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Marketingstrategien für RPGs

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Alex:
Ich finde die Diskussion sehr spannend und will mich auch mal dran beteiligen.  ~;D

Ich denke, dass es nur zwei sinnvolle Möglichkeiten gibt, den Kreis an Rollenspielern zu erweitern, ohne wie blöd Kohle heraushauen zu müssen:
1. Die rollenspielnahen Gruppen locken.
Wenn ich mir ansehe, wie sich Brettspiele (Siedler, Carcassonne ...) und auch Computer-Spiele wie Diablo verkaufen, dann scheint es ein großes Interesse an Spielen im allgemeinen zu geben. Vor allem die Computerspiele zeigen, dass viele die Genre Fantasy/Science Fiction/Rollenspiel super finden. Auch Sims ist auf eine komische Art ja auch Rollenspiel.
In erster Linie würde sich die Spiele-Messe in Essen dazu eignen, Nicht-Rollenspieler an dieses Hobby heranzuführen. Dies geht aber IMHO nur persönlich und außerhalb der Rollenspiel-Stände. Ich denke da an (sehr) kurze Einführungsrunden. Diese sollte es einfach und überzeugend sein (praktisch keine Regeln, ein Charakter und viel Würfelaction).
Dieser erweiterte Kreis von Spielern könnte dann auch das Ziel für Werbemaßnahmen sein (also Werbung in Zeitschriften wie die Pöppel-Revue (falls es die noch gibt)). Stern und Fernsehzeitschriften bringen IMHO gar nichts.
2. Man muß ein Einführungsprodukt schaffen, was wirklich super-einfach ist. Selbst die Einführungsregeln von DSA sind da wahrscheinlich noch zu komplex (was keine Kritik an diesem Produkt ist). Man sollte die Leute nicht zuerst mit einem Spiel locken, sondern "nur" soweit bringen, dass sie sich für Rollenspiel interessieren (geile Bilder, eine gute Story ...). Erst im zweiten Schritt kämen super-einfache Einführungsmodule. Diese sollten fast nichts kosten (<5 Euro ?) und auch in allen Spielgeschäften (nicht nur Rollenspielläden) erhältlich sein (dazu zähle ich auch Karstadt, Wal-Mart ...).
Der erste Schritt muß sein, die Leute erst für das Thema zu interessieren, bevor man sie mit Einführungsboxen zuwirft.

Somit muß eine Werbestrategie nicht auf ein System bezogen werden, sondern erst auf Rollenspiel allgemein. Erst wenn sich Leute überhaupt dafür interessieren, kann man sie mit den Produkten locken. Jemanden einfach eine Box hinfeuern und hoffen, dass es ihm gefällt, halte ich für eine schlechte Strategie.

Ingo:

--- Zitat von: Ludovico am 25.08.2006 | 07:57 ---Ich frag mich, wieso Werbung immer so unterschätzt wird.
Ich kenn einen Betrieb, der wegen mangelnder PR pleite ging und einen Betrieb, dem es deswegen ziemlich mies geht.

--- Ende Zitat ---

Die meisten unterschätzen Werbung gar nicht, aber man muß sie sich erstmal leisten können. Kein deutscher Rollenspielverlag hat gerade mal einige hundert Tausend, die für Fernsehwerbung notwendig währen und auch Zeitungswerbung scheidet wohl für die meisten aus.
Bereits eine Ausstrahlung eines Werbespots im Regionalradio kostet über 1.000 € für 7 Widerholungen (was ja praktisch nichts ist). Überregionale Werbung geht also in die zehntausende.

Dann sehen wir doch mal, was ein Verlag an so einem Rollenspielbuch verdient. 50% bekommt der Handel, 5% gehen für Porto und Verpackung drauf. Lizenzen 10-20%, wenn es ein eigenes Produkt ist praktisch genausoviel für Zeichner und Autoren (nehmen wir die Mitte 15%). Druck und sonstige Vorabkosten ca. 15%. Bleiben also 15%. Bei einem Buch für 30,- € bleiben also (wenn man optimistisch rechnet) 4,50€ für das operative Geschäft (es sind wohl eher 3,- €) - vor Abzug der Steuern. Bei Büchern 7% -> 4,20€. Natürlich braucht man eine Buchhaltung, Software, Computer, Flyer, eine Homepage, Buchhaltung oder Steuerberater usw. Man muß zu Messen und Cons fahren.
Wie viel kann man denn von einem Quellenbuch verkaufen? 1.000 Stück? Na gut bei DSA vielleicht 5 bis 8 Tausend.

Was im Endeffekt übrig bleibt dürfte bei einem kleinen Verlag nicht mal ein Euro sein, wenn man überhaupt Gewinne damit macht.

Glaubt Ihr F&S, FanPro oder Pegasus verdienen etwas an Rollenspielen? Wohl eher nicht. Man verdient an Zinnminiaturen, Romanen, Würfeln oder als Großhändler.

Selbst wenn sich alle Verlage in Deutschland zusammen tun würden (und viele würden da nicht mitmachen) könnte man sich keine Fernsehwerbung leisten. Das ist einfach Utopisch.

Mit einigen anderen Leuten habe ich ja einen Kleinverlag gegründet und vertreibe unser Rollenspiel. Nicht weil ich damit Geld verdiene - es ist ein Hobby. Andere leisten sich einen Porsche, ein teures Haus, Urlaub oder eine Hifi-Highend Anlage. Ich gebe mein Geld für Rollenspiele aus. Ich werde in meinem Leben keinen Cent mit Rollenspielen verdienen (was ich aber auch nicht vor hatte). Die größeren Verlage können meistens froh sein, wenn sie ein kleines Plus mit ihrem System erwirtschaften, doch wie viele große Systeme gibt es? DSA, SR, WoD und D20 und selbst damit kann man praktisch kein Geld verdienen.

Ich mache natürlich weiter und investiere in mein Hobby. Aber teure Werbung ist nicht nur für mich utopisch.

Viele Grüße,
Ingo

Jestocost:
Ich glaube, wir sollten mal realistisch bleiben - Synergien sind ja schön und gut, aber solange die Nutzungssituation von Rollenspielen nicht mit anderen Hobbys mithalten kann, wird sich nix ändern...

Stellt euch doch mal den idealen Fall vor: Unser Interessent wurde angefixt und würde gern Rollenspiele ausprobieren...

Und was passiert dann?

1. Lonely Planet: In seiner Gemeinde gibt es keine anderen Rollenspiele. Er kauft sich also ein Spiel (wahrscheinlich DSA, weil es das einzige ist, dass es bei ihm im Spielwarenladen gibt), nimmt das Buch zur Hand und probiert es aus, nachdem er zwei bis drei Kumpels überzeugt hat, dass mal auszuprobieren... Wenn er jetzt Glück hat, hat's jedem Spaß gemacht und es kommt eine regelmäßige Runde zu stande...

2. Rollenspielladen: Wenn er Glück hat, findet er dort einen Aushang oder einen örtlichen Club. Vorausgesetzt, er findet den Rollenspielladen überhaupt oder weiß, dass es solche Läden überhaupt gibt...

3. Geoutete Bekannte: Oder er redet mit ein paar Kumpels darüber und diese offenbaren ihm, dass sie sowas auch tun und er gerne mal mitmachen könnte...

Ich glaube, dass wir die Idee, die hinter Rollenspielen steht, aus dem Dunstkreis der Rollenspieler herausbekommen muss: Rollenspiele kennen zu lernen muss so einfach werden, wie an einem Spieleabend teilzunehmen... Setz dich, nimm dir nen Keks, so geht's...

Ingo:

--- Zitat von: Jestocost am 25.08.2006 | 10:26 ---Ich glaube, dass wir die Idee, die hinter Rollenspielen steht, aus dem Dunstkreis der Rollenspieler herausbekommen muss: Rollenspiele kennen zu lernen muss so einfach werden, wie an einem Spieleabend teilzunehmen... Setz dich, nimm dir nen Keks, so geht's...

--- Ende Zitat ---

Da hast Du vollkommen recht. Wir waren jetzt dreimal auf der Leipziger Buchmesse und habe dort unser Rollenspiel präsentiert. 99% der Besucher haben noch nie ein Rollenspiel gespielt und 67% der Leute, die dann eine Runde bei mir gemacht haben auch nicht. Wißt Ihr was? Auf der Leipziger Buchmesse muß man im Durchschnitt 5 Minuten mit einer Person sprechen um Ihr ein Buch zu verkaufen (auf einem Con bin ich mich 20-30 Minuten dabei). Wir haben nirgendswo auch nur annährend so viel verkauft, wie auf der Buchmesse.

Es gibt durchaus die Möglichkeit neue Leute anzusprechen und ihnen Rollenspiel nahezubringen und solche Verantstaltungen sind dafür ideal. Wir können das aber nur dank dem Projekt Odyssee machen, Leute die einen Stand finanzieren und ihre Freizeit für uns Autoren opfern (womit ich nochmals meinen Dank aussprechen möchte).

Viele Grüße,
Ingo

Alex:

--- Zitat von: Ingo am 25.08.2006 | 10:32 ---Wir können das aber nur dank dem Projekt Odyssee machen, Leute die einen Stand finanzieren und ihre Freizeit für uns Autoren opfern (womit ich nochmals meinen Dank aussprechen möchte).

--- Ende Zitat ---
Da stimme ich mit ein - auch meinen Respekt an dieses Projekt.  :d

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