Fuer mich sind Regeln die Moeglichkeit, schwammigen Dingen (so wie Adjektiven) Konsistenz zu verleihen. Wenn ich weiss, dass man ertrinken kann, wenn man einen Fluss durchquert, das aber nicht jedesmal passiert - dann hilft mir das in einer gegebenen Situation nicht wirklich weiter. Da ich darueber hinaus der Ansicht bin, dass (fuer eine bestimmte Klientel) eine gewisse Abschaetzbarkeit und Konsistenz fuer ein vergnuegliches Spiel unabdingbar sind, brauche ich etwas, was mir hilft, solche Dinge konsistent und abschaetzbar zu halten, und das sind dann eben in meinem Sprachgebrauch "Regeln".
Wer einen richtig bösen Hieb auf den Kopf kassiert ist halt bewustlos und wer eine garstige Stichwunde am Arm hat, kann diesen eben nur eingeschränkt oder garnicht benutzen.
Was ist ein "richtig boeser Hieb"? Ist das personenabhaengig? Ich habe wenig Zweifel, dass mich bereits Hiebe ins Koma schicken, die Profiboxer noch als "Aufwaermen" hinnehmen wuerden. Der umgekehrte Fall dagegen kann nicht eintreten; es ist nicht zufaellig, ob ich auf den Beinen bleibe oder am Boden liege, wenn ich dasselbe abbekomme wie er. Er wird jedesmal laenger durchhalten. Wenn ich jetzt einen Charakter habe, der weder ein Sesselpupser noch ein Profiboxer ist - wann macht der schlapp?
Mit Stichwunden am Arm verhaelt es sich im Prinzip genauso. Schmerztoleranz ist eine Gewoehnungsfrage. Es gibt Verletzungen, bei denen eine Benutzung des Arms quasi ausgeschlossen ist - aber wonach beurteile ich, ob die gegebene Situation eine solche ist? Eine Handvoll Regeln finde ich da eben hilfreich - wobei ich sie, wenn die Runde das zulaesst, eher sinngemaess als mathematisch exakt einsetze. So wie ich auch mathematisch exakt kalkulieren kann, wie sich zwei Versuchsergebnisse zueinander verhalten (und das fuer eine Publikation auch mache), aber im Laboralltag eher mal sage: "Hm, sieht ziemlich vergleichbar aus." D.h., ich schaetze bei Reglen Exaktheit, die man auf Daumenmass herunterbrechen kann - damit kann ich exakt sein, wenn es sinnvoll ist, und schaetzen, wenn das reicht.
Der Vorschlag: Man beschreibt, jetzt ausgehend vom Polizisten, etwas worin man esser ist als der durchschnitts Cop und etwas worin man schlechter ist. Klappt das nicht auch?
Wenn sich alle einig sind ueber den "Durchschnittspolizisten" und was er kann, ja. Aber da werden sich manche Leute nie einig werden. Hat "ein Polizist" beispielsweise "Faehigkeiten im Umgang mit Menschen"? Oder kann er
per definitionem foltern? Hat er "so etwas wie inhaerente Autoritaet"? Und wenn man sich auf diese Weise stundenlange Diskussionen ueber "den Polizist an sich" einhandelt, wuerde ich schon sagen: Nein, das klappt einfach nicht.
Ob es klappt oder nicht, haengt demzufolge mehr oder minder nur an den konkreten Leuten, die zum Spiel zusammengekommen sind. Ich kann mit zwei Leuten auf der Basis von Konsens spielen, kommen weitere dazu, ist der Konsens nicht mehr gegeben und ich spiele (auch mit den beiden) tendenziell mehr nach Regelwerk.
Und Wuerfel? Wuerfel ersetzen den Teil an Unwaegbarkeiten, den ich nicht festlegen kann oder mag. D.h. wenn es einigermassen klar ist, dass eine Sache geht oder nicht geht, haben die Wuerfel nur einen geringen Einfluss; gibt es einen Haufen Unwaegbarkeiten in alle Richtungen, haben sie hohen Einfluss. Sie "entlasten" mich damit von einem willkuerlichen Festlegen von Details, die man summarisch in ihrer Auswirkung auf die Situation als "zufaellig" behandeln kann - was der Wuerfel als (weitgehend) neutrale Instanz ausreichend gut leistet.