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[Inspectres] Zwei Versuche

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Purzel:
Mal wieder hat meine wöchentliche Rollenspiel-Testrunde zugeschlagen. Wir setzten uns bei dem schönen Wetter in den Garten und haben "Inspectres" gespielt.

Kurzbeschreibung des Systems

Bei "Inspectres" spielt man ein paar Geisterjäger, z.b. ganz im Stil von Ghostbusters, doch man kann sich eigentlich einen beliebigen Hintergrund dazu ausdenken. Man kann es fast spielleiterlos spielen, denn es setzt, um die Story zu erfinden, ganz auf die Kreativität und Ideen der Spieler. Der SL legt nur die Szenen fest, sorgt für die Einhaltung von Regeln und dass genügend Stress-Würfe gemacht werden. Ausserdem eskaliert er die Ereignisse, wenn die Spieler Proben verkacken.

Das Spiel hat ziemlich coole Charakterblätter. Toll gemacht. Auch die Aufmachung der Regeln ist klasse.

Inspectres-Homepage -- dort gibt's auch eine freie Startup-Version als PDF

Unser Setup

Zunächst mal mussten wir Charaktere erschaffen. Zur groben Orientierung einigten wir uns auf ein fiktives Setting. Und was wäre da besser geeignet als Bielefeld im Jahr 2006?  ;)
   So erhielten wir Henriette (die lange Zeit in Irrenhäusern verbracht hatte -- ich weiss allerdings nicht, ob das nun als Patient oder als Therapeuth gewesen ist), "Mahatma", die aus einer Polizistenfamilie stammte, und "Jochi", einen ehemaligen Gymnasiallehrer.
   Unsere Geisterjäger-Firma hatten wir aus einer Selbsthilfegruppe heraus gegründet, in der wir immer wieder Leute treffen konnten, die mit mehr oder weniger echten Geschichten über unheimliche Phänome zu uns kamen. Unsere Zentrale hatten wir in einem skurillen Buchladen in der Innenstadt. Geldgeber war ein Rumäne (Transsylvane?) namens Vladimir.

Zur Erschaffung der Firma gehörte es eine Handvoll Würfel auf "Bank", "Credit", "Library" und "Gym" zu setzen. Je nachdem wo die Würfel liegen kann man sich dann später da heraus Bonus-Würfel für bestimmte Proben ziehen.

* "Credit" = Technology Proben
* "Library" = Academics Proben
* "Gym" = Athlethics Proben
* "Bank" = egal für was, aber mit Risiko verbunden
Ausserdem durften wir uns noch ein paar Gimmicks erfinden, die unsere Firma schon besass: z.B. eine Waffe, mit der man Geister beschiessen kann, einen Ektoplasma-Spürer der als Nebeneffekt auch auf Ratten-Kot anspringt, und einen Computer, der die Buchladen-Klingel in Gang setzt, wenn wir im Internet nach paranormalen Phänomenen recherchieren.

Wir machten uns noch schnell damit vertraut, dass es pro Szene möglich ist ein "Confessional" zu machen: dazu haben wir einen extra Stuhl aufgestellt, damit sich der Spieler dort hinsetzen kann, der was erzählen möchte. Das muss man sich so vorstellen wie den Video-Beichtstuhl wie bei "Big Brother". Bei "Inspectres" hingegen darf man nur


* Ein Charakteristika eines anderen SCs beschreiben, für dessen Ausspielen es Extra-Geld zum Ende des Spiels gibt.
* Ein Plotdevice setzen, z.B. um so die Story in eine grobe Richtung zu lenken.
* Oder eine Rückblende einfügen, um ein paar Fakten zu schaffen, die für die Szene wichtig sind.
So verrückt, so gut ...

Purzel:
Der erste Auftrag

Vorbereitungen

Ein Restaurant-Besitzer kam zu uns in den Buchladen und beschrieb uns sein Problem. Es quietschte stündlich unheimlich in seinem Haus. Wir begaben uns zu dem Ort und setzten fest, dass das nun eine Pizzeria sein sollte. Wir untersuchten das Haus, stellten Mikrofone auf, entdeckten per Ektoplasma-Spürer, dass die Geisteraktivitäten am stärksten unterm Dach waren.
Zwischen Pizza-Kartoons und Deko-Gerümpel aus den 70er Jahren entdeckten wir einen Kasten, aus dem das Geräusch kam. Mein Charakter öffnete eine alte, kaputte Spieluhr, die wohl die Quelle des Geräusches war und wurde prompt von einem Geist angefallen. Glücklicherweise konnte man das Vieh von meinem Gesicht runterschiessen.

Tja, der erste Auftrag war irgendwie öde und hatte zu gut geklappt: wir hatten dauernd exzellente Ergebnisse gewürfelt, hatten keinen Stress, wir mussten keinen Würfel aus den 4 Bonus-Pools verbrauchen. Ausserdem waren wir schnell fertig. Zu schnell für unseren Geschmack, der Abend war noch lang, also starteten wir einen weiteren Versuch.

Der zweite Auftrag

Vorbereitung

Von dem ausgezahlten "Geld" machten wir ein paar Tage Urlaub, um uns zu regenerieren, und wir stockten die Bonus-Würfel-Pools deutlich aus. Eine junge Frau kam zu uns ins Büro und erzählte uns, dass ihr Professor seltsame Lichterscheinungen im Büro hatte. Prompt machten wir aus dieser Grundsituation ein Setting in einer Universität.

Durch Recherchen bekamen wir heraus, dass es sich bei den Lichteffekten um die Nebenwirkungen eines Portals in eine andere Dimension handelte. Mein Charakter liess sogar ein Buch mitgehen, mit dessen Instruktionen wir das Portal schliessen wollten (eine Mitspielerin hatte in einem "Confessional" angedeutet, dass mein SC es schwer hat sich von Büchern zu trennen, vor allem auch solche, die ihm garnicht gehören).

Damit wir in Ruhe und des Nachts operieren konnten hatte "Mahatma" ihre Verbindungen zum Hausmeister genutzt, um an einen Generalschlüssel zu besorgen. Wir holten uns für das Ritual 60 Bienenwachs-Kerzen aus dem Esoterik-Laden und ein paar Eier aus dem Bio-Laden und machten uns dann mit der übrigen Ausrüstung auf zum Büro des Professors.

In einem Confessional deutete ich an, dass wir in der Uni eine Überraschung erleben sollten. Aus der Andeutung wurde eine grosse Studentenparty, so dass unser Plan, heimlich und ungesehen zum Büro zu gelangen, etwas erschwerte. Dank des Generalschlüssels kam wir aber ins Büro. Der erste Stresswurf im Angesicht der komischen Lichter sorgte dafür, dass ab jetzt nach und nach das Chaos in unsere Handlungen Einzug hielt.

Harte Feldarbeit

Wir machten die Eier als Opfergabe bereit, stellten die Wachskerzen haargenau wie im Buch beschrieben auf ... bis auf die unschöne Tatsache, dass es genau spiegelverkehrt war. Wir legten fest, dass sich ein neues Portal deswegen öffnete und sich aber wenigstens das alte schloss. Das alte Portal war wenigstens harmlos und passiv gewesen, das neue fing schnell an Schleim abzusondern.

Das tolle, geklaute Buch gab uns den Hinweis, dass wir zum Schliessen des neues Tores eine Jungfrau brauchten, da dieses direkt in die Hölle führte. Nicht um sie zu opfern, sondern ein "unschuldiges" Wesen musste einen Text in Alt-Hebräisch vorlesen. Glücklicherweise hatten wir ja festgelegt, dass es im Gebäude eine grosse Studentenparty gab, und unter den Studentinnen dort gelang es uns eine beschwippste Jungfrau herauszupicken.

Leider wurde die Jungfrau doch etwas panisch und schrie herum und wurde vom Portal eingesaugt. Kraft eines "Confessional" erfand ich das Fakt hinzu, dass mein Charakter glücklicherweise ein Seil eingepackt hatte. Damit konnten wir sie verankern, damit wir sie nicht verloren.

Wir schossen auf den Raum-Zeit-Riss, wir zogen die Jungfrau raus, wir wimmelten Sicherheitskräfte ab, die Polizei wurde gerufen, wir waren nach allerhand missglückten Proben über und über mit Schleim bedeckt, und das Büro des Professors war knietief voller Ektoplasma, bis es uns endlich gelang die Jungfrau dazu zu bewegen ihren Satz in Alt-Hebräisch aufzusagen.

Dieses Spiel lief schon mehr so ab, wie es vorgeschrieben war. Durch frühe Stresswürfe wurde das Spiel deutlich schwerer, wir mussten auf die Bonus-Würfel in den 4 Pools zurückgreifen, um das Abenteuer zu schaffen. Deutlich mehr verkackte und nur halb geschaffte Proben sorgten weiterhin für mehr Aktion und Eingriffe des SL in die Handlung, um diese zu eskalieren.

Pendragon:
Ich spiele mit meiner Runde Inspectres und denke es kommt am Anfang mancmal vor das es eher öde ist.

Werdet ihr Inspectres noch mal spielen?

Mäx:
InSpectres... wie schön!
Tschuldigung, aber ich hatte im Laufe des letzten jahres eine handvoll Sessions mit dem System und mir als SL und ich liebe es einfach!
Die allererste Session, ein One-Shot ohne Verbindung zu den folgenden, wäre bei uns auch beinahe zäh und öde gewesen. Grund: Auf der einen Seite zwei DSA-Hartwurstler die kaum die Möglichkeit nutzten, beim Erfolg selbst zu erzählen was geht und die die Möglichkeit des "Confessional" kaum bis garnicht genutzt haben.
Auf der anderen Seite war eher zufällig meine Freundin dabei, die noch nie ein Rollenspiel gespielt hatte und die anderen mit der Masse ihrer kreativen Ideen beinahe Erschlug. Ein paar Mal hat sie auch die Regeln links liegen lassen und frei drauf los erzählt. Fand ich toll, die anderen Spieler kamen aber etwas wenig zum Zuge... das Spiel lief aber auch nur zwei Stunden.
Danach hatte ich noch vier Sessions mit "traditionellen Rollenspielern, von denen die erste richtig zäh lief, aber nichtsdestotrotz lustig war. Ich hatte sie zu wenig mit Stresswürfen ge- und mit meinen Erwartungen wohl etwas überfordert... aber dazu schreib ich später gern noch mehr: Ich muss nu an die Uni.

Joe Dizzy:
Mich würde statt des Plots viel mehr interessieren, was es für lustige Szenen mit den Charakteren gab. Welche trockenen Kommentare, absurde Situationen und komische Momente stachen heraus? Was für Aktionen haben das Spiel fast zum Stillstand gebracht, während die Gruppe sich am Tisch beäumelte?

Die Runden, in denen ich mehrere Aufträge hintereinander gespielt habe, empfand ich immer als sehr viel interessanter und ergiebiger als den Einzelauftrag, der den ganzen Abend dauerte. Aber das ist vermutlich von Gruppe zu Gruppe verschieden.

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