15:11 »
Ich hab nur ein ganz besonderes Problem mit dem gemeinen Straßenlinken: Er hält sich für den guten und macht unter umgekehrten Vorzeichen das selbe, was er verurteilt.

*seufz* Und ich eins mit genau so Verallgemeinerungen. Aber das ist tatsächlich nicht Thema. Ich zitiere es weil es meinen Post eben unterstützt: gewisse Themen tauchen auf, eher früher als später, weil sie den Leuten so wichtig sind.

Und weil Leute wie ich so verbohrt sind und die Klappe nicht halten können, ich weiss  ::) ...

MfG,
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Offline Dr.Boomslang

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #23 am: 31.03.2006 | 15:13 »
Nee, da ist bei mir Ende! Also man kann ja viel ertragen, aber das ist untolerierbar.  ;)
Sehe ich eigentlich auch so, aber ich fühl mich grade sooo tolerant. CDU-Wähler sind ja auch Menschen (hab ich zumindest gelesen) ;D

Was die Sache angeht ob Rollenspiel in dem hier diskutierten Punkt irgendwie speziell ist:
Wenn überhaupt dann ist es eher noch wichtiger sich mit den Leuten gut zu verstehen, als bei anderen gemeinsamen Aktivitäten. Ein Spiel ist ja schließlich auch zum Vergnügen da. Und ein Rollenspiel ist zusätzlich noch ein Spiel in dem die persönlichen Ansichten vielleicht auch zu politischen oder moralischen Themen doch sehr leicht in den Mittelpunkt treten können.
Ich finde es auch nicht verkehrt seine persönlichen Ansichten im Spiel auf irgend eien Art einzubringen. Das lässt sich auch wohl kaum völlig vermeiden.
Das Spiel ist natürlich dann interessanter wenn verschiedene Ansichten da sind, trotzdem dürfen sie nicht so unterschiedlich sein dass sich die Spieler nicht ausstehen können.

Im Prinzip könnte das Spiel natürlich auch irgendwie ein Mittel sein völlig unterschiedliche Vorstellungen zusammen zu bringen, oder gar Personen die sich aus einem bestimmten Grund nicht leiden können näher zu bringen. Das halte ich sogar für möglich, allerdings wäre das dann kein Spiel zur Unterhaltung mehr sondern ein Kommunikationstechnischer oder therapeutischer Ansatz, aber diese Formen des Rollenspiels soll es ja auch geben.

Offline Stahlfaust

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #24 am: 31.03.2006 | 15:13 »
Ich kann meine politische Meinung durchaus nicht mit zum Rollenspiel nehmen. Ich habe schon mit einem selbsternannten "Anarchisten" gespielt, obwohl ich kaum Verständnis für eine solche Meinung aufbringen kann. Dennoch war es sehr lustig, seine etwas "chaotische" Art hat durchaus Leben ins Spiel gebracht. Also ich hab kein Problem damit. Nur weil man zusammen rpg spielt muss man ja keine Busenkumpel werden.
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Offline Settembrini

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #25 am: 31.03.2006 | 15:19 »
Zitat
Im Prinzip könnte das Spiel natürlich auch irgendwie ein Mittel sein völlig unterschiedliche Vorstellungen zusammen zu bringen, oder gar Personen die sich aus einem bestimmten Grund nicht leiden können näher zu bringen. Das halte ich sogar für möglich, allerdings wäre das dann kein Spiel zur Unterhaltung mehr sondern ein Kommunikationstechnischer oder therapeutischer Ansatz, aber diese Formen des Rollenspiels soll es ja auch geben.

Das interessante finde ich, daß die wenigsten ihre politische Überzeugung ins Rollenspiel übertragen. Da regt keiner einen Streik an, alle sind mit Waffen unterwegs, Böse ist Böse, Gut ist Gut.
Keine Kopfpauschale oder Revisionismus. Wohingegen in entscheidungen des echten lebens auch immer politik mitschwingt. Ich komme mit Leuten im RSP eher aus, als mit könträren Meinungen z.B. in der Uni.
Bei den StuPa-Aktionen könnte ich die Wände hochgehen, aber wenn ich mit einem von denen Zocke, gibt es keine Probleme.
Vielleicht liegt es nur an der inkonsequenz meiner polit. Gegner ... >;D
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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #26 am: 31.03.2006 | 15:24 »
Naja, ich bin ja ein böser Stimmungsspieler. Sprich ich bin nicht ich selbst, den ich da spiele, sondern eine Figur.

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #27 am: 31.03.2006 | 15:26 »
Bei den StuPa-Aktionen könnte ich die Wände hochgehen, aber wenn ich mit einem von denen Zocke, gibt es keine Probleme.
Vielleicht liegt es nur an der inkonsequenz meiner polit. Gegner ... >;D
Wo Du gerade das StuPa erwähnst. In meiner Studienzeit habe ich u.A. mit einem führenden RCDS'ler gespielt. Der hatte sich ständig mit den Grünen aus dem StuPa in den Haaren, bis er mal am Rande erwähnte, dass er Rollen spielte. Dabei stellte sich raus, dass die 2 Grünenabgeordnete und Teile der alternativen Liste (damals die Kommunisten) Rollenspieler waren. Danach gingen die Debatten des StuPa wesentlich gesitteter von statten. ;D
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #28 am: 31.03.2006 | 15:29 »
Naja, sowas nennt man dann wohl den Segen der Gemeinsamkeiten.

