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Wie böse ist das Böse noch?

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Visionär:
Ich übermittle meine besten Grüße

In diesem Thread möchte ich über eine Entwicklung innerhalb der Spielwelten einiger großen RSP - Systeme berichten und fragen, was ihr dazu denkt.

Im Laufe der Zeit, vor allen Dingen beim Wechsel zwischen Regelwerkseditionen, die ein Neuerscheinen sämtlicher Quellbücher rechtfertigen, haben sich auch die Spielwelten und die Rollen der darin enthaltenen Charaktere gewandelt. Auch die Rolle des Bösen.

Betrachten wir zum Beispiel die Forgotten Realms für DnD 3rd.  Dort gibt es die Fraktion böser Magokraten, die Red Wizards. Im Laufe der Entwicklung der Spielwelt machten sie folgende Wandlung durch:
In der 1st Edition waren sie noch die fiesen, blutrünstigen und kalten Monster, die Normalsterbliche für ihre magischen Experimente nutzten. Ihre Struktur war durch und durch Hierarchisch und man konnte von ihnen schlimme Greueltaten erwarten.
In der 2nd wandelte sich ihr Bild etwas; nun strebten sie die Hegemonie in den östlichen Herzlanden an, waren aber selbst zu zerstritten, um etwas ausrichten zu können. Ihre Methoden waren immer noch Skrupellos und sie behandelten nicht - Thayaner wie Untermenschen.
Doch was ist jetzt in der 3rd los?!
Ihre Gesinnung wandelt von RB zu RN. Sie wollen nun ihre Hegemonieträume durch den Verkauf von magischen Gegenständen erzielen. Das Bild vom üblen, bösartigen Schwarzmagier hat sich nun zum schrulligen, geheimnisvollen und nicht vertrauenswürdigen Händler gewandelt. Dieser erscheint jedoch nicht mehr wirklich BÖSE, er ist schwammig und Konturlos geworden.

Beispiel 2: Vampire: the Masquerade
Lesen wir mal Im Clanbuch Tremere 2nd Ed.
Mitglieder von Haus und Clan sind intolerant und können eine Verbreitung der Disziplin Thaumaturgy außerhalb ihres Clans nicht dulden, so daß sie all jene, die zaubern und keine Tremere sind jagen und töten. Außerdem sind sie von der eigenen Überlegenheit mehr als nur überzeugt.
Wie präsentiert sich und Haus und Clan im neuen Clanbuch?!
Kainiten, die dem Haus einen Gefallen getan haben und von den Tremere geschätzt werden, bietet man fast an, Thaumaturgy zu lernen! Moment, war früher ein Dogma nicht "Vernichte alle, die Blutmagie nutzen und nicht vom Clan sind"?
Eine weitere Verweichung.
Wo wir bei der WoD sind. Die Technokratie bei Magus präsentiert sich auch nach den Avatarsturm wesentlich menschlicher als zuvor.

Beispiel 3: (hat nichts mit RSP zu tun, aber  mit SF)
Die Borg bei Star Trek
Waren bei TNG die Borg noch unmenschliche Killermaschinen, die einfach nur durch ihre Kälte und den mangelnden Individualismus (und dem Drang zur Assimilierung) böse waren, wurde auch ihr Image weich.
Zunächst kam die Königin, aha, es gibt also doch die Konzentration allen Bösens. Vorher machte es die Borg bösartig, daß sie gleich waren, es war belanglos ein Schiff zu zerstören, das Kollektiv beherrschte sie. Nun beherrschte die Königin das Kollektiv. Es reicht also sie zu töten, den Ursprung allen Bösens und die Welt wird wieder gut! Später wurde jeder mal assimiliert und entassimiliert und irgendwann gab es sogar mal Borgkinder.  Was sollen diese Exzesse?! Nach Voyager waren die Borg Waisenkinder im Vergleich zu ihrer Rolle bei TNG.

Warum wird das Böse in den Medien und somit auch im Rollenspiel immer weicher. Muss es ein Happy End geben? Muss es so ein Happy End geben? Ist letztendlich unsere Gesellschaft nicht mehr in der Lage, das BÖSE so klar und definiert zu präsentieren, d.h. Bosartigkeit bis zur letzten Konsequenz? Ohne Hintertürchen?

Will man böse menschlicher machen, einige Schurken im RSP sind ja tatsächlich Menschen, kann man ihnen doch ein gewisses Shylockches Element verpassen.

Gast:
zu den borg: eine andere lebensart, muss nicht gleich böse sein. das böse ergibt sich immer aus dem blickwinkel des "guten".
die entwicklung der BORG spiegelt imho wieder, das die Föderation anfangs GARNIX wusste über dieses volk, bzw. nur das wusste was man eben aus trümmern zerstörter schiffe und kolonien herausinterpretieren konnte.

böse ist relativ...

Visionär:
Aber dennoch waren die Borg als Feinde der Föderation geplant. Klar ist das "Böse" sehr subjektiv, und für Individualisten wie die Fed erscheint ein Kollektiv, das die Leute assimiliert als böse, keine Frage. Doch was die Borg am Anfang einmalig machte war eben dieses Kollektiv. Du kannst nicht einfach einen töten, ein weiterer werden seinen Platz einnehmen und noch ein weiterer und dann noch einer...
Durch die Königin gab es wieder einen Quell des Übels.
Vernichte diesen Quell und die Welt ist gut. Irgendwie nicht innovativ. Wie alles was man über die Borg bei Voyager herausgefunden hat. Es wurde alltäglich und trivial, und das nahm ihnen den Schrecken.

Gast:
Ich sehe es eher so, dass es Nichts geben kann was wirklich rein böse ist, gerade deshalb hat mir die Entwicklung bei den Borgs in Voyager sehr gut gefallen. Ich geb zu, die Königin war imho unlogisch aber den Rest fand ich nicht so schlimm, eine gewisse Grauzone muß auch beim Bösen vorhanden sein.

Rauthorim:
Ich fande die Borg in TNG faszinierend eben wegen dem Kollektiv und dem Gedanken, dass es keinen Anführer gab. So sind sie mittlerweile wirklich langweilig. Da muss ich unserem sohn_des_aethers zustimmen.

Natürlich wird "das Böse" durch diverse "Grauzonen" interessant, aber da sind die macher von Star Trek definitiv den falschen Weg gegangen.

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