Autor Thema: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa  (Gelesen 13272 mal)

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Friedie

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[Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« am: 24.05.2007 | 23:58 »
Hallo Zusammen,

unsere (Bonner) Rollenspielgruppe existiert schon seit ca. 6 Jahren und wir spielen im Schnitt alle 2-3 Wochen. Wir haben die Abenteuer "Unter falschem Namen", "Schatten über Bögenhafen" und "Gefahr auf dem Reik" durchgespielt, teilweise mit wechselnden Spielern und Charakteren. Tagebuch führe ich seit drei Sitzungen, Die Abenteuer beginnen kurz nach dem Fall der Burg Wittgenstein. Als Einführung (1.Tagebucheintrag) die Herkunft bzw. Vorgeschichte des Charakters den ich spiele, den Barden Sigurd Silberzunge.

weitere Spielercharaktere neben Sigurd Silberzunge:
Monalon (Magierin)
Wolfgang Kern (Arzt)
Magnus von Moosfels (Sigmar-Ritter)
Raslani Abendstern (Elfin)
Myralin (Ärztin)

Viel Spaß!

Für weitere Informationen, Kommentare, Anregungen, Kritik usw.:
http://tanelorn.net/index.php/topic,35260.0.html

Gruß aus Bonn
Friedie

[gelöscht durch Administrator]
« Letzte Änderung: 15.08.2007 | 16:08 von Friedie »

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer Roleplay] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #1 am: 24.05.2007 | 23:59 »
Daubentag, der 01. Pflugzeit, an Bord der Beribeli

Sollten meine Wegbegleiter diese Zeilen einmal nach meinem Ableben lesen, so würden sie sich sicher erst einmal wundern, dass ich überhaupt fähig war, diese niederzuschreiben. Ich glaube nämlich, dass sie, zumindest diejenigen unter ihnen, die sich selbst als besonders gebildet ansehen, mich vielleicht nicht ganz so sehen, wie ich wirklich bin oder wie ich zu sein glaube. Sigurd und Schreiben? - Noten vielleicht. In letzter Zeit zweifeln einige von Ihnen anscheinend sogar meine Sangeskunst an. Natürlich bin ich ein spontaner Mensch, der manches Risiko vielleicht auch manchmal etwas unüberlegt eingeht, und ich bin sicher auch jemand, der häufig aus einem Instinkt heraus handelt. In manchen Situationen war das sicher auch falsch, in anderen hat wahrscheinlich diese Wesensart von mir mein Leben gerettet - und vielleicht auch gelegentlich das ihre.

Ich war aber auch immer schon ein nachdenklicher Mensch. Und ich glaube, dass ich dies nach den jüngsten Ereignissen noch viel mehr sein werde, vielleicht sogar mehr, als mir lieb ist. Denn ich liebte nun mal meine bisherige Lebensart. Ich habe es so sehr genossen, in den letzten zwei Jahren völlig unbekümmert durch die Lande zu ziehen. Damals wusste ich wohl noch wenig über Dämonen und anderen Zauberkram, jetzt belastet es mich umso mehr. Und ich ertappe mich nun des öfteren in meiner Kajüte auf der alten Beribeli bei der Anbetung vom schlauen Ranald oder dem starken Ulric, sie mögen doch bitte alle Dämonen aus dem Reiche fegen oder mir doch die Kraft geben, zu widerstehen; oder mir doch zumindest den Weg weisen, der mich an den Gefahren vorbeiführt. Ich habe früher sicher zu selten gebetet. Ist das der Grund, warum mir plötzlich all diese entsetzlichen Dinge passieren ?

Doch wie kam es dazu, dass ich ein so unbesorgter Mensch wurde ? Nun - ich glaubte wohl, in meinem Leben schon soviel erlebt und durchgestanden zu haben, dass mir nichts mehr gefährlich werden könnte. Meine Kindheit und Jugendzeit im guten alten Middenheim war sicher alles andere als einfach. Aber ich habe letztlich fast immer meinen Kopf durchgesetzt und die mir selbst gesteckten Ziele erreicht. An dieser Stelle wird es wohl Zeit, ein wenig zurückzuschauen. Ich wurde vor 24 Jahren als zweites Kind eines Heilers geboren. Meine Mutter starb wenige Wochen nach meiner Geburt, und so kümmerte sich meine zehn Jahre ältere Schwester Alina um mich und meinen Vater. Dieser war ein schlechter Mensch. Er verfiel nach dem Tod meiner Mutter dem Met und verlor daraufhin seine Aprobation. Die Schuld für alles gab er uns Kindern. Ich weiss nicht, wie Alina es schaffte, uns drei über die Runden zu bringen, und ich bewundere sie noch heute dafür. Als ich 14 Jahre alt wurde, starb mein Vater, als er im Vollrausch glaubte fliegen zu können und dies an der höchsten Wehrmauer Middenheims meinte in die Tat umsetzen zu müssen. Befreit von diesem "Monster" beschloss ich, mein Leben gänzlich in die eigene Hand zu nehmen. Der Abschied von Alina fiel mir sehr schwer. Aber auch sie wollte möglichst weit weg von der elterlichen Behausung. Sie zog es in ein abgelegenes Kloster des Verena-Ordens in den Wäldern nördlich von Middenheim. Einige Jahre später, als ich sie dort besuchen wollte, war sie nicht mehr dort. Man sagte mir, sie sei "Die Erste" in einem neugegründeten Kloster in den wilden östlichen Ländern jenseits von Kislev geworden - diesen Mut von ihr bewundere ich sehr.

Ich blieb zunächst in der Stadt und führte mein zwar schweres, aber auch unbekümmertes Leben als Gassenjunge fort, verdiente mein Geld als Laufbursche und auch durch gelegentliches Singen und Lautenspiel in den beliebten Tavernen der Stadt Middenheim. Die Fingerfertigkeit fürs Lautenspiel habe ich wohl von meinem Vater geerbt - eine seiner wenigen positiven Eigenschaften. Meine Einkünfte reichten immerhin dafür, dass ich nicht auf der Strasse leben musste, sondern immer ein Dach über dem Kopfe hatte. Ich nahm mir in der Webergasse im Südosten der Stadt, im Stadtviertel "Altmarkt", eine kleine Kammer bei einer alleinstehenden alten, wohlhabenden Dame namens Gwendolyne, die wohl Gefallen an meiner Stimme gefunden hatte. Ich weiss nicht, woher sie stammte, aber ich bin mir sicher, ursprünglich sicher nicht aus Middenheim. Dafür sprach schon der seltsam fremdländischer Dialekt in dem sie sprach. Die Dame schien auch nicht so recht in die Webergasse zu passen, lebte aber wohl aus gutem Grund sehr zurückgezogen. Einige vermuteten eine grosse Magierin in ihr, ich kann das allerdings nicht bestätigen. Jedenfalls wirkte sie auf Aussenstehende, und oft auch auf mich, sehr geheimnisvoll. Sie gab sich neben gelegentlicher musikalischer Unterhaltung mit einem sehr geringen Mietzins zufrieden. Das beste an ihr aber war, dass sie trotz meiner Jugend mein Privatleben immer respektierte. Das galt auch für jeden Besuch, den ich in meiner Kammer empfing. Andererseits konnte ich immer mein Herz bei ihr ausschütten, wenn dies einmal nötig war. So manch junges Mädchen fand allerdings ebenfalls Trost bei ihr - ich bekam dann des öfteren auch ein sehr schlechtes Gewissen. Aber sie nahm mir nie etwas übel: "Du musst selbst wissen, was Du da tust, Junge". Das hat bei mir sicher mehr Wirkung hinterlassen, als das eine Ohrfeige oder Strafpredigt getan hätte. So ein bisschen hat mir neben meiner Schwester Alina wohl auch Gwendolyne die Mutter ersetzt.

In dieser Zeit bildete sich in mir wohl auch der Wunsch, ein berühmter Barde zu werden. Ich gab mir den Nachnamen "Silberzunge", um auch das letzte Überbleibsel, was mich an meinen grausamen Vater erinnerte, eben seinen Namen, aus meinem Leben zu tilgen. Aber was gab es für eine bessere Möglichkeit, sich einen "Namen" zu machen, als die erfolgreiche Teilnahme am grossen Sängerwettstreit, der jedes Jahr während des Middenheimer Karnevals, des grössten und rauschendsten Festes der gesamten alten Welt, stattfand. Ich nahm mir also vor, bei diesem Wettstreit zu bestehen, doch um letztlich den Sieg davonzutragen stellten sich mir drei grosse Hürden in den Weg, zu denen ich später noch kommen werde.

Beim Sängerwettstreit treten jeweils zwei Barden gegeneinander an, der Verlierer scheidet aus, der Sieger erreicht die nächste Runde. Das geht dann eben so lange, bis nur noch einer übrigbleibt. Man misst sich in drei Disziplinen. Fernkampf - Sangeskampf - Trinkkampf. Den Aussenstehenden wird hier die immerwährende Verwendung des Begriffes "Kampf" wundern, aber so ist nun einmal die Middenheimer Art. Im Singen konnten mir damals nur wenige das Wasser reichen, abgesehen von dem Jahr, in dem mir die Stimme brach. Die Jury, die den jeweiligen Sieger dieser Disziplin bestimmte, bestand aus den "Schönsten Töchtern der reichen Leute", und manchmal half da sogar schon ein nettes Lächeln weiter. Schwieriger war da schon der Fernkampf. Dieser bestand entweder aus dem Zielschiessen mit dem Bogen oder aus dem Zielwerfen von Wurfdolchen. Das war dann auch mein erstes Problem - welches ich allerdings durch monatelanges Üben, auch in meiner kleinen Kammer, was Gwendolyne schier wahnsinnig machte, aus der Welt schaffen konnte. Die dritte und abschliessende Disziplin war für mich meine zweite grosse Hürde. Sie bestand darin, eine volle Mass Met - ohne sie abzusetzen - als erster zu leeren. Was mir hier Kopfzerbrechen machte war aber nicht, dies schneller als mein Gegner zu schaffen, sondern vielmehr es überhaupt zu meistern. Wer es nämlich nicht fertigbringt, scheidet direkt aus dem gesamten Wettbewerb aus, selbst wenn er in den ersten beiden Disziplinen siegreich war.

Nun komme ich zu meiner dritten, grössten Hürde: "Bariton Bodo", ein rothaariger Zwerg mit gewaltigen Körperausmassen - in der Breite. Er war lange Zeit der bekannteste -oder soll ich lieber sagen: gefürchtetste ? - Barde Middenheims und verfügte zudem über grossen politischen Einfluss über seine Bardenzunft, welcher beizutreten ich mich immer geweigert hatte. Nun, Bodo beherrschte den Wettbewerb über viele Jahre unangefochten. Sieben mal in Folge wurde sein Name in die grosse Eichenplatte, die in der Mitte des Grossen Parks aufgestellt ist, eingraviert. Ich hab' den Kerl nie sonderlich gemocht, im Gegensatz übrigens zu vielen anderen Zwergen Middenheims, mit denen ich so manches Horn leerte. Bodo war ein regelrechter Griesgram, von übertriebenem Ehrgeiz zerfressen. Mich hatte er von oben herab behandelt seit er mich kannte: "Sieh an, da kommt wieder das Menschlein" - eine Verhaltensweise, die mir anfangs ziemlich auf den Geist ging, bis ich es lernte, seine Sprüche einfach zu ignorieren, was wiederum ihn ziemlich ärgerte.

Seit meinem 16.Lebensjahr, das war das Mindestalter, nahm ich an den Sängerspielen teil. In den ersten beiden Jahren stellte das "um die Wette trinken" ein schier unüberwindliches Hindernis für mich dar. Und auch in späteren Jahren gelang es mir höchst selten, diese Disziplin für mich zu verbuchen. Ich war dann oft schon froh die Mass Met überhaupt in einem Zug zu meistern. In den ersten vier Jahren gelang es mir aber dann doch, mich von Mal zu Mal zu steigern. Zum ersten Platz reichte es zwar noch nicht, doch es gelang mir nach und nach einen Namen zu machen. Als ich mich im Jahre 2508 stark genug fühlte, den alten Bodo endlich abzulösen, war dieser auf grosse Fahrt gegangen. Ich gewann den Wettbewerb dann im Endkampf, wie übrigens auch den im Jahr darauf, gegen meinen guten Freund Ansgar Grünblatt, "den ewigen Zweiten". Als ich dann im Frühjahr des Jahres 2510 selbst beschloss, auf Wanderschaft zu gehen, um die grosse weite Welt zu sehen - mein Ranzen war schon gepackt - da tauchte Bodo plötzlich wieder in der Stadt auf und kündigte grosspurig an, seinen rechtmässigen Platz beim nächsten Sängerwettstreit wieder einzunehmen.

Im Endkampf des Jahres 2510 war ich dann sehr glücklich, dass laut Entscheid der Jury mit Dolchen geworfen würde und nicht der Bogen entscheiden sollte, den Bodo wie kein zweiter beherrschte. Wütend warf mein Widersacher seinen neuen Bretonischen Bogen beiseite und war dann anschliessend chancenlos. Bariton Bodo war so verunsichert, dass er beim anschliessenden Singen einen Hustenanfall bekam, aber in dieser Disziplin wurde ich von den Middenheimern mittlerweile ohnehin wesentlich höher eingeschätzt. Im abschliessenden Wettrinken hatte Bodo wie erwartet leichtes Spiel, denn in wenigen Sekunden hatte er seinen Humpen geleert. Dann begann er lustige Tiléanische Geschichten zu erzählen, um mich zum Lachen und damit zum Scheitern zu bringen. Es wurden die längsten Sekunden meines Lebens. Bodo wurde immer unruhiger, versuchte alles um mich zu stoppen, denn das hätte ihm ja doch noch den Sieg beschert. Dazu kam dann noch die tosende Menge von Zwergen, die es nicht wahrhaben wollten, dass ihr Sängerkönig fiel. Ich kniff meine Augen zu und versuchte die Welt um mich herum zu vergessen und mit einem letzten grossen Schluck war es endlich geschafft. Zum Beweis liess ich den leeren Krug auf dem Tisch zerschellen. Danach brach die Hölle los. Ich weiss bis heute nicht, wie ich dem Getümmel entkam, denn Flucht war nun das einzig Vernünftige. Eigentlich scheue ich ja keine Schlägerei, aber bei rund fünfzig aufgepeitschten und rasenden Zwergen schien mir ein Bleiben doch unvernünftig zu sein. Die Siegerehrung im grossen Brauhaus entfiel jedenfalls an diesem Abend, wurde aber bald darauf nachgeholt. Ich bekam hierzu eine Vorladung zum Hause des damaligen Leiters der "Kommission für Gesundheit, Erziehung und Gemeinwohl", Helgard Stahnen. Neben Bariton-Bodo und Ansgar Grünblatt, der dieses Mal den dritten Platz erreichte, war lediglich die Jury vom Wettkampftage anwesend. Stahnens Tochter Inga überreichte mir, wie es Brauch war, die Siegespreise - als da waren ein kompletter Satz hervorragender Dolche, eine exzellente Laute sowie, und dass jetzt schon zum dritten Mal, ein kostbares, aber sehr hässliches Kristallglas mit eingravierter Jahreszahl.

Als ich die Zeremonie verlassen wollte, um mit Ansgar noch ein bisschen zu feiern, erhob Stahnen das Wort und gab mir die dringende Empfehlung, Middenheim sofort zu verlassen. Ich hätte eine Massenprügelei beim Karnevalsfest angezettelt und dem Gemeinwohl beträchtlichen Schaden zugefügt. Ich wurde völlig überrumpelt. Leugnen sei zwecklos, so Stahnen weiter, es gebe mehr als fünfzig Zeugen. Meinem bisher unbescholtenem guten Namen hätte ich es zu verdanken, nicht gleich abgeurteilt und ausgepeitscht zu werden. Als ich ein böses Grinsen bei Bodo bemerkte, wurde mir einiges klar. Das alles war sein Werk. Stahnen wurde anscheinend von ihm und seiner Zunft gehörig unter Druck gesetzt. Den Jurymitgliedern schien das alles sehr peinlich zu sein, Inga schien sogar Tränen in den Augen zu haben, aber ehe ich in meiner Wut und Enttäuschung etwas anstellen konnte, führte Ansgar mich aus dem Hause Stahnens in die nächste Taverne - ein guter Freund, der mich damit sicher vor Schlimmeren bewahrte. Nach ausgiebigem Feiern war uns natürlich nicht mehr zumute. Immerhin versprach der gute Ansgar mir zu versuchen, die Wahrheit über dass, was wirklich passiert war in der Stadt zu verbreiten.

Einige Tage später sah ich mein Bildnis an fast jeder Strassenecke meines Viertels mit dem Hinweis "Gesucht zum Empfang von zwanzig Stockschlägen - Belohnung" Die Strafe wird bei solchen Steckbriefen mit aufgeführt, weil diese dann als öffentliches Schauspiel erfolgt und somit einen Anreiz zur Ergreifung des Gesuchten geben soll. Da ich nun meinen Beschäftigungen nicht mehr frei nachgehen konnte, ohne Gefahr zu laufen, gefangen und vor dem Volke meiner Heimatstadt gedemütigt zu werden, beschloss ich die Stadt zu verlassen - was ich ja eigentlich ohnehin beabsichtigt hatte. So packte ich meine wenigen Habseligkeiten, verabschiedete mich von Gwendolyne - was mir dann doch recht schwer fiel - und machte mich auf den Weg. Eingehüllt in eine dunkle Kutte, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, machte ich mich aus dem Staube, nicht ohne bei Querung des grossen zentralen Parkes zu bemerken, wie gerade mein Name in die berühmte Eichentafel graviert wurde. Was auch geschehen sein mochte, einen Rest Anstand hatte sich der Herr Helgard Stahnen also doch bewahrt.

Diese Geschehnisse ereigneten sich nun vor knapp zwei Jahren. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass ich jüngst auf dem Schaffenfest in Bögenhafen erfuhr, im letzten Jahr habe ein Elf - nämlich ein gewisser Lladhréin - den Sängerwettstreit von Middenheim gewinnen können. Er soll den alten Bodo dabei so dermassen lächerlich gemacht haben - und dass in allen drei Disziplinen - dass dieser geschworen haben soll, nie wieder anzutreten. Als ich davon hörte, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen - lernte ich doch genau diesen Elfen kürzlich in Nuln kennen und hatte die grosse Ehre, mit ihm zusammen musizieren zu dürfen.
« Letzte Änderung: 4.07.2007 | 18:20 von Friedie »

Friedie

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Re: [Warhammer Roleplay] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #2 am: 25.05.2007 | 00:03 »
Königstag, der 19. Sommerzeit 2512

Jetzt ist es also doch passiert. Irgendwie habe ich ja immer geahnt, dass es mit uns kein gutes Ende nehmen konnte. Allerdings hatte ich eigentlich immer erwartet, irgendwann von einem grinsenden Dämon verschlungen zu werden, wie einst eine gewisse Ratte in Bögenhafen, und nicht von einem korrupten Gericht zum Tode verurteilt zu werden. Denn damit muss man jetzt wohl rechnen, wenn man sich vor Augen führt, wen Monalon und Wolfgang da vorhin zur Strecke gebracht haben. Wagner, den Lagerverwalter und Buchhalter von Matthias Blücher, der wiederum als einer der einflussreichsten Kaufleute Kemperbads gilt. Was ist da nur in sie gefahren? Getötet haben wir in der Vergangenheit ja schon häufiger, allerdings war das zumindest in Bezug auf Menschen immer in Selbstverteidigung und niemals kaltblütiger Mord. Einschüchtern und ausquetschen wollten wir Wagner. Den Brand der Beribeli aufklären, unseres Schiffes, und erfahren was es mit Wagners Brief auf sich hat, der hätte nachweisen können, dass wir seit Monaten von der Purpurnen Hand beschattet wurden. Nun ist dieser Brief allerdings zusammen mit dem Lagerverwalter selbst in Flammen aufgegangen.

Jetzt sitzen wir also in dieser Gefängniszelle, neben Wolfgang ein weiterer Gefangener, der seit Wochen darauf wartet, dass ihm die Hand abgeschlagen wird - welch grausames Schicksal, wie mir gerade klar wird, und meine Wenigkeit. Monalon ist nicht bei uns, nachdem Wolfgang sich weigerte, mit ihr in dieselbe Zelle gesperrt zu werden. Er hat sie als Hexe bezeichnet, wohl um die Schuld von sich abzuwenden und seinen Hals zu retten. Das sieht dem Kerl ähnlich. Aber ich glaube nicht, dass ihn das retten wird. Der achso schlaue Wolfgang wird wohl genauso wie Monalon und ich bald das Zeitliche segnen. Das scheint mir im Moment unvermeidlich.

Bereuen tue ich eigentlich wenig in meinem Leben. Monalon und Wolfgang geholfen zu haben, das Chaos zu bekämpfen bereue ich zu keinem Augenblick. Das ich jetzt einmal zur falschen Zeit am falschen Ort war, denn so fühle ich mich momentan, ist einfach grosses Pech gewesen. Für die Verhandlung nehme ich mir vor zu schweigen, da ich nicht glaube, damit wirklich etwas bewirken zu können. Aber ein Lied möchte ich dann doch hinterlassen in dieser Welt - und wenn dieses letzte Werk zunächst auch nur für unsere armen Nachfolger in dieser Zelle geschrieben werden kann.



The Minstrel Boy



The minstrel boy to the war is gone,
In the ranks of death you'll find him;
An ancient sword he hath girded on,
And his wild lute slung behind him;
"Land of Song!" cried the warrior bard,
"Tho' all the world betrays thee,
One sword, at least, thy right shall guard,
One faithful lute shall praise thee!"


The Minstrel fell! But the foeman's steel
Could not bring that proud soul under;
The lute he lov'd ne'er spoke again,
For he tore its chords asunder;
And said "No chains shall sully thee,
Thou soul of love and brav'ry!
Thy songs were made for the pure and free
They shall never sound in slavery!


The minstrel boy will return, we pray,
When we hear the news we all will cheer it.
The minstrel boy will return one day,
Torn perhaps in body, not in spirit.
Then may he play on his lute in peace,
In a world such as Heaven has intended,
For all the bitterness of man must cease,
And every battle must be ended
« Letzte Änderung: 4.07.2007 | 18:21 von Friedie »

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer Roleplay] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #3 am: 25.05.2007 | 12:55 »
Arbeitstag, der 20. Sommerzeit 2512

Ein wenig Hoffnung darf ich jetzt wohl doch wieder schöpfen aus den heutigen Ereignissen. Dieses Morgens erscheint unser Rechtsbeistand, eine junge hübsche Priesterin aus dem Verena-Tempel. Wir schildern Ihr kurz was passiert ist und entwerfen mögliche Verhandlungsstrategien. Wolfgang scheint etwas enttäuscht zu sein, dass es nicht seine Mutter ist, die uns verteidigen soll und er scheint diesem Mädchen, das sich als 'Taanja' vorgestellt hat, auch nicht allzu viel zuzutrauen.

Der Prozess verläuft zunächst wie erwartet, die Beweismittel werden vorgelegt und zeigen in aller Deutlichkeit was passiert ist. Wolfgang trägt vor, er sei von Monalon behext worden und demnach die Unschuld in Person, woraufhin das Mädchen sich natürlich wehrt und äussert, sie sei von Wolfgang zu der Tat angestiftet worden. Meine beiden Reisegefährten giften sich einige Minuten regelrecht an und fahren fort sich gegenseitig zu belasten. In mir macht sich daraufhin eine gewisse Traurigkeit breit. Ich weiss in diesem Moment, dass es wohl dem Ende zugeht mit unseren gemeinsamen Abenteuern, ausserdem empfinde ich das ganze als ziemlich würdeloses Ende. Zumindest der alte Richter aber, Gerfeld Einarsson, strahlt für mich eine gewisse Weisheit aus, in dem er die Beweismittel in Bezug auf meine Person doch recht objektiv zu sehen scheint. Den Mord kann man mir jedenfalls nicht ohne weiteres direkt nachweisen. Man sieht ganz im Gegenteil ganz deutlich meinen entsetzten Gesichtsausdruck auf der "Wagners magischer Aufzeichnung", als meine beiden Gefährten in sein Büro stürmten und der Verwalter in Monalons Feuerball verdampfte.

Dann kommt die Sprache auf mögliche Motive unseres Handelns am besagten Abend, aber auch im Allgemeinen. Der Richter, der sich für die magischen Aspekte dieses Falles tatsächlich noch Unterstützung aus Altdorf hat kommen lassen, einen alten Magier, der als „Seine Spektabilität Tyrios Prahe“ vorgestellt wurde, spricht dabei von unserer „irrigen Annahme, das Chaos zu bekämpfen“. Das ist dann doch zu viel für mich und so breche ich mein Schweigegelübde indem ich vorbringe, man solle doch einmal in Wittgendorf nachfragen inwieweit diese „Annahme“ unsererseits denn wirklich irrig sei. Oder man frage doch die drei Wittgendorfer Bürger Michara, Talrik und Jörgun, die uns zur Stadt begleitet haben und sich zur Zeit in Kemperbad befinden. Richter Einarsson scheint sichtlich überrascht und stellt Fragen zu den zurückliegenden Ereignissen um die Zerstörung Burg Wittgensteins und unsere Verwicklungen hierin, die ich ihm wahrheitsgemäss beantworte. Er scheint sich seiner Sache nun nicht mehr ganz so sicher zu sein und ordnet an, die Verhandlung erst am morgigen Tage fortzusetzen um die drei Zeugen zu finden und zu befragen.

Nach den Ereignissen dieses Tages bin ich jedenfalls, wie zuvor bereits angemerkt, durchaus wieder etwas hoffnungsfroher gestimmt. Vielleicht werde zumindest ich am Ende noch einmal mit dem Leben davon kommen.
« Letzte Änderung: 4.07.2007 | 18:22 von Friedie »

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer Roleplay] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #4 am: 25.05.2007 | 14:46 »
Festtag, der 21. Sommerzeit 2512

Am heutigen Morgen sucht uns Wolfgangs Mutter Ursula auf, was diesen sichtlich freut. Viel schlauer werden wir dadurch allerdings nicht, ich muss allerdings zugeben, dass ich irgendwie nicht in der Lage bin, mich auf dieses Gespräch zu konzentrieren. Es dauert auch nicht mehr lange und wir werden zurück in den Verhandlungssaal geführt. Und auf einmal geht dann alles sehr schnell. Denn Richter Einarsson ergreift das Wort und geht zu meiner Überraschung sofort zur Urteilsverkündung über. Ich hatte ja zumindest noch erwartet, dass die Wittgendorfer Zeugen angehört würden, aber das ist wohl offenbar schon vorher schon geschehen. Jedenfalls - so der erste Urteilsspruch - wird mein Leben verschont werden, wie ich erleichtert feststelle. Allerdings trifft mich der Bannstrahl, und ich soll ohne Verzug aus dem Reiche entfernt werden. Monalon und Wolfgang dagegen werden zum Tod durch das Fallbeil verurteilt.

Kurz darauf werden wir dann auf den Richtplatz geführt, wo sich bereits viel Volk eingefunden hat - als ob das Urteil schon lange vorher feststand. Ich sehe Monalons Eltern, die Mutter in Tränen aufgelöst. Interessanter Weise kann ich kaum Feindseligkeiten aus der Menge uns gegenüber ausmachen. Ich werde zuerst auf die Bühne geführt, wo bereits ein Schmied nebst zwei grobschlachtigen Gehilfen auf mich wartet, um mir das Bannzeichen aufzudrücken. Um mich abzulenken, stimme ich ein Lied an, werde aber vom Geschrei der Menge bald übertönt. Ich schliesse meine Augen, als ich das Brandeisen auf mich zukommen sehe. Kurz darauf spüre ich dann einen wahnsinnigen Schmerz auf der Stirn. Ich öffne die Augen, und für ein paar Momente verschwimmt alles vor mir. Meine Stirn scheint regelrecht zu brennen, aber es stellt sich auch ganz langsam ein leichtes Taubheitsgefühl ein. Ich richte mich voll auf und sehe in erstaunte Gesichter. Man hat wohl erwartet, dass ich laut aufschreien und dann ohnmächtig werden würde, und ich muss sagen, dass das in diesem Moment vielleicht auch nicht das schlechteste wäre. Ich werde daraufhin an die Seite geführt und in die Obhut eines grossen barhäuptigen jungen Mannes gegeben, damit die Henker ihr schauriges Werk weiterführen können. Viel bekomme ich dann davon aber nicht mehr mit. Nur das ich kurz den Eindruck habe, bei Monalons Enthauptung den dumpfen Aufprall des Fallbeils zweimal hintereinander zu hören, aber das könnte auch mit den irren Kopfschmerzen zu tun haben, die ich immer noch verspüre. Erstaunlich ist zudem, dass angekündigt wird, Wolfgangs Hinrichtung erst einmal auszusetzen.

Mein Bewacher stellt sich als ein Sigmar-Priester heraus, der den Auftrag hat, mich schnellstmöglich ausser Landes zu bringen. Ich erfahre, dass es nach Tiléa gehen soll, und er fragt mich, ob ich gut zu Pferd sei. Als ich das wahrheitsgemäss verneine meint er, dass würde ich dann schon noch lernen. Man führt zwei Pferde herbei, die Fussfesseln werden mir abgenommen und der Priester, der sich mir später als Magnus von Moosfels vorstellt, hilft mir in den Sattel. Ein unglaublich kräftiger Bursche, ich hoffe, mich nicht irgendwann einmal mit ihm schlagen zu müssen, das könnte bös für mich enden. Das Reiten ist anfangs schon sehr ungewohnt, aber doch einfacher, als ich es mir immer vorgestellt habe. So geht es denn auf des Rappens Rücken aus der Stadt. Das Volk, das uns teilweise vom Richtplatz aus bis zum Stadtrand begleitet, verhält sich immer noch eher zurückhaltend, und ich bemerke zu meinem Erstaunen auch weiterhin keinerlei Feindseligkeiten. Vor einigen Jahren bekam ich einmal mit, wie ein Verbannter aus den Toren Middenheims regelrecht herausgetrieben und mit verfaultem Obst und kleineren Steinen beworfen wurde. Vereinzelt glaube ich sogar aus dem Getuschel der Menge meinen Namen herauszuhören.

Den Rest des Nachmittags und den frühen Abend sind wir dann unterwegs, was mir die Zeit gibt, über die Vergangenheit und auch über meine Zukunft nachzudenken. Im Grunde ist ja jetzt alles gar nicht so schlimm, eine Verbannung erscheint mir nun nicht unbedingt etwas endgültiges zu sein, und in Tiléa soll es ja auch ganz schön sein - so weiss man dort Musik zu schätzen, wie ich schon oft vernommen habe. Natürlich trauere ich um die verlorenen Freunde und muss natürlich auch sehnsüchtig an meine liebste Marion in Delbertz denken, von der mich gerade jeder Schritt dieses blöden Gaules weiter entfernt.

Am späten Abend erreichen wir dann ein Gasthaus, wo es endlich etwas anständiges zu Essen und vor allem ein paar Schnäpse für mich gibt, die brauche ich jetzt aber auch. Von Moosfels versucht mir ein „Redeverbot“ aufzuerlegen, an das ich mich natürlich nicht halte. Der Kerl erinnert mich irgendwie sehr stark an Wolfgang in seinem Gehabe, was aber wohl auch an den Umständen liegt, somit kann ich ihm sein Verhalten kaum übelnehmen. Bald gesellt sich eine Elfin, die sich uns als Raslani Abendstern vorstellt, an unseren Tisch und stellt mir einige neugierige Fragen, was die jüngsten Ereignisse betrifft. Ich gebe ihr bereitwillig Auskunft, angefangen mit den Ereignissen in Wittgendorf, meine Begegnung mit der Sigmar-Erscheinung im dortigen Tempel, den Fund des Schwertes des Sigmartemplers, die Erstürmung der Burg mit Hilfe der Rebellen und die letzten Tage in Kemperbad. Von Moosfels scheint mir zu Anfang überhaupt nicht zu glauben, was sich aber mit der Zeit ändert, da einige Aussagen Raslanis die meinen mehr oder weniger bestätigen.

Magnus bringt mich nach einiger Zeit auf unser Zimmer und verschwindet wieder nach unten in die Gaststube, wohl um sich allein mit der Elfin Abendstern zu besprechen. Mir ist das in diesem Moment eigentlich ganz recht, da ich nach den Ereignissen dieses Tages sehr erschöpft und müde bin. Kaum befinde ich mich aber in Mors Armen, da werde ich auch schon wieder von meinem Bewacher geweckt, der mir mitteilt, dass wir am morgigen Tag zusammen mit der Elfin Raslani Abendstern nach Kemperbad zurückkehren werden. Er scheint sehr an dem Kesselrink-Schwert Monalons interessiert zu sein. Zudem teilt er mir mit, dass er Boten zu seinem Tempel nach Altdorf ausgesendet hat, um meine Aussagen über meine "Sigmar-Erscheinung" zu überprüfen. Nach einem ereignisreichen Tag, und froh immer noch am Leben zu sein, falle ich in einen tiefen Schlaf.
« Letzte Änderung: 4.07.2007 | 18:22 von Friedie »

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer Roleplay] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #5 am: 25.05.2007 | 14:47 »
Wellentag, der 22. Sommerzeit

Nach einem kurzen Morgenmahl geht es wieder zurück Richtung Kemperbad. Der zweite Tag auf diesem Gaul ist irgendwie noch schmerzhafter als der erste. Ich spüre jeden einzelnen meiner Knochen und muss mich wohl damit abfinden, dass es wohl noch etliche Wochen dauern wird, bis ich mich daran gewöhnt habe. Sehr beeindruckend ist übrigens die Vorstellung von Raslani, die uns den ganzen Weg allein auf Schusters Rappen begleitet. Jetzt leuchtet es mir ein, warum in Bezug auf Elfen häufiger von „Siebenmeilenstiefeln“ die Rede ist.

Die Stadt macht einen ruhigen Eindruck und der Richtplatz scheint fast völlig verweist. Kaum zu glauben, dass hier gestern noch Hinrichtungen stattgefunden haben. Als wir am Sigmartempel eintreffen ruft Magnus ein paar Akolythen herbei, die unsere Pferde in Empfang nehmen und mir vom Pferd helfen, was mir aufgrund meiner gefesselten Hände Schwierigkeiten bereitet.

Im Tempel werden wir in eine Messe geführt, wo uns Tee und Wasser angeboten wird. Der Tee scheint Raslani nicht besonders gut zu schmecken, da bin ich doch froh, mich für das Wasser entschieden zu haben. Von Moosfels fragt nach dem „Oberen“, der dann auch bald erscheint. Wie habe ich mich auf diesen Augenblick gefreut. Denn ich kenne Vater Tolan ja von vor einigen Wochen auf dem Reik, als wir ihn auf unserer Beribeli nach Kemperbad mitnahmen. Heute macht er eher den Eindruck eines höhergestellten Priesters als damals, als er in einfacher Reisekleidung auftauchte und mit Monalon, Wolfgang und mir gemeinsam Mutanten bekämpfte. Sehr beeindruckend, wie er damals seinen Kampfstab einsetzte, den ich anfangs ja für einen normalen Wanderstab hielt. Tolan scheint jedenfalls sehr erstaunt zu sein mich zu sehen, ist allerdings zunächst in ein intensives Gespräch mit Magnus verwickelt, in dem es vornehmlich um Kesselrinks Schwert geht. Als Magnus mich im Laufe seiner Ausführungen als „Verbrecher“ bezeichnet, wird Tolan hellhörig und fragt mich „wie denn ausgerechnet ich in solch eine Situation hereingeraten wäre“. In diesem Moment faltet sich von Moosfels Gesicht zusammen: „Ihr kennt Euch ?“ Ich sage Tolan, dass ich ihm später Bericht erstatten werde. Jetzt erzähle ich ihm erst einmal über die Geschehnisse in Wittgendorf, im Besonderen die mir widerfahrene Erscheinung des Sigmar, und wie dieser mich damals mit seinen Worten zum Schwert des Ritters von Kesselrink geleitete. Als ich berichte, dass ich das Schwert dann zunächst einmal Monalon überliess sind alle sehr erstaunt. Das Schwert sei doch augenscheinlich mir „gegeben“ worden. Ich versuche zu erklären, dass ich ja bereits ein ausgezeichnetes Schwert führte, welches mir bereits gute Dienste leistete und augenscheinlich über so etwas wie magische Kräfte verfügt, da es noch von unseren fernen Vorfahren, den „Slann“ stammt. Sie scheinen mir allerdings nicht recht zu glauben, lassen aber eine Nachricht zum Verena-Tempel bringen um von dort später einen Schwertkundigen kommen zu lassen.

Vater Tolan und Magnus zeigen augenscheinlich grosses Interesse an dem Sigmar-Schwert, und so machen wir uns bald auf zum Gerichtsgebäude, da sich die Waffe ja noch bei Monalons Sachen befinden sollte, es sei denn, die Stadtwachen haben diese mittlerweile verspielt. Der Gerichtsdiener weist uns den Weg, und in einer Truhe befinden sich tatsächlich die gesammelten Habseligkeiten meiner ehemaligen Reisegefährten. Auch das Schwert ist dabei und wird von Tolan und Magnus eindringlich untersucht und auch für echt befunden. Die beiden handeln mit dem Gerichtsdiener eine Entschädigung aus und nehmen die für sie anscheinend „heilige“ Waffe an sich.

Zurück im Sigmartempel gibt es erst einmal eine ausführliche Mahlzeit und auch leckeres Ale. Raslani versucht einem Akolythen beizubringen, wie man richtig Tee zubereitet: „Man kann doch nicht nur heisses Wasser mal eben über ein paar Blätter giessen“. Alle scheinen guter Dinge, Magnus und Tolan sicher aufgrund ihres sichergestellten „Schatzes“. Es wird beschlossen, die kommende Nacht im Sigmartempel zu verbringen. Tolan weist uns Räume zu und übernimmt die Verantwortung für meine Person, was für Magnus auch überhaupt kein Problem darzustellen scheint. Dann taucht der oder vielmehr die Waffenkundige aus dem Verena-Tempel auf, und es ist Ursula Kern, Wolfgangs Mutter. Als diese mich dann auch noch mit meinem Namen begrüsst, ringt Magnus sichtlich mit seiner Fassung. Da komme ich nicht umhin, innerlich laut loszulachen.

Den Rest des Nachmittags verbringen Magnus, Tolan, Raslani und Mutter Ursula mit ausführlicher Schwerterkunde, was mir die Möglichkeit lässt, dem Ale zu frönen und mich ein wenig von den Strapazen der letzten Tage zu erholen. Später werde ich dann dazugebeten und soll noch einmal berichten, diesmal auch über die Ereignisse, die mich in Besitz des Slannschwertes brachten. Ich versuche noch einmal zu erklären, warum ich dieses Schwert vorziehe, und bemerke, als Tolan etwas ungläubig guckt, dass er es ja selbst schon in Aktion gesehen hat. Als er das realisiert, scheint er mich sofort ein bisschen besser zu verstehen. Magnus dagegen scheint erneut etwas konsterniert. Dass nämlich Vater Tolan, ein so wichtiger Priester seines Ordens, und ich jetzt auch noch „zusammen einem gemeinsamen Feind gegenübertraten", also im Grunde alte Waffenbrüder sind, bringt sein Weltbild anscheinend erneut etwas ins wanken, was mich wiederum sehr amüsiert. Mutter Ursula ist immer noch unschlüssig, was nun die Herkunft des Slann-Schwertes angeht und bittet darum, das gute Stück einer genaueren Untersuchung unterziehen zu dürfen. Es wird beschlossen, es ihr bis zum nächsten Morgen zu überlassen, worauf sie sich dann offenbar Richtung Verena-Tempel verabschiedet.

Mit Magnus vereinbare ich, ihm das Sigmar-Schwert zu überlassen, wenn er sicherstellt, dass mir meine Habseligkeiten in Tiléa zugehen, also auch mein eigenes Schwert, dass ich so schätze. Natürlich hätte ich auch darauf bestehen können, dass mir beide Schwerter zustehen, doch zum einen benötige ich keine zwei Schwerter, und zum anderen glaube ich, dass einem Sigmar-Priester gerade solch ein Schwert von grösserem Nutzen ist als mir. Auch glaube ich, ein wenig Grosszügigkeit meinerseits Magnus gegenüber könnte sich für die nächsten Wochen und Monate durchaus als nützlich erweisen.

Nachdem ich dann anschliessend noch Vater Tolan bei ein paar abschliessenden Ales - wie zuvor versprochen - über die Ereignisse der letzten Tage berichte, begebe ich mich zur Nachtruhe.
« Letzte Änderung: 4.07.2007 | 18:23 von Friedie »

Friedie

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Re: [Warhammer Roleplay] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #6 am: 25.05.2007 | 14:48 »
Daubentag, der 23. Sommerzeit 2512

Der neue Tag beginnt verheissungsvoll. Magnus ist sehr freundlich und zuvorkommend und teilt mir mit, dass ich ab sofort zwar unter seiner Obhut, aber nach aussen hin nicht mehr als „Gefangener“ reise. Ich gebe ihm mein Versprechen, sein Vertrauen nicht zu missbrauchen und auf etwaige Fluchtversuche zu verzichten. Seine Gespräche mit Mutter Ursula und Tolan haben anscheinend einen gewissen Sinneswandel bei ihm bewirkt. Auch mein Vorschlag, die Schwerter zu tauschen, ist bei ihm wahrscheinlich auf fruchtbaren Boden gefallen.

Wir begeben uns zunächst in Richtung Verena-Tempel, wo Magnus kurz verschwindet um das Slann-Schwert abzuholen. Als wir gerade von dort aufbrechen, galoppiert plötzlich ein Pferd auf uns zu. Dem Reiter gelingt es kurz vor uns abzustoppen, da sehe ich, dass es sich augenscheinlich um Taalja handelt, unsere Zufallsbekanntschaft, die eigentlich mit uns hatte fahren wollen, wäre die Beribeli nicht abgebrannt. Magnus zieht sein Schwert, worauf sich Taalja kurz entschuldigt und dann nachfragt: „Was ist denn passiert ?“ Ich werfe ihr kurz zu, dass sich unsere Schiffsreise erledigt hat. Magnus fragt Taalja nach ihrem Begehren worauf sie nichts entgegnet. Sie wirkt verunsichert, nachdem sich ihre Reisepläne so plötzlich in Luft aufgelöst haben. Magnus beschliesst aufzubrechen, wir haben ja schliesslich einen weiten Weg vor uns. Nachdem er bei einer Stadtwache ein Pferd für Raslani organisiert, die uns weiter begleiten möchte: „Stellt es bitte am Südtor für uns bereit“, machen wir uns auf den Weg. Raslani erhält dann auch ein recht ansehnliches Reitpferd, dem sie Sattel und Zaumzeug abnimmt und dieses der verblüfften Stadtwache in die Hände drückt. Elfen benötigen so etwas anscheinend nicht zum Reiten. Raslani: „Wozu hat ein Pferd einen Rücken und zwei Ohren ?“.

Diese Reiterei wird für mich zunehmend zur Belastung. Und das Jucken auf meiner Stirn ist nahezu unerträglich. Nach ein paar Stunden legen wir endlich eine Pause ein. Magnus verpasst mir freundlicherweise einen kleinen Kopfverband. Als wir wieder aufsitzen wollen merken wir, dass wir anscheinend verfolgt werden. Nach ein paar weiteren Meilen sind wir uns dessen ziemlich sicher. Magnus beschliesst anzuhalten, und als der fremde Reiter aufschliesst, zieht Magnus das Schwert. Es ist zu meinem Erstaunen wiederum Taalja. Als Magnus sie erneut zu Rede stellt, bekommt sie zunächst wiederum kaum einen Ton heraus, dann fragt sie, wo sie denn mit mir hinwollten. Magnus möchte nun von mir wissen, ob ich diese Person kennen würde, was ich bejahe und kurz erzähle, um wen es sich bei ihr handelt. So ganz sicher bin ich mir jetzt allerdings auch nicht mehr, irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl. Ist sie gar ein Mitglied der Purpurnen Hand, das mich beschatten soll ? Als Magnus jetzt ungeduldig und unwirsch wird und das Mädchen noch einmal nachdrücklich nach ihrem Begehren fragt, ergreift Taalja wortlos die Flucht. Auf die fragenden Blicke meiner beiden Reisebegleiter hin kann ich nur mit den Schultern zucken.

Wir kommen ganz gut voran, lassen das Gasthaus, in dem wir vor zwei Tagen nächtigten, weit hinter uns und erreichen schliesslich unser Tagesziel, das kleine Dorf Weidenstock. Wenn wir morgen in der gleichen Geschwindigkeit vorankommen, werden wir wohl noch einmal die Ruine von Burg Wittgendorf betrachten können - glücklicherweise steht diese auf dem gegenüberliegenden Ufer des Reik.


Fortsetzung folgt!
« Letzte Änderung: 4.07.2007 | 18:24 von Friedie »

Friedie

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Re: [Warhammer Roleplay] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #7 am: 25.05.2007 | 14:49 »
Markttag, der 24. Sommerzeit

Am nächsten Morgen versorgt Magnus meine Kopfwunde, die mittlerweile - den Göttern sei Dank - weit weniger schmerzt und allem Anschein nach einen guten Heilungsverlauf verspricht. Das Frühstück im Gastraum der Herberge "Zur alten Weide" ist hervorragend. Ich frage Raslani, ob sie in nächster Zeit Kontakt zu Angehörigen Ihres Volkes erwartet, in der Hoffnung, dass sie vielleicht den Brief, den ich gestern an Marion schrieb, Richtung Delbertz befördern könnten. Wer so schnell unterwegs ist wie die Elfen, garantiert sicher für eine schnellst mögliche Zustellung, so denke ich mir. Ausserdem verfüge ich ja im Moment nicht über die Barmittel, um eine Briefzustellung zu bezahlen. Ihre Antwort darauf ist leider sehr abweisend, sie scheint fast sogar ein wenig beleidigt zu sein, überhaupt auf so etwas Nichtiges angesprochen zu werden. Magnus bekommt unsere Unterhaltung mit und springt hier freundlicherweise für mich in die Bresche, in dem er den Wirt um Erledigung der Sache ersucht und sogar die Beförderungskosten übernimmt.

Als ich dann wieder auf dem Pferd sitze, scheine ich sämtliche Knochen zu spüren, ich versuche mit verschiedenen Sitzhaltungen zu experimentieren, und tatsächlich hilft dies, die Schmerzen etwas zu lindern. Wie beneide ich da Raslani, die über dem Pferderücken zu schweben scheint. Das sieht alles so leicht aus bei ihr. Muss jemand, der vieles so leicht beherrscht und uns Menschen darin weit überlegen ist, nicht fast zwangsläufig ein Überlegenheitsgefühl entwickeln? Vielleicht ist das aber auch bei den Elfen eine Frage des Alters. Ich erinnere mich noch sehr gut an die entspannte Atmosphäre und das gegenseitige Verständnis, als ich damals in Nuln mit Lladhréin zusammen musizierte. Aber er ist eben nicht nur Elf, sondern auch Musiker. Vielleicht ist es ja auch einfach nur eine Frage des Kennenlernens, und mein Eindruck von Raslani als "weiblichem Wolfgang" wird mit der Zeit verfliegen.

Es geht weiter durch relativ dichten Wald, der manchmal durch grössere Lichtungen unterbrochen wird. Durch eine dieser Lichtungen erkenne ich ein grosses Kriegsschiff auf dem Reik, in den letzten Wochen ja ein ja sehr gewohnter Anblick. Es wird Nachmittag, da begegnet uns ein Trupp von sechs berittenen Strassenwachen, zwei von ihnen führen auf ihrem Pferd jeweils eine grausam zugerichtete Leiche mit, offenbar Opfer eines Überfalles von Tiermenschen, wie Magnus vom Hauptmann auch bald erfährt. Der Sigmarianer wirkt ein wenig besorgt, aber der Hauptmann beruhigt ihn etwas, in dem er bemerkt, dass solche Übergriffe zumindest bisher nur zu nächtlicher Stunde vorgekommen seien. Des Nachmittags erblicke ich auf der anderen Seite des Reik ein vertrautes Panorama: die zur Ruine verkommene Burg Wittgenstein und zu deren Füssen die Ortschaft Wittgendorf. Am heruntergekommenen Kai erkenne ich tatsächlich ein paar bekannte Gestalten: Vater Tolan ist dort mit ein paar kaiserlichen Soldaten zu sehen, und auch Michara und Maximilian, der etwas schrullige, aber fähige Arzt aus Kemperbad. Da tut sich anscheinend eine ganze Menge. Mir kommt das Ganze dennoch bereits jetzt vor wie ein Blick in eine weit zurückliegende Vergangenheit. Rund zehn Meilen weiter südlich erreichen wir das Rasthaus der Kaiserlichen Linie "Zur Alten Furt". Im Innenhof empfängt uns ein Bursche, der sich unserer Pferde annimmt. Eine prächtige Kutsche ist dort auch zu sehen - wie schön wäre es, doch einmal in einem solchen Gefährt reisen zu dürfen. Der Gastraum ist gut gefüllt, unter anderem sind da auch wieder einige Strassenwachen. Es gibt über dem offenen Feuer gebratenes Fleisch und auch ein leckeres Ale. Bei den Gesprächen herrscht ein Thema vor, nämlich die sich seit dem Fall der Burg Wittgenstein gehäuften Überfälle seitens der Tiermenschen auf Reisende. Meister Meinhardt, der Wirt, der mich in seiner Erscheinung ein wenig an einen anderen seiner Zunft erinnert, nämlich Simon aus der "Reuse" in Bögenhafen, weiss dazu einiges zu berichten.

Ich habe irgendwie die Befürchtung, dass wir mit diesen Tiermenschen in den nächsten Tagen auch noch zu tun bekommen könnten.
« Letzte Änderung: 4.07.2007 | 18:24 von Friedie »

Friedie

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Re: [Warhammer Roleplay] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #8 am: 25.05.2007 | 14:51 »
Backtag, der 25. Sommerzeit

Als wir am Morgen den Gastraum betreten, tummeln sich dort auch schon wieder einige der Reisenden von gestern. Ein Herr von Liebewitz - offensichtlich aber nicht verwandt mit der reikländischen Kurfürstin Emanuelle von Liebewitz - stellt sich uns vor und fragt nach unserem Reiseziel. Als er vernimmt, dass wir auf dem Weg nach Tiléa sind, schlägt er vor, dass wir uns, angesichts der neuerlichen Gefahren durch Strassenräuber und Tiermenschen, doch bis nach Nuln zusammen tun könnten. Er sei Kaufmann, und mit einer grösseren Warenladung dorthin unterwegs. Begleitet wird von Liebewitz von zwei Gehilfen: zum einen von Erik, einem Berg von einem Mann, neben dem selbst Magnus fast schmächtig wirkt, und von einem kleinen Tiléaner namens Giovanni. Dieser Kerl fiel mir gestern schon auf, da er die halbe Wirtschaft dazu bringen wollte, ihm beim Karten- oder Würfelspiel Gesellschaft zu leisten. Giovanni möchte wissen, warum wir in sein Heimatland wollen, Magnus erzählt ihm dann aber lediglich, er sei im Auftrag seines Ordens dorthin unterwegs. Aber vielleicht ahnen Erik und Giovanni irgendetwas, denn als ich mich Ihnen mit meinem Namen vorstelle, werfen sie sich vielsagende Blicke zu.

Als wir im Innenhof der Herberge unsere Pferde entgegennehmen wollen kommt uns der völlig verstörte Bursche von gestern entgegen, der Raslani unterwürfig beichtet, etwas ganz Schlimmes sei passiert: der Sattel ihres Pferdes sei verloren gegangen. Er ist dann sehr erleichtert, als er erfährt, dass es diesen Sattel ja nie gegeben hat. In diesem Moment bemerke ich, dass Wichtigste sei ja, dass unsere Kutsche noch vorhanden sei. Einen Moment lang "habe ich ihn", der arme Kerl scheint völlig die Fassung zu verlieren, aber als er dann mein Grinsen bemerkt, und die Anderen in wahre Lachsalven ausbrechen, erkennt er, dass er an der Nase herumgeführt wurde. Was von Liebewitz' Männer da an zwei ihrer Pferde spannen, ist dann zwar nicht die vornehme Reisekutsche - welchem der Gäste mochte die wohl gehört haben, ausser diesem Händler selbst schien niemand wohlhabend genug, um ihr Besitzer gewesen sein zu können - sondern nur ein grosser Handelskarren, aber als Magnus für mich einen Platz auf diesem Gefährt aushandelt, ist das für mich durchaus akzeptabel. Magnus wird mir irgendwie immer sympathischer. Erik und ich machen es uns auf dem Karren gemütlich, die Fahrt geht gut voran und das bisschen Sommerregen stört nicht, sondern erfrischt eher. Erik scheint ein sehr schweigsamer Mensch zu sein, aber das wird ja durch den äusserst redseligen Giovanni mehr als ausgeglichen. Ich denke mir so, dass der Tiléaner von Liebewitz bei Verhandlungen sicherlich gut zur Seite stehen kann, während dieses "Abbild des Sigmar" eher für die groben, körperlichen Aufgaben eingesetzt wird. Bald taucht das Dorf Hügelheim vor uns auf, doch Giovanni meint, für eine Rast sei es noch viel zu früh, und Hügelheim sei ohnehin nicht besonders empfehlenswert: "Zu viele Zwerge". So geht es denn weiter, und am späten Nachmittag erblicke ich zur Linken einen Semaphorenturm auf einem etwas grösseren Hügel. Die Dinger schiessen in letzter Zeit ja wie die Pilze in die Höhe! Ähnliches gilt für die Herbergen der kaiserlichen Linie. Die Herberge "Zum Hügelblick", die wir kurz darauf erreichen, gleicht unseren vorherigen Unterkünften wie ein Ei dem anderen. Noch vor wenigen Monaten, als ich diesen Weg Richtung Nuln bereiste, war diese Strecke noch wie ausgestorben. Als Abendmahlzeit gibt es eine sehr wohlschmeckende Suppe, dazu trinke ich einmal mehr ein sehr leckeres Ale. Raslani und Magnus dagegen entscheiden sich für einen Wein - "Delbertz Südlage". Von den sehnsüchtigen Gedanken, die mich darauf erfassen - so schnell bekomme ich meine hübsche Schankmaid Marion nicht aus dem Kopf - lenkt mich dann der redselige Giovanni ab, der mir ein Spielchen vorschlägt. Diesen merkwürdigen Würfeln, die er da hervorzaubert, traue ich nicht recht, so lasse ich mich lieber zu "Drei Asse" überreden. Von Liebewitz und Erik sind auch dabei und werfen ein paar Münzen als Einsatz auf den Tisch. Mangels Geldes schiebe ich einen vollen Ale-Krug in die Mitte. Giovanni weiss sehr gut, wie die Karten gelegt werden müssen. Der Kerl ist gut, und so gewinnt er auch die ersten Runden. Am Ende des Abends habe ich allerdings nicht nur mein Ale - und zwei weitere - zurück gewonnen, sondern darf zusätzlich auch noch 9 Schillinge mein Eigen nennen. Es zahlt sich doch aus, öfter mit Zwergen gespielt zu haben!

Den Rest des Abends erzählt Giovanni in der Runde über die grossartigen Städte seiner Heimat, mit denen vielleicht noch die wenigen Metropolen des Reiches mithalten könnten, ganz sicher aber nicht die Dörfer im Lande der Grenzfürsten, die ja auch noch vor uns liegen auf unserer Reise nach Tiléa.
« Letzte Änderung: 4.07.2007 | 18:25 von Friedie »

Friedie

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Re: [Warhammer Roleplay] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #9 am: 25.05.2007 | 14:52 »
Zahltag, der 26. Sommerzeit 2512

Am frühen Morgen geht es weiter und für heute habe ich mir vorgenommen, den Platz auf dem Wagen gegen den auf dem Pferd auszutauschen. Auch wenn die Verlockung gross ist, der Weg ist ja noch weit, und ich habe die Absicht, mich doch möglichst bald an einen Pferderücken zu gewöhnen. Bei allen Schmerzen und der Ungewohntheit kann ich mir doch sehr gut vorstellen, dass es auf Dauer mehr Spass macht, in dieser Weise längere Strecken zu überwinden als auf Schusters Rappen. Und man kommt auch deutlich schneller vorwärts - wenn man nicht gerade ein Elf ist. Da zieht plötzlich ein Sturm auf, es wird schlagartig kalt, und kurz darauf öffnet auch noch der Himmel seine Pforten. Wir kommen nur noch sehr langsam voran, aber immerhin ist man ja irgendwie beschäftigt und in Bewegung, mit Ausnahme von Raslani versteht sich. Der arme Erik sieht auf dem Wagen recht durchgefroren aus, ich glaube, ich habe heute morgen doch die richtige Wahl getroffen. Bereits am frühen Nachmittag erreichen wir die mir noch sehr bekannte Bergarbeiterstadt Grissenwald, wo wir dann auch gemeinsam beschliessen, die Nacht zu verbringen. In dieser Gegend jagten wir ja damals die Magierin Etelka Herzen, und mein ehemaliger Reisegefährte Jeremias, der Schafhirte, hatte beschlossen, uns zu verlassen und hier auf die Suche nach einem Druiden zu gehen, bei dem er eine Lehre machen wollte. Der Ort ist vollgestopft mit Zwergenvolk, was Raslani sichtlich nervös macht, so wie sie da an ihrem Dolch rumfingert. Auf dem Weg zum "Goldenen Esel", den ich als bewährtes Quartier vorschlage, werde ich häufiger einen freundlichen Zwergengruss los. Magnus bittet den Wirt um drei Einzelzimmer, doch wir bekommen nur deren zwei, da das bevorstehende Sommerwendfest in Nuln für zahlreiche Herbergsgäste gesorgt hat. Wir wechseln in trockene Bekleidung und Magnus kümmert sich um einen neuen Verband für meine Stirn. Der Regen hat die Wunde anscheinend ganz gut ausgewaschen, Schmerzen verspüre ich zum Glück fast überhaupt nicht mehr.
Der Abend im Schankraum bietet wieder eine leckere Mahlzeit, und Giovanni ist wieder auf der Suche nach "Opfern" für seine Karten- und Würfelspielerei. Da ich heute nicht spielen möchte und Raslani sich lebhaft mit einigen anderen anwesenden Reisenden unterhält, komme ich mit Magnus ins Gespräch. Wir tauschen uns ein wenig über meine Heimatstadt Middenheim aus, in der er ja die letzte Zeit verbrachte, und ich erzähle ihm auch ein bisschen über meine Erlebnisse der letzten Monate. Er fragt noch einmal nach dem Schwert des Ritters Kesselrink, das ich ihm daraufhin jetzt auch gerne zur Nutzung übergebe, was ihn wiederum sichtlich erfreut. Sogleich lässt er darauf hin Nachricht nach Kemperbad schicken, er sei nun auch offiziell der neue Schwerträger. Magnus sichert mir nochmals zu, dass ich in Tiléa mein gesamtes Eigentum von ihm zurückerhalten werde. Ich denke, ich werde ihn dennoch bald mal nach meiner Laute fragen, vielleicht macht er da ja eine kleine Ausnahme und händigt mir diese etwas früher aus. Man möchte ja schliesslich in Übung bleiben.

Fortsetzung folgt!
« Letzte Änderung: 4.07.2007 | 18:26 von Friedie »

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #10 am: 4.06.2007 | 20:20 »
Königstag, der 27. Sommerzeit 2512

Nachdem sich uns Raslanis Bekanntschaften von Gestern angeschlossen haben sind wir heute eine regelrechte Karawane, die sich Richtung Nuln aufmacht. Das Wetter ist weit besser als gestern, und wenn auch zunächst einiger Nebel die Sicht erschwert, gelingt es den Sonnenstrahlen im Verlaufe des Tages doch immer besser, sich ihren Weg zu uns zu bahnen. Ich verbringe den Tag teils auf dem Pferderücken und teils auf dem Wagen. Wir kommen sehr schnell voran, und bereits vormittags erblicken wir von fern die Stadtmauern von Nuln. Dennoch dauert es schliesslich bis zur Mittagsstunde, bis wir die Tore der alten Kaiserstadt passieren.

Bis es dann aber wirklich soweit ist, dass wir Einlass nach Nuln erhalten, vergehen allerdings noch endlose Stunden, denn die Zollkontrollen erweisen sich als äusserst akribisch. Uns ergeht es da allerdings noch wesentlich besser als unseren Begleitern um den Kaufmann von Liebewitz, dessen Warenladung einer sehr genauen Untersuchung unterzogen wird. Die Stadt ist schon jetzt vollgestopft mit Volk und Wagen, obwohl es bis zum Sonnenwendfest ja noch ganze sechs Tage hin sind. Auf den Plätzen der Stadt sind wahre Zeltstädte aus dem Boden gewachsen, und an jeder Ecke treiben sich Gaukler, Zauberer und Barden herum, überall hört man Musik, in allen Strassen und Gassen herrscht fürchterlicher Lärm, der es fast schon mit dem Karneval in Middenheim aufnehmen könnte - nun ja, natürlich nur fast. Wenn Zwerge Radau machen, ist das doch noch etwas anderes, aber trotzdem überkommt mich fast schon ein wenig Heimweh. An einem der grösseren Plätze, den zu erreichen wir in all dem Gewirr wieder einige Zeit brauchen, schlägt dann die Abschiedsstunde für unsere Gefährten der letzten Tage, denn Magnus teilt uns - kurz angebunden, wie er nun einmal ist - nur nüchtern mit, dass wir noch heute die Stadt verlassen werden, um weiter gen Süden zu ziehen, vielleicht keine schlechte Idee, denn eine Unterkunft in der Stadt wird man wohl schon jetzt kaum noch finden. Artig bedankt sich also von Liebewitz bei Magnus für die Begleitung und den Segen, Erik nickt uns noch einmal zu und der gute Giovanni hört überhaupt nicht mehr auf zu reden. Ihn scheint der Abschied noch am traurigsten zu machen, vielleicht ja auch deshalb, weil er wohl in nächster Zeit keine Gelegenheit mehr erhält, das Geld von mir zurückzugewinnen, das ich ihm beim Spiele abnahm. Aber gerade in den nächsten Tagen wird der Gute wohl kaum Schwierigkeiten haben neue, spielfreudige Leute kennen zu lernen. Ich denke mir, bei dem Andrang, der von allen Seiten gen Nuln herrscht, sollte unsere Reise in die entgegengesetzte Richtung deutlich weniger Schwierigkeiten bereiten.

Es wird schliesslich tatsächlich früher Abend, bis wir endlich das Südtor hinter uns lassen können, und ich frage mich, ob es nicht besser gewesen wäre, Nuln von vorne herein zu umreiten - vielleicht hätte uns das viel Zeit erspart. Nun ja, über unsere Reiseroute habe ich nicht zu entscheiden, ich bin ja nur Gefangener. Raslani scheint es egal zu sein, und Magnus muss wohl selbst am besten wissen, was er da tut. Auf dem weiteren Weg Richtung Süden kommt uns anscheinend die halbe Welt entgegen, und ich frage mich, wie die Stadt Nuln soviel zusätzliches Volk noch obendrein aufnehmen soll. Schliesslich erreichen wir die an einer Fährstelle über den Reik gelegene Herberge „Zur Fähre“, die ich nicht weiter beschreiben muss, da sie sich nicht im geringsten von den anderen Gasthäusern der kaiserlichen Linie unterscheidet, die wir in den letzten Tagen besuchten. Erwähnung verdient allerdings die Schankmaid, ein wirklich hübsches Ding, die allerdings alle Hände voll zu tun hat, weil die Herberge doch ziemlich gut gefüllt ist, für viele wohl die letzte Station vor ihrer Ankunft in Nuln. Magnus' Einfluss sei Dank bekommen wir noch ein Viererzimmer für uns. Nach der Abendmahlzeit ziehen wir uns früh zurück, der Tag ist ja doch recht anstrengend gewesen.
« Letzte Änderung: 4.07.2007 | 18:27 von Friedie »

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #11 am: 4.06.2007 | 20:21 »
Arbeitstag, der 28. Sommerzeit

Sehr früh am Morgen weckt uns ein lauter Schrei aus Richtung des Flusses: „Hol über!“. Da wir nun schon einmal wach sind, nehmen wir das zum Anlass, uns zeitig auf den Weg zu machen. Die nette Schankmaid winkt uns noch nach, und ich denke mir, wie schade es doch ist ein Gefangener zu sein und nicht noch etwas bleiben zu können, stattdessen muss ich wieder auf diesem Pferderücken den Schmerz in meinen Beinen ertragen, von einigen anderen Stellen des Körpers wollen wir gar nicht erst reden.

Nach etwa zwei Stunden begegnen uns die ersten Fremden, diesmal ein Konvoi von einigen Kutschen, begleitet von 2 Strassenwachen. Da muss aber jemand Geld haben, der sich so etwas leisten kann. Ein wenig später sehen wir am Strassenrand einen ziemlich zerschmetterten Handelskarren, offenbar aber nur das Ergebnis eines Unfalls, wie uns Magnus mitteilt, der die Trümmer des Fuhrwerks etwas genauer in Augenschein genommen hat.

