Medien & Phantastik > Linux/Unix

[Tipp] Die Befehlszeile

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Dom:
Vielleicht eine kleine Ergänzung: Dieser ganze Befehlszeilen-Krempel, den Robin hier so toll aufführt, geht (fast) 1:1 auch unter Mac OS X, da das auch ein auf Unix basierendes Betriebssystem ist. Dabei gilt auch das gleiche, wie unter Ubuntu: Der root-User hat normalerweise kein Passwort.
Dom

Bitpicker:
Mir fällt auch noch was ein: Nehmen wir mal an, die grafische Oberfläche klappt nicht mehr, aber das System bootet noch. Es gibt textbasierte Befehlszeilenbrowser, so dass man zumindest rudimentär im Internet surfen kann und dort Hilfe suchen kann. Die Dinger heißen lynx oder links (es gibt beides), und wer Schmerzen mag, kann ja mal mit so einem Ding ins Internet gehen, damit er im Ernstfall weiß, was zu tun ist.

Robin

Bitpicker:
Abseits von Befehlen gibt es noch ein paar schöne Features der Befehlszeile, auf die ich hinweisen möchte.

1. Verlauf

Die Befehlszeile besitzt einen Verlaufsspeicher, das heißt, sie merkt sich abgearbeitete Befehle, sogar über Rechner-Neustarts hinweg. Das gilt oft auch für solche Befehls-Eingabefelder in grafischen Oberflächen, wie man sie z.B. in diesem XFce-Screenshot unten im Panel links von dem Notizblock sieht. Mit der Pfeiltaste nach oben blättert man in der Konsole in der Verlaufsliste zurück, mit Pfeil nach unten vor (wenn man schon etwas zurückgeblättert hat; zukünftige Befehle erahnen kann Linux derzeit noch nicht. ;) ). Die Befehle sind natürlich editierbar, und zwar nicht nur, wie bei DOS oder der Win-Eingabeaufforderung, durch Löschung von hinten.

2. Auto-Vervollständigung

Durch Druck auf die Tabulatortaste kann die Befehlszeile Teile von Pfadangaben automatisch ergänzen. Statt also lange Pfade einzugeben, kann man immer dann den Tabulator drücken, wenn die bereits eingegebenen Buchstaben eindeutig sind. Sind sie noch nicht eindeutig, weil mindestens zwei Verzeichnisse oder Dateien gemeint sein können, bringt ein zweiter Druck auf die Tabulatortaste eine Liste aller Möglichkeiten zur Anzeige, so dass man die weiteren Buchstaben des gewünschten Pfades eingeben kann, bis der Pfad eindeutig wird. Wenn zwei Verzeichnisse oder Dateinamen weitgehend übereinstimmen, ergänzt die Vervollständigung alle Zeichen bis zu dem Punkt, wo die Namen divergieren.

3. Einen länger dauernden Befehl eingeben und sofort an der Zeile weitermachen; Befehle verketten

Wenn an der Befehlszeile ein Befehl eingegeben wird, dessen Abarbeitung länger dauert (z.B. der Start eines grafischen Programms, für das aus irgend einem Grund kein Icon zur Verfügung steht), dann ist diese Befehlszeile normalerweise nicht mehr verfügbar, solange das Programm läuft (andere Terminals und Konsolen sind davon nicht betroffen, nur die, wo der Befehl gestartet wurde). Um das zu vermeiden, wird nach dem Befehl ein & nach einem Freizeichen eingegeben, also z.B.


--- Code: ---firefox &

--- Ende Code ---

Dies würde den Browser Firefox starten, sofern eine grafische Oberfläche verfügbar ist, und anschließend die Kommandozeile wieder freigeben. Fehlt das &, werden an der Befehlszeile, von der aus Firefox gestartet wurde, sämtliche Fehlermeldungen und Hinweise ausgegeben, die Firefox so von sich gibt und die beim Start über ein Icon normalerweise im Nirvana verschwinden.

In beiden Fällen gilt, dass ein Schließen der Befehlszeile auch sämtliche von dort gestarteten Programme schließt!

Mit && kann man mehrere Befehle gleich miteinander verketten. Der -relativ unsinnige- Befehl


--- Code: ---cd /etc && ls /etc

--- Ende Code ---

wechselt zuerst in das Verzeichnis /etc und listet dann den Inhalt des Verzeichnisses auf (was ohne den Wechsel aber auch funktioniert hätte).

Robin


Haukrinn:
Kurze Ergänzung von mir dazu:


--- Zitat von: Bitpicker am  3.02.2007 | 16:01 ---1. Verlauf
2. Auto-Vervollständigung

--- Ende Zitat ---

Verlauf und Autovervollständigung beherrscht das Windowsbefehlsfenster mittlerweile auch, ebenso die etwas komfortablere Editierfunktion. Was oft ganz praktisch ist, ist die Suchfunktion der bash-Shell unter Linux. Mittels strg-R bzw. strg-S kommt ihr in den incremental search mode, wo ihr wie in einem modernen Suchendialog alte Befehle eingeben könnt, die dann in der History der Shell gesucht werden. Praktischerweise geschieht dies bereits, während ihr tippt.


--- Zitat von: Bitpicker am  3.02.2007 | 16:01 ---3. Einen länger dauernden Befehl eingeben und sofort an der Zeile weitermachen; Befehle verketten
[...]
Fehlt das &, werden an der Befehlszeile, von der aus Firefox gestartet wurde, sämtliche Fehlermeldungen und Hinweise ausgegeben.

--- Ende Zitat ---

Die Ausgabe passiert auch, wenn ihr das &-Zeichen verwendet. Die einzige Bedeutung des Ganzen ist, daß ihr das Programm nicht im Vordergrund (d.h. als einzig aktive Applikation, die die Shell blockiert) ausführt, sondern im Hintergrund. Natürlich könnt ihr Prozesse auch nach dem Starten wieder in den Vordergrund holen. Dazu dient das Kommando fg. Ihr könnt Vordergrundprozesse auch mittels Strg-Z anhalten und dann mit dem Kommando bg in den Hintergrund verschieben.

Gast:

--- Code: ---uptime
--- Ende Code ---
gibt an wie lange das System schon läuft, und wie die durchschnittliche Auslastung in dieser Zeit war.

Beispiel unser Server:

p15196047:~ # uptime
  8:09pm  up 6 days  2:19,  1 user,  load average: 0.65, 0.39, 0.26

Der erste Wert gibt die aktuelle Uhrzeit an
"up" gibt an wie lange das System seit dem letzten reboot läuft.
"load average" gibt die durchschnittlichen Lastwerte in % an.

So lange load average <=1 ist, ist soweit alles OK. Geht dieser Wert dauerhaft über 1 ist es grenzwertig, da die Maschine dann mehr als 100% Leistung bringen muss; geht der Wert sogar auf ein vielfaches von 1, ist die Maschine eindeutig überlastet. Auf Dauer verringert dies die Lebenserwartung der Hardware.

Abhilfe kann hier neue, leistungsstärkere Hardware bringen, oder auch eine Optimierung der laufenden Prozesse. Wobei letzteres ohne profunde Kenntnisse der Materie eher schwierig zu erreichen sein dürfte.

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