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #29 am: 31.03.2006 | 15:37 »
Genau der Effekt ist mir auch aufgefallen. Im RSP sind die Cleavages andere, als im echten Leben. Gerade deswegen finde ich die Kritik an Synapscape so merkwürdig:
Mit stimmungsvollem, Atmosphäre betontem Spiel liegt er doch voll im Trend >;D
Zumindest aber nicht am Rand der Szene.
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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #30 am: 31.03.2006 | 15:41 »
Naja, andererseits ist er ja auch nicht stark angegriffen worden, sondern nur kritisiert worden. Und das muss man abhaben.
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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #31 am: 31.03.2006 | 15:48 »
Ich glaube eher, dass Rollenspiel in diesem Sinne eine Tätigkeit ist wie Sport oder Briefmarkensammeln: So lange man sich nur lose kennt und sich nur übers Hobby austauscht, gibt es keinen Ärger (jedenfalls nicht wegen politischer Dinge). Ich habe schon mit Leuten von extrem Links bis Rechtsaußen gespielt (allerdings nicht in einer Gruppe) - null problemo.

In meinen festen Runden driften die Wertvorstellungen nicht so stark auseinander, aber auch da gibt es genug Positionen, um sich die Köpfe heißzureden. Und wir machen auch davon Gebrauch, denn feste Runden setzen für mich einen gewissen Grad von Freundschaft voraus und ich bezeichne alle meine dauerhaften Mitspieler als meine Freunde. Mit Freunden sollte man aber auch diskutieren können. Nur: Wir können auch nach (fruchtlos beendeter) Diskussion immer noch zusammen spielen oder einen trinken gehen. Das macht für mich Toleranz aus (Ihr hättet seinerzeit mal unsere Diskussion zum Thema Todesstrafe erleben müssen, das ging richtig ab).

Abgesehen davon habe ich sowieso etwas Probleme, meine politische Heimat zu verorten (wahrscheinlich leicht rechts von der Mitte; früher war ich eher leicht links, man wird mit dem Alter oft konservativer). Das zwingt jedenfalls zu einer offenen Weltsicht. Solange sich jemand auf dem Boden unserer Verfassung bewegt, habe ich mit ihm kein persönliches Problem. Ich muss ja seine Meinung nicht teilen und werde ihm klar machen, dass er das umgekehrt auch nicht von mir erwarten sollte. Aber Gedankenaustausch ist immer gut. Nur Fanatiker kann ich nicht leiden, und denen bin ich schon bei Burschenschaftlern, Gewerkschaftsmitgliedern, Kirchenchormitgliedern und Schrebergärtnern begegnet. Gezielte Gewalt gegen Personen und Gegenstände (außer im Rollenspiel, zur Gefahrenabwehr oder zur Selbstverteidigung) lehne ich grundsätzlich ab. Wer mir damit kommt, ist unten durch. Mit dem spiel ich nicht und trink mit ihm auch kein Bier mehr.

Burschenschaftler, die sich mit dem Säbel hauen, fallen für mich nicht unter die Kategorie "gewalttätig", denn die machen es freiwillig und ritualisiert. Das ist für mich nichts anderes, als Leute die Live Re-Enactment machen (z.B. mittelalterlicher Schaukampf). Linke Demonstranten, die sich auf einer Demo mit der Polizei prügeln, kann ich tolerieren, solange nicht der Zweck  der Demo in Randale besteht, sondern es sich nur um eine aufgestachelte Stimmung handelt, wo halt mal die Fäuste fliegen. Das schließt den Gebrauch von gefährlichen Gegenständen naturgemäß aus, denn die bringe ich ja extra mit, um andere zu verletzen. Gleiches gilt für das Verhalten bei Großveranstaltungen wie Rockkonzerten oder Fußballspielen.

Fazit: Mit Herrn Ex-Außenminister Fischer würde ich mich nicht an den Tisch setzen wollen, da er sich nie wirklich von seiner Randale-Vergangenheit distanziert hat (jeder macht Fehler, aber dann sollte er das auch zugeben). Ich habe aber schon Grün gewählt. Mit Herrn Martin Hohmann (ex-CDU), der 2003 die Juden als "Tätervolk" bezeichnet hat, würde ich ebenfalls kein Bier trinken wollen, weil seine Entschuldigungen nur Lippenbekenntnisse waren und für mich der Begriff "Tätervolk" eine Geschichtsklitterung und Wahrheitsverzerrung darstellt (auf gut deutsch: Es ist übelste Propaganda, die schon Stalin benutzt hat). Ich habe aber schon CDU gewählt.


Offline critikus

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #32 am: 31.03.2006 | 15:57 »
OT oder zur Verständlichkeit

Hallo Setembrini, obwohl des Englischen einigermaßen mächtig, versteh ich nicht was Du die ganze Zeit mit "cleavages" sagen möchtest. Es gibt doch sicher einen ganz einfachen, für alle verständlichen deutschen Begriff dafür. ;-)

cleavage s.
1. Spaltung f (a. Chemie u. übertragen); Spaltbarkeit f;
2. Zwiespalt m;
3. Biologie (Zell)Teilung f;
4. Brustansatz m, Dekolleté n
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Offline Azzu

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #33 am: 31.03.2006 | 16:07 »
Die Leute, mit denen ich regelmäßig in einer Runde spiele, muss ich schon mögen. Es muss nicht gleich eine richtige Freundschaft entstehen, aber eine gewisse Symapthie zu den Mitspielern ist für mich wichtig. Ob ich jetzt meine Sympathie für andere an deren politischer Einstellung fest mache, oder nicht, hängt für mich mit Rollenspiel nicht unmittelbar zusammen. Es wirkt sich nur mittelbar darauf aus.

Für mich persönlich gilt: Solange jemand seine politische Meinung für sich behält, wenn er nicht danach gefragt wird, messe ich ihn primär an anderen Kriterien. Und am Spieltisch frage ich nicht danach.

Ich war übrigens bei der Armee UND habe schon für den DGB gearbeitet. Will jetzt überhaupt noch jemand mit mir spielen?  ;)

Offline Vanis

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #34 am: 31.03.2006 | 16:43 »
Normalerweise kenn ich die Leute, mit denen ich spiele. Das sind Freude, die ich ja gerade deswegen kenne, weil man ungefähr dieselben Ansichten hat.

Wenn ich jetzt übers Rollenspiel neue Leute kennenlerne, dann frage ich ja nicht gleich nach deren politischen Überzeugungen. Bei Berufen gehe eh davon aus, dass die wenig über die Überzeugungen aussagen. Grad aus der Bundeswehr hab ich ein paar echt interessante Leute kennengelernt. Ich würde nie davon ausgehen, dass das alles Waffenfanatiker sind.
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Offline Arbo

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #35 am: 31.03.2006 | 17:19 »
Naja, eigentlich kommt es drauf an, wie intensiv man spielt. Wenn ich auf ner Con. oder einer Messe leite, kann ich mir i.d.R. die Leute nicht aussuchen. Sicherlich bekommt man dann als SL die ein oder andere Kinderstube mit, aber wie geschrieben - man muss damit selbst fertig werden. Wenn man sich also nicht sonderlich oft sehen MUSS, kann man die ein oder anderen "Schnitzer" ertragen ... oder selbst "austeilen"  >;D

Ansonsten ist das so eine Sache - ich halte es da ähnlich wie EIN. Wenn mir jemand permanent seine Meinung aufdrücken will, da gibt es Paroli. Und meistens so, dass sowas zukünftig unterbleibt - im schlimmsten Falle spielt man dann nicht mehr miteinander ;) Ansonsten ist das auch eine Sache der Sympathien, Sozialisierungen usw. - ich habe schon mit Leuten politische auf einer "Linie" gelegen, die dann auf anderen Gebieten völlig konträre Meinungen besaßen. Und? Solange mir nicht pentetrant und ständig auf bestimmten Werte rumgetreten wird, ist das auszuhalten und O.K. - gehört dazu. Je intensiver ich mit bestimmten Leute spielen, desto intensiver eigentlich auch die Beziehungen dazu und da müssen dann auch ein paar "soziale" Standards eingehalten sein ... So ist das Leben.

Warum also rumjammern?

-gruß,
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Offline Arkam

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #36 am: 31.03.2006 | 17:22 »
Hallo zusammen,

also wenn gutes Fanmaterial anders gewertet wird weil jemanden die politische Meinung des Autors nicht paßt finde ich das unverständlich. Ich habe mir bisher nur den Ruf Nr.3 teilweise angeschaut und da finde ich eben nur sehr schön gemachtes Fanmaterial und nicht den Versuch die politische Meinung des Autors zu verbreiten. Synapscape kenne ich bisher nur aus dem Cthulhu Forum. Da vertritt er durchaus seine Meinung aber er tut das sachlich und nicht provozierend.
Am Spieltisch sitze ich mit zumindestens guten Bekannten zusammen. Da gibt es natürlich auch schon Mal politische Diskussionen und unterschiedliche Positionen aber der Grundtenor ist dann doch ähnlich.
Bei Spielen auf einem Con oder ähnlichen Veranstaltungen kenne ich die Leute ja garnicht. Solange mein Mitspieler spielen möchte und nicht politische Propaganda liefern möchte kann ich mit eigentlich jedem spielen.

Gruß Jochen
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Offline Settembrini

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #37 am: 31.03.2006 | 17:24 »
"Cleavages" sind Bruchlinien in einer Gesellschaft. Da es auß einer Soziologischen Theorie stammt, wird der Begriff meist im Englischen belassen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Cleavage
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Offline Aeron

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #38 am: 31.03.2006 | 17:30 »
Ich hätte grundsätzlich kein Problem mit jemandem zu spielen, der eine andere politische Meinung hat - solange man nicht über Politik redet.
Ansonsten sehe, ich es wie bei einigen anderen hier: wenn die Person mit ihrer politischen Meinung mir auf den Kranz geht, dann müßte ich es mir doch nochmal überlegen mit ihr zu spielen.

Synapscape

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #39 am: 31.03.2006 | 18:53 »
Oh ein Thema zum mitreden, wie schön.
Politik und Rollenspiel...in Settings, die in einer realen Welt spielen, z.B. Cthulhu in den 1920ern, MUSS Politik ein Thema sein, wenn man sich mit der Spielwelt intensiver beschäftigen möchte. Klar, zum Feierabendspass alle paar Wochen muss man das nicht unbedingt tun, aber sobald man sich mit dem Thema näher auseinandersetzt und pseudo-historische Handlungen einbaut, dann ist es sehr wichtig.

Wichtiger ist aber die Frage: Was ist Politik?
Was drückt zum Beispiel ein Avatar, der einen Soldat des 1. Weltkrieges zeigt aus?
Was für eine Politik heißt ein Mensch für gut, der sich für den Weltkrieg interessiert und der nicht nur Täter in allen jener Generation sieht?
Kann irgendjemand anhand dieser Fakten auch nur die geringste Aussage darüber treffen, welche Partei ich zum Beispiel wähle?

Die einfache Antwort ist: NEIN.

Erschreckend ist es nur, wie derartige "Symbole" doch zu Mißverständnissen und auch zu heftigen Diskussionen führen. Als "provokant" wird es sogar bezeichnet, wenn man anstelle eines Ausschnittes aus einem Manowar-Cover einen behelmten Soldaten des Großen Krieges verwendet. Wie bigott ist das denn? Auf der einen Seite verehrt man mit Motiven aus der Fantasywelt zum Beispiel oder mit Spielen wie Werewolf heroische, solzialdarwinistische und teilweise gar faschistoide Strukturen, auf der anderen Seite verflucht man ein historisches Abbild eines Mannes, der unter Garantie kein Nazischerge war, da er nicht einmal mehr in dieser Zeit lebte, als Symbol irgend einer Ideologie? Wie kann das passieren?

Und da kommen wir direkt zum Thema amerikanische Propaganda. Irgend jemand meinte, die habe in den 68ern aufgehört und wäre reine Unterwürfigkeit dem Sieger gegenüber gewesen. Das ist falsch, denn sie umfasst uns permanent und in allen Lebensbereichen. Ein paar typische Nach-68er-Beispiele aus unserer jüngsten Vergangenheit sind diese:

Hat schon mal jemand darüber nachgedacht, warum bei uns der D-Day zu einem alljährlich (vor kurzem sogar richig groß) zelebrierten Superereignis wird, bei dem sich der Amerikaner als Retter der Freiheit aufspielt und stets nicht vergisst, welch schreckliche Verluste er dabei erlitten hat? Und warum aber alles, was wir über russische Feiern anlässlich des Kriegsendes oder der Erreichung Berlins usw. hören höchstens am Rande und wenn überhaupt dann von Affen in Naziuniformen handelt? Und das obwohl das 1941 überfallene Russland durch den Krieg über 25 Millionen (!!!) Opfer zu beklagen und gegen Nazideutschland fast drei Jahre lang alleine kämpfen musste? Ob das vielleicht ein kleines bisschen am kalten Krieg liegt und der Tatsache, dass der Amerikaner ganz fleissig alte Nazi-Parolen weiter propagierte? Ratet mal,w er den Begriff vom eisernen Vorhang geprägt hat...

Ein anderes Beispiel ist dieser Propaganda-Film "Nicht ohne meine Tochter", der aus Iranern barbarische, westliche Frauen und ihre süßen Kinder entführende Monster macht. Wohlgemerkt ohne in irgendeiner Form zu differenzieren. Hingegen macht uns die amerikanische Medienwelt glauben, dass die im tiefsten feudalistischen, frauenverachtenden Mittelalter lebenden Saudis unsere Freunde sind. Waren ja auch 1991 schön brav bei der Allianz dabei, nicht wahr? Und wer an der Seite des Amerkianers kämpft MUSS ja gut sein.

Gegrade auch in der modernen Popkultur ist die amerkianische Propaganda durchdringend. Nicht nur in Deutschland. Viele europäische Nationen haben ihre kulturelle Identität zugunsten einer Amerikanischen teilweise eingebüßt und sobald man einmal anderer Meinung ist als die Weltenformer in Washington, wird man mit Begriffen wie "das alte Europa" konfrontiert.

Wie kommt es eigentlich, dass sich in den Parteiprogrammen der renommierten deutschen Parteien teilweise mehr Punkte zum Thema Terrorismusbekämpfung finden als über Maßnahmen gegen gewalttätige Neonazihorden?

Da sollte man mal drüber nachdenken.

Hurle Vents

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #40 am: 31.03.2006 | 18:58 »
Meine Mitrollenspieler müssen nicht die gleichen "Anforderungen" erfüllen, wie meine Freunde. Aber sie müssen mir einigermaßen sympatisch sein. Sind sie das nicht, dann spiele ich auch nicht mit ihnen. Sollte z.B. die politische Meinung extrem von meiner abweichen, dann könnte das durchaus auch ein Grund sein, getrennte Wege zu gehen, ist mir bislang aber noch nicht passiert.

Zitat
Spielt man mit der gesamten Person, oder nur mit dem Aspekt, mit dem man das Hobby teilt?
Da ich Menschen, vor allem, wenn ich sie in meiner Freizeit treffe, nicht in Aspekte aufteile, spiele ich mit der gesamten Person. Wobei es durchaus manchmal so ist, dass ich über das Rollenspiel hinaus - gerade in relativ jungen Runden - wenig von einem Mitspieler weiß. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß, aber wenn ich dann erfahre, dass es sich z.B. um einen Fascho handelt, schmeiße ich ihn trotzdem raus oder gehe.

Wenn wir schon bei Politik sind, dann sag' ich auch noch, dass ich seit geraumer Zeit hier den Speaker's Corner nicht mehr lese, damit ich nicht ausgesprochene Abneigungen gegen manche User entwickle, gegen die ich in Rollenspieldiskussionen ansonsten gar nichts hätte.

...und in Rollenspielforen mag ich die Leute manchmal am liebsten, die ich im wahren Leben vielleicht sogar als Kotzbrocken empfinden würde, weil sie das triste Forenleben so ungemein bereichern.  ;D

Offline Azzu

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #41 am: 31.03.2006 | 20:06 »
Wenn wir schon bei Politik sind, dann sag' ich auch noch, dass ich seit geraumer Zeit hier den Speaker's Corner nicht mehr lese, damit ich nicht ausgesprochene Abneigungen gegen manche User entwickle, gegen die ich in Rollenspieldiskussionen ansonsten gar nichts hätte.

*g*

Geht mir genauso. Wobei mich meistens weniger die vertretenen Ansichten als solche erschrecken, als vielmehr die dafür vorgebrachten Argumente.

wjassula

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #42 am: 31.03.2006 | 20:24 »
Vorweg: ich bin derjenige, der sich schon im preussischen Blog gegen Synascapes Position geäussert hat, und damit wohl der Anlass für diesen Thread war.

Zu Synascapes letztem Beitrag fällt mir aber wirklich nichts mehr ein. Die Ehrenrettung deutscher Soldaten, das "nicht nur Täter sehen", das Gerede von Überfremdung durch die USA, dieser deutsche Kulturnationalismus, garniert mit ein bisschen Iransympathie - das alles fügt sich für mich zu einer Position zusammen, die ich nicht einfach so wie jede andere politische Meinung diskutieren kann und will. Das ist so weit jenseits von allem, was ich für diskutabel halte, dass jede Reaktion von meiner Seite zwangsläufig zu Verstössen gegen die Diskussionsordnung dieses Forums führen würde.

Ich möchte stattdessen lieber etwas positives äussern, was mir wichtig ist: Die Weltkiegssoldaten, denen ich dankbar bin, sind die der roten Armee und der USA, die Deutschland vom Faschismus befreit haben, nicht den deutschen Mitläufern und Mödern. Den USA bin ich dankbar für eine unübersehbare kulturelle und politische Vielfalt. Mehr noch als die dringend notwendige Lektion in Demokratie meine ich damit Elvis, die grossen Künstler des Jazz, Rap, HipHop und Techno, literarischen Modernismus, pragmatistische Philosophie, Kino, Fernsehen -  und nicht zuletzt Rollenspiele.

Diese Tradition steht für mich für eine Kultur, die sich nicht als völkische "Nationalkultur" versteht, sondern als ein veränderliches Konstrukt, dass sich aus unterschiedlichsten Einflüssen, Herkünften und Stimmen speist. Es ist damit gerade die Absage an die Einheit von Volk, Staat und Nation, die von Kultur angeblich zusammengehalten wird. Das Versprechen (und das Gegengift zum deutschen Faschismus) heisst Individualismus und Internationalismus statt Volksgemeinschaft und Nationalkultur.

Für den Verlust von auch nur einer Vorstellung von sowas wie "kultureller Identität" bin ich ausgesprochen dankbar.

Sklavenhaltung, Imperialismus und Gutanamo Bay relativieren dieses Verdienst für mich in keiner Weise. Dass die USA schreckliche Verbrechen begangen haben, ist nicht zu leugnen, aber gewiss kein Sonderfall der Weltgeschichte. Dazu werden sie meiner Ansicht nach nur von denen gemacht, die von eignen Verbrechen ablenken wollen: islamistischen Regimen, Unrechtsstaaten wie China und Russland und leider auch immer wieder in Deutschland.

Darüber sollte man mal nachdenken - wenn ihr mich fragt.

Meine Weigerung, das hier weiter zu diskutieren, möge man bitte akzeptieren. Ich denke, diejenigen, die mich länger aus dem Forum oder persönlich kennen wissen, dass ich diskussionsfähig bin und auch andere Meinungen gelten lasse. Hier ruhig zu bleiben geht aber über meine Kräfte. In zweiter Linie möchte ich Synascape nicht noch mehr Gelegenheit geben, die Position der "neuen Mitte" hier noch weiter auszubreiten (denn geistiges Eigentum der Rechten ist das ja längst nicht mehr - grüne Politikerinnen und deutsche PopusikerInnen äussern sich ganz genau so). Das letzte Posting hat mir wirklich gereicht. Genau genommen ärgere ich mich jetzt schon über meine Reaktion im Blog...und dass ich hier noch weiter schreibe, ist auch irgendwie paradox. Aber so ist´s ja immer - soll man den Kram unwidersprochen stehen lassen oder eine noch grössere Diskussion anzetteln? Wie man´s macht ist halt falsch.

Ähm, die Frage aus dem Eingangspost ist damit auch beantwortet, oder  ;)?

Offline Stahlfaust

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #43 am: 31.03.2006 | 20:27 »
Volle Zustimmung an Synapscape. Die Ami-Propaganda in Deutschland ist mitnichten beendet.
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Offline Azzu

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #44 am: 31.03.2006 | 20:30 »
Da es sich jetzt wohl nicht mehr aufhalten lässt: Wie wäre es damit, die konkrete politische Diskussion abzutrennen und in die Speakers Corner verschieben?  ::)

Offline Lord Verminaard

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #45 am: 31.03.2006 | 21:14 »
Ich persönlich finde ja, dass es im persönlichen Umgang wesentlich wichtigere und definierende Themen als Politik gibt. Wobei man ja vieles politisieren kann, wenn man es darauf anlegt. Ist Rassismus politisch? Frauenfeindlichkeit? Ist ein dämlicher Schwulenwitz politisch? Müßige Fragen. Wenn es zu penetrant wird, fängt die Person an, mit auf die Nüsse zu gehen. Dann will ich auch nicht mit ihr spielen.

Daneben finde ich es, wenn hier Leute punktuell versuchen, die durch das Rollenspiel geschaffene Fiktion zu politisieren. Das ist genauso scheinheilig wie die fünfhunderttausendste "Mord im Rollenspiel"-Diskussion. Das wäre eigentlich mal was für den Rant-Channel, aber den boykottiere ich.
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Offline Settembrini

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #46 am: 1.04.2006 | 01:38 »
Ja ich denke, die konkreten Fragen sollten in einem anderen Thread geklärt werden. oder auf meinem Blog, da haben wir auch einen über das Dritte Reich promovierten Historiker, der mitliest und kommentiert, da geht dann alles in geordneten Bahnen ab.

@Vee, lord:
Es ist aber so, daß es gute deutsche Sitte ist, im direkten Umgang mit Menschen politik außen vor zu lassen. Politik ist bei uns ein sehr privates Thema und ich kenne viele, die eine politische Diskussion, egal welchen Inhalts, als unhöflich und wichtigtuerisch oder schlicht unangenehm empfinden. Ich glaube daß zwar alles politisch ist, dieser Fakt in Deutschland aber im Rahmen der sozialen Gepflogenheiten sehr oft unter den Teppich gekehrt wird.
Deswegen kann ich mEn mit vielen leutenüberhaupt nur spielen.

Was ich garnicht verstehe, daß Wjassula nun "Der Ruf" schlecht findet, obwohl er ihn vorher gut fand ???,  weil er Synapscape aufgrund seiner Aussagen in irgend eine Ecke stellt, die aber bei der Lektüre von "Der Ruf" nicht zutage trat. Entwertet das das für Dich?
oder wie?
Warum kannst Du "Der Ruf" nicht mehr gut finden, wenn Du es vorher tatest?
« Letzte Änderung: 1.04.2006 | 01:45 von Settembrini »
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Synapscape

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #47 am: 1.04.2006 | 01:54 »
Ich möchte ehrlich gesagt die Diskussion auch gar nicht ausweiten, denn in einem Rollenspielforum passt es eh nicht so recht und vor allem geht sie in völlig falsche Richtungen, da man anfängt, die politische Einstellung Einzelner und nicht mehr das Thema ansich zu behandeln. Zudem kommt, das manche Personen wie Wjassula versuchen, aus wenigen Bruchstücken das politische Weltbild anderer zu interpretieren, was dazu führt, dass man außer plakativen und auf Klischees beruhenden Anschuldigungen keine Argumentationsgrundlage hat.

Ich möchte nur allen politischen Theoretikern noch gerne folgendes auf den Weg geben:

man sollte sich von allem ein eigenes Bild machen und nie einzig auf das bauen, was einem Medien, Lehrer oder andere Menschen erzählen.
Es gibt von jedem Thema so viele verschiedene Ansichten. Wenn man sich dann auf einen einzigen Standpunkt beschränkt (so wie dies übrigens die Propaganda tut), dann vergibt man seine Chance, mehr von den Hintergründen zu erfahren. Gerade in einem freien Land wie unserem haben wir zum Glück die Chance, mehrere Seiten der selben Medaille betrachten zu können und diese Chance sollte niemand leichtfertig wegwerfen oder ungeachtet verstreichen lassen.
Im Idealfall ergänzt man aber die Informationen aus sekundären Quellen durch eigene Erfahrungen. Ich würde daher gerade Menschen, die mir eine "Iranfreundlichkeit" in Verbindung mit rechtem Gedankengut vorwerfen fragen, ob sie selber denn schon einmal im Iran waren? Ob in Saudi Arabien? Ob sie in den USA waren oder ob sie all ihre Weisheit einfach nur aus diversen Zeitungen, dem Fernsehen und Gesprächen mit gleichegsinnten Freunden erhalten?
Ich selbst war im Iran und im Nahen Osten, ich war drei Monate lang bei der US-Armee in den Vereinigten Staaten, ich habe Soldatenfriedhöfe gepflegt an der Somme (nicht nur deutsche), habe meinen Urlaub dazu genutzt, mir eine Vorstellung vor Ort vom Grauen von Verdun zu machen und ich habe in Auschwitz dabei geholfen, Barracken zu reparieren und Denkmalpflege zu betreiben, weil dieses Zeugnis vergangener Verbrechen leider zunehmend verfällt und schlecht subventioniert wird. Irgendwann führen solche persönlichen Erfahrungen nämlich dazu, mediale Weltbilder zu hinterfragen und es wird auch immer schwerer Verständnis für "Theoretiker" und "Weltverbesserer" aufzubringen, deren politisches Engagement oder zeitgeschichtliches Interesse über einen Stuhlkreis im Sozialkunde-LK nicht herausgeht.

Und da schließt sich wieder der Kreis zum eigentlichen Thema: Rollenspiel ist bis zu einem gewissen Grad nur ein Spiel, aber gerade als Erwachsener, der langsam die 30 erreicht, wird es vielleicht auch interessant, inhaltlich mehr Tiefe zu erreichen. Gerade in semi-historischen Settings. Wenn es dann in der Spielgruppe eine oder gar mehrere Personen gibt, die zum Beispiel über viel Wissen bezüglich der Weimarer Republik oder dem Aufstieg des Faschismus haben, warum sollte man dieses Wissen nicht auch ins Spiel einbringen? Es entsteht vielleicht ein Lerneffekt und macht eventuell sogar sehr komplexe Sachverhalte spürbar, weil man als Spieler in die Situation kommt, sie selber zu "erleben". Es gibt keine Zeitmaschine, aber viele sind im Rollenspiel doch bestrebt, ein möglichst autentisches Flair der jeweiligen Spielwelt zu erzeugen. Warum also nicht auch eine politische Thematik umsetzen und das funktionierende Mittel des Rollenspiels dafür nutzen?

Sicherlich kann kein Spiel die Realität ersetzen. Meine Meinung ist immer noch die, das man alle Jugendlichen während ihrer Schulzeit für eine Woche nach Auschwitz bringen sollte. Erstens ist dies gut für die Denkmalpflege und zweitens bin ich mir sicher, dass danach die Zahl der Neonazis rapide abnehmen würde. Diese persönliche Erfahrung bringt nämlich mehr als tausend Stunden theoretischer Unterricht. Ich möchte hier nicht aufrufen, den Holocaust nachzuspielen. Aber weniger brisante und trotzdem wichtige historische Ereignisse könnte man eventuell im Rollenspiel simulieren und damit dem Spieler - wenn auch ein weitaus schwächeres - persönliches Erlebnis verschaffen. Gerade die spannende Zeit der Weimarer Republik böte dort viele Ansätze für Abenteuer, die man mit eben solchen persönlichen, politischen Erfahrungen verbinden könnte. Vom Lernfaktor wäre es mit Sicherheit positiver und erfolgreicher als eine ständige "Du bist Schuld"-Berieselung.

@Settembrini:
Ich denke, Wjassula steht hier die Emotion im Weg, denn anders ist eine solche Entscheidungsfindung nicht zu erklären. "Gefallen" und "Geschmack" hat ja selten etwas mit dem reinen Verstand und der Logik zu tun. Vielmehr entwickelt sich so ein Gefühl aus den Emotionen heraus. Wjassula diskutiert ja auch nicht, wie er offen zugibt, da es ihn emotional zu nahe kommt. Und das ist das Ergebnis von Propaganda. Sie zielt nämlich nicht darauf ab, Menschen zu informieren, sondern Menschen emotional zu konditionieren. Ohne es sicherlich selber zu wollen gibt Wjassula hier also direkt selbst ein perfektes Beispiel dafür, was Propaganda mit Menschen macht und das sie auch heute noch fantastisch funktioniert.
« Letzte Änderung: 1.04.2006 | 01:59 von Synapscape »

Offline Settembrini

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #48 am: 1.04.2006 | 02:19 »
@Synapscape: Ich finde es ehrlich gesagt problematisch, Politik offen ins RSP einzubeziehen. Insbesondere ist es mir bei Cthulhu einmal übel aufgestoßen, als jemand ganz für die "s.-A." (stimmungsvolle Atmosphäre) unbedingt einen KKK anhänger spielen mußte, welcher dauernd Hetzparolen gegen alle erdenklichen Gruppen von sich gab. Normalerweise ist der Spieler eher intellektuell-tolerant, aber sein Charakter war so widerlich, das stieß mir übel auf.
Was ich aber unterstütze, ist die grundsätzliche Tatsache, daß man Menschen aus der Vergangenheit nicht mit heutigen Maßstäben messen sollte, wenn man sie realistisch darstellen will.
Die Frage ist nur: Wen und was will ich wirklich realistisch darstellen? Was gewinne ich dadurch, was verliere ich?

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #49 am: 3.04.2006 | 12:03 »
In vielen aktuellen Settings können politische Bezüge eine Rolle spielen. Wenn arabisch aussehende Leute mit suspekten Koffern auftauchen, hat das durchaus einen politischen Bezug. Wenn sie tatsächlich Terroristen sind, ist das ein politischer Bezug - genauso, wenn sie es nicht sind.

Wie die meisten anderen hier spiele ich regelmäßig nur mit Leuten, die ich mag. Ein eingefleischter Nazi oder Frauenfeind wäre mir nicht sympathisch. Linke, die gewaltbereite Slogans von sich geben, hatte ich schon in der Runde (allerdings glaube ich nicht, daß sie ihre Slogans tatsächlich umgesetzt haben - sonst wäre das wohl auch etwas anderes gewesen). Irgendwann habe ich dann auch davon Abstand genommen. Nicht nur wegen der politischen Haltung, aber auch - ich fand es hochgradig lächerlich, daß der böse Nazi-Vampir tatsächlich ein Knilch war, der die CDU unterstützt. Und das war nicht als Satire gemeint.  ??? :o Allerdings muß ich zugeben, wenn da nicht noch andere Faktoren dazugekommen wären, würde ich wahrscheinlich immer noch mitspielen. Ich bin eben eher links- als rechtskompatibel.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #50 am: 3.04.2006 | 15:45 »
Es hängt für mich davon ab, ob ich mit Leuten klar komme, wen ich nicht mag, mit dem Spiel ich auch nicht, Ende der Geschichte. Zu mal eben so Probespielen ja, kann man gerne probieren, aber auf längere Sicht muß ich den Menschen auch leiden mögen.
Da ich nicht gut mit Menschen aus den beiden politischen Extremen gut zurecht komme, kommt bei mir auch garnicht die Frage auf, ob ich mit ihnen spielen würde.
Ansonsten ist es mir relativ egal, wir haben ansonsten alles von Grünen bis zur CDU vertreten, dass ist mir egal, man kann sich außerhalb der Rollenspielrunde darüber streiten aber nicht während dessen.
Zitat von: Ahasverus am Heute um 09:42
Im Grunde spielen wir die meiste Zeit also eine Art Wargame und erzählen uns dazwischen Stundenlang Geschichten wie es zum nächsten Kampf kommt. *leichte ironie*

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Offline Silas

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #51 am: 3.04.2006 | 22:29 »
Ich trenne es soweit wie möglich, wenn erforderlich. Ich vermeide sowas, besonders, wenn ich gerade einen Humanis-Poli-NSC für die Runde bastele, so als "Randböser" für SR, der aber natürlich nicht meiner Anschauung entspricht. Manche Ansichten von Freunden bzw. Spielern regen mich auf, ich seufze kurz, halte mich selbst für tolerant und einen tollen Menschen, schimpfe kurz und gehe dann über zur Tagesordnung. Insgeheim lege ich mir dann billigerweise zurecht, dass betreffende Leute eben noch nicht soweit sind und/oder mich nur ärgern wollen. Ja, soviel zur Toleranz, nicht wahr  :-\
Seid gegrüßt, Freunde, Gefährten und Verbündete im Kampf gegen das Böse!

Offline Settembrini

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #52 am: 4.04.2006 | 07:57 »
Zitat
Ja, soviel zur Toleranz, nicht wahr 
Toleranz wird oft misverstanden. Toleranz heißt nur, keine körperliche Gewalt/unmittelbaren Zwang gegen die andersdenkenden einzusetzen oder den Einsatz derselben gutzuheißen.
caveat lusor, sie befinden sich in einer Gelben Zone - Der PESA RHD warnt!

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