Der Weg wird nun immer lichter und es geht jetzt schon ziemlich steil bergan. In der Ferne machen wir die ersten hohen Berge aus, wohl die ersten Ausläufer der Schwarzen Berge, die das Reich von den Ländern der Grenzfürsten trennt. Leider zieht sich der Himmel jetzt mehr und mehr zu und schon bald fängt es wieder an vom Himmel herab zu giessen. Der letzte Regen war dagegen nur ein Vorgeschmack. Ich kann kaum meine Gefährten erkennen. Plötzlich nehme ich Geräusche war – und zwar von oben irgendwo im Blätterdach: „Flippflapp, Flippflapp“. Das muss etwas wirklich Grosses sein, wie sonst könnte es den Lärm des Regens übertönen? Auch Magnus und Raslani scheinen es gehört zu haben, ebenso die Pferde, die auf einmal sehr unruhig werden. Ich brülle Magnus zu, er möge mir doch eine Waffe geben, da bricht auch schon etwas Gewaltiges durchs Blätterdach. Raslani reagiert am schnellsten, spannt blitzgeschwind ihren Bogen, um einen Pfeil auf dieses „Etwas“ abzuschiessen. Ich hingegen sehe plötzlich nur noch ein Paar riesige Krallen auf mich zukommen, als mich jemand rücklings vom Pferd reisst und in Richtung eines grossen Baumes schleudert. Dort finde ich dann auch Raslani und Magnus wieder, der anscheinend für meinen unfreiwilligen Flug gesorgt hat: „Mach Dir keine Sorgen, ich werde Dich beschützen“. Hmmm - eine meiner eigenen Waffen wäre mir jetzt deutlich lieber. Plötzlich vernehmen wir ein Rufen von Links: „Hierher, hierher!“. Irgend etwas scheint dort auch zu kauern, zehn, vielleicht zwanzig Meter entfernt. Vorsichtig schleicht Raslani darauf zu, wohl um nachzusehen, was es damit auf sich hat. Ich höre Magnus leise fluchen ob dieser Leichtsinnigkeit, aber wer versteht schon Elfen? Es ist ohnehin zu spät, sie noch aufzuhalten, und da ertönen auch schon ihre Schmerzensschreie. Magnus lässt blitzschnell irgendetwas auf den Waldboden fallen, was es genau ist, kann ich im Regen nicht erkennen, dann zischt er mir noch zu: „Pass auf Dich auf“ und verschwindet im Regen, als sei er hinter einen Vorhang getreten. Als ich nachsehe, was er mir dort zurückgelassen hat, finde ein Kurzschwert. Na toll, soviel zum Schutz meiner Wenigkeit! Was würde ich jetzt für meine eigene, vertraute, gute Waffe geben. Aber die hier muss jetzt reichen. Den Rücken dem Baum zugewandt, einer gewaltigen Buche, versuche ich zwischen den Wassermassen irgendetwas zu erkennen -“Hierher, hierher!“ - diesmal von der anderen Seite. Nein eher von oben! Tatsächlich: dort kauert etwas in den Ästen. Plötzlich kommt dann aber etwas völlig Anderes genau auf mich zu. Es muss gewaltig sein, so lautstark kracht es durch das Unterholz! Im letzten Moment springe ich zur Seite, in der Hoffnung, mein Gegner würde vielleicht geradewegs gegen den Baum springen, doch in einer blitzartigen Wendung kommt das „Ding“ zum stehen und wendet sich mir zu. Ich sehe nur eine Unmenge dunkelgelben Gefieders vor mir und stosse mit meinem Schwert zu. Ein kurzer krächzender Schrei und dann sehe ich, wie eine gewaltige Krallenhand nach mir schlägt. Gerade noch rechtzeitig kann ich mich ducken, und die Kreatur versenkt ihre Pranke tief in die Rinde der Buche. Jetzt ist der Moment gekommen, dem ein Ende zu machen. Mit aller Kraft stosse ich das Schwert in den Wanst dieses Untiers und höre augenblicklich dessen gequälten, kreischenden Todesschrei, der mir fast das Trommelfell zerreisst. Doch als ich dann versuche, die Waffe wieder zurück zu ziehen, bewegt sie sich nicht von der Stelle. Ich habe dieses Vieh, eine etwa sieben Fuss hohe Mischung aus Riesen-Urvogel und Mensch an den Baum genagelt und mich damit selbst entwaffnet. In einem Anflug von leichter Panik, wer weiss was für Monster noch in der Nähe lauern, stemme ich meinen Fuss gegen den Baum, und tatsächlich gelingt es mir im ersten Versuch, meine Waffe wieder zu befreien. Der leblose Körper dieses Tiermenschen, oder was auch immer es sein mag, fällt zu Boden, und ich lausche nach weiteren Bedrohungen. Doch ich vernehme nur noch ein sich entfernendes „Flappflappflapp“ aus genau der Richtung, aus der noch vor wenigen Momenten das merkwürdige Rufen kam. Was hat sich der Kaiser nur dabei gedacht, diese Kreaturen noch unter seinen Schutz zu stellen?! Auch wenn es Ausnahmen gibt, wie ich ja selbst erlebt habe, die Mehrzahl dieser Geschöpfe stellt eine echte Gefahr dar.

Bald darauf sehe ich meine beiden Gefährten auf mich zukommen, Raslani mit einer übel aussehenden Halswunde, und auch Magnus scheint es erwischt zu haben: der kahle Schädel ist so blutüberströmt, dass es ihm trotz des Regens immer wieder über das Gesicht läuft. Der Sigmarritter erzählt kurz von ihrer Auseinandersetzung mit einem weiteren gewaltigen Tiermenschen, wohl einer Mischung aus Bär, Mensch und Wolf, bei der ihm sein neues Schwert, das von Herrn von Kesselrink, das ich ihm überlassen hatte, gute Dienste geleistet habe. Während Magnus sich um Raslanis Wunde kümmert, suche ich nach unseren Pferden, von denen aber lediglich Raslanis Reittier aufzufinden ist. So machen wir uns schnell auf den Weg, die Elfin zu Pferd und der Rest von uns zu Fuss, doch nach nur wenigen hundert Metern finden sich sowohl Magnus' als auch mein Reittier wieder ein. Zum Glück bessert sich jetzt das Wetter zusehends, der Regen hört so schnell auf, wie er begonnen hat, sogar die Sonne schaut jetzt vereinzelt wieder hervor. Aus dem Reik, den wir in den letzten Wochen, ich schon seit meiner Reise an Bord der Beribeli, meine Gefährten zumindest seit unserem Aufbruch von Kemperbad, immer nur als majestätischen Strom erlebt haben, ist kaum mehr als nur ein kleines Flüsschen geworden, das friedlich vor sich herplätschert, und bei dieser Idylle ist es kaum zu glauben, was wir noch vor wenigen Augenblicken durchzustehen hatten.

Bald darauf erreichen wir eine etwas heruntergekommene Herberge, die den Namen „Zum Felsenhang“ trägt, nicht zu unrecht, wie ich bemerke, nachdem ich den müden Kopf gehoben und mich einmal umgesehen habe. Nachdem wir selbst unsere Reittiere im Hof angebunden und versorgt haben, betreten wir den Schankraum. Neben dem Wirt, der sich uns später als Sigmund Grünfels vorstellt, befinden sich nur noch drei grosse Kerle an einem kleinen Tresen, die anscheinend eine Art Trinkwettbewerb durchführen. In dieser Disziplin könnten sie getrost beim Middenheimer Sängerwettstreit antreten, dass sie aber mit diesen gröhlenden Stimmen auch beim Singen so gut abschneiden würden, wage ich dann doch zu bezweifeln. Neben einem wohlschmeckenden Ale, das irgendwie immer mehr zu meinem „Fahrtengetränk“ wird, gibt es als Verköstigung ein Hafergericht mit einigen Fleischbrocken darin, was nun zwar kein Festmahl darstellt, aber doch immerhin ganz gut sättigt. Wir versuchen mit den drei Gestalten ins Gespräch zu kommen, doch die sind nicht sonderlich redselig und scheinen auch nicht erfreut, eine Elfin zu sehen, zumal Vertreter dieses eigenwilligen Volkes in letzter Zeit anscheinend häufiger in dieser Gegend auftreten, so dass Raslanis' Anwesenheit ein ausgiebigeres Gespräch eher verhindert. Immerhin erfahre ich, dass am gestrigen Tage ein weiterer Elf, vielleicht war es sogar der mir durchaus bekannte Barde Lladhrein hier war, wie schade, dass wir uns verpasst haben. Nun, Raslani hin oder her, viel Wertvolles hätten wir wohl von den Dreien ohnehin nicht erfahren, es stellt sich nämlich heraus, dass sie ohne Ausnahme von den umliegenden Höfen stammen. Neuigkeiten aus der Richtung, in die wir ziehen, werden sie also wohl kaum zu berichten haben. Nachdem Raslani schon recht früh in die uns zugewiesene Kammer verschwunden ist, folgen wir dann ein wenig später, und Magnus erlaubt sich in Richtung der drei Trunkenbolde ein Abschiedswort, das bei mir fast zu einem Lachanfall führt: „Komm, dann lass uns mal gehen, unser Spitzohr beglücken!“
« Letzte Änderung: 4.07.2007 | 18:28 von Friedie »

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #12 am: 4.06.2007 | 20:22 »
Festtag, der 29. Sommerzeit

Sigmund Grünfels, der Wirt der Herberge „Zum Felsenhang“, stellt sich als ehemaliges Mitglied der kaiserlichen Garde heraus. Nicht nur daran, mit welchem Geschick und welcher Erfahrung er Raslanis Halswunde - zunächst am Vorabend, und dann auch am jetzigen Morgen wieder - versorgt, sondern auch, dass und wie er des Nächtens die drei Saufkumpane „zur Raison brachte“, als diese ihm gegenüber ungemütlich wurden, eine Geschichte, die ich beim Frühstück von Magnus erfahre, unterstreichen dies eindrucksvoll. Mein Bewacher ist so sehr beeindruckt, dass er Sigmund einlädt, uns doch ein Stück unseres Weges zu begleiten, selbstverständlich gegen einen täglichen Sold und grosszügigen Ersatz für seinen Verdienstausfall in dieser Schenke. Und der alte Soldat sagt zu, so dass wir uns zu viert auf den weiteren Weg machen. Zu meinem Entzücken hat Sigmund auch noch einen Karren organisiert, den er mir dann bereitwillig zur Verfügung stellt, sein Kennerblick hatte wohl schon gestern an meinem Laufstil erkannt, dass ich das Reiten nicht gewohnt bin und mir ein Tag abseits eines Pferderückens mal wieder recht gut tun würde.

Nach einem relativ ereignisarmen Tag, bei dem die Sonne zum Glück immer mehr die Oberhand gewinnt, sehr erholsam nach den gestrigen Strapazen, erreichen wir schon am Nachmittage unser nächstes Ziel: die Bergarbeiterstadt Wissenburg. Wir sind schon im Bilde, was uns dort erwartet, da Sigmund uns, neben einigen Abenteuern seiner Soldatenzeit, auch von dieser Stadt berichtet. Im grossen und ganzen sei die Stadt wohl am ehesten mit Middenheim zu vergleichen, nur eben viel kleiner, aber doch mit demselben Völkergemisch aus Menschen und Zwergen, und auch mit einer vergleichbaren Mentalität der Leute, nur das die Wissenburger, so berichtet Sigmund, wie alle Wissenländer so maulfaul sind, dass viele der geschwätzigen Altdorfer sie für unendlich unhöflich halten. Wie zu erwarten, sagt die Vorstellung von Zwergen, und gleich noch mehreren auf einmal, Raslani natürlich weniger zu, für Magnus und mich dagegen ist alles doch ein sehr gewohnter Anblick, als wir die Stadt, die besonders für Abbau und Bearbeitung der verschiedensten Halbedelsteine bekannt ist, durchqueren. Dank Sigmund finden wir dann auch eine durchaus gemütliche Herberge. Morgen geht es dann weiter, immer weiter dem Pass entgegen, hinter dem dann die Lande der Grenzfürsten auf uns warten.

Fortsetzung folgt!
« Letzte Änderung: 4.07.2007 | 18:29 von Friedie »

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #13 am: 17.06.2007 | 13:39 »
....noch Festtag, der 29. Sommerzeit


Das erste, was einem Besucher an Wissenburg auffällt, wenn er die Strassen der Stadt betritt ist, dass es dort fast ausschliesslich Steingebäude gibt - ein Umstand, der diesen Ort von seinen nördlichen Nachbarstädten und -orten unterscheidet. Es mag daran liegen, dass wir ja immer mehr in felsigere Gegenden kommen, wo das Holz der Bäume sich nicht mehr ganz so gut zum Hausbau eignet, oder dass der Steinabbau hier intensiver betrieben wird als anderswo. Jedenfalls sollte auch in Betracht gezogen werden, dass Zwerge, die ja hier einen grossen Anteil unter der Bevölkerung ausmachen, sich „unter Steinen und Felsen“ einfach wohler fühlen. Das gute Heim brennt halt nicht so schnell ab.

Wir betreten die Herberge, die Sigmund uns ausgesucht hat und auch hier scheint er Stammgast zu sein, was ich daran bemerke, wie freundlich er von einigen Gästen und auch vom Wirt begrüsst wird. Der Laden ist vollgepackt mit Zwergen, was Raslani einmal mehr überhaupt nicht zu gefallen scheint, Magnus und ich dagegen werden einige Male freundliche Zwergengrüsse los, ob nun ein „bu zdráv“ oder ein „dobrý den“, was auch freundlich erwidert wird. Zu Raslanis' Erleichterung weisst uns der nette Wirt einen Platz nahe der Tür zu, und nachdem er für Speis und Trank gesorgt hat, gesellt er sich sogar kurz zu uns. Sigmund stellt uns seinen Bekannten als 'Marik – war früher auch bei der Kaiserlichen' vor, meine Person im übrigen als „Alfons Unterberg“, ein Name, den Magnus mir verpasst hat, wohl um Aufsehen zu vermeiden - obwohl ich eigentlich nicht glaube, dass mein richtiger Name schon soweit nach Süden vorgedrungen ist, dass das wirklich nötig wäre, aber er wird sich schon etwas dabei gedacht haben.

Magnus fragt Marik nach den möglichen Pässen Richtung Tiléa und welchen Weg er uns denn empfehlen könnte. Wie wir dann erfahren gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten. Da ist zuerst einmal der Echo-Pass, über den man zunächst einmal in „die Gruft“ kommt, ein lang gezogenes Hochplateau, das die Grauen Berge im Sölland - dort befinden wir uns jetzt, endlich haben wir das Reikland hinter uns gelassen - praktisch direkt mit Tiléa verbindet. Allerdings führt dieser Weg durch ein Gebiet, in dem es vor Grünhäuten nur so wimmeln soll. Kurz gesagt, diese Route sei nur zu empfehlen, wenn es uns gelänge, noch eine ganze Armee von Armbrustschützen anzuheuern. Magnus kommt auf die Idee, man könne dafür doch ein paar Zwerge gewinnen, worauf der Wirt, seines Zeichens ein erfahrener Armbrustschütze, breit grinsen muss: „Schon mal überlegt, was passiert, wenn ein Zwerg versucht, eine richtige Armbrust anzulegen?“ Ich merke daraufhin noch an, dass das ganze doch vielleicht mit einem entsprechenden Gegengewicht funktionieren könnte. Gut, dass die Zwerge um uns herum diese Witzeleien nicht mitbekommen haben. Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, dass die Grünhäute sich mittlerweile sogar wieder aus den Bergen bis ins Sölland selbst herunterwagen - was allerdings die Kurfürstin nicht sonderlich zu interessieren scheint. Dieser Landesteil wird übrigens mittlerweile offiziell als 'das Wissenland' bezeichnet, nur die Einheimischen nennen es nach wie vor das Sölland, nicht zuletzt, um ihren Unmut über ihre Regentin zu äussern, die sich hier um nichts kümmert und das ganze Gebiet in naher Zukunft wahrscheinlich sowieso an einen anderen Fürsten verkaufen will, um sich ganz auf das für sie interessantere Nuln konzentrieren zu können. Wo sollte sie wohl auch in dieser bodenständigen Gegend ihre Garderobe ausführen können? Selbst die Zwerge an den Nachbartischen weisen gelegentlich lautstark darauf hin, dass es dem ganzen Landstrich unter dem alten Grafen viel besser gegangen sei. Aber ich schweife ab ...

Der zweite mögliche Weg scheint auch keine wirkliche Alternative zu sein, er führt über den Mondidier-Pass zunächst ins südliche Bretonnia, und von dort aus ist die Weiterreise zu unserem Ziel ungleich einfacher. Früher war das ein viel genutzter Handelsweg - natürlich mit einigen Zöllen, was uns aber wohl kaum gestört hätte: wir führen ja kaum etwas zu Verzollendes mit uns - allerdings scheint diese Route angesichts des drohenden Krieges zwischen Bretonnia und dem Reich im Augenblick nicht gerade ratsam.

So bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als unserem ursprünglichen Plan weiter zu folgen und erst über die 'Winterzähne' ins Gebiet der Grenzfürsten zu kommen, und um von dort aus Tiléa zu erreichen, bräuchten wir dann nur noch die Apuccinen zu überqueren, aber im Vergleich zu den Grauen Bergen dürfte das wohl ein Kinderspiel werden.
« Letzte Änderung: 4.07.2007 | 18:30 von Friedie »

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #14 am: 17.06.2007 | 13:42 »
Wellentag, der 30. Sommerzeit

Der neue Tag begrüsst uns mit strahlendem Sonnenschein, und ich darf es mir mal wieder in unserem Karren gemütlich machen. „Reiten wirst du auf dieser Reise noch genug: Du glaubst doch wohl nicht, dass wir mit diesem Karren da über die Winterzähne kommen?“ - so Sigmund zu mir. Der Vormittag verläuft nahezu ereignislos und wir kommen ganz gut voran. Ich beginne - man ist schliesslich wer man ist - trotz falschem Namen, ein kleines Liedchen zu singen, was Sigmund auf dem Kutschbock bald begeistert mitträllert. Plötzlich werden die Pferde unruhig, Sigmund verstummt und hebt den Zeigefinger, um damit Ruhe zu erbeten. Raslani äussert sich, Grünhäute zu riechen, und wir steigen von der Kutsche und den Pferden ab. Sigmund bittet uns jetzt um absolute Stille: „Vielleicht haben sie uns noch nicht entdeckt“ - und geht auf Erkundung. Bald darauf kommt er zurück: „Acht! ...Vor uns“. Magnus fragt mich, ob ich im Fernkampf geübt sei und als ich das bejahe, fordert er Raslani auf, mir ihren Bogen und Pfeile zu geben. Als Sigmund an Magnus gerichtet fragt, was mir diese Waffe denn im Nahkampf nützen könnte, erwidert dieser, dass es dazu für mich nicht kommen werde, und falls doch, ich schon wüsste, wo meine Waffen zu finden seien. Sigmund hebt darauf fragend die Augenbrauen und ich muss zugeben, dass ich das jetzt auch nicht ganz verstehe. Zum weiteren Nachdenken komme ich aber nicht, denn da tauchen sie schon vor uns auf der Strasse auf: acht riesengrosse Kerle, wobei sich einer, ein in ein merkwürdiges Federgewand gehüllter, recht schmächtiger Ork, im Hintergrund hält. Als Sigmunds Angriffsruf ertönt, lasse ich mich nicht lange bitten und schicke den ersten Pfeil los, der auch einen der Gegner geradewegs in den Unterarm trifft und dort stecken bleibt. Dieser Kerl dürfte also erst einmal andere Probleme haben! Ich sehe Sigmund und Magnus vorstürmen und hole einen zweiten Pfeil hervor um ihnen Feuerschutz zu geben, da bemerke ich einen dumpfen Aufprall auf meinem Oberschenkel - einer der uns jetzt in grosser Zahl entgegen fliegenden Armbrustbolzen hat mich erwischt.

Ich schleppe mich, so gut es geht, in Richtung unseres Karrens und untersuche erst einmal kurz meine Wunde. Aus dem Augenwinkel sehe ich Magnus und Sigmund im Pulk der Feinde wüten, und auch Raslani, die direkt neben mir einem Ork den Arm abschlägt, so dass auch dieser Gegner ausgeschaltet wäre. Dann entreisst Raslani mir plötzlich Bogen und Pfeile, wohl in der Annahme, das diese mir nichts mehr nützen würden, und macht sich in Richtung des Kampfgetümmels davon. Elfen behaupten ja immer gerne, Menschen nicht zu verstehen, aber jetzt steht es einmal genau umgekehrt: Was soll das? Denn da stürmt auch schon so eine Grünhaut auf mich zu. Völlig schutz- und waffenlos rolle ich mich unter dem Wagen durch und erblicke Magnus' Pferd, auf das ich zustürme, den Ork gewiss irgendwo auf meinen Fersen. Zum Glück erkenne ich einen Schwertknauf, greife danach und weiss sofort, dass es meine Waffe ist, die ich da in der Hand halte. Da höre und rieche ich auch schon diesen ekelhaften Atem hinter mir, wende mich blitzschnell um und stosse zu. Grünliches Blut strömt aus der klaffenden Brustwunde des Orks hervor, allerdings bemerke ich wie sich dieses auf dem Boden mit einer roten Flüssigkeit vermischt. In diesem Moment wird es mir schwarz vor Augen.     
« Letzte Änderung: 4.07.2007 | 18:31 von Friedie »

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #15 am: 17.06.2007 | 13:43 »
Daubentag, der 31. Sommerzeit

Als ich wieder erwache, erinnere ich mich an wirre Träume, an entfernte Frauenstimmen, eine gewisse Zeit der Ruhe und dann eine lange Zeit mit gleichmässigem, aber dann lauter werdendem Gepolter. Und jetzt auf einmal Schreie und Kampfeslärm. Sind denn nur wenige Sekunden vergangen ? Ich stelle fest, dass ich mich wieder auf dem Karren befinde und ich scheine um den Bauch herum verbunden zu sein. Grosse Schmerzen empfinde ich allerdings nicht und ich werde dann doch ziemlich schnell klar im Kopfe. Vorsichtig luge ich über den Wagenrand, um mir ein Bild der Situation zu machen. Links von mir befindet sich eine mir völlig unbekannte Herberge, und vor mir türmt sich eine wohl eilig aus Balken, Tischen und Stühlen aufgetürmte Barrikade quer zur Strasse. Ich sehe, wie neben Raslani, Sigmund und einer mir unbekannten Frau ein paar weitere Männer diese Stellung verteidigen, während von der anderen Seite sicher mehr als ein Dutzend Orks heranstürmen. Hört das denn nie auf? Da sehe ich Magnus auf seinem Pferd über die Barrikade setzen, mitten in eine Gruppe von Feinden, von denen zwei augenblicklich zertrampelt werden. Kurz darauf wird er allerdings wohl getroffen und geht zu Boden. Was dann passiert kann ich mir im Nachhinein nicht mehr ganz erklären. Plötzlich erfasst mich reine Kampfeslust. Wenn ich schon sterben muss, dann jetzt und hier in der Schlacht! In unendlicher Wut auf diese Grünhäute schwinge ich mich von der Kutsche und laufe auf die Barrikade zu. Einem gefallenen Ork reisse ich die Streitaxt aus den Klauen und stapfe dann weiter. Ich sehe noch wie Raslani einen Feind geradezu in Stücke schiesst, und Sigmund feuert die anderen Männer an, die wie die Berserker auf einige Orks einschlagen, denen es irgendwie gelungen ist, die Barrikade zu überwinden. Auch ich bahne mir einen Weg durch die Absperrung und stürme dann mitten unter die Feinde. Eine ganze Weile gelingt es mir tatsächlich, mich auf den Beinen zu halten, ich schlage auf alles ein, was sich bewegt, drei oder vier der erschreckend grossen Gestalten stürzen nacheinander zu Boden, bis mich letztlich ein Schlag auf meinen Hinterkopf niederwirft. Als ich dann noch einmal kurz die Augen öffne, in der Erwartung, dass es wohl das letzte sein wird, was ich in dieser Welt erblicke, sehe ich den totgeglaubten Magnus über mir stehen, der mit seinem Schwert um sich schlägt und mich so vor weiteren heranstürmenden Orks beschützt. Als nur noch zwei unserer Feinde übrig sind ergreifen diese die Flucht, wobei ich sehe, wie einer der beiden von Raslanis buntgefiedertem Elfenpfeil in den Nacken getroffen wird und zusammenbricht. Ich vernehme laute Siegesrufe und höre noch einige Befehle, die von Sigmund oder Magnus zu kommen scheinen, ehe sich wieder ein dunkler Schleier vor meine Augen legt.

Fortsetzung folgt!
« Letzte Änderung: 4.07.2007 | 18:32 von Friedie »

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #16 am: 10.07.2007 | 23:54 »
noch Daubentag, der 31. Sommerzeit

Als ich wieder die Augen aufschlage, blicke ich in das Gesicht einer jungen blonden Frau, die sich mir auf meinen fragenden Blick hin als Myralin vorstellt. Sie ist die Ärztin, die mich nach unserem ersten Zusammentreffen mit den Orks wieder zusammengeflickt hat. Das sei jetzt fast zwei Tage her. Ich meine mich auch jetzt zu erinnern, sie gestern an der Barrikade gesehen zu haben, als sie zusammen mit Sigmund und Raslani einige Orks abwehrte. Während sie so von sich erzählt, unter anderem, dass sie eine Ärztin aus Pfeildorf sei, die in Nuln studiert habe und nun mit uns zusammen Richtung Süden ziehe, dringt mir plötzlich ein furchtbarer, unnatürlich säuerlicher Gestank verbrannten Fleisches in die Nase. Dieser Geruch scheint allerdings nicht von Myralin zu kommen, sondern eher aus Richtung des geöffneten Fensters. „Ahh“ sagt sie, „dort draussen verbrennen sie wohl gerade die Orks, die uns vorhin überfallen haben“. Sie schliesst das Fenster wieder und fragt, ob sie mich eine Weile allein lassen kann - was ich bejahe. Myralin verschwindet daraufhin rasch aus dem Zimmer und eilt die Treppe hinab in Richtung Gaststube der Herberge, in der ich mich jetzt offenbar befinde. Von unten dringt lautes Getöse herauf, dort wird der Sieg über die Orks anscheinend ausgiebig gefeiert. Ich versuche mich kurz aufzurichten - die können doch nicht ohne mich anfangen, schliesslich hatte ich auch einen kleinen Anteil an unserem Sieg! - aber meine Bauchgegend sagt mir, dass das heute wohl doch keinen grossen Sinn mehr hat, da müssen sie wohl heute mal ohne mich feiern. Trotz des grossen Lärms, ziemlich dissonanter - um nicht zu sagen: 'schiefer' - Siegesgesänge und häufigem Gepolter gelingt es mir dann doch recht bald, in Morrs Arme zu fallen.

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #17 am: 10.07.2007 | 23:55 »
Markttag, der 32. Sommerzeit

Als ich mich am nächsten Morgen mit Hilfe meiner Gefährten in die Gaststube schleppe, werde ich von einem sichtlich gut gelaunten Sigmund Grünfels begrüsst. Auf meine Bemerkung hin, ich würde gerade überlegen, in wievielen Einzelteilen ich wohl Tiléa erreiche, entgegnet er mir, dass ich dafür gestern ja nun auch ganz schön ausgeteilt hätte - und mit einem Augenzwinkern fügt er an: „Eigentlich wäre es ja meine Aufgabe gewesen Dir den Rücken freizuhalten, und nicht umgekehrt“. Von einem ehemaligen Soldaten des Königs ist das sicher ein Kompliment, auf das man durchaus stolz sein kann.

Es ist noch recht früh als wir uns auf den Weg machen. An Reiten ist für mich selbstverständlich nicht zu denken, und so verbringe ich die Zeit wieder auf dem Karren, auf dem mir Myralin, die junge Ärztin von gestern, Gesellschaft leistet. Die Reise geht weiter entlang des Oberreik-Laufes durch eine sehr felsige Gegend. Es geht zudem immer mehr bergan, was sich auch durch zunehmend sinkende Temperaturen bemerkbar macht. Schon nach einigen Stunden öffnet sich der Blick in ein grosses Hochtal, das wohl die sich hier vereinigenden Flüsse Oberreik und Söll im Laufe der Zeiten in die Landschaft gefressen haben müssen. Am uns gegenüberliegenden Ende dieses Tales erhebt sich eine gewaltige Felswand, die mit zahllosen Stollen durchzogen ist. Zu ihren Füssen liegt ein kleines Städtchen, dass Sigmund, der wie immer die Kutsche steuert, mir als „Meissen - bekannt durch seine reichhaltigen Edelsteinminen“ vorstellt.

Als wir näher kommen, erweist sich dieser auf den ersten Blick unscheinbare Ort durchaus als reiches und florierendes Städtchen. Am Ortseingang wird anscheinend gerade mit dem Bau eines Stadttores begonnen - wohl der Beginn einer ordentlichen Stadtbefestigung. Alle Häuser sehen recht edel aus, und die von zahlreichen Schmuckständen gesäumten Strassen sind fast pingelig sauber gehalten. An einem hübschen kleinen Marktplatz biegen wir rechts ab und nähern uns dem hiesigen Sigmartempel. Das mit wunderschönen Fresken - wie üblich grösstenteils Darstellungen Sigmars grosser Taten - umsäumte Eingangstor könnte auch dem Tempel in Altdorf, oder sogar dem in Nuln, Konkurrenz machen, nur das dieses hier natürlich etwas kleiner ausfällt. Alles ist hübsch herausgeputzt, als erwarte man jederzeit hohe Gäste, und zum Empfang steht dann auch ein kerniger Sigmarianer bereit, der sich auf Magnus Begrüssung hin als „Mirak“ vorstellt. Mein Bewacher Magnus lässt sich den Weg zum Tempel-Oberen weisen, einem gewissen Vater Thersson, und betritt das Gebäude, nicht ohne Mirak anzuweisen, „den Gefangenen“ zu bewachen - nur wie um aller Götter Willen sollte ich in meinem Zustand schon fliehen können?! Bald darauf kehrt er zurück, an seiner Seite ein Zwerg, den ich mit einem freundlichen „Dobri den“ begrüsse, was dieser überrascht erwidert, und eine junge Frau, die sich als Priesterin der Göttin Shallya herausstellt. Magnus befiehlt Mirak, auf den Wagen und unsere Sachen aufzupassen, von nun an solle Grungni - so der Name des Zwerges - auf mich achtgeben. Was dann passiert ist höchst erstaunlich: Die Priesterin sieht mir in die Augen, hebt den Arm und zeigt auf mich, worauf ich mich wie von Geisterhand erhebe und vom Wagen geradewegs in den Tempel schwebe, wo ich in einer kleinen Seitenkammer auf einen grossen Tisch sinke. Gleichzeitig gerate ich in einen merkwürdigen Dämmerzustand. Irgend woher dringt sehr beruhigende Musik, und dann passiert da irgendetwas mit mir, eine heisse Welle wandert von meinem Kopf abwärts bis zu den Zehenspitzen, und an mehr erinnere ich mich nicht.

Als ich wieder zu mir komme bemerke ich, dass die Priesterin, deren Namen ich nicht einmal erfahren habe, verschwunden ist. Verschwunden sind aber auch alle Schmerzen und die Verletzungen, die ich in letzter Zeit davongetragen hatte. Als ich mich jetzt aufrichte, habe ich das Gefühl wie neugeboren zu sein. Dort steht Grungni der Zwerg, der mich dann aus der Kammer herausführt, einige Gänge entlang und eine Wendeltreppe hinauf in eine kleine Klosterzelle. Hier solle ich mich erstmal ein wenig ausruhen, sagt er. Aber danach fühle ich mich gerade wahrlich nicht. Ich könnte Bäume ausreissen! Die Zelle hat ein kleines Fenster, aus dem ich hinausspähe. Hinter den Dächern des Städtchens überragt die gewaltige Felswand das gesamte Tal, jetzt sind deutlich die Eingänge der Minen erkennbar, die unzweifelhaft zumindest einer der Gründe für den Reichtum von Meissen sind. Von unten dröhnt das Klirren von Waffen herauf, und ich blicke auf einen Exerzierplatz, auf dem sich Sigmarpriester und -akolythen im Nahkampf üben. Zu den Kämpfern gehört auch ein junges blondes Mädchen, das mit zwei Gegnern gleichzeitig beschäftigt ist. Ihre Bewegungsabläufe sind schon sehr beeindruckend. Die im Gegensatz zu ihr sehr viel massigeren Gegner sind bei dem Geschick und den geschmeidigen Bewegungen des Mädchens völlig chancenlos. Das Ganze erinnert an eine Katze, die mit zwei jungen Hunden spielt. Das muss ich mir aus der Nähe ansehen! Als ich kurz darauf den Hof betrete, sehe ich, dass diese blonde Priesterin jetzt gerade mit Magnus die Klingen kreuzt. Zum Glück scheinen hier nur Übungswaffen zum Einsatz zu kommen. Auch wenn Magnus wesentlich erfolgreicher agiert als die zwei Akolythen von vorhin, steht ihm doch der Schweiss auf der Stirn. Die beiden sind sich, zumindest meiner Einschätzung nach, durchaus ebenbürtig. Als sie ihren Kampf beendet haben, tritt Magnus auf mich zu und stellt uns vor: mich mit meinem richtigen Namen, den meine Gegenüber von irgendwoher zu kennen scheint. „Sylva von Felchenberg“ ist der Name der jungen Priesterin, und ich muss sagen, sie ist nicht nur hübsch anzuschauen, wenn sie gerade ein Schwert führt. Grungni erscheint und fragt, den Blick auf mich gerichtet: „Will der vielleicht auch kämpfen?!“, was ich verneine, ich sei ja schliesslich Sänger und kein Sigmarpriester. Sylva lächelt und fragt mit Blick auf Magnus, ob es nicht vielleicht eine gute Idee wäre, wenn ich sie später begleiten würde - sie wollten ja am Abend noch ins Städtchen, und ein wenig musikalische Unterhaltung wär da doch ganz nett. Magnus möchte ihr das offenbar nicht abschlagen und nickt zustimmend.

Nachdem die Übungen beendet sind und Sylva und die anderen Kämpfer sich zurückziehen, bittet Magnus mich um ein kurzes Gespräch unter vier Augen, und so ziehen wir uns kurz darauf in seine Zelle zurück. Er eröffnet mir, ich gelte zwar offiziell weiterhin als sein Gefangener, er sei aber mittlerweile zu der festen Auffassung gelangt, ich sei ein redlicher Kerl, der im Grunde zu Unrecht verurteilt wurde. Wenn ich ihm nun schwören würde, ihn nicht zu hintergehen, dann dürfe ich wieder als freier Mann auftreten, und das bedeute auch, ich erhielte alle meine Habseligkeiten zurück - mit Ausnahme meines eigenen Schwertes, das er als Faustpfand behalten wolle. Allerdings sei er weiterhin an seinen Eid gebunden, mich aus dem Reich zu führen. Ich schwöre es daraufhin, was mir aber auch leicht fällt, denn hintergangen hätte ich diesen eigentlich doch ganz netten Kerl ohnehin nicht. Wir unterhalten uns noch ein wenig, unter anderem bemerke ich, dass mir mein eigener Bogen sehr viel lieber ist als der Raslanis', der etwas verzogen sei - ich hätte nämlich damals eigentlich auf den daneben stehenden Ork gezielt und nicht auf den, der dann den Pfeil abbekam. Wir reden auch über Götterglauben im Allgemeinen, und Magnus scheint mich sogar ein wenig auf den von ihm bevorzugten Pfad führen zu wollen - nun, als echter Sigmarianer war so etwas wohl irgendwann von ihm einfach zu erwarten. Natürlich habe ich Respekt vor Gott Sigmar, vor allem nach diesen Begebenheiten in Wittgendorf, aber man kehrt sich doch von den Göttern, auf die man seit Jahren unbedingt vertraut, doch nicht so schnell ab, wie man sein Hemd wechselt.

Ich verabschiede mich von Magnus, der sein Nachmittagsgebet vor sich hat, und treffe auf dem Hof Raslani und Myralin. Die beiden teilen mir mit, dass es bald etwas zu essen geben soll - was mir nur recht ist, und so begeben wir uns in das Refektorium, dass dem Exerzierplatz direkt gegenüber liegt. Es ist ein grosser schmucker Saal mit langen Tischen, an denen bereits einige Priester und Akolythen ihr Mahl einnehmen. Auf einem grossen Podest am Ende der Halle ist ein weiterer Tisch aufgestellt, an dessen Kopfende ein würdevoller, narbengesichtiger Mann Anfang Vierzig sitzt, der uns freundlich zuwinkt und uns einlädt sich zu ihm zu gesellen. Er macht sich mit den beiden Frauen bekannt - über mich habe er ja von Magnus schon so einiges gehört - und stellt sich selbst als Thersson vor - ich habe es hier also mit dem Oberen des Tempels zu tun, wie ich schon beim Eintreten vermutet hatte. Es gibt recht leckeres Hammelfleisch mit Gemüse zu speisen, und Thersson stellt sich als ein recht redseliger Gastgeber heraus. Wir unterhalten uns über unsere weitere Reiseroute - Thersson berichtet uns, dass es denn Söll herauf rund zwei Tagesreisen bis zu den Winterzähnen sind -, und während dieses doch unerwartet zwanglosen Gesprächs - nur Magnus scheint immer ein wenig befangen zu sein, wenn er es mit Vorgesetzten zu tun hat - vielleicht nicht ganz unverständlich, für mich ist dieses hierarchische Denken einfach befremdlich -, erkundige ich mich auch nach seiner Herkunft. Obwohl er aus Marienburg stammt, ist er tatsächlich nie zur See gefahren, berichtet er, möchte dann aber auch erfahren, warum ich denn so etwas wissen wolle, und ob ich selbst schon das Meer gesehen hätte. Daraufhin erzähle ich ihm ein wenig von meinen Flussfahrten auf der Beribeli. Thersson muntert uns weiter auf, die Unterhaltung fortzuführen, da er das Essen immer gerne ein wenig in die Länge zieht - „damit meine Schäfchen auch satt werden“. Was er damit meint, zeigt sich später, als er sein Mahl beendet. In dem Moment, in dem er seinen Teller zurückschiebt, ist nämlich auch das Nachmittagsmahl für alle anderen beendet, die sofort aufstehen und in Reih und Glied das Refektorium verlassen. Thersson erklärt uns, dass er diese uralte Sitte eigentlich für eine wahre Unsitte halte, aber seine Schäfchen wären gewiss nicht damit einverstanden, sie einfach so abzuschaffen. Traditionen hätten ja eigentlich auch durchaus Sinn.

Nachdem Grungni uns auf unsere Zellen geleitet - wobei Raslani dabei immer grösstmöglichen Abstand zu ihm hält -, lege ich mich erst einmal ein Weilchen auf's Ohr. Gegen Abend werde ich durch ein Klopfen an der Tür geweckt. Es ist Sylva, die dieses Mal ihre langen blonden Haare offen trägt - holla, ein wirklich hübsches Ding! Sie will mich zum angekündigten abendlichen Ausflug abholen. Neben Raslani, Myralin und Magnus sind auch noch zwei junge Akolythen dabei, im Ganzen also eine doch noch recht überschaubare Gruppe. Als wir aus dem Tempel heraustreten, steht dort Mirak bei unserem Wagen - genau so, wie wir ihn verlassen hatten. Sogar sein starrer Gesichtsausdruck ist der Gleiche wie vor Stunden. Der gute Magnus hat den armen Kerl wohl völlig vergessen. Aber er lässt sich ebenfalls nichts anmerken und gibt Mirak gleich ein paar neue Anweisungen: nämlich mir meine Laute auszuhändigen, den Rest meiner Habseligkeiten auf meine Zelle zu bringen und den Wagen zu versorgen. Auf dem Weg zur Schänke wird Mirak von den beiden Akolythen bedauert „Der hat doch jetzt seit Stunden nichts mehr zu beissen bekommen“. Aber das würde er morgen sicher nach- und aufholen können, denn im Grunde hätten sie ja das Glück, dass Vater Thersson immer so langsam speist, weil er ja immer noch fest auf diese uralte, eigentlich doch völlig unsinnige Tradition bestehe, das Mahl für alle sei beendet, wenn er seinen Teller zurückschiebt. Als Myralin und Raslani daraufhin erklären, dass der „Obere“ doch nur aus Rücksicht auf seine Schäfchen an dieser, aus seiner Sicht völlig überkommenen Tradition festhalte, ist das allgemeine Gelächter gross.

Die Schänke „Smaragdfeld“ scheint gut besucht, schon von aussen sind Flötenspiel und Gesang zu vernehmen. Ein netter Laden, in dem das Ale aus Hörnern serviert wird. Leider hat Raslani, die derartige Trinkgefässe offensichtlich nicht gewohnt ist, den Dreh trotzdem sofort raus, wie man daraus trinkt, ohne plötzlich in Ale zu duschen, und so müssen wir vorerst auf einen weiteren Lacher verzichten. Ich wende mich den Musikern zu und frage mit einem Fingerzeig auf meine Laute, ob ich wohl ein bisschen würde mittun können. Wir stellen einander vor, doch noch bevor er seinen Namen nennen kann, kommt mir der Flötenspieler doch irgendwie bekannt vor. „Erfried Ularsson“ sagt er grinsend. - „Das muss Dein neuer Bart sein...“ entgegne ich und mit dem Blick auf die anderen: „Sigurd Silberzunge“ - einen „Alfons Unterberg“ hätte mir Erfried jetzt sicher nicht abgekauft. Erfried ist ein recht bekannter Flötenspieler aus Nuln, mit dem ich vor einigen Monaten in Delbertz mit ein paar Anderen zusammen ein sehr nettes Konzert gegeben habe. Die Kollegen heissen mich herzlich willkommen, und Erfried betont sogar, es sei für ihn immer eine grosse Ehre, mit mir zu spielen - nicht zu vergessen der Spass. Nach dem wir uns kurz besprechen - Erfried und ich sind ja schon eingespielt - legen wir dann auch los.

Warum er denn eigentlich nicht in „seinem“ Nuln weile frage ich den grossen Flötenmeister in einer kleinen Spielpause, schliesslich stehe doch das grosse Sonnenwendfest bevor. - „Ich beabsichtige hier in Meissen genau das zu tun, was Du in Delbertz ausgeschlagen hast“, teilt er mir lächelnd mit und zeigt in Richtung Tresen, wo ein hübsches Mädchen gerade ein paar Trinkhörner säubert. „Ich werde Gisela am Sonnenwendtag heiraten - ihrem Vater gehört übrigens diese nette Schänke hier“. Einen guten Geschmack hat Meister Erfried jedenfalls! Seine spontane Einladung, auf seiner Vermählungsfeier aufzuspielen, muss ich aber leider - wenn auch verständlicherweise - ausschlagen.

Es wird entwickelt sich ein richtig schöner Abend, „Endlich wieder mal spielen und singen“, denke ich so bei mir. Nach ein paar flotten Liedern kann ich sogar mein neues Stück zum besten geben, dass ich in der Kemperbader Gefängniszelle gedichtet habe - damals im festen Glauben, es würde mein letztes Werk sein. Dieses doch recht nachdenkliche Stück über einen sich opfernden Kriegerbarden kommt trotzdem gut an, auch wenn die Stimmung infolgedessen zumindest kurzzeitig etwas ruhiger wird. Doch wir wollen ja heute Spass haben, und so wechseln wird danach gleich wieder zu deutlich flotteren Tanzliedern über. „Und jetzt wollen wir doch mal sehen ob Sylva von Telchenberg so gut tanzt, wie sie kämpfen kann!“. Die Priesterin lächelt und geht auf Magnus zu, doch der winkt ab, da er gerade mit einem Riesenhorn Ale beschäftigt ist - bestimmt nur eine willkommene Ausrede! So schnappt sie sich einen der beiden Akolythen, der sich dann auch sehr darüber freut. Auch Myralin lässt sich nicht lange bitten und greift sich kurzerhand den anderen der beiden Priesteranwärter. Was die beiden Mädchen dann auf das Parkett legen, ist wirklich höchst beeindruckend. Der Abend wird jedenfalls noch sehr lang und mir kommt der Gedanke: „Sigurd, dass war jetzt wohl Dein musikalischer Abschiedsgruss an das Reich“.

Als wir uns auf den Heimweg machen - der nette Wirt verzichtete übrigens grosszügig auf unsere Zeche: „Du und mein zukünftiger Schwiegersohn habt heute mit Eurer Musik meine Kasse so richtig schön zum Klingeln gebracht“ - scheint sogar die Elfin Raslani Abendstern ein wenig angeschlagen zu sein, und einem bedenklich schwankenden Magnus müssen wir des öfteren sogar den richtigen Weg weisen. Zurück in meiner Zelle finde ich meine Habseligkeiten und - mit Ausnahme des Slann-Schwertes - auch alle meine Waffen wieder. Tatsächlich liegt sogar ein recht anständiges Schwert als Ersatz dabei, dass ich dann gleich mal kurz ausbalanciere. Aber jetzt ist wirklich nicht die Zeit zum Kämpfen, sondern eher zum schlafen, denke ich mir noch, bevor ich mich wieder in Morrs Arme begebe.

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #18 am: 10.07.2007 | 23:56 »
Backtag, der 33. Sommerzeit

Strahlender Sonnenschein lacht uns am nächsten Morgen bei unserem Aufbruch entgegen, und das passt hervorragend zu meiner eigenen Stimmung. Ich besteige mein Pferd im Gefühl, fast wieder ein freier Mann zu sein, auch wenn das Schwert an meiner Seite noch nicht wieder mein eigenes ist. Schnell lassen wir das schöne Städtchen Meissen hinter uns, und am Ufer des Söll - hier kaum mehr als ein Flüsschen - geht es jetzt richtig hinauf in die Berge.

Fortsetzung folgt!

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #19 am: 16.08.2007 | 18:22 »
noch Backtag, der 33. Sommerzeit

In der Ferne vor uns ragt eine ganze Reihe schneebedeckter Berge in die Höhe, die die Südwestgrenze des Reiches markieren. Aber auch in unserer näheren Umgebung scheinen die Erhebungen im Laufe unseres Weges immer mehr in die Höhe zu wachsen, aus grösseren Hügeln werden noch grössere, mit immer schrofferen Felswänden. Der Weg wird steiler und steiniger, immer öfter müssen wir absteigen und die Pferde führen. Nachdem wir etwa zehn Meilen dem Lauf des Söll gefolgt sind, brauen sich plötzlich riesige Wolkenberge über uns zusammen. Sigmund kommt gerade noch bis: „Ohhh, gleich wird es anfangen zu…“, da ergiessen sich schon wahre Wassermassen auf uns. Innerhalb weniger Sekunden sind wir völlig durchnässt, und ob des mittlerweile sehr spärlichen Bewuchses rings um uns gibt es leider nirgends eine Möglichkeit, sich unterzustellen. Raslani kommt auf die Idee, doch vielleicht unter der Plane unseres Karrens Schutz zu suchen, aber diese Idee wird rasch verworfen, da die Pferde ja dann weiterhin ungeschützt dem Regen ausgeliefert wären. Weit blicken kann man ob der vom Himmel stürzenden Wassermassen auch nicht mehr, aber Raslanis Elfenaugen entdecken dann doch zum Glück eine Öffnung in einer Felswand links von uns, die der Eingang zu einer grösseren Höhle sein könnte.

„Orks ?“ fragt Magnus auf die Höhle zeigend in die Runde, - „Schon möglich, lasst uns lieber vorsichtig sein und erst einmal nachsehen“ antwortet Sigmund. Die beiden geben uns anderen das Zeichen, bei Kutsche und Pferden zu warten und machen sich auf in Richtung Felsöffnung, um die Lage zu erkunden. Bald darauf kommt Sigmund zurück: „Die Luft ist rein“. Der Felsspalt öffnet sich im Inneren des Berges tatsächlich zu einem sehr geräumigen Höhlenraum, in dem sogar unsere Pferde Platz finden, dass allerdings „die Luft rein ist“ kann ich wahrlich nicht bestätigen; insbesondere was den armen Magnus angeht, der vorhin mindestens bis zu den Knien in diesem übelriechenden Haufen gestanden haben muss, der sich da an der linken Höhlenwand auftürmt. Hier haben sich wohl vor einiger Zeit zahlreiche Orks entleert. Doch ansonsten ist es ein eigentlich ganz heimeliges Plätzchen , vor allem bei diesem Regen, der sturzbachartig immer weiter fällt, insbesondere nachdem wir ein kleines Feuer entzündet haben. An einer Wand rinnt sogar frisches Felswasser herab, das unseren Durst rasch stillt. Weiter hinten entdecke ich einen kleinen Gang, den ich dann kurz ausspähe – man möchte ja doch nicht von hinten überrascht werden! Der Gang wird immer enger, und irgendwann komme ich dann überhaupt nicht mehr weiter. Hier kann sich dann wohl auch kein Ork mehr durchquetschen, höchstens ein kleiner Goblin denke ich mir. Dennoch lege ich ein paar der trockenen Zweige, die in der ganzen Höhle verstreut sind, vor dem Felsspalt auf den Boden - falls uns hier jemand würde überraschen wollen, sollten wir das jetzt zumindest frühzeitig hören. Etwa zwei Stunden lang, in denen wir in trockene Kleidung wechseln, unsere Pferde wenigstens halbwegs trocken reiben können und auch noch die Zeit finden, uns kurz zu verpflegen, harren wir in unserer Notbehausung aus, die uns vor diesem Unwetter guten Schutz bietet. Dann fallen auch schon die ersten Sonnenstrahlen in den Höhleneingang.

Als wäre nichts gewesen, strahlt uns die Sonne an einem völlig blauen Himmel entgegen, als wir uns dann wieder auf den Weg machen. Noch ein ganzes Stück vor uns taucht die Sonne einen einzelnen, hoch aufragenden Berg, den Sigmund den „Blutberg“ nennt, in eine glühendes, fast unnatürliches Dunkelrot, und der Name erscheint mir auf einmal immens passend. Nach etwa zehn Meilen sehen wir dann einen riesigen Findling vor uns auftauchen – Gedanken an die Monolithen im Teufelsschlund, in dem wir damals nach dem grossen Formstein suchten, werden bei mir wach –, und zu dessen Füssen liegt unser heutiges Tagesziel, die Herberge der kaiserlichen Linie „Zum Stein“. Da wir die einzigen Gäste sind, wird es ein kurzer Abend, an dem nichts aussergewöhnliches mehr passiert.

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #20 am: 16.08.2007 | 18:23 »
Sonnenstill des Jahres 2512

Das morgendliche Frühstück wartet mit herrlich duftendem, frisch gebackenem Brot auf, an das ich mich dann auch vorwiegend halte, denn das dazu gereichte Hammelfleisch scheint aus den Resten des gestrigen Abendmahls zu bestehen und sieht nicht mehr allzu appetitlich aus. Als wir uns auf den Weg machen wollen, versucht uns die Schankmaid noch zum Bleiben zu bewegen: „Wollt Ihr den Sonnenwendtag etwa wirklich auf der Strasse feiern ?“ Wahrscheinlich hat sie aber eher Angst, den Feiertag am Ende noch allein begehen zu müssen, nachdem wir als die einzigen Gäste sie jetzt verlassen. Aber darauf können wir leider keine Rücksicht nehmen.

Es ist den ganzen Tag über brüllend heiss, als wolle die Sonne selbst uns beweisen, dass sie heute ihren höchsten Stand des Jahres erreicht hat. Kein Wölkchen versperrt ihr den Weg, keiner der hohen Berge spendet uns Schatten, und als wir am späten Nachmittag die Herberge „Zu den drei Pässen“ erreichen, hat sie Magnus’ riesigen barhäuptigen Schädel in ein Rot getaucht, das dem 'Blutberg' zur Ehre gereicht hätte. Wir alle sind müde und erschöpft nach dem heutigen „Aufstieg“ - denn das war es heute viel eher als die üblichen Tagesritte der letzten Woche: Die meiste Zeit mussten wir absitzen und die Tiere führen, zum Reiten war die Strecke einfach zu steil und zu unwegsam. So sind wir froh, dass ein äußerst aufmerksamer Stallbursche uns schon entgegeneilt, um sich um Pferde und Wagen zu kümmern.

Andram der Wirt, ein stämmiger Kerl von Anfang dreissig mit dichtem schwarzen Bartwuchs, weist uns einen Tisch zu, versorgt uns zunächst mit einigen Krügen kühlen Wassers - die jetzt so richtig gut tun! - und fragt uns dann, wo wir denn herkämen und wo wir hinwollten. Als wir ihm daraufhin als unser Reiseziel Tilèa nennen, teilt er uns mit, dass das schwierig würde, da der Mondidier-Pass ja bereits gesperrt sei - der Krieg mit Bretonnia stände jetzt wohl unmittelbar bevor. Aber unser Weg soll ja über die Winterzähne durch das Land der Grenzfürsten führen, entgegnet Magnus dem Wirt. Das sei natürlich etwas anderes, so Andram. Etwa zehn Tagesreisen seien es dann noch bis zum deutlich kleineren Gebirge der Appuccinen, die das Gebiet der Grenzfürsten von Tilèa scheidet.

Als Andram kurz verschwindet und bald darauf mit einigen Ale-Krügen für uns zurückkehrt, tritt Myralin mit ihm in Verhandlungen, um unseren Proviant aufzufrischen. Sicher keine schlechte Idee angesichts der Tatsache, dass das Land der Grenzfürsten gewiss nicht so gut mit Herbergen ausgestattet sein dürfte wie das Reich - und ob man als Reisender dort überhaupt in jedem Ort oder jeder Burg willkommen sein wird, ist auch sehr fraglich, wie Andram weiter zu berichten weiss. Aber das Feilschen scheint Myralin nicht im Blute zu liegen: sie bietet dem - dann freudestrahlenden - Wirt eine ganze Goldkrone für ein paar Vorräte! Ein wenig später raunt Andram mir zu: „Das mit dem feilschen hat Deine Reisebegleiterin aber noch nicht so gut raus, was ? - Mit unserem Ranald hat die wohl wenig am Hut!“. – „Das wohl“, entgegne ich lächelnd „aber muss das denn jetzt unbedingt zu meinem Schaden sein? - Ein Fässchen Ale könntet Ihr doch jetzt ruhig noch drauflegen - habt doch dann immer noch ein gutes Geschäft gemacht“ füge ich augenzwinkernd an. Der Wirt grinst mich an und nimmt einen kräftigen Zug aus seinem Alekrug – einen ziemlich kräftigen, wie ich dann erstaunt feststelle: der Krug ist danach leer bis auf den letzten Tropfen. Wenn er auch noch singen kann, sollte der zum Karneval nach Middenheim kommen! Unsere Unterhaltung wird dann durch ein paar Grenzsoldaten unterbrochen, die die Herberge betreten und lautstark nach Ale verlangen.

„Geniesst ruhig Euer Ale, es ist vielleicht das letzte - Ihr Grenzer werdet gewiss die Ersten sein, die in Morrs Leichentücher gehüllt werden!“, tönt es plötzlich aus einer Ecke des Schankraums. Dort sitzt, in einen übergrossen Umhang gehüllt, an einem kleinen Tisch ein Wanderer, der uns in seiner Schweigsamkeit bisher kaum aufgefallen war. „Wollt Ihr Euch nicht zu uns setzen ?“ fragt ein neugierig gewordener Magnus den Mann, der sich dann auch, auf dem Weg zu uns auf einen sehr stabilen Wanderstab stützend, zu uns gesellt. „Bertam“ - so stellt er sich vor - ist ein Mann um die sechzig, mit bereits ziemlich ergrautem Vollbart und zerfurchten Gesichtszügen, die vermuten lassen, dass er schon so einiges erlebt und durchgemacht haben muss. Er strahlt dabei, so erscheint es mir, auch eine gewisse Weisheit aus. „In den Süden und aus dem Reich hinaus wollt Ihr also“, beginnt er das Gespräch, „das ist im Moment wahrlich eine weise Entscheidung. Denn das Chaos hat Einzug gehalten in Bretonnia! Mond Morrslieb ist fast gänzlich vom Himmel des Reiches verschwunden, die Orks rotten sich zusammen, ganze Skelettarmeen ziehen schon durch die Lande, und schon bald werden Krieg und Verderben von dort aus in das Reich einziehen.“ – „Kommt Ihr etwa aus Bretonnia ?“ frage ich ihn. – „Nicht direkt - ich kam heute aus dem Land der Grenzfürsten über die Winterzähne hierher. Oh, die Grenzfürsten – ihnen gelten Segen und Fluch zugleich. Einerseits sind sie im Moment relativ sicher, da sich ausserhalb ihrer Grenzen im Moment kaum jemand für sie interessiert. Andererseits könnten doch gerade sie das Zünglein an der Waage im kommenden Krieg sein!“ Warum der König von Bretonnia nichts unternimmt, möchten wir von Bertam erfahren, eine zufriedenstellende Antwort auf diese Frage vermag er uns allerdings nicht zu geben. Vielleicht bemerke der dortige Herrscher ja auch überhaupt nicht alles von dem, was dort in seinem Land vor sich geht, das Chaos würde vorwiegend von einzelnen Magiern in einigen verstreuten Ortschaften heraufbeschworen. Oder das Königshaus selbst könnte bereits vom Chaos unterwandert sein. Diese kleinen Zollstreitigkeiten, die in den letzten Monaten zwischen Bretonnia und dem Reich aufgekommen sind - ach ja, der gute Bretonische Wein ...-, könnten jedenfalls nicht der wahre Grund für die drohende Kriegsgefahr sein.

Schliesslich verabschiedet sich Bertam zur Nachtruhe, richtet dabei aber noch ein paar Worte an Magnus: „In Tilèa hat Dein Sigmar übrigens kaum Bedeutung, Priester – keine strahlenden Tempel wie in Nuln oder Altdorf, vielleicht hier und dort mal ein kleiner Schrein, und das war’s auch!“. Ob er auf seinem weiteren Weg auch durch Meissen komme, möchte Magnus noch von Bertam wissen. Als dieser das bejaht, bittet Magnus ihn, Vater Thersson seine Grüsse auszurichten und auch ihn vor den drohenden Gefahren zu warnen, was Bertam dann auch zu tun verspricht. Der alte Mann geht daraufhin die knarrende Holztreppe hinauf, hält aber auf der letzten Stufe plötzlich inne, wendet sich um und zeigt mit seinem Wanderstab auf mich: „Auch Du, mein Sohn, bist vom Chaos gezeichnet“.

„Was meint er damit?“, wirft mir Magnus entgegen, springt wie von einer Wespe gestochen auf und baut sich vor mir in seiner ganzen Grösse auf. Die Hand an seinem Schwert starrt er jetzt drohend von oben auf mich herab, so dass mir schon ein wenig mulmig wird. „Ja, ich bin mit dem Chaos in Berührung gekommen, aber weil ich es bekämpft habe, und nicht, weil ich mit ihm im Bunde stehe!“, versuche ich ihn zu beruhigen. „Das reicht mir nicht, erkläre Dich genauer!“. Also erzähle ich ihm kurz von unserer Begegnung mit einem der am meisten gefürchteten Chaoskrieger der nördlichen Wildnis, bekannt unter dem Namen Ulhednar auf der Burg Wittgenstein, mit dem wir damals zum Schein einen Pakt hatten schliessen müssen -sonst wäre es wohl aus gewesen mit uns. – „Das klären wir hier und heute – Raslani, pass auf ihn auf!“, faucht Magnus herrisch und verschwindet die Treppe herauf, wohl um Bertam wegen seiner Aussage zur Rede zu stellen.

Da hat mich meine Vergangenheit wohl mal wieder eingeholt! Vor mir sitzt eine auf einmal sehr nervöse Raslani, ganz offensichtlich die Befürchtung hegend, ich würde jetzt jeden Moment aufspringen und mich aus dem Staube machen. – „Mach Dir doch keine Sorgen Elfin, wenn ich wirklich flüchten wollte, so hätte ich das zum Beispiel vor zwei Tagen in Meissen nach unserem Besuch in der Schänke mit Leichtigkeit tun können - wenn Ihr Euch selbst überhaupt noch erinnert, in welchem Zustand Magnus damals war“, versuche ich sie zu beruhigen, lehne mich – zugegebenermassen immer noch ein wenig verkrampft - lächelnd zurück und nehme einen tiefen Schluck aus meinem Krug.

Nach einer Weile kehrt Magnus zurück, er wirkt jetzt schon wesentlich ruhiger, und schickt mich hinauf zu Bertam, da dieser gerne ein paar Worte mit mir wechseln würde. Als ich Bertams Zimmer betrete, sitzt dieser in einem Sessel und stopft sich gerade eine Pfeife: „Ich habe Dich wohl etwas falsch eingeschätzt: Nach dem was dieser Sigmar-Priester mir gerade erzählt hat, ist dir wohl doch zu trauen - zumindest im Moment noch. Ich würde jetzt aber gerne alles noch einmal ausführlicher und von dir selbst erfahren“. Darauf hin erzähle ich dem alten Mann meine Erlebnisse der letzten Monate, angefangen mit unseren Schwierigkeiten mit dem Geheimbund der „Purpurnen Hand“, die Verwechslungsgeschichte meines früheren Wegbegleiter Gustav, der von dem erwähnten Geheimbund für einen gewissen „Kastor Lieberung“ gehalten wurde, dessen sie habhaft werden wollten, wohl wegen irgendeiner Erbschaft . Dann fahre ich fort, wie wir auf der Suche nach dieser Erbschaft nach Bögenhafen kamen, Dr. Wolfgang Kern sich uns anschloss und wir fortan diesen unterstützen, dass Chaos zu bekämpfen, was uns danach ja soweit auch ganz gut gelang. Teugen, der in Bögenhafen wohl den Dämon „Tzeench“ heraufbeschworen wollte, Etelka Herzen, die mit ihren Schergen dem grossen Formstein nachjagte und Lady Margritte mit ihren merkwürdigen Versuchen das „Leben“ neu zu erschaffen - alle wurden von Dr. Wolfgang Kern mit Monalons und meiner Unterstützung mehr oder weniger aus dem Wege geräumt: eigentlich doch keine schlechte Liste, wie ich betone. Bertam nickt häufiger wissentlich, während ich ihm weiter berichte; viele der Ereignisse und Namen scheinen ihm nicht ganz fremd zu sein: „Ach, ihr wart das damals in Bögenhafen – aber jetzt erzähl mir doch einmal, wie das mit deiner Hand passiert ist“. Ich erzähle ihm, wie nach einem Handel mit dem vermeintlichen Schmuckverkäufer in Altdorf – der sich später als ein Scherge der Pupurnen Hand herausstellte, der Wolfgang fast zur Strecke gebracht hätte – und nach dem obligatorischen Handschlag, um den Kauf zu besiegeln, plötzlich meine ganze rechte Hand tief purpurn gefärbt war, und wie Ulhednar diese sonderbare Farbe, gegen die auch Monalon nichts hatte ausrichten können - nur eine 'magische Aura' hatte sie entdecken können! Darauf wäre ich ja fast selbst gekommen ... -, dann auf Burg Wittgenstein einfach verschwinden ließ - dabei aber offenbar eine noch schlimmere, weil chaotische Aura darauf hinterlassend. Auch von dem Chaoskrieger selbst berichte ich Bertam, und von seinem gefährlichen Leibgardisten, der uns fast in Stücke gerissen hätte. – „Ich bin beeindruckt – Ihr seid der erste Mensch, dem ich begegne, der ein Zusammentreffen mit Ulhednar und seinem Diener überlebt hat. Zweifellos seid Ihr tatsächlich vom Chaos berührt worden, aber dass Ihr mit dem Chaos im Bunde steht glaube ich nun wahrlich nicht mehr, da ja ganz offensichtlich Fuchs und Wolf - damit spielt er wohl auf Ranald und Ulric an, die ich beide sehr schätze - und sogar Sigmar Heldenhammer immer wieder schützend die Hand über Euch gehalten haben. Aber das Chaos hat Euch in Gestalt Ulhednars berührt, mein Junge, und deshalb rate ich Euch sehr, den Beistand der Götter zu suchen, um dieses Mentekel wieder loszuwerden“.

Bertam lässt dann auch noch Raslani und Myralin zu ihm bitten, wodurch der jetzt wieder fast völlig ruhige Magnus und ich die Möglichkeit bekommen, ein nettes Männergespräch zu führen und mit ein paar Krügen des leckeren Ale den sich dem Ende zuneigenden Sonnenwendtag gemeinsam und angemessen zu beschliessen.
« Letzte Änderung: 18.08.2007 | 09:43 von Friedie »

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #21 am: 16.08.2007 | 18:24 »
Zahltag, der 1. Vorgeheim

Am nächsten Morgen begrüsst uns Wirt Andram sehr freundlich und gut gelaunt und teilt uns mit, dass die Vorräte bereits auf dem Wagen verstaut seien. Sigmund Grünfels ist gerade zu begeistert: „Sogar ein Fässchen von dem leckeren Ale ist dabei!“. Andram und ich müssen uns daraufhin kurz gegenseitig angrinsen, was keiner der Anderen so recht zu verstehen scheint. Nach einem wohlschmeckenden Frühstück aus Wurst, Käse und Brot brechen wir auf, wobei wir gerade noch sehen, wie Bertam hinter einer Felsecke Richtung Norden verschwindet. Ein geheimnisvoller alter Mann.

Schon bald erreichen wir eine Gabelung. Den rechten Weg versperren vier Grenzer, unzweifelhaft geht es dort Richtung Mondidier-Pass, wir aber wollten ja ohnehin den linken Weg nehmen, der Richtung Winterzähne führt. In engen Serpentinen geht es nun bergan, und auf der jeweiligen Talseite fällt die Felswand teilweise fast senkrecht ab. Die Pferde müssen ab jetzt den ganzen Weg geführt werden, und ich bewundere Sigmund, wie er es meistert, den Wagen unbeschadet bis zur von mehreren nebeneinander aufgereihten spitzen Felszacken eingerahmten Passhöhe zu lotsen, die wir gegen Mittag erreichen – Aha, deshalb nennt man diesen Pass also „Die Winterzähne“. Ein mächtiger Grenzstein am Wegesrand markiert das Ende des Reiches, das ich jetzt zum ersten Mal in meinem Leben verlasse. Magnus hat damit seinen eigentlichen Auftrag, nämlich mich aus dem Reich hinauszugeleiten, ausgeführt, macht aber keinerlei Anstalten wieder umzukehren - schliesslich hat er sich ja selbst vorgenommen, mich bis nach Tilèa zu bringen. Als ich mich noch einmal kurz umwende, sehe ich, dass man von hier oben einen atemberaubenden Blick auf das Sölland geniessen kann, und irgendwo ganz weit in der Ferne meine ich sogar die Stadt Nuln zu erkennen. Und diesem Land sollen jetzt Krieg und der Einzug des Chaos drohen, wie Bertam es gestern predigte ? – kaum zu glauben, wenn man sieht, welch einen friedlichen Eindruck von hier oben alles macht.

Auf der anderen Seite des Passes geht es in ähnlichen Serpentinen weiter, nur diesmal natürlich abwärts, was noch wesentlich schwerer fällt als bergaufwärts, insbesondere weil der Wagen einige Male droht, sich selbständig zu machen. Auch ist der Weg in einem wesentlich schlechteren Zustand als auf der „Reichsseite“ - den Grenzfürsten scheint es nicht so wichtig zu sein etwas für die Reisenden zu tun, ob sie nun in ihre Reiche hinein oder aus ihnen wieder hinaus wollen. Manche dieser Reisenden erwischt es dann auch hin und wieder, wie ich dann feststelle, denn vor mir, etwa zwanzig Meter unterhalb des Weges sehe ich plötzlich die letzten Spuren eines solchen Dramas: Dort ist jemand - beim näheren Hinsehen erkenne ich, dass es sich unzweifelhaft um einen mittlerweile skelettierten Zwerg handelt - von einer Felsnadel regelrecht aufgespiesst worden. Auch Raslani hat ihn entdeckt. Ein scherzhaftes „Dobri den“, dass ich dem armen Opfer zu rufe, macht dann auch Magnus und die anderen aufmerksam. Da sehe ich, dass plötzlich das Licht der Sonne einen stabartigen, hellen Gegenstand aufblitzen lässt, den die rechten Skeletthand des Zwerges immer noch fest umklammert. Das macht uns natürlich alle recht neugierig, und so seilt sich die in solchen Dingen offensichtlich sehr geschickte Elfin Raslani - wo haben die in ihrem Wald denn bloss Berge?! - mit Magnus Hilfe ab, um sich das ganze anzuschauen.

Bei dem Gegenstand handelt sich um eine Schriftrollenhülle, die Raslani uns dann kurz darauf stolz präsentiert. Magnus erbricht das Siegel, und tatsächlich – darin befindet sich eine - wenn auch bereits reichtlich vergilbte - Schriftrolle, die neben einer kleinen Kartenskizze ein Schreiben folgenden Inhaltes aufweist:


Yazeran:

Wir sind vier und zwanzig mutige Krieger,
eingeschlossen in den Höhlen des Wasserfalles.

Die Ork-Horden haben uns eingekreist. Ihre Zahl ist gross.
Wir fühlen die Nähe eines mächtigen Artefakts,
vielleicht Dem, von dem ich Dir erzählt habe.

Wenn Du wahrlich Deine eigene Fracht in Sicherheit gebracht
und Verbündete unter den Menschen gefunden hast,
wie es uns zugetragen wurde, dann schicke uns bitte Hilfe.
Was sie dort haben, dürfen sie keinesfalls behalten,
noch dürfen unsere eigenen Geheimnisse in ihre faulen Hände fallen.

Ketiger,
im Auftrage Hadrins


Fortsetzung folgt!
« Letzte Änderung: 16.08.2007 | 19:03 von Friedie »

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #22 am: 31.08.2007 | 16:59 »
noch Zahltag, der 1. Vorgeheim

Wir alle sind uns einig, dass es sich gewiss lohnen würde, diesen Zwergen-Schlupfwinkel aufzusuchen - im allgemeinen gelten Zwerge ja als sehr wohlhabend, und dieses geheimnisvolle Artefakt, von dem in diesem Brief die Rede ist, macht uns schon etwas neugierig. Und wenn es sich auch noch in der Nähe befindet, dürfte die Karte uns ja ein guter Wegweiser sein.

Aber bevor wir aufbrechen können, besteht Magnus darauf, zuvor den armen Zwerg zu bergen, zu einem Morrshof zu transportieren und dort angemessen zu beerdigen. Raslani blickt ihn daraufhin völlig verständnislos an, und ich muss gestehen: ich mag Zwerge ja auch - zumindest mit den meisten Vertretern dieses Volkes, mit denen ich bislang zu tun hatte, habe ich mich immer gut verstanden - aber ist das jetzt wirklich notwendig? Es scheint mir nämlich auch nicht ganz ungefährlich zu sein, gerade als „Nicht-Elf“ auf diesen steilen Abhängen herum zu kraxeln. Als ich Magnus eine entsprechende Frage stelle, entgegnet er mir nur: „Das ist die Pflicht eines jeden guten Menschen. Wir können ihn doch nicht so da unten liegen lassen.“. - „Dann sind hier in den letzten Jahren ja wohl nicht grad' sehr viele gute Menschen vorbeigekommen!“. Sigmund Grünfels merkt darauf an, dass die Stelle dort unten aber gewiss auch nicht von jedem Reisenden entdeckt wurde, und damit hat er sicher auch recht. Also soll Magnus nur machen, ich bin hier der letzte, der ihn an seinem Vorhaben zu hindern versuchen würde. Mit Sigmunds Hilfe seilt sich Magnus dann in die Tiefe ab. Unten angekommen versucht er nun die Überreste des Zwerges „in den Griff zu bekommen“, was teilweise ziemlich ungeschickt und fast drollig aussieht. – „Soll ich zum Tanze aufspielen?“ rufe ich dem Sigmarianer scherzhaft zu, denn teilweise erweckt der Anblick der Szene auf dem vorspringenden Felsen wirklich den Anschein, Magnus wolle das Skelett wirklich hierzu auffordern, aber er ist zu beschäftigt um meine Worte wahrzunehmen. Schliesslich gelingt es ihm doch, sich die sterblichen Überreste, eingewickelt in die Reste des Kettenhemdes, unter den Arm zu klemmen – bis auf eine Skeletthand, die sich vom Arm löst und daraufhin, von einem mehrmaligen „Klack-klick-klack“ begleitet, einige Meter weiter in die Tiefe fällt.

Magnus scheint grosse Schwierigkeiten zu haben auf dem Weg nach oben, rutscht immer wieder ab - er hat ja auch nur eine Hand am Seil, und das traurige Bündel unter seinem Arm ist wohl doch schwerer, als es zunächst den Anschein hatte. Fast hat er es geschafft, mit einer Hand greift er schon über die Kante, da passiert doch das wohl Unvermeidliche. Magnus rutscht ab und verliert den Halt. Das Bündel entgleitet ihm, als er mit der anderen Hand verzweifelt versucht Halt zu finden, und kurz darauf zerschellt es auf der Felsnadel, worauf die Überreste des Zwerges unter lautem Geschepper und Gepolter in der Tiefe verschwinden. Magnus verliert jetzt endgültig jeden Halt und landet, sich mehrfach überschlagend, auf - oder vor - der bekannten Felsnadel, die ja schon den Zwerg seinerzeit das Leben gekostet hatte.

Sofort eilt Raslani rasch hinunter, um nach Magnus zu sehen. Als sie unten ankommt, untersucht sie ihn kurz und winkt uns dann zu: „Er atmet noch!“. Sigmund und ich lassen ein weiteres Seil herunter, das ich zuvor glücklicherweise im Karren vorfinde, und damit seilt Raslani Magnus an. Mit ihrer Hilfe gelingt es uns zum Glück recht schnell, den reglosen Körper nach oben auf den schmalen Pass zu ziehen. Myralin kümmert sich um den Verletzten, um den es leider nicht zum Besten steht. Die Haut am Rücken ist grossflächig aufgeplatzt und blutet stark. Gebrochen scheint zum Glück nichts zu sein - ein Wunder nach diesem Sturz! -, aber es ist sicher nicht auszuschliessen, dass einige der inneren Organe verletzt sein könnten. Die Ärztin hat grosse Mühe, die Blutung zu stoppen, immer wieder quillt in regelmässigen Schüben die kostbare rote Flüssigkeit aus der Wunde.

Wenn das so weitergeht wird der arme Magnus verbluten. Was kann man nur tun? Nach einer Weile kommt mir der Gedanke, dass das Einzige was hier vielleicht noch helfen könnte, Ralons’ Heil-Elixier ist, aber das ist ja nun leider schon seit Wochen aufgebraucht. Trotzdem krame ich das mir wohlbekannte Fläschchen hervor, um nachzusehen, ob da vielleicht doch noch ein letzter kleiner Rest vorhanden sein könnte. Und tatsächlich, am Boden schimmert das durchsichtige Glasfläschchen immer noch leicht bläulich: da scheint auch noch etwas von dem Wunderzeug am Flaschenhals angetrocknet zu sein. Ich fülle ein wenig Wasser aus meiner Trinkflasche hinein und schüttele das Fläschchen einige Male kräftig durch. Danach gebe ich es Myralin und bitte Sie, etwas des Inhaltes in die Wunde zu geben. – „Was ist das denn für ein Zeug ?“ - „Frag nicht, mach einfach, und zwar schnell!“ erwidere ich recht ungeduldig und vielleicht auch ein wenig zu unfreundlich, aber ich mache mir einfach grosse Sorgen um unseren Gefährten. Als sie das verdünnte Heilmittel auf der Wunde verteilt, stöhnt Magnus auf, doch die Blutung lässt langsam nach und die Wunde zieht sich sichtlich zusammen. Erleichtert atme ich auf: das Zauberzeug wirkt tatsächlich noch. Den Rest des Inhaltes gebe ich Magnus zu trinken. Seine Augäpfel sind mittlerweile erkennbar gelb verfärbt - ein Hinweis auf eine verletzte Leber, wie die Ärztin anmerkt. Wichtig, so Myralin weiter, sei es jetzt, an kühles Wasser zu kommen um die Wunden zu kühlen und auch um ihm Wadenwickel gegen das ansteigende Fieber anzulegen, doch der Fluss, der am Fuße des Berges fließt, ist viel zu weit entfernt. Zugleich sind wir uns einig, dass wir hier nicht länger verweilen können, und dann deutet Sigmund in die Ferne auf einen kleinen Bach zu unserer rechten, gewiss noch einige Stunden entfernt, aber dennoch viel leichter erreichbar als der Fluß unten im Tal. Daraufhin beschließen wir, dorthin aufzubrechen, und Sigmund und ich heben Magnus daraufhin gemeinsam auf den Karren – wie schwer dieser Kerl das doch ist! Myralin kümmert sich dort weiter um den Patienten, während wir in Richtung Tal aufbrechen.

Ob Magnus das übersteht? In der Vergangenheit hat die Medizin ja oft Wunder gewirkt. Ich muss nur an mein Abenteuer mit „Ralon dem Fremden“ denken. Damals in dieser Schänke in Delbertz sprach er mich an und überredete mich, mit ihm eine Schatzsuche im Drakwald zu unternehmen. Am zweiten Tag wurden wir dann von mehreren Tiermenschen überfallen, die mir eine hässliche, stark blutende Fleischwunde im Oberschenkel beibrachten. Nur dank Ralons Heilmittel und seiner Geschicklichkeit habe ich das damals wohl überlebt. Der arme Ralon - in dem grossen Hügel der „Slann“ hat es ihn dann kurz darauf dahingerafft, als er einer merkwürdigen, unheilvollen „Musik“ zum Opfer fiel. Ich fand dort im Inneren eine Grabkammer - und in den Armen eines unserer Vorväter lag dieses wertvolle Schwert, dass ich laut Magnus’ Versprechen ja bald wieder an meiner Seite tragen darf. Aber ich schweife wohl wieder einmal ab.

Der weitere Abstieg über endlose Serpentinen verläuft ohne weitere Zwischenfälle, Sigmund hat den Karren mittlerweile sehr gut im Griff. Am Fusse des Passes wird der unwegsame Bergpass wieder zur halbwegs befestigten Strasse, die weiter Richtung Süden, einem langstreckten Hochtal folgend, tiefer in das Gebiet der Grenzfürsten führt. Zur unserer Linken glitzert der Fluss, und auf der anderen Seite des Tales mache ich einen gewaltigen Berg aus, dessen drei Gipfel von der Abendsonne in tiefes Rot getaucht werden. Sofort fällt mir die Karte des Zwerges ein, auf der, wie es mir scheint, genau dieser Berg verzeichnet ist. Jetzt dürfte es uns leicht fallen, diesen im Brief erwähnten Zwergen-Unterschlupf zu finden.

Sigmund Grünfels schlägt vor, langsam ein Nachtlager zu suchen, und schon nach kurzer Zeit entdecke ich eine geeignete Stelle etwas abseits der Strasse, die von einigen schützenden Bäumen und Sträuchern eingerahmt wird. Mithilfe der Wagenplane errichten wir für Magnus ein provisorisches Zelt. Sigmund und Myralin erklären sich bereit, die Nachtwache bei Magnus zu übernehmen, so dass Raslani und ich in den Genuss erholsamen Schlafes kommen.
« Letzte Änderung: 16.09.2007 | 11:24 von Friedie »

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #23 am: 31.08.2007 | 17:00 »
Königstag, der 2. Vorgeheim

Am nächsten Morgen weckt mich der herrliche Duft von Essen. Über dem Lagerfeuer, das wir für die Nacht entzündet hatten, brutzelt Sigmund in der Pfanne Speck und Eier. Dazu gibt es leckeres Brot. Das Frühstück ist hervorragend - was für Gewürze hat er da nur verwendet? - und ich stelle fest, dass ich irgendwie ganz vergessen hatte, dass Sigmund ja Wirt und allem Anschein auch noch ein exzellenter Koch ist. Magnus scheint es nun schon wesentlich besser zu gehen, er versucht sich sogar am Frühstück, was aber dann doch verfrüht erscheint, da er es nach einer kurzen Weile fast wieder von sich gibt.

Wir sind uns einig, die in der Karte verzeichnete Zwergen-Behausung aufzusuchen, nicht nur um vielleicht medizinische Hilfe für Magnus zu erhalten, sondern weil wir ja ohnehin vorgehabt hatten, der Spur dieses Briefes nachzugehen. Es wird beschlossen, dass Raslani ein wenig vorausreitet, um die Lage auszuspähen, während wir nachkommen, so schnell es mit Karren und einem Verletzten eben geht. Magnus besteht darauf, selbst zu reiten, und er schafft es auch tatsächlich - wenn auch mit einigen Schwierigkeiten - auf den Rücken seines Pferdes, aber so ganz sicher scheint er mir dann doch nicht im Sattel zu sitzen. Ich lenke mein Pferd an seine Seite, um im Notfall eingreifen zu können: „Noch ist es nicht die Zeit, den Helden zu spielen, Herr Magnus!“

Nach einigen Meilen erreichen wir eine Holzbrücke, die über genau den Bach führt, auf den uns Sigmund am Vortag aufmerksam gemacht hat - allerdings hatten wir alle wohl die Entfernung und damit auch die Ausmaße des 'Baches' selbst falsch eingeschätzt: hier trifft der Ausdruck 'Flüsschen' deutlich eher zu! Laut Karte müsste der Wasserfall mit dem Zwergenstützpunkt irgendwo rechts davon liegen, und Raslani, die auf der Brücke bereits auf uns bereits wartet, zeigt mit ihrem Bogen auch schon in die entsprechende Richtung, um kurz darauf wieder vorauszureiten. In etwa dreihundert Metern Entfernung glitzert zwischen den dichten Kiefern am Ufer etwas. Es gibt zwar keine Strasse entlang des Flüsschens, aber es sieht so aus, als könne man mit dem Karren ganz gut durchkommen. Dennoch helfe ich Sigmund beim Lenken des Gefährts, während Myralin und und Magnus voraus reiten und der Elfin Raslani folgen.

Auf Rufweite herangekommen, lasse ich ein lautes: „Je nèkdo doma ?“ erschallen – In Khazalid steht das für: „Ist jemand zuhause ?“ - Keine Antwort. Was nichts heissen muss, da das Tosen des Wasserfalls hier schon recht laut ist. Als wir näher herankommen, sehe ich dass der Wasserfall in zwei Stufen vor mir in die Höhe ragt: In zehn Meter Höhe liegt der gemauerte Rand eines Wasserbassins, aus dem das kühle Nass über den Rand hinwegfliesst und das Flüsschen zu unseren Füssen speist. Wiederum fünf Meter höher kommt ein zweiter Wasserfall aus einer viereckigen Felsöffnung herausgeschossen, an deren unterem Rand sich zu beiden Seiten jeweils Simse befinden. Ausserdem erkennt man oberhalb des rechten Felssims noch zwei Haken - ich vermute, um hier Leitern anlegen zu können oder Seile zu befestigen. Auf dem rechten dieser Simse sehe ich gerade, wie Raslani eine kleine Öffnung, vielleicht eine Art Guckloch oder Schiessscharte, untersucht. Wie ist die Elfin da wieder so schnell hinaufgekommen?

Als sie wieder herunterkommt, überlegen wir kurz, wie wir anderen denn dort wohl hoch gelangen könnten. Da wir nur noch über ein Seil von etwa fünf Meter Länge verfügen, wird Raslani damit wieder hoch geschickt, um es an einem der beiden Haken festzumachen. Die ersten 10 Meter bis zur Höhe des Bassins scheinen durchaus auch ohne Seil meisterbar zu sein. Ich nehme diese Bergsteigeraufgabe dann mal als erster in Angriff, und fast ehe ich es selbst bemerke, stehe ich breit grinsend neben der Elfin, die etwas ungläubig und anerkennend auf mich herabsieht - aber zugeben würde sie so etwas natürlich niemals. Auch die anderen schaffen es dann ohne Probleme zu uns hinauf, sogar Magnus stellt sich diesmal sehr geschickt an. 'War wohl gestern nicht sein Tag. Aber schnell erholt hat er sich, das muss man schon sagen!

Am oberen Rand der exakt gemauerten viereckigen Felsöffnung, aus der etwa in Kniehöhe das Wasser schiesst und in das darunterliegende Bassin stürzt, erkennt man ein Fallgatter, das aber nur zu ungefähr einem Viertel heruntergelassen ist. Keiner scheint sich recht zu trauen, der „Eingang“ sieht nicht gerade einladend aus mit den Wassermassen die daraus hervorströmen. Schliesslich fasse ich mir ein Herz, schnappe mir das Seil und bitte Magnus, mir von der Talseite, also in Richtung Öffnung einen kleinen Stoß für das erste Wegstück mit zu geben, damit mich die Strömung nicht gleich wieder in die Tiefe reißt - was er dann auch tut. Die Strömung hier ist wirklich stark, aber der Boden zum Glück griffiger, als ich vermutet hatte, und so gelingt es mir, mich langsam vorzuarbeiten. Der Gang ist dunkel, aber nach einer Weile kann ich doch ein paar Umrisse vor mir erkennen. Am Kopfende des Ganges sehe ich etwa in einem Meter über der Wasseroberfläche einen Steg querliegen, der anscheinend zwei an den Seitenwänden liegenden Bogendurchgänge verbindet. Als ich diesen erreiche, fühle ich, dass er schon recht vermodert zu sein scheint, aber bin doch zuversichtlich, dass er mein Gewicht hält. Ich schwinge mich hinauf und entzünde erst einmal eine Fackel aus meinem Rucksack. Das erste Nennenswerte, was ich erblicke, sind zwei Winden. Als ich die rechte davon betätige - und sie lässt sich kaum bewegen -, höre ich nur ein Quietschen, dann einen scharfen Knall, und kurz darauf fällt klirrender Rest einer Eisenkette aus einem Deckenloch herab. Das war wohl die Vorrichtung für das Fallgitter. Hmmm, dann könnte die zweite Winde vielleicht dazu dienen, das Wasser abzustellen, denke ich mir. Doch beim betätigen dieses Mechanismus' taucht nur der Rest eines völlig ausgefaserten und anscheinend gerissenen Taues aus dem Wasser. Nun, dann bleibt es den anderen wohl nicht erspart, genauso nass zu werden wie ich.

Wo ich jetzt schon mal hier bin, beschliesse ich, erst einmal die Lage alleine weiter zu erkunden, die anderen hatten schliesslich ihre Chance. Zunächst erforsche ich den linken Torbogen. Hier führt zunächst eine Treppe nach oben. Als ich die oberste Kannte in Kopfhöhe erreiche, blickt mich plötzlich ein Totenschädel aus seinen leeren Augenhöhlen an. Ein Schädel mit Hörnern! Bitte nicht schon wieder Tiermenschen oder Mutanten! Dann doch lieber zuerst den anderen Weg auskundschaften. Auch hinter dem rechten Torbogen am anderen Ende des Steges führt zunächst eine Treppe aufwärts. Oben angekommen, macht der Gang eine Biegung nach rechts und führt geradeaus auf einen kleinen weissen Lichtpunkt zu. Auf halbem Weg dorthin gibt es nach links eine weitere Abzweigung. Der Lichtfleck stellt sich als ein Ausguck bzw. eine Schiessscharte heraus, wahrscheinlich die, die Raslani vorhin von aussen untersucht hat. - „Buhhh !!!“, versuche ich mich bemerkbar zu machen, aber das werden sie da draussen wohl kaum gehört haben.

Der abzweigende Gang endet mit einer halb verfallenen Holztür, die in einen grösseren Raum - meiner Vermutung nach ein Wachraum - führt. Am Boden liegen einige vermoderte Holzstücke, wohl das ehemalige Mobiliar. Hinten rechts riecht es stark nach Ammoniak - offenbar der Abort -, während ich links durch eine zweite Holztür in einen weiteren Raum gelange, der dem ersten fast völlig gleicht. An den Wänden befinden sich Fackelhalter – eine der halb abgebrannten Fackeln zünde ich mit meiner Eigenen an, um ein bisschen besser sehen zu können. Und tatsächlich, da ist doch tatsächlich so etwas wie eine Holzkiste in der Ecke. Ich schiebe den halbverfaulten Deckel weg und bin etwas enttäuscht – nur eine riesige Spinne glotzt mich kurz mit grossen Augen an und verschwindet kurz darauf in einer noch halbverdeckten Ecke der Kiste. Aber halt, da zwischen Kiste und Wand schimmert doch etwas! Ich ziehe zwei Schriftstücke hervor. Eine Landkarte, hmmm – sie ähnelt der die ich schon besitze, ist nur etwas detaillierter - und ein Text, anscheinend in einer kaum verständlichen Mischung aus Reichssprache und Orkisch verfasst - große Literaten werden die wohl nie hervorbringen:

„Die Zwerge kommen zurück, das hab' ich im Urin. Aber meinen Stein kriegen die nicht! Ihre Bücher haben sich als nützlich erwiesen, aber da ist immer noch mehr draus zu lernen, und das wird Zeit brauchen. Ich komme immer noch nicht durch das magische Tor, aber ich kann es nicht weiter versuchen, weil die Zwerge zurückkommen. Muss mich in die Berge zurückziehen. Wenn ich den Dreh mit dem Stein raushab, kommen wir zurück und zeigen es den Scheiss-Priestern, wo uns hier zurückgelassen haben.

Torgoch
Kriegsboss des Blutaxt-Bundes“

Als ich den Text mit Mühe entziffert habe - welch schreckliche Ausdrucksweise! - höre ich plötzlich einen merkwürdigen Laut: „Krrrrgschhhh!“. Halb Tier halb Mensch, so kommt es mir vor. Mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Bauchgegend beschliesse ich zurückzukehren und die anderen zu holen.

Glücklich wieder auf dem Sims angelangt (und wieder nass...), berichte ich den Gefährten kurz, was ich herausbekommen habe, und zusammen beschließen wir, dieses Zwergennest jetzt gemeinsam weiter zu erforschen. Auch die anderen versuchen ihr Glück zunächst an den beiden Winden und in den Räumen hinter dem rechten Bogengang, Neues gibt es da aber zumindest für mich nicht zu entdecken. Ich übergebe Magnus die Fackel - er ist ja fast wieder ganz der Alte, will es mir scheinen -, und so geht es schliesslich die linke Treppe hoch, an diesem gehörnten Schädel vorbei - wenn man zu mehreren ist, fällt das natürlich wesentlich leichter. Oben schliesst sich ein Gang an, der schon nach wenigen Metern nach rechts abknickt, also tiefer in den Berg hinein führt. Am Ende wieder so eine Tür, davor liegen die Überreste eines Tiermenschen, was man an den langen Hufen deutlich erkennen kann. Nur der Kopf fehlt. Aha, das ist wohl der Rest des „Gehörnten“. Da... war da etwa wieder ein Geräusch ? Myralin spannt einen Bolzen auf die Sehne ihrer Armbrust, und auch wir anderen halten uns bereit, als Magnus die Tür öffnet. Ein knarrendes Geräusch, das war's. Wir stehen in einem grossen Raum, der wohl einst ein Speisesaal gewesen sein muss, wie an dem verfaulten Mobiliar und einigen herumliegenden Ess- und Trinkgefässen (fast alle zerstört) zu erkennen ist. Rechts davon finden wir die Überreste einer Küche, und nach einer kurzen Suche findet Magnus in den Resten eines Schrankes ein weiteres Schriftstück, das dem ersten, das ich vorhin gefunden hatte, recht ähnlich ist. Magnus übersetzt, wobei ich etwas beruhigt bin, dass er dabei ähnliche Schwierigkeiten zu haben scheint wie ich zuvor:

„Torgoch ist heute bei Sonnenaufgang mit vielen der Jungs losgezogen und hat mich mit ein paar anderen hier zurückgelassen. Er sagt, er kommt zurück, aber ich glaub' ihm nich. Diese Bücher der Zwerge haben den doof gemacht! Die und sein blöder Stein! Die Jungs sind nicht glücklich weil die Zwerge jederzeit zurückkommen können. Diese Priester werden Torgoch fertigmachen, wenn er nach Haus kommt, oder er wird auf dem Weg dahin umgebracht. Und wir stecken hier fest, bis die Zwerge kommen und uns auseinandernehmen. Das ist nicht fair, morgen hauen wir hier auch ab und versuchen nach Haus zu kommen. Scheiss Torgoch-Verräter, wo uns hier verrecken lässt.“

Als Magnus gerade die Übersetzung vollendet ist es plötzlich wieder da: „Krrrrgschhhh!“: Woher es kommt, ist nicht auszumachen. Wir kehren in den Speisesaal zurück, von dem aus ein zweiter Gang tiefer in den Berg hineinführt. Und da ist wieder so eine Tür. Als Magnus sie öffnet, macht es kurz: „klack“, ich spüre einen leichten Luftzug von vorne und höre ein Knarren. Im letzten Moment werfe ich mich zu Boden, da rauscht schon etwas Grosses über mich hinweg: eine Baumfalle! Zum Glück scheinen sich alle rechtzeitig geduckt zu haben. Oh nein, doch nicht: Hinter mir liegt ein menschlicher Körper lang ausgestreckt, und im Fackelschein sehe ich, wie sich unter dem Kopf eine grosse Blutlache ausbreitet. - „Ob wir Sigmund jetzt wohl noch für seine Dienste bezahlen müssen?“

Fortsetzung folgt!

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #24 am: 19.09.2007 | 14:53 »
noch Königstag, der 2. Vorgeheim

Eine mehrfach gebrochene Nase scheint noch das kleinere Übel zu sein, denn als Myralin den Kopf Sigmunds' zur Seite dreht, sieht man eine grosse, hässliche Wunde - auf der Breite etwa einer halben Hand ist die Schläfe des armen Kerls aufgeplatzt, sogar etwas der kostbaren grauen Hirnmasse ist hier ausgetreten. Immer noch tritt das Blut in grossen Schüben aus der Wunde. Myralin stellt fest, dass Sigmunds' Puls noch leicht schlägt, und auch flacher Atem scheint noch wahrnehmbar zu sein, allerdings kann sie leider kaum etwas für ihn tun. Magnus faltet die Hände und spricht ein Gebet, und auch ich rufe in Gedanken die Götter an, aber hier kommt wohl leider jede Hilfe zu spät. Ein kurzes aber heftiges Zittern der Beine noch - dann entspannt sich der Leib unseres Weggefährten: Morr hat Sigmund in sein Reich geholt. Ein kurzer Moment der Trauer - schade um den netten Kerl! - mehr ist uns ob unserer Situation im Augenblick leider nicht möglich. Wir beschließen, ihn zunächst hier liegen zu lassen und uns erst einmal weiter umzuschauen. Begraben können wir ihn ja später immer noch.

Der Raum, in dem wir uns jetzt befinden diente offenbar früher als Waffenkammer. Das erkennt man deutlich an den Halterungen an den Wänden. Einen weiteren Zugang zu der Kammer scheint es auf den ersten Blick nicht zu geben. Aber dies ist ja ein Stützpunkt von Zwergen, da ist mit Geheimtüren immer zu rechnen. Raslani untersucht die rechte Wand des Raumes: „Ungewöhnlich ... - Sigurd, sieh dir doch mal die andere Wand an!“, sagt sie und zeigt auf das dem Zugang gegenüber gelegene Wandstück. Dieses ist sehr schön gemauert, eine Meisterleistung zwergischer Maurerkunst. Was aber auffällt, ist in der Mitte ein vertikaler bündiger Abschluss - so etwas kenn' ich doch irgendwoher! Hier müsste eigentlich ein lockerer Stein sein, den man eindrückt und dadurch den Mechanismus einer Geheimtür auslösen kann. Aber nein, alle Steine bleiben fest an ihrem Platz, so sehr ich auch dagegen drücke. Ein: „Ach ja!!“ entfährt mir - ich Tor! - 'muss hier doch mehr in Zwergen-Grössen denken! Also schnell etwas tiefer noch einmal das Gleiche probiert, und tatsächlich, mit einem: „Klack“ schwingt eine Tür nach aussen auf - dahinter liegt ein weiterer Gang, den meine Fackel einige Meter weit ausleuchtet. „Das haben wir ja gut miteinander hinbekommen“, lächelt die Elfin mich an. - Huch, sie kann ja tatsächlich lächeln! Hätte ja nicht gedacht, dass das möglich ist nach den etwa zwei Wochen die wir ja jetzt schon zusammen unterwegs sind.

Ich nehme die Fackel in die linke Hand und ziehe mein Schwert, da tippt mir Magnus auf die Schulter: „Es wird langsam Zeit, dass Du DAS hier wiederbekommst“, und er reicht mir mein eigenes, vertrautes, magisches Schwert - sicherlich nicht der schlechteste Augenblick, den er hierfür gewählt hat. Sofort fasse ich noch mehr Mut und betrete den dunklen Gang als Erster. Schon nach wenigen Schritten macht dieser einen schärferen Rechtsknick, als man es von solchen Gängen eigentlich gewohnt ist. Unmittelbar dahinter türmt sich ein riesiger Schutthaufen vor uns auf. Darüber gähnt ein ziemlich grosses Loch in der Decke. Raslani klettert behänd auf den Haufen, um sich das näher anzusehen, und leuchtet mit ihrem blauen Elfenlicht hinein: „Hmmm, hier geht’s nicht weiter. Die Steine, auf denen ich stehe, scheinen aber in etwa in diesen Hohlraum hinein zu passen“. „Wohl eine weitere dieser Fallen“, stelle ich fest. Als Raslani weiter vorgeht, räume ich ein paar der Steine zur Seite, und tatsächlich - da ragt ja ein Arm heraus! Unter dem Geröll entdecken wir dann die Leiche eines weiteren dieser gehörnten Tiermenschen. Ausser den Resten eines Bustpanzers ist hier nichts weiter zu finden, und so folgen wir Raslani weiter den Gang hinab. Dieser endet schliesslich an einer Treppe, die abwärts führt, und uns bietet sich ein bereits vertrauter Anblick: Auf der obersten Stufe liegt wieder so ein gehörnter Tiermenschen-Schädel, den leeren Blick Richtung treppabwärts gerichtet. „Wohl eine Warnung wegen der Fallen an seine lebenden Artgenossen“, äussere ich die Vermutung, was die anderen dann wohl auch für durchaus glaubhaft halten.

Am Fusse der Treppe breitet sich dann eine Art Höhlensystem aus, das mich irgendwie an das unter Burg Wittgenstein erinnert - was ich meinen Begleitern dann auch erzähle. Auf ihre neugierigen Fragen hin berichte ich, wie wir damals durch diese vielen düsteren Gänge irrten - mein teurer Kompass versagte leider aus unerfindlichen Gründen seinen Dienst, fast an jeder Ecke schossen merkwürdige Ranken peitschenartig aus den Wänden, die hässliche Wunden reissen konnten, Tiermenschen und Mutanten stellten sich uns – natürlich! - in den Weg, und unser Wegbegleiter Sebastian wurde uns von einem unterirdischen Strom fortgerissen. Als wir ihn später erstaunlicherweise auf der Burg selbst wiederfanden, schien er völlig geistesgestört zu sein, so dass wir ihn im Verenatempel von Kemperbad zurücklassen mussten. Nun, diese Geschichten tragen nicht gerade zur Ermunterung meiner Kameraden bei, so dass ich es dann lieber erst einmal dabei belasse.       

Zu unserer Rechten nehmen wir auf einmal einen merkwürdigen Geruch war, laut Raslani riecht es „Irgendwie nach Fluss“. Sie folgt dem „Duft“ und entdeckt ein Loch im Boden, das gerade gross genug ist, um sich dort hindurch abzuseilen. Plötzlich vernehmen wir auch wieder bereits bekannte Geräusche: „Krrrrgschhhh!“ - diesmal kommen sie eindeutig von dort unten. Mit Raslanis' Hilfe seilt sich Magnus ab, um dem Lärm auf den Grund zu gehen. Als er zurückkehrt, berichtet er uns von einem weiteren Loch und einer weiteren Höhle, die etwa vier Meter tiefer liegt. Und dort habe er schattenhafte Bewegungen wahrgenommen, und auch Stimmen - wahrscheinlich Tiermenschen. Daraufhin beschliessen wir, möglichem Ärger lieber aus dem Wege zu gehen und statt dessen - zumindest erst einmal - die anderen Gänge hier „oben“ zu untersuchen.

Auf der linken Seite dieses unterirdischen „Saales“ scheint es weiterzugehen, und tatsächlich beginnt hier ein Gang, von dem schon bald rechts ein weiterer, allerdings deutlich schmalerer, Weg abzweigt. Dieser endet allerdings nach wenigen Metern in einem kleinen Saal, in den durch ein Loch weit oben in der Decke etwas Tageslicht hereinfällt. Das macht zwar etwas Hoffnung, bringt uns aber nicht gerade unserem Ziel näher - und hinaufklettern könnte dort höchstens Raslani, aber das hilft uns anderen ja auch nicht weiter. Also folgen wir dem breiten Gang weiter, der schliesslich an einer Kreuzung in Form eines „T“ endet. Links schimmert etwas Licht, diesmal aber wohl eher künstlichen Ursprungs, wie wir vermuten. Als wir uns diesen Gang entlangtasten, wird dieses Licht zunehmend heller. Wir erreichen den Fuß einer weiteren Treppe, und als wir hinaufschauen, bietet sich uns ein äusserst interessanter Anblick: In einem sehr schön gemauerten Türbogen - auch eindeutig Zwergenarbeit - erstrahlt ein sternförmiger greller, gelber Lichtervorhang. Dahinter liegt, über einen Tisch gebeugt, ein Zwergenleichnam, der uns abweisend seine skelettierten Handflächen entgegenstreckt, als wolle er uns irgendwie fernhalten. Tatsächlich habe ich auch den Eindruck, dieser Lichtvorhang sei das letzte Werk dieses Zwerges - vermutlich, um irgendetwas zu beschützen. „Hmmm, meiner Vermutung nach ist das Hadrin.“ - „Wer ?“, fragt Myralin.- „Na, der Zwerg der den Boten mit dieser Schriftrolle ausgeschickt hat.“. Unter dem rechten Arm scheint Hadrin - so nenne ich ihn jetzt einfach mal - eine weitere dieser Schriftrollen zu verbergen.       

Aber einfach wird es sicher nicht, an die Rolle zu kommen, immerhin scheint dieser Lichtzauber ja über Jahrzehnte, wenn nicht sogar noch länger gehalten zu haben - ob das nun Hadrin ist oder ein anderer Zwerg. Der gemauerte Bogen gibt uns keinerlei Hinweise, keine Schriftzeichen - gar nichts. Magnus wirft ein paar kleine Steinchen in Richtung des Lichtes, die davon allerdings einfach abprallen. Dann greift er vorsichtig mit seiner Hand in Richtung Öffnung. Wie er berichtet, wird der Widerstand grösser, je tiefer er in den Raum hinter dem Steinbogen eindringt. Ich trete neben ihn: „Lass mich mal versuchen“ - Magie kann man wohl nur mit Magie bekämpfen, eine Erfahrung, die ich selbst schon das ein oder andere Mal machen musste -, und mir fallen diese magischen Pfeile ein, die ich mir damals vom Magier-Meister Hyronimus Blixen in Delbertz eigens hatte anfertigen lassen. Ich nehme einen dieser Pfeile aus dem Köcher, greife ihn weit hinten am Schaft und strecke meine Hand vorsichtig nach vorne. Der Widerstand wird langsam stärker, und schliesslich bleibt der Pfeil im Licht einfach stecken. Ich lasse ihn los, weiche kurz zurück, und der Pfeil scheint doch tatsächlich in der Luft zu schweben! Hmmm... das ist jetzt nicht gerade die Art Magie, die ich im Sinn hatte. Ich greife nach meinem Pfeil, um ihn wieder herauszuziehen, aber er will nicht so recht. Schliesslich gibt er von einem auf den anderen Moment nach, mein Arm schwingt mit dem Pfeil in der Hand ruckartig zurück, und ich spüre einen merkwürdig ziehenden kurzen Schmerz in meiner Schulter. Wenigstens habe ich meinen magischen Pfeil wieder - wer weiß, wann man ihn brauchen wird.

Plötzlich glaube ich aus dem Gang hinter uns Geräusche zu hören, mir scheinen es Stimmen und Waffengeklirr zu sein. Sofort lege ich den Pfeil, den ich ja ohnehin gerade in der Hand halte, an meinen rasch hervorgeholten Bogen und schicke ihn den vermeintlichen Angreifern entgegen. - „Pling.“ Und auf einmal herrscht Stille. Magnus ist nicht begeistert ob meiner vorschnellen Reaktion, aber so bin ich nun mal. Wenn ich mich bedroht fühle, dann agiere ich lieber schnell, als erst lange abzuwarten. Aber war da jetzt etwas, oder haben meine Sinne mir einen Streich gespielt? Das wohl eher nicht, denn die anderen scheinen ja auch etwas gehört zu haben. Raslani und Magnus beschliessen, der Sache auf den Grund zu gehen, während Myralin und ich zunächst hier an der Treppe zurückbleiben.

Nach einer Weile hören wir eindeutig Getöse und Stimmengewirr, und so beschliessen Myralin und ich, den beiden anderen zu folgen. Wir finden sie bei der uns bereits bekannten Öffnung im Höhlenboden,  aus der Raslani Magnus gerade wieder herauszieht. Irgendwie scheinen sie die Tiermenschen in Aufruhr versetzt zu haben, denn aus der Öffnung dringen wütende Schreie und Waffengeklirr zu uns herauf. Wir ziehen uns zu der Treppe und dem Lichtervorhang zurück - dass scheint uns nämlich eine Stelle zu sein, die sich recht gut verteidigen ließe. Besser noch wäre es freilich, den Zauber zu brechen oder zu überwinden, und die dahinterliegende Kammer zu erreichen! Während die anderen sich auf dem oberen Treppenabsatz umwenden und in Verteidigungsposition gehen, versuche ich noch einmal mein Glück mit dem magischen Lichtervorhang. Doch nichts hat irgendeinen Effekt: weder mein magisches Schwert, noch die in der Zwergensprache Khazalid gesprochenen Worte: „Hadrin, lass uns doch bitte eintreten!“. Etwas konsterniert bitte ich Raslani, sie möge doch einmal ihr Glück versuchen - Elfen gelten ja im Allgemeinen als recht gut bewandert in magischen Dingen -, tausche mit ihr die Plätze und richte meinen gespannten Bogen wieder in Richtung des dunklen Ganges. Tatsächlich, nach einer kurzen Weile schimmert das gelbe Licht hinter mir auf einmal bläulich, danach ein kurzer, heftiger Blitz, und auf einmal stehen wir in völliger Dunkelheit.
 
Da fällt uns auf, dass auch von dem Lärm der Tiermenschen nichts mehr zu hören ist, Etwas Zeit also, die dank Raslani geöffnete Kammer zu untersuchen. Ich entzünde erneut eine Fackel und gebe sie an Magnus, da sehe ich, dass die Elfin bereits in der Nähe des toten Zwerges zu Gange ist. Sie schnappt sich die Schriftrolle, dessen Inhalt sie uns kurz darauf vorliest:


„An den Anführer des Rettungstrupps:

Wenn Ihr diese Zeilen lest gehe ich davon aus, das Gnarok mit seiner Botschaft bis zu Euch durchgedrungen ist. Nehmt Euch bitte Seiner an, er ist mein Sohn und Erbe. Ich gehe weiterhin davon aus, dass es den Orks nicht gelungen sein wird, meinen „Lichtzauber“ zu überwinden.

Ich bedaure, Euch nicht persönlich begrüssen zu können: Ich bin verwundet und fühle den Tod nahen. Der magische Schutzschild wird das letzte bisschen Leben aus meinem Körper saugen. Ich hoffe, er wird die Grünhäute so lange abhalten, bis Ihr hier eintrefft. Sie müssen glauben, der 'Kristall der Luft' befinde sich in unseren Händen, und nicht in denen Yazerans.

Die Hartnäckigkeit, mit der uns die Orks verfolgten, zeigt deutlich, dass sie sich tatsächlich über die unglaubliche Macht der Kristalle im Klaren sind. Ich glaube, sie haben bereits den Kristall in ihrem Besitz, der die Erde beherrscht. Weiteren Kristalle dürfen ihnen nicht in die Hände fallen! Ihr solltet sie sofort verfolgen und sicherstellen, dass sie den Schatz nicht in ihr verfluchtes Heimatland schaffen, sonst wird alles verloren sein.

Lebt wohl.
Hadrin“


Als die Elfin die Übersetzung vollendet hat - „Warum bekommt immer nur sie die einfachen Texte“, werfe ich Magnus kurz zu -, fällt mir eine Begegnung mit einem Zwerg ein, die sich vor einigen Jahren in einer Schänke in den Katakomben des Bernabau-Stadions von Middenheim zugetragen hatte, und von der ich den anderen kurz berichte:

'Guntram der Stolze' nannte er sich, und ich hab' ihn immer für einen kleinen, aber dabei trotzdem sehr umgänglichen, Prahlhans gehalten. Auch war er immer sehr freigiebig, und so verbrachten wir schon den einen oder anderen feuchtfröhlichen Abend miteinander. So auch an diesem besagten Abend, als Guntram mir zunächst die Geschichte seiner Sippe, und dann auch immer wieder von den alten Sagen des „grossartigen Zwergengeschlechts“ berichtete. Welch mächtige Fürsten hätten damals geherrscht, als das Menschengeschlecht noch kaum eine Rolle spielte. Kristalle hätten sie besessen, mit denen sie sogar die Elemente nach Belieben beherrschten! An viel mehr oder Genaueres kann ich mich leider nicht erinnern - wie gesagt, es war einer dieser feuchtfröhlichen Abende, und das leckere Ale war mir damals wichtiger als die Geschichten Guntrams', die ich wohl eher als Prahlerei abtat, was ich ihm gegenüber der Höflichkeit halber selbstverständlich nie äusserte.

„Nun, scheint ja vielleicht doch mehr dran zu sein“ beende ich meinen kurzen Monolog, und die anderen scheinen mir durchaus beizupflichten. Wer diese Steine in seinen Besitz bringt, könnte vielleicht einiges zum Guten wenden angesichts der Gefahren, die unserer Welt in diesen unsicheren Zeiten drohen - wenn man alleine schon an den bevorstehenden Krieg zwischen Bretonnia und dem Reich denkt, und auch an den zunehmenden Einfluss des Chaos überall. Da der Kristall des Lichtes sich offenbar damals bei Yazeran befand, also vermutlich innerhalb der Grenzen des Reiches - denn in diese Richtung war Hadrins Sohn Gnarok unzweifelhaft unterwegs gewesen, bevor sein Leben auf dieser Felsnadel endete -, und da meine Verbannung aus dem Reich uns diesen Weg im Moment verschliesst - wie Magnus kurz anmerken zu müssen meint -, scheint es uns angebracht, zunächst der Spur dieses Orks Torgochs zu folgen, der damals den „Erdstein“ an sich gebracht hatte. Nur ...erst einmal müssen wir hier unbeschadet aus diesen Höhlen herauskommen.

Bevor wir uns wieder auf den Weg machen, durchsuchen wir noch kurz den Raum: anscheinend eine Art Schreibstube, die aber bis auf den Tisch und einige leere Regale völlig ausgeräumt scheint. In einem Winkel des Raumes findet Raslani noch eine kleine Holzkiste, die mit einem kleinen Vorhängeschloss versehen ist. Nachdem es ihr nicht gelingt, das Schloss zu öffnen, greift sie kurzerhand zu ihrem Schwert und lässt es auf die kleine Kiste herabfahren - „Rummms!“ Die anscheinend völlig morsche Kiste zerfällt in mehrere Einzelteile. „Übrigens“, merkt Magnus breit grinsend an, "hier wäre wahrscheinlich der Schlüssel gewesen“, und zeigt auf den Gürtel Hadrins, an dem ein Schlüsselbund befestigt ist. Bis auf einen Beutel mit einigen Münzen, den Raslani an sich nimmt, ist nichts weiter zu finden, und so machen wir uns, Myralin vorneweg, auf den Weg: die Treppe hinab und den dunklen engen Gang entlang.
 
An der ersten Abzweigung beschliessen wir, den uns noch unbekannten Gang geradeaus zu erforschen - vielleicht führt ja hier ein zweiter Weg hinaus. Wir alle sind der Ansicht, hier gebe ist nichts weiteres zu finden, was uns nützlich sein könnte, und so könnte man diesen gehörnten Tiermenschen aus dem Wege gehen. Nach ein paar Metern bleibt Myralin plötzlich ruckartig stehen: „Hier geht es runter!“. Etwa vier bis fünf Meter geht es hier steil abwärts, und unten scheint, wie man dem Rauschen entnehmen kann, ein unterirdischer Fluss entlangzuströmen. Raslani, die für solche Fälle ja prädestiniert zu sein scheint, übernimmt die Spitze und klettert rasch den Abhang hinab. Da, plötzlich wird das Wasserrauschen von lautem Gebrüll und Waffengeklirr übertönt, das von dort unten scheinbar aus einem Seitengang dringt.


Fortsetzung folgt!
« Letzte Änderung: 20.09.2007 | 00:19 von Friedie »

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #25 am: 11.10.2007 | 22:09 »
noch Königstag, der 2. Vorgeheim

„Komm lieber rasch wieder hinauf!“, rufe ich Raslani zu, und wenige Augenblicke später steht die Elfin auch schon wieder neben mir. Da bleibt uns wohl nur der bereits bekannte Weg, um diese Höhlen zu verlassen. Zügig, aber mit aller gebotenen Vorsicht machen wir uns dann auf, die bekannten Gänge entlang, durch den grossen Saal - auch aus der Öffnung im Boden dringen jetzt Waffenlärm und Schreie - die Treppe herauf und an dem Totenschädel und der Steinfalle vorbei in die Waffenkammer. Die Geheimtür verschliesse ich sorgfältig hinter uns, während Magnus sich den Leichnam des armen Sigmund über die Schulter wirft. Die urgewaltige Kraft dieses Sigmar-Priesters ist doch immer wieder erstaunlich! Als Magnus und ich den Steg am Höhleneingang erreichen, sind auch dort plötzlich Waffengeklirr und Stimmen zu vernehmen - und zwar diesmal direkt aus dem Berginneren. Noch ehe wir etwas unternehmen können, bricht ein Teil der Mauer unter dem Steg ein. Ein gewaltiger Wasserschwall brandet aus der jetzt deutlich vergrösserten Öffnung und reisst den ganzen morschen Steg mit sich fort. Während Magnus mit Sigmund ins Wasser stürzt, gelingt es mir gerade noch, mich mit meiner linken Hand an einem dieser Eisenringe in der Wand festzuhalten. Fast im gleichen Moment erhebt sich aus den Fluten ein riesiger, gehörnter Tiermensch: Er will sich wohl auf den fast hilflosen Magnus stürzen, der gerade versucht, irgendwie Halt zu finden - was bei dieser Strömung und dank seiner zusätzlichen Last gar nicht so einfach ist. Aber in meiner rechten Hand halte ich ja immer noch eine Fackel, und genau die ziehe diesem Untier jetzt mit aller mir in dieser Situation zur Verfügung stehenden Kraft über den Schädel. Sofort bricht es zusammen - und gestürzt geradewegs auf Magnus und Sigmund. Gemeinsam werden die drei dann aus der Höhle herausgespült - und über den Rand des Wasserfalls! Ich selbst versuche gerade, zügig durch das Wasser zum Ausgang zu waten, da sehe ich, wie Raslani und Myralin fast gleichzeitig ins Wasser springen, an mir vorbeischwimmen... und dann Magnus hinterher springen: Raslani mit einem sehr eleganten Kopfsprung, bei Myralin sieht es dann nicht ganz so geschickt aus. Auf dem Fels-Sims draussen angekommen - Mann, es ist ja ganz schön hell hier! - mache ich mich an den Abstieg, schliesslich bin ich bisher nur bis zu den Oberschenkeln nass geworden, und von mir aus kann das auch gerne so bleiben.


Beim Wagen angekommen treffe ich meine - völlig durchnässten - Weggefährten wieder. Obwohl kein Verfolger in Sicht ist, beschliessen wir zügig aufzubrechen. Magnus verfrachtet Sigmunds Leiche auf dem Karren, ein wenig zögerlich setzt sich Myralin dazu, und ich binde mein Reitpferd hinten an dem Wagen fest. Mir erscheint es sinnvoll, das ich das Gefährt vom Kutschbock aus lenke, schliesslich habe ich Sigmund in den letzten Tagen dabei genau auf die Finger gesehen und traue mir eigentlich mittlerweile auch zu, so einen Karren zu beherrschen.

Auf der Suche nach der Spur von Torgoch und dem Erdstein scheint es uns ratsam, zunächst einmal diesen Turm aufzusuchen, der auf der Karte der Orks verzeichnet ist und im Süden, irgendwo abseits der Strasse, auf der anderen Seite des Flusses liegen sollte. Wir überqueren die kleine Brücke am Ende des kleinen Seitentales und folgen dann der Strasse, die das Land der Grenzfürsten mit dem Reich verbindet, weiter Richtung Süden. Ich halte den Wagen immer möglichst weit auf der rechten Seite der Strasse, denn zu unserer Linken fällt das Gelände sehr steil ab. Ach, was heisst 'steil' - fast senkrecht! Und das Waldgebiet, durch das glitzernd der Fluss strömt, liegt noch mindestens achthundert Meter unter uns. Nach einiger Zeit erreichen wir eine Biegung: der Weg ist in Serpentinen angelegt, so dass wir uns erst einmal wieder in Richtung Norden bewegen! Langsam merke ich, wie anstrengend es eigentlich ist, so einen Wagen zu lenken. Komisch, bei Sigmund sah das viel einfacher aus... Plötzlich hören wir über uns ein tosendes Grollen, als ob irgendetwas genau auf uns zu rollt! Ich gebe dem Pferd die Zügel - gerade noch rechtzeitig, denn als ich mich kurz darauf umsehe bricht hinter uns ein ganzes Rudel Rotwild durch die Büsche, setzt über die Strasse und stürmt weiter hinab auf den Fluss zu.

Bald darauf macht die Strasse wieder in eine Kehre, es geht also wieder Richtung Süden. Hoch über uns glitzert jetzt der Wasserfall in der Abendsonne, es wird also langsam Zeit, ein geeignetes Nachtlager zu finden - was schwierig werden dürfte, schliesslich befinden wir uns immer noch weit über dem Talboden. Langsam wird es zu dunkel, um den Wagen noch sicher steuern zu können, und so reiche ich meinen vor mir reitenden Gefährten zwei Fackeln. Da diese aber auch nicht ewig brennen werden, halten wir jetzt verstärkt Ausschau nach einem geeigneten Lagerplatz. Und wir haben Glück! In der nächsten Spitzkehre verbreitert sich die Strasse, und an der Aussenseite wird sie auch noch  durch einen Felsüberhang geschützt. Also stelle ich den Wagen ab, und wir errichten unser Nachtlager. Raslani sammelt ein wenig Bruchholz für ein kleines Feuer - es wird hier oben auch in dieser Nacht sicher wieder empfindlich kalt werden, wie uns ein klarer Sternenhimmel verheisst. Als die Elfin zurückkehrt, erzählt sie von einem katzenartigen Geschöpf, das irgendwo über der Strasse lauern würde, Vorsicht sei also geboten. Wir einigen uns darauf, dass Raslani und Magnus die ersten beiden Wachen übernehmen, gefolgt von mir und Myralin, und ich rolle mich erst einmal in meine warme Decke ein.

Magnus weckt mich in stockfinsterer Nacht - denn das Feuer ist mittlerweile erloschen. Nein, nicht 'erloschen', Holz wäre noch genügend vorhanden gewesen: es wurde bewusst gelöscht. „Das war Raslani, sie hat da wohl bedrohliche Laute von irgendeinem grossen Tieres gehört. Und weil sie nicht wusste, was das nun ist, wollte sie verhindern, dass es auf uns aufmerksam wird“. So sinnvoll das auch gewesen sein mag: ein wärmendes Feuer wünsche ich mir schon, denn es ist jetzt wirklich bitterkalt. Ich lege mir eine Decke um und entferne mich ein paar Schritte von unserem Lagerplatz - durch Myralin’s Geschnarche ist sonst aus der Umgebung kaum etwas zu hören! Nach einer Weile zünde ich mir eine Pfeife an: Das tut gut und hilft vor allem ein wenig gegen die klirrende Kälte. Wie kalt muss es hier erst im Winter werden! Auf einmal höre ich über mir ein Knurren. Langsam und vorsichtig ziehe ich mich ein paar Schritte in Richtung Lager zurück. Da bewegt sich etwas, zum Glück aber nähert es sich nicht. Danach scheint sich dieses Etwas in Richtung Tal zu bewegen, man hört noch ein paar Steinchen den Abhang unter der Strasse hinabkullern und dann ist es wieder ruhig. Nach etwa zwei Stunden wecke ich Myralin, weise sie kurz ein und versuche danach noch etwas Schlaf zu finden.

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #26 am: 11.10.2007 | 22:10 »
Arbeitstag, der 3. Vorgeheim

Noch im Halbschlaf vernehme ich den leckeren Duft von leckerem Rührei mit Speck - es ist doch gut einen Sigmund dabei zu haben denke ich mir, doch als ich langsam wieder ganz zu mir komme fallen mir die Ereignisse des vergangenen Tages wieder ein - und auch, dass unser 'Koch' den Tag nicht überlebt hatte! Myralin ist es, die das Feuer wieder zum Leben erweckt hat und gerade dabei ist, uns ein anständiges Frühstück zu brutzeln.

Frisch gestärkt setzen wir dann unsere Reise fort. Mit Befriedigung stelle ich fest, dass mir das Steuern des Wagens zunehmend leichter fällt. Schon bald schwenkt die Strasse wieder nach Süden. Weit über uns ist wieder der in der Morgensonne glitzernde Wasserfall auszumachen – wir haben schon einiges an Höhe verloren und scheinen jetzt Meter um Meter tiefer in das bewaldete Tal einzutauchen. Zu unserer Linken schimmert der Bergfluss ab und an durch die spärlichen Baumlücken, doch von diesem Turm ist nichts zu sehen - er muss laut Karte auch noch ein ganzes Stück weiter im Süden liegen.

Nach einer Weile kommt uns ein einzelner Reiter entgegen, ein typischer Ranger etwa Anfang dreissig mit dunklen Haaren und wettergegerbtem Gesicht. Das pechschwarze Pferd, auf dem er sitzt, macht einen hervorragenden Eindruck - vielleicht stammt es ja sogar aus Arabia. Der Mann, der sich als Kundschafter einer Handelskarawane aus Tilèa herausstellt, erkundigt sich bei Magnus, ob der Pass „frei“ sei, worauf mein Gefährte ihm mitteilt, dass wir ja erst vor kurzem aufgebrochen seien und deshalb nicht genau wüssten, ob bald hinter uns noch jemand käme. Kurz darauf macht sich der Fremde mit dem prachtvollen Pferd wieder auf in Richtung Passhöhe. Und nach wenigen Minuten kommt auch schon die Karawane auf uns zu, angeführt von drei Männern in schweren Kettenhemden. Ich lenke unseren Wagen so weit es geht an die rechte, an den Berg grenzende Seite der Strasse.

Auf die drei Männer - offenbar die Leibwachen des Händlers - folgt der Besitzer persönlich: auf dem Bock einer prächtigen Kutsche. Dagegen komme ich mir mit unserem Karren ja richtig armselig vor! Er ist ein Halbling, der sich uns als 'Gustav Brandywein' aus Tilèa vorstellt. Es scheint übrigens eine Tilèanische Eigenart zu sein, sehr viel zu reden, denn zumindest im Redefluss unterscheidet sich der Händler keinen Deut von dem Tilèaner Giovanni, den wir ja vor einigen Tagen zwischen Kemperbad und Nuln trafen: Die Grenzfürsten seien zur Zeit recht friedlich - jawohl - aber vor kurzem habe doch tatsächlich ein riesiger wilder Eber seinen Handelszug angegriffen und einen seiner Wagen dabei völlig auseinander genommen! Teppiche aus Arabia hätte er geladen, und es sei ja sehr aufwändig gewesen, die Ladung des zerstörten Wagens auf die anderen Wagen so gleichmässig zu verteilen, ohne einen von denen zu überladen, aber sein Personal - ja, darauf könne er sich ja zum Glück verlassen, gutes Personal zu bekommen sei ja heutzutage sehr schwierig - hätte das zu seiner vollsten Zufriedenheit erledigt... Ohne Unterlass redet er minutenlang für uns teilweise völlig belangloses Zeug, aber man soll ja in solchen Situationen die Höflichkeit walten lassen, und so bleibt uns nur, ihn freundlich und verständnisvoll anzulächeln und auf das Ende seiner Wortkanonade zu warten. Manchmal wünsche ich mir dann doch meinen alten Gefährten Wolfgang Kern herbei: Dieser hätte in seiner unnachahmlichen Art diesen Redeschwall sicherlich im Keim erstickt. Unsere Freundlichkeit führt aber letztlich immerhin dazu, dass Brandywein sich bereit erklärt, den Leichnam Sigmunds zu übernehmen und im Reich für eine angemessene Bestattung zu sorgen - gegen eine bescheidene Aufwandsentschädigung, versteht sich! Für ein paar weitere Goldkronen bietet er uns auch noch die Möglichkeit, eine seiner Landkarten der hiesigen Gegend abzuzeichnen (die ihm schon seit Jahren immer gute Dienste geleistet habe, redet er weiter und weiter und weiter...), was ich daraufhin auch gerne tue. Nun, etwas genauer als dieser Fetzen der Orks, an dem wir uns bisher immer orientiert haben, ist diese Karte schon. Immerhin erfahren wir durch diese auch, dass der Fluss dort unten den Namen 'Jetzin' trägt, und dass der Wald jenseits davon als sehr gefährlich gilt. Der Turm, den wir suchen, ist allerdings nicht auf der Karte eingezeichnet, auch hat Gustav Brandywein noch nie von einem solchen Gemäuer in dieser Gegend gehört, wie er auf unsere Nachfrage hin erklärt, und er bereise diese Strecke ja nun wahrlich nicht zum ersten Mal. Nachdem Magnus dem Händler ein Schreiben an den nächstgelegenen Tempel überreicht, um Sigmunds angemessene Beisetzung auf einem Morrsfeld sicherzustellen, und Arnold - ein hagerer, aber sehr muskulöser Kerl aus Brandyweins Gefolge - den Leichnam unseres Kameraden auf einen der Handelskarren umlädt, können wir unseren Weg endlich fortsetzen.

Der geheimnisvolle Turm scheint uns als Ziel jetzt noch lohnender, denn die Tatsache, dass dieser ja offenbar seit Jahrzehnten völlig unbekannt zu sein scheint, erhöht sicherlich die Chancen, dort vielleicht noch irgendetwas zu entdecken, was auf die Ereignisse von damals hindeutet... aber erst einmal müssen wir das alte Gemäuer ja finden.

So geht es die Strasse weiter Richtung Süden, bis Raslani auf einmal ihr Pferd anhält und mit dem Arm gen Osten zeigt: „Da!“ Ich kann beim besten Willen nichts erkennen - und ich wage zu behaupten, dass meine Augen eigentlich doch recht gut sind! Irgendwo zwischen den Bäumen hat die Elfin tatsächlich den Turm entdeckt - behauptet sie zumindest. Wir verlassen darauf hin die Strasse und bewegen uns langsam durch den Wald dem Jetzin entgegen. Als wir den Waldsaum und damit auch das Flussufer erreichen, liegt vor uns ein Hügel, auf dem sich tatsächlich der gesuchte Turm erhebt, den die Orks auf ihrer Karte so erfreulich mit „Towa“ bezeichnet hatten (ein komisches Kauderwelsch, diese Orksprache!). Mein Respekt vor der Sehkraft der Elfen! Es handelt sich um einen mächtigen Rundturm mit einem viereckigen Vorbau, dessen Aussenmauer an einer Stelle eingestürzt ist. Ansonsten scheint das Bauwerk in recht gutem Zustand. Das wäre also geschafft - nur: wie den Fluss überqueren? An dieser Stelle ist der Jetzin zwar recht flach, allerdings hat sich in Flussmitte eine tiefe Rinne gebildet - wohl als Folge zahlreicher Schneeschmelzen, die dieses Flüsschen in einen reissenden Gebirgsstrom verwandeln dürften. Die Überlegung, das Gewässer schwimmend zu überqueren, wird schnell verworfen - und allen scheint es doch sinnvoller, nach einer Furt zu suchen. Da das Gelände flussaufwärts sehr unwegsam wird, beschliessen wir, in der entgegengesetzten Richtung zu suchen. Daraufhin reiten Raslani und Magnus voraus, während Myralin und ich mit dem Wagen langsam folgen.

Nach einer Weile nehme ich weiter vor uns äusserst merkwürdige Geräusche wahr, und noch ehe ich irgendetwas unternehmen kann, bietet sich uns ein schier unglaubliches Bild: Da schreitet doch tatsächlich ein Baum auf uns zu! Die Wurzeln benutzt er dabei als Beine. Myralin schreit auf, und auch mir wird ganz anders zumute! Ich halte den Wagen erst einmal an - ein Wunder dass das Pferd nicht durchgeht! Da fallen mir die alten Geschichten über die so genannten Ents ein, die mir meine Ziehmutter Gwendolyne früher immer erzählt hat. Ich hatte das damals ja immer für Phantastereien gehalten. Nun, jedenfalls schilderte sie mir diese Baumwesen als sehr machtvoll, aber auch friedlich und weise - 'friedlich' natürlich nur, wenn man sie in Ruhe lässt. Zum Zeichen meiner eigenen Friedfertigkeit breite ich die Arme aus, da legt sich auch schon von oben ein Ast um meinen Oberkörper und hebt mich vom Kutschbock in die Höhe. Myralin hinter mir scheint ähnliches zu widerfahren - zumindest lässt ihr panisches Geschrei das vermuten, sehen kann ich nämlich nichts. Dafür bemerke ich, nachdem ich mittlerweile schon bestimmt vier Meter über den Boden angehoben wurde, plötzlich Magnus und Raslani in der gleichen Lage wie mich - und der leicht amüsierte Blick der Elfin beruhigt mich dann doch schon sehr. Kurz darauf setzt sich der Ent wieder in Bewegung und stapft geradewegs auf den Fluss zu, den er dann auch mit erstaunlich schnellen Schritten durchquert. In der Mitte sackt er zwar kurz ein - das war dann wohl die Rinne! -, bringt uns aber trockenen Fusses über den Jetzin und setzt uns dann behutsam im hohen Ufergras ab. Myralin ist ein wenig grün im Gesicht, ansonsten haben wir alle es gut überstanden. „Danke, guter Hirte! Wie ist eigentlich Euer Name ?“ fragt Magnus das Baumwesen höflich. „Den könntet Ihr wohl nicht aussprechen, nennt mich einfach 'Der Wald'“, grollt es irgendwo hinter den Blättern hervor. Ob wir denn die garstigen Orks verfolgen würden, fragt er uns dann noch, was wir natürlich eifrig bejahen. Abgesehen davon, dass uns das dem Ent vermutlich noch sympathischer machen dürfte, ist es ja schliesslich auch noch die Wahrheit! Tatsächlich verspricht uns der Ent daraufhin, an genau dieser Stelle auf uns zu warten und uns dann wieder über den Fluss zurückzutragen. Ein wenig später frage ich Magnus, worüber Raslani und er denn noch mit dem Ent geredet hätten, worauf er mir entgegnet: „ Wir kamen da von Hölzchen auf Stöckchen... nun ja, er stand da halt so rum, und da hat Raslani ihn gefragt, ob er vielleicht die Freundlichkeit besässe uns überzusetzen."

Kurz darauf stehen wir dann am Fusse unseres Turmes. Raslani ist gerade im Begriff, die eingestürzte Mauer näher in Augenschein zu nehmen, da stapfen ihr plötzlich mit ungelenken Bewegungen zwei drollige „Pelzknäule“ entgegen und schlingen die Pfoten gleich darauf besitzergreifend um die schlanken Beine der Elfin. Bären!!! Plötzlich bricht ein markerschütterndes Gebrüll aus dem Turminneren hervor, und wenige Augenblicke später stürmt auch schon die Bärenmutter aus der Mauerlücke und baut sich in ihrer ganzen Grösse bedrohlich vor uns auf! „Sigurd, schiess!“ brüllt mir Magnus entgegen, und schon schnellt ein Pfeil von meiner Bogensehne, der den Bären in den Bauch trifft. Doch das macht ihn nur noch wütender, und da stampft er auch schon geradewegs auf Magnus zu. Dieser trifft ihn zwar mit seinem Schwert, bekommt aber postwendend einen gewaltigen Prankenschlag ins Gesicht. Ich stürze mich von hinten auf das Ungetüm und lasse mit aller Kraft mein Schwert in dessen Nacken fahren - aber selbst das bringt das Tier nicht zu Fall, im Gegenteil! Gerade noch kann ich einem Tatzenhieb ausweichen, da stürzt sich zu meinem Glück Magnus mit blutüberströmtem Gesicht erneut auf den Gegner. Ein gewaltiger Hieb, das Schwirren eines Armbrustbolzens - das war ohne Zweifel Myralin - und endlich stürzt das Tier tödlich getroffen zu Boden.

Magnus hat es leider wieder einmal ziemlich böse erwischt: quer über seinem Mund scheint der Bär mit seinem Hieb irgendwie eine zweite Öffnung geschaffen zu haben - ich kann da jedenfalls nicht länger hinsehen. Während Myralin ihn verarztet, sehe ich, dass Raslani die beiden Bärenkinder derweil in friedlichen Schlummer versetzt hat.

Als Myralin dann Magnus soweit wieder hergestellt hat - den wirft anscheinend so schnell nichts um! -, wagen wir uns durch die Maueröffnung in das Gebäude selbst. Der Raum, den wir betreten, endet vor dem eigentlichen Rundturm. An den Seiten befinden sich jeweils mehrere Meter hohe Steinvorsprünge, die den Raum fast wie einen Tempel mit mehreren Seitenkapellen erscheinen lassen. Der Gestank der hier herrscht ist hingegen nicht gerade sakraler Natur: überall liegt Bärenkot. Erklärend deutet Magnus auf einige Eisenringe, die in gleichmässigen Abständen in etwa fünf Fuss Höhe in die Wand eingelassen sind: „Das war nur ein Pferdestall“. Als wir schliesslich wieder hinauskommen - viel länger hätte ich diesen Gestank auch wirklich nicht ausgehalten, und das will 'was heissen, den der Geruch in den Zwergenkaschemmen von Middenheim ist auch nicht von schlechten Eltern!, entdecken wir an einer Seite des quadratischen Vorbaus einen Sims in etwa drei bis vier Metern Höhe. Darüber befindet sich eine Holztür, die Zugang in das Obergeschoss verspricht. Mit Hilfe von Magnus' Räuberleiter ist es für Raslani ein leichtes, den Sims zu erreichen, doch die Tür scheint zwar nicht abgeschlossen, dafür aber immens verklemmt oder verzogen zu sein, denn als die Elfin sie mit der Schulter aufstossen will, prallt sie davon ab und fällt den Sims herunter. Aber keine Sorge: genau wie die Katzen, scheinen auch Elfen sieben Leben zu haben, denn sofort steht Raslani wieder aufrecht. „Lass mich mal !“ werfe ich Magnus zu, und mit seiner Hilfe gelange ich - genau wie zuvor die Gefährtin (nur dass Magnus bei mir deutlich mehr schnauft) - auf den engen Sims. Nur nicht zuviel Schwung, denke ich mir, und presse vorsichtig mit dem Oberkörper gegen die Tür, die darauf hin aufspringt. Das ging ja leichter als ich dachte - wahrscheinlich hat Raslani schon einiges an Vorarbeit geleistet.
 
Der Raum, den kurz darauf dann auch meine Gefährten betreten, bildet das Obergeschoss des viereckigen Vorbaus/Stalles. Der Boden ist hier übersät mit zertrümmerten Möbelstücken - diesen Anblick kenne ich doch irgend woher! An den Wänden sind deutlich Inschriften von Orkhand zu entziffern: „Wir sind schon viel zu lange hier! - Der Boss ist doof! - Der Kerl nebenan stinkt! - Torgoch lässt uns hier verhungern!“. Die Orks waren also tatsächlich hier, wir sind also ganz offenbar auf der richtigen Fährte. Der Weg in den Rundturm selbst ist von hier aus leider durch ein Fallgitter versperrt. Dahinter, das erkennen wir deutlich, führt an der linken Mauerseite eine Treppe nach oben, im Boden befindet sich eine Falltür. Gemeinsam versuchen Magnus und ich, das Fallgitter anzuheben, was uns tatsächlich auch ein winziges Stück gelingt, aber eben leider nicht weiter: es ist also entweder festgerostet, oder der Zugmechanismus hat sich furchtbar verklemmt. Bedauerlicherweise bietet sich keines der zerstörten Möbelstücke als Hebel an, um das Gitter hochzustemmen - oder vielleicht auch nur als Rammbock genutzt werden zu können, und so beschliessen wir, den Turm zu verlassen und nach einem weiteren Eingang zu suchen. Aussen an der Rückseite des Rundturmes befindet sich dann auch ein Fenster, allerdings in selbst für Raslani unerreichbarer Höhe.

Wenn wir die Geheimnisse dieses Gemäuers ergründen wollen - vielleicht befindet sich dieser sagenumwobene Erdstein ja tatsächlich hier - müssen wir also wohl oder übel an diesem Fallgitter vorbeikommen.


Fortsetzung folgt!

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #27 am: 24.10.2007 | 22:36 »
noch Arbeitstag, der 3. Vorgeheim

Im nahen Wald schauen wir uns nach geeigneten Hölzern um, und schon nach kurzer Zeit kommt Raslani mit einem stabilen Ast herbei, der uns für unsere Zwecke gut geeignet scheint. Wieder zurück im alten Gemäuer, machen Magnus und ich uns ans Werk. Der Ast passt gerade in die Lücke unter das Fallgitter, die Überreste eins alten Schemels dienen uns als Auflage. Mit vereinten Kräften drücken wir den Ast nieder, und tatsächlich gibt das Fallgitter langsam nach. Das scharrende Kreischen rostigen Metalls auf Gestein ist allerdings ohrenbetäubend. Und dann:„Krawummm!“ zerspringt der Rest des Schemels in zahllose Einzelteile, und der Ast knallt uns mit Schwung vor die Füsse. Aber das Gitter reicht jetzt nicht mehr bis knapp zum Boden: Wir haben uns einen Spalt von fast vier Fuss erkämpft. Das reicht uns, um darunter hindurch zu gelangen - nicht ohne uns Sorgen zu machen, was wohl geschehen wird, falls das Gitter doch wieder hinunterkracht....

Auf der anderen Seite angelangt öffnet Raslani die Falltür im Boden - augenscheinlich hat sie hier das Verlies entdeckt, denn das einzige, was man dort unten in einem leeren und völlig fensterlosen Raum in etwa vier Metern Tiefe ausmachen kann, ist eine leblose Gestalt, die zusammengesunken mit dem Rücken zur Mauer sitzt. Die Elfin meint sicher zu erkennen, dass es sich dabei um die Überreste einer Grünhaut handelt. Das interessiert mich jetzt aber nicht so sehr, ausserdem erinnert mich das jetzt ein wenig an meine Zeit in der Kemperbader Gefängniszelle, und so gehe ich rasch die Treppe hinauf, die an der Wand entlang in das nächste Stockwerk des Rundturmes führt.

Im Teil des Bodens, der über der Treppe liegt, befinden sich fünf quadratische Öffnungen von jeweils fast einem halben Fuss Breite, die Magnus als sogenannte „Mörderlöcher“ bezeichnet: „Hier konnte der Feind notfalls von oben mit heissem Wasser, Öl oder Pech begossen werden, wenn er versuchte, diesen Raum einzunehmen“. Myralin stellt die - durchaus berechtigte - Frage, was denn überhaupt der Zweck dieses Gemäuers gewesen sei, worauf ich die Vermutung äussere, es könne vielleicht einmal ein Raubritternest gewesen sein - die Lage unweit der Handelsstrasse, die von den Ländern der Grenzfürsten in das Imperium führt, lässt dies ja durchaus vermuten. Magnus nickt daraufhin zustimmend. Doch derartige Überlegungen helfen uns natürlich jetzt auch nicht recht. Also schauen wir uns weiter um, und finden hier eine Winde - für das Fallgitter von unten -, eine weitere Treppe, die weiter nach oben führt und den Rest einer völlig vermoderten Holztür. Ich beseitige die Holzreste, betrete dann das Obergeschoss des viereckigen Vorbaus ...und traue meinen Augen nicht: Ich stehe doch tatsächlich in einem hochherrschaftlichen Schlafgemach! Neben einem Himmelbett an der Kopfseite des Raumes und einem Tisch mit einigen Stühlen in der Mitte befindet sich an der linken Seite sogar ein gemütlicher Kamin. Entlang der rechten Wandseite führt eine weitere Treppe hinauf. Der Boden besteht zu meinem Erstaunen aus kunstvollem Holzparkett. Etwas unangenehm ist allerdings der süssliche Geruch vermoderten Fleisches, der mir jetzt in die Nase dringt. Raslani drängelt sich an mir vorbei, um dem nachzugehen, und geht geradewegs auf das Himmelbett zu. Krachend bricht ein Stück des Bodens heraus, so dass sie fast bis zum Knöchel feststeckt. Na gut: so schön dieses Parkett auch aussehen mag, besonders stabil scheint es ja nicht mehr zu sein, wenn selbst unsere Elfin, eindeutig das Leichtgewicht unter uns, hier schon einzubrechen droht. Als sie sich dann, nun deutlich vorsichtiger, weiterbewegt, wird sie weder unter dem Bett noch im Kamin fündig. Ich hingegen bewege mich unter äusserster Vorsicht um den Tisch herum in Richtung Treppenaufgang, denn hier scheint mir der Geruch am stärksten zu sein. Auch ich drohe dabei mehrfach einzubrechen und bin froh, als ich wohlbehalten die rechte Wand des Raumes erreiche. Der üble Geruch scheint seinen Ursprung hinter der Holzverschalung der Treppe zu haben, aber ich sehe keinen Anlass hier jetzt länger zu verweilen und nach irgendwelchen Leichen zu forschen - das ist mir ein wenig zu heikel, und ich habe wirklich nicht die Absicht, mich plötzlich ein Stockwerk tiefer wiederzufinden ...mit gebrochenen Knochen! Und so gehe ich, als würde ich über rohe Eier schleichen, langsam weiter und erreiche, nachdem ich mehrfach kurz davor gestanden habe, in diesem Boden einzubrechen, endlich die unterste Treppenstufe, die mir zumindest ein wenig sicherer erscheint.

Diese Treppe führt in den Rundturm zurück, in dem mich eine gleissende Helligkeit empfängt. Die Decke wird hier lediglich von vier breiteren Säulen gehalten, dazwischen umläuft eine geschlossene Glasfront den gesamten, kreisförmigen Raum, unterbrochen lediglich von einer Holztür, die auf das Dach des Anbaus führt. Eine solch kunstvolle Glaserarbeit habe ich noch nie zuvor gesehen! Gewiss nicht das Werk von Menschen, vielleicht von Zwergen ? - wer weiss. Das Ganze macht für mich den Eindruck einer Art Observatorium, der Blick von hier oben ist nämlich atemberaubend. Dieser „Towa“ erhebt sich hier aus dem tiefgrünen Wald, der uns von allen Seiten umgibt, wie ein Leuchtturm an der Küste. Fern im Norden ist der dreigipfelige Berg zu sehen; er gehört zu einer langen Gebirgskette, die sich östlich von uns weit in Richtung Süden erstreckt. Auf der anderen Seite schlängelt sich der Jetzin gen Süden und ich meine dort am Ufer sogar unseren Ent auszumachen, dessen Äste sich wie grosse Arme im Wind zu bewegen scheinen.

In der Mitte des Raumes, einmal mehr mit zerstörten Möbelstücken übersät - die Orks waren also wohl auch hier - liegt ein umgefallenes, kunstvolles gewirktes Dreibein aus Bronze, das eine grosse runde Schale trägt. Genau davor finden sich eine ganze Menge feiner Glassplitter - ich würde fast wetten, dass diese einmal eine hohle Glaskugel gebildet haben, die in diese Schale gehört. Nur was man damit anfangen soll, bleibt mir ein Rätsel.

Während ich noch den herrlichen Ausblick von hier oben geniesse, sind auch meine Reisegefährten eingetroffen, und die beiden Frauen beginnen sogleich systematisch den Raum zu durchsuchen. Und schon nach kurzer Zeit werden sowohl Raslani als auch Myralin fündig - beide reichen mir jeweils ein vormals zerknülltes Schriftstück. Und natürlich sind beide wieder in dieser fast unverständlichen Ork-Verballhornung einer Sprache abgefasst. Ich würde sogar fast sagen wollen, sie wurden mit der gleichen Hand geschrieben - wenn man das 'Schreiben' nennen darf.

Raslanis Schriftstück hat folgenden Inhalt:
„Bis jetz keine Zwerge da, wo den Towa angreifen wollen, aba ich weiss, dasse kommen. Bin schon seit 'nem Monat hier, und irgendwann müssen die ja kommen. Aba wenn se kommen, werden wir uns besser schlagen wie die Menschen, wo vor uns hia waren. Haben deren Boss nie gefunden - muss wohl weggelaufen sein. Wenn die Zwerge nicht kommen, können wir im Frühjahr hier verschwinden, und bis dahin kann ich daran arbeiten diesen Stein hier auszubaldowern.
Torgoch, Kriegsboss des Blutaxt-Bundes“

Auch Myralins Notiz scheint aus der Feder „unseres“ Orks zu stammen, aber seine Schrift wirkt hier schon um einiges wirrer:
„Immer noch keine Zwerge und der Winter ist fast vorbei, also können wir bald aufbrechen. Ich und mein Schatz sind einen weiten Weg zusammen gegangen, jetz muss ich nach Hause und die Priester fettichmachen. Dann ist Torgoch der Boss der Bosse! Ich und mein Stein, da kann mich niemand mehr hindern! Höchstens vom Steinkreis, wie Zoglub gesagt hat, aber die Priester sind auf jeden Fall tot. NIEMAND KASS MICH JETZT NOCH AUFHALTEN.“

Wenn das so weiter geht mit den immer grösser werdenden Buchstaben, braucht der für sein nächstes Briefchen grössere Pergamentbögen! Aber wir sind offenbar immer noch auf der richtigen Spur. Doch wie wir jetzt weiter vorgehen, soll - so sind wir uns schnell einig - erst später entschieden werden. Erst wollen wir mal sehen, ob hier vielleicht nicht noch mehr zu erfahren ist - oder sogar doch noch was zu holen! „Die Menschen, die hier einst wohnten, können uns da ja leider nicht mehr behilflich sein“ teilt mir Magnus noch mit. „ Die haben wir nämlich vorhin unter der Treppe gefunden“. Aha. Daher also der Geruch. Auch schön.

Das Dach des Anbaus hat die Form einer Pyramide und wird ringsum von einem schmalen Laufsteg umgeben. Zusätzlich führt an einer der Seitenwände - wenn man auf das Dach hinaustritt, die linke - eine Treppe bis zur Pyramidenspitze und von dort im rechten Winkel zum nächsten Stockwerk des Rundturmes - also genau über dieses Observatorium. Doch der schmale Gang ist übersät mit Vogelnestern, und deren Bewohner - vor allem riesige Raben und Krähen - bevölkern das ganze Dach in fast unglaublichen Massen. Na gut, einladend ist der Anblick zwar nicht, aber letztlich sind das ja nur Vögel, denke ich mir - auch wenn sie grösser sind als alle, die die ich bisher je gesehen habe. Also öffne ich die kleine Holztür und trete nach draussen.

Oweia! Was für eine Fehleinschätzung meinerseits - sofort stürzen sich diese fliegenden Bestien auf mich. Ich versuche noch, mir die Viecher mit heftigen Armschlägen vom Leibe zu halten, aber die lassen einfach nicht locker, und so sehe ich mich gezwungen, mich sofort wieder zurückzuziehen. Ich rechne es der Elfin hoch an, dass sie nicht in schallendes Gelächter ausgebrochen ist. Aber immerhin habe ich da draussen etwas gesehen, was ich den anderen auch sogleich mitteile: „Da hinten glitzert alles mögliche! Wahrscheinlich hunderte von Münzen - das muss ein kleines Vermögen sein! Und ausserdem liegt da hinten auf dem Mauerrand eine weitere Schriftrolle - glaub' ich zumindest“. - „Die müssen wir unbedingt haben“ beschliesst Magnus, hüllt sich in seinen Umhang und tritt nach draussen auf den Laufgang, um selbst sein Glück mit diesen Vögeln zu versuchen. Leider finden dabei diesmal mehrere dieser Krähen den Weg zu uns in den Raum und greifen uns sofort an. Eines dieser Biester krallt sich an meiner Schulter fest und beginnt damit, mir unaufhörlich in den Hals zu picken - welch ein Schmerz! Nie wieder werde ich 'Ist ja nur ein Vogel' sagen! Ich packe das Tier, was gar nicht so einfach ist, denn es schlägt unaufhörlich - und kräftig - mit seinen Flügeln, und schliesslich gelingt es mir, es mit Schwung gegen eine der vier Säulen zu schleudern. Die Krähe fällt wie ein Stein zu Boden und rührt sich nicht mehr. Auch die beiden Frauen haben sich derweil erfolgreich gegen diese fliegenden Angreifer zu Wehr gesetzt, Raslani hält noch das Dreibein in ihrer rechten Hand, das sie allem Anschein nach als übergrosse „Vogelklatsche“ gebraucht hat.

Magnus kehrt zurück – und, welch' Überraschung, er hält nicht eine, sondern sogar zwei Rollen in der Hand. Die Erstere von Beiden erweist sich als eine „Zauberrolle“. - „Was hat es den für eine Bewandnis damit ?“ frage ich Raslani. – „Diese Rolle enthält Magie, den Wind und die Elemente zu beherrschen“ sagt sie und nimmt das Schriftstück an sich. Die zweite Rolle enthält wiederum einen in orkischem Kauderwelsch verfassten Text - aber dieses Mal in einer anderen Klaue geschrieben!

„Hallo Torgoch,
jetzt haben die anderen Priester dich aber so richtig auf dem Kieker. Was die da machen, scheint mir einfach nicht richtig zu sein, aber ich kann dir nicht in aller Offenheit helfen, sonst machen die mich fertig. Die Götter sollen sie für das bestrafen, was sie dir da antun!
Wenn du irgendwann mal deine Zauberkraft auffrischen möchtest, dann geh hoch zum Steinkreis. So kommst du rein: Geh um die Steine rum nach Nordost, dann nach Südwest und dann wieder nach Norden. Währenddessen musst du das Zeichen machen, was ich dir gezeigt habe. Dann gehen Flammen an. Du hältst eine Flamme fest und gehst durch die Öffnung - sollte gar kein Problem sein. Die Flammen gehen hoch, und dann kommst du rein. Sag keinem, dass ich dir das gesagt habe und bleibe den Göttern treu.
Zoglub.“

Also wird schon wieder dieser Steinkreis erwähnt - ganz offensichtlich sogar mit anständigen Hinweisen, wie man dort „hineingelangt“ - was auch immer das nun bedeuten mag -, um wertvolle Magie zu finden. Sicher ein lohnendes nächstes Ziel für uns. Aber noch sind wir hier nicht fertig. Was befindet sich wohl noch in den Räumen über uns ? Der einzige Weg dorthin führt leider über das Dach, und dort herrschen ja nun diese Vögel! Schliesslich fasse ich mir ein Herz und zünde meine letzte Fackel an - vielleicht hält mir das die Viecher ja vom Leibe! Und tatsächlich - indem ich die Fackel teilweise vor und teilweise hinter mir schwenke, gelingt es mir ohne grössere Schwierigkeiten, über die pyramidale Aussentreppe nach oben zu gelangen. Doch viel gibt der „Towa“ leider nicht mehr her. Ein leerer Raum - wurde wohl früher als Verteidigungsplattform genutzt, zu erkennen an geradezu winzigen Fenstern und zahlreichen Schiesscharten - und eine Leiter mit Deckenluke. Ich steige dort hinauf, wuchte die Luke hoch - was gar nicht so einfach ist, die ist nämlich erbärmlich schwer! - und - ...lasse sie fast augenblicklich wieder fallen. Denn dort oben gibt es ausser Zinnen nur noch dutzende weiterer Vogelnester - mitsamt wütenden Bewohnern. Und gepiesackt wurde ich von diesen Biestern heute ja wohl schon mehr als genug.

Fortsetzung folgt!
« Letzte Änderung: 24.10.2007 | 22:41 von Friedie »

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #28 am: 15.11.2007 | 19:59 »
noch Arbeitstag, der 3. Vorgeheim

Zurück von meinem kleinen Ausflug, berichte ich den Anderen, dass ausser den zahllosen Münzen wohl nichts mehr zu holen ist in den oberen Kammern des Turmes. Magnus stellt noch einmal die Frage nach dem genauen Zweck des Raumes, in dem wir uns befinden, und Raslani bestätigt meine anfängliche Vermutung, es könne sich früher mal um eine Art Observatorium gehandelt haben. Die mittlerweile zerstörte kristallene Hohlkugel könnte dabei ein Instrument gewesen sein, mit dem man in die Ferne gesehen habe. Des weiteren gebe es, so sagt Raslani, an diesem Ort aber auch Magie zu verspüren, etwas diffuser Art zwar - aber doch noch sehr kräftig. „Vielleicht hat Torgoch ja hier oben seine Versuche mit diesem magischen Erdstein betrieben - würde zumindest die Unordnung erklären, die hier herrscht“ merke ich an, worin mir Myralin recht gibt, und auch Magnus nickt zustimmend: „Dann sind wir hier wohl fertig. Auf zu diesem Steinkreis!“ Ich blicke daraufhin noch einmal aus den grosszügigen Panoramafenstern, aber von hier oben ist beim besten Willen kein Steinkreis auszumachen. Wo also danach suchen ?. „Hmmm, vielleicht sollten wir den Ent fragen“. Raslani hebt eine Augenbraue und scheint meinen Vorschlag in Zweifel zu ziehen.: „Ob der das weiss ?“ - „Nun - fragen schadet doch nichts. Wir können natürlich auch ziellos durch die Wälder irren, wenn es das ist, woran Elfen Spass haben....“. Langsam kommt mir der Verdacht, es ist völlig belanglos, was man in Gegenwart dieser Elfin sagt, denn schliesslich ist man ja nur ein unwissendes, junges Menschlein, also kann es anscheinend ohnehin nichts sonderlich Sinnvolles oder Brauchbares sein.

Magnus und Myralin dagegen scheint diese Vorgehensweise durchaus vernünftig zu sein. Doch bevor wir uns auf den Weg machen, sind wir uns einig, zunächst noch den Ork in dem Kerker zu untersuchen, die menschlichen Überreste - die die Anderen unter der Treppe entdeckt hatten - in Würde zu begraben und uns das Fleisch des toten Bären zu sichern. Wer weiss denn schon, wann wir wieder an solche Leckerbissen kommen? Und gerade die Tatzen dieser Tieres sollen ja sehr wohlschmeckend sein, wie ich schon des öfteren gehört habe. Der tote Ork birgt keine weiteren Geheimnisse, wie Raslani schnell feststellt, die sich mit Magnus Hilfe in den Kerker abgeseilt hat. Er ist fast vollständig skelettiert und laut Myralin wohl schon seit etwa einhundert Jahren tot. Ausser seinem Kettenhemd trägt er nichts bei sich, und der Raum ist auch ansonsten völlig leer. Wir schaffen die toten Menschen nach draussen, wo Magnus und ich uns an ihre Beerdigung machen. Zum Glück ist der Boden recht locker, denn die Holzbretter, die uns dabei als Grabwerkzeug dienen, eignen sich nicht gerade gut für diese Arbeit. Magnus spricht noch ein Gebet, und dann können wir uns auch schon auf den Weg machen, denn Myralin und Raslani haben derweil den Bären ausgeweidet und das Fleisch geschickt in Blätter verpackt. Trocknen können wir es wohl kaum, also muss es wahrscheinlich bald gegessen werden. Na, mir soll's recht sein.

Am Flussufer wartet der Ent. Er steht immer noch genau dort, wo wir in verlassen hatten: „Da seid Ihrrrr ja schon wiederrrr ...typisch fürrrr Menschen ...Ihrrrr macht immerrr allessss sooo schnell“. - „Das liegt wohl in unserer Natur guter Hirte – und wir haben auch jetzt leider nicht viel Zeit“, gibt Magnus zurück. „Wir suchen nämlich einen alten Steinkreis, der sich hier irgendwo in der Gegend befinden muss“. „Dient dassss auch dazu, die bööösen Orrrrksss zu bekämpfen ? Diese finnnnsterrrren Gestalllllltennnn.....immerrr schlaaagennn siiee unser Holzzz und verrrrnichten unserrrre Bäume...“. - „Ja, selbstverständlich guter Herr Ent“ füge ich eifrig an. „Das ist eines unser wichtigsten Anliegen - aber wisst Ihr nun von diesem Steinkreis ?“ - „Immerrrr laaangsaaam ....laaangsam ....hmmm ....Steinkreissss ....jaaa .....weittt im Süüüden ...immerrr am Wasssserrrr entlang - weit jenseitsss dessss verderrrrrbten Landessss.“ - „Wie weit ist das den ungefähr ?“ fragt Raslani.- „Nuuuun.... für unssss Entssss sicherrr gut zwanzig Tagesrrreisen.... aberrrrr Ihr seit ja vom Stamme der Elfen ....hmmm ....fürrr Euch mag esss zu Fuss ein Zehntel derrrr Zeit ausmachen ....fürrr die Menschlein eherrrr den Fünftel Teillll“.

Unser Ent ist dann so freundlich, uns wieder über den Fluss zu tragen und nach einem wortreichen Abschied, den wir so gut es eben geht abkürzen - aber ohne dabei den netten Waldhüter ganz zu verprellen -, stellen wir fest, dass sich noch alle unsere Habseligkeiten bei unserem Wagen befinden. Na ja, wer hätte die hier auch stehlen sollen? Aber man weiss ja nie... Wir machen uns dann auf, zunächst zurück Richtung Strasse – und der nette Ent winkt uns mit seinen Zweigen noch freundlich hinterher (...und sicher noch für eine lange Zeit).

Eine Weile folgen wir der Strasse weiter Richtung Süden, dann versinkt die Sonne langsam hinter den Bergen im Westen. Irgendwo dahinter muss Bretonnia liegen, geht es mir durch den Kopf. „Zeit ein Nachtlager zu suchen“ schlägt Magnus vor. Und so verlassen wir die Strasse wieder Richtung Fluss, denn dort wartet frisches Wasser auf uns - und, hoffentlich zumindest, ein gemütliches, geschütztes Plätzchen. Es wurde auch Zeit, denn jetzt, im Schatten der Bäume, wird es doch sehr schnell dunkel. Plötzlich ist da ein Licht vor uns zu erkennen - offenbar streift dort jemand mit einer Laterne durch den Wald. Geräuschvoll zieht Magnus sein Schwert, was den Laternenschwenker wohl auf uns aufmerksam macht: „Hallo ...Hallo ....wer seid Ihr ...sucht Ihr ein Nachtlager ?“ - „Reisende“ rufe ich ihm zu. Und Magnus fügt an: „Wer seid Ihr denn ? - „Spielleute ...wartet, ich komme näher!“ schallt es uns entgegen. Magnus zieht die Stirne kraus, Raslani hebt die rechte Augenbraue, ich aber grinse ein wenig in mich hinein - das verspricht doch endlich mal wieder einen lustigen Abend in angenehmer Gesellschaft!

Der Mann, der jetzt auf uns zukommt, ist etwa so alt wie ich, hat dunkle Haut, etwas krauseliges Haar und trägt einen spitzen Kinnbart. Seine bunte Kleidung deutet darauf hin, dass er die Wahrheit gesagt hat - so sieht ein typischer Vertreter des fahrenden Volkes aus. - „Mein Name ist Dschigalo, wir rasten eigentlich immer hier wenn wir durch diese Gegend ziehen. Es gibt hier eine kleine Landzunge im Fluss, und auf der haben wir unser Lager aufschlagen“. Er erzählt uns dann noch, dass sie weit aus dem Süden kämen und sich auf dem Weg ins Reich befänden um dort ihre Künste zu zeigen - und natürlich Geld zu verdienen.

Kurz darauf erreichen wir das Lager des fahrenden Volkes. Fünf grosse, bunte Wohnwagen sind auf einer Lichtung in einem Halbkreis aufgestellt  davor lodert ein mächtiges Lagerfeuer, über dem bereits ein Stück Fleisch brutzelt. Von was für einem Tier dieses stammt kann ich aber nicht genau erkennen. Um das Feuer herum sitzen schon einige Lagerbewohner, wohl in Erwartung des Abendessens, und um sie herum wuseln einige emsige Frauen und Mädchen, die sich um die Vorbereitungen kümmern und auch bereits die ersten Getränke reichen. „Hmmm… Dschigalo“ spreche ich unseren Gastgeber an, „Ich glaube wir könnten Euren Abendschmaus noch mit etwas Bärenfleisch anreichern.“. Der Kerl ist darauf hin hoch erfreut: „Das ist gut, ich weiss nicht ob unser Pangolin für alle gereicht hätte“. Damit meint er dann wohl das Viech, das da bereits über dem Feuer brutzelt. Sieht auf jeden Fall sonderbar aus, fast wie ein Fuchs mit Schuppen. Ich bin skeptisch.

Ein grosser stämmiger Mann mit dunklem Vollbart kommt auf uns zu, so wie er auftritt, ist er offenbar der Anführer des Lagers: „Ahhh ...Gäste, wunderbar! - Kaia ...bring rasch Wein herbei ...und sag der alten Frau Bescheid!“. Und zu uns gerichtet fährt lächelnd er fort: „Ihr wollt doch sicher die Zukunft geweissagt bekommen!“. Dschigalo erzählt seinem Anführer gleich begeistert von dem Bären, mit dem das Abendessen angereichert werden wird, was Goshwar - so stellt er sich uns kurz darauf vor - hoch erfreut. Auch wir stellen uns kurz mit Namen vor, worauf Dischigalo mich kurz etwas Beiseite nimmt: „Komm doch mit uns, du bist doch von unserem Schlag“. Ich bedanke mich höflich für diese nette Einladung, sage ihm aber, dass ich plane nach Tilèa zu gehen und dort meine eigene Kunst zu verbreiten. Meine Reisebegleiter müssen daraufhin laut loslachen, scheint doch ganz offensichtlich der Hauptgrund für mich das Mal auf meiner Stirn zu sein, das Reich zu verlassen. Nun - sicher würde ich jetzt lieber in Delbertz bei meiner Liebsten sein, aber davon abgesehen muss ich sagen, dass mich Tilèa schon auch reizt. Ich glaube so langsam habe ich mit damit sogar ein wenig abgefunden und freue mich fast ein bisschen darauf, mal neue Länder zu sehen.

Wir setzen uns nah ans Feuer, und sofort springt da so ein junges Ding herbei um uns die rasch gereichten Gläser zu füllen. - „Kaia, meine Jüngste“ merkt Goshwar mit gewissem Vaterstolz an. Und dafür hat er auch allen Grund, denn trotz ihrer vielleicht vierzehn Jahre wird das sicher einmal eine sehr schöne Frau werden. Sie hat dieselbe dunkle Haut wie scheinbar alle hier, schwarze lange Haare, die sie offen trägt und auf ihrem hübschen Gesicht, aus dem die dunkle Wimpern besonders hervorstechen, ein Steine schmelzendes Lächeln, dass mir immer dann besonders freundlich erscheint, wenn sie gerade mir immer wieder aufmerksam Wein nachschenkt. Derweil spielen zwei Musiker fremdländische Melodien auf mir völlig unbekannten Instrumenten - das eine scheint einer Geige recht ähnlich zu sein, das andere erinnert mich an eine Drehleier. 

Der Wein ist sehr würzig - irgendwie hab ich den Eindruck, da sind gewisse Kräuter beigemischt, an deren Geschmack ich mich noch von Gwendolynes Kochkünsten her zu erinnern glaube - aber dabei sehr wohlschmeckend. Zwei junge Frauen servieren das Essen und ich habe Glück, denn auf meinem Teller landet eine der Bärentatzen, die sich als äusserst lecker erweist. Auch ein Stück von diesem „Pangolin“ ist dabei, dessen Geschmack mich irgendwie an Fisch erinnert. Sieht aber trotzdem eher aus wie Fuchs! Sonderbar. Magnus ist derweil in ein Gespräch mit Goshwar verstrickt und warnt ihn, weil der Anführer für dieses Feuer frisches Holz hatte verwenden lassen, schliesslich gebe es in dieser Gegend ja Ents. Goshwar, der sich ruhig seine Pfeife anzündet, erwidert, dass ja genügend altes Bruchholz am Boden läge und fügt in einer sehr souveränen ruhigen Art an: „Respektiert den Wald, dann respektiert der Wald Euch“. - Magnus fragt Goshwar dann auch nach dem „verderbten Land“, das der Ent ja gerade vorhin erwähnt hatte. - „Ja, der Wald weiter im Süden, damit stimmt irgend etwas nicht. Da ist er völlig grau und scheinbar wie tot - und trotzdem hängen dort noch Blätter an den Bäumen. Auch der Himmel sieht dort merkwürdig aus, der ist dort schwarz wie Blei - aber nur über diesem Waldstück - aussen herum war nur klarer blauer Himmel zu sehen. Wir sind dort jedenfalls schnellstmöglich vorbei. Aber diesen Platz hier haben wir ja zum Glück friedlich wie eh und je vorgefunden!“

Als das Mahl beendet ist, geselle ich mich erst einmal zu den beiden Musikern, die sich mir als Taboth - das ist der Drehleierspieler - und Razièl - der Geigenspieler - vorstellen. „Was ist das eigentlich für eine Musik, die Ihr da macht, sehr faszinierend übrigens, so etwas habe ich noch nie gehört.“ - „Die stammt - wie wir alle übrigens - aus Arabia. Freut uns dass dir Euch gefällt. Hast du Lust, ein wenig mitzumachen ?“ - „Nun, wenn ihr auch das hier und im Reich Landesübliche beherrscht, dann wohl gerne.“ Ich hole meine Laute herbei und nachdem die Beiden ihre Instrumente darauf umgestimmt haben - was eine ganze Weile dauert, irgendie stimmen die ihre Instrumente ganz anders als ich! - beginnen wir mit flotter Musik. Die Jungs sind gut und es macht mir gehörig Spass, endlich mal wieder in die Saiten zu schlagen. Schon bald beginnt Dschigalo im Takt mit Bällen zu jonglieren und wenig später tritt ein stämmiger, glatzköpfiger Bursche mit Schnauzbart und nacktem tätowierten Oberkörper hinzu und beginnt mit einem Feuerzauber dass es eine wahre Freude ist. Er jongliert mit brennenden Holzscheiten, die er sich zwischendurch in den Mund steckt und dann wahre Feuersbrünste ausspeit. Sehr beeindruckend! Damit könnte er sogar auf dem Markt von Nuln für einige Furore sorgen, und die Leute dort sind, Ranald weiss es, wahrlich nicht leicht zu beeindrucken.   

„Wer ist das denn?“, frage ich dann Kaia, die sich fast schon auffällig eifrig um mich kümmert - steigt mir grade dieser Wein zu Kopfe oder macht die Kleine mir tatsächlich Avancen ? - naja ...die bösen, eifersüchtig erscheinenden Blicke der anderen Frauen scheinen durchaus auf so etwas hinzudeuten. Nun, das schmeichelt mir ja jetzt durchaus, aber einerseits ist da noch Marion - wobei ich die allerdings wohl nicht mehr so schnell wiedersehen werde - und andererseits könnte dieser Goshwar ziemlich unangenehm werden, wenn man seiner Lieblingstochter zu nahe tritt. - „Das ist Haspadin, mein Vetter“ reisst mich die Kleine wieder aus meinen Gedanken. Und schon werden wir in unserer kurzen Zweisamkeit abgelenkt, als nämlich besagter Haspadin beginnt, unter grossem Beifall aller glühende Kohlestückchen einfach in der Luft schweben zu lassen. Kurz darauf ruft Goshwar seine jüngste Tochter zu sich, um auch sein Glas nachfüllen zu lassen.

Es wird später und später, und schiesslich begibt sich Raslani in den Wagen der alten Frau, um sich ihre Zukunft voraussagen zu lassen, Magnus verschwindet im Wald - „um in Ruhe zu beten“ wie er kurz wissen lässt -, und Taboth, Razièl und ich genehmigen uns noch ein paar Gläser von dem wohlschmeckenden, würzigen Wein. Plötzlich entsteht eine leichte Unruhe im Lager. - „Wo ist Sorill ?“ ruft Goshwar besorgt. Wie ich von Taboth erfahre, handelt es dabei sich um die ältere Tochter des Anführers. „Vielleicht bei Magnus!“, versucht ihn Myralin zu beruhigen - aber gerade das scheint Goshwar nicht im Mindesten zu beruhigen. Im Gegenteil. Erst Myralins Zusatz: , „Der ist vorhin in den Wald gegangen zum Beten“, besänftigt ihn - ein bisschen. Nein, einer Tochter dieses Vater sollte man wohl wirklich nicht gerade schöne Augen machen, zumindest nicht, solange er in der Nähe ist.. Doch schon kurz darauf entspannt sich alles wieder: Sorill tritt aus einem der Wagen: “Da bin ich doch, Vater!“, und auch Magnus ist auf einmal wieder unter uns - woher kam der denn jetzt so plötzlich?

Goshwar schlägt vor, für die Nacht Wachen aufzustellen: „Ich glaube zwar, dass es ruhig bleibt, aber Haspadin hier - unser Weiser - meint, die Gegend sei wohl doch nicht mehr ganz so sicher wie früher. So wird beschlossen, dass Magnus und Dschigalo die erste, Goshwar und Haspadin die zweite und schliesslich Taboth und ich die dritte und letzte Wache übernehmen werden. Daraufhin begeben sich Taboth und ich in einen der Wagen, wo mir der Musiker freundlicherweise auch noch seinen Schlafplatz anbietet - das sei er mir als guter Gastgeber schuldig. Als kleinen „Absacker“ bietet er mir noch einen Kräuterschnaps an, den ich dankend annehme und der es mir dann sehr leicht macht, rasch in Morrs Arme zu sinken. Das Zeug hat es aber auch in sich!

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #29 am: 15.11.2007 | 20:00 »
Festtag, der 4. Vorgeheim

Mitten in der Nacht pocht es an die Wagentür. Das sollen jetzt vier Stunden gewesen sein ? Müde schäle ich mich aus dem Bett, streife meinen Mantel über und begebe mich in Richtung Lagerfeuer. Das ist allerdings erloschen, und Haspadin erklärt uns auch gleich warum: „Hier gehen merkwürdige Dinge vor! Magnus hat irgendein merkwürdiges Flugwesen gesichtet. Er hat das Feuer ausgemacht, um es nicht noch unnötig auf uns aufmerksam zu machen. Ich meine auch etwas am Himmel gesehen zu haben, mehr als einen grossen Schatten habe ich selbst zwar nicht erkannt, aber vielleicht hat Euer Gefährte ja die besseren Augen“.

Dann verschwindet Haspadin in einem der Wagen und Taboth zückt erst einmal die wohlbekannte Flasche mit dem Kräuterschnaps. - „Danke, im Moment lieber nicht“, lehne ich sein freundliches Angebot ab, auch einen Schluck davon zu nehmen. Nach einer Weile geht Taboth „auf Streife“ wie er sagt - sicher keine schlechte Idee sich ein bisschen die Beine zu vertreten bei der Kälte. So langsam graut der Morgen, da sehe ich weit über mir plötzlich etwas Dunkles herbeischweben. Ich ducke mich an einen der Wagen und kann gerade noch ein riesiges drachenartiges Wesen (mit drei Köpfen?! Was ist das denn?) erkennen. Zum Glück verschwindet es dann recht schnell Richtung Süden.

Es muss kurz vor Ende unserer Wache sein, da ruft mich Goshwar in einen der Wagen. Hier treffe ich auch noch Raslani, Magnus und Haspadin an. Es herrscht grosse Aufregung. In der hintersten Ecke sitzt eine merkwürdige dunkle Gestalt - nein mehr ein dunkler schwarzer Umhang. - „Unsere alte weise Frau, irgendetwas stimmt mit Ihr nicht“ so Goshwar zu mir. Da beginnt die Gestalt mit unnatürlichen rauer Stimme zu reden: „Das ist ein anderer Weg“. - „Was ist mit unserer weisen Frau?“ wundert sich auch Haspadin. Und dann reden irgendwie alle durcheinander - bis auf die auffällig schweigsame Raslani (und das will bei ihr nun wirklich etwas heissen!). „Über was habt ihr gesprochen ?“, versucht Magnus der Sache auf den Grund zu gehen. - „Das war persönlich“, lautet die kurze Antwort der Elfin. Magnus wird jetzt langsam ungeduldig: „Raslani, so kommen wir hier doch nicht weiter. Hat sie vom Tod gesprochen ?“ - „Ja“. Mehr ist aus der Elfin dann nicht mehr herauszubekommen. Auch Elfen können anscheinend trotzig werden! Na, prima! Irgendwie weiss ich jetzt auch nicht, wie ich hier noch von grossem Nutzen sein soll, und so verlasse ich den Wagen wieder, gefolgt von Haspadin.

„Was ist denn überhaupt los ?“ frage ich den Feuerkünstler. „Nun, Eure Weggefährtin Raslani war bei unserer weisen Frau, um sich die Zukunft weissagen zu lassen, das habt ihr ja mitbekommen. Dann muss irgendetwas Merkwürdiges vorgefallen sein. Auf einmal sprach die alte Angelika mit zwei Zungen - und dann überhaupt nicht mehr! Eine Zeit lang war sie sogar überhaupt nicht mehr ansprechbar. Dank Magnus spricht sie jetzt erst wieder - aber nur wirres Zeug in meinen Ohren, über Chaos und Weltuntergang. Was ist überhaupt los mit eurer Elfin, trägt sie etwa das Chaos in sich?“. - „Das glaube ich ganz sicher nicht“, versuche ich ihn zu beruhigen: „Wir alle bekämpfen das Chaos, deshalb kommen wir unweigerlich hier und da mit so etwas in Berührung, das lässt sich leider kaum vermeiden“. Konkreter werde ich hier aber lieber nicht, ich möchte den armen Kerl doch nicht unnötig weiter ängstigen, und Ärger wegen meiner rechten 'Ulhednar-Hand' hab' ich selbst genug.

Haspadins Stirn wirft daraufhin zahllose Falten: „Oh weh, die Welt scheint mir leider überhaupt nicht mehr so sicher zu sein wie früher. Was kann man da nur tun - und wo soll unsereins denn noch hin ?“

Fortsetzung folgt!

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #30 am: 29.11.2007 | 21:20 »
noch Festtag, der 4. Vorgeheim

Dichter Morgennebel wallt vom Fluss heran und trägt zu einer seltsamen Stimmung bei, die an diesem Morgen im Lager des fahrenden Volkes herrscht. Die Ereignisse der letzten Nacht scheinen unsere lieben Gastgeber ganz schön aufgewühlt zu haben. Hektisch packen die Schausteller ihre Sachen zusammen - von der gestrigen Gemütlichkeit dieser Leute ist nichts mehr zu spüren. Immerhin bringt uns Kaia ein paar Kanten Brot vom gestrigen Abend (dank des Morgennebels ist es natürlich jetzt ein wenig pappig), und der „Weise“ Haspadin macht uns mit einem mir völlig unbekannten neuen Getränk bekannt: „Das trinken wir immer zum Morgenmahl, tut wirklich gut. 'Ka-wah' heisst das Zeug.“ Oder so ähnlich zumindest, genau verstanden habe ich ihn nicht. Es handelt sich um eine dunkle, fast schwarze, heisse Flüssigkeit, die leicht bitter schmeckt - aber ansonsten gar nicht mal so schlecht muss ich sagen. Hmmm …ein wenig Zucker würde das ganze geschmacklich vielleicht noch etwas aufwerten. Goshwar kommt noch einmal zu uns herüber, um sich zu verabschieden: „Hier trennen sich jetzt unsere Wege, die Götter seien mit Euch“.
„Sigmar mit Euch, werter Goshwar“, lauten Magnus Abschiedsworte.

Schon bald bewegen sich die fünf bunten Wagen dann in Richtung Strasse, danach werden sie wohl die Winterzähne ansteuern. Auch wir rüsten uns nun langsam zum Aufbruch. Im Gegensatz zu den Fahrensleuten wenden wir uns - auf der sicheren Strasse angekommen - nach Süden. Nach einer Weile merke ich, dass das schwarze „Morgengetränk“ aus Arabia recht angenehme Nebenwirkungen zu haben scheint: Nicht nur, dass ich mich trotz des wenigen Schlafes in der vergangenen Nacht überhaupt nicht müde fühle, nein, auch die Kopfschmerzen, die Wein und Schnaps hinterlassen hatten, haben sich völlig verflüchtigt.
       
Kurz vor der Mittagsstunde - wir haben bereits ein ordentliches Wegstück geschafft - bemerken wir, wie sich der Wald zu unserer Linken verändert. Die Bäume sehen hier aus wie verbrannt, und dennoch tragen die Zweige Blätter. Zudem herrscht hier eine unheimliche Stille: kein Vogelgezwitscher, kein Laut des Windes, gar nichts - und über dem Wald ist der Himmel bleischwarz ...genau so, wie Goshwar es uns ja bereits gestern schilderte. Magnus steigt vom Pferd, um sich das Ganze von nahen zu besehen. Einem dieser Bäume versetzt er einen herzhaften Tritt - woraufhin der Baum mit einem schmerzvollen Stöhnen antwortet! - „Oh, oh ...das fühlt sich jetzt aber sehr merkwürdig an. Dieser Wald ist irgendwie ….ganz falsch. Hier scheint das Chaos  wirklich immensen Einfluss zu haben“.

Wenig später erkennen wir schon von der Strasse aus und mitten in diesem Wald eine natürlich-grüne Stelle, über der ein kreisrunder azurblauer Himmelsauschnitt die ansonsten bleischwarzen Wolkendecke durchbricht - wenn das überhaupt normale Wolken sind, irgendwie glaub ich das nicht so recht! -, so dass die Sonne die 'grüne Oase' in diesem verdorrten Wald noch zusätzlich erstrahlen lässt. „Das scheint mir ein geweihter Ort zu sein“, vernehme ich Magnus' erfürchtige Stimme, „Wir sollten uns das unbedingt einmal ansehen!“

Ich glaube auch, dass hier irgendwelche besonderen Kräfte am Werke sind, die das Chaos ganz offensichtlich dazu gebracht haben, dieses Waldstück zu verschonen. Als wir ungefähr die Höhe der Lichtung erreichen - die jetzt genau zwischen unser Position auf der Strasse und dem Jetzin in östlicher Richtung liegt -, versuchen wir uns etwas genauer zu orientieren. „Nicht, dass wir uns hier noch verlaufen“ warnt Raslani, „Vielleicht sollten wir eine Spur legen.“ Ich ziehe einen Dolch und versuche, einen der Bäume mit einem „X“ zu markieren. Doch weit komme ich dabei nicht: die vermeintliche Baumrinde lässt sich zerschneiden wie Fleisch, und dickes Blut quillt hervor. Sofort weist mich Magnus zurecht, es sei sicher keine gute Idee hier die Bäume zu verletzen - schliesslich könnten die Ents etwas dagegen haben. Nun ...aber mit Wucht dagegentreten darf man?! ...Und um gewöhnliche Bäume, die die Hüter des Waldes so gerne beschützen, handelt es sich doch hier ganz offensichtlich auch nicht. Hmmm ...vielleicht gibt es ja auch chaotische Ents in einem chaotischen Wald ? Keine schöne Vorstellung.

Nun ja, dann muss es eben mein Kompass richten - damals in den Felshöhlen unter Burg Wittgenstein versagte er mir ja leider seinen Dienst. Deshalb behalte ich das Instrument von jetzt ab sehr genau im Auge, als wir die Strasse verlassen und uns in Richtung Osten aufmachen. Der Boden ist mit einer grauen, ascheartigen Masse bedeckt und scheint irgendwie viel zu leicht nachzugeben unter den Hufen der Pferde, die immer wieder zu stolpern drohen. Auch den Wagen zu lenken fällt mir recht schwer: Die Bäume scheinen immer näher an uns heranzurutschen, und immer gleitet der Wagen ruckartig ein Stück zur Seite. Ekelhafter Verwesungsgeruch sticht uns in die Nase. Die Äste der Bäume werden dichter und dichter, manchmal habe ich fast den Eindruck, sie würden versuchen, nach uns zu greifen oder peitschenartig um sich zu schlagen. Ein „Ohhh!“ kommt es von der Ladefläche - Myralin scheint es ähnlich zu ergehen. Raslani und Magnus steigen von ihren Pferden, und auch ich verlasse den Kutschbock. Jetzt ist es wirklich ratsamer, zu Fuss weiterzugehen. Kurz hebt Magnus die Hand und bleibt stehen. Dann spricht er ein kurzes Gebet und schärft uns ein, möglichst eng zusammen zu bleiben und ihm zu folgen. Auch wenn ich das eigentlich eher vom Gott Taal erwartet hätte: Auch Sigmar scheint im Wald einen gewissen Einfluss zu haben, denn nach diesem kurzen Gebet kommen wir wirklich etwas leichter voran, und kurze Zeit später verändert sich die Umgebung schlagartig.

Auf einem völlig normalen Waldboden wachsen gesunde Bäume mit reichlich grünem Laub, zu unseren Füssen plätschert ein kleines Bächlein friedlich dahin, man vernimmt sogar einzelnes fröhliches Vogelgezwitscher, und auch der Verwesungsgeruch ist völlig verschwunden - jetzt riecht es einfach angenehm nach Wald. Plötzlich höre ich meinen Magen knurren. Nanu? Sicher wäre es jetzt durchaus Zeit, wieder etwas zu sich zu nehmen, das Frühstück ist ja eine Weile her und war nun auch nicht besonders opulent, aber am Abend zuvor war das Essen doch sehr reichhaltig ...Und doch fühle ich mich jetzt, als hätte ich mindestens drei Tage lang nichts mehr gegessen - eigentlich hätte ich gedacht, dass die Bärentatzen und das Pangolin etwas länger vorhalten. Plötzlich wird es schlagartig dunkler: Geht die Sonne schon unter?! Irgendetwas stimmt hier nicht. Läuft die Zeit  an diesem Ort vielleicht schneller ab als anderswo?

Als wir uns, so gut es in der Dämmerung eben geht, hier umsehen, entdeckt Raslani, die sich ihrer Lichtmagie bedient, nachdem die Nacht endgültig hereingebrochen ist, ein paar Schritte jenseits der Grenze dieses grünen Refugiums einen pyramidenförmigen Hügel, der gänzlich aus Totenschädeln besteht. Einige dieser Schädel stammen eindeutig von Menschen, andere haben Hörner. Man erkennt auch Schädel von Orks und Goblins, und aus dem Zentrum dieses sonderbaren Bauwerks glotzt uns schaurig ein riesiger Drachenkopf entgegen. Mir läuft es kalt den Rücken herunter, sonderlich wohl fühle ich mich hier wirklich nicht. Deshalb wende ich mich an Magnus: „Du hast doch sicher auch bemerkt, das diese grüne „Oase“ hier nahezu kreisrund ist. Wäre es denn dann nicht denkbar, dass die Kraft, die diesen Ort hier gegen das Chaos aufrecht zu erhalten scheint genau in der Mitte liegt?“ Magnus stimmt mir zu, und so versuchen wir durch Abschreiten das Zentrum zu ermitteln ...doch dort finden wir nur normalen Waldboden vor. Wir schauen uns nach geeigneten Grabwerkzeugen um, aber hier gibt es nichts brauchbares zu finden, und so versuche ich mit meinem Schwert ein wenig im Boden herumzustochern, kann aber auch dabei nichts Aussergewöhnliches feststellen. Dabei bin ich so in die Arbeit vertieft, dass ich kaum bemerke, wie die Sonne wieder aufgeht. Und mit dem neuen Tag (wirklich?!) kommt auch der Hunger, stärker als je zuvor: „Ich kann jetzt hier nicht graben, ich muss erstmal was essen!“. Magnus scheint es genauso zu ergehen, und so stapfen wir gemeinsam zum Wagen zurück, auf dessen Ladefläche Myralin bereits genüsslich über unsere Vorräte hergefallen ist. Magnus und ich folgen ihrem Beispiel, und nach einem ausführlichen Mahl -, dass wir mit ein paar Bechern des leckeren Ales herunter spülen - geht es uns wieder etwas besser. „Wo ist eigentlich Raslani ?“ fragt Myralin nach einer Weile. Magnus und ich sehen uns an. Die haben wir ja ganz vergessen!

Die Elfin steht immer noch vor der Grenze dieser Oase und starrt den Skeletthügel an. Irgendetwas an ihrem Blick verwirrt mich. „Raslani, möchtest Du nichts essen ?“ fragt Magnus und hält ihr ein Stück Schinken unter die Nase. Keine Reaktion. Magnus hält der Elfin die Hände vor die Augen, worauf Raslani nur unwirsch (und natürlich wortlos) den Kopf zu Seite neigt, als wolle sie um alles in der Welt irgendetwas zwischen diesen Schädeln beobachten. „Sigurd, mach Du mal!“, fordert mich der Sigmarianer auf. Doch auch, als ich seinem Beispiel folge, bleibt Raslanis Reaktion  unverändert. Also schütteln wir beide sie gemeinsam kräftig durch und zerren sie dann ein wenig von diesem Hügel fort. Schliesslich kommt sie tatsächlich wieder zu sich und berichtet uns sehr aufgeregt (na ja, zumindest für ihre Verhältnisse): „Ich habe aus dem Knochenhügel heraus blicken können, und zwar durch die Augen dieser Kreaturen! ...und irgendwie ist meine Sehfähigkeit dabei unglaublich erweitert gewesen. Durch die Augen dieses Drachenkopfes habe ich, viele Meilen entfernt im Südosten, jenseits des Flusses eine Höhle entdeckt, die irgendetwas Besonderes verbergen muss. Als wäre dieser Ort irgendwie magisch. Ich denke, wir sollten diese Höhle unbedingt untersuchen!“. In der Zwischenzeit, während Raslani uns von ihren Erfahrungen berichtet hat, ist die Sonne schon wieder fast untergegangen. -„Das gefällt mir gar nicht!“, werfe ich in die Runde. "Ich habe schon wieder einen Mordshunger, dabei haben wir uns doch gerade erst die Mägen vollgeschlagen. Wir sollten diesen Ort schnellstmöglich verlassen!“. Magnus stimmt mir zu: „Sigurd hat recht, wir scheinen uns hier weit abseits des normalen Zeitablaufes zu befinden. Lasst uns sofort hier verschwinden - sonst werden wir alle hier noch elendiglich verhungern!"
Raslani besteht darauf, erst noch etwas zu essen:„Sonst schaff ich es nicht zurück, schliesslich habe ich vorhin nichts abbekommen!“. Nur ...zusehen können wir ihr dabei natürlich nicht lange, und so schlagen wir uns erneut die Bäuche voll. Als wir uns dann auf den Weg zurück zur Strasse machen, geht die Sonne ein Weiteres mal über unseren Köpfen auf, dann fast sofort wieder unter, und wieder auf ...Endlich erreichen wir wieder die Strasse, und als wir aus der letzten Baumreihe heraustreten begrüsst uns die Mittagssonne.  Der erste Eindruck hat wohl getäuscht: Dieser grüne Wald war auf seine Art genauso geheimnisvoll und merkwürdig wie scheinbar alles Andere in dieser Gegend.
« Letzte Änderung: 2.12.2007 | 00:29 von Friedie »

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #31 am: 29.11.2007 | 21:21 »
Als wir wieder an der Strasse stehen, scheint es uns, als sei maximal eine Stunde vergangen, aber die ständigen Sonnenauf- und untergänge lassen die Frage offen, wie lange wir denn nun wirklich  in diesem Waldstück verbracht haben. Ist es immer noch der selbe Tag, an dem wir das Lager der fahrenden Spielleute verlassen haben, oder sind wir in Wirklichkeit tagelang in diesem merkwürdigen Wald herumgeirrt? Ich gehe auf der Strasse ein kleines Stück zurück nach Norden und suche nach unseren eigenen Wagenspuren - nichts mehr zu sehen! „Das spricht dafür, dass mehr als eine Stunde vergangen ist. Wagenspuren auf diesem etwas sandigen Untergrund halten sich in der Regel sicher ein bis zwei Tage“, berichte ich den anderen. „Das glaub ich auch. Dein Bart spricht übrigens eine ähnliche Sprache“, entgegnet Myralin grinsend. Und tatsächlich, als ich mein Kinn betaste, stelle ich fest, dass sich dort ein munteres Dreitagebärtchen breit gemacht hat. Und auch auf Magnus' ansonsten peinlich gründlich rasiertem Schädel spriesst es bereits ordentlich. Also ist dort im Wald die Zeit schneller abgelaufen als hier auf der Strasse? Aber dagegen sprechen doch wieder die fehlenden Wagenspuren, oder nicht? 

Beunruhigt setzen wir unseren Weg nach Süden fort. Das Bild, dass der Wald zu unserer Linken nach einer weiteren Wegstunde abgibt, kann nur noch als grotesk bezeichnet werden. Die Moose leuchten uns in einer seltenen Farbmischung an - widerwärtiges Rot zusammen mit einem an Eiter erinnernden Gelb! -, und die Baumstämme funkeln fast in strahlendstem Purpur. Und dann taucht nahe am linken Wegesrand etwas wirklich ganz Merkwürdiges auf: Eine etwa zehn Meter hohe Steinsäule ragt in den Himmel, über der ein riesiges Ei schwebt - mit der Spitze nach oben. Von der Grösse könnte das zwar durchaus ein Drachenei sein, aber das wäre dann schon ein sehr eigenartiges Nest ...und welche Kraft hält dieses Ei in dem Schwebezustand ? Ich fordere Raslani auf, doch mal zu versuchen, dort herauf zu klettern und sich das Ganze mal näher anzusehen - wenn es jemand von uns diese Säule hoch schafft, dann nur die Elfin. Die geriffelte, kunstvoll beschnitzte Oberfläche gibt Raslani zwar ein wenig Halt, aber mehr als knapp vier Meter kommt sie nicht nach oben: „Das hab' ich doch gleich gesagt, dass das nicht zu schaffen ist“, meint sie, als sie wieder herunterrutscht. „Man bekommt keinen richtigen Halt mit den Füssen. - Aber vielleicht könntest Du ja mal versuchen, das Ei mit einem Deiner magischen Pfeile herunterzuschiessen.“. Gute Idee - für irgend etwas müssen Hyronimus Wunderpfeile doch mal nütze sein. Ich lege an und treffe das Ei auch ziemlich in der Mitte. Daraufhin neigt es sich zur Seite und hängt jetzt nicht mehr kerzengrade sondern schräg in der Luft. Doch mehr als diese Schieflage bringen wir nicht zustande, und plötzlich lenkt uns etwas anderes von diesem merkwürdigen Gebilde ab: Raslani stösst einen erstaunten Ruf aus und zeigt nach Osten. Zunächst kann ich gar nichts erkennen ...erst als die Elfin es mir genauer zeigt, sehe ich, das sich auf einer Anhöhe am anderen Ufer des Jetzin eine langezogene dunkle Linie in Richtung Nordosten bewegt: „Das ist ohne Zweifel eine Armee – vermutlich eine Armee des Chaos.“ Raslanis Worte beunruhigen Magnus sehr: „Wenn die wirklich Richtung Reich marschieren, könnte das zu einer Katastrophe führen! Wir müssen dringend zurück und unsere Landsleute warnen!“ Myralin merkt daraufhin an, dass es ihres Wissens jenseits des Flusses keinen Pass mehr gibt, der unmittelbar ins Reich führt, es sehe wohl mehr danach aus, als wollte die Armee in die Länder der Finsternis ziehen. Letztlich werden wir uns aber alle einig, dass es unumgänglich ist, einen Boten zurück nach Meissen zu senden, um Vater Thersson über die Situation zu unterrichten. Da Raslani mit Abstand die Schnellste unter uns ist, fällt diese Wahl auf die Elfin. Der Rest von uns folgt weiter den Spuren Torgochs und des magischen Erdsteines.

Kurz vor dem Abschied legt uns die Elfin noch einmal Nahe, die geheimnisvolle Höhle aufzusuchen, die sie durch das Drachenauge gesehen hat: „Da solltet ihr unbedingt hin! Ich fühlte etwas sehr Magisches an diesem Ort. Vielleicht findet ihr dort ja einen der Zauber-Steine! Wenn ihr Euch von hier aus durch den Wald Richtung Osten haltet müsstet ihr ziemlich genau auf die Höhle zugehen“. Dann springt sie gewandt auf ihr Pferd, gibt ihm die Sporen (die sie wahrscheinlich in Wirklichkeit auch nicht trägt! Elfen!) und verschwindet wie der Wind hinter der nächsten Biegung der Strasse Richtung Norden. Das sieht so einfach aus bei Ihr! Tja, jetzt ist sie weg.

Der Waldboden, der hier völlig mit dem widernatürlich-bunten Moos überzogen ist, fühlt sich ekelerregend schwammig an, bei jedem Schritt hat man das Gefühl, die Schuhsohlen müssten hier Fäden ziehen. Viel glücklicher wirken die Pferde auch nicht, wir müssen sie führen, und selbst das ist nicht ganz einfach. Nach etwa einer Stunde glitzert der Fluss vor uns (in einem anständigen Wald hätten wir die Strecke in weniger als zehn Minuten geschafft!). Weit kann es bis zur dieser geheimnisvollen Höhle nicht mehr sein. Aus der Ferne dringen undeutliche Stimmen zu uns - fast klingt es wie Gesang ...allerdings äusserst sonderbarer Gesang. Und plötzlich gerät Myralin in Panik: Sie versucht sich die Ohren zuzuhalten, schreit wie am Spiess und rennt unablässig im Kreis herum. Mit einer kleinen Ohrfeige gelingt es Magnus, sie wenigstens wieder einigermassen zur Raison zu bringen, und dennoch zittert unsere Ärztin am ganzen Leib. So etwas ähnliches habe ich schon einmal erlebt: Damals, als ich mit „Ralon dem Wanderer“ auf Schatzsuche im Drakwald war und wir ein Hügelgrab unserer Vorfahren, der Slann, fanden, mussten wir feststellen, dass das dortige Gebiet von einem „Klangzauber“ geschützt war. Während ich das Glück hatte, ins Innere zu gelangen und dieses herrliche Schwert zu finden - das mir  inzwischen schon so oft gute Dienste erwiesen hat -, fiel Ralon diesem Schutzmechanismus zum Opfer. Einige Menschen scheinen für solchen Zauber also anfälliger oder angreifbarer zu sein als andere. Diese Geschichte berichte ich jetzt Magnus, lasse ihn auch meine Vermutungen dazu wissen, und so kommen wir überein, Myralin besser hier beim Wagen und den Pferden zurückzulassen und zu Fuss weiterzugehen.

Je näher wir dem Fluss kommen, desto lauter werden diese seltsamen Klänge. Allmählich scheint es mir doch mehr wildes Heulen zu sein als Musik. Was ich dann erblicke, verschlägt mir kurz den Atem: Der Fluss wird von einer Brücke überspannt, die ausschliesslich aus Schädeln und Knochen besteht. Und tatsächlich sind es die Schädel von denen das schauerliche Heulen ausgeht. So robust dieses Bauwerk an sich auch ausschauen mag: mir wird auf einmal ganz anders. Nur wenige Meter hinter dieser Brücke stürzt der Fluss einen hunderte von Fuss tiefen Wasserfall hinab ...um dann nur keine fünf Schritte weiter seinen Weg auf gleicher Höhe wie unter der Brücke fortzusetzen. So etwas kann es doch eigentlich gar nicht geben!

„Wenn wir zur Höhle wollen, müssen wir da rüber!“, versucht Magnus das unbeschreibliche Tosen des Wassers und das entsetzliche Heulen dieser Schädel zu übertönen. - „Rennen ?“ brülle ich zurück. Magnus nickt nur, bedeutet mir dicht hinter ihm zu bleiben, spricht ein kurzes Gebet ...und dann nehmen wir die Beine in die Hand!

So schnell bin ich selten gerannt in meinem Leben! Als es über die Knochenbrücke geht, habe ich das Gefühl, die Schädel würden uns mit ihren leeren Blicken folgen, sich vielleicht sogar ein wenig drehen! Kurz verliere ich das Gleichgewicht und streife das Geländer aus Knochen, kann mich gerade noch fangen ...und selbst als ich die Brücke weit hinter mir gelassen habe, höre ich nicht auf zu rennen. Erst als Magnus mich kurz an der Schulter packt, bin ich wieder ganz bei mir. Es ist fast so, als wachte ich gerade aus einem Albtraum auf! Magnus deutet auf einen kleinen Berg, an dessen Fuss deutlich ein Höhleneingang auszumachen ist. Zwischen uns und unserem Ziel scheint nur ein kleines harmloses Wäldchen zu liegen. Was ausschaut wie ein kurzer Spaziergang, erweist sich dann aber als mindestens halbstündige Wanderung, denn immer wenn wir den Eindruck haben, hinter der nächsten Ecke sei der Wald zu Ende, hat es den Anschein, als stelle sich uns wieder neues Buschwerk oder ein kleiner Abgrund in den Weg. Es ist der reinste Irrgarten! Endlich finden wir einen Ausgang und stehen dann wirklich vor dem Höhleneingang. Ein stechend-säuerlicher Geruch, wie Salmiak und Seife, dringt aus dem Inneren. Ob das eine Drachenhöhle ist? Ich kenne mich mit so etwas ja überhaupt nicht aus ...mit dem Licht meiner letzten, bereits halb abgebrannte Fackel dringen wir vorsichtig in die Höhle vor. An den Wänden finden sich uns wohlbekannte Ork-Schmierereien - wiederholt ist von einem „Ochmach“ die Rede, der äusserst sonderbare Vorlieben zu haben scheint. Und er war wohl nicht gerade sehr beliebt bei seinen Kumpanen, der Kerl! Doch dann finden wir eine Inschrift, die  unser besonderes Interesse weckt:

„Torgoch dein rota Stein hat dich ia bekloppt gemach! Un jetz meinste, mit dein rotn Augen kannste di Priesta zuhause umbring.

De Götta wern dich fettich machen, un alle wo bei dia sin.
Aba wia wern nich da sein wenn das passiat, weil wia nemich kein Erga mitn Priestan wolln.

Wir sin wech.

Roglud un seine Jungs“


Magnus blickt mich kurz vielsagend an - wir scheinen ja mal wieder auf der richtigen Spur zu sein! Vorsichtig stapft er weiter in die Höhle hinein ...und ich folge ihm auf dem Fusse. Plötzlich ertönt unmittelbar vor uns markerschütterndes Gebrüll.


Fortsetzung folgt!

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #32 am: 18.01.2008 | 01:07 »
noch Festtag, der 4. Vorgeheim

Ich trete neben Magnus und bin gerade im Begriff mein Schwert zu ziehen, da baut sich ein riesiges Geschöpf vor uns auf und versetzt mir einen mächtigen Hieb gegen die Brust, der mich weit zurück taumeln lässt. Jetzt erst erkenne ich, dass sich Magnus ein riesiger Zentaur entgegenstellt! Sofort zieht der Priester beide Schwerter gleichzeitig und lässt sie überkreuzt auf die Vorderbeine der Kreatur zuschnellen. Doch das scheint dieses Untier zunächst nicht sonderlich zu beeindrucken: Kurz darauf erhält Magnus hart einen Huf gegen den Kopf und wird weit zurückgeschleudert. Sofort trete ich in die entstandene Lücke und lasse einen meiner Dolche fliegen. Der Zentaur brüllt laut auf - aus seiner Brust ragt nur noch der Griff der Waffe heraus -, und schon wendet er sich seinem neuen Angreifer zu: mir. Gerade noch rechtzeitig gelingt es mir, das Schwert zu ziehen, als das Ungetüm auch schon auf mich zuspringt. Glücklicherweise knickt es vor mir ein wenig ein - Magnus Hieb auf die Vorderläufe zeigt jetzt doch seine Wirkung -, und so gelingt es mir, meinem Gegner nun auch noch das Schwert tief in die Brust zu stossen. Tödlich getroffen sackt das Wesen vor mir zu Boden. Ein  gewöhnlicher Zentaur ist das aber nicht gewesen, denn wie ich jetzt erst bemerke, wird sein gewaltiges Haupt von zwei riesigen Hörnern gekrönt. Zudem sind diese Wesen in der Regel sehr friedlich und zuvorkommend, was man von diesem Exemplar hier ja nicht gerade behaupten kann. Durch ein lautes Rufen werde ich aus meinen Gedanken aufgeschreckt: “Sigurd !!!“ schallt es irgendwo hinter mir in die Höhle hinein.
                 
Als ich ins Freie zurückkomme, sehe ich wie ein weiterer, ebenfalls gehörnter Zentaur direkt auf Magnus zuhält. Der Priester wirft sein kleines Schwert, das das Tier in den rechten Vorderlauf trifft und dort stecken bleibt, dabei aber wenig Wirkung zeigt, denn in unverminderter Geschwindigkeit rast das Ungeheuer weiter. Im letzten Moment stemmt der Sigmarianer das Schwert mit dem Knauf in den Boden, das Heft Richtung Gegner gewandt, versucht sich gerade noch zu ducken, doch da prallen die beiden Körper auch schon heftig aufeinander. Na, da möchte ich jetzt lieber nicht dazwischen geraten... Magnus wird niedergeworfen, der Zentaur thront über ihm, da brülle ich aus Leibeskräften, um die Aufmerksamkeit der Kreatur auf mich zu lenken. Der Zentaur rappelt sich auf und taumelt wutschnaubend auf mich zu. Ja, er taumelt! Da sehe ich erst, wie schwer das Tier verletzt ist. Magnus Schwert hat ihm den Wanst längs aufgeschlitzt, einzelne Gedärme quellen schon aus der gewaltigen Wunde. Mit blutunterlaufenen Augen glotzt mich der Zentaur wütend an und wird tatsächlich noch einmal ein wenig schneller. So schnell ich kann, lege ich einen Pfeil an die Bogensehne und schicke ihn dem Biest entgegen, doch auf halbem Wege zwischen Magnus und mir bricht der Zentaur zusammen. Mein schöner Pfeil rast über das Tier hinweg, macht dann aber in der Luft kehrt und schlägt mit Macht in den Rücken des Zentaur-Kadavers ein. Da hab' ich wohl in der Eile nach einem von Meister Hieronymus Zauberpfeilen gegriffen.

Ich reisse den Pfeil aus der Wunde des toten Tieres - der wäre hier wohl nicht mehr nötig gewesen, und da kann ich ja versuchen, ihn seinen Dienst bei anderer Gelegenheit noch einmal verrichten zu lassen - und eile rasch zu Magnus, der immer noch am Boden liegt - blutüberströmt. Ich befürchte schon das Schlimmste, doch dann darf ich feststellen, dass dieses Blut zum allergrössten Teil nicht das meines Reisegefährten ist. Da kommt er auch schon wieder zu sich: „Die Zentauren ?“ - „Beide erledigt“ beruhige ich ihn und helfe ihm wieder auf die Beine. Magnus scheint zum Glück bis auf ein paar Schrammen - und eine kleine Platzwunde an der Schläfe - nichts abbekommen zu haben.
     
Wir kehren in Höhle zurück, um diese jetzt genauer zu erkunden. Glücklicherweise finde ich die halb abgebrannte Fackel wieder, die ich vor Schreck hatte fallen lassen, als sich uns der erste Zentaur entgegenstellte. Ach, wie praktisch war es doch damals, als Monalon in solchen Situationen stets mit ihrem Lichtzauber zur Stelle war - möge die Seele der kleinen Magierin in Morr Frieden gefunden haben.

Mit der neu entzündeten Fackel wagen wir uns weiter in die Höhle vor. Der faulig-süssliche Geruch hier erinnert an vermoderndes Fleisch und wird immer stärker, doch wir schleichen vorsichtig weiter. Nach einer Weile wird der Gang so schmal, dass Magnus und ich hintereinander gehen müssen. Doch schon nach kurzer Zeit erweitert sich der Gang wieder und zwar nicht nur zu den Seiten, sondern auch nach oben hin. Im spärlichen Licht der kleinen, fast heruntergebrannten Fackel kann man die Decke kaum ausmachen - das werden gut vier Meter sein. Doch hier versperrt uns ein kleiner Steinwall den Weg, der von der rechten bis zur linken Höhlenwand reicht. „Was mag das sein ?“ durchdringt Magnus Stimme plötzlich so kräftig die Stille, dass ich kurz zusammenzucke. Ganz schöner Hall hier! „Könnte Verteidigungszwecken gedient haben - wenn man sich von der anderen Seite dahinter kauert, kann man mögliche Eindringlinge in die Höhle sicher ganz gut mit Pfeilen aus Armbrüsten oder Bögen bestreichen.“ Aber so recht überzeugt mich meine eigene Erklärung auch nicht: dieser kleine Wall ragt ja kaum einmal vier Schritt in die Höhe, den kann man ja sogar mit ein wenig Mühe einfach so überwinden. Doch Magnus nickt mir nur zustimmend zu und steigt lässig mit einem einzigen Schritt über die Barriere - na gut, vielleicht mit wirklich nur ganz wenig Mühe, denke ich noch, muss selbst aber doch wenigstens eine Hand zur Hilfe nehmen... An den Wänden sind immer noch einige der uns mittlerweile vertrauten Ork-Schmierereien zu erkennen, in denen wieder einmal über Vorlieben und Abneigungen  einzelner, meist namentlich genannter Mitglieder dieser Meute gemutmasst  wird. Hinter der nächsten leichten Biegung leuchtet uns ein leichter Lichtschein entgegen - „Mach die Fackel jetzt besser wieder aus“ flüstert Magnus mir zu, was ich dann auch sofort tue. Langsam wagen wir uns weiter. Der Lichtschein erweist sich dann als ein friedlich loderndes Kaminfeuer, das einen sehr geräumigen Höhlenraum erleuchtet und auch angenehm wärmt. In einer seitlichen Ausbuchtung rechts neben dem natürlichen Kamin befindet sich ein Schlaflager aus Stroh. „Hier hat wohl das Zentaurenpärchen gehaust“, vermute ich laut. Magnus nickt mir zustimmend zu und schaut sich weiter in diesem Wohn- und Schlafgemach um: „Nichts weiter Aussergewöhnliches zu finden, aber hier, auf der rechten Seite, ist ein weiterer Gang, allerdings kann man kaum erkennen, wie weit er geht“. Ich entzünde die Fackel erneut an dem Kaminfeuer und reiche sie Magnus, der sofort in den neuen Gang hinein voran geht. Schon nach wenigen Metern erreichen wir einen weiteren Höhlenraum, von dem zwei weitere Gänge abgehen: einer führt, so vermute ich, zurück in Richtung Flusstal, der andere tiefer in den Berg hinein. In der Mitte des Raumes gähnt uns ein grosses Loch entgegen - nicht besonders tief, und die Ränder sind auch nicht sonderlich steil. Also lasse mir von Magnus die Fackel reichen und steige hinab, denn mir ist in dieser Grube irgendetwas Glänzendes aufgefallen, und das hatte natürlich unser beider Neugier geweckt.

Schon bald erkenne ich, dass ich mich inmitten der letzten Ruhestätte eines Elfenkriegers (oder einer Elfenkriegerin?) befinde - die längliche Form des gebrochenen Schädels der Leiche spricht eine eindeutige Sprache. Um den unschön geborstenen Hals liegt eine schlichte, aber sehr schöne Halskette mit einem silbernen Pfeil-Amulett, die ich ebenso an mich nehme wie ein feingliedriges, auffallend leichtes Kettenhemd, das noch in erstaunlich guten Zustand ist. Der Elf ist also wohl eher der Hals- oder auch einer Kopfverletzungen erlegen: der Hinterkopf ist unverkennbar eingeschlagen. Wieder oben angelangt reiche ich die Halskette Magnus, die sie neugierig betrachtet. „Mir  scheint, wir wissen jetzt, woher Raslanis Interesse an dieser Höhle stammt.“. Ich zeige ihm auch das Kettenhemd. Magnus betrachtet es - liegt da Bewunderung in seinem Blick? -, dann fordert er mich auf, es anzulegen. Erstaunlich wie leicht das ist - und es hindert mich auch kein bisschen in der Bewegungsfreiheit!

Der Gang, der zum Fluss hinabzuführen schien, endet bereits nach wenigen Metern und erweist sich als Kloake - wie man unschwer auch aus dem stechenden, fast schon erstickenden Geruch schliessen kann, und so wenden wir uns dem anderen Gang zu, der weiter ins Berginnere führt. Schon bald wird der Weg abschüssig und endet in einem weiteren, recht grossen Höhlenraum, der aus einem einzigen Wasserbassin besteht. Plötzlich verliere ich auf dem sehr glitschigen Felsboden den Halt und rutsche aus, geradewegs auf das Wasser zu. Auf wundersame Weise gelingt es mir tatsächlich, irgendwie auf den Beinen zu bleiben, und ich stehe nun - die Fackel hoch erhoben - fast bis zu den Schultern im Wasser. Da vorne, auf dem Seeboden blinkt doch etwas! „Warum kommst Du nicht wieder zurück?“, höre ich hinter mir Magnus Stimme. „Ich glaube, ich habe etwas gefunden!“. Also wate ich vorsichtig durch das eisige Wasser, einem „viereckigen Etwas“ entgegen, das dort auf dem Grunde liegt. Das Wasser geht mir bis zum Hals, Magnus, der mir inzwischen nachgestiegen ist hat es da leichter: Ihm reicht es gerade mal bis zur Brustpartie. Ich übergebe ihm die Fackel und tauche unter, um das kastenförmige Gebilde näher zu untersuchen und als ich kurz darauf wieder auftauche, berichte ich Magnus von einer beachtlich grossen Schatzkiste mit - zum Glück - zwei Henkeln an den Seiten, was das Bergen doch sehr vereinfachen würde. Wir stellen uns zu beiden Schmalseiten der Kiste auf und heben die Kiste vorsichtig an - unter Wasser lässt sich das Gewicht noch ganz gut stemmen. Aber als wir, fast am 'Ufer' angelangt, versuchen, die Kiste aus dem See herauszuwuchten bemerke ich erst das wahre Gewicht unseres Schatzes. Wir haben es fast geschafft, da reisst auf meiner Seite der Henkel ab und die Kiste, die selbst ein so starker Kerl wie Magnus nicht alleine halten kann, rutscht zurück in den See, schlägt auf einem Stein auf und bricht völlig auseinander. Ein wahrer Strom silberner und goldener Münzen ergiesst sich aus der aufgeschlagenen riesigen Öffnung auf den Grund des kleinen Sees: „Das muss ein Vermögen sein, Magnus, sicher an die Zwanzigtausend Goldkronen! ... Damit können wir uns ein Schloss mit dazugehörigem Weinkeller kaufen und uns zur Ruhe setzen!“ - „Dann kannst du das aber schön alleine schleppen“ entgegnet mir der Priester. „Natürlich nicht, war nur so ein Gedanke“, grinse ich ihn an. Trotzdem untersuche ich den weiteren Inhalt der aufgebrochenen Kiste und finde noch eine verbogene Gürtelschnalle - die ich allerdings dort liegen lasse - und einen kleinen Dolch, den ich Magnus reiche. Einige der Münzen, insgesamt vielleicht zehn Goldkronen wert, stecke ich mir aber dann doch noch ein, bevor ich wieder aus dem Wasserbecken heraus klettere.

Auf dem Rückweg aus der Höhle steigt Magnus noch einmal in die Grube, um den toten Elfen dort etwas angemessener zu bestatten - lockere Erde gibt es dort zum Glück genug -, und findet dabei auch noch eine kleine Axt: „So etwas kann man immer gebrauchen.“ Dann klettert er wieder hinauf und spricht noch ein kurzes Gebet zum Gedenken des unbekannten Toten - oder war  es doch eine Elfin? Auch Magnus hat mir diese Frage nicht beantworten können. Dann verlassen wir die Höhle, aber nicht bevor wir uns und unsere Kleider zuvor noch an dem immer noch fröhlich lodernden Kaminfeuer etwas getrocknet haben.

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #33 am: 18.01.2008 | 01:08 »
Gerade sind wir aus dem Höhleneingang herausgetreten, als wir von oben lautes Flügelschlagen hören. Sofort kauern wir uns zum Schutze enger an die Felswand und blicken hinauf: Dort schwebt das dreiköpfige Wesen, das wir schon letzte Nacht über dem Lager des fahrenden Volkes beobachteten. Zum Glück scheint dieses Untier uns nicht bemerkt zu haben sondern fliegt weiter Richtung Fluss, dann weiter darüber hinweg. Kurz darauf vernehmen wir einen lauten Schrei, sehen einander an und bemerken beide wie aus einem Mund: „Myralin!“.

Der Weg zurück zum Jetzin durch dieses uns mittlerweile bekannte „Zauberwäldchen“ gestaltet sich ähnlich schwierig wie der Hinweg: Immer wieder werden wir durch undurchdringliches Gebüsch und tiefe Gruben zu Umwegen gezwungen, der Fluss taucht mal zu unserer Rechten, dann wieder zu unserer Linken auf (wie ist das möglich?), aber ihn zu erreichen will uns einfach nicht gelingen, doch dann, endlich tut sich eine Lücke auf, aus der uns der Fluss nah wie nie zuvor entgegenschimmert ...und in dem Augenblick bleibt Magnus an einer Wurzel hängen, nein: Eher scheint die Wurzel seinen Fuss gepackt zu haben und zieht ihn jetzt immer weiter auf einen grösseren Busch zu, dessen Laub bedrohlich blutrot schimmert. Dass mir jemals ein Busch 'bedrohlich' erscheinen würde, hätte ich mir auch bis vor kurzer Zeit nicht in meinen wildesten Träumen ausmalen können! Wie dem auch sei: Magnus schreit laut auf vor Schmerz und versucht, diese Wurzel mit seiner kleinen Elfenaxt zu durchschlagen, doch immer wieder verfehlt er sein Ziel: Zum einen liegt das  sicherlich an den Schmerzen - schon jetzt ist sein ganzer Unterschenkel blutüberströmt! -, zum anderen auch, weil diese Wurzel in ständiger Bewegung ist! Ich springe an seine Seite und schlage mit meinem Schwert zu, so fest ich kann, und: Ja, endlich gibt diese Wurzel Magnus' Fuss frei und zieht sich - oder bilde ich mir das nur ein? - unter Schmerzensgewimmer ins Erdreich zurück. Magnus versucht sich aufzurichten, doch so recht will ihm das nicht gelingen: „Mein Fuss ist zumindest angebrochen“, stöhnt er, und so helfe ich ihm zum Fluss, den wir nun endlich tatsächlich erreichen. Dort kann er seinen Fuss wenigstens etwas im kalten Wasser kühlen. Warum ist die Ärztin eigentlich nie da, wenn man sie braucht? Und warum habe ich mit meinem schönen Schwert nicht einmal eine einfache Wurzel durchtrennen können? Beunruhigend.

Ich schaue mich gerade ein wenig um, und stelle fest, dass ein Stück weiter flussabwärts bereits die „Knochenbrücke“ zu erkennen ist. Sonderbar: ich hätte sie eigentlich deutlich weiter flussaufwärts erwartet... Doch wie dem auch sei: Kaum habe ich mich in dieser Gegend wenigstens etwas orientiert, da taucht plötzlich unmittelbar vor Magnus ein riesiges Schlangenwesen aus den Wasserfluten auf.  Ich versuche noch einen Warnschrei auszustossen, aber zu spät: Ein gewaltiger Stoss mit dem massigen Schädel des schlangenartigen Ungeheuers schleudert Magnus zu Boden und scheint ihm fast die Schulter auszukugeln. Das Monster reisst das Maul auf, will bereits nachstossen, da schicke ich ihm einen Pfeil entgegen, der mit einem dumpfen, reissenden Laut genau zwischen den Augen einschlägt. Ein schriller Schmerzensschrei, und die Schlange verschwindet so schnell im Wasser, wie sie zuvor aufgetaucht war.

Etwas benommen erhebt sich Magnus - zum Glück hat er nur eine Beule abbekommen, die jetzt allerdings sichtlich anschwillt: „Lass uns lieber schnell hier verschwinden!“. Wir nähern uns also der Brücke, und schon höre ich wieder dieses grausame Schreien und Stöhnen der Knochenschädel. Also beschliesse ich, genau wie beim letzten Mal, die Beine in die Hand zu nehmen, und wohlbehalten erreiche ich das andere Flussufer. Doch als ich mich umwende, ist Magnus nicht mehr hinter mir, sondern lehnt, mir den Rücken zugewandt, über dem Brückengeländer: der Blick auf den reissenden Fluss, der nur wenige Schritte hinter der Brücke in diesen abnormen Wasserfall übergeht, scheint ihn in seinen Bann geschlagen zu haben!  Gerade will ich zurück auf die Brücke stürzen, um meinen Kameraden zu retten, aber zu spät: Das entsetzliche, aber eben auch feingliedrige Geländer aus Knochen und Schädeln bricht in sich zusammen, Magnus stürzt in den Fluss und verschwindet sofort in den schäumenden Tiefen des Wasserfalls.

Das kann er nicht überlebt haben, geht es mir gerade noch durch den Kopf ...da taucht der Priester nur wenige Schritt weiter flussabwärts in den völlig ruhigen Wellen des Flusses wieder. Nein, ich verstehe nicht, wie ein Fluss in die Tiefe stürzen und wenige Schritt später wieder in der gleichen Höhe weiterfliessen kann, nein, ich verstehe nicht, wie keine zehn Schritt von einem Wasserfall die Oberfläche des Wassers ruhig sein kann wie der 'Bögen' bei Windstille, nein, ich verstehe nicht, wieso mein Freund von der Wucht dieser Wassermassen nicht völlig zerschmettert ist - ich will das jetzt auch gar nicht verstehen müssen, will nicht darüber nachdenken, ich laufe einfach nur flussabwärts und hole ihn bald ein. Ein wenig benommen versucht er an Land zu waten - wenigstens kann die Verletzung am Knöchel nicht ganz so schlimm gewesen sein: Für das, was der Priester da gerade mitgemacht hat, hält er sich recht wacker. Dennoch muss ich ihn stützen - was dem Sigmarianer offensichtlich nicht gerade gefällt. Der arme Kerl, heute muss er aber ziemlich einstecken! Als wir uns dann endlich der Stelle nähern, an der wir Myralin zurückgelassen hatten, kommt uns diese schon aufgeregt entgegen: „Habt ihr auch dieses fliegende dreiköpfige Monster gesehen ?“ - „Jaja ...aber kümmere du dich jetzt bitte erstmal um Magnus - den hat es ziemlich erwischt“.

Gemeinsam wuchten Myralin und ich Magnus erst einmal auf die Ladefläche unseres Karren - so durchnässt ist der Kerl noch schwerer! Aber er hat heute wirklich genug durchgemacht, also soll er sich jetzt erst einmal etwas ausruhen. Nun liegt er also rücklings auf der Ladefläche und starrt  zum fast wolkenlosen Himmel hinauf, Myralin sitzt gleich neben ihm und sorgt mit feuchten Umschlägen dafür, dass die üble Wunde an seinem Unterschenkel ebensowenig weiter anschwellen kann wie die Prellung an seiner Stirn von dem Zentaurenhuf oder die angeknackste Schulter, die ihm der Kopfstoss dieser Seeschlange beschert hat... Ich selbst begebe mich auf den Kutschbock und beschliesse, uns erst einmal zurück zur Strasse zu bringen. Je schneller wir diese verderbten Lande verlassen, desto besser. Da fällt mir auf, dass der Wald um uns herum eigentlich völlig normal aussieht. Etwas spärlich ist der Bewuchs zwar schon, aber von Moosen mit ungesunder Färbung ist hier nirgends eine Spur mehr - ganz anders also als auf unserem Hinweg. Das ist schon arg merkwürdig! Hat sich jetzt der Wald verändert, hat sich das Chaos vielleicht von hier fortbewegt, oder haben am Ende gar wir selbst uns verändert, so dass wir die Umgebung jetzt anders wahrnehmen als vorher. Sind wir also dem Chaos selbst so nahe gerückt, dass uns das alles jetzt ganz normal erscheint? Bei diesen Gedanken wird mir unwohl zu Mute, und ich gebe den Pferden ein paar leichte Schläge mit den Zügeln, um das Tempo noch etwas anzuziehen. Wenn wir nur schon wieder auf der halbwegs sicheren Strasse wären!

Und dann beginnt auf einmal die Erde zu beben. Ich sehe, wie vor uns der Weg förmlich einbricht und ziehe heftig die Zügel an, um die Pferde zum stehen zu bringen. Beide Tiere bäumen sich auf und drohen in Panik zu geraten, und ich habe alle Hände voll zu tun um beruhigend auf sie einzuwirken - was durch Myralins panisches Geschrei hinter mir nicht gerade einfacher wird. "Im Namen der Götter, jetzt halt die Klappe!“, brülle ich über meine Schulter und wende mich wieder den Pferden zu, und tatsächlich: Myralin verstummt. Das sollte ich mir merken! Doch während ich noch zufrieden über die Wirkung eines gepflegten Wutausbruchs sinniere, bemerke ich plötzlich, dass die Bäume links und rechts zusammenschrumpfen; sie werden kleiner und kleiner. Was ist denn hier los? Nein ...die Bäume schrumpfen ja gar nicht, wir schweben hier in die Höhe: wir alle, mit den Pferden und dem Wagen ...und dem Boden?! Wir stehen auf einer Erdscholle, die immer weiter den Wolken entgegenschwebt. Erst ein gutes Stück über den Baumwipfeln dort unten kommen wir ruckartig zum stehen. Allmählich verstehe ich Myralin: Ich muss mich sehr zusammennehmen, um nicht selbst in Panik zu verfallen! Wie sollen wir hier nur jemals wieder herunterkommen? Und schon geht hinter mir Myralins Gebrüll von neuem los. Gerade hatte ich die Pferde einigermassen beruhigt - naja, das wäre wohl zu viel gesagt: vielmehr scheinen sie sich im Augenblick noch in einer Art „Schreckensstarre“ zu befinden. „Magnus, könntest du Frau Doktor bitte, bitte zum Schweigen bringen!“ Ein trockenes Klatschen ist die Antwort, und endlich herrscht wieder Ruhe. „Danke, Magnus, vielen Dank ...eine Ärztin dabei zu haben, ist ja ganz nützlich. Aber immer dieses Gekreische, dass muss doch nun wirklich nicht sein!“ Dann sitze ich nur noch reglos auf dem Kutschbock und lasse Myralins bitterbösen Blick nach Kräften an mir abgleiten. „Sigurd, schnell weg hier!“, brüllt plötzlich aus Leibeskräften Magnus, der immer noch rücklings auf der Ladefläche liegt. Im gleichen Augenblick höre ich über uns ein deutliches „Flapp-Flapp-Flapp“ und sehe, wie sich ein grosser Schatten über uns legt. Als ich kurz hinaufblicke, sehe ich, wie dieses dreiköpfige Flugungeheuer über uns hinweggleitet. „Nur zu gerne, Magnus, aber vielleicht möchtest du dich einmal umsehen?“ Das Knarren der Ladefläche und ein schmerzerfülltes Stöhnen verraten mir, dass Magnus sich auf einen Ellenbogen gestützt haben muss. Und dann höre ich ihn nur noch sagen: „Oh weia.“

Zum Glück schenkt uns dieser geflügelter Begleiter keine weitere Beachtung und schwebt einfach in Richtung Westen davon. Uns bleibt wohl erstmal nichts weiter als abzuwarten. Das sieht auch ein ziemlich konsternierter Magnus so: „Erst ein schwebendes Ei und dann noch eine fliegende Erdscholle ...bei den Göttern, ich weiss beim besten Willen nicht, wie wir... oh, sieh mal dort!“. Ich blicke in die von Magnus bezeichnete Richtung und sehe, wie sich im Süden eine weitere Erdscholle erhebt ...und dort im Osten, jenseits des Flusses, steigt jetzt noch eine dritte Erdscholle auf. Plötzlich zuckte der 'Boden' erneut und ähnlich merkwürdig, und wir setzen uns wieder in Bewegung - dieses Mal seitwärts. Es geht Richtung Osten, und kurz darauf erkennen wir, dass sich auch die beiden anderen Schollen in Bewegung gesetzt haben. „Aha ...eine Art Bäumlein-Wechsel-Dich-Spiel“ stellt Magnus erstaunlich sachlich fest. Und tatsächlich: wir bewegen uns exakt dem Punkt östlich des Jetzins zu, an dem diese dritte Erdscholle aufgestiegen ist, während die beiden anderen Schollen sich entsprechend verhalten. In luftiger Höhe überqueren wir den Fluss (schon wieder!), und dort, weit unter uns, sehe ich sogar, wie sich eine Seeschlange durch die Fluten bewegt ...und es ist tatsächlich auch noch das Exemplar von vorhin: Zwischen den grossen Augen der Kreatur ist deutlich der Schaft eines abgebrochenen Pfeils zu erkennen. Aber vielleicht war es gar keine so gute Idee von mir, mich so genau umzuschauen. „Ich glaub mir wird gleich schwindelig“, stosse ich noch hervor, und es ist nur Ranald zu verdanken, dass diese Dunkelheit, die sich plötzlich vor meine Augen legt, im gleichen Augenblick wieder verschwindet, da ich nur sturheil geradeaus über die Landschaft hinwegstarre und tief, tief durchatme. Und dann beginnen wir zu sinken und tauchen kurz darauf in ein ganzes Meer von Baumwipfeln ein. Wenig später setzen wir auf fast ohne Ruck auf dem Grund auf. Die Scholle hat sich offenbar genau in die Grube abgesenkt, aus der ihr Gegenstück aufgestiegen ist. Kaum stehen wir wieder auf ebener Erde, lasse ich rasch die Zügel schiessen: Nach einen weiteren Luftfahrt dieser (oder auch jeder anderen!) Art steht mir keineswegs der Sinn.

Der Rückweg zur Strasse ist uns jetzt natürlich verbaut, denn über diese knöcherne Brücke, die jetzt etwa ein bis zwei Meilen nördlich von uns liegt, werden wir unseren breiten Handelskarren niemals bugsieren können: dafür ist die viel zu schmal ...und wohl auch nicht stabil genug. Aber Magnus und ich - nach der kräftigen Ohrfeige, die ihr der Priester versetzt hat, ist Myralin offensichtlich nicht gewillt, auch nur ein einziges Wort mit uns zu sprechen... na ja, Stille ist ja auch mal schön! - stimmen darüber überein, dass uns dieser sonderbare Zwischenfall eigentlich sogar ganz gelegen kommt, denn der Steinkreis, nach dem wir suchen, soll sich nach Auskunft des weisen Ents ja ohnehin ein Stück weit südlich des verderbten Landes auf dieser, der östlichen, Seite des Flusses Jetzin befinden. So brechen wir Richtung Süden auf - in der Hoffnung diesen unsäglichen Landstrich endlich hinter uns lassen zu können.

Nach etwa einer halben Stunde verlassen wir den Wald und erreichen eine grosse Ebene: eine schier endlose Grasfläche, unterbrochen nur von einzelnen, hoch aufragenden Findlingen. Und dahinter liegt, ich wage meinen Augen kaum zu trauen, eine Art Wald aus glitzernden, übermannshohen Kristallen, der sich von den weit entfernten Bergen im Osten bis hin zum Ufer des Jetzin erstreckt. Immer wieder blitzt es zwischen baumhohen Kristallen, die in allen erdenklichen Farben leuchten, gleissend hell auf. Auf der anderen Seite des Flusses zieht sich statt dieser Kristalle eine gewaltige Eisfläche bis zu den Bergen im Westen hin: ein atemberaubend schöner Anblick, der sich uns da bietet. Ich erinnere mich - was ich den anderen sogleich erzähle - an Geschichten, die mir der Zwerg Guntram aus Middenheim einmal erzählt hat, wonach weise Zwergenmagier in gewaltigen unterirdischen Höhlen Kristalle zum Wachsen gebracht haben sollen, und daraus seien dann die prachtvollsten Paläste errichtet worden. Magnus hingegen weiss zu berichten, dass es ziemlich gefährlich sein soll, mit solchen Kristallen unter freiem Himmel zu experimentieren: Das Licht der Sonne selbst könne durch die Kristalle so gebündelt und konzentriert werden, dass man, wird man von den Strahlen getroffen, auf der Stelle in Flammen aufgeht ...oder gegrillt wird. Dass ich in diesem Augenblick schon wieder Hunger bekomme, erzähle ich den anderen lieber nicht...

Vorsichtig lenke ich den Wagen etwas näher, und nun bemerke ich, dass man einigen der Kristalle beim Wachsen förmlich zusehen kann. Andere wiederum stürzen unter glockenhellem Klirren in sich zusammen und bilden dabei kleine Ableger, die sich dann von neuem in die Höhe recken. Dazwischen sieht man immer wieder scharfe Lichtblitze, denn noch steht die Sonne relativ hoch am Nachmittagshimmel. Diesen Kristallwald zu umgehen, ist uns wohl kaum möglich: Der Jetzin hat hier natürlich keine Furt (warum sind die eigentlich auch nie da, wo man sie braucht?), und selbst wenn wir den Fluss würden überqueren können, bezweifle ich doch, dass wir dieses Eisfeld auf der anderen Seite leichter hinter uns würden bringen können. Und so beschliessen wir - das heisst: Magnus und ich, denn Myralin sagt immer noch kein Wort. An sich ja nett, aber langsam könnte sie ja auch mal wieder etwas beitragen! -, dieses Gebiet erst nach Einbruch der Dunkelheit zu durchqueren ...in der Hoffnung, das dieser Kristallwald sich nicht weiter erstreckt, als wir in der relativ kurzen Sommernacht vorankommen können. Wir legen also in sicherer Entfernung noch eine kurze Rast ein, und nachdem die Sonne langsam hinter den westlichen Bergen verschwindet und die letzten vereinzelten Lichtblitze durch den Kristallwald zucken, mache ich es mir hinten auf unserem Karren gemütlich, da Magnus sich nach kurzer Absprache mit der Ärztin netterweise bereit erklärt hat, zusammen mit ihr die erste Wegstrecke zu übernehmen.

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #34 am: 18.01.2008 | 01:09 »
Wellentag, der 5. Vorgeheim

Als Myralin mich weckt, ist es geradezu widernatürlich schwarz vor meinen Augen: „Bin ich erblindet?“, entfährt es mir. „Nein Sigurd, mit Deinen Augen ist sicherlich alles in Ordnung", versucht mich Myralin zu beruhigen. "Ich selber sehe auch nichts - nicht einmal die Fackel, die ich hier in der Hand halte.“ Ja, die Hitze der Flammen  spüre ich auch, nur kann ich immer noch nicht das Geringste sehen. Was für ein dämonisches Werk ist das nun wieder? Dennoch bewegt sich der Wagen! Es ist geradezu wundersam, wie die Pferde allen  unsichtbaren Hindernissen ausweichen - natürlich kommen wir dennoch nur langsam voran. Plötzlich ist über uns ein lautstarkes Schwirren zu vernehmen: das Schlagen zahlloser ledriger Flügel gleichzeitig. Und kurz darauf höre ich Magnus auf dem Kutschbock laut fluchen. "Fledermäuse!", bellt er, Myralin schreit spitz auf, und schon krallt sich irgendetwas in meine Haare. Schon wieder kann ich Myralin fast verstehen - aber diese Gekreische ist ja schlimmer als dieses ledrige Flügelklatschen! Es gelingt mir zwar, den Angreifer wegzuschlagen - gar nicht so gross, diese Viecher! -, doch das immer lauter werdende Schwirren lässt nichts Gutes vermuten. Das müssen hunderte sein, oder gar tausende! „Die Plane!“, höre ich Myralin rufen, und sofort ist mir klar, was sie damit meint. Gute Idee! Immer noch blind, taste mich langsam vor... und habe Glück! Schon nach wenigen Sekunden habe ich die Wagenplane ertastet und gemeinsam mit Magnus, der vom Kutschbock rücklings einen Satz auf die Ladefläche des Wagens gemacht hat, gelingt es, die Plane über uns und die Ladefläche auszubreiten. Leider sind wir jetzt natürlich vollständig zum Stehen gekommen, da auch die Pferde mit diesen unsichtbaren Angreifern zu kämpfen haben: Das laute, panische Wiehern kann man kaum überhören. Fehlt nur noch, dass die gleich vor Angst losrennen und Wagen Wagen sein lassen! „Kommst Du irgendwie an die Zügel, Myralin ?“ höre ich Magnus rufen, der immer noch damit beschäftigt ist die Plane an der anderen Seite des Karren festzuzurren. Myralin verneint - die Zügel seien fort, erklärt sie, greift sich dann jedoch kurzerhand irgendeine Stange oder ein Schwert - ich kann es ja nicht sehen, was genau sie da eigentlich tut! -, um die Pferde damit anzutreiben. Wir müssen Ranald danken, dass ihr das tatsächlich auch gelingt, und kurze Zeit später rasen wir mit unserem Karren davon. Oh ja, wir rasen! Was immer Myralin da gerade mit den Pferden macht, sie sollte jetzt bloss nicht damit aufhören! Aber was um alles in der Welt macht sie denn nun?! “Oh Sigmar, leite uns den Weg aus dieser Dunkelheit“, höre ich Magnus gerade beten, da krallt sich auf einmal schmerzhaft irgendetwas tief in meine Wange; ich höre ein widerliches Reissen und spüre ein Brennen, als hätte mir jemand ein glühendes Eisen... nein, Sigurd, gar nicht daran denken! Eines dieser Viecher - deutlich grösser als das letzte! - hat es offenbar bis unter die Plane geschafft. Es gelingt mir zwar, das Tier wegzureissen, mit einem heftigen Hieb gegen den Wagenrand zu schmettern und dann irgendwie 'über Bord' zu schleudern, aber ich spüre auch, wie mir jetzt warmes Blut über die Wange, den Hals entlang und bis unter meine Kleidung rinnt. Fast werde ich bewusstlos, während ich versuche, die heftige Blutung irgendwie mit blosser Hand zum Stillstand zu bringen. Jetzt nach Myralin zu rufen, wäre wohl nicht ganz das Richtige ...

Irgendwann, ich kann nicht sagen, wie lange es gedauert hat, haben wir diesen Fledermausschwarm wohl hinter uns gelassen, und die Fahrt wird etwas ruhiger. Was auch immer Myralin mit den Pferden gemacht hat, es ist ihr tatsächlich gelungen, deren Angst dazu zu nutzen, unsere Fahrt in einer Art und Weise anzutreiben, die weder Magnus noch ich ihr jemals zugetraut hätten - und auch niemals selbst versucht! Das war ja schierer Wahnsinn! Aber ich verkneife mir, Myralin meine diesbezügliche Meinung mitzuteilen - und ausserdem hat es ja tatsächlich geklappt! Ranald sei Dank dafür! Durch den schmalen Spalt unter der Plane können wir jetzt die ersten Strahlen der Morgensonne erahnen. Und jetzt - zweifellos haben wir den Kristallwald tatsächlich hinter uns gelassen - zeigt sich eine weitere Schwachstelle der Myralin-Strategie: ohne die Zügel, die hinter den Pferden auf dem Boden schleifen, schafft sie es nicht, die Tiere tatsächlich zum Stehen zu bringen! Doch dann höre ich, wie Magnus auf die beiden anderen Pferde, die immer noch hinten am Karren angebunden sind, immer weiter einredet... und tatsächlich: irgendwie gelingt es diesen klugen Tieren, die Fahrt zu verlangsamen. Letztendlich bringen sie den Wagen sogar zum Stehen.

Magnus, dem es sichtlich besser geht, löst die Plane über uns, und friedliches Vogelgezwitscher begrüsst uns. Unser Karren befindet sich auf einem befestigten Weg, der, wie mein Kompass mir verrät, geradewegs Richtung Süden führt. Myralin versorgt erst einmal die Wunde an meiner Wange mit einer Tinktur, die zwar fürchterlich brennt, aber immerhin die Blutung stillt. Über den Bergen im Osten steigt die Sonne langsam höher, und wir beschliessen, einen geeigneten Lagerplatz zu suchen. Nun übernehme ich wieder die Zügel, und nach nur wenigen Meilen finden wir eine schöne Stelle unter einer alten Eiche. Myralin und Magnus legen sich erst einmal hin - kein Wunder, die beiden müssen ja todmüde sein, schliesslich haben sie ja letzte Nacht im Gegensatz zu mir kein Auge zugetan -, und ich übernehme die Wache. Rücklings an den mächtigen Baum gelehnt, mache ich es mir gemütlich und stopfe mir erstmal ein leckeres Pfeifchen, erleichtert darüber, die verderbten Lande jetzt endlich hinter uns gelassen zu haben.

Nach etwa vier Stunden entzünde ich ein kleines Feuerchen und mache mich daran, in der Pfanne unser Frühstück - Eier mit Brot und Speck - zu braten. Daraufhin brauche ich Myralin und Magnus gar nicht mehr zu wecken: Der leckere Essensduft erledigt das ganz von allein. - „Man, hab' ich einen Kohldampf“, begrüsst mich der Sigmar-Priester und wirft mir einen dankbaren Blick zu. Nach dem Frühstück versorgt Myralin erneut meine Wunde, die, wie sie sagt „ganz gut aussieht und sicher bald verheilt sein wird“. Die Beiden ermuntern mich dazu, es mir für die weitere Fahrt erst einmal wieder hinten auf dem Wagen gemütlich zu machen - was ich dankbar annehme, denn ein paar Stündchen Schlaf werden mir jetzt sicher auch ganz gut tun.

Es ist später Vormittag, als ich wieder erwache, und nun fühle ich mich doch recht ausgeruht. Frohen Mutes übernehme ich wieder die Zügel des Wagens - von Myralin; Magnus ist in der Zwischenzeit auf sein Pferd umgestiegen. Unser Weg ist recht gut befestigt, wir durchqueren einen friedlichen Laubwald, und die bei fast wolkenlosem Himmel fallen die Strahlen der Sonne klar und hell durch das Blätterdach und weisen uns den Weg.

Nach einer leichten Wegbiegung bietet sich uns dann ein völlig unerwartetes Bild: Links des Weges sitzt, auf einer dünnen Steinplatte, die wie eine Schaukel von zwei festen Seilen gehalten an einem Ast herabhängt, ein völlig weisshaariger Greis mit langem Spitzbart, dessen Ende er mit einer grünen Schleife geschmückt hat. Er trägt einen langen hellgrauen Umhang und einen merkwürdigen Spitzhut, unter dem er uns unentwegt anlächelt, als wir näher an ihn herankommen. Der Begriff „komischer Kauz“ trifft diese Erscheinung wohl am besten. Ich bringe unseren Wagen zum stehen und Magnus begrüsst den Alten freundlich: „Darf ich bekannt machen: die Ärztin Myralin, Meister Sigurd Silberzunge und mein Name ist Magnus von Moosfels“ - „Angenehm, Sertan ist der Name“, antwortet der Greis mit einer dünnen Fistelstimme. „Werter Herr, könnt Ihr uns vielleicht sagen, welches Datum wir heute haben ?“ frage ich den Alten, denn es interessiert mich nun doch, wie viele Tage wir wirklich in den verderbten Landen verbracht haben. - „Nun ...sind vor der Welt nicht alle Tage gleich ?“ lautet die wenig befriedigende Antwort. „Guter Mann...“, meldet sich Magnus ein wenig ungeduldig zu Wort, „...da habt ihr wohl recht. Aber nun zu etwas Anderem: Hier muss sich irgendwo ein alter Steinkreis befinden, den wir suchen. Könnt Ihr uns vielleicht eine Wegbeschreibung dorthin geben?“ - „Wer nicht mit den Bäumen sprechen kann, wird andere fragen müssen“, lautet die Antwort. „Nun...“, versucht es Magnus erneut, „Das tun wir ja gerade, in dem wir Euch fragen.“ Der alte Mann kichert nur kurz in seinen Bart. „Nun ?“ - Magnus wird langsam sichtlich unwirsch. - „Ich selbst werde euch nicht helfen können, Diener des Sigmar, aber andere vielleicht, andere Bewohner des Waldes.“ „Wo können wir diese anderen Bewohner des Waldes denn finden? Gibt es hier irgendwo ein Dorf oder dergleichen? Und wenn ja, dann wo ?“ versucht jetzt Myralin, dem seltsamen Kerl irgendetwas zu entlocken, was uns weiterhielfen könnte. „Wer freigiebig ist, der wird auch Antworten erhalten“ entgegnet der Alte leicht spitzbübisch. Ich bitte Myralin kurz um ein kleines Stück Schinken aus unseren Vorräten, steige den Kutschbock herab und reiche es mit einer kleinen Verbeugung dem Alten. Fast gierig greift Sertan danach und betrachtet das Fleischstück mit einem entzückten Gesichtsausdruck. - „Nun, ich hoffe diese kleine Gabe mundet Euch - aber wir haben leider nicht ewig Zeit. Darum: könnt Ihr uns vielleicht jetzt einen kleinen Hinweis geben, wo vielleicht eine Siedlung zu finden wäre ?“ - „Auch die Libelle steht still, bis sie sich bewegt.“ - „Ja vielen Dank auch für diese Auskunft." - Magnus steht erkennbar kurz davor, die Beherrschung zu verlieren, und irgendwie erinnert er mich in diesem Moment geradezu erschreckend an meinen alten Gefährten Wolfgang. Also versuche ich es noch einmal: "Das hilft uns aber auch nicht weiter, ich sehe hier nämlich nirgendwo irgendwelche Libellen, denen wir hinterherfliegen könnten..." - was mir nur recht ist, vom 'Fliegen' habe ich nämlich erst einmal für lange Zeit genug! - "...um eine Siedlung zu finden...“ Fast unhörbar flüstert Magnus mir zu: „Er tut nichts, Sigurd ...nicht einmal uns einen Gefallen“.„Die Nussschale eurer Probleme birgt die Lösung eurer Probleme in sich", erklärt Sertan nun huldvoll. „Dieser Diener des Taal bringt uns nicht weiter, Sigurd! Lass uns weiterfahren.“ Ich bin mir zwar nicht sicher ob der Alte wirklich ein Diener des Naturgottes ist - ein Priester ist er zumindest nicht, das sieht man an seiner Kleidung! -, aber davon abgesehen hat Magnus Recht. Aus dem rätselhaften Gerede des Alten werde auch ich nicht schlau - falls es denn überhaupt einen Sinn ergeben sollte, vielleicht ist dieser alte Mann auch einfach nur völlig verrückt. So besteige ich - zugegeben etwas konsterniert - den Kutschbock und wir setzen unsere Reise fort.

So setzen wir unsere Reise durch den Wald mit seinen hohen, schlanken Laubbäumen weiter fort; das Blätterdach ist hier dichter, so dass wir weitgehend von der heissen Mittagssonne geschützt sind. Die Sommer hier in den Ländern der Grenzfürsten scheinen doch etwas wärmer zu sein als etwa in Middenheim - wir sind ja hier auch ein ganzes Stück weiter im Süden. „Halt!“, schallt es uns plötzlich entgegen, mehrere Pfeile bohren sich unmittelbar vor uns tief in den Waldboden, und wie aus dem Nichts taucht eine hochgewachsene, schlanke Gestalt vor uns auf. Den Arm erhoben, um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, erklärt er: „Ihr seid umstellt.“ Ich ziehe die Zügel an, und auch Magnus bringt sein Pferd zum stehen. Der Elf, denn um einen Vertreter dieses Volkes handelt es sich bei ihm zweifellos - schon sein musischer Akzent verrät es eindeutig -, schlägt die Kapuze zurück und enthüllt ein strenges aber weises, recht alten Gesicht. Seine fast schlohweissen Haare fallen ihm bis weit über die Schultern hinab. Sein Alter wage ich nicht zu schätzen, Magnus vermutet mir gegenüber später, dass dieser Herr mindestens zweihundert, wenn nicht gar dreihundert Jahre alt ist.

„Mein Name ist Aeskúrion, und ich frage Euch: Was führt Euch in das Gebiet der Sidhe Fascoluinne?“ Nach diesem doch recht eindrucksvollen Auftritt bin ich der Erste, der seine Sprache wiederfindet: „ Dies sind die Ärztin Myralin aus dem Sölland und der Sigmarit Magnus von Moosfels aus Kemperbad, und mein Name ist Sigurd Silberzunge und ich stamme aus Middenheim. Wir sind Reisende auf dem Weg nach Tiléa“. - „Warum benutzt Ihr dann nicht die grosse Strasse jenseits des Jetzin?“ „Nun“, erwidere ich, „Wir gingen da gewissen Hinweisen nach...“, und als ich etwas zögere, springt Magnus für mich ein: „...die uns in das verderbte Land führten - übrigens auf Anraten einer Angehörigen Eures Volkes hin: Raslani Abendstern?“ Doch der Elf schweigt und hebt nur die weissen Augenbrauen; der Name unserer ehemaligen Weggefährtin scheint ihm gänzlich unbekannt, und Magnus fährt fort: “Nun, wir gelangten auf Geheiss jener Elfin in eine Höhle diesseits des Jetzin, wo wir DAS hier fanden“, streckt ihm Magnus den kunstvoll gearbeiteten Silberpfeil des toten Elfen entgegen, steigt dann - nachdem der alte Elf ihm mit einem kurzen Nicken erklärt hatte, er könne dies gefahrlos tun - mit langsamen Bewegungen von seinem Pferd und überreicht ihm den Anhänger. „Dann ist die Geschichte um Toral also wahr...", setzt Aeskúrion betrübt an und ringt sichtlich um Beherrschung. "Erzählt mir bitte mehr“, fordert er uns dann nachdenklich auf. Und so berichten Magnus und ich von unserem kleinen Abenteuer in der Höhle. Als wir berichten, wie wir den Leichnam des Elfen fanden, von dem wir nun wissen, dass er 'Toral' hiess, schiebe ich meinen Umhang ein wenig zur Seite, so dass das elfische Kettenhemd sichtbar wird, und sage: „Ich nehme an, Ihr wollt dann gewiss auch dies hier zurückhaben...“. Doch Aeskúrion lächelt freundlich und entgegnet mir mit ruhiger Stimme: „Ihr habt Euch Torals angenommen und ihm in Würde die letzte Ruhe gegeben. Darum behaltet es ruhig - es wäre auch in seinem Sinne. Aber dies ist nicht der richtige Ort für wahre, tiefe Gespräche! Wenn Ihr mögt, so kommt doch mit uns und fühlt Euch bitte als unsere Gäste.“ Aeskúrion hebt noch einmal kurz die Hand und wie aus dem Nichts treten mit gesenkten Waffen etwa zwanzig Bogenschützen hinter den Bäumen hervor.

Die Elfen führen uns noch ein Stück weiter den Weg entlang, ehe sie auf einen abgehenden Pfad abbiegen, der geradewegs in Richtung der östlichen Berge verläuft. Der 'Eingang' zu diesem Pfad ist hinter dicht herabhängenden Zweigen und wuchernden Büschen so perfekt verborgen, dass wir ihn alleine sicherlich niemals entdeckt hätten. Bald erreichen wir eine grosse, nahezu kreisrunde Lichtung, in deren Zentrum sich eine gewaltige Esche erhebt. Um diesen Baum herum sind kleine, aber sehr kunstvoll verzierte Hütten verteilt -, 'das Heim der Waldelfen von Sidhe Fascoluinne', wie Aeskúrion  mit nicht wenig Stolz in der Stimme erklärt. Unterhalb des riesigen Baumes backen auf heissen Steinen einige fleissige Waldbewohnerinnen frisches Brot, und leckeres Wildbret duftet uns entgegen. „Ihr seid gewiss hungrig - nehmt doch bitte Platz“, lädt uns der alte Anführer der Elfen ein.

„Aeskúrion...“, wendet sich Magnus an unseren Gastgeber, als wir gerade im Begriff sind, uns niederzulassen. „Könntet Ihr uns vielleicht sagen, welcher Tag heute ist ?“ - „Das würde ich wohl gerne tun, aber wir Elfen zählen die Tage auf eine andere Weise als Ihr Menschen, deshalb kann ich Euch auf Eure Frage leider keine Antwort geben. Aber seit einigen Tagen weilt ein Gast unter uns: Eine junge Frau von Menschenart. Sie stammt sogar aus demselben Land wie ihr und wird Euch deshalb gewiss sagen können...“
„SIGURD?!“, höre ich plötzlich hinter mir.

Fortsetzung folgt!

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #35 am: 12.02.2008 | 23:57 »
Noch Wellentag der 5. Vorgeheim 

Ich wende mich um und traue meinen Augen kaum. Am Ende der Lichtung ist aus einer der Elfen-Behausungen gerade Monalon  getreten, meine alte Reisegefährtin, und nun blickt sie fassungslos zu mir hinüber. Dann läuft sie auf mich zu, und auch ich kann mich kaum noch beherrschen: Die Totgeglaubte steht plötzlich vor mir! Erst als ich sie zur Begrüssung in den Arm schliesse, begreife ich recht, dass all dies wirklich keine Einbildung sein kann. Monalon lebt tatsächlich noch! Dabei habe ich doch damals auf dem Richtplatz in Kemperbad mit eigenen Augen gesehen, wie das Fallbeil niedersauste, und noch heute höre ich den dumpfen Laut, mit dem ihr abgeschlagener Kopf in den Strohkorb fiel. Zwar werde ich nach wie vor das Gefühl nicht los, das Herabsausen des Beils zweimal gehört zu haben, aber das ist ja völlig unmöglich - natürlich habe ich das damals auf meinen eigenen Zustand zurückgeführt. Schliesslich war ich damals halb bewusstlos gewesen - nur wenige Minuten zuvor hatte man mir ja das Brandeisen auf die Stirn gedrückt.

„Wie kommst Du denn hierher, Sigurd?“ fragt sie mich schliesslich, und ich habe das Gefühl, genau das hätten jetzt eigentlich meine Worte sein müssen. „Ich bin verbannt worden, Monalon. Erinnerst Du Dich nicht ?“ „Ja sicher,“, gibt die kleine Magierin zurück, „aber wir hatten Euch schon viel weiter im Süden vermutet. Wir sind schliesslich mehr als eine Woche später aufgebrochen.“ „Wir?“, frage ich sie verdutzt. Aber ehe sie mir eine Antwort geben kann, gesellt sich eine weitere wohlvertraute Gestalt zu uns. Es ist zwar nicht Wolfgang - und selbst das hätte mich jetzt nicht mehr sonderlich gewundert -, sondern dessen Mutter, die Verena-Priesterin Ursula Kern, die mich nun wissend anlächelt. Vor dieser Frau kann man wahrlich nur grössten Respekt haben, nicht nur aufgrund ihrer hohen Position im Orden der Göttin für Wissen, Weisheit und Gerechtigkeit, nein, in meinen Augen gebührt ihr auch immenser Respekt dafür, einen Menschen wie Wolfgang grossgezogen zu haben - und dennoch einigermassen normal geblieben zu sein. Oder verwechsle ich hier Ursache und Wirkung? Ich glaube, ob dieser neuesten Entwicklungen kann ich irgendwie nicht mehr klar denken.

In dem nun folgenden, ausgiebigen Gespräch mit Monalon, der nach wie vor resoluten Mutter Ursula, die, sobald es etwas gibt, worüber es nachzudenken lohnt, sofort unruhig vor uns auf und ab geht - trotz unserer Versuche, ein wenig Licht in diese Angelegenheit zu bringen, belustigt mich dieser Anblick doch immer wieder -, und Magnus, der sich mittlerweile zu uns gesellt hat, erfahren wir zunächst einmal das wirkliche Datum des heutigen Tages, denn in Wahrheit ist heute...

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #36 am: 12.02.2008 | 23:58 »
Festtag, der 12. Vorgeheim

Ganze sieben Tage mehr sind also vergangen als nach meiner eigenen Zählung. Vermutet hatten wir so etwas in der Art ja schon, aber gleich sieben Tage? Natürlich berichten Magnus und ich nun von unseren jüngsten Reiseerlebnissen im verderbten Land, die unsere späte Ankunft hier ja auch durchaus erklären, und zudem erzähle ich Monalon von unserer Suche nach diesem magischen Stein, die jetzt ja offenbar schon wochenlang andauert.

„Warum bist Du eigentlich nicht tot?“, stelle ich Monalon endlich die Frage, die mir jetzt schon minutenlang auf den Nägeln brennt. Noch während mir auffällt, dass diese Frage nicht gerade sonderlich freundlich klingt, kündigt sich ein noch deutlich grösseres Problem an: Auch bei Magnus scheint die Erinnerung zurückzukehren: „Richtig! Ihr seid doch diese Magierin, die gemeinsam mit Sigurd und diesem wahnsinnigen Professor verurteilt und vor meinen eigenen Augen hingerichtet wurde! Hier war doch nicht etwa üble Hexerei am Werke?“. Doch Mutter Ursula blickt Magnus finster an: „Nein! Dass Ihr derartiges überhaupt wähnen könnt! Ihr habt den Prozess nicht miterlebt. Es gab mehr als nur berechtigte Zweifel an der Rechtmässigkeit des Urteils - Zweifel, die bis in die höchsten Ebenen des Tempels auch unserer Herrin laut wurden, möchte ich doch anmerken! Bei meinem Sohn konnte das Urteil noch ausgesetzt und letztendlich sogar umgewandelt werden, bei Monalon hingegen…“ - „Wolfgang lebt??“, fahre ich dazwischen.  „Ja, das wohl. Nun sitzt er natürlich im Hochsicherheitstrakt des Magiergefängnisses von Altdorf, und so habe selbst ich leider nicht sonderlich häufig die Gelegenheit, meinen Sohn zu sehen.“

Das muss sich jetzt alles erstmal bei mir setzen. Nicht nur Monalon, die hier leibhaftig vor mir steht, sondern auch Wolfgang lebt noch! „Ich brauche dringend einen Schluck...“ - „Hier mein Junge“, fällt mir Mutter Ursula schon uns Wort und zaubert aus den Falten ihres weissen Gewandes eine flache Metallflasche hervor - ein beachtlich kräftiger Kräuterschnaps, wie ich kurz darauf bemerke, nachdem ich einen ersten tiefen Zug getan habe.

„Warum seid Ihr denn nun eigentlich zusammen mit Fräulein Monalon hier, verehrte Mutter Oberin“, möchte Magnus noch von Mutter Ursula wissen. "Wenn ich mich recht entsinne, hat doch Euer Herr Sohn diese Zauberin hier im Verlaufe dieses Prozesses doch ziemlich belastet, nicht wahr!?“ Ganz unberechtigt erscheint auch mir diese Frage nicht: Ich erinnere mich selbst noch zu gut, wie die beiden sich damals im Prozess regelrecht angegiftet hatten. Doch die Dienerin Verenas erklärt sonderbar geheimnisvoll, nicht alles sei so gewesen, wie es nach Aussen hin den Anschein gehabt habe. Letztendlich habe Wolfgang bei Monalons Rettung sogar eine wichtige Rolle gespielt. Als Monalon jetzt heftig gegen diese Darstellung der Ereignisse protestieren will, weist Mutter Ursula sie rasch in ihre Schranken zurück: „Überschätz Dich nicht, Mädchen! Vieles von dem, was sich damals ereignet hat, hast du überhaupt nicht mitbekommen.“

Aeskúrion kommt jetzt zu uns und lädt uns ein, doch bitte Platz zu nehmen - das Essen sei angerichtet. Es wird sehr wohlschmeckender Rehbraten serviert, gereicht mit frisch gebackenem Brot. Hoffentlich macht mein Magen das mit. Sehr schmackhaft ist auch der Wein - erstaunlich hell und doch vollmundig. Zu meinem grossen Erstaunen erklärt mir eines der freundlichen Elfenmädchen, die sorgsam darauf achten, dass mein Kelch nie leer wird, dieser Wein werde aus Birkenblättern gewonnen. Meinen Zwergenfreunden  sollte ich davon wohl nicht erzählen, das würde sie nur zu dummen Witzen anspornen, aber dieser Trank ist wirklich gut!

Und schon kündigt sich neue Zwietracht an: Monalon hat an Magnus Seite 'ihr' altes Schwert erspäht: „Die Waffe, die ihr dort tragt, gehört im übrigen mir", merkt sie an, doch Magnus erwidert nur, dieses Schwert sei nun in guten Händen, und er sei wahrlich nicht gewillt, es wieder herzugeben. „Das ist 'Barrakul’?“, fragt Mutter Ursula mit erstaunter Miene nach. „Den Namen dieses Schwertes kenne ich nicht, aber das ist zweifellos das Schwert des Sigmar-Templers von Kesselrink. Ich habe es damals in der Gruft des Sigmar-Tempels von Wittgendorf gefunden und Monalon überlassen, schliesslich führe ich ja bereits eine Waffe, die mir schon oft gute Dienste geleistet hat.“ Doch meine Erklärung scheint Mutter Ursula nicht auszureichen, also hole dann etwas weiter aus: „Nach den ... öhm ...Vorfällen von Kemperbad, und als Magnus und ich schon auf dem Weg nach Süden waren, hatte ich Magnus davon erzählt und auch davon, das mir in diesem Tempel dort in Wittgendorf Sigmar persönlich erschienen ist. Das hat ihn so neugierig gemacht, dass wir tatsächlich noch einmal nach Kemperbad zurückgekehrt sind.  Dann haben wir das Schwert bei der Stadtwache ausgelöst - schliesslich galt Monalon, die 'rechtmässige Besitzerin' dieser Waffe ja als tot, und so konnte Magnus die Wachen recht schnell davon überzeugen, es sei auch ganz in ihrem eigenen Sinne, diese Waffe abzugeben - nicht zuletzt dank der tatkräftigen Fürsprache durch Vater Tolan, den wir damals ja auch mal ein Stück auf der Beribeli mitnahmen. Ihr werdet ihn kennen, Mutter Ursula: der Hohepriester des Sigmartempels von Kemperbad - und damit irgendwie auch Magnus Vorgesetzter. Wie dem auch sei, Vater Tolan hat also erklärt, die Waffe stamme zweifellos von einem Templer Sigmars, und ich sei ja nun persönlich durch den obersten Herren gesegnet, also stehe diese Waffe ohne Zweifel mir zu. Und ich habe mir dann kürzlich erlaubt, es Magnus zu übereignen, denn ich selbst brauche es ja aus bekannten Gründen nicht, und Du, Monalon, warst ja schliesslich tot ...glaubte ich zumindest.“ Danaufhin blickt die Magierin Magnus und mich einmal kurz finster an, weiss aber dann auch nichts mehr zu entgegnen. Und irgendwie erscheint es mir ja auch tatsächlich nicht ganz unpassend, das Schwert wieder in Händen eines Templers des Sigmar zu sehen.

Dann wende ich mich Aeskúrion zu, unserem Gastgeber, und stelle ihm zahllose Fragen über die verderbten Lande. So erfahre ich, dass dieser Landstrich seit mehr als einhundert Jahren diesen unschönen Beinamen trägt, und dass der Fluch, der über diesem Land liegt, sich anscheinend immer weiter ausbreitet. „Bald werden deshalb wohl auch wir diese Gefilde verlassen und uns eine neue Heimat suchen müssen“, so der Anführer der Elfen. "Und das alles wurde noch verschlimmert durch diese Experimente mit magischen Steinen. Diese unvernünftigen Zwerge!“ Schon droht wieder ein Streit zu entflammen: Magnus springt auf und nimmt gegenüber unserem Gastgeber die Zwerge in Schutz, die ja schliesslich, ganz im Gegensatz zu den Elfen, den Menschen und der Sache Sigmars immer zur Seite gestanden hätten! Soviel Taktlosigkeit hätte ich einem Templer überhaupt nicht zugetraut - auch wenn ich eigentlich natürlich ganz seiner Meinung bin, aber ist das hier wirklich der richtige Ort dafür? Nun, offensichtlich liegen auch bei meinem Reisegefährten angesichts der jüngsten Ereignisse die Nerven blank. Und ganz, wie man es über die Elfen immer wieder hört, bleibt Aeskúrion im Laufe des nun folgenden Streitgespräches zwar äusserlich  erstaunlich ruhig, aber ich meine doch wahrzunehmen, dass in seinem Blick immer wieder Zorn aufblitzt. So geht die Debatte hin und her und der gemütliche Abend, auf den ich mich nach den letzten entbehrungsreichen und anstrengenden Tagen eigentlich eingestellt hatte, scheint mir doch nicht mehr vergönnt zu sein...

Schliessich mische ich mich doch ein - in der Hoffnung die Wogen vielleicht ein wenig glätten zu können. Ein: „Meister Aeskúrion, hört mich bitte an“, reicht tatsächlich aus, um die ganze Aufmerksamkeit des Elfen zu erringen. „Im vergangenen Frühjahr war ich mit meiner Reisegefährtin Monalon hier und dem vorhin schon erwähnten Herrn Wolfgang Kern am Aufbau eines Semaphorenturmes unweit des Reik beteiligt....“ - „Willst Du ihm jetzt etwa unser Empfehlungsschreiben von Meister Eisenbarth zeigen?“, fällt mir Monalon fassungslos ins Wort.“Nein, das natürlich nicht. Aber wenn du die Güte hättest, mich ausreden zu lassen... Also, in der Nähe der Baustelle, genauer gesagt im noch erhaltenen Fundament einer Turmruine, die  Meister Eisenbarth für seinen neuen Bau nutzen wollte, haben wir eine kleine, recht gut erhaltene Bibliothek entdeckt. Und dort stiessen wir auf Dokumente, in denen die Ereignisse der Reichsgründung unter Sigmar recht ausführlich geschildert wurden. Demzufolge war es insbesondere einer gewaltigen Zwergenarmee zu verdanken, dass der Krieg gegen das Chaos damals letztendlich zu unseren Gunsten entschieden wurde. So seht ihr also: Manchmal mag es doch von Nutzen für alle sein, wenn unterschiedliche Völker in schwierigen Zeiten zusammenstehen. Und ich glaube, derartige Zeiten stehen leider genau jetzt wieder an. Begraben wir doch unsere Differenzen und treten wir gemeinsam dem Übel entgegen. Und ein guter Anfang dafür wäre es ja vielleicht, gemeinsam nach diesen magischen Steinen zu suchen. In den falschen Händen, wie denen der Orks, mögen diese Steine wohl Schlechtes bewirken - aber gilt das nicht für alle machtvollen Gegenstände? Dass sie sowohl zum Guten als auch zum Bösen verwendet werden können?“. Aeskúrion, der mir erstaunlich aufmerksam zugehört hat, nickt mir zu und wendet sich dann wieder Magnus zu: „Euer Freund hat weise Worte gesprochen. Wir sollten diesen Streit vielleicht besser vertagen, Meister von Moosfels, und nun gemeinsam überlegen, wie in dieser Sache am besten vorzugehen ist. Wir werden Euch jedenfalls bei allem helfen, was ihr vorhabt.“

Der Rest des Abends verläuft deutlich harmonischer, und es werden auch schon die ersten Pläne geschmiedet. Einerseits sage ich dazu: 'endlich', doch andererseits hätte ich wirklich nichts gegen einen Abend einzuwenden gehabt, an dem man wirklich einfach nur in Ruhe hätte essen und trinken können. Was schreibe ich hier? Ich wollte doch Abenteuer! Aber dieser verderbte Wald scheint auch mich viel mehr erschöpft zu haben, als ich gedacht hatte. Wie dem auch sei, jetzt gilt es wohl wirklich, diesen Stein aus den Händen der Orks zu holen: Schon haben sich meine Gefährten und auch die Elfen geeingt, sich erst einmal um diesen magischen Erdstein zu kümmern, dessen Spuren Magnus, Myralin und ich in den letzten Wochen gefolgt sind. So berichten wir von den verschiedenen Botschaften der Zwerge und der Orks, die wir bei unserer Suche fanden, und in denen wir immer wieder auf einen Steinkreis hingewiesen wurden. „Oh, dieser Steinkreis ist uns durchaus bekannt! Er liegt nur etwa drei Meilen südlich von hier, nicht allzu weit entfernt vom östlichen Ufer des Jetzins“, so Aeskúrion. Nun berichten Magnus und ich von der Botschaft dieses Orks 'Zoglub' an seinen 'Boss Torgoch', die wir in diesem alten Wehrturm entdeckt hatten. Darin wurde uns zwar offenbart, wie man den Steinkreis betreten kann, allerdings fehlte uns ein Hinweis über ein ganz bestimmtes Zeichen, das man dabei wohl würde machen müssen.

„Da kann ich Euch vielleicht weiterhelfen“, erklärt Aeskúrion nun, „Vor etwa einhundert Jahren fiel eine Gruppe von etwa fünfzig Orks in unser Gebiet ein und machte sich an dem besagten Steinkreis zu schaffen. Ich selbst, damals noch jung und deutlich weniger erfahren, nahm zwanzig meiner Elfenkrieger mit - im festen Glauben, das würde reichen, um diese Eindringlinge zu vertreiben. Wir schlichen uns vom Wald heran, und da sah ich einen der Orks - und er sah völlig anders aus als seine Gefährten. Seine Augen leuchteten wie glühende Kohlen! Da stand er: Ausserhalb des Steinkreises, den Blick fest auf den Altar gerichtet: Den linken Arm hatte er ausgestreckt, in der Hand eine brennende Fackel, seine rechte Hand umfasste seinen linken Ellenbogen. Dann begann er, am Steinkreis entlangzugehen, den Blick immer weiter auf den Altar gerichtet, und dann... bekam ich genau in diesem Moment einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf und verlor das Bewusstsein", blickt uns Aeskúrion an und rümpft die Nase. "Nur mit viel Glück konnten die Angehörigen meines Volkes mich damals retten."

„Dieser Steinkreis...“, wendet sich jetzt Magnus an Aeskúrion. "Wisst ihr ob der von Menschen errichtet wurde, oder stammt er vielleicht sogar aus noch älterer Zeit?“. Dabei zeigt Magnus auf das Schwert an meiner Seite, von dem man mir ja gesagt hatte, es stamme aus der Zeit unserer alten Vorfahren. Doch auf diese Geste geht Aeskúrion nicht weiter ein. „Nun, dieser Steinkreis war schon hier, bevor die Sidhe Fascoluinne vor vielen Jahrhunderten in diese Gegend kamen. Und seit dieser Geschehnisse mit den Orks damals haben wir Elfen uns immer fern gehalten von diesem Ort. Dort geht es nicht mit rechten Dingen zu!“

„Was man vom verderbten Land wohl auch sagen kann“, merke ich an. "Und dennoch ist Toral damals dorthin aufgebrochen.“ - „Das stimmt wohl. Toral erkundete damals mit einer kleinen Gruppe dieses immer grösser werdende Gebiet des verderbten Landes, das aber auch nur, weil hiervon eine zunehmende Gefährdung des uns heiligen Waldes ausging. Der Steinkreis schien sich in keiner Weise auf unser eigenes Gebiet auszuwirken, sondern nur zu einer Gefahr zu werden, wenn man ihn aufsuchte, und so hielten wir uns von ihm fern.“

Während sich Monalon bei Aeskúrion genauer über Toral und seine Mission erkundigt, besprechen Mutter Ursula und Magnus, was denn mit den Steinen geschehen solle, wenn wir ihrer dann endlich habhaft geworden sind. Magnus besteht dabei darauf, sie an den Orden Sigmars zu übergeben, während Mutter Ursula die Steine gerne in Verenas Obhut sehen würde. „Warum geben wir sie nicht an Ranalds Leute“, mische ich mich ein. "Die lassen sie sich wenigstens nicht wieder klauen.“ Mutter Ursula findet das sehr amüsant: „Ich muss gestehen, bester Sigurd, der Gedanke hat etwas für sich - aber vielleicht sollten wir erst einmal zusehen, die Steine wirklich zu finden. Was damit dann geschenen soll, können wir immer noch später entscheiden." Sichtlich unwillig stimmt auch Magnus zu.

Eine kurze Weile später nimmt mich der Priester unter dem Vorwand, gemeinsam nach unseren Pferden sehen zu wollen, kurz beiseite und fragt mich, ob man Aeskúrion und seinen Elfen wohl trauen könne. Ja, ich kann nicht gerade behaupten, das zu wissen, schliesslich beschränken sich meine persönlichen Erfahrungen mit Elfen auch nur auf wenige Gelegenheiten, und aus meiner Vorliebe für das Leben des Bergvolkes habe ich ja auch nie einen Hehl gemacht, aber dennoch macht dieses Völkchen hier auf mich durchaus einen vertrauenswürdigen Eindruck - und das sage ich natürlich auch Magnus. Auch wenn ich im Zweifelsfalle immer die Gesellschaft von Zwergen  der von Elfen vorgeziehe - wohl auch weil, ich die Gebräuche und die Denkweise des Bergvolks aus meiner Middenheimer Zeit einfach besser kenne: Momentan können wir gewiss jeden Verbündeten gebrauchen.

Magnus scheinen meine Ansichten in dieser Sache zu beruhigen, denn als wir wieder zu den Anderen zurückkehren, führt er noch ein längeres Vieraugengespräch mit Aèskurion, an dessen Ende sich die beiden vertrauensvoll mit zwei Gläsern des wohlschmeckenden Birkenweines zuprosten.

Den Rest des Abends kann ich dann endlich einem längeren Gespräch mit Monalon widmen, in der ich ihr noch einmal ausführlich von meinen Erlebnissen seit Kemperbad berichte. Sie erzählt mir im Gegenzug, wie es damals gelang, sie wider aller Erwartung zu retten: Mit Hilfe einiger ebenfalls des Zauberns mächtiger Freunde hat ihr Vater - so berichtete er Monalon später selbst - während der Hinrichtung einen gewaltigen Illusionszauber bewirkt: Alle Anwesenden, auch die Henkersknechte, waren davon überzeugt, das Beil fallen gesehen zu haben - und kurz darauf eben auch Monalons Kopf. So wurde der 'Leichnam' dann fortgebracht. Anschliessend musste natürlich noch das Beil tatsächlich herabsausen, denn sonst hätte man ja bald bemerkt, dass das Henkersgerät niemals ausgelöst worden war - und  bei diesem Teil der Illusion musste den Zaubernden die Kraft ausgegangen sein, denn das 'zweite' Fallen des Beiles was tatsächlich das, was ich gehört habe! Den anderen Anwesenden wird es wohl ebenso ergangen sein, aber mit etwas Derartigem hatte wohl doch niemand gerechnet, und so hat auch niemand irgendetwas unternommen. Mir wird jetzt noch ganz schwindelig bei der Vorstellung, mit welchen Unverfrorenheit einige Zauberer aus Kemperbad hier in den Geschäfte des Staates selbst eingegriffen haben ...ganz zu schweigen davon, wie mächtig Monalons Vater wirklich sein muss, wenn er in der Lage ist, eine derart grosse Menschenmenge in dieser Art und Weise in die Irre zu führen - und zu dieser Menschenmenge gehörten ja auch zahlreiche wahrhaft mächtige Magier! Wie dem auch sei, anschliessend wurde Monalon dann eine gewisse Zeit lang bei ihren Eltern versteckt. Erstaunlicherweise sei sie selbst dem gleichen Zauber erlegen und war dann ab der 'Hinrichtung' mehrere Tage ohne Bewusstsein. Mir wird übel: Das bedeutet, Monalon hat ihre eigene Hinrichtung wirklich 'miterlebt'?! Ich möchte gar nicht wissen, wie man sich fühlt, wenn man einige Tage nach der eigenen Hinrichtung einfach wieder aufwacht! Aber einleuchtend ist es schon: Monalon durfte sich ja auch beim Abtransport der 'Leiche' keinesfalls auch nur das Geringste anmerken lassen. Später organisierte Mutter Ursula dann einen - anscheinend unter Dienerinnen der Verena nicht unüblichen - Austausch mehrerer Novizinnen ihres Ordens mit einem Kloster in Tiléa, und in der Verkleidung einer dieser diese Novizinnen konnte Monalon dann unbemerkt ausser Landes gelangen.

Als die ersten Strahlen der Morgensonne über die Bergspitzen im Osten kriechen, wird mir auch klar, warum ich müde bin! Als wir Aeskúrion darauf ansprechen, wird jedem von uns eine der kleinen, kunstvollen Hütten am Rande der Lichtung zugewiesen. Zu meiner Freude sehe ich in 'meiner' Behausung auch schon ein gemütliches Nachtlager vorbereitet.

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #37 am: 12.02.2008 | 23:59 »
Wellentag, der 13. Vorgeheim

Als ich wieder erwache, steht die Mittagssonne schon hoch über uns am Himmel. Die Anstrengungen der letzten Wochen haben doch ihre Wirkung gezeigt. Dennoch bin ich dann beim Frühstück nicht allein: Meine Reisegefährten wurden von Morr genauso lange aufgehalten.

Wieder gibt es das wohlschmeckende Elfenbrot, diesmal mit einem honigartigen Aufstrich - der mir sogar dann noch schmeckt, als ich erfahre, dass ich gerade Baumharz esse -, als Getränk wird uns ein heisser Aufguss aus verschiedenen Blütenblättern gereicht. Dieses schwarze Getränk, das wir seinerzeit beim fahrenden Volk kennen gelernt hatten, wäre mir zwar lieber gewesen, aber dies hier tut es auch. Zu meiner Überraschung sehe ich dann Myralin in ein Gespräch mit einem jüngeren der  Elfen vertieft - ist das nicht der gleiche, mit dem sie sich auch gestern Abend schon die ganze Zeit unterhalten hat? Na, wenn sie meint... Der mag ja jung aussehen, aber er wird bestimmt trotzdem schon dreimal so alt sein wie sie. Von Magnus erfahre ich, dass 'unsere' Ärztin tatsächlich eingeladen wurde, bei den Elfen zu verweilen. Ihr 'Auserwählter' sei  der Heiler dieser Gemeinschaft, und Myralin erhofft sich wohl, einiges von ihm lernen zu können. „Vielleicht sollte man den armen Kerl warnen“, flüstere ich Magnus grinsend zu. „Besser nicht, sonst haben wir sie weiter am Hals“, brummt der Sigmarianer zurück. Zur Ehrenrettung der Ärztin muss ich noch einmal erwähnen, dass sie uns durchaus das eine oder andere Mal wieder gut zusammengeflickt hat ...aber in letzter Zeit war es wirklich schon etwas anstrengend mit ihr geworden. Na gut: die Situationen, in die sie mit uns geraten ist, konnte so auch wirklich niemand vorhersehen. Fürs' grosse Abenteuer jedenfalls scheint Myralin einfach nicht gemacht.

Kurz darauf begeben wir uns zum Fluss Jetzin. Dort sind die Elfen bereits damit beschäftigt, unseren Wagen auf ein Boot zu verfrachten; unsere Pferde werden uns auf einem zweiten Boot folgen. Wirklich erstaunlich welch geringen Tiefgang diese beiden Elfenboote aufweisen. Wir gehen an Bord - wir bedeutet im Augenblick: Mutter Ursula, Monalon, Magnus und ich. Dazu kommen noch zwei Elfen, die die Boote lenken. Geht es eigentlich nur mir so, oder vergessen die anderen auch immer sofort jeden Elfennamen, den sie hören? Bei einem 'Tangrimm Eisenbeil' passiert einem das nie! Diese Elfennamen kommen mir immer vor wie nette, kleine Melodien - hübsch, aber viel zu verspielt, um sie länger im Kopf zu behalten. Ach, ich schweife ab. Aeskúrion ist ebenfalls zur Abfahrt erschienen und hebt zum Abschiedsgruss noch einmal die Hand und wünscht uns viel Glück. Magnus scheint sehr daran gelegen, noch einmal das hier geschlossene Bündnis zu bekräftigen und spricht dem Elfen erneut für Hilfe und Gastfreundschaft seinen und Sigmars Dank aus.

Zügig und mit ausserordentlichem Geschick steuern die Elfen die Boote. Nun ja: diese kleinen Schiffchen sind gewiss auch einfacher zu lenken als die gute alte Beribeli - und Monalon bekräftigt mich in meiner Auffassung. Bald kommen wir an der Furt vorbei, an der Mutter Ursula und Monalon vor einigen Tagen den Fluss durchquert hatten, um zu den Elfen zu gelangen. Und hier zeigt sich erst richtig, wie gering der Tiefgang dieser Elfenbote tatsächlich ist: Das klare Wasser scheint hier so flach, dass man meint, mit der Hand den Grund des Flusses erreichen zu können, wenn man sich nur ein wenig über den Bordrand beugt.

Zu beiden Seiten des Flusses erstreckt sich jeweils dichter Wald, und dann tut sich am linken Ufer - also der  Ostseite - eine beachtliche Lichtung auf. In der Mitte dieser Lichtung erhebt sich in wenigen hundert Schritten vom Ufer entfernt ein Steinkreis aus gewaltigen Monolithen, in dessen Zentrum deutlich ein Altar zu erkennen ist. Am gegenüberliegenden Ufer ragt der Wald so hoch und so dicht auf, dass es mich nicht wundert, warum niemand der Reisenden, die sich natürlich immer entlang der Strasse am Westufer halten, von diesem Steinkreis auch nur das Geringste gewusst hat!  Wer auch immer diesen Altar seinerzeit errichtet hat, er hat ganz offensichtlich darauf geachtet, dass er leicht erreichbar und doch fast unmöglich zu entdecken ist. Doch wir haben ihn endlich gefunden! Vom Ufer, an dem wir die Boote festmachen, führt ein leicht geschwungener Weg zunächst geradewegs nach Osten, biegt dann jedoch ab, so dass man sich den Steinkreis schliesslich aus nördlicher Richtung nähert. Alles hier macht einen äusserst friedlichen Eindruck, was durch das heutige sonnige Sommerwetter natürlich noch verstärkt wird. Nur dass die Pferde plötzlich unruhig werden, verwundert mich! Ich helfe den Elfen gerade dabei, die Tiere wieder am Wagen festzumachen, den die beiden Bootsführer bereits an Land gebracht haben, da bemerke ich, dass Magnus und die beiden Frauen schon sorglos auf den Steinkreis zuschlendern. Eilig laufe ich den Dreien nach: Ich erinnere mich noch zu gut an die bösen Mächte, die an solchen Orten oft wirken! Wie war das damals noch an der 'Schale des Teufels'? Als Wolfgang, Monalon und ich auf der Suche nach dem Formstein und nach Etelka Herzen, dieser Dienerin des Chaos, gesucht haben? Aber die Warnung, die ich meinen Gefährten noch zurufen will, kommt zu spät: Magnus hat den Steinkreis bereits betreten. Plötzliches Grollen der Erde selbst, schlagartig verfinstert sich der Himmel, Blitze zucken hernieder. Mit einem Ruck beginnt die Erde zu beben: In schweren Wellen wogt sie auf und ab -  den Mittelpunkt der Bewegungen stellt zweifellos der Altar dort dar. Und dann geht alles noch schneller: Dutzende von Armen graben sich aus der Erde, schon richten sich die ersten Skelette auf - das dürften einstmals wohl Goblins gewesen sein. Ein schauerlicher Anblick! Monalon und Magnus haben die Schwerter gezogen und setzen sich nach Kräften zur Wehr, ich will schon zu ihnen hinüber stürmen, um ihnen beizustehen, doch da sehe ich voller Entsetzen, dass vom östlichen Waldrand her weitere dieser Goblin-Skelette nahen: Dutzende! Aus Leibeskräften brülle ich: „Zu den Booten!“, denn alles ausser Flucht wäre hier der schiere Wahnwitz.

Mit Müh und Not - und mit tatkräftiger Hilfe der Elfen, die wohlweislich Karren und Pferde schon wieder von Land geschafft haben, kaum dass der erste Blitz über den Himmel zuckte -, gelingt es uns, die Boote zu erreichen und mit ihnen die Mitte des Flusses anzusteuern. Vom leicht erhöhten Ufer aus starren uns Dutzende - oder Hunderte? - skelettierter Goblins aus ihren leeren Augenhöhlen drohend an. Und dieser Anblick macht es mir wirklich schwer, das Frühstück bei mir zu behalten! „Wie sollen wir da denn reinkommen?“, deutet Magnus auf den Steinkreis. Ich schlage vor, erst einmal zum Lager der Elfen zurückzukehren und dort in aller Ruhe zu beraten, was als nächstes zu tun sei, denn diese Goblin-Skelette scheinen zwar zum Glück das Wasser zu scheuen, aber weiter kommen werden wir am Ufer im Moment ganz gewiss nicht. Und ausserdem möchte ich jetzt wirklich nichts wie weg hier! Da die Anderen mir zum Glück beipflichten, machen wir uns flussaufwärts wieder auf den Weg.

Ziemlich zerknirscht kehren wir also in das Lager der Elfen zurück. Da sieht man wieder, wie wichtig sorgsame Planung ist! Das habe ich damals schon gesagt, in Kemperbad, aber nein: Monalon musste ja unbedingt diesen Buchhalter umbringen! Ach, was rege ich mich auf... Nur: Wie soll es denn jetzt weitergehen ? Beim Mittagsmahl werden verschiedene Pläne besprochen, wie man dieser untoten Goblins Herr werden könne. Ja:  besprochen und verworfen! Mutter Ursula schlägt allen Ernstes vor, den ganzen Fluss zu 'weihen'. Aber da halte ich mich lieber zurück, denn davon versteh' ich rein gar nichts. Schliesslich schicken die Elfen ein paar Kundschafter in die Nähe des Steinkreises, die vorerst einfach nur die Lage dort beobachten sollen.

Der weitere Tag verläuft ohne nennenswerte Ereignisse. Kurz vor dem abendlichen Mahl kehren die Kundschafter zurück und melden, am Steinkreis sei alles ruhig sei wie eh und je. Wir beschliessen, unser Glück am nächsten Tag einfach noch einmal zu versuchen.

So folgt ein weiterer schöner Abend im Lager der Elfen mit Wildbret und Birkenwein. Myralin stellt uns ihren neuen ' Lehrer', die jungen Elfen-Heiler vor (und ich habe den Namen schon wieder vergessen!). Der Heiler kümmert sich erfolgreich um Magnus Verletzungen; gegen mein Bannzeichen auf der Stirn kann er aber leider nichts unternehmen. Er sagt, wäre die Wunde frischer, hätte er vielleicht verhindern können, dass sich dort eine Narbe bildet, aber so.... Das war dann wohl nichts mit einer schnellen Rückkehr ins Reich für mich. Aber immerhin kann dieser Heiler meine verletzte Wange wieder herstellen, so als wäre nichts gewesen.

Nach dem Essen geselle ich mich noch zu einigen Elfenmusikern, um mit ihnen ein bisschen für Unterhaltung zu sorgen. Die Jungs sind wirklich gut, und es macht Spass, nach so langer Zeit mal wieder mit Elfen zu musizieren - die haben wirklich einen ganz eigenen, aber auch sehr faszinierenden Musikstil. Das damalige gemeinsame Spiel mit Lladréin in Nuln macht sich jetzt für mich ein wenig bezahlt; die Elfen sind recht erstaunt, dass ich manchen ihrer eigentümlichen Harmonisierungsweisen so schnell folgen kann. Und im Laufe dieses netten Abends erfahre ich auch, dass der im Reich mittlerweile sehr bekannte Elfenbarde auch hier kein ganz Unbekannter ist.

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #38 am: 13.02.2008 | 00:00 »
Daubentag, der 14. Vorgeheim               

Als wir am nächsten Tag am Steinkreis eintreffen - bis hierher verlief eigentlich fast alles genau so wie am Tag zuvor, nur das wir heute sehr viel zeitiger aufgebrochen sind -, herrscht dort absolute Stille. Von den erschreckenden Ereignissen des gestrigen Tages sind keine Spuren mehr zu finden. Doch diesmal, so sind wir uns einig, wollen wir den uns Hinweisen,  die wir zu diesem Steinkreis bislang erhalten haben, doch wirklich buchstabengetreu folgen! Ich erinnere mich an die wohl entscheidende Botschaft Zoglubs, dem man wohl für Orks eine beachtliche Bildung wird zugestehen müssen, denn der Text, den er 'uns' hinterlassen hat, las sich fast schon wie richtige Sprache:

„Wenn du irgendwann mal deine Zauberkraft auffrischen möchtest, dann geh hoch zum Steinkreis. So kommst du rein: Geh um die Steine rum nach Nordost, dann nach Südwest und dann wieder nach Norden. Währenddessen musst du das Zeichen machen, was ich dir gezeigt habe. Dann gehen Flammen an. Du hältst eine Flamme fest und gehst durch die Öffnung - sollte gar kein Problem sein. Die Flammen gehen hoch, und dann kommst du rein. Sag keinem, dass ich dir das gesagt habe und bleibe den Göttern treu."

„Na, Freiwillige vor“, fordert uns Mutter Ursula auf. „Wie wär' es denn, wenn Monalon geht - die braucht nicht einmal eine Fackel, um Licht zu machen!“, schlage ich vor. Doch meine liebe Gefährtin denkt erst gar nicht daran, sondern hebt nur einen Zweig vom Boden auf, zündet ihn an der Spitze an und drückt mir diese Behelfsfackel einfach in die Hand. Man hat mich überrumpelt, denke ich gerade noch, als Magnus mir jetzt aufmunternd auf die Schulter klopft und auch Mutter Ursula mir zunickt.

Das ist ja wieder mal ganz toll gelaufen! Aber auf lange Diskussionen möchte ich mich jetzt auch nicht gerne einlassen. Sieh zu, wie Du das jetzt in Würde hinter Dich bringst, Sigurd, denke ich mir. So folge ich den Anweisungen haarklein, nehme die 'Fackel' (oder eher diesen 'Fackelersatz') in die linke Hand, strecke den Arm nach vorn und umklammere mit der rechten Hand meinen linken Ellenbogen - genau, wie Aeskúrion es beschrieben hat. Dann beginne ich, den Steinkreis langsam zu umrunden. Als ich meinen Ausgangspunkt wieder erreicht habe und von Norden aus den Altar betrachte, bricht darauf plötzlich eine gewaltige, gleissendblaue Flammensäule empor. Mir verschlägt es fast den Atem. Tatsächlich, bis jetzt geschieht alles genau so, wie das auf dem alten Pergament beschrieben steht. „Möchte jetzt vielleicht jemand von Euch 'übernehmen' ?“, frage ich hoffnungsvoll meine Gefährten - und ich stelle fest, dass meine Stimme auch schon einmal deutlich kräftiger geklungen hat. "Vielleicht irgendjemand mit magischen Kräften? Oder mit mehr Nähe zu der Göttin der Weisheit? Oder vielleicht jemand mit dem Mute Sigmars?“ Keine Reaktion. Ich muss verrückt sein allein weiterzumachen, aber die Neugier treibt mich letztendlich doch voran. Mit der rechten Hand am Schwertknauf trete ich mit einem grossen Schritt in das Innere des Steinkreises. Nichts. Kein, Grollen, keine Blitze, keine Erdstösse und keine Skelettarme, die aus dem Boden hervorbrechen. Soweit so gut. Mit klopfendem Herzen gehe ich auf den Altar zu, umrunde diesen und erreiche schliesslich eine kleine Steintreppe, die bis auf die Altarfläche selbst hinaufführt. "Ranald, steh' mir bei!", bete ich, während ich die Steinstufen langsam emporschreite. Als ich mich noch einmal kurz umwende, sehe ich, dass meine Gefährten immer noch vor dem südlichen 'Eingang' des Steinkreises verharren. Mutter Ursula nickt mir noch einmal aufmunternd zu.

Ein bis zwei Fuss vor mir lodern weissblaue Flammen viele Meter in die Höhe. Ich strecke den linken Arm mit dem brennenden Zweig langsam nach vorne. Merkwürdig, ich fühle dort weder Hitze noch Kälte. Wie lautet noch der alte Text ? „Du hältst eine Flamme fest und gehst durch die Öffnung...“. Jetzt strecke ich auch meine rechte Hand in das Feuer. Ich muss den Verstand verloren haben, geht es mir durch den Sinn. 'Ranald, steh' mir bitte nochmal bei', schicke ich ein weiteres Stossgebet 'gen Himmel und greife nach den Flammen, die sich jetzt fast wie ein Vorhang öffnen. Ich mache einen grossen Schritt nach vorne, sehe rings um mich nichts als ein gleissendes Weissblau und höre hinter mir die Stimmen meiner Gefährten: "Sigurd? SIGURD?!"


Fortsetzung folgt!

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #39 am: 25.03.2008 | 23:05 »
noch Daubentag, der 14. Vorgeheim

Die bläulichen Flammen rings um mich ebben nun deutlich ab, und mit einem Male scheint alles um mich wesentlich dunkler zu sein. Ich befinde mich noch immer auf einem Altar - der jetzt allerdings in einem saalartigen, langgestreckten Raum steht. Weit über mir, die Decke mag sechs oder sieben Meter von mir entfernt sein, sehe ich eine Öffnung, durch die ich einen nächtlichen Sternenhimmel erkennen kann. Allerdings wird das Licht dabei irgendwie gebrochen - fast sieht es aus, als würde ich durch eine Art Eisblock schauen. Und dieser 'Eisblock' entspricht in seinen Ausmassen genau dem Altar, auf dem ich mich befinde - und dem, auf dem ich mich gerade eben noch befunden habe!

Mit einem Mal höre ich auch leise Stimmen, die allerdings aus unendlicher Ferne zu kommen scheinen: „Wenn mein Sohn jetzt nur hier wäre...“ und:  „Wir sollten ihm folgen!“. Unzweifelhaft die Stimmen Ursulas und Monalons. Kurz darauf vernehme ich auch Magnus Worte: „Seid ihr des Wahnsinns? Wir sollten zurück zum Fluss...“. Ich rufe in die Richtung, aus der die Stimmen zu mir dringen - wobei ich mich sehr schwer tue, diese Richtung überhaupt zu bestimmen, irgendwie habe ich nämlich das Gefühl, die Stimmen in Wirklichkeit nur in meinem Kopf gehört zu haben: „Folgt mir ruhig, hier ist es sicher!“. Doch meine Gefährten reagieren nicht darauf, von draussen scheint man mich nicht wahrnehmen zu können. Dann höre ich auf einmal Schritte, die sich immer weiter nähern. Sofort steige ich rasch seitlich vom Altar herunter. Die Schritte werden lauter und lauter, und erneut vernehme ich Magnus Bariton: „Ich möchte noch mal daran erinnern, dass ich das für eine Idee des Wahnsinns halte…“. Kurz darauf erscheint Monalon aus dem Nichts auf dem Altar, unmittelbar gefolgt von Mutter Ursula, und kurz darauf sehe ich auch Magnus dort erscheinen.

„Endlich kommt ihr! Wie lange soll ich denn noch auf Euch warten?“, begrüsse ich sie, lässig an die Wand des Gewölbes gelehnt. Ursula blickt mich etwas verstört an, unsere Geschichten über die Zeitverschiebungen im verderbten Land scheinen ihr gerade durch den Kopf zu gehen - Verwirrung führt bei ihr übrigens zu einem äusserst lustigen Gesichtsausdruck. Doch als ich dann zugebe, selbst erst vor kurzem hier eingetroffen zu sein, beruhigt sie sich wieder.

Wir nehmen uns erst einmal etwas Zeit, uns ein wenig hier umzusehen. An den Wänden befinden sich kunstvolle Spiralmuster aus Stein, doch dazwischen sind mittlerweile nur zu vertraute Schmierereien orkischer Machart zu erkennen. Ich zücke meinen Kompass, um mich ein wenig zu orientieren... und tatsächlich, dieses Mal lässt er mich nicht im Stich, ganz anders als noch vor ein paar Wochen in den Höhlen unter Burg Wittgenstein. Vielleicht macht sich das Ding ja eines Tages doch noch bezahlt.

Während am westlichen und am östlichen Ende des lang gestreckten Raumes jeweils zwei grosse, durch massige Säulen begrenzte, Öffnungen gähnen - wie es dahinter weitergeht, vermag ich von hier aus nicht zu erkennen, dafür ist es doch entschieden zu dunkel -, gibt es an der nordwestlichen, nordöstlichen und südöstlichen Wand jeweils abgehende Gänge. Dort, wo man jetzt einen vierten Gang vermuten würde, nämlich im Südwesten (was bedeuten würde, dass sich ursprünglich jeweils zwei Gangöffnungen unmittelbar gegenüber lagen) sieht die Mauer ziemlich brüchig aus. Neugierig, wie ich nunmal bin, sehe mir das etwas genauer an und stelle fest, dass hier tatsächlich einmal ein Durchgang war, der aber anscheinend mit losem Gestein nur sehr unfachmännisch zugemauert wurde. Dafür spricht auch das Fehlen der Spiralmuster in diesem Bereich, mit denen sonst überall in diesem Saal die Wände geziert sind. „Um das hier freizuräumen, bräuchte man sicherlich ein paar Stunden“, stelle ich fest, und so einigen wir uns darauf, zunächst einmal die anderen Gänge zu erkunden. Aber wo sind wir hier eigentlich? Genau diese Frage wird nun erst einmal von allen ausgiebig besprochen. Meine eigene Vermutung - dass wir uns tatsächlich genau unterhalb des Steinkreises befinden - wird dabei auch von den anderen als durchaus möglich angesehen. Was mir hier jetzt noch auffällt ist, dass im Bereich vor dem brüchigen Mauerteil der Boden leicht abfällig ist. Wäre der Boden hier nicht überall so glatt, wäre mir das gewiss überhaupt nicht aufgefallen. Aber so weise ich meine Gefährten darauf hin und kann mir nicht die Anmerkung verkneifen, dass es ganz so aussieht, als wären hier irgendwann einmal wahrlich gewaltige Kräfte am Werk gewesen.

So machen wir uns endlich daran, diese uralten Räumlichkeiten näher zu untersuchen. Mit Hilfe von Monalons Licht - wir hätten doch besser auch noch ein paar Fackeln vom Elfenlager mitnehmen sollen! - gehen wir zunächst einmal durch die grosse Öffnung am westlichen Ende des Saales. Doch dort treten wir nur in eine leere, augenscheinlich natürliche Höhle, an deren Ende sich ein steiler Abhang befindet. In etwa vier bis fünf Metern Tiefe scheint sich ein grosses Wasserloch zu befinden. Nichts Interessantes also, und so wenden wir uns dem ersten Gang zu - dem, der an der „Nordwestecke“ des grossen Saales beginnt. Vorne geht dabei Magnus, gefolgt von Monalon, die ihren Arm weit nach oben reckt, um wenigstens ein bisschen für Licht zu sorgen. Dahinter folge ich während Mutter Ursula die Nachhut bildet. Nach wenigen Meter erreichen wir den Anfang einer geraden, sauber gemauerten Treppe, die steil in die Tiefe führt. Kaum  haben wir die ersten Stufen hinter uns gebracht, hören wir plötzlich vor uns schlurfende Geräusche. „Da kommt jemand“, zischt Magnus leise und zieht das Schwert. In Monalons Lichtschein sehen wir dann, wie uns ein gedungender, zweifellos untoter Ork entgegen stapft, in jeder seiner Klauen einen schartigen Säbel. Magnus reagiert blitzschnell: Mit nur einem Streich gelingt es ihm, seinen Gegner regelrecht zu fällen - der daraufhin rücklings die Treppe herunterstürzt und so wieder in der Dunkelheit verschwindet. Der macht uns keinen Ärger mehr.

Am Fusse der Treppe angekommen, müssen wir feststellen, dass der Gang hier nach Osten abbiegt. Gerade sind wir um die Ecke gebogen, da steht plötzlich schon wieder eine Grünhaut vor uns, die der ersten wie ein Ei dem anderen gleicht. Blitzschnell drückt Magnus Monalon ein wenig zur Seite, um sich etwas mehr Platz zu verschaffen, und greift den Ork an. Er trifft den ebenfalls säbeltragenden Untoten auch in der Schulter, doch gleichzeitig reisst einer der Säbel seines Gegners eine unschöne Wunde in Magnus eigene Schulter. Sofort stürzt sich auch Monalon auf den Gegner, um dem Sigmarianer beizustehen. Ich würde ja zu gerne auch eingreifen, ziehe auch schon einen Wurfdolch und spähe nach einer Lücke, um diesen Ork anvisieren zu können. Doch der Gang hier ist viel zu eng und Monalon und Magnus versperren mir den Weg. Gerade scheint sich eine Lücke aufzutun, da drängt sich plötzlich Mutter Ursula von hinten an mir vorbei: „Sigurd, da kommt 'was' die Treppe runter!“. Rasch wende ich mich um, und da stapft auch schon ein weiterer Ork die Treppe herunter. Blitzschnell werfe ich meinen Dolch, der dann auch die Brust des Gegners trifft, dann aber wundersamer Weise einfach durch ihn hindurchfliegt und mit einem blechernen Klirren irgendwo hinter ihm auf die Treppenstufen fällt! Und der Ork, auch dieser mit einem Säbel in jeder Hand bewaffnet, kommt völlig unbeeindruckt weiter auf mich zu. Was für ein fauler Zauber ist das jetzt nun wieder? Während hinter mir Kampfeslärm dröhnt, ziehe ich mein Schwert und treffe den Ork auch blitzschnell in das rechte Bein. Er wankt, prallt dabei kurz gegen die Wand, doch dann findet er sein Gleichgewicht wieder und greift mich unerwartet schnell mit einem mächtigen Säbelhieb an. Gerade noch kann ich den Schlag, der wohl meinen Kniescheiben galt, parieren. Ich schlage ein zweites Mal zu und treffe den linken Arm so heftig, dass ich ihn knapp unterhalb der Schulter vollständig vom Rumpf abtrenne - nutzlos fällt der Säbel klirrend zu Boden. Bevor ich erneut  zuschlagen kann, bricht der Ork in sich zusammen, so dass ich mich nun wieder dem restlichen Geschehen zuwenden kann. Vielleicht brauchen ja meine Gefährten Hilfe?

Doch auch dort ist der Kampf bereits beendet: Die anderen sind gerade dabei, ihre leichten Verwundungen zu versorgen. Magnus Schulterverletzung stellt sich dabei zum Glück als ebenso harmlos heraus wie der leichte Schnitt, den Monalon knapp unterhalb des Halses davongetragen hat. Plötzlich vernehme ich hinter mir Mutter Ursulas aufgeregte Stimme: „Magnus, ist Euer Ork auch verschwunden ?“. Und tatsächlich, nicht einer der drei Gegner ist mehr aufzufinden. Drei untote und jetzt wieder tote Orks und keine Leiche!, geht es mir durch den Kopf. Muss ich das jetzt verstehen?

Aber es hilft ja nichts, lange darüber zu nachzudenken, was hier gerade geschehen ist, oder warum dem so ist... und so folgen wir weiter dem Gang, der durch einen Torbogen in einen kleinen Raum führt. An der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein weiterer Torbogen, hinter dem ein ganz ähnlicher Gang noch einige Meter weiter führt, doch der Rest  des Weges scheint völlig von Erdreich verschüttet. Vielleicht täusche ich mich auch, denn weit genug, es genau erkennen zu können, reicht auch Monalons Licht nicht. Doch von dort aus schlägt uns auch äusserst unangenehmer Schimmelgeruch entgegen, also könnte der Weg wirklich verschüttet sein. Erdig genug riecht es hier jedenfalls. Der Raum, den wir jetzt erreicht haben, ist an sich völlig leer, doch  seine rechte Wand besteht fast zur Gänze aus einer grossen doppelflügeligen Holztür. Mit grossen, ungelenken Buchstaben ist auf das Holz mit Kreide eine Botschaft gemalt: „TRAUSN BLEIM – TORGOCH HAZE TUN !!!“

Der Türsturz weist einige Risse auf - meine Gefährten bemerken es zwar nicht, aber ein bisschen habe ich bei Meister Guntram damals in Middenheim ja doch gelernt -, mir scheint es fast, als würde das Gesamtgewicht der Steine mittlerweile auf den Türblättern lasten, so dass nur das Holz den Türsturz überhaupt noch hält. Ob das wohl irgendwie mit den Kräften zu tun hat, die auch den Boden oben im 'Altarsaal' (irgendwie muss ich ihn ja nennen!), so haben absacken  lassen? Und sollten wir versuchen, diese Tür mit Gewalt aufzubrechen, besteht die Gefahr, dass uns das alles auf die Schädel kracht!

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #40 am: 25.03.2008 | 23:06 »
Monalon untersucht das Schloss der Tür und kommt zu dem Schluss, es sei magisch verschlossen: „Hier waren wohl Druiden am Werk - zumindest lässt die Aura des Zaubers das vermuten.“. Es schliesst sich ein längeres Gespräch über 'Auren' im Allgemeinen zwischen Monalon und Magnus an - das scheint doch immer noch eines von Monalons Lieblingsthemen zu sein. Schliesslich meldet sich Mutter Ursula zu Wort: „So kommen wir hier nicht weiter! Hat vielleicht jemand eine Axt, um die Tür aufzubrechen?“. Und tatsächlich: Magnus kramt die kleine Elfenaxt Torals' hervor und macht sich daran, die schwere Tür damit zu bearbeiten. Ich muss mir ein Grinsen verkneifen: In der riesigen Pranke des mächtigen Sigmarianers sieht diese Axt wirklich aus wie ein Kinderspielzeug! Das Holz splittert... doch scheint es wesentlich härter zu sein als erwartet! Nach einem heftigen Hieb schwingt das kleine Beil deutlich schneller zurück als erwartet, und Magnus verzerrt schmerzerfüllt das Gesicht: „Normales Holz ist das nicht! Mach Du mal weiter, Sigurd!“ Klar, wenn's ans Arbeiten geht... Also nehme ich das Beil entgegen und bearbeite die Tür an der gleichen Stelle weiter, die Magnus sich vorgenommen hatte. Wieder splittert es auf, aber ich habe nicht den Eindruck, sonderlich  gut voranzukommen. „Warte mal Sigurd, ich möchte mir das mal genauer ansehen!“, hält mich Mutter Ursula davon ab, einfach nur weiter auf diese blöde Tür einzuschlagen. Eine Weile untersucht sie die enttäuschend kleine Kerbe, die Magnus und ich mittlerweile geschlagen haben, zieht hin und wieder einige Splitter daraus hervor und murmelt viel vor sich hin: „Viel zu hart für normales Holz..." Dann erklärt sie uns, ihrer Ansicht nach sei nicht nur das Schloss, sondern tatsächlich die ganze Tür mit irgendeiner Magie belegt. Nach längerem betretenen Schweigen schlage ich vor, Monalon mit einem Feuerball ein Loch in die Tür zu brennen zu  lassen - schliesslich weiss ich ja, wie stark ihre Feuerzauber sein können. Doch bevor wir zu solch drastischen Massnahmen greifen, wollen wir erst nach oben in den Altarsaal zurückzukehren und noch die anderen Gänge zu untersuchen. „Das ist mir sehr recht“, so Mutter Ursula mit erschreckend schwacher Stimme, „Ich habe furchtbare Kopfschmerzen, und die werden immer stärker! Hängt bestimmt mit diesem Schimmel da zusammen - ich glaube, oben  war die Luft doch etwas besser."

Auf dem Weg zurück finde ich auf der Treppe meinen Dolch wieder und nehme ihn natürlich an mich. Dass die drei Orks verschwunden waren, hatte Mutter Ursula ja schon vorhin bemerkt, aber auch deren Säbel sind verschwunden! Schon alles sehr, sehr merkwürdig...

Die anderen vier Gänge, die wir dann oben erkunden - es sind tatsächlich vier, denn hinter der östlichen Öffnung des Altarsaales gehen zwei weitere Gänge ab - bergen dann weder sonderlich Interessantes noch besonders Spannendes. Zunächst entdecken wir am Ende des hinteren, rechten Ganges einen völlig verfallenen Weinkeller, dessen ekelhafter Essiggeruch uns schon auf halber Treppenhöhe davon abhält, noch weiter zu gehen. In der Essigbrühe treiben zahllose alte halb zersplitterte Flaschen und Krüge... und zudem noch grössere Holzscheite - das müssen die Überreste eines völlig geborstenen Weinregales sein. Auf der Oberfläche treiben Schimmelpilze in allen Formen und Farben, und als Mutter Ursula daraufhin darüber klagt, dass ihre Kopfschmerzen noch schlimmer werden, ziehen wir uns rasch zurück. Der Gang gegenüber endet in einer weiteren natürlichen Höhle - dieses Mal deutlich kleiner, dafür aber auch fast vollständig unter Wasser. Der zweite Gang - der am südöstlichen Ende des Altarsaales in Richtung Süden - endet nach wenigen Metern in einer Sackgasse. Gegenüber geht es hingegen wieder eine Treppe herunter, diesmal schwenkt der Weg aber nach rechts. Dieses Mal gehe ich voran... und bleibe gerade noch rechtzeitig stehen: Unmittelbar vor mir gähnt ein tiefer Abgrund.   

So kehren wir letzten Endes unverrichteter Dinge in den Altarsaal zurück. Und nun? Magnus schlägt vor, wir sollten erstmal zu versuchen, ob wir wieder in den Steinkreis zurückkehren können. Er steigt auf den Altar und tritt in die blaue Flamme hinein - die irgendwie noch schwächer geworden ist! Das bilde ich mir doch nicht ein! -, doch nichts passiert. Natürlich versuche auch ich nochmal mein Glück, strecke erst die Finger in die Flammen, genau so, wie ich das oben auf dem Altar auch getan habe, doch es bleibt ohne jede Wirkung. Sieht ganz so aus, als wäre wir erst einmal hier unten gefangen. Na prächtig.

„Hmmm. Da bleibt uns wohl nur, die Sache mit dem Feuerball zu versuchen. Vielleicht kommen wir ja so durch diese Doppelflügeltür“, schlägt Magnus schliesslich vor. Los geht's! Während Magnus und Ursula Monalon wieder nach unten begleiten, um ihr mit Schutzgebeten bei diesem Zauber, der ja nun nicht ganz ungefährlich ist, ein wenig beizustehen, bleibe ich auf Magnus Rat erst einmal hier oben im Saal. „Könnte ja sein, dass noch ein paar dieser untoten Orks auftauchen. Du hältst hier an besten mal Wache“.

Schon nach kurzer Zeit hallt eine gewaltige Explosion durch die Gänge - na, nach dem letzten Mal, das ich das erlebt habe, werde ich dieses Geräusch wohl erst vergessen, wenn ich endgültig in Morrs Reich eingehe! -, und sofort eile ich in den Gang und die Treppe hinunter - und unten angekommen sehe ich, dass Monalons Magie tatsächlich das gewünschte Ergebnis erbracht hat! Mitten im linken Türflügel gähnt ein grosses Loch. Das sollte ausreichen, um sich dort durchzuzwängen. Sehr viel weitergehende Folgen scheint der Feuerball nicht gehabt zu haben: Sowohl Mutter Ursula als auch Magnus sind völlig unversehrt - nur Monalons Frisur hat etwas gelitten, ihr Haar scheint mir auf einmal viel krauser zu sein als zuvor, und der Brandgeruch kommt auch nicht nur von der Tür...

Ich spähe durch die neu geschaffene Öffnung, und mit Hilfe von Monalons Lichtzauber erkenne ich einen leeren, fast quadratischen Raum. Auf der gegenüberliegende Seite gähnt ein grosser Torbogen, und dahinter erkenne ich undeutlich die Umrisse eines weiteren, wenn auch deutlich  kleineren Saals, in deren Mitte ein grosses Podest steht. Darauf ist ein mächtiger Thron errichtet, der uns allerdings die Rückseite zuwendet. Und um dieses Podest herum sehe ich noch ein weiteres Leuchten! Ohne weiter nachzudenken, zwänge ich mich durch die Öffnung, gefolgt von Mutter Ursula und Monalon. Nur Magnus scheint leichte Schwierigkeiten zu haben: Er ist doch einfach zu massig. Immer wieder bleibt er mit diversen Körperteilen am Rand der von Monalon erzeugten Öffnung hängen. Erst als der Priester endlich meinen Vorschlag beherzigt, doch zunächst das Kettenhemd abzunehmen, das seine Bewegungsfreiheit sichtlich einschränkt, gelingt es auch ihm,  mir zu folgen.

So durchqueren wir den Vorraum und gelangen dann in eine Art kleinen 'Thronsaal', wo sich uns folgendes Bild bietet: Seitlich befinden sich jeweils zwei kleinere Torbögen, hinter denen jeweils weitere Vorräume auszumachen sind. Sie liegen einige Stufen tiefer und stehen fast völlig unter Wasser. Am hinteren Ende des Thronsaals klafft ein weiterer grosser Torbogen, der sich über die gesamte Breite des Saales erstreckt. Auch dahinter scheint ein weiter Vorraum dem Thronsaal zu liegen - ebenfalls unter Wasser; hier steht es noch höher als bei den kleinen Nebenräumen. Halb unter Wasser ragt ein Steinaltar heraus, offenbar von gleicher Machart wie der Altar im Saal oben - und auch wie der Altar in der Mitte des Steinkreises. Um diesen Altar herum ist ein schwacher blauer Lichtschein zu erahnen - aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. In der Mitte des kleinen Saales, in dem wir hier stehen, erhebt sich auf dem fünfstufigen Podest der Thron und dieses Podest ist tatsächlich von einem rotem Feuerwall umringt, der fast bis zur obersten Stufe hinaufreicht. Dahinter erkennen wir eine kleine Steinsäule, auf der ein faustgrosser, roter Kristall liegt. Auch dieser ist von einem kleinen Ring aus rotem Feuer umgeben - sicher eine Art Schutzzauber, wie Monalon dann auch kurz anmerkt.

Langsam gehe ich um das Podest herum, und was ich dann sehe, lässt mir fast das Herz stillstehen: Auf dem Thron, dessen Rücklehne von einem steinernen Adler gekrönt wird, der majestätisch die Flügel ausbreitet, sitzt jemand: unzweifelhaft ein Geschöpf, das einmal ein Ork gewesen sein muss. Und dieses Wesen muss einfach tot sein! Wenn da nur nicht dieser merkwürdige Blick wäre! Die Augen scheinen in mattem Rot zu schimmern und sind völlig starr auf den Kristall auf der kleinen Steinsäule gerichtet. Der Ork sieht furchteinflössend aus: Der Kopf wirkt noch echsenartiger als bei seinen Artgenossen, und dabei irgendwie viel zu gross im Vergleich zum Rest des ausgemergelten Körpers, der dennoch recht gut erhalten scheint. Auf den Unterarmen sind deutlich blaue Tätowierungen zu erkennen. „Wenn das mal nicht unser 'Freund' Torgoch ist“, breche ich  beklommen die Stille. Mutter Ursula nickt nur kurz, während Monalon und Magnus bereits damit beschäftigt sind, den Kristall aus der Nähe zu betrachten.

„Der Erdstein ist das sicher nicht - sieht eher nach einer Art Feuerkristall aus“, urteilt Monalon. Allein die rote Farbe gibt ihr Recht, wie ich finde: „So sicher war sich Hadrin in der Botschaft, die wir entdeckt haben, ja auch nicht, welchen Stein Torgoch denn nun an sich gebracht hat. Das mit dem Erdstein war ja wohl eher nur eine Vermutung. Aber ich glaube schon, dass das hier der Stein ist, mit dem Torgoch herum experimentiert hat.“ Hmmm, denke ich mir so ...in den Botschaften der Zwerge stand doch etwas von einem Lichtkristall und einem Erdstein. Wenn das hier ein Feuerkristall ist, frage ich mich, ob es nicht auch noch einen Stein geben müsste, der das Wasser beherrscht. Demzufolge könnte man von insgesamt vier magischen Steinen der Zwerge ausgehen - einen für jedes Element. Mehr Elemente fallen mir zumindest nicht ein. Ist die 'Magie' vielleicht ein eigenes Element? Na, wenn dem so wäre, hätte Wolfgang bestimmt etwas schönes zu forschen - aber dazu würde er im Augenblick wohl ohnehin nicht kommen... Schluss mit diesen tiefsinnigen Gedanken! Ich trete erst einmal ein bisschen näher an den Kristall heran und erkenne auf der Oberfläche, aus der acht kleine Tetraeder herausragen, sonderbare Symbole - tatsächlich auch acht verschiedene Zeichen. Die Bedeutung erschliesst sich mir zwar nicht aber ich bin überzeugt davon, dass diese Zeichen von Zwergen stammen. Hätte ich doch bloss auch ein bisschen von der Zwergenschrift gelernt! Ich trete noch etwas näher, und... „Aua !!!“ - da habe ich mir auch schon die Hand verbrannt. Auch die anderen können mit den Symbolen nicht viel anfangen, wobei Magnus durchaus ebenfalls einen zwergischen Ursprung vermutet. Wir sind uns schnell einig, diesen Stein unbedingt mitnehmen zu wollen -, wobei ich nicht sicher bin, ob es vielleicht vernünftiger wäre, sich zunächst um Torgoch zu kümmern, denn so recht trau' ich dem Braten hier nicht: Ganz so tot erscheint mir der nun doch nicht. Leider spreche ich diesen Gedanken nicht laut aus, was uns später dann fast zum Verhängnis werden wird...

„Aber wie kommen wir hier eigentlich schnell wieder raus, wenn wir den Stein erstmal an uns gebracht haben ?“, fragt Monalon - und das mit Recht, denn ich erinnere mich jetzt auch, welche Macht magische Steine - welcher Art auch immer - auf ihre Umgebung ausüben können. Die Erinnerungen an den Formstein und die durch dieses manifestierte Chaos hervorgerufene völlige Zerstörung der Burg Wittgenstein sind noch zu frisch... und auch hier ist die Decke ja schon bedrohlich eingesunken. Vermutlich eine Folge von Torgochs Experimenten mit dem Stein (was auch zu der Vermutung führt, dass wir uns unmittelbar unter dem Altar im grossen Saal befinden müssen.) In diesem Moment geht Mutter Ursula ein Licht auf: „Das ist es! Torgoch muss den Altar von dem Podest entfernt und an dessen Stelle seinen Thron aufgestellt haben." Das würde auch die tiefen Scharten im Boden erklären, die geradewegs in den überfluteten Nebenraum mit dem geheimnisvollen blauen Leuchten führen. "Ursprünglich", fährt Mutter Ursula fort, "gab es, so vermute ich zumindest, drei Altare unmittelbar übereinander: Von dem Altar im Steinkreis gelangte man in den Saal über uns, und von dem Altar hier geht es ja vielleicht wieder zurück zum Steinkreis“. Klingt durchaus logisch, wie ich finde - und diese blauen Flämmchen im Nebenraum sprechen ja wohl auch dafür.

Wie aber nun am besten diesen Kristall an sich nehmen? Ein weiteres Mal durch diese rot schimmernden Flammen zu greifen erscheint mir nicht besonders weise (meine Hand schmerzt immer noch!), nicht zuletzt auch, weil Monalon ja vorhin etwas von einem Schutzzauber gesagt hat - und als Magierin kennt sie sich mit so etwas ja sicherlich aus. Zumindest bei Sachen, die mit Feuer zu tun haben scheint sie ja mittlerweile wirklich eine Art Expertin zu sein. So ziehe ich langsam mein Schwert, denn gegen Magie hilft vielleicht Magie am besten, und da dieses Schwert schon des öfteren Dinge vollbrachte, die ich mir nicht erklären konnte, strecke ich es langsam nach vorne und versuche, den Stein vorsichtig von der Säule herunterzustossen. Doch kurz bevor die Spitze des Schwertes den Kristall erreicht, heizt sich die Waffe plötzlich auf: Von einem Moment auf den anderen wird die ganze Klinge rotglühend, und dann wird mir das Schwert auch schon aus der Hand gerissen und in hohem Bogen zurückgeschleudert. Mit einem lauten Scheppern landet es auf dem Steinboden - zum Glück unversehrt! Ich sehe Magnus an: „Wie wär 's, wenn Du es versuchst? Das Schwert unserer alten Vorfahren scheint hier nichts ausrichten zu können, aber vielleicht hast Du ja mit Sigmars Hilfe mehr Glück als ich“.

Magnus zieht das Kesselrink-Schwert ....und was soll ich sagen? Es passiert ihm natürlich dasselbe Missgeschick wie mir. „Wasser gegen Feuer!“, merke ich nach einem kurzen Moment gedankenvoller Stille an, schöpfe mit meinen Händen ein wenig von dem Wasser aus einem der  überfluteten Seitenräume und versuche damit, die Flammen zu bekämpfen. Ein kurzes Zischen ist zu hören, und mir ist, als würden die Flammen sogar kurz in sich zusammenschrumpfen... um dann aber in alter Stärke weiter zu lodern. Das wäre dann wohl auch zu einfach gewesen.
     
Und dann kommt eine lange Diskussion - angestossen  von Mutter Ursula: über die Macht des Feuers, die Macht der Magie, über Gerechtigkeit und Göttliche Gnade. Viel verstehe ich nicht davon - ich bin nun einmal nur ein Barde und kein Geistlicher! - und auch Monalon hält sich mit Beiträgen bemerkenswert zurück; nur ab und zu zuckt sie mit den Schultern. Dann wendet sie sich mir zu: “Sigurd, wie wäre es, wenn du Deinen Ärmel durchnässt und versucht, Dir den Stein einfach zu nehmen?“. Ha! Natürlich, schon wieder ich. Zuerst draussen in den Steinkreis vorgeschickt und jetzt das hier?! Wer ist denn hier mit magischen Dingen bewandert, ich doch nicht! Und doch... Irgendwie reizt es mich schon ein bisschen, der Stein erscheint von hier aus ja so nah zu sein. Es sieht ja eigentlich ganz einfach aus. Monalon bedrängt mich weiter, es doch mal zu versuchen, wenn es nicht klappt könnte ich meinen Arm doch einfach schnell wieder zurückziehen. Wenn sie damit nur noch ein wenig fortfährt, tue ich es vielleicht wirklich.

„Das ist doch völlig verückt, Monalon“, fährt Magnus plötzlich dazwischen, „An die einhundert Jahre lang hat dieser Schutzzauber gehalten, und jetzt soll dieser Barde hier hingehen und den Kristall mit Ranalds Hilfe einfach mal eben so einsacken?" Dann hält er inne. "Andererseits bin ich es langsam müde, nur hier zu stehen und zu diskutieren.“ Und er streckt einfach den Arm durch das Feuer, greift nach dem Stein und hält ihn auf einmal in der Hand. Ein triumphierendes Grinsen stiehlt sich auf Magnus Gesicht... und dann geht auf einmal alles blitzschnell: Die Flammen, die die kleine Säule immer noch umringen, lodern bis zur Decke auf, fallen aber dann fast ebenso schnell in sich zusammen  und verlöschen. Aus Richtung der Flügeltür - die hatten wir ja ganz vergessen! - ist lautstarkes Stöhnen zu vernehmen, dann zieht eine düstere Staubwolke quer durch den Raum, und im gleichen Augenblick lodert auch der Flammenwall rings um den Thron bis zur Decke, doch dann schiesst diese gewaltige Flammenwand in alle Richtungen gleichzeitig - und das heisst auch: geradewegs auf zu! Ich kann mich gerade noch zur Seite wenden und höre das Zischen, als die Flammen mein Haar ansengen, Monalon dagegen hat nicht so viel Glück: Ich sehe, wie Haare und Augenbrauen kurz auflodern und dann als Ascheregen zu Boden fallen, gewaltige Freuertropfen wirbeln durch die Luft, Mutter Ursula schafft es gerade noch, in einen der Seitenräume zu springen - für ihr Alter ganz schön flott! Nur Magnus, der den Kristall immer noch umklammert, bleibt völlig unversehrt. Wie an einer Fensterscheibe scheinen die Flammen an ihm abzuperlen! Kaum ist die Flammenwand und der Ascheregen verebbt, als sich jetzt mit triumphierendem Lachen Torgoch von seinem Thron erhebt. Er stösst einen kehligen Schrei aus, seine Augen leuchten jetzt wie glühendes Eisen, er stapft geradewegs auf Magnus zu, ballt beide Klauen zur Faust und reckt sie dem Sigmarpriester entgegen.


Fortsetzung folgt!

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #41 am: 9.04.2008 | 17:13 »
noch Daubentag, der 14. Vorgeheim

Mit einem Male erstarrt Magnus zur Salzsäule, gleichzeitig fällt Torgoch wie ein nasser Sack in sich zusammen. Ist das etwa die Macht des Feuerkristalls? Oder waren die einhundert Jahre, die Torgoch augenscheinlich in diesem Thronsessel verbracht hat, doch zu viel für ihn, so dass er jetzt eingerostet ist und sich deshalb nicht mehr auf den Beinen halten kann? Auf jeden Fall ist es jetzt Zeit, die Situation auszunutzen und ihm endgültig den Garaus zu machen. So ziehe ich mein Schwert und gehe auf ihn los. Doch als ich mit aller Kraft nach ihm schlage, pralle ich an einer unsichtbaren Wand ab und werde weit zurückgeschleudert. Während ich noch versuche, wieder auf die Beine zu kommen, manifestiert sich über Torgochs Körper ein Schwert aus dem Nichts - und die Spitze dieses Schwertes dreht sich langsam in meine Richtung. Oh, oh ...was für ein Werk des Chaos ist das nun wieder? Und da rast das Schwert auch schon auf mich zu. Es gelingt mir, die Klinge zur Seite zu schlagen, bevor sie mich erreicht, doch dann beginnt das herrenlose Schwert aus eigener Kraft zu fechten - und das mit beachtlichem Geschick! Ich versuche nach Kräften, dagegen zu halten, doch wie bekämpft man einen unsichtbaren Gegner - oder besser einen, der gar nicht vorhanden scheint? So trifft mich dann auch schon bald ein Schlag in die Seite ...der zwar schmerzt, aber durch mein elfisches Kettenhemd abgeschwächt wird - den Göttern und Toral sei Dank! Aber ich sollte jetzt besser vorsichtiger vorgehen! Mit einem mächtigen Hieb gelingt es mir, das Schwert weit von mir zu 'stossen'. Lange werde ich das aber sicher nicht mehr durchhalten! Aus den Augenwinkeln erkenne ich jetzt, dass rings um Magnus ein merkwürdiges Leuchten aufglimmt, das stärker und stärker zu werden scheint. Als das herrenlose Schwert dann wieder Anstalten macht, sich mir zu nähern, vollführt Mutter Ursula plötzlich eine ruckartige Bewegung mit den Armen, worauf Magnus und Torgoch gleichermassen wie von Geisterhand ein Stück weit in Richtung des Thrones gedrängt werden, fast als hätte irgendetwas ihnen einen heftigen Stoss versetzt. Das Schwert erstarrt in der Bewegung und hängt nun zwei Schritte vor mir reglos in der Luft. Hat Mutter Ursula, was auch immer sie da gemacht haben mag, diese Waffe etwa zumindest teilweise aus Torgochs Einflussbereich getrieben? Vielleicht ist das hier meine einzige Chance! Ein Satz nach vorne, dann schlage ich mit aller Kraft auf das Schwert ein, das mit lautem Klirren in unzählige Einzelteile zerspringt ...die jetzt pfeifend in alle Richtungen durch den Raum geschleudert werden.

Von der einen Seite höre ich leise Mutter Ursula stöhnen, gleichzeitig sehe ich aus dem Augenwinkel, wie Magnus sich plötzlich einfach auf den Boden setzt und die Hand auf den Bauch presst; zwischen seinen Fingern rinnt Blut hervor. Das ist zwar nicht gerade schön zu wissen, aber hatte ich denn eine andere Wahl? Doch ich komme gar nicht dazu, mir weitere Gedanken über mein Handeln zu machen, geschweige denn  nach den Beiden zu sehen, denn langsam erhebt sich jetzt Torgoch erneut zu seiner vollen Grösse! Ich denke nur noch: 'Auf ihn!', stürze in seine Richtung und führe einen gezielten Schwertstreich gegen seinen Kopf. Gerade sehe ich noch, wie sein Schädel aufplatzt und etwas daraus hervor spritzt, doch dann erstarre ich plötzlich und kann keinen Muskel mehr rühren. Aus seinen glühendroten Augen blickt  mich Torgoch finster und drohend an, und dann rast aus seinem Leib so etwas wie ein weisser Blitz geradewegs auf mich zu. Was passiert gerade mit mir? Ein ganz sonderbares Gefühl macht sich in mir breit! Ich sehe noch, wie Mutter Ursula auf eine Handbewegung Torgochs hin zu Boden sinkt, und dann bin ich auf einmal nicht mehr Herr meiner Sinne - was mir aber erst viel später klar werden soll. Mit einem Mal verspüre ich ein unstillbares Verlangen, nur noch zu töten! Diesen Magnus vielleicht, den aufgeblasenen Sigmarianer. Oder diese falsche Hexe Monalon, deren Verhalten mich erst monatelang gestört hat, und dann kehrt sie eigens aus Morrs Reich zurück, nur um mich noch weiter zu quälen! Unglaubliche Wut steigt in mir auf. Ganz langsam drehe ich mich um. Da ist Monalon, die sich gerade über Mutter Ursula beugt - aber die kann warten. Denn Magnus, dieser Kerl, der glaubt,  mich einfach gegen meinen Willen aus meiner Heimat verschleppen zu können, erhebt sich gerade wieder. So stürze ich mich auf ihn und stosse mein Schwert in Richtung seines Kopfes. Doch kurz bevor mein Schlag sein Ziel erreichen kann, wird mir das Schwert plötzlich aus der Hand gerissen. Und dann sehe ich nur noch ein grosses, goldenes 'Etwas' auf mich zu kommen.

Irgendjemand packt mich und hebt mich vom Boden auf ...und das ist der Moment, in dem ich wieder zu Bewusstsein komme. Ich schlage die Augen auf, oder ich versuche es zumindest, denn sofort merke ich, dass ich nur mit meinem linken Auge überhaupt etwas erkennen kann. Der Steinboden, auf den ich hinab starre, scheint sich zu bewegen, zu schlingern wie das Deck der guten alten Beribeli. Mir wird leicht schwindelig, aber das liegt nicht nur am wilden Tanz der Bodenplatten, sondern auch daran, dass meine rechte Gesichtshälfte einfach unsagbar schmerzt. Zudem habe ich das Gefühl, dass sie mindestens einen Fuss von der Stelle entfernt sein muss, wo sie normalerweise hingehört.

Langsam beginne ich zu begreifen, dass es tatsächlich doch nicht der Boden ist, der sich unter mir bewegt, nein, ich bin es selbst, denn einer meiner Reisegefährten trägt mich: Magnus von Moosfels, der treue Sigmarianer. „Was ist mit Torgoch ?“, bringe ich - erschreckend undeutlich - heraus. „Der ist Staub!“, höre ich neben mir Monalons Stimme. Plötzlich ertönt ein lautes, unheilvolles Grollen. „Alle raus hier, der Stollen stürzt ein!“. Das klang nach Mutter Ursula! Wenn ich mich nicht täusche, sind wir also tatsächlich alle noch beisammen und weilen noch unter den Lebenden ... noch! So schleppt Magnus mich auf den Altar zu, der im Nebenraum unter Wasser nur undeutlich zu erkennen ist, doch tatsächlich lodert auf ihm immer noch diese blaue Flamme wie vorhin im Steinkreis - aber diese Flamme brennt unter Wasser! Hat hier etwa doch das Chaos seine verderbten Finger im Spiel? Aber die Flamme scheint uns allen die einzige Fluchtmöglichkeit. Unvermittelt wird mein Kopf unter Wasser gedrückt - warum hat mich eigentlich niemand gewarnt? -, ich sehe das blaue Licht näher kommen, und dann atme ich wieder die saubere, frische Luft eines klaren Sommertages.

„Kannst Du stehen?“ - „Ich glaube schon...", beantworte ich, immer noch ein wenig kraftlos, Magnus' Frage; daraufhin stellt er mich wieder auf die Füsse. Als ich mich umblicke, begreife ich, dass wir uns wieder auf dem Altar im alten Steinkreis befinden. Aber es hat sich doch etwas verändert: Das gesamte Gelände bis zum Waldrand hinüber ist von zahllosen Knochen schier übersät. Mutter Ursula atmet tief durch: „Wenn mein Sohn Wolfgang nicht so schüchtern wär', dann könnte ich diese Geschichte noch meinen Enkeln erzählen!“

„Was ist eigentlich genau passiert, Magnus?", versuche ich, gegen meine Verwirrung anzukämpfen. "Ich weiss nur noch, dass ... dass ich Dich angegriffen habe?!" Mir krampft sich der Magen zusammen. "Das tut mir wirklich leid, ich muss von Sinnen gewesen sein.“ - „Ist schon gut Sigurd, mir ist wohl zumindest eine Zeitlang das gleiche widerfahren ...da habe ich Monalon angegriffen. Torgoch hat von uns Besitz ergriffen und ohne sie ..." - mit einem schiefen Grinsen deutet er auf Mutter Ursula - "...und der Hilfe der Götter selbst wären wir dort niemals heil wieder heraus gekommen." Dann blitzen seine Augen auf. "Aber ...hast Du das gesehen?  Wie sich der Hammer Sigmars in meiner Hand manifestiert hat? Das war unglaublich!“ - „Gesehen kaum, aber dafür gespürt..." Und zwar vor allem auf meiner rechten Gesichtshälfte! Andererseits muss ich mir jetzt wohl eingestehen, dass Sigmar gewiss auch über mein Schicksal gewacht und Ghal-Maraz nicht mit aller Macht zum Einsatz gebracht hat, denn dann wäre ich jetzt ganz gewiss schon längst in Morrs Reich eingegangen. „Und der Stein?“, fällt mir plötzlich der Sinn dieses ganzen Unterfangens wieder ein. „Den haben wir!“, grinst Magnus mich an - so verhält der sich doch sonst nie! Sigmars Hammer geführt zu haben, muss ihn wirklich über alle Maßen entzückt haben. Wolfgang  hätte vermutlich jetzt zum Wort 'entrückt' gegriffen... Aber letztendlich haben wir es also tatsächlich geschafft: Torgoch hat wohl seine gerechte Strafe erhalten, wir alle haben überlebt ...und der Stein ist unser!

Als wir dann schliesslich wieder aufbrechen wollen - Mutter Ursula muss doch mehr durchgemacht haben, als ich bislang gedacht hatte: Ohne Monalons Hilfe könnte sie nicht einmal mehr stehen! -, sehen wir schon von weitem, dass die Elfen mit ihren Booten noch immer am Ufer auf uns warten. Und so machen wir uns auf den Weg, steigen von Altar hinunter, durchqueren den Steinkreis und gehen dem Jetzin entgegen. Erst jetzt fällt mir auf, dass mir etwas wichtiges fehlt: „Mein Schwert! Wo ist mein Schwert?“. Magnus zuckt nur mit den Schultern.  „Ich muss zurück und mein Schwert holen“, entfährt es  mir, und ich wende mich schon um, da klopft mir Monalon auf die Schulter: „Hier, Sigurd.“ Mit einem schiefen Grinsen drückt sie es mir in die Hand. Ich bin recht erleichtert, dass ich nicht nochmal in diese sonderbaren Räume zurückkehren muss. Ich weiss nicht, was meine Gefährten davon gehalten hätten ...und es wäre wohl auch nicht sonderlich ratsam gewesen, denn just in diesem Moment ertönt lautes Grollen, und erneut beginnt der Boden, sich zu bewegen. Hört das denn nie auf?! „Zu den Booten!“, schreit Magnus, doch das hätte er sich auch sparen können: Gleichzeitig rennen wir allesamt los, fast als hätten unsere Beine einen eigenen Willen. Der Boden schlägt jetzt Wellen, immer wieder stolpern wir - es grenzt an ein Wunder, dass Monalon  immer noch Mutter Ursula stützen kann! -, Unterholz wird aufgewühlt und aufgewirbelt, ganze  Bäume zerbrechen wie trockenes Reisig. Endlich erreichen wir das Ufer, an dem uns die beiden Elfen mit weit aufgerissenen Augen empfangen. Was hier geschieht, scheint auch die Begriffe dieser doch so weisen Gestalten zu übersteigen: noch nie habe ich einen derartigen Gesichtsausdruck bei einem Elfen erlebt. Fast muss ich grinsen, doch das versagt mir meine geschundene Gesichtshälfte sofort. Hoffentlich weiss der Heiler der Elfen einen Rat! Noch einmal blicke ich zum Steinkreis hinüber: Er steht noch, doch einige der Steine erscheinen mir mit einem Mal deutlich windschief. Was für Kräfte sind dort unten am Werk?

Kaum bin ich an Bord, als Monalon unvermittelt wieder aussteigt und auf etwas am Ufer zustapft, was für  mich aussieht wie eine kleine Birke. Was hat sie denn jetzt schon wieder entdeckt? „Können wir nicht zurück zum Dorf? Ich finde, wir hatten doch genug Abenteuer für heute, oder nicht? Ich habe das Gefühl, mir fällt gleich mein halbes Gesicht ab, ich kann fast nichts mehr  sehen! Ich brauche dringend einen Heiler!“ Magnus nickt zwar verständnisvoll, doch dann blickt er noch einmal zu unserer Gefährtin hinüber und geht dann ebenfalls von Bord. Von Mutter Ursulas gutem Schnaps ist leider nichts mehr übrig, wie sie mir mit Bedauern in der Stimme berichtet. „Und wenn, dann würd' ich den jetzt sicher selbst 'runterkippen!“

Einige Dutzend Schritte vom Boot entfernt zieht Monalon inzwischen diese sonderbare 'Birke' aus dem Boden! Ist sie jetzt völlig verrückt geworden? Und dann fängt sie auch noch an, nach irgendetwas zu graben - und Magnus hilft ihr auch noch dabei. Ach, was soll's, geht es mir durch den Kopf, und so schleppe ich mich zu den Beiden hinüber. "Ach, geht ihr doch alle!“, ruft mit Mutter Ursula hinterher, und es klingt fast verzweifelt.

Als ich näher komme sehe ich, dass es keine Birke ist, die Monalons Neugier geweckt hat, sondern eine Art Standarte, mit einem adlerartigen Vogel auf der Spitze - sieht nach orkischer Arbeit aus, die gewiss schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Gerade macht sich Magnus mit seiner kleinen Axt an einer Holzkiste zu schaffen, die Monalon und er bereits freigelegt haben. Auf viel Widerstand trifft er dabei nicht: Die morsche Kiste fällt in sich zusammen, und zum Vorschein kommen eine Metallscheibe - nein wohl eher eine Art Teller, wie ich erkennen kann, als der Sigmarianer einige Erdklumpen davon abklopft -, ein paar Spangen und Münzen, und Monalon bringt dann noch zwei alte, vergilbte Pergamente zu Tage. Wieso findet die eigentlich immer alles was zu lesen ist? Wie dem auch sei: auf der Innenseite des Tellers ist irgendetwas in der Sprache der Zwerge eingeprägt, wohl eine Art Botschaft. Als Magnus den Teller schliesslich herumdreht, sehe ich auf der Unterseite eine Zeichnung eingeritzt, die aussieht, als hätten Orks sie verbrochen (damit dürfte das gute Stück wohl ziemlich wertlos geworden sein). Die Pergamente, so schildert Monalon, sind zwei weitere Botschaften von Orks: den einen hat in riesigen Lettern Torgoch unterschrieben, die andere stammt von Roglud, den wir ja schon als seinen 'Kriegsboss' und somit Untergebenen aus anderen Schriftstücken der jüngsten Zeit kennen. „Können wir das ganze Zeug nicht später untersuchen und uns mit diesen Botschaften einfach zu den Elfen aufmachen ? Ich würde doch ganz gerne zurück kommen, bevor ich überhaupt nichts mehr sehen kann." Ich hatte ja gedacht, nur mein rechtes Auge  habe etwas abbekommen, aber allmählich schwillt mir das ganze Gesicht an - und dass es allmählich dunkel wird, macht es mir auch nicht gerade einfacher, noch irgendetwas zu erkennen. - „Unrecht hat Sigurd nicht“, stimmt mir Magnus erstaunlicherweise zu, und so machen wir uns kurz darauf tatsächlich auf den Rückweg.

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #42 am: 9.04.2008 | 17:14 »
Zurück im Dorf wendet sich Magnus sofort an Aeskúrion, der am Rande der Lichtung bereits auf uns wartet. "Wir brauchen dringend zwei Ärzte!“, ruft Magnus ihm schon von Weitem zu.„Teurer Magnus, Ihr wisst, dass wir nur über einen Heiler verfügen ... und unseren Neuzugang.“ „Dann schickt den  Heiler zu Sigurd, der Neuzugang kann sich ja um mich kümmern“. Kurz darauf kommt der Elfenheiler herbei, den ich ja schon kenne - Erimayfin heisst er, endlich kann ich mir auch den Namen merken - und kurz darauf tritt Myralin auf Magnus zu. Kurz verzieht der Sigmarianer das Gesicht: er muss wohl in all der Aufregung ganz vergessen haben, wer denn dieser 'Neuzugang' eigentlich ist.

Erimayfin behandelt die Schwellungen in meinem Gesicht mit einer Tinktur aus Wiesenminze - genau so riecht das Zeug zumindest. Erstaunlicherweise tut es mir ausserordentlich gut, ich habe fast sofort das Gefühl, Schwellung und Schmerzen würden zurückgehen. „Habt Ihr noch andere Blessuren davongetragen?“, erkundigt sich der Heiler freundlich. Daraufhin weise ich noch auf den Schlag in die Seite hin, den ich irgendwann - wann eigentlich ? - abbekommen hatte, doch es stellt sich heraus, dass ausser einer ordentlichen Prellung dort nichts zu sehen ist. Alle Knochen scheinen noch heile. „Ja, ja, unsere Kettenhemden halten schon einiges aus“, grinst Erimayfin nur.

Ich hätte es nicht gedacht, aber nachdem mich der Heiler alleine gelassen hat, um mich noch ein wenig auszuruhen, geht es mir kurz darauf schon so viel besser, dass ich mich zum Lagerfeuer begebe. Monalon und Mutter Ursula sitzen schon bei einem Becher Birkenwein mit unserem Gastgeber Aeskúrion zusammen. „Bilde ich mir das ein, oder riecht das hier nach Minze?“, fragt Mutter Ursula, als ich mich neben sie setze, und schnuppert skeptisch an ihrem frisch aufgefüllten Becher... Nun ja, es gibt zweifellos Schlimmeres, und der Geschmack des Birkenweins überdeckt  schon bald alle anderen Kräuter. Kurz darauf scheint auch Magnus' Behandlung abgeschlossen zu sein, doch aus irgendeinem Grund wirkt er überhaupt nicht entspannt. Ich sehe davon ab, mich nach Myralin zu erkundigen...

Das Abendessen wird serviert: Wieder einmal gibt es Wild, aber das stört mich nicht, denn gegen ein ordentlichen Stück Fleisch hatte ich noch nie etwas einzuwenden - schon gar nicht mit diesem sonderbaren, aber äusserst leckeren roten Waldbeerenmus, das hier dazu gereicht wird. Und ausserdem: nach den Erlebnissen im verderbten Land würde ich glaube ich eher ungerne einen Fisch aus diesem Fluss essen wollen...

Natürlich drehen sich alle Gespräche um die Ereignisse des Tages. Das Ende Torgochs spielt dabei eine grosse Rolle, aber so recht beteilige ich mich nicht an den Schilderungen, schliesslich müssen erst einmal Hunger und Durst gestillt werden, und ausserdem möchte ich manche von diesen Einzelheiten am liebsten einfach wieder vergessen. Doch als Magnus schliesslich den Feuerkristall aus seiner Tasche zieht und nicht ohne Stolz präsentiert, kommt ein wenig Unruhe in die bis dahin sehr harmonische Runde. Aeskúrion betrachtet den Stein, dann erhebt er sich: „Dieses magische Zwergenwerk ist hier nicht gern gesehen. Der Stein kann nicht viel länger hier verweilen.“
Kaum hat er wieder Platz genommen, entspinnt sich eine Diskussion, zu der anscheinend wirklich alle etwas beizutragen haben. So sehr die Behandlung Erimayfins auch geholfen haben mag, meine Kopfschmerzen werden in diesem Stimmengewirr wahrlich nicht besser, und so bin ich kaum in der Lage, all dem Für und Wider zu folgen.

Schliesslich versucht Mutter Ursula, Aeskúrion durch gutes Zureden ein wenig zu beruhigen, und  dann fällt dem Elfen auch wieder ihr Gebot guter Gastfreundschaft ein: „Natürlich dürft ihr noch bleiben, so lange ihr Rast braucht. Niemand von Euch soll aus dieser Runde vertrieben sein! Aber habt ihr wenigstens ein Gefäss, in dem Ihr den Stein sicher verstauen könnt?“. Das müssen wir leider verneinen, doch auch Magnus müht sich jetzt nach Kräften, beruhigend auf die Elfen einzuwirken: „Der Stein ist bei uns gewiss sicher, schliesslich stehen wir unter Sigmars und Verenas Schutz.“. Nach einigem hin und her gewinnt Aeskúrion der Sache sogar noch etwas Positives ab: „Vielleicht könnte der Stein uns ja sogar dabei behilflich sein, endlich dem verderbten Land Herr zu werden oder es sogar zurück zu drängen, um so diesen Landstrich doch noch vor dem Untergang zu retten." - ein Gedanke, den auch Magnus recht begeistert aufnimmt. Danach wird es am Tisch wenigstens etwas ruhiger.

Aber was soll nun mit dem Feuerkristall passieren? Während man sich also nun dieser Frage widmet - und hier sind längst nicht mehr so viele verschiedene Meinungen zu hören wie noch gerade eben! -, beginnen einige der Elfen den Nachtisch zu servieren, und so widme ich vorerst meine ganze Aufmerksamkeit einem Kompott aus Waldfrüchten. Nur Monalons Ansicht höre ich noch klar und deutlich: „Der Stein muss unbedingt zurück ins Reich“, erklärt sie aus dem Brustton der Überzeugung, und so tippe ich kurz gegen meine Narbe auf der Stirn: „Da kann ich wohl schlecht hin... und Du schon mal überhaupt nicht!“ Nachdenklich legt Mutter Ursula die Stirn in Falten: „Nun ... mit der Hilfe Shallyas und Sigmars Segen, und dazu noch mit dem Einfluss, den Magnus geltend machen kann, und zu einem  bescheidenen Teil ja auch ich, liesse sich da vielleicht doch etwas machen...“, gibt sie zu bedenken. Doch Magnus scheint die Vorstellung, zurück ins Reich zu reisen, nicht recht zu behagen, schliesslich war es ja sein ausdrücklicher Auftrag, dafür zu sorgen, dass ich ausser Landes komme. Dass er diesen Auftrag ordnungsgemäss erfüllt hat, scheint  für ihn nicht zu rechtfertigen, gemeinsam mit mir die Grenze des Reiches erneut zu überqueren, aber dieses Mal eben in eine andere Richtung... Ob wohl alle Sigmarianer so schlecht beim Kartenspiel sind ?, schiesst es mir durch den Kopf. Doch letztlich ist auch Magnus bereit hinzunehmen, dass hier wohl ungleich wichtigere Dinge auf dem Spiel stehen, als nur das Urteil der Verbannung, das gegen einen einzelnen Barden verhängt wurde.

Gerade, als ich denke, jetzt könnte es endlich ein wenig ruhiger werden, schneidet Mutter Ursula ein neues Thema an. „Was war eigentlich in dieser Kiste?“ Magnus' Gesichtsausdruck verrät mir, dass er das wohl lieber erst einmal unter uns Reisegefährten besprochen hätte und nicht im Beisein der Elfen, aber so bleibt uns nicht anderes übrig, als diesen Teller und die beiden Schriftstücke hervor zu holen.

Zunächst einmal befassen wir uns mit dieser Zeichnung, die wohl Orks in die Rückseite des Tellers geritzt haben müssen. Zu erkennen ist ein Berg mit drei Gipfeln, den die Orks mit 'Draischbitzberk' bezeichnet haben. Na gut, das habe ich auch noch lesen können. Unterhalb des linken Gipfels erkennen wir einen kleinen Pfeil, der auf eine Höhle oder etwas Ähnliches zeigt: „Schlitz im Zwergschrain“. Da haben wir also eine recht genaue Ortsangabe eines Zwergen-Schreins in den Bergen - aber was mag dort verborgen sein ? Magnus, der im Gegensatz zu mir die Sprache der Zwerge nicht nur sprechen, sondern auch lesen kann, übersetzt darauf hin den Text auf der Vorderseite des Tellers:

„Überreicht von Rogni, Sohn des Mordin, Sohn des Vagnir, Sohn des Brogar aus der Feste  Karak-Kadrin im zweitausendsiebenhundertundzweiundvierzigsten Jahre nach der Fertigstellung des grossen Torbogens von Caraz bei Carak, an der Gromblin unseres Clan mitgearbeitet hat. Dieser Teller, den er mit eigenen Händen fertig stellte, sei ein Geschenk an den grossen Schrein von Kadar Helgad zu Ehren Grungnis, dem Herren der Tiefen Welt, und Smednirs, dem Erzschmied, in Dankbarkeit für die vollendete Lehrzeit.“

Nun, dass die Zwerge Grungni verehren, habe ich ja in Middenheim mehr als einmal hören dürfen, ansonsten scheint das hier wirklich nicht mehr als eine Widmung zu sein. Vielleicht bergen diese Ork-Pergamente ja Interessanteres, und so mache ich mich daran, auch diese zu entziffern - mittlerweile bin ich darin ja schon recht geübt. Ich beginne mit Rogluds Botschaft: 

„Torgoch is verückt geworden mit sein Stein wo rot is im Dunkeln, und der redet nur davon, die priester zu tot zu machn. Die jungs und ich ham ihn verlassn - die götter wern ihn noch holn!! un alle, wo zu ihm gehörn tun. So ham wir den verlassn. Wie wir gegangen sind ham wir dies zeugs von ihm mitgenommen - viel Glück dem, wer immer dat findet. Imma hatta vonnem andere Stein geredet aus der Zwergenhöhle hinterm Berg, un dat er den auch holn will, aber wir seine Karte aufm Teller mitgenomm. Wir sin Torgoch un seine Steine jetz echt satt! Sag den Göttern wir warns  gar nich, 's war Torgoch, un wir ham ihn verlassn.

Roglud
Kriegsboss des Blutaxt-Bundes un seine Jungs“

Hmmm ... Dieser Roglud hatte sich mit seinen Leuten doch schon einmal dünne gemacht! Das hier scheint jedenfalls so etwas wie sein endgültiger 'Abschiedsbrief' zu sein.
 
Die andere Botschaft jedenfalls stammt wieder aus der Klaue des einst so mächtigen Torgoch selbst:

„Der Stein hat in dem Zwergenschrain da geleuchtet, weil da noch einer war. wünscht ich hätt dat gewusst, dann müsst nicht zurück gehen dafür, aba de Jungs sin alle wech gerannt. Dat wird den noch leid tun, wenn ich die prister fettich jemacht hab, sind se die nächstn wo dran sind.  Muss jetz irgendwie den anern Stein holen gehen. Wenn ich zwei hab, dann kann mir keina mehr was!
Torgoch   
Boss des Blutaxt Bundes
BOSS VON DER GANZEN WELT!“

Als ich fertig bin läuft mir eine Träne über die rechte Wange. Aber das hat überhaupt nichts mit Torgochs Schicksal zu tun: ...nein, mein rechtes Auge hat sich immer noch nicht recht beruhigt. Erst einmal noch etwas von Erimayfins Minz-Tinktur auftragen (oder was immer das in Wirklichkeit ist), dann sollte es mir bald wieder besser gehen.

Es sieht also ganz so aus, als gebe es hier ganz in der Nähe einen weiteren magischen Stein der Zwerge, der nur darauf wartet, gefunden zu werden. Nun, zwei Steine sind sicher besser als einer, aber 'gleich morgen aufzubrechen', wie Magnus gerade vorschlägt? Das muss jetzt doch wirklich nicht sein: „Magnus, wenn der Stein die letzten hundert Jahre dort gelegen hat, glaube ich nicht, dass uns ihn jemand in den nächsten paar Tagen vor der Nase wegschnappt.“ Glücklicherweise sieht der Sigmarianer das dann auch schnell ein, und so wird beschlossen, die durch Aeskúrion bereitwillig angebotene Gastfreundschaft der Elfen noch für zwei oder drei weitere Tage in Anspruch zu nehmen. Und dann werden wir versuchen, uns diesen zweiten Stein zu holen. Unterstützen soll uns dabei eine Eskorte Elfen, die uns, wie Aeskúrion verspricht, zumindest bis zum Fuss des dreigipfeligen Berges Geleitschutz geben soll. Seine Abneigung gegen magische Steine aus Zwergenhand - wie eben unseren Feuerkristall - in seinem Dorf scheint der Stammesfürst der Sidhé Fascoulinne dann doch recht schnell abgelegt zu haben. Also werden wird noch ein wenig unsere Wunden lecken - und versuchen, Mutter Ursula doch dazu zu bewegen, uns zu begleiten, so sehr sie sich im Augenblick auch dagegen sträuben mag. Aber ohne sie hätten wir im Kampf gegen Torgoch (oder das, was von ihm übrig geblieben war) gewiss nicht bestehen können. Nun, wir werden sehen.


Eine kleine Anmerkung am Rande: Sollte ich über den Titel meines Tagebuches vielleicht noch einmal überdenken? Tiléa scheint ja nach den jüngsten Ereignissen eher in weite Ferne zu rücken. Nun ... ich glaube, lasse es erstmal so, wie es ist. Wer weiss, vielleicht werde ich irgendwann doch noch weiter in den Süden reisen!


Fortsetzung folgt!

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #43 am: 25.04.2008 | 23:53 »
Markttag, der 15. Vorgeheim

Es folgt ein sehr geruhsamer und vor allem erholsamer Tag für mich - nach den Strapazen der letzten Zeit tut das so richtig gut. Das letzte Mal, dass ich so richtig ausspannen konnte, war wohl damals in Delbertz, und das ist ja jetzt immerhin auch schon über drei Mannsliebe her. Ich muss dringend mal wieder Marion schreiben - hoffentlich hat sie meine bisherigen Briefe erhalten. Ein wenig Sehnsucht erwecken diese Gedanken schon bei mir, aber immerhin geht es ja - so sich unsere Pläne und Absichten erfüllen - bald wieder Richtung Norden und zurück in Richtung Reich. Tilèa kann ja ruhig noch etwas warten.

Irgendwann am Vormittag sucht mich Erimayfin auf. Der freundliche Elfenheiler behandelt meine Verletzungen mit beachtlicher Sorgfalt, so dass es mir schon bald deutlich besser geht. Gut genug jedenfalls, um wieder am geselligen Leben im Lager teilzunehmen. So treffe ich wieder die elfischen Barden, mit denen ich ja schon kürzlich musizierte, und wir tauschen uns noch ein wenig aus. Die machen aber auch eine interessante Musik! „Morgen Abend findet ein kleines Fest hier im Lager statt, wir feiern den Jahrestag unserer Ankunft hier. Die Sidhé Fascoulinne leben mittlerweile fünfhundert Jahre hier!“, berichtet ein Neuer unter meinen Mitspielern, ein sehr junger Bursche namens Rínthar - ein erstaunlich redseliger Kerl, wie ich schon sehr bald bemerke. Die magischen Steine scheinen ihn sehr zu interessieren. Er möchte wissen, welche Macht sie wohl hätten und was wir mit ihnen denn nun vorhätten. Dieser Bursche scheint aus einem ganz anderen Holze geschnitzt als etwa der doch eher reservierte Aeskúrion. Interessant ist aber auch Rínthars Musikinstrument: eine Flöte mir völlig unbekannter Bauart, die sehr beruhigende und nach gerade melancholische Töne von sich gibt. Da ich dem 'Jungen' (der wahrscheinlich wieder einmal sehr viel älter ist als ich; ich frage ihn wohl lieber nicht nach seinem wirklichen Alter, aber er sieht aus, als sei er noch nicht einmal zwanzig) über die Steine nicht viel berichten kann - Magie in gleich welcher Form ist ja nun einmal meine Stärke nicht -, versuche ich ihn von seiner Neugier etwas abzulenken, indem ich ihn über seine Musik befrage. Diese 'Nai', wie er sie bezeichnet, sei ein noch ziemlich neuartiges Instrument und käme ursprünglich aus Ländern, die noch weit südwestlich von Bretonnia lägen. Dort habe er sein Instrument auch vor kurzem erstanden. Ich muss zugeben, ich habe großen Respekt, wie gut er nach offenbar so kurzer Zeit schon damit umzugehen versteht. Andererseits: Was bedeutet bei Elfen 'vor kurzem'? 50 Jahre?

Kurz nach dem Abendessen ruft Monalon Magnus und mich zu sich; sie scheint uns irgendetwas Wichtiges zeigen zu wollen, anders kann ich das Leuchten in ihren Augen und ihre Aufregung jedenfalls nicht deuten: „Magnus, schlag doch einmal Sigurd!“ Fassungslos starrt der Sigmarpriester sie an: „Warum sollte ich das denn bitte tun?“ „Frag nicht, tue es einfach!“, gibt Monalon zurück. „Ich denke gar nicht daran! Sigurd hat mir doch überhaupt nichts getan!“ So geht es eine Weile hin und her, und dann, als ihre Überredungskünste bei Magnus nicht zu fruchten scheinen, versucht Monalon nun, mich zu überreden, auf Magnus einzuschlagen! „Bei Morr, dass werde ich ganz  gewiss nicht tun! Wer weiß, was der Kerl dann mit mir anstellt - aber jetzt mal im Ernst, Mona: Warum willst Du, dass wir uns hier gegenseitig verprügeln?“ Endlich erklärt uns Monalon, einen neuen Verteidigungszauber eingeübt zu haben; und den wolle sie jetzt gerne testen. Zugegebenermaßen sind Magnus und ich auch nach dieser Erklärung nicht bereit, hier als Versuchstäter und -opfer zu dienen, und so zieht die Magierin etwas enttäuscht ab. Vielleicht findet sie ja unter den Elfen ein paar Freiwillige für ihr Experiment.

Die Grundidee Monalons, nämlich in der freien Zeit die wir haben, ein paar neue Fähigkeiten einzuüben oder alte zu verbessern, ist aber tatsächlich nicht schlecht, da sind Magnus und ich uns schnell einig. Und so verständigen wir uns darauf, in Zukunft den Schwertkampf gemeinsam zu üben. Bei dem kampferprobten Sigmarianer kann ich gewiss einiges lernen, denn gerade mit dem Schwert ist er ja ein wahrer Meister; und im Umkehrzug kann er sich im gemeinsamen Training mit dem Bogen doch wohl das eine oder andere von mir abschauen. Da ich mich allerdings augenblicklich wirklich nicht in der Lage sehe zu kämpfen - und sei es auch nur zur Übung -, zeigt mir Magnus erst einmal ein paar nützliche Fingergesten, mit denen man sich in brenzligen Situationen und bei Kämpfen schnell und ohne Worte verständigen kann. Gar nicht so einfach, das alles so schnell zu behalten, und so bitte ich Magnus recht bald einzuhalten - ein geduldiger Lehrer ist er jedenfalls nicht -  und schlage stattdessen vor, sich langsam zur Ruhe zu begeben, denn die Sonne ist schon lange hinter den westlichen Bergen verschwunden.

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #44 am: 25.04.2008 | 23:54 »
Backtag, der 16. Vorgeheim

Ein weiterer Tag der Ruhe im Lager der Elfen bricht an. Beim Morgenmahl teilt uns Mutter Ursula mit, sie habe beschlossen, doch hier zu bleiben, wenn wir uns auf die Suche nach dem zweiten Stein machen: „Wirklich, Kinder, für so eine Kletterei bin ich dann doch zu alt! Ich werde hier im Lager auf Euch warten.“ „Aber was geschieht nun mit dem Feuerkristall? Nehmen wir den mit oder lassen wir ihn besser hier in deiner Obhut?“, werfe ich in die Runde - und schon geraten Monalon und Magnus ein wenig aneinander. Monalon scheint dem Sigmarianer nicht recht zu vertrauen - zumindest was den Umgang mit diesem Stein angeht. Ob das wohl damit zu tun hat, dass er sie in den Katakomben angegriffen hat? Wie dem auch sei: Magnus beharrt auf seiner Meinung, wir sollten den Stein mitnehmen, und dieser Meinung schließe ich mich an: „Laut Torgochs Botschaft hat der Feuerkristall in der Höhle geleuchtet, und das lässt wohl darauf schließen, dass es dort einen zweiten Stein gibt. Insofern werden wir den Feuerkristall vielleicht sogar brauchen, um den anderen Stein überhaupt zu finden.“ Erstaunlicherweise leuchtet das allen ein (was ist los? Seit wann hören die mir überhaupt zu?), und so wird schließlich beschlossen, dass Magnus und ich uns dabei abwechseln sollen, den Stein zu tragen. Ihn an Monalon zu übergeben, scheint allen nicht recht ratsam zu sein: Bei einen Magierin, die derartiges Geschick mit Feuerzaubern hat, könnte das wohl für böse Überraschungen sorgen - und zu was dieser Stein fähig ist, hat man an Torgoch, der schließlich zuvor wohl nur ein einfacher Ork war, doch allzu deutlich gesehen.

Doch wie kommen wir nun am besten zu diesem Berg mit den drei Gipfeln? Nach kurzer Beratung ist die Route geplant, denn hier gibt es eigentlich nur eine einzige Lösung, die man als vernünftig ansehen kann. Das verderbte Land möchten Magnus und ich wahrlich nicht noch einmal durchqueren müssen, und so bleibt nur noch die Route von hier über den Fluss nach Westen bis zur Handelsstrasse. Der werden wir dann in Richtung Norden folgen und dann, etwa in der Höhe des 'Tuams', nach Osten abbiegen, den Fluss ein zweites Mal überqueren und den Weg Richtung Berg einschlagen. Aber wie den Fluss überqueren? Gut, hier im Elfenland ist das ja nun kein Problem, es gibt genügend Boote, und ganz in der Nähe hat der Jetzin auch eine Furt. Aber im Norden ist der Fluss ja nun einmal eher ein recht breiter Gebirgsbach: viel tiefer und reißender; mit einer Furt ist da nicht zu rechnen, und auf dem Weg hierher haben wir auch keine gesehen. Und dass wir diesen freundlichen Ent wieder treffen werden, ist ja auch keineswegs gesichert: „Bauen wir doch vor Ort ein Floß! Ihr Elfen kennt Euch doch damit sicher aus, oder?“. Esgaroth, scheinbar einer der engsten Vertrauten Aeskúrions, bejaht meine Frage: „Das dürfte keine Schwierigkeit darstellen. Sorgt euch nicht, wir werden Euch sicher bis zum Eingang dieses Zwergen-Schreins bringen.“

Den Rest des Tages verbringen wir damit, uns weiter zu erholen, aber zugleich machen wir uns auch daran, Ausrüstung und Proviant für unsere Unternehmung zusammenzutragen. Und wieder sind uns die freundlichen Elfen äußerst behilflich. Sie bieten uns reichlich getrocknetes Dörrfleisch an, wohlschmeckendes Brot aus einem Kräuterteig und getrocknete Waldfrüchte. Natürlich nehmen wir auch reichlich frisches Quellwasser mit - von der Handelsstraße bis zum Jetzin hinunter ist es doch recht weit - , und als wir darauf hinweisen, dass uns Fackeln und Seile besonders wichtig sind (Seile kann man im Gebirge immer gebrauchen, und wer weiß, ob wir nicht durch irgendwelche düsteren Felsspalten klettern müssen – und außerdem wollen wir ja früher oder später auch in einen Zwergenschrein, und wie es dort um das Licht bestellt ist, wissen wir schließlich auch nicht), werden wir auch damit reichlich versorgt. Unseren Wagen  wollen wir im Lager lassen und lieber auf Pferdes Rücken reisen - abseits der Pass-Straßen hat das mit unserem Gefährt im Gebirge ja auch wenig Sinn.

Am Abend findet dann die angekündigte Feier der Elfen statt, und ich muss zugeben: im Feiern stehen sie den Zwergen Middenheims in Nichts nach! Nach mehrstündigem Musizieren tun mir Finger und Stimmbänder weh, und der in Strömen geflossene Birkenwein trägt sicherlich zu meiner ansetzenden Müdigkeit bei. So verabschiede ich mich von den Elfen-Musikern und mache Anstalten, mich zur Ruhe zu begeben. Bevor ich aber meine Hütte betrete übergibt mir Magnus noch den Feuerkristall: „Heute hast du über den Stein zu wachen, Sigurd!“

Obwohl ich eigentlich ja hundemüde bin, kann ich doch nicht sofort einschlafen, und so sehe ich mir noch einmal den Feuerkristall an. Mir fällt auf, dass ich mich bislang noch überhaupt nicht damit befasst habe! Gut, die Zeichen, die in die Spitze eingeritzt sind, hatte ich mir wohl schon einmal angesehen, aber das war auch immer nur oberflächlich. Erst jetzt fällt mir auf, wie schwer der Stein doch in meiner Hand wiegt. Wird er schwerer? Wärme steigt in mir auf, immer weiter kreisen meine Gedanken um Feuer. Angst davor habe ich nicht, nein, wirklich überhaupt nicht.  Ich sehe mich selbst, wie ich unbeschadet durch einen lichterloh brennenden Wald wandele, mühelos. Und Monalons kleine Spielchen mit dem Feuer, ihre kleinen Zaubereien, Lichtzauber und Feuerbällchen? Wie lächerlich! Nichts könnten die mir anhaben! ... Was mache ich da eigentlich? Erschrocken lasse ich den Stein aus der Hand fallen, er kullert über den Boden. Das ist wahrlich kein Spielzeug, geht es mir durch den Kopf, und so packe ich dieses Unding in meine Tasche. Und dann kann ich endlich auch in Morrs Arme sinken, denn uns allen steht ein anstrengender Tag bevor.

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #45 am: 25.04.2008 | 23:57 »
Zahltag, der 17. Vorgeheim

In aller Frühe wecken uns die Elfen: Unser Tag der Abreise ist gekommen. Drei Elfen werden uns auf der Suche nach dem Schrein begleiten. Neben Esgaroth, der ja bereits in Erscheinung getreten ist und der Anführer dieser kleinen Gruppe scheint - ein stämmiger Kerl, der den Eindruck weckt, schon das eine oder andere Scharmützel hinter sich gebracht zu haben -, sind da noch Simiél, ein eher unscheinbarer und selbst für einen Elfen beachtlich schweigsamer Geselle, der mit seinen schon leicht angegrauten langen Haaren sogar noch etwas älter als Esgaroth zu sein scheint, und zu guter Letzt der junge und unablässig redselige Rínthar. Na, das kann ja was werden! Über mangelnden Gesprächsstoff werden wir wohl nicht zu klagen haben. Alle drei führen Schwerter und Bögen mit, und an Rínthars Gürtel entdecke ich zusätzlich ein sehr kunstvoll verziertes Jagdmesser.

Nachdem  wir uns noch von Mutter Ursula und Aeskúrion verabschiedet haben, machen wir uns endlich auf den Weg: wie geplant zu Pferde. Glücklicherweise macht mir diese Fortbewegungsart mittlerweile keine größeren Schwierigkeiten mehr und auch das Tier scheint sich mittlerweile an mich gewöhnt zu haben. Erstaunt stelle ich  fest, dass Monalon - die ich noch nie auf dem Rücken eines Pferdes gesehen habe - eine bemerkenswert geschickte Reiterin ist!

An Bord der uns schon bekannten Elfenbote überqueren wir mühelos den Jetzin; der Weg zur Handelsstraße ist von hier aus wesentlich kürzer, als wenn wir uns für die Furt im Süden entschieden hätten. (Aeskúrion war so freundlich, uns beim Frühstück diesen Rat zu geben. Na, er wird es wissen.) Nach nur einer knappen Meile quer durch den Wald erreichen wir auch schon die Handelsstraße, der wir dann nach Norden folgen. Es ist ein strahlend heißer Sommertag, und ich bin froh über meinen Kapuzenmantel, der mich einigermaßen vor der brennenden Sonne schützt. Der arme Magnus unter seinem schweren Helm wird sicher ziemlich eingekocht! Andererseits ist das wohl immer noch besser, als sich wieder einen Sonnenbrand auf dem frischrasierten Schädel einzufangen. Eigentlich eine merkwürdige Sitte der Sigmarianer! Gut, dass langes Haar gerade im Nahkampf nachteilig sein mag, leuchtet mir ja ein, aber warum müssen die sich denn ganz scheren? Sigmar selbst hatte doch auch Haare ...

Während der kurzen Wegpausen, die wir immer wieder einlegen - besonders wenn ein schattiges Plätzchen Erholung verspricht -, kommen wir ganz in den Genuss von Rínthars Redseligkeit. Wenn er nicht gerade auf seiner Nai spielt, erzählt er Geschichten, wo er schon überall gewesen sei. Von Bretonnia, das er kürzlich besucht hatte, und dem guten Wein, der dort wachse: „Wird im Reich eigentlich auch Wein angebaut?“ Magnus beantwortet die Fragen des jungen Elfen mit der Geduld eines Heiligen - wobei man ihm doch anmerkt, dass es ihm schwer fällt, immer freundlich zu bleiben (ich stelle mir gerade vor, was Wolfgang in seiner Situation getan hätte!): „In den südlichen Gegenden, ja, da gibt es durchaus Wein, der sich insbesondere zum Kochen hervorragend eignet.“ Von dieser Idee scheint Rínthar nicht besonders angetan, er verzieht das Gesicht: Wein sei schließlich ein Getränk zum Genießen - wobei er aber nach einer Weile zugibt, dass er mal ein Kaninchen in Weinsoße hatte, das ihm doch ganz vortrefflich geschmeckt habe. Während Rínthar also erzählt und erzählt, sitzt Simiél völlig schweigsam daneben, während Esgaroth behutsam versucht, Rínthar in seinem Redefluss ein wenig zu bremsen. So unterschiedlich können also Elfen sein!

Gegen Abend tauchen weit vor uns auf der Strasse zwei merkwürdige, helle Gebilde auf. „Das scheinen eine Art Kokons zu sein“, erklärt Esgaroth, der über eine erstaunliche Fernsicht zu verfügen scheint. Vorsichtig nähern wir uns der Stelle, da meldet sich zum ersten Mal überhaupt Simiél zu Wort: „Irgend etwas riecht hier ziemlich säuerlich. Kommt von oben.“ Ich blicke an der Felswand hinauf ...und sehe dort eine wirklich riesige Spinne über uns lauern! In einer fließenden Bewegung greife ich nach meinen Bogen, lege einen Pfeil an die Sehne und schicke ihn dem Ungetüm entgegen. Hart schlägt er in den schwarzen Wanst ein. Ich bemerke gerade noch einen anerkennenden Blick Esgaroths, da geht die Spinne in Flammen auf und kracht wenige Meter vor uns auf die Straße. Monalons Feuerball ist doch immer wieder eine wirksame Waffe, auch wenn sie nicht ausreicht, um dem Untier den Todesstoß zu versetzen. Ganz schön zäh, dieses Viech! Es rappelt sich wieder auf und rast dann, sichtlich angesenkt, auf seinen zahlreichen Beinen auf uns zu. Magnus und Monalon, die in der Zwischenzeit von den Pferden gesprungen sind, eilen dem Ungetüm entgegen, während zwei Pfeile der Elfen an ihnen vorbeischwirren. Auch Esgaroth und Simiél sind beachtliche Schützen! Mit zwei seiner Vorderbeine bricht das Tier sie ab, doch der Schaden ist getan, und schon hacken Magnus und Monalon mit ihren Schwertern gemeinsam auf das Untier ein.

Meinen zweiten, bereits angelegten Pfeil kann ich jetzt beruhigt wieder von der Bogensehne nehmen und in den Köcher zurückschieben, denn die Arbeit ist getan: Tot liegt die Spinne vor unseren Füßen. Was heißt 'vor'? Der Rumpf ist immer noch mannshoch! Der aufgeplatzte Leib ist ein wahrlich widerlicher Anblick - und er versperrt uns den Weg! Um ganz sicher zu gehen, dass das Tier tatsächlich in Morrs Reich gegangen ist, machen Magnus und ich uns daran, ihm nacheinander die Beine abzuhacken, wobei uns die beiden Elfen tatkräftig unterstützen. Da fällt mir auf: „Wo ist denn eigentlich Rínthar?“ „Rínthar ??!!“. Auf Esgaroths Ruf hin kommt der 'Junge' langsam hinter einem großen Findling am Rand der Straße hervor: „I-Ist sie au-auch wi-wirklich t-t-tot?“ - „Jaja, jetzt komm schon her und mach Dich nützlich!“

Währenddessen verfrachten Magnus, Simiél und ich den massigen Kadaver, der sicher zehn Fuß in der Länge und sechs Fuß in der Breite misst - was für ein riesiges Tier! -, mit zahlreichen Fußtritten von der Straße, bis er endlich über den abfallenden Wegesrand in den darunterliegenden Wald hinabstürzt; kurz darauf verrät uns lautes Geraschel darauf einsetzendes Knurren, dass zahlreiche Fresser das Mahl willkommen heißen. Monalon hat sich derweil der Kokons angenommen und daraus zwei kalkweiße Menschenleichen geborgen; doch hier kommt jede Hilfe leider zu spät: Das Untier hat sie völlig ausgesaugt. Was für ein entsetzlicher Tod. Es steht zu hoffen, dass sie tot waren, bevor diese Spinne mit ihrem Mahl begonnen hat! „Der Kleidung nach waren das wohl einfache Handelsreisende“, stellt die Magierin fest. Gemeinsam sammeln wir ein paar größere Steine zusammen, aus denen wir eine notdürftige Grabstätte errichten; unter Magnus Gebeten mögen die beiden ihre letzte Ruhe finden.

Bald darauf bittet ein recht zerknirschter Rínthar für sein Verhalten um Entschuldigung: „Es tut mir Leid, aber diese Spinne... Nein, das war einfach zu viel für mich. In den Schwarzen Bergen bin ich einmal Kriegern des Chaos begegnet, die auf solchen Riesenspinnen geritten sind, und seitdem...“. „Ist schon gut, Rínthar“, versucht Esgaroth seinen jüngeren Landsmann zu beruhigen, „Wir kennen die Geschichte. Du wirst dich auf dieser Reise sicher noch als nützlich erweisen, und gegen eine solche Furcht kann man nun einmal nichts tun." „Das Viech war aber auch ekelhaft!“, füge ich hinzu. „Fast so schlimm wie diese Armee Riesenratten, die uns in der Kanalisation von Nuln einmal verfolgt hat. Zum Glück war da diese Lore auf Schienen und ein langer abwärts führender Stollen, so konnten wir uns in Sicherheit bringen ... nur der Sekretär des Kanzlers Oldenhaller, oder für wen der auch immer gearbeitet hat, der hat es damals leider nicht geschafft...“. Nun, Rínthar hört sich meine Geschichte aufmerksam an, auch Monalon trägt das eine oder andere Detail bei; dabei bleibt der Elf jedoch ganz gelassen und gibt zum Ausdruck, sich vor Ratten keineswegs zu fürchten. Dann will ich doch hoffen, dass die Geschichte ihm wieder ein wenig Selbstwertgefühl zurückbringt. Über die gewaltigen Ausmaße dieser Ratten aus Nuln schweige ich aber dann doch lieber: Wenn ich nur an die Viecher denke, stellen sich mir schon wieder die Nackenhaare auf!

Es wird Zeit, sich ein Nachtlager zu suchen, denn über die letzten Ereignisse ist es schon recht spät geworden: „Ich würde vorschlagen, noch ein Stückchen weiter zu ziehen! Dieser Ort hier ist mir wirklich nicht ganz geheuer. Wo eine dieser Spinnen haust, könnten ja auch zwei sein, und wenn das vorhin das Männchen war, wird das Weibchen sicher noch größer und gefräß....“ „Aufhören, bitte!“, fällt mir Rínthar ins Wort, und trotz der einsetzenden Dunkelheit ist deutlich zu erkennen, wie blass er schon wieder geworden ist. Nun, alle sind mit meinem Vorschlag einverstanden, und so machen wir uns noch einmal für ein halbes Stündchen auf, bis wir, nein, vielmehr: bis die Elfen, die scheinbar bei Nacht ebenso gut sehen können wie bei Tag, einen geeigneten Lagerplatz gefunden haben. Es ist jetzt fast schon stockfinster und auch unangenehm kühl, so dass wir ein kleines Feuer entzünden. Daran machen Esgaroth und ich es uns so gemütlich, wie es nur möglich ist; wir hatten uns für die erste Wache gemeldet. Nachdem die anderen sich nun zur Ruhe gegeben haben, unterhalten wir uns noch ein wenig, erzählen uns einige unserer Erlebnisse und stellen auch Vermutungen darüber an, wie man diesen zweiten Kristall wohl finden wird, bis Monalon und Simiél uns nach etwa zwei Stunden ablösen.

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #46 am: 25.04.2008 | 23:58 »
Königstag, der 18. Vorgeheim

Der Geruch über dem Feuer brutzelnden Dörfleischs dringt mir in die Nase und weckt mich, nachdem ich wohl doch recht tief und fest geschlafen habe. Nach der Wache bin ich auch recht schnell eingeschlafen, und das lag wohl nicht nur an dem anstrengenden Tag mit der ganzen Reiterei und diesem nervenaufreibenden Angriff der Riesenspinne, sondern auch an dieser völligen Stille hier: Während ihrer Wache müssen sich Monalon und Simiél im Schweigen gegenseitig überboten haben, denn in der Regel weckt mich bei Nächten unter freiem Himmel doch eigentlich immer wieder zwischendurch das typische Gewispere der jeweils wachenden Reisegefährten. Na, Mona hat sich gewiss mehr gelangweilt als ich.

So fühle ich mich also einigermaßen frisch und ausgeruht, und das kräftigende Frühstück steigert mein gutes Befinden auch noch einmal um ein beträchtliches Stück. Vor unserem Aufbruch gebe ich den Feuerkristall wieder in Magnus Obhut: Eigentlich wäre er ja schon seit gestern Abend an der Reihe gewesen, aber das haben wir irgendwie beide verschwitzt.

Gegen Mittag können wir weit vor uns und hoch über unserem jetzigen Standort den uns bereits bekannten Wasserfall ausmachen: „Wir dürften jetzt so langsam die Höhe des 'Tuams' erreicht haben“. Magnus pflichtet mir bei, und so verlassen wir die Straße, biegen ostwärts in den Wald ein und reiten auf den rauschenden Gebirgsfluss zu. Plötzlich hebt Rínthar die Hand, gibt uns ein Zeichen anzuhalten, gleitet von seinem Pferd und verschwindet blitzschnell nach rechts im Dickicht. Was der wohl vorhat? In kurzen Abständen vernehmen wir drei dumpfe Laute, und da wird das Rätsel auch schon gelöst: Mit drei frisch erlegten Kaninchen über der Schulter kommt uns grinsend Rínthar entgegen: „Entschuldigung, dass es etwas länger gedauert hat, aber eines wäre ja kaum genug gewesen.“ Das war mal wirklich beeindruckend, denn lange hatte seine Jagd nun wirklich nicht gedauert. Zumindest in meinen Augen hat der Kerl damit seine kleine Scharte von gestern deutlich ausgewetzt.

Am Flussufer angelangt, entzünden wir ein Feuer, und Rínthar bereitet die Mahlzeit selbst zu - das lässt er sich jetzt nicht nehmen! Geschickt häutet er die Tiere mit seinem hübschen Jagdmesser. Das halbe Kaninchen, das jedem zufällt ist diesmal natürlich ohne Weinsoße zubereitet, aber dennoch durchaus wohlschmeckend.

Nach dem Essen führt Esgaroth sein Pferd in den Fluss hinein, um die Stärke der Strömung zu testen, aber ihm - und uns - wird schnell klar, dass eine Überquerung auf diese Art und Weise völlig unmöglich ist: Das arme Tier wiehert derart panisch, als stünde es vor dem Schlachter im Altmarktviertel von Middenheim! „Das Wasser ist zu reißend - und außerdem viel zu kalt“. So machen sich die Elfen daran, unseren ursprünglichen Plan - den Bau eines Floßes - in die Tat umzusetzen. Monalon, Magnus und ich gehen ihnen dabei mehr oder weniger nur zur Hand, die wahren Könner sind hierbei eindeutig die Elfen. Die sind aber auch geschickt!. Dennoch sind wir den ganzen restlichen Tag gut beschäftigt, und auch dann ist das Gefährt noch nicht endgültig flusstauglich: „Wir müssen die Holzstämme noch besser miteinander vertäuen, sonst reißt die Strömung uns die auseinander“, belehrt uns Esgaroth mit wissendem Blick. Magnus und ich melden uns für die letzte Nachtwache, und so begebe ich mich, erschöpft von der Arbeit, zur wohlverdienten Ruhe. Bäume fällen, Äste abtrennen und dann noch so viele Knoten machen, das  ist wirklich ganz schön anstrengend!

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #47 am: 25.04.2008 | 23:58 »
Arbeitstag, der 19. Vorgeheim

Kurz nachdem Magnus und ich unsere Wache antreten, graut auch schon der Morgen. Irgendjemand  muss hier entschieden zu lange gewacht haben! Na ja, mehr Schlaf für mich! Der Sigmarianer lehrt mich weitere nützliche Zeichen der Verständigung im Kampf, und so vergeht die Zeit wie im Fluge. Als wir mit den Vorbereitungen zum Frühstück beginnen, sind die drei Elfen sofort hellwach - das scheint ein Volk von Frühaufstehern zu sein! Na, da halte ich es doch eigentlich lieber mit den Zwergen, aber das sollte ich hier und jetzt nicht kundtun... Monalon hingegen wirkt ein wenig verschlafen: Kein Wunder, war sie doch gestern beim Knoten machen eine der Fleißigsten.

Dank Simiél geht der Bau des Floßes rasch von statten: Er mag kein großer Redner sein, aber im Bau von Flößen scheint ihm niemand etwas vormachen zu können! Dennoch wird es Mittag, ehe wir das Gefährt endlich fertig gestellt haben.

Unsere Überquerung des Jetzin wird fast zum Fiasko: Zunächst läuft eigentlich alles wie geplant. Ein Seil wird an einem starken Baum befestigt und das andere Ende mit dem Floß verbunden. Dann bringen Magnus und Esgaroth das Floß mit Hilfe der von den Elfen behelfsmäßig zurechtgeschnitzten Paddel zum gegenüberliegenden Ufer. Natürlich legen sie aufgrund der Strömung ein ganzes Stück flussabwärts an, aber das Floß wieder auf unsere Höhe zurückzuziehen ist, für die beiden kräftigen Männer ein Kinderspiel.

Leider jedoch findet sich auf der anderen Flussseite kein Baum in Reichweite, an der das Seil befestigt werden könnte, denn eigentlich lautete unser Plan, ein Seil über die gesamte Breite des Flusses zu spannen, mit dessen Hilfe wir das Floß dann auch ohne Ruder und mit größerer Last - man denke an unsere Pferde - hätten übersetzen können. „Ich halte das Seil schon, setz du allein wieder über!“ So etwas muss Magnus Esgaroth mitgeteilt haben; beim Rauschen des Flusses sind ihre Worte am anderen Ufer nun doch nicht zu verstehen Und ohne jegliche Schwierigkeiten gelangt der Elf mit dem Floß wieder auf unsere Uferseite. Doch dann beginnt das Drama: Als Monalon und Simièl - die es als nächstes wagen - etwa die Mitte des Flusses erreicht haben, erfasst eine scharfe Welle das Floß, und beide verlieren das Gleichgewicht und halten sich mit Mühe und Not noch am Floß fest.. Gleichzeitig wird Magnus auch noch das Seil aus den Händen gerissen, und sofort wird das Floß flussabwärts gewissen, Mit letzter Kraft schaffen es die beiden, sich auf dem Floß zu halten und es tatsächlich irgendwie ans Ostufer zu steuern. Eine beachtliche Leistung, denn die Kräftigste ist Monalon ja nun nicht.

Welch prekäre Situation: Magnus, Monalon und Simiél sitzen mit dem Floß am östlichen Ufer, während Esgaroth, Rínthar und ich mit den Pferden und dem am Baum festgebundenen Seil noch am Westufer stehen. Und dann zieht drüben Monalon ein zweites Seil hervor. Hätten wir mal gleich zwei Seile aneinander geknotet, dann hätte die Länge auch bis zum nächsten kräftigen Baum am Ostufer gereicht! Großartige Planung.... Doch was ist jetzt zu tun? „Kein Ent weit und breit“,  muss ich mit Bedauern feststellen. Da meldet sich Rínthar zu Wort: “Ich nehme das Seil und schwimme hinüber.“ Ein wagemutiger Vorschlag, der jetzt lautstark auch über den Fluss hinweg diskutiert wird. Magnus ist eher skeptisch, traut dem jungen Elfen das geplante Unterfangen wohl nicht ganz zu. Doch Esgaroth ist zuversichtlich: „Rínthar ist einer unserer besten Schwimmer! Wenn einer von uns das schafft, dann er.“ Na, meine Schwimmkünste sind eher begrenzt sind, und auch sonst fällt uns keine andere Lösung ein. So schnappt sich der junge Elf schließlich das Seil, bindet es sich um den Bauch und springt kopfüber und unglaublich elegant in die Fluten - das habe ich doch irgendwie schon mal gesehen ... Ja, genau, das sah fast aus wie damals Raslanis Sprung in den Wasserfall. Elfen sind doch irgendwie Angeber! Aber ist jemand ein Angeber, wenn er es denn wirklich auch kann?!

Wie ein Besessener kämpft sich Rínthar durch den starken Strom und das eiskalte Wasser. Mit dem möchte ich lieber nicht tauschen! Aber er schafft es tatsächlich und erreicht wohlbehalten das andere Ufer - doch die Strömung hat ihn noch ein gutes Stück weiter flussabwärts gewissen als unser Floß vorhin. Völlig durchnässt und verfroren stapft er an Land und wird von den anderen drüben empfangen. Mit dieser Heldentat - und das sage ich ohne Übertreibung, denn ihm gebührt dafür durchaus Bewunderung! - hat Rínthar seine selbst eingestandene Scharte von gestern, als er vor der Spinne geflüchtet ist, wirklich nicht nur mehr als wettgemacht: Ich denke, jetzt hat er bei uns wirklich etwas gut.

Der Rest der Flussüberquerung läuft dann zum Glück leichter: Das Floß wird von den (jetzt) vier Gefährten jenseits des Flusses wieder auf unsere Höhe geschleppt, die Seile aneinandergeknotet und auch das zweite Ende endlich an einem Baum befestigt. Sicher erreichen mit Hilfe des Floßes jetzt auch Esgaroth, die Pferde und ich das andere Ufer. Nun gut - was hier kurz niedergeschrieben so einfach klingt, hat dann doch in Wirklichkeit einige Stunden gedauert. Hatte ich erwähnt, dass man bei so etwas ganz schön nass wird? Und der Wind hier ist eisig!

Auf einem besseren Ziegenpfad geht es dann weiter Richtung Osten, dem dreigipfeligen Berg entgegen. Von einer ersten kleinen Anhöhe aus erkenne ich ein ganzes Stück weiter südlich den Wehrturm (den die Orks in ihrer Sprache 'Tuam' genannt hatten), den wir vor einigen Tagen - oder waren es Wochen? - ausgekundschaftet haben. Der Berg vor uns, unser Ziel, scheint nah zu sein und doch zieht sich die Strecke weiter und länger, als wir alles das vermutet hatten. Es wird immer bergiger, der Pfad unwegsamer, alle Mitreisenden sind hochkonzentriert, nicht das Gleichgewicht zu verlieren und seitlich abzurutschen. Niemand von uns möchte das Schicksal dieses Zwergenkuriers teilen, den wir in der Nähe des Wasserfalls gefunden haben! An Reiten ist hier längst nicht mehr zu denken. Sogar Rínthar schweigt beharrlich - und das will etwas heißen. Schließlich ist der Fuß des Berges erreicht, und in immer steileren Serpentinen quälen wir uns langsam hinauf. Die Nacht bricht dann schneller und plötzlicher herein als vermutet und erhofft, nur noch wenige Minuten im gleißenden Sonnenlicht, dann verschwindet die Sonne weit im Westen hinter den Bergen, die  Bretonnia von den Grenzländern trennen.

Plötzlich schreckt uns Wolfsgeheul aus der Ferne auf. So langsam wäre es gewiss ratsam, uns einen geeigneten Lagerplatz zu suchen und ein Feuer zu entzünden. Nur wo? Hier gibt es nur diesen steilen Ziegenpfad, rechts von uns ragt die Felswand empor und auf der linken Seite geht es steil einen Abhang hinab. „Dort vielleicht, hinter dieser Felsnadel“, schürt Esgaroth unsere Hoffnungen. „Das ist aber noch weit“, gibt Monalon zu bedenken  - nicht ganz zu Unrecht!, „und die Pferde werden immer unruhiger“. Magnus nimmt mir und Rínthar die Zügel aus der Hand: „Geht Ihr voraus!“. So bilde ich mit dem Elfen zu Fuß die Vorhut, und ohne das Reittier ist das Vorankommen schon weit weniger beschwerlich; ab und an geben wir über die Schulter hinweg Hinweise über Unbill des Weges. Rínthar, der sich stets an der Seite des Abgrundes hält, führt mich bis hinauf hinter die kleine Felsnadel, an der es tatsächlich eine kleine Senke gibt, die uns allen zwar genug Platz bietet - doch nur im Stehen: An lagern ist hier nicht zu denken, dafür ist der Platz für uns sechs Reisende, dazu noch die Pferde, einfach viel zu klein.

So langsam erfasst uns fast Verzweiflung. Es wird immer dunkler und auch immer kälter, wir sind müde und abgekämpft, und eine Erholungspause ist nicht in Sicht. Vor uns liegt zwar weiterhin der Pfad, aber der wird ab hier offensichtlich noch steiler, und die Felswand über uns scheint fast unbezwingbar. Da ruft Magnus Esgaroth und mich zu sich, packt uns an den Schultern und spricht in aller Ruhe auf uns ein: „Mit Sigmars Segen werden wir das bewältigen!“ Er spricht Gebete, und tatsächlich spüre ich neue Zuversicht. Das nächste, an was ich mich erinnere ist, dass wir den Pfad geradezu hinaufjagen: Vor mir läuft Esgaroth, nach mir folgt Magnus mit den Pferden, die er aneinander gebunden hat, und die Nachhut bilden Monalon und die beiden anderen Elfen. Dabei höre ich hinter mir, dass Magnus derweil immer noch Gebete spricht. So glaube ich fest, dass wir es wahrlich Sigmars Hilfe verdanken, tatsächlich diese Felswand bezwungen zu haben. So erreichen wir eine tiefere Senke hinter der Felswand, die sich als Lagerplatz geradezu anbietet. Auch hier ist es zwar immer noch verdammt kalt, doch an einigen Stellen bietet sie sogar ein wenig Schutz vor dem eisigen Wind.

Donnerschlag, bin ich erschöpft. Zunächst bin ich zu überhaupt nichts mehr im Stande, bemerke kaum noch, wie Rínthar aus einer großen Plane - woher hat er die denn jetzt genommen? - eine Art Windschutz errichtet. Jetzt, wo wir uns nicht mehr bewegen müssen, kriecht diese Eiseskälte in jeden Knochen: Es wird Zeit, ein Feuer in Gang zu bringen! Einige knorrige Äste und Zweige liegen herum und sind schnell eingesammelt - nur mit dem Entzünden wird das nichts, dafür ist es  immer noch zu windig, so sehr wir uns auch im Kreise zusammenkauern. Außerdem habe ich  das Gefühl, meine Finger hätten sich längst in Eis verwandelt - und das ist der der Geschicklichkeit nicht gerade zuträglich. Monalon will es schließlich mit einem kleinen Feuerball versuchen - ein Grund für mich, sich dezent ein wenig zurückzuziehen -, doch ihr Zauber verpufft nur in einem Windstoß. Da kommt mir eine Idee: „Wir haben doch den Feuerkristall! Warum benutzen wir den nicht zum Feuermachen, wenn er doch so mächtig ist?“ Alle starren mich an, und ihre Mienen sind ein Gemisch aus immensem Erstaunen und blankem Entsetzen. „Aber erfrieren wollen wir doch auch nicht!“, versuche ich es weiter, lege ein wenig Bruchholz zu einem kleinen Stapel zusammen und platziere den Kristall einfach in dessen Mitte. Dann warte ich. Nichts geschieht. Ich puste sanft dagegen, als wolle ich ein Stück glühender Kohle wieder zum Lodern bringen ...und tatsächlich scheint der Stein ein wenig aufzuglimmen - oder bilde ich mir das nur ein? "Lass mich einmal“, fordert mich Magnus auf und nimmt meinen Platz ein. Dann legt er die Hand flach über den Stein, murmelt einige Worte ...nein, das ist mehr ein Grummeln!, und siehe da - plötzlich prasselt da fröhlich ein herrlich warmes Feuer. Allgemeine Zufriedenheit macht sich breit, nur Monalon scheint etwas verstört: „Was brennt da eigentlich? Das Holz ist es auf jeden Fall nicht! Das gefällt mir ganz und gar nicht“. Bei näherem Hinsehen muss ich ihr Recht geben, nur: Aber ist es im Augenblick nicht wichtiger, dass das Feuer uns wärmt und vor der todbringenden Kälte bewahrt ? Ich wickle mich jetzt jedenfalls nur noch in meine Decke und flüchte mich in die Träume, die mir Morr beschert, um diese Umgebung hier wenigstens vorübergehend zu vergessen.

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #48 am: 25.04.2008 | 23:59 »
Festtag, der 20. Vorgeheim

Es muss frühester Morgen sein, als Magnus die gesamte Reisegesellschaft weckt. Er ist ziemlich aufgeregt - um nicht zu sagen: außer sich! Er redet wirr vor sich hin und... seine Augen glühen! Zwar nicht so gleißend und unheimlich wie bei Torgoch, aber es beunruhigt mich doch zutiefst, und auch Monalon wirkt alles andere als glücklich. Plötzlich wendet sich Magnus an den jüngsten der Elfen: „Auf ein Wort, Rínthar!“ Ein wenig verdutzt blickt Esgaroth den beiden hinterher, als sie sich ein wenig aus dem Lager zurückziehen.

„Vorhin habe ich ganz deutlich eine chaotische Aura gesehen", raunt Monalon mir zu, "und die ging von Magnus und dem Stein aus!“ Wieder einmal ist also doch das Chaos im Spiel! Und das bei diesem Kleinod der Zwerge? Fast undenkbar, dass Grungnis Anhänger sich an etwas Derartiges herangewagt haben sollen! Als Magnus mit Rínthar schließlich zurückkehrt, verhält er sich wieder völlig normal, und so wird dann ausgiebig und in Ruhe die Lage besprochen. Die Kristalle scheinen noch mächtiger und gefährlicher zu sein, als wir alle ursprünglich angenommen hatten, und wenn sie tatsächlich die Mächte des Chaos beherrschen sollten, wäre es wohl unklug, sie alle in einer Hand vereinigt zu sehen! Vielmehr sei es wohl weise, sie an die einzelnen Völker aufzuteilen. Laut Rínthar, der sich anscheinend mit der Geschichte der Steine etwas auskennt (woher eigentlich?!), gibt es insgesamt vier Steine, und jeder verkörpert eines der vier Elemente der Natur: Feuer, Wasser, Luft und Erde. Ich werde das Gefühl nicht los, als seien wir selbst auch schon einmal so weit gekommen.... Als Völker kämen die Elfen, Menschen, Halblinge und Zwerge in Betracht, so Esgaroth. Ob die von ihm genannte Reihenfolge wohl eine Wertung birgt? Aber ich schweife ab. Schnell werden wir uns einig, dass der Erdstein am besten in den Händen der Zwerge aufgehoben wäre, und der Feuer-Kristall passt ja recht gut zu den Halblingen. Schließlich verehren sie ja, wie allgemein bekannt, sehr hingebungsvoll Esmeralda, die Göttin von Heim und Herd. Und wo ein Herd, da auch Feuer! Wasser- und Luftkristall müssten dann an die Elfen und Menschen fallen - welcher Stein bei wem besser aufgehoben wäre, können wir aber nicht recht entscheiden. Wichtiger scheint die Frage, in wessen Obhut der Feuererkristall jetzt unmittelbar gehen soll, nachdem Magnus in der vergangenen Nacht anscheinend den geheimnisvollen Kräften dieses Zauberwerks ausgeliefert war. Wenn man bedenkt, was der Stein mit der Zeit aus einem weitgehend wohl gewöhnlichen Ork gemacht hat, möchte ich mir nicht ausmalen müssen, was er mit dem in derartigen Dingen ungleich bewanderteren Sigmarpriester anstellen könnte! Da für Monalon wohl ähnliches gelten dürfte, erkläre ich mich bereit, diese Aufgabe von nun an erst einmal alleine zu übernehmen. Ob das aber wirklich so eine gute Idee ist, frage ich mich dann kurze Zeit später selbst: Meine rechte Hand wurde ja schließlich selbst schon vom Chaos berührt! Nun...ich nehme mir jedenfalls vor, den Kristall weitestgehend unbeachtet zu lassen, ergreife ihn schnell und stecke ihn tief in meine Reisetasche.

Wir ruhen uns alle noch einige – viel zu kurze! - Stunden aus, bis die Morgensonne hoch genug gestiegen ist, uns wenigstens wieder etwas zu wärmen. Das Glühen in Magnus Augen ist verschwunden - zu unser aller Erleichterung, auch Magnus selbst scheint das zu spüren. So richtet er noch ein kurzes Gebet des Dankes an Sigmar, ehe er zum Aufbruch drängt. „Was ist denn mit Frühstück?“, fragt eine etwas empörte Monalon - und ich kann es ihr nachfühlen, denn auch mein Bauch grummelt vernehmlich. „Wenn ihr etwas Beißen wollt, dann macht das auf dem Weg, Leute! Wir sollten weiter!“ Anscheinend will er diese Bergtour möglichst schnell hinter sich bringen - was ich durchaus nachvollziehen kann -, und so greife ich mir einen Kanten Brot, um wenigstens den größten Hunger zu stillen.

Wir kommen recht gut voran - endlich sieht man ja auch mal wieder, wohin man tritt!- und bringen die ersten zwei Serpentinen des Pfades doch rasch hinter uns. Plötzlich hören wir über uns ein merkwürdiges Prasseln. Während ich noch grüble, was das nun wieder sein könnte (noch eine Spinne?!), höre ich Esgaroths Warnschrei: „ALLE schnell an die Wand!!!“ Gerade noch rechtzeitig gelingt es uns, uns mit samt den Pferden in Sicherheit zu bringen, da kracht schon eine Lawine aus Geröll und Schnee über uns hinweg und reißt den halben Weg mit sich - darunter auch genau jene Stelle, auf der wir vor wenigen Momenten noch standen! Nach diesem Schreck zittern mir wahrhaftig die Knie, und mit noch größerer Vorsicht folgen wir dem Ziegenpfad weiter nach links.

Ein paar hundert Meter weiter folgt in einem Rechtsschwenk die nächste Haarnadelkurve, und wir sind kurz davor, dieser zu folgen, da bemerken wir zu unserer Linken einen allem Anschein nach unnatürlichen, glatten Felsvorsprung. In der Breite misst dieser 'Balkon' gut sechs Meter, und so schleichen wir uns, die Elfen immer vorneweg, langsam vor.

Der Felsvorsprung zieht sich rechts ein ganzes Stück um den Felsen herum, und er ist, soviel ist sicher, keine Laune der Natur sondern eindeutig von zwergischer Bauart. Dort vor uns erkennen wir jetzt auch deutlich ein gewaltiges Tor, das geradewegs in die Felswand geschlagen wurde: Mindestens  sechs Meter hoch! Halbe Sachen machen Zwerge ja nicht gerade! Gesäumt wird das Tor von zwei eindrucksvollen Steinsäulen von fast zwei Metern Höhe, an dessen Spitzen jeweils aus Stein gemeißelte Köpfe thronen, wohl zur Erinnerung an berühmte Zwerge, nehme ich an. Der obere Teil des Durchlasses ist völlig von Ranken überwuchert - eigentlich ein Zeichen, dass hier schon lange niemand mehr vorbeigeschaut hat ...wenn da nicht die zwei gewaltigen Oger wären, die vor dem Tor Wache halten. Die beiden unterhalten sich kurz, dann verschwindet einer kurz in die uns entgegengesetzte Richtung: Der Kerl macht wohl seine gerade Runde. Und in dem Augenblick, da uns die Idee kommt, wir könnten das ausnutzen und das Tor zu stürmen - bislang hatten wir uns hinter einigen Felsen verborgen -, lassen weitere schwere Fußtritte vor über uns fast mein Blut gefrieren. Zwei weitere Oger nähern sich von der anderen Seite dieses Felsvorsprungs: Die Kleidung des einen Ungetüms wirkt äußerst sonderbar, fast schon weiblich... Nein, das ist tatsächlich ein Pärchen! Und jetzt reden sie auf die zurückgebliebene Wache ein und bitten um Einlass, "um den Segen für unsere Verbindung zu erflehen"! Ich fasse es nicht! Und gerade scheinen sich Wache und Besucher geeinigt zu haben, da wendet sich das Ogerweibchen ruckartig in unsere Richtung um: „Schatz? Riechst Du das auch?  Hier riecht es doch nach Elfen! ... Ich habe Hunger!“


Fortsetzung folgt!

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #49 am: 23.06.2008 | 19:45 »
noch Festtag, der 20. Vorgeheim

„Komm schon Schatz, nach leckerem Essen können wir immer noch später Ausschau halten, und im Schrein gibt es sicher auch was Feines“.

So atmen wir alle erst mal tief durch - insbesondere natürlich die drei Elfen -, als sich das Oger-Pärchen wieder dem Eingang zu wendet. Derweil ist die andere Oger-Wache von der Streife zurückgekehrt, und so entwickelt sich zwischen den vier riesigen Kerlen - oder soll man besser sagen 'drei Kerle und eine ‚Kerlin’' - ein kurzes Gespräch, von dem ich allerdings nur einzelne, wenig Sinn ergebende Wortfetzen mitbekomme. Schon kurze Zeit darauf bläst einer der Wach-Oger in sein überdimensioniertes Horn - was für ein Krach, zum Glück kann ich mir gerade noch rechtzeitig die Ohren zuhalten! Ein erstaunlich gut gekleideter Oger mit einem sehr schiefen, ja fast kann man sagen: entstellten, Gesicht betritt die Plattform und beginnt in einer gutturalen Sprache auf das Pärchen einzureden. „Bitte was ???“, fragt der Begleiter dieser 'Kerlin'. „Ach so Ihr sprecht die alte Sprache nicht! Nun, was ist Euer Begehr?“ „Meine Holde und ich gerne den Segen für unsere Verbindung erbitten, wir wollen nämlich in zwei Tagen den Bund für's Leben schließen.“ „Na dann herzlichen Glückwunsch Ihr beiden, tretet nur ein!“ Man lernt doch nie aus! Ich wusste gar nicht, dass Oger derart zivilisierte Bräuche überhaupt kennen! Wie dem auch sei, der gut gekleidete Oger tritt also nun zusammen mit dem zukünftigen Hochzeitspaar in den Höhleneingang und lässt die beiden Wachen auf der Plattform zurück, die ihre Unterhaltung alleine gleich fortsetzen. „Endlich passiert hier mal wieder was!“, merkt der eine an. „Ach, mir ist's auch recht, wenn ich meine Ruhe habe. Mir gefällt's hier eigentlich ganz gut. Wenn nur diese verdammten Goblins nicht wären! Ständig klauen die uns das Essen! Ohne die ließe es sich hier wirklich gut aushalten. Aber wo die sich immer verkriechen, kommt man einfach nicht an die 'ran!“

Während die beiden Wachen sich also weiter über diese kleinen räuberischen Feinde auslassen, beraten wir kurz unsere Lage. Irgendwie muss es uns gelingen, in diesen Schrein zu gelangen, denn unsere beschwerliche Reise an diesen Ort soll ja nun nicht umsonst gewesen sein. Mein erster Gedanke - den ich dann auch sofort in die Runde werfe - ist, ob wir den Ogern nicht anbieten könnten, ihr kleines Goblin-Problem zu lösen. Denn wo einer dieser Riesenkerle nicht hingelangt, hat es ein Elf oder ein Mensch sicherlich einfacher. „Vielleicht sollten wir erstmal verhandeln", schlägt Magnus vor. "Mit etwas Glück kommen wir ja auch hinein, ohne gleich unsere Schwerter an den Goblins versuchen zu müssen - was jetzt nicht heißt, dass ich davor zurückschrecken würde...“ Diesen Nachsatz glaube ich Magnus auf's Wort. Aber was könnten wir den Wachen denn sonst noch bieten ? Da fällt mir ein, das ich in den Kneipen von Middenheim des öfteren gehört habe, Oger würden förmlich in Geld denken - ein kleiner Bestechungsversuch bei den Wachen könnte also vielleicht Wunder wirken. Außerdem bin ich auf einen Kampf wirklich nicht recht aus, ganz schön groß sind die Burschen ja nun wirklich... Sogleich werde ich von den anderen als 'Freiwilliger' auserkoren, der die Verhandlung führen soll. Na, großartig. Der emsige und abenteuerlustige Rinthar bietet mir gleich an, mich zu begleiten, aber eine kurze Erinnerung an die bevorzugten Speispläne der Ogerfrau dämpft seine Begeisterung doch sichtlich. Magnus schlägt dann auch vor, die Elfen sollten erst einmal zurückbleiben und uns im Notfall mit Ihren Bögen Deckung geben, während Monalon und er mir in geringem Abstand folgen wollen. Esgaroth nickt zustimmend; im Gegensatz zu seinem jungen Gefährten scheint er diesem Zwergenschrein nicht näher kommen zu wollen als unbedingt nötig, und Simiél bleibt schweigsam wie immer.

So betrete ich also die Plattform und gehe langsam und gemessenen Schrittes auf den Eingang und die beiden Wachen zu, während Monalon und Magnus mir dabei in geringem Abstand folgen. Plötzlich ertönt ein dröhnender, metallischer Ton, laut wie von einer der grossen Turmglocken der alten Kaiserstadt Nuln, und sogar die beiden Säulen vor dem Eingang erzittern: „DONGGGG!!!“ Und dann erhebt sich eine tiefe, gewaltige Stimme, unzweifelhaft Worte in einem mir nicht recht vertrauten, aber doch verständlichen Dialekt der Zwergensprache Khazalid: „WILLKOMMEN, BESUCHER! NENNT EUREN NAMEN UND GEBT KUND; WAS EUCH ZUM SCHREIN VON KADA-HELGAD FÜHRT!“ Ich schaue mich kurz um und sehe, dass meine beiden Gefährten nur mit den Schultern zucken. Wunderbar. Ich beschliesse zu antworten: „Sigurd Silberzunge nennt man mich, ich bin ein Freund der Zwerge Middenheims. Meine Gefährten und ich sind hier, um dem großen Schrein unsere Ehrerbietung zu erweisen.“ „SEI WILLKOMMEN, ZWERG REINEN HERZENS. TRITT EIN IN DIESEN SCHREIN; DER SO GEWALTIG IST WIE DIE BERGE, UND SO TIEF WIE DAS FUNDAMENT DER ERDE SELBST!“.

„Es scheint, als dürften wir eintreten“, flüstere ich Monalon und Magnus zu, die mich etwas erstaunt ansehen - ich scheine tatsächlich der einzige zu sein, der die seltsamen Worte dieses unsichtbaren Wächters verstanden hat. Noch ein paar Schritte Richtung Eingang, und da stehe ich vor den beiden Oger-Wachen, die diesem sonderbaren Zwiegespräch recht ausdruckslos gelauscht haben. Meine Güte, aus der Nähe besehen wirken die ja noch viel gewaltiger als aus der Distanz! „Sieh an, sieh an, jetzt kommt der Imbiss schon ganz freiwillig hier hergelaufen, harharhar!“„Wir sind nicht zum Essen hier, werter Herr, sondern um den Schrein zu besuchen. Und wenn eure riesengroßen Ohren funktionieren, dann müssen sie doch gerade vernommen haben, dass uns dazu die Erlaubnis erteilt wurde“. Ich versuche mich an einem möglichst furchtlosen Grinsen, während ich diese Worte spreche, was mir aber, das muss ich doch zugeben, nicht ganz leicht fällt. „Ach die Stimme ... Naja, darauf geben wir nicht viel, die redet ja doch immer das gleiche!" „Aber ...“, fällt ihm sein Wachkollege ins Wort, „... dieser Gong ist schon praktisch - wenn der nämlich ertönt, dann wissen wir, dass das Essen kommt, harharhar!“ Wenn wir das hier überleben, werde ich also auch ein paar Geschichten über Oger zum Besten geben können. Ihr Humor ist auf jeden Fall recht schlicht gestrickt.

„Nun...“ fahre ich fort, „wir würden euch selbstverständlich mit klingender Münze entlohnen wollen, wenn ihr so freundlich wäret, uns einzulassen.“ Das macht die beiden Kerle dann doch hellhörig, und ich meine sogar, ein 'Glitzern' in ihren Augen wahrzunehmen. „Was habt Ihr denn, etwa Goldkronen?“ „Ja, und zwar reichlich davon!“, entgegne ich, greife in meine Börse und halte dem einen von beiden eine Handvoll unter die Nase - na ja, doch wohl eher unter das Knie. „Harharharhar, was sollen wir denn mit so kleinen Münzchen, du Winzling? Das hier ist ein Oger-Penny!“, erklärt er und zieht dabei eine Metalllscheibe aus seiner Gürteltasche, die ich sofort als 'Teller' bezeichnet hätte. „Hmmm ...Mona, gib mir doch mal diesen Zwergenteller“, wende ich mich an meine Gefährtin – die mir schon wieder einen strafenden Blick zuwirft. Was hat sie denn jetzt schon wieder? Egal, kurze Zeit später hält der Oger den Teller, den wir am Ufer des Yetzin in dieser Kiste gefunden hatten, in der riesigen Hand und beäugt ihn geflissentlich. „Na gut, den nehmen wir doch gern. Du gefällst mir, Winzling; sprichst frei heraus was Du willst! Ihr dürft also passieren.“ „... aber kommt der Speisekammer nicht zu nahe“, rät uns sein Kollege noch, „... sonst steckt der Koch euch noch zu den anderen Vorräten, harharharr!“ Gefräßiges Pack!

Als wir das Felsentor dann passieren, hören wir noch hinter uns einen der Wachleute tuscheln: „Irgendwie waren die richtig niedlich, was?“, worauf Magnus ein wenig das Gesicht verzieht - 'niedlich' ist wohl nicht gerade die Art Beschreibung seiner selbst, die er als Kompliment auffasst.

Nach wenigen Metern stehen wir in einer Art Vorhalle, von der zwei weitere Wege abzweigen. Ursprünglich ist dieser Bau ganz zweifellos natürlichen Ursprungs, man sieht es an der Art und Weise, wie die Wände behauen sind. Für einen Zwergenbau ist die Decke hier recht hoch, immerhin kann selbst Magnus hier nicht nur aufrecht stehen, er müsste sich sogar recht anstrengen, die Decke zu berühren. Nun ja, sonst hätten die Oger sich das hier wohl kaum als Wohnstatt ausgewählt - ständig gebückt umher zu laufen, wäre gewiss auch für diese Fleischberge mühsam. An den Höhlenwänden finden sich immer wieder behauene Passagen, die ganz eindeutig von zwergischer Art sind; einige stellen sogar wichtige Taten Grungnis selbst dar. Das hier muss wirklich einmal ein recht bedeutsamer Schrein gewesen sein!

Der Gang zu unsere Linken führt steil abwärts und geht unmittelbar in eine Treppe über, die tief hinab in den Berg zu führen scheint, während der breite Gang zu unserer Rechten nach wenigen Metern vor einer großen Holztür endet. Genau vor uns, also an der Stelle, wo die beiden neuen Wege abgehen, ragt unmittelbar vor der Wand ein riesiger schwarzer Granitblock in die Höhe: für einen Zwerg wäre er sogar übermannshoch, und seine Oberfläche ist glatt wie schwarzes, geschliffenes Glas. Was es wohl hiermit auf sich hat? Da es aber wohl kaum der Stein sein kann, den wir suchen, wenden wir uns zunächst der Holztür zu. Monalon hört keinerlei verdächtige Geräusche dahinter, als sie kurz lauscht, und so stoßen wir das schwere Türblatt auf und betreten einen langgestreckten, eckigen Raum, der an den anderen drei Seiten ebenfalls Türen aufweist. Mehrere kleine Fackeln beleuchten die Szenerie und enthüllen uns ein echtes, wenngleich unordentliches Lager: Gefüllte Regalen, Kisten und Fässer stehen kreuz und quer im Raum, an der Wand hängen riesige Beutel, und der Geruch modrigen Fleisches sticht uns allen in die Nase. Also: Oger sind Vielfraße, aber gewiss keine Feinschmecker. Rechts neben der Tür, durch die wir hereingekommen sind, hängen an schweren Haken mehrere Rinderhälften (oder sind das etwa Pferde?), daneben steht die aufgebrochene Rüstung eines Orks - und der Träger befindet sich immer noch darin,allerdings ohne Arm und Schulter. „Die Speisekammer!“ entfährt es mir. „Jetzt haben uns die Oger sogar noch gewarnt, und wir laufen geradewegs hinein! Ich schlage vor, wir kehren ganz schnell wieder um und sehen uns den anderen Gang an!“ Damit scheine ich nur das ausgesprochen zu haben, was sich auch die beiden anderen ebenfalls gedacht haben und so verlassen wir den Raum eilends wieder..

Die Treppe, die von der Vorhalle in die Tiefe führt, zieht sich erstaunlich in die Länge, und so dauert es ein wenig, bis wir schließlich ihr Ende erreichen. Ein Gang schließt sich an, von dem aus wir dann links auf eine kleine Tür stoßen, während zu unserer Rechten eine weitere, allerdings deutlich schmalere, Treppe weiter nach unten führt, anscheinend noch tiefer in den Berg hinein. Der ranzige Geruch, der diesen ganzen Bau erfüllt, erscheint mir hier besonders stark, aber man gewöhnt sich ja an fast alles. Unter der Tür, die nicht ganz mit dem Boden abschließt, fällt durch den schmalen Spalt ein matter Lichtschein hervor. Monalon bückt sich, in der Hoffnung, durch diesen Spalt irgendetwas erkennen zu können, doch Magnus verliert anscheinend die Geduld: Er öffnet die Tür und betritt einen fast kreisförmigen Höhlenraum. In der Mitte befindet sich ein Brunnenschacht mit einer Winde und zwei großen Ledereimern, und von tief unten ist lautes Wasserrauschen zu hören. Links davon ist ein riesiger Tisch aufgestellt, auf dem ein weiterer großer Becher aus Leder zu sehen ist, und daneben steht ein überdimensionierter Hocker - auf dem ein riesenhafter Oger sitzt, der uns jetzt mit weit aufgerissenen Augen anstarrt. „WAS WOLLT IHR 'N HIER?“. Magnus ist der erste von uns, der seine Worte wiederfindet: „Guter Mann, ich glaube, wir haben uns verlaufen. Wir suchen nämlich eigentlich den vielgerühmten Schrein ...“ „Da seit Ihr hier aber völlig falsch! Die Treppe wieder hoch mit Euch, den Gang entlang, durch die Speisekammer, dann kommt ihr direkt dort hin. Aber passt bloß auf dies miesen kleinen Goblins auf, die hier herumschwirren. Die klauen uns unser ganzes Essen, diese kleinen Biester. Und man bekommt sie einfach nicht zu greifen! Eben mal da sind sie - schwupps - schon wieder wech!“ „Ja wir werden aufpassen, Euch sei Dank für Euren Rat“, gibt Magnus zurück, höflich wie immer, und wir verlassen den Raum so schnell wie wir ihn betreten haben.
Durch die Speisekammer? Die Besucher des vielgerühmten Schreins müssen durch die Speisekammer? Eigenwillig. Aber vielleicht gehört es ja zur Höflichkeit der Oger, jedem Besucher (so er denn groß genug ist), erst einmal einen Imbiss anzubieten? Ein komisches Volk.

„Diese Oger scheinen ja alle recht freundlich zu sein, aber meint ihr nicht, wir könnten uns noch besser mit ihnen stellen, wenn wir ihnen dieses Goblinproblem lösen?“ Angesichts meines Vorschlages schaut Monalon mich skeptisch an (eigentlich also wie immer, wenn ich überhaupt irgendetwas sage!), doch Magnus nickt und stimmt mir zu: „Da wäre ich wohl mit dabei. Ja, ich halte das mittlerweile tatsächlich für eine gute Idee.“ In diesem Moment ist ein leises Geräusch zu vernehmen - aus dem engen Gang mit der schmalen Treppe in die Tiefe. „Sind das die Goblins? Ich glaube, ich sehe mal nach“, schlage ich vor und schleiche mich langsam und vorsichtig die Treppe hinab. Der Weg wendet sich abwechselnd nach links und nach rechts und zwischendurch gibt es Engstellen, durch die ich mich schon seitlich fast hindurchquetschen muss. Wenn das mal nicht wirklich der Weg zu diesen Goblins ist! Hier passt wahrlich kein Oger hindurch, selbst Magnus, der ja ein gutes Stück massiger ist als ich, könnte hier durchaus schon in Schwierigkeiten kommen! Am Fuß der Treppe verbreitert sich der Gang wieder ein wenig, und bald drarauf sehe ich vor mir einen Lichtschein, an den ich mich langsam, vorsichtig und so leise wie möglich heranpirsche. Das Ende des Ganges öffnet sich dann in einen großen Höhlenraum, der allerdings noch ein Stück unterhalb dieses Ganges liegt, so dass ich erst einmal unentdeckt bleibe – ist ja auch kein Wunder, mittlerweile robbe ich mich hier nur noch vorwärts! In der Höhle herrscht immenses Gedränge, das müssen um die fünfzehn bis zwanzig Goblins sein, wenn ich die Anzahl der Schatten richtig einschätze, die wohl ein kleines Lagerfeuer an die gegenüber liegende Wand wirft. Aha, da ist also das 'Nest'.

Vorsichtig ziehe ich mich wieder zurück und mache mich dann auf den Rückweg zu meinen Gefährten. Rückwärts kriechen ist gar nicht so einfach, wenn man ein Schwert am Gürtel und einen Bogen auf dem Rücken hat! Trotzdem gelingt es mir irgendwie, dabei auch noch ziemlich leise zu sein. War da nicht gerade eine schattenhafte Bewegung hinter mir, oder bilde ich mir das nur ein? Beeilung scheint angeraten. Alls ich zurückkehre, blicken mich meine Gefährten erwartungsvoll an, und so gebe ich den beiden schnell einen kurzen Lagebericht. Da ja durchaus die Gefahr besteht, das ich doch entdeckt wurde (war da jetzt dieser Schatten oder nicht?), scheint Eile geboten, und so entwerfen wir in aller Schnelle einen kleinen 'Schlachtplan', den wir dann im Anschluss auch sofort in die Tat umsetzen.

Magnus bildet die Spitze, gefolgt von Monalon, während ich nach hinten absichere. Es dauert eine Weile, bis wir schließlich das Ende der Treppe erreichen, da es für Magnus an einigen ziemlich eng wird - war ja auch nicht anders zu erwarten. Wir schleichen weiter auf den Eingang der Goblinhöhle zu. Kurz vor der Öffnung geht Magnus in die Knie, um Monalon Raum für einen Feuerball zu geben, denn es scheint uns eine gute Idee, den Großteil unserer Gegner so bereits im Vorfeld auszuschalten. Auch ich ducke mich ein wenig zusammen, denn einen derartigen Feuerball zu steuern, ist bekanntermaßen schwierig - und und die Wirkung kann, wie wir ja alle aus eigener Erfahrung wissen, verheerend sein. Die Magierin holt weit aus, und dann rast aus ihrer rechten Hand ein rotglühender Ball, der rasend schnell anwächst, sich dann unerwarteter Weise teilt und kurz darauf an zwei Stellen gleichzeitig in der Höhle einschlägt. Ein ohrenbetäubender Knall, gefolgt vom panischen Kreischen der Goblins, dann wird der Raum in gleißendes Licht getaucht. Doch als wir den Höhleneingang erreichen, müssen wir feststellen, dass dieses lodernde Inferno nicht von Dauer ist. Oh weh! Durch ein kreisrundes Loch, hoch in der gegenüberliegenden Wand wird das Feuer förmlich angesaugt und verschwindet. Kurz darauf ertönt aus diesem Loch ein grollender Fluch - da hat es wohl einen Unbeteiligten erwischt. Doch der Feuerball hat, obwohl er die Höhle nicht lange hat ausräuchern können, die Goblins schwer getroffen. Viele liegen bereits tot am Boden, andere laufen brennend und schreiend kreuz und quer durch die Höhle. Nun stürmt Magnus vor und macht sich daran, auf seine unnachahmliche Weise unter den Goblins aufzuräumen, Monalon und ich folgen ihm auf dem Fuße. „HILFT MIR VIELLEICHT MAL JEMAND!!!“, hören wir eine dröhende Stimme ... das kam aus diesem Schacht dort oben in der Wand. Ein Mensch war das jedenfalls nicht! Ich lege einen Pfeil an meinen Bogen - wenn ich schon unsere Rücken freihalten soll, dann kann ich ja wenigstens aus der Ferne meinen Teil zu diesem Kampf - und hoffentlich auch dem bevorstehenden Sieg! - beitragen. Doch als ich gerade einen unserer Gegner anvisiere, stürmt mir plötzlich Monalon entgegen, faselt hektisch irgendetwas von einer Riesenspinne und drängelt sich an mir vorbei, um dann durch den Gang hindurch und die Treppe hinauf zu verschwinden. Jetzt muss ich aber Magnus helfen, schließlich steht er in dieser Höhle mehreren Feinden gleichzeitig gegen! Doch als ich die Höhle betrete, muss ich feststellen (ein wenig erleichtert), dass viele davon nicht mehr übrig sind, und von einer Riesenspinne ist auch nirgends etwas zu sehen. Während Magnus einen Dolch schleudert, der den vorletzten noch aufrecht stehenden Goblin in der Kehle trifft (danach hackt er ihn sicherheitshalber noch mit einem Schwerthieb förmlich in zwei Teile), gelingt es mir, dem letzten der kleinen (aber angriffslustigen) Kerle einen meiner Pfeile zu verpassen. Die Arbeit scheint getan zu sein, da entdecke ich doch noch einen Goblin, der sich unweit von mir noch rührt. Ich ziehe mein Schwert und gehe auf ihn zu, da führt er plötzlich einen Streich mit seinem Kurzschwert - der nur knapp mein Knie verfehlt! Schnell mache ich der Grünhaut daraufhin ein Ende - ich sollte künftig wohl doch etwas wachsamer sein! Dieses kleinen Kerle darf man wirklich nicht unterschätzen!

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #50 am: 23.06.2008 | 19:45 »
Dann sehe ich mich auf dem ‚Schlachtfeld’ um und muss sagen, Monalons doppelter Feuerball (wie hat sie das eigentlich gemacht?) und Magnus Schwert haben hier ganze Arbeit geleistet. Überall liegen Goblin-Leichen herum, einige völlig verkohlt, die anderen mehr oder weniger zerstückelt. Hier und dort züngeln immer noch Flammen, und aus diesem ‚Kamin’ oben in der Wand dröhnt immer noch lautstarkes Fluchen. „Wenn das mal kein Oger ist... „Magnus, ich würde vorschlagen, wenn wir den ‚großen Jungs’ das hier erklären, dann waren das mit dem Feuer besser doch die Goblins, und nicht unsere Monalon, was?“. Etwas gequält nickt Magnus, und erst jetzt sehe ich, dass er im Kampf doch getroffen worden ist: In seiner Schulter klafft eine unschöne Fleischwunde, und ein Teil seines Umhangs scheint geradewegs in den Schnitt hineingepresst worden zu sein. „Das sieht nicht gut aus, vielleicht sollte Monalon... MONALON?!“ Es dauert ein wenig, dann betritt unsere Zauberin auffallend zögerlich wieder die Höhle. „Hier ist keine Spinne, Monalon, komm ruhig 'rein. Und hilf mir mal, wir müssen uns um Magnus kümmern“. Gemeinsam begutachten wir die Wunde, kommen dann aber sehr rasch zu dem Schluss, dass hier – in einem rußigen und blutverschmierten Schlachtfeld mit äußerst schwacher Beleuchtung! - wohl kaum der richtige Ort ist, die Wunde entsprechend aufzuschneiden und zu behandeln, also heißt es: zurück nach oben! Doch zuvor trennen wir noch ein paar der Goblin-Köpfe von den verkohlten oder zerfetzten Rümpfen und stapeln sie auf einen Haufen – schließlich müssen wir ja auch einen Beweis dafür erbringen, dass wir den Ogern diesen 'Gefallen' getan haben. Auf Bestattung der restlichen Kadaver und das sonst allgegenwärtige Gebet verzichtet Magnus diesmal - mir scheint fast, er ist ein wenig verstimmt. Mit uncharakteristisch ruckartigen Bewegungen spießt der Sigmarianer dann vier der Köpfe auf seinem Schwert auf, und ich muss zugeben, dass mich das Ganze jetzt doch an ein Gericht aus dem Middenheimer Gasthaus ‚Zum Grenzfürsten’ erinnert - da werden saftige Fleischbrocken auf Spießen gereicht, wenn auch in etwas kleinerer Ausführung als hier... Ich selbst schnappe mir drei weitere Köpfe und wickele sie in den den knallroten Umhang des Goblin-Anführers, der erstaunlicher Weise nahezu unbeschädigt geblieben ist. Der Umhang selbstverständlich, nicht der Anführer.

Der kleine Absatz am oberen Ende der schmalen Treppe, vor der Tür zu dem Brunnenraum, scheint uns geeigneter dafür, sich um Magnus Verwundung zu kümmern. Während ich mit einer Fackel für zusätzliches Licht sorge, macht sich Monalon mit einem meiner Dolche an die Arbeit: Erst einmal die Stofffetzen aus der Wunde entfernen, dann mit ein wenig Wasser auswaschen und schließlich mit einem von Magnus Hemden zu verbinden. „Myralin hätt's nicht besser machen können“, entfährt es mir, und endlich bringt auch Magnus wieder ein - etwas schiefes - Grinsen zustande: „Durchaus, durchaus, Sigurd.“

Im Vorraum der ‚Eingangshöhle’ angekommen, ruft Magnus lautstark die beiden Torwachen herbei. Und die beiden Kerle sind hellauf begeistert, als wir von unserem kleinen Abenteuer erzählen - vor allem die Goblinköpfe scheinen es ihnen angetan zu haben. „Können wir vielleicht jeder einen davon haben?, fragt der Größere der beiden, und man sieht, wie ihm das Wasser im Mund (oder doch eher 'Maul'?) zusammenläuft. “ „Selbstverständlich, greift nur zu! Die beiden vorderen hier scheinen mir besonders knusprig zu sein“, erwidert Magnus grinsend und hält den beiden kurzerhand sein Schwert hin. Gierig kommen die beiden der Aufforderung nach und machen sich daran, die halbverkohlten Köpfe einfach mit ihren bedrohlich großen Reißzähnen aufzubrechen und dann lautstark und genussvoll den zähflüssigen Inhalt herauszuschlürfen … mir ist der Appetit vergangen. „Hmmm, das ist ja lecker …sind die etwa geräuchert?" Daraus entspinnt sich eine nette Unterhaltung über verschiedene kulinarische Feinheiten, und während wir so miteinander plaudern, erfahren wir noch, dass der Chef der Wache 'Krodogg' heißt - der große Oger mit dem schiefen, vernarbten Gesicht, den wir schon vor dem Schrein sahen, als er dieses ‚Liebespärchen’ in Empfang genommen hat - und wir ihn mühelos finden sollten, wenn wir einfach durch die Speisekammer geradeaus in den Vorraum des Schreins gehen. Sonderbar! Ob man auch durch die Speisekammer muss, wenn man zum Allerheiligsten eines Tempels des Sigmars möchte? Das muss ich Magnus unbedingt noch fragen!

Das halbe Pferd in der Speisekammer ist mittlerweile in mehrere Teile zerlegt - hier hatte jemand sichtlich Hunger. Nachdem wir also die restlichen Goblinköpfe in einem der zahlreichen Regale verstaut haben - allzu lange müssen wir das ja nun wirklich nicht mitschleppen! -, streben Magnus und ich zielgerichtet auf die Tür geradeaus vor uns, doch Monalon hat andere Pläne: „Wir sollten erst ein mal die anderen Räume inspizieren! Ich mag es gar nicht, wenn mir irgendjemand in den Rücken fällt!“

Nun, vielleicht hat sie damit ja Recht - aber dann soll sie sich dabei auch nützlich machen! Also horcht die Magierin kurz an der rechten Tür, öffnet diese dann und steht in einem Raum mit zwei riesigen Tischen, an denen einige Ogerwachen sitzen und dem Würfelspiel frönen. „Ah ...das Essen kommt!“, lacht ihr einer der Kerle entgegen. Doch irgendwie gelingt es Monalon doch, diese Kerle davon abzubringen, uns zu verspeisen - was sie genau sagt, bekomme ich allerdings nicht mit. Als sie den Raum dann wieder verlässt und die Tür hinter sich schließt, hört man noch einmal das dröhende Gelächter der Wachen, dann ist es wieder ruhig. Das ist ja gerade nochmal gut gegangen...

Auch die Tür an der linken Seite des Raumes will untersucht werden. Dahinter befindet sich ein dunkler Gang und, holla!, eine Treppe führt von hier aus steil abwärts. Beinahe hätte wir die übersehen! Monalon lässt ihr blaues Licht aufflammen und führt uns sicher in die Tiefe, dann einen kurzen Gang entlang. Schließlich betreten wir einen Höhlenraum, der - betrachtet man die Einrichtungsgegenstände - wohl als eine Art primitive Kochstelle dient. Hier empfängt uns ein weiterer Oger, der allerdings im Gegensatz zu seinen Verwandten völlig abgemagert ist. Riesengroß treten seine Augen aus ihren Höhlen, und er ist auch der erste hier, der uns nicht gleich als 'Essen auf Beinen' bezeichnet: „Willkommen Menschlinge, mein Name ist Hradyagg. Ich bin der Koch hier. Ihr habt euch wohl verlaufen?“ „Ja, ich denke schon“, gibt Magnus dem Koch zur Antwort. „Wir suchen eigentlich den Schrein.“. Bereitwillig beschreibt uns Hradyagg dann den Weg - den wir ja eigentlich schon kennen –, weist uns darüber hinaus aber auch auf die Regeln hin, die es beim Besuch zu beachten gilt: „Zeigt Erfurcht und fasst nichts an, ach was rede ich, der Meister wird schon alles regeln, wenn er Euch empfängt.“ Als Monalon sich dann noch mitfühlend (ich bin erstaunt!) erkundigt, warum er so abgemagert sei, erklärt Hradyagg, er verspüre aus ihm unerfindlichen Gründen einfach kein Hungergefühl mehr: „Früher hätte ich Euch alle drei als kleinen Snack vor dem Frühstück verputzt, wirklich! Vielleicht liegt es ja an meinem Beruf? Wer so viel mit Nahrungsmitteln hantiert, verliert vielleicht irgendwann den Appetit ...“ „Wir hätten da ein paar knusprige Goblinköpfe für Euch", rutscht es mir heraus, und meine Worte bewirken bei Hradyagg, dass seine ohnehin schon übergroßen Augen sich noch mehr weiten: „Hmmm ... richtige Goblinköpfe? Vielleicht ist das ja genau das Richtige, um langsam mal wieder mit dem Essen anzufangen.“

So begleitet Hradyagg uns dann zurück in den Vorratsraum und ist hocherfreut, als er beim Anblick der versprochenen 'Mahlzeit' begreift, dass wir für ein Ende der 'Goblin-Plage' gesorgt haben - er als der Koch war da ja schließlich der Hauptbetroffene; ständig schwanden seine Vorräte! Der Küchen-Oger schnappt sich drei der Köpfe - „So ...aber die gehören jetzt erstmal richtig schön gewürzt!“ Dann verabschiedet er sich von uns und begibt sich wieder den Gang hinab, der zu seiner 'Küche' führt.

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #51 am: 23.06.2008 | 19:46 »
Wir hingegen öffnen nun die 'letzte' Tür der Speisekammer, hinter der ein schmaler Raum liegt, den zahllose Fackeln an den Wänden hell erleuchten. Zwei Ogerwachen werden hier gerade von einem Vorgesetzten - zumindest scheint er das zu sein – nach allen Regeln des Soldatenlebens zur Schnecke gemacht. (Manchmal will es mir scheinen, als sei der Unterschied zwischen Menschen und Ogern gar nicht so groß, aber ich bin mir sicher, über so etwas sollte ich im Beisein anderen nur in einer Schenke reden, in der es früher oder später sowieso zu einer zünftigen Schlägerei kommt...). Und dieser Vorgesetzte ist, wie wir erst erkennen können, als wir etwas näher herantreten, der Oger mit dem schiefen Gesicht, dieser Krodogg - nur ist er kaum wiederzuerkennen: Seine einst schöne Kleidung ist halb verbrannt und ihm nur noch in Streifen am Leib. Links neben ihm in er Wand von klafft ein rundes Loch, und an der gegenüberliegenden Seite ist ein riesiger Rußfleck zu erkennen, in dessen Mitte sich - als unberührte Felswand - die Silhouette eines riesenhaften Ogers mit unverkennbar schiefem Gesicht abzeichnet. Ohweia... Sofort begreifen wir, was hier passiert ist. Nur nichts anmerken lassen! (Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich lange nicht mehr so sehr beherrschen musste, nicht einfach loszuprusten.) Und die beiden armen Oger-Wachen (was schreibe ich denn da?!) bekommen jetzt Krodoggs ganzen Zorn ab und erinnern mich frappierend an schuldbewusste kleine Schuljungen. Natürlich geht es bei dieser Standpauke vor allem um die Goblins, und auch darum, wieso es den Wachen nicht endlich gelingt diese Störenfriede und Diebe zu beseitigen! „Mein schöner Umhang!“, poltert Krodogg, „Man muss dieser Plage doch endlich Herr werden können! Warum könnt Ihr nicht ... WAS WOLLT IHR DENN HIER ?“ „Wir sind wegen Eures Goblinproblems..." will Magnus erklären, doch sofort fällt ihm Krodogg ins Wort: „Ihr wollt uns dabei helfen, die kleinen Biester los zu werden?" Seine Augen leuchten. „Nein“, mische ich mich ein. „Das haben wir schon.“

Also führen wir die drei Oger in die Speisekammer und präsentieren ihnen die übrig gebliebenen Köpfe; dann berichten wir kurz von unserer Auseinandersetzung mit den Goblins, und sofort werden sie gleich noch viel freundlicher: „Ihr könnt ja richtig kämpfen! Und zum Schrein wollt ihr? Gar kein Problem! Rothnogg wird ihn Euch zeigen. Er ist der Herr des Schreins, er weiß sogar dessen Macht zu nutzen." (Schon erstaunlich: Sonst poltern Oger mit ihrer Sprache wie Zwerge nach dem achten Ale, aber wenn es um den Schrein geht, haben die plötzlich alle die neuesten Verse des Hofbarden von Altdorf gefrühstück!) "Im Augenblick ist aber grad Besuch da, so 'n Pärchen. Ihr müsst also warten. Das kann natürlich dauern! Hmmm. Hättet ihr vielleicht Interesse an einem Würfelspielchen, solange ihr wartet ?“ Magnus und ich stimmen zu - mit den Leuten sollten wir es uns lieber nicht verderben (zumindest vorerst), und so begeben wir uns zurück in die Vorhalle des Schreins, während die Oger schnell noch ein paar Schemel herbeischafften. Immerhin sind sie hoch genug, dass ich fast über die Tischkante blicken kann ... Und natürlich ergeht es Magnus mit seinen fast sieben Fuß hier ungleich besser; hoffentlich kann ich ihm dieses überlegene Grinsen mit ein paar guten Würfelwürfen wieder austreiben! Aber die rettende Idee, wir könnten uns auf diese Schemel ja stellen, kommt uns dann doch wieder gleichzeitig. (Allmählich spielen wir uns regelrecht ein, will es mir scheinen!) Und so große Würfel wie hier habe ich auch noch nie gesehen.

„Aber um welchen Einsatz spielen wir? Das Geld, das wir dabei haben interessiert euch ja nicht!" „Haha, haben Euch die beiden Torwachen auch drangekriegt ? Das machen sie mit jedem von euch Winzlingen. Natürlich schätzen wir Euer Menschengeld! Wir haben gar kein eigenes. Die beiden müssen mittlerweile 'ne ganze Sammlung haben von diesen Zwergen-Tellern haben. Aber sagtet Ihr nicht vorhin, da unten in der Höhle gäbe es noch massig von diesen Goblin-Köpfen? Wenn Ihr verliert, holt Ihr uns einfach noch ein paar davon rauf, wir kommen da ja schließlich nicht hin, und es ist doch viel zu schade, so ein gutes Essen einfach verderben zu lassen!“ So ist unser Einsatz geregelt. Über den Einsatz der Oger vergessen wir dabei glatt zu verhandeln - wie wir kurz darauf feststellen, als Magnus in der ersten und ich in der zweiten Runde siegreich sind.

Die dritte Würfelrunde geht dann an Krodogg, und die Oger brechen in einen lauten Jubel aus. Die nächste Mahlzeit ist gesichert! Magnus und mir bleibt also nichts anderes übrig, als wieder von den Schemeln zu klettern, den langen Weg in die Goblin-Höhle zurückzunehmen und dann, beladen mit diversen Leichenteilen der Grünhäute, wieder zurückzukehren. Kaum sind wir zurück, ist an ein Weiterspielen erst einmal nicht zu denken, schließlich 'steht ja das Essen auf dem Tisch'. Danach spielen wir weiter - zum Glück gelingt es Magnus und mir, die meisten Runden für uns zu entscheiden, aber eben doch nicht alle. „Ich glaub ja selbst nicht, was ich hier tue“, raunt mir Magnus zu, als wir dann mal wieder ein Spiel verlieren und in der Höhle weitere, halb verbrannte Goblins zusammentragen müssen. "Hoffentlich erfährt der Tempel davon nichts. Das Gerede würde ja wochenlang nicht aufhören!"

Endlich öffnet sich der Vorhang am anderen Ende des Saales, und das Ogerpärchen von vorhin tritt hervor. Als die 'Dame' uns erblickt, stürmt sie geradewegs auf Monalon zu: „Ach, wie süüsss! Schatz, so eine will ich auch ...sind die nicht niedlich?“ Und dann beginnt sie damit, der Magierin über den Kopf zu streicheln, als wäre sie ein Haustier. Ihr 'Mann' wendet sich dann aber ziemlich schnell unserer Spielerunde zu: „Ah, Würfelspiele ...und der Imbiss macht auch mit ?“
„Der Imbiss gewinnt sogar!“, lache ich ihn an, als ich gerade zwei 'Sechser' unter dem Lederbecher hervor zaubere.

So geht es eine ganze Weile noch weiter. Während Magnus und ich jetzt zu unserem Glück kein Spiel mehr abgeben, selbst nachdem der zukünftige Bräutigam sich auch noch am Spiel beteiligt, wird die bemitleidenswerte Monalon immer wieder von der Ogerfrau betätschelt. Na, da würfel ich doch lieber!

Endlich öffnet sich der rote Vorhang erneut, und nun erscheint ein gewaltiger Oger. Und ich meine: für einen Oger gewaltig! Dieser Kerl misst sicher um die vierzehn Fuß in der Höhe und satte vier in der Breite. Er trägt einen feder-geschmückten Ledermantel, in den merkwürdige Metalteile, Äste und diverse Federn eingewoben sind. Überall auf seiner Haut (soweit sie nicht von seiner Kleidung verdeckt ist) sind unzählige Tätowierungen und Ritualnarben zu erkennen, und in seine Stirn und seine Wangen sind mehrere schwere Metallringe eingelassen. Das muss Rothnogg sein, der Priester, der hier das sagen hat: „Ihr wünscht den Schrein zu sehen? Dann folgt mir.“ Und so führt der Ogerpriester uns an das Ende des Vorraumes und hebt mit einer lässigen Handbewegung den Vorhang, damit wir passieren können. Dahinter versperrt uns ein riesiges Fallgatter den Weg. Doch der Oger hebt es einfach an! (Es beruhigt mich zu sehen, dass er dafür wenigstens beide Hände braucht!) Aber er muss nicht einmal schnaufen, als er uns währenddessen hereinbittet: „Tretet ein!“ Als wir unter dem Gitter passiert haben, lässt der Priester es einfach herunterrasseln, und ich habe das Gefühl, beim Aufprall würde die Erde selbst beben. Ohne fremde Hilfe kommen wir hier jedenfalls nicht mehr hinaus.

Und dann betreten wir endlich den Schrein. Ein wunderschöner Raum, mindestens zwanzig Fuß hoch und von einem Dutzend kunstvoller in die Wand eingelassenen Halbsäulen gesäumt. Dahinter schließt sich, etwas erhöht und durch mehrere Stufen abgetrennt, ein Nebenraum an, eine Art halbkreisförmige Kapelle an. Und dort ist ein etwa drei Fuß hohes Podest errichtet, auf dessen Fläche ein ovaler, dunkler Stein steht. Er sieht fast aus wie ein übergroßes Ei - doch er steht auf der Spitze! Eigentlich ist das doch unmöglich! Das muss mit der berühmten Spiritualität der Zwerge zu tun haben: sie haben einfach ein ganz anderes Verhältnis zur Natur im Allgemeinen und der Erde (und damit auch den Steinen) im Besonderen. Natürlich habe ich davon schon häufiger Erzählungen gehört, aber begriffen habe ich das bislang nie. „Ich lasse Euch dann mal allein“, sagt Rothnogg nur noch, dann verschwindet er in einem Durchgang in der Kapellenwand, der bislang hinter einem weiteren Vorhang verborgen war.

„Das ist dann wohl der zweite Stein - aber wie bekommen wir den jetzt hier raus?“ Genau das gleiche scheint auch Magnus gerade durch den Kopf gegangen zu sein, das verrät sein Gesichtsausdruck deutlich. Aber wo ist eigentlich Monalon? Wir wenden uns um und sehen, wie die stets neugierige Magierin sich gerade über ein kreisrundes Loch im Boden beugt und wie gebannt in die Tiefe starrt. Plötzlich stößt sie einen gellenden Schrei aus und weicht hastig zurück. Vielleicht habe ich mir das ja nur eingebildet, aber es schien mir, als habe kurz fahles Licht aus diesem Loch im Boden Monalons Gesicht in einen geradezu widernatürlichen Schein gehüllt.


Fortsetzung folgt!

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #52 am: 18.07.2008 | 17:01 »
Noch Festtag, der 20. Vorgeheim

„Was ist denn los, Monalon ?“, rufe ich der Magierin zu, deren Gesicht kalkweiß geworden ist. Daraufhin berichtet sie uns von einer großen Kammer, die unter diesem Saal liege. Viel hätte sie jetzt nicht erkennen können, nur das der Boden sehr merkwürdig aussah - irgendwie schwärzlich und uneben -, und dass sich Ihr dann auf einmal aus der Wand weiß schimmernde Tentakeln bedrohlich entgegen gestreckt hätten ... und das was der Moment, in dem sie dann (wohl vernünftigerweise) zurückgewichen war. Andererseits: Wie war das noch mit der Riesenspinne, die sie dort unten in der Goblinhöhle gesehen haben wollte? Allmählich mache ich mir um die Kleine ernstlich Sorgen.

Nun, dennoch hat erst einmal keiner von uns allzu große Lust, sich mit diesem Loch im Boden zu beschäftigen, und so nehmen wir stattdessen den Ei-förmigen Stein etwas näher in Augenschein. Auf der glatten Oberfläche sind Zeichen und Symbole zu erkennen, eher Bilder als Schriftzeichen, würde ich vermuten, aber zweifellos zwergischen Ursprungs. Monalon merkt an, sie spüre deutlich eine magische Aura um diesen Stein herum - was mich natürlich an den Feuer-Stein erinnert, den ich jetzt langsam und vorsichtig aus meiner kleinen Reisetasche hervor ziehe. Und mein Stein leuchtet, und zwar stark wie noch nie zuvor. „Das hier ist definitiv der zweite der Steine, die wir suchen!“, verkündet daraufhin Magnus, und er fährt fort: „Dieser Stein symbolisiert wohl das große Ei, aus dem Grungni einst die Welt gemeißelt hat.“  „Infolgedessen würde ich jetzt kühn behaupten wollen, dass es sich hierbei um den Erdstein handelt“, setze ich den Gedanken fort, und das Nicken des Sigmarianers verrät mir, dass er wohl ähnliches gerade auszusprechen im Begriff war. 

Nun gilt es also diesen Stein an uns zu bringen - das war nun einmal der Zweck der ganzen Reise vom Elfenlager bis hierher in die Berge - und möglichst unauffällig wieder zu verschwinden. Ich stelle für alle fest, dass es augenscheinlich drei mögliche Fluchtwege gibt. Da ist zum einen der Vorhang, hinter dem der Hohepriester Rothnogg vorhin verschwunden ist - diese Möglichkeit scheidet eigentlich fast von vorne herein aus. Dann haben wir da das mysteriöse Loch im Boden und das Fallgatter als mögliche Ausgänge. Letzteres scheint uns die beste Wahl zu sein, schließlich sind uns die Räumlichkeiten, die dahinter liegen ja bereits bestens bekannt.

Magnus ist es, der als erstes alleine versucht, das Gatter einmal probeweise zu öffnen. Und er schafft es tatsächlich, es ein Stück anzuheben - aber nicht für lange. Monalon und ich kommen in einem weiteren, gemeinsam unternommenen Versuch auch nicht viel weiter. Mein Vorschlag lautet daraufhin, dass Magnus und ich das Gatter zu zweit anheben und Monalon erst einmal mit dem Stein darunter hindurch kriecht. Doch bevor wir so ein gewagtes Vorhaben in die Tat umsetzen, gilt es dann doch erstmal  den Ort unserer letzten Fluchtmöglichkeit - dieses Loch im Boden - etwas näher zu untersuchen.

Der Boden der Kammer, die Monalon ja bereits ansatzweise beschrieben hat, befindet sich in etwa drei bis vier Manneslängen unter uns. Hmmm, das ist zudem eigentlich mehr ein Saal als eine Kammer! An den Wänden sind kunstvolle Verzierungen auszumachen, die denen auf dem Erdstein zu ähneln scheinen. Direkt unter dem Loch ist ein kleines Podium zu erkennen: eine weiße Steinfläche, die von dunklem Erdreich umgeben zu sein scheint. „Viel ist da aber nicht zu erkennen“, merkt Magnus trocken an und packt eine Fackel aus, entzündet diese und lässt sie in das Loch fallen. Kaum ist die Fackel auf dem Podest aufgeschlagen, da dringt aus allen Wänden gleichzeitig lautstarkes Zischen, und weiße, arm-dicke  Tentakeln bewegen sich rasend schnell auf das Feuer zu - das nach wenigen Momenten wieder erloschen ist. „Nun - offenes Feuer scheinen die nicht sonderlich zu mögen“ stellt Monalon daraufhin fest. Das haben wir ja nun alle gesehen, Monalon, geht es mir durch den Kopf.
 
„Hmmm...“, überlege ich dann laut, „Warum wirft Monalon nicht einen ihrer Feuerbälle dort hinab? Die Tentakeln, die ja ganz wild auf jegliches Feuer zu reagieren zu scheinen, werden bei der Explosion vernichtet, und wir seilen uns ab - das Podest, auf dem 'unser' Stein ruht, scheint mir stabil genug zu sein, um ein Seil daran zu befestigen. Und noch ein Vorteil: durch dieses enge Loch werden uns die Oger sicherlich nicht folgen können.“. Zu meinem Erstaunen wird mein Vorschlag - eigentlich hatte ich ja nur laut gedacht -  für gut befunden und sogleich in die Tat umgesetzt.

Kurz darauf zerbersten zwei von Monalons Feuerbällen auf der hellen Steinplatte unter uns, und ich sehe noch, wie eine Vielzahl der hellen Tentakel-Arme aus den Wänden auf genau diese Stelle zuschießen - aber das ist auch der Moment, in dem ich erst einmal ein paar Schritte von dem Loch im Boden zurückweiche, denn ich ahne ja schon was jetzt passieren wird. Magnus ist meinem Beispiel gefolgt, und auch Monalon gelingt es gerade noch sich zurückzuziehen, da ertönt eine gewaltige Explosion unter uns, die fast den ganzen Berg erschüttert, und kurz darauf rast eine gewaltige Flammensäule aus dem Loch hinauf, die bis an die Decke dieses Saales leckt und uns kurz darauf in einem gewaltigen Asche-Regen stehen lässt.

„WAS MACHT IHR DENN HIER???“, dröhnt es uns plötzlich entgegen, und vor uns baut sich Rothnogg, der gewaltige Ogerpriester, auf. Mann, der reicht  ja fast bis zur Decke! Und er ist allem Anschein nach auch noch ein wenig verärgert. „WACHEN!!! ... RAUS MIT EUCH, ABER GAAANZ SCHNELL! AB IN DIE SPEISEKAMMER MIT EUCH BÜRSCHCHEN.“ Magnus versucht noch sein bestes, um auf Rothnogg einzuwirken, erzählt von den gefährlichen Tentakeln und das wir uns doch nur gewehrt hätten - das ist aber leider völlig zwecklos. Wir hören noch, wie das Fallgatter hochgezogen wird, und da kommen auch schon drei Ogerwachen, angeführt vom schief-gesichtigen Krodogg persönlich. Magnus murmelt noch: „Jetzt ist sowieso alles egal!“, zieht sein Schwert und erhebt es gegen den Ogerpriester - aber dieses Unterfangen ist völlig sinnlos: Sein Gegenüber packt ihn mühelos und schleudert ihn mit Schwung gegen die Höhlenwand; scheppernd landet Magnus' Schwert auf dem Boden. „Sollen sich nur was angucken und machen dann Feuer, diese Menschlein! Und wundern sich dann, wenn 'se in die Vorratskammer kommen. Was hattet Ihr eigentlich an dem Loch zu suchen ?“ Der weiteren Diskussion kann ich nicht folgen, denn ich werde von hinten gepackt und hochgehoben, und aus dem Augenwinkel kann ich gerade noch erkennen, dass es Monalon ebenso ergeht. Na Mahlzeit, jetzt haben wir den Salat. Oder besser gesagt: Die 'Mahlzeit' haben jetzt die Oger ... nämlich uns. Prächtig.

Und so geht unter dem Gatter hindurch in den lang gestreckten Vorraum, indem wir vorhin noch so friedlich dem Kartenspiel frönten, dann in die Vorratskammer. Aber dort bleiben wir nicht, sondern werden weiter in Richtung Höhlenausgang gestoßen. Hä? Verstehe einer die Oger! „Ach was soll das denn, die haben die Goblins doch jetzt erledigt!“, erklärt Krodogg seinen Untergebenen, und so machen diese auf der Stelle kehrt, wobei ich bemerke, dass Magnus in gleicher Weise vom Anführer persönlich gepackt worden war. Und schon es geht zurück in den Vorratsraum ... und weiter in den Gang, der zum Vorraum des Schreins führt. Ich begreife überhaupt nichts mehr! und dann sehe ich das große Loch in der Wand auf mich zukommen und stürze in die Tiefe.

Der Aufprall ist heftig, aber es fühlt sich nicht an, als wäre ich auf Stein gelandet! Und so tief war der Sturz zum Glück auch nicht. Ich rolle mich rasch zur Seite - gerade noch rechtzeitig, wie ich gleich darauf merke, als Monalon und dann auch der schwere Magnus genau dort aufschlagen, wo ich gerade noch gelegen habe.

Wir befinden uns in einem nach oben hin offenen, hölzernen Käfig, der an starken Seilen in einem eckigen Schacht hängt. Der Boden besteht aus einem engen Gitter - das erklärt auch, warum der Aufprall sich so sonderbar angefühlt hat! Muss aber ganz schön hartes Holz sein, wenn das sogar einen stürzenden Magnus aushält. Über uns ist noch das Loch zu erkennen, durch das wir gerade so unsanft gestoßen wurden, und unter uns, in etwa zwei Manneslängen Tiefe, ist der Boden zu sehen. Zudem scheint der Schacht dort unten in einen größeren Höhlenraum überzugehen. Hmmm... dort unten scheinen auch regungslos zwei riesige Gestalten zu liegen - vermutlich Oger. Neben mir sind die Holzstäbe der Seitenwand dieses Käfigs bereits mächtig angesengt, und genau dahinter befindet sich eine Öffnung in der Wand des Schachtes, die in die uns bereits bekannte Goblin-Höhle führt. Das Schlachtfeld, auf dem der gute Magnus so eindrucksvoll gewütet hat, ist jedenfalls unverkennbar.

Der Plan, nämlich die Goblinhöhle, wo wir vor den Ogern erstmal sicher wären, zu erreichen, ist schnell gefasst und wird sogleich in die Tat umgesetzt, Magnus bearbeitet mit seiner Elfen-Axt die bereits deutlich angegriffenen Holzstreben - den verdächtigen Lärm, den er dabei zwangsläufig verursacht, versuche ich mit einem schmetternden Lied - einem berüchtigten Schlachtengesang der Zwerge Middenheims - zu übertönen. Viel nutzt das freilich nicht (wie unmusikalisch ist dieser Priester eigentlich? Der kann ja beim Hacken nicht einmal den Takt halten!), denn nach kurzer Zeit tönt die laute Stimme eines Ogers, vermutlich Krodoggs, zu uns herunter: „RUHE DA UNTEN. HÖRT AUF, DEN KÄFIG KAPUTT ZU HAUEN, SONST STÜRZT IHR NOCH AB WIE UNSERE BEIDEN KUMPELS NEULICH, UND DANN KANN MAN EUCH NICHT MEHR ESSEN!!! WÄRE DOCH VERSCHWENDUNG!“ Ehe sie uns sofort wieder raufziehen und sogleich verspeisen, stellen wir unsere Bemühungen lieber vorerst ein.

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #53 am: 18.07.2008 | 17:02 »
Ich benutze die Gelegenheit unseres vorläufigen 'Nichtstuns', um mich ein wenig hier umzuschauen. Die Wände hier sind unglaublich glatt: das war sicher kein Werk Rhyas! Weder Wasser noch Magma könnte den Felsen dermaßen aushöhlen. Vielleicht irgendetwas Magisches, ganze am Ende etwa ein Werk des Erdsteins selbst? Schon möglich. Als ich den mir anvertrauten Feuerstein kurz unauffällig aus der Tasche ziehe, bemerke ich, dass dieser wieder sehr hell leuchtet; mir scheint es sogar noch etwas stärker als vorhin, als ich ihn in die Nähe des Erdsteins hielt.

Da durchdringt von oben die für einen Oger relativ helle Stimme Hraddyags die Stille: „Ist bei Euch da unten alles in Ordnung ?“ „Soweit so gut“, antwortet ihm Magnus. „Mal davon abgesehen, dass wir bald von Euch verspeist werden sollen geht es uns den gegebenen Umständen entsprechend gut. Aber halt, Ihr seid doch der Koch ohne Appetit, da könntet Ihr uns doch vielleicht helfen! Ihr würdet uns doch sicher nicht verspeisen wollen?“ „Nun, dass mit dem mangelnden Kohldampf hat sich Dank Eurer köstlichen Goblinköpfe wohl erledigt. Aber da Ihr mir geholfen habt, bin ich gerne bereit, Euch auch zu helfen. Was kann ich denn für Euch tun ?“ Hierauf entwickelt sich eine nette Unterhaltung zwischen uns und Hraddyag, von dem wir dann erfahren, dass es dort unten weitere Gänge geben soll, bei dessen Erforschung zwei Ihrer Kameraden bereits den Tod gefunden hätten (unzweifelhaft handelt es sich dabei um die zwei Gestalten, die da einige Schritt unter uns liegen). „Sollen wir für Euch die Gänge dort unten mal erforschen?“, stellt Magnus dem Koch die entscheidende Frage. „Hmmm, ich werde mal den Boss fragen“, verspricht der Koch. „Aber ich weiß nicht so recht, ob das was nützen wird ...Der ist nämlich immer noch hochgradig erbost. Aber bevor ich ihn fragen gehe: Hier ist vielleicht noch etwas, was Euch dort unten weiterhelfen könnte.“ Spricht's und wirft etwas den Schacht hinunter. Es gelingt mir, dieses 'Etwas' aufzufangen: Es handelt sich dabei um ein kleines Schriftstück, genauer gesagt eine Karte eines Teiles dieses Höhlen-Komplexes, wie ich vermute. Die schlechten Lichtverhältnisse lassen aber leider eine genauere Untersuchung nicht zu.

Es dauert diesmal nicht so lange, da tönt auch schon die mächtige Stimme Krodoggs von oben herab: „WOLLT IHR DAS WIRKLICH MACHEN, WAS HRADDYAG MIR DA GRADE GESAGT HAT?“ „Die Höhlen dort unten durchsuchen?“, entgegne ich. „Sicher - ist doch besser für uns, als gefressen zu werden“ „Nun, wie Ihr wollt, versucht Euer Glück! Das hier könnte Euch dabei helfen ...“ Und wieder fliegt etwas durchs Loch - das ich glücklicherweise ebenfalls auffangen kann, auch wenn es mir beinahe durch das Gitter gerutscht wäre. Diesmal handelt es sich gleich um zwei Schriftstücke (in einer hübschen Rolle), deren Text zu entziffern aber wiederum die hier herrschende Dunkelheit nicht so richtig zulässt.

Nur: wie sollen wir jetzt dort hinunter kommen? Mir fallen auf Anhieb zwei Möglichkeiten ein, die ich den anderen dann auch gleich erläutere: „Entweder wir knoten eine Art Seilverlängerung oben an zwei eng beieinander liegenden Stellen an das Trageseil und schlagen dieses dann durch, was den ganzen Käfig ein Stück nach unten befördern würde - das Seil darf natürlich nicht zu lang sein. Oder wir hacken uns mit dem Beil nach unten durch und seilen uns dann ab. Bei beiden Vorschlägen besteht natürlich die Gefahr abzustürzen ...“ Monalon zieht ein schiefes Gesicht und ist ganz offenbar weder über den einen, noch über den anderen Vorschlag wirklich begeistert. Etwas anderes (und vor allem: Besseres) fällt ihr allerdings auch nicht ein, und so macht sich Magnus an die Arbeit: Schon hackt er den ersten der Gitterstäbe durch, die den Boden unseres Käfigs bilden. Zwei oder drei sollten genug sein, um sogar dem großen Kerl genug Platz zu bieten.

Zum Glück geht alles gut, wir stürzen nicht ab und das Abseilen fällt uns sogar überraschend leicht - und so erreichen wir alle drei wohlbehalten den Boden eines, wie wir nun feststellen, recht großen Höhlenraumes. Viel mehr ist allerdings aufgrund der hier herrschenden Finsternis nicht zu erkennen. Wir sind auf einer nahezu rechteckigen glatten, steinigen Fläche 'gelandet', die von lockerem Erdreich umgeben scheint - erinnert mich ein wenig an den Gemüsegarten meiner Ziehmutter Gwendolyne kurz vor der frühjährlichen Aussaat. Die zwei gewaltigen Leichen der Oger liegen zum großen Teil in diesem Erdreich. Sie tragen noch die typischen Lederrüstungen der Wachleute, allerdings sind sämtliche Metallnieten und Beschläge spurlos verschwunden. Schon merkwürdig! Monalon macht einen vorsichtigen Schritt über die Steinplatte hinaus: Sie sinkt zwar mit ihren Füßen etwas ein, aber der Boden scheint sie zu tragen. Soweit so gut - doch um die 'Räumlichkeiten' hier unten zu erforschen, benötigen wir dringend etwas Licht. „Vor einer Fackel würde ich eher abraten“ erklärt Magnus. „Dieser Raum erinnert doch stark an die Höhle unter dem Heiligtum. Mich würde es nicht wundern, wenn auch hier diese merkwürdigen Tentakeln in den Wänden lauern. "„Hmmm, das glaube ich auch“, füge ich an. „Die Riesenspinne, die Monalon in der Goblin-Höhle so erschreckt hat, könnte ihren Ursprung hier unten gehabt haben - was sie gesehen hat, waren vielleicht keine Spinnenbeine, sondern diese Tentakeln ...“. Wenn dem so wäre, fällt Monalons blaues Licht, das sie so vortrefflich auf ihrer Handinnenfläche erscheinen lassen kann, allerdings als mögliche Lichtquelle ebenfalls aus, denn darauf, so merkt die Magierin an, hätten die Tentakeln vorhin ja ebenfalls reagiert.

„Nun, im Dunkeln möchte ich hier nicht unbedingt umherirren“, stelle ich fest, „aber vielleicht bleibt uns doch noch eine Lichtquelle, die wir nutzen können.“ Auf die erstaunten Blicke meiner beiden Begleiter hin, die ich halb wahrnehme und halb erahne - es ist wirklich sehr finster hier unten - berichte ich davon, wie der Feuerkristall scheinbar auf die hiesige Umgebung reagiert, nämlich mit einem intensiven Leuchten. „Hmmm ... wer weiß ob das die Tentakeln nicht auch aufschreckt - aber eh wir hier völlig blind herum irren, sollten wir es vielleicht riskieren“. So ziehe ich den magischen Stein vorsichtig hervor und halte ihn für für eine kurze Zeit hoch, ehe ich ihn ganz schnell wieder einstecke. Kurz waren im Lichtschein kunstvoll behauene Wände zu sehen, und auch ein Gang, der anscheinend weiter in den Berg hinein führt. Nun ist es natürlich erstmal wieder dunkel. „Nun, keine Spur von irgendwelchen Fangarmen! Ich denke, ich mache dann mal wieder Licht.“ Und so ziehe ich den Stein erneut aus der Tasche, halte ihn nach oben und bewege mich langsam in Richtung des Ganges zu meiner Linken, offenbar dem einzigen Ausgang aus diesem Raum. So trete ich, wie zuvor Monalon, von der etwas erhöhten Steinplatte und sinke fast bis zum Knöchel in das erstaunlich durchlässige Erdreich ein. Sieht also nicht nur so aus, sondern ist auch beschaffen wie frischer Mutterboden.

Zur Linken zweigt bald von dem Hauptgang, in dem wir uns gerade befinden, ein enger Gang ab. Ich hole meinen Kompass hervor und versuche mich zu orientieren: „Das Heiligtum mit dem Erdstein, oder besser: der Raum darunter, müsste sich etwa in Richtung dieses abzweigenden Ganges befinden.“ „Na dann lasst uns mal unser Glück hier versuchen“, entscheidet Magnus, und so übernehme ich mit meinem Licht wieder die Führung. Der Erdschlamm wird immer tiefer, je weiter wir uns vorwärts bewegen, erst fuss-, dann sogar knietief. Dieser Gang ist sehr kunstvoll in den Felsen gehauen, immer wieder wird er von verzierten Steinbögen eingerahmt. Wenn dieser merkwürdige Schlamm auf dem Boden nicht wäre, könnte man von einer insgesamt überaus kunstvollen Anlage sprechen. Die in der Baukunst so sehr bewanderten Zwerge haben hier wieder einmal große Arbeit geleistet! So etwas habe ich selbst in Middenheim in derartiger Ausprägung nie zu Gesicht bekommen.

Der Gang endet schließlich vor einer Tür aus Zedernholz, die von einem kunstvollen Spitzbogen gekrönt wird. Abgeschlossen ist diese Tür zwar offenbar nicht, aber dennoch schwer zu öffnen, da der Schlamm am Boden sie natürlich hemmt. Doch mit vereinten Kräften gelingt es uns dann doch, dieses Hindernis zu beseitigen und die Tür zu öffnen. Naja, hinter uns zufallen wird sie jetzt dafür sicher nicht, so wie sie jetzt im Schlamm feststeckt!

Der relativ kleine Raum, den wir jetzt betreten, wird in seiner Mitte zum größten Teil von einem großen Holztisch ausgefüllt, der allerdings irgendwie merkwürdig aussieht - als hätte jemand die Tischplatte an mehreren Stellen angefressen. An den Wänden befinden sich mehrere halb verwitterte Bettstätten, der Größe nach zu urteilen war das hier vielleicht einst ein Schlafgemach für Zwerge. Zur Rechten führt eine weitere Tür aus diesem Raum hinaus, dessen Boden im Übrigen - wie scheinbar dieser ganze unterirdische Komplex - von der merkwürdigen Erdschicht bedeckt ist. 

Monalon nimmt den Tisch etwas genauer in Augenschein und stellt fest, dass sämtliche Eisenteile der Konstruktion entfernt wurden. Als sie das näher untersucht, fällt ihr allerdings ein kleiner Metallring in die Hand, den sie sofort über einen ihrer Finger zieht. Was hat sie wohl damit vor? Naja, wenn sie denkt, dieser Tand stehe ihr, dann bitte, nur zu!

Ich mache einen Schritt auf die noch ungeöffnete zweite Tür zu, und dann geht auf einmal alles ganz schnell: Zwei Tentakeln kommen direkt aus der Tür auf mich zugeschossen, ich will gerade noch mein Schwert ziehen, da packt mich irgendetwas von hinten und schleudert mich heftig zur Seite. Das mag der gute Magnus ja nett gemeint haben, aber leider verliere ich dabei den Boden unter den Füßen und lande mitten im Schlamm. Als ich mich wieder hochrappele, sehe ich, wie Magnus mit seinem Schwert auf die zwei Tentakeln einhaut - aber oh weh, da kommen noch mindestens sechs weitere dieser Dinger aus den Wänden geschossen! „ALLE RAUS HIER!!!“, brülle ich aus Leibeskräften und stürze sofort aus dem Raum; die anderen sind mir zum Glück nah auf den Fersen. Und man kann nicht mal die Tür hinter uns zuschlagen, denke ich mir noch und hoffe mal, dass die Tentakeln nicht so weit reichen und wir uns schnell aus der Gefahrenzone entfernen können.

Irgendwie ist es mir bei der ganzen Aktion gelungen, den Feuerstein, unsere einzige Lichtquelle hier unten, immerwährend hochzuhalten (und nicht etwa in dem Schlammbad, das ich so unfreiwillig genommen habe, zu verlieren), und so finden wir den Weg zurück zum Hauptgang ohne weitere Schwierigkeiten. Hier wenden wir uns nach links, und gerade als wir um die Ecke biegen, hören wir hinter uns ein peitschenartiges Knallen. Als wir herumwirbeln, müssen wir feststellen, dass uns der Rückweg jetzt versperrt ist , denn wie Speere schnellen etwa zwei Dutzend Tentakeln aus einer Seitenwand heraus und bohren sich tief in das gegenüberliegende Mauerwerk. Langsam wird es mir hier unten wirklich mulmig zumute!

Uns bleibt also nur, dem Gang weiter zu folgen und schon nach kurzer Zeit erreichen wir einen großen höhlenartigen Saal, dessen Wände zur Hälfte noch kunstvoller behauen sind als der Gang, aus dem wir gerade getreten sind. Prachtvolle Fresken und Ornamente legen einmal mehr Zeugnis ab über die fantastische Baukunst, die die Zwerge beherrschen (oder einst beherrscht haben). Doch viel Zeit bleibt mir nicht, diese Wunder länger zu bestaunen, denn irgend etwas stimmt ganz und gar nicht mit mir. „Sigurd, Deine Wange - Iiiihhh, da krabbelt ja was!!!“, kreischt Monalon. Ich fahre mir über das Gesicht und entferne ein ekelhaftes Wurmgetier. Und plötzlich beginnt es in meinem Nacken fürchterlich zu kribbeln. Auch dort 'lebt' etwas, was ich sofort entferne …und dann beginnt es plötzlich fast an meinem ganzen Leib. Ich reiße mir die Jacke herunter und beginne damit, mich von ganzen Horden von ekligem Getier zu befreien: „KANN MIR VIELLEICHT MAL JEMAND HELFEN ?“ Meinen Rücken erreiche ich nämlich nur sehr schlecht. Obwohl sie sich sichtlich vor den Würmern ekelt, sorgt die liebe Monalon dafür, dass das Kribbeln auch auf meinem Rücken zum Glück bald ein Ende findet.

Gerade als die Magierin ihre gute Tat beendet, wird sie plötzlich gegen die Wand geschleudert, als hätte ein gewaltiger Hieb sie getroffen. Und genau so ist es auch! Schon wieder Tentakeln, hört das denn nie auf? Sie rappelt sich zum Glück schnell auf: „DA KOMMEN NOCH MEHR!!!“. Tatsächlich! Ich entdecke gerade noch rechtzeitig die Öffnung eines weiteren Ganges, bewege mich darauf zu, mach aber dabei einen großen Bogen um einen Tentakel, der von der linken Seite nach neuen Opfern umhertastet.

Ich wähne mich in dem neuen Gang schon in (relativer) Sicherheit, spüre nur kurz, dass mein linker Fuß in diesem Schlamm an irgendetwas hängen bleibt, kann mich aber mit einem etwas heftigeren Ruck wieder befreien, da höre ich hinter mir ein neues Geräusch: Ein lautstarkes Schleifen, als werde Metall über Gestein gezogen. Und als ich mich dann umblicke, muss ich feststellen, dass ich von meinen zwei Gefährten abgeschnitten bin: Ein gutes Dutzend fingerdicker Eisenstäbe haben sich waagerecht aus der linken Wand geschoben sind dann in Vