Autor Thema: [Drowning and Falling] Mensa Fatal  (Gelesen 2691 mal)

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Offline Purzel

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[Drowning and Falling] Mensa Fatal
« am: 3.09.2006 | 12:49 »
Meine wöchentliche Rollenspiel-Testrunde hatte sich mal wieder ein Spiel vorgenommen.

Drowning and Falling

Wir waren nur zu Dritt, der vierte Spieler kam überraschenderweise nicht. Spieler 5 ist am Diplomarbeit schreiben. Spieler 6 musste leider seine D&D-Runde auf den Mittwoch verschieben.

Es ist ein spielleiterloses Spiel, bei dem sich die Spieler Challenges mithilfe von ausgeteilten Karten ausdenken, die sie dann aufeinander loslassen. Der Witz des Spiels ist, dass alle Herausforderungen mit Tod durch Stürzen oder Ertrinken zu tun haben. Tod durch Monster oder was anderes gibt es nicht ;) Punkt!

Wir einigten uns vor dem Spiel auf ein Setting: wir machten Charaktere (komplett zufällig ausgewürfelt, Klasse wählen, Zauber wählen, ab dafür) und entschieden uns sie in die Clausthaler Mensa zu schicken und dort herumzuforschen. ;)



Die Challenges, Situationen, Räume

Wir betraten die Mensa nicht durch den Haupteingang, denn es gab dort Bauarbeiten. Wir versuchten unser Glück über das Aussengeländer. Doch dieser Weg erwies sich als ebenso baufällig, die Brüstung brach weg, als sich einer der SCs gegen sie stützte, tollwütige Tauben flogen auf und Taubenscheisse machte die Situation besonders  glitschig. Durch Coolness konnte der SC aber den Sturz verhindern. Als "Schatz" nahm er etwas Taubenscheisse mit.  :o

Als nächstes untersuchten wir einen Nahrungsfahrstuhl, bei dem jemand sich zu weit hineinlehnte und ebenso drohte abzustürzen.

Wir kletterten den Schacht herunter und entdeckten ein Loch, durch das uns ein Salatmonster angriff. Der SC wehrte sich dagegen in unbekannte Tiefen gefüllt mit ätzender Salatsosse zu fallen. Es gelang ihm das Monster kaputtzuhauen und dem Sturz zu entgehen. Als Schatz nahm er sich ein gewaltiges, grosses, stabiles Rührwerkzeug, das eine hervorrangende Waffe abgab.

Wir schlichen weiter durch die Mensa und mussten eine Treppe heruntersteigen. Doch besonders rollfreudiger Rollsplit liess einen SC abstürzen. Pathetisch wollte er sich für die anderen Charaktere opfern, die sonst mit ihm heruntergekracht wären, und wollte sich nicht helfen lassen. Es gelang ihm knapp mit dem Rührwerkzeug von selbst auf dem unsicheren Weg Halt zu finden und sich irgendwie zu verharken.

Es wurde aber immer absurder: als nächstes entdeckten wir ein Loch, und unten rotierte ein gewaltiges Kartoffelschälgerät. Abgehackte Hände von unglücklichen Studenten, die schon vor uns hingestürzt waren, und ein Kartoffelschalenmonster versuchten einen SC zu packen und hineinzuzerren. Als Schatz sahnte der SC eine scharfe Klinge aus dem Schälewerk ab.

Bloss weg hier, und eine weitere Treppe rauf. Die nächste Herausforderung machte das typische Clausthaler Wetter zum Thema: REGENEINBRUCH! Gewaltige Wassermassen stürzten die Treppe herab und drohten einen SC zu ertränken. Zusätzlich polterten noch mitgeschwemmte Tische und Stühle mit dem Wasser herab, und ein Kanufahrer kam mit herunter, einer von der in Clausthal sehr aktiven Paddler-Gruppe. Der SC überlebte knapp und bekam als Beute den Neopren-Anzug des Paddlers.

Im Keller bekamen wir es mit der untoten "Mama Mensa" zu tun (Insider-Joke), die "REIS ODER KARTOFFELN???" schrie und mit ihrer riesigen magischen Kelle gewaltige Mengen der "Standard-Sosse Rot 1b" herbeizauberte und einen SC darin fast ertränkte.

Schnell entkamen wir der Hexe im Keller und es schlug uns auf die VIP-Lounge. Auf dem extremst gebohnerten Boden rutschte ein SC aus, fiel gegen die Glasscheibe und drohte nach unten in den grossen Saal zu fallen. Tische fielen ihm hinterher. In einer völligen irren Aktion gelang es dem SC sich einen Tisch zu packen und auf ihm zu "air-surfen" und so heile unten und cool zu landen.

Als letzten merkwürdigen Raum gab es eine rutschige Seifenspur, die zu einem gewaltigen Kübel mit Abwaschwasser führte. Dort drin schwammen schon ein paar tote Mäuse und Studenten.



Probleme des Spiels

Obwohl wir durchaus Spass hatten, hatte des System erhebliche Mängel. Die Regeln hatten überhaupt keine Anweisung, wie das Gameplay funktionieren sollte. Wir improvisierten, indem wir pro Challenge immer nur einen SC auf einmal in Gefahr brachten.
   Der Challenge-Setzer erzählte wie die Herausforderung aussah, dann der Spieler des SC wie er versuchte der Gefahr zu entkommen. Der nächste Spieler ergänzte wiederum, welche andere nützliche Eigenschaften den SC aus der Patsche helfen sollten. Zuletzt war wieder der Challenge-Setzer dran und erzählte welche Umstände aber die Aktion wiederum gefährdeten. Dann würfelten wir gegen die Summen der verschiedenen, erzählten Eigenschaften, um zu sehen, ob der SC überlebte, oder wie viel Schaden er zumindestens übernahm.
   Das war schon recht cool, kam aber nicht aus den Regeln selbst, sondern aus unseren Köpfen.

Wir bemerkten Widersprüche in den Regeln. An zwei Stellen wurde Schaden unterschiedlich behandelt, was nun wirklich geschehen sollte, war extrem diskussionswürdig oder schlicht nicht entscheidbar.

Das System gab vor, dass wahrscheinlich weit mehr SCs sterben würden. Doch wir verloren niemanden, auch wenn es ordentlich Schaden hagelte.

Aus der Beschreibung in den Regeln schlossen wir, dass Challenges mit der Schwierigkeit "Awesome" etwas besonders sein sollten. In Wirklichkeit waren diese am langweiligsten und kürzesten, man konnte sie am leichtesten ignorieren. Hätten wir das gewusst, hätten wir andere Räume gebaut.

Trotz allem cool fand ich die Idee mit den Schätzen, die man mit der Zeit sammeln kann: man denkt sich selbst aus, was der eigene SC da ergattert hatte, und man kann sie für alle wirren Ideen einsetzen, die einem später kommen. Schätze sind sogar so nützlich, dass sich sogar SCs unereinander darum mehrfach prügelten.

Super ist auch die Idee die Challenges mit Spielkarten zusammenzustellen. Zufällig an die Spieler ausgeteilt können diese ein oder mehrere Karten benutzen, um eine "Raumschwierigkeit" zu bestimmen, Monster einzufügen, Extra-Schaden in die Challenge einfliessen zu lassen und sonstige Schwierigkeiten einzubauen. Wie diese Elemente aber tatsächlich aussehen ist ganz der Fantasie des Spielers und dem Setting überlassen. Ein schönes Ressourcen-Management.

Aber getrübt wurde die Qualität des Systems auch noch, als wir herausfanden, dass der Autor es nicht hinbekam die eigenen Fachworte seines System konsistent zu verwenden.

Die Dauer des Abenteuers war mit etwa 2 Stunden knackig kurz, genauso, wie der Autor es in etwas vorhergesehen hatte.



Fazit

Ein paar schöne Ideen, doch fehlende Anleitung durch den Autor. Wahrscheinlich weiss der Autor genau, wie man sein System spielen sollte, doch er liess uns mächtig im Dunkeln tappen. Er sagt, man könne oder sollte sogar das Spiel betrunken spielen, doch ich bezweifele, dass ein paar Promille helfen das unsortierte Regelwerk besser zu durchschauen.

Humor stand hier beim Design wohl sehr im Vordergrund, weniger Konsistenz und Struktur.

Offline 1of3

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Re: [Drowning and Falling] Mensa Fatal
« Antwort #1 am: 3.09.2006 | 13:41 »
OK. Danke für die Warnung.

Offline Lord Verminaard

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Re: [Drowning and Falling] Mensa Fatal
« Antwort #2 am: 3.09.2006 | 13:46 »
Das meine ich, wenn ich sage, man muss auch nicht über jeden Scheiß ein Rollenspiel machen und es auch noch rausbringen. ;)
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Offline Dr.Boomslang

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Re: [Drowning and Falling] Mensa Fatal
« Antwort #3 am: 3.09.2006 | 13:53 »
Es las sich recht lustig. Nicht das ich je drauf gekommen wäre es zu spielen ;D

wjassula

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Re: [Drowning and Falling] Mensa Fatal
« Antwort #4 am: 3.09.2006 | 14:01 »
Ach schade. Ich fand, das klang lustig. Hatten ihr denn eine Playtestversion, oder die fertigen Regeln?

Offline Dom

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Re: [Drowning and Falling] Mensa Fatal
« Antwort #5 am: 3.09.2006 | 14:14 »
Es war auch lustig. Wir mussten uns nur selber Regeln ausdenken, um das Spiel zu spielen :P

So, gute Ideen sind:
1. Der, der an der Reihe ist, sagt, ob es weiter geradeaus, nach links oder nach rechts geht und bestimmt damit den nächsten Spieler.
2. Das Herausforderungs-Erschaffungssystem war ziemlich gut gemacht. Man konnte sich aussuchen, ob man lieber mehr Konflikte, knackigere usw. machen will.
3. Auch war lustig, dass man sich selbst die Schätze ausdenken konnte

Nicht so toll war:
1. Die Beschreibung des "Wie soll gespielt werden" hat gefehlt
2. Es waren Widersprüche/Inkonsistenzen in den Regeln
3. Die schwierigeren Konflikte waren die langweiligeren
4. Die Regeln insgesamt waren sehr unstrukturiert geschrieben

Leider funktioniert der Linkt gerade nicht (Server gerade kaputt???); die Version war jedenfalls die freie Download-Version (angeblich Textgleich mit der Vollversion, allerdings ohne Bilder).

Dom

Offline Purzel

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Re: [Drowning and Falling] Mensa Fatal
« Antwort #6 am: 3.09.2006 | 16:49 »
Ich sehe es so: wir haben uns für die Allgemeinheit geopfert, sind jetzt hinterher klüger und konnten uns die Rosinen aus dem misslungenden Kuchen picken. :)

P.S.: Der Server funzt wieder!
« Letzte Änderung: 3.09.2006 | 16:51 von Purzel »