Sehr schönes Thema Dom! Eines meiner Lieblingsthemen
Vorweg, du bist schon sehr nah dran an dem was ich mir unter TR und CR vorstelle. Ich möchte aber noch etwas abstrakter werden (wie das so meine Art ist)
Nebenbei weise ich einfach mal darauf hin, dass
mein erstes Post in diesem Forum zu diesem Thama war. Meine Ansichten und Einsichten haben sich zwar seitdem schon ein Stück erweitert, trotzdem habe ich das Wesentliche damals schon gesagt.
Ich bitte aber mein Geschwafel in dem verlinkten Post größtenteils nicht zu beachten, es kommt lediglich auf den letzten Absatz an. Die letzten zwei bis drei Sätze sagen eigentlich ziemlich genau dass, was du in deinem ersten Post sagst.
Und genau da will ich die beiden unterscheiden:
1. Unter Task Resolution versteht man die Auflösung von Methoden.
2. Unter Conflict Resolution versteht man die Auflösung von Intentionen.
Wie gesagt, ist das eigentlich völlig richtig. Ich habe es für mich immer ablauforientiert bzw. zielorientiert genannt.
Was man dabei aber wie ich finde besonders beachten sollte, ist dass ein Resolutionsmechanismus eben immer für Spieler da ist, die damit fiktionale Inhalte
verhandeln, und dass dieser eben nicht etwa per se an irgendwelche fiktionalen Inhalte als Vorraussetzung oder Einschränkung
gebunden ist (z.B. Handlungen von Charakteren, spezifische Situationen im SIS etc.). Daraus entstehen die häufigsten Missverständnisse.
Eines dieser Missverständnisse wurde wohl auch von der Forge-Interpretation dieser Konzepte geprägt. In dieser Version wird das Ziel als
Intention innerhalb des SIS verstanden und ein Ablauf als
Handlung eines Charakters. Ich will jetzt nicht großartig darauf eingehen was das genau für Folgen hat, aber es sollte ersichtlich sein, dass dies eine Einschränkung des allgemeineren Konzeptes von Ziel und Ablauf ist. Mit Ziel und Ablauf sind nämlich ersteinmal nur Zustände des SIS gemeint und sonst nichts.
Es ist natürlich zulässig für einen konkreten Mechanismus innerhalb eines bestimmten Systems so viele oder wenige Einschränkungen und Bedingungen in- und außerhalb des SIS festzulegen wie der Autor meint, dass es für das Spiel gut ist, aber das ändert nichts daran, dass man im Abstraktesten immer auf diese beiden Konzepte von Ziel und Ablauf stoßen wird. Das wiederum liegt einfach daran, dass der SIS mit den Eingaben der Spieler ein nichtderterministisches, jedoch geregeltes System ergibt, in dem es immer mehrere Abläufe zu einem Ziel und verschiedene Ziele mit gleichen Abläufen geben kann.
Man könnte natürlich behaupten Forge habe überhaupt erst die Begriffe geprägt und daher ist diese Interpretation die "richtige" bzw. eigentlich eine Definition, und damit hätte man auch garnicht so unrecht.
Ablauf- und Zielorientiertheit sind allgemeinere Konzepte als TR und CR (nach Forge) und deshalb sollte man sie auch anders nennen.
Auch in "Design Patterns" wurde es nicht ganz richtig erfasst, was wahrscheinlich daran liegt, dass dort die Forge-Sicht zugrunde gelegt und abgewandelt wurde, was anscheinend dazu geführt hat, dass es dabei auch überhaupt nicht mehr um Ablauf vs. Ziel geht, sondern um generelle und spezifische Festlegungen (was etwas völlig anderes ist das völlig unabhängig von diesem Thema ist).
Vincent Baker hat schon vor zwei Jahren einen sehr einleuchtenden kleinen Artikel zu
CR vs. TR geschrieben.
Darin legt er zwar nicht die von mir oben als Forge-Sicht bezeichnete Interpretation zugrunde, aber er abstrahiert auch noch nicht richtig bis zu Ablauf vs. Ziel.
Er beschreibt darin bei TR sei die Handlung selbst das Ziel und bei CR eben nur (ein) Mittel zum (eigentlichen) Zweck. Diese Sichtweise ist aber natürlich in sich schon sehr zielorientiert (weil ein Ziel implizit oder explizit vorrausgesetzt wird). Diese Sicht ist auch sicher nicht ganz verkehrt, ein Ziel kann man sicher immer irgendwie vorraussetzen.
Auf der anderen Seite übersieht er aber, dass man auch einen Ablauf immer implizit oder explizit vorraussetzen muss, und es damit keine "schlechtere" Variante gibt, obwohl diese ganze Auftrennung ja immer (versteckt?) dazu dienen sollte zu zeigen was klassische Systeme mit TR falsch machen bzw. dass TR grundsätzlich eine falsche Methode ist, weil meist der SL damit seine Macht über den SIS durchsetzen kann (was mit CR natürlich genauso ginge).
Bei zielorientierter Resolution sagt mir das Ergebnis der Resolution welches Ziel erreicht oder nicht erreicht wurde. Wie das geschehen ist muss ich interpretieren. Dazu kann es natürlich weitere Regeln geben, das Resolutionsergebnis hat aber im Prinzip nichts damit zu tun. Der Ablauf der Interpretation kann z.B. weiter strukturiert werden (siehe Dogs), es können alle möglichen Arten von Regeln (implizit, explizit, verhandelt usw.) angewand werden, aber die Resolution wählt aus einem vorher definierten Spektrum von Zielen eines aus, daran kann die Interpretation nichts ändern.
Bei ablauforientierter Resolution ist es umgekehrt. Hier wählt der Resolutionsmechanismus aus einem Spektrum von möglichen Abläufen aus die vorher definiert wurden. Wozu das führt muss wiederum interpretiert werden. Wer das macht und wie er das macht kann wieder mehr oder wneiger geregelt sein. Ich kann z.B. sagen "Der SL bestimmt", ich kann auch einen Haufen Interpretationsrichtlinien vorgeben an die sich derjenige zu halten hat der interpretiert. Entscheident ist auch hier wieder, dass die Interpretation keinen Einfluss auf den Ablauf hat (an diesem Detail sieht man, dass viele klassische Systeme eigentlich weder Ablauf- noch Zielresolution benutzen, weil sie mit einer Art goldenen Regel beides unter die Interpretation des SL stellen, aber das nur am Rande).
Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile und ich frage mich schon eine längere Zeit, wie man beide Vorteile kombinieren kann, aber hier mache ich mal Schluss, ich erzähle sowieso schon wieder zu viel