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Wie böse ist das Böse noch?

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Lord Verminaard:
Wow, jetzt geht das Philosophieren los! Ich habe gerade keinen Duden zur Hand, aber ich frage mich, ob "gut" und "böse" schon dem Wortsinn nach Gesinnungen meinen, oder ob es nicht vielmehr um moralische bzw. religiöse Kategorien geht.

Eins ist m.E. zunächst festzuhalten: die Frage von "gut" und "böse" ist strikt zu trennen von der Frage nach "richtig" oder "falsch". Das Recht, das ja für sich Objektivität beansprucht, verurteilt nicht die Gesinnung an sich, sondern das vom Willen getragene Handeln und die dadurch eintretende Verletzung fremder Rechtsgüter, durch die das Rechtsverhältnis gestört wird (so eine grobe Zusammenfassung des heute vorherrschenden rechtsphilosophischen Begründungsansatzes nach Hegel).

Die Frage nach "richtig" und "falsch" lässt sich demnach, zumindest bei einer ideellen Betrachtung, welche die Frage der Wahrheitsfindung außenvor lässt, anhand der Grundbegriffe der persönlichen Freiheit des Einzelnen und der Bedürfnisse des Gemeinwesens auf einer objektiven Grundlage herleiten, wobei die These von der individuellen Freiheit natürlich angreifbar bleibt. Bei Kant findet man gelegentlich den Begriff "gut" synonym mit "rechtschaffen" verwendet, meines Wissens aber nicht den Begriff "böse", sondern nur "unrecht". Eine "bloß" normative Betrachtung, die den Einzelnen stets ins Verhältnis zu anderen und der Allgemeinheit setzt, sagt nämlich an sich noch nichts darüber aus, an welchen Kategorien die Gesinnung und insbesondere die Intention, die Triebfeder, zu messen ist.

Das führt mich zu der bereits weiter oben vorgetragenen These, dass es "gut" und "böse" in der echten Welt nicht gibt. Das "Gute" als Institut müsste seinen absoluten Geltungsanspruch durch ein der Realität immanentes Prinzip rechtfertigen, wie man es nur aus der Religion kennt ("Gott ist gut, der Teufel ist böse"). Menschen sind demnach niemals gut oder böse, sie sind Menschen, die aufgrund ihres beschränkten Horizontes Handlungen vornehmen, die vielleicht recht, vielleicht unrecht sind, aber mehr eben auch nicht. Man könnte vielleicht sagen: das Recht an sich ist "gut", niemals jedoch die Hand, die das Richtschwert führt. Wobei damit auch nicht das von Menschen geschaffene positive Recht, sondern ein ideelles Recht, wie es sein sollte, gemeint ist. Also: die Unvollkommenheit des Menschen verbietet es, dass er solch absolute Kategorien wie "gut" und "böse" repräsentiere.

Das ist ja aber gerade das schöne an Fantasy: dort gibt es Götter, Dämonen, Drachen und Einhörner. Dort kann man davon ausgehen, dass ein unendlicher Konflikt des Lichts gegen die Finsternis als seit jeher bestehend vorgefunden wird. Dort bringen Visionen und Offenbarungen unzweifelhaft den Willen der Götter ans Licht, so dass keinerlei Zweifel besteht, was "gut" und was "böse" sei. Hier tragen die uralten Mächte ihren ewigen Krieg noch mit Hilfe sterblicher Schergen aus. Ich liebe es! :)

Dash Bannon:
Das Gute und das Böse lassen sich meines Erachtens nicht materielle bestimmen, d.h. kein mir bekanntes Wesen ist das personifizierte Böse. Ich stelle mir das mal so vor, es existieren tatsächlich ein grosses Böse und ein grosses Gute. Es ist mit allerdings nicht möglich zu erkennen, ob es da Personen, Götter oder as auch immer gibt, die im ewigen Wettstreit liegen, aber Tatsache ist, dass sowohl gute als auch böse Dinge geschehen. Ein Mord z.B. ist erstmal böse, warum oder wer gemordet wurde ist erstmal unwichtig, die Tat ist böse (meines Erachtens nach). Es mag ja sein das der Mord an einem grausamen Tyrannen gut für die Bevölkerung  war, für den Tyrannen war es das nicht.
Also lassen sich Taten nicht als kategorisch gut oder böse bewerten, ihre 'Bestandteile' schon eher. Bei manchen Handlungen überwiegt das Böse, bei manchen das Gute. Aber da gibts ja immer noch die unzähligen Perioden in der Geschichte, in dennen eine andere Moralvorstellung herrschte als hier (gilt auch heute noch, in anderen Ländern,Familien, etc.  andere Moralvorstellungen) und heute. Aber auch während der Sklaverei war ja mal klar, die Sklaven fanden das böse und für sie war es auch böse, die Herren fanden es gut und die Arbeitserleichterung war auch gut für sie.Ich  halte es aber für nahezu unmöglich 'Gut' und 'Böse' auf irdischer Ebene zu definieren, es sind zu abstrakte Begriffe, aber dennoch glaube ich, dass es das Gute und das Böse gibt. Aber keine unserer Handlungen ist absolut gut oder absolut böse.

Gast:
jedoch ist es recht uninteressant ob allgemein es kein böse oder ein gut, da jedes wesen und jedes induviduum immer aus seiner sicht sieht.

das heißt wenn ich sage: du bist böse ... ist das eine wahrheit, meine wahrheit.
wenn du darauf antwortest: deine worte waren aber auch böse ... ist das auch eine wahrheit, seine wahrheit

es gibt immer ein böse oder gut. nur nie das selbe ...

8t88:
Böse? Gut?

Ganz einfach: Da sin die Orks, und hintermir mein Kommandant

in diesem Sinne:  "Axt raus drauf'!

Therenerion der Söldner  ;)

Boba Fett:
@frederikusREXUS:

Hier muss man ein bisschen zwischen den Rollenspielen unterscheiden.
Bei D&D gibt es beispiel die Definition, dass zwischen Gut und Böse über die Gesinnungen unterschieden wird. Da gibt es also gut und böse.
Earthdawn z.B. macht da schon mehr Differenzierungen, aber auch hier ist ein klares "Böse"-Bild vorhanden, durch die Dämonen, die die Welt verwüsteten.
DSA hatte Borbarad, Shadowrun hat Atzlan und die Insektenschamanen...
Warhammer FRP hat den Kampf zwischen Chaos und Ordnung.
Es gibt einige Rollenspiele, bei denen zwischen Gut und Böse über eine Art "Gesinnung" unterschieden wird. Da gibt es dann das Böse per Definition und eben keine Standpunkte, oder etwas, das die Bewertung relativiert.

Das unterscheidet sich natürlich von unserer realen Welt, aber das ist durchaus praktikabel.
Dadurch wird eine klare "Feindlinie" aufgebaut. Die Bekämpfung des Bösen ist legitim, und man muss da auch keine Gewissensbisse haben. Soetwas erleichtert das Rollenspiel ungemein, macht es aber natürlich irgendwo auch "flacher".

Die Defintion die Dorin gemacht hat, stimmt für unsere reale Welt, auch für viele Rollenspielwelten, aber eben nicht für alle. Und dann unterscheiden sich die Welten natürlich noch jeweils durch die Interpretationen der Spielleiter jeweils von Gruppe zu Gruppe...
Ein guter Spielleiter schafft es, die Gruppe öfter auch mal in Gewissenskonflikte zu bringen, in denen man dann eben nicht weiss, ob der Kampf noch durch das "Gut/Böse" Schema zu legitimieren ist, oder ob man da nicht inzwischen selbst böses verübt.
Das ist ein schönes Thema, was viel Rollenspielinteraktion zwischen den Spielern ermöglicht (die ja alle unterschiedlicher Meinung sein können), aber auch ein Risiko birgt, weil die Uneinigkeit natürlich auch Konflikte birgt. Mir ist bei soetwas mal eine Runde fast auseinandergebrochen...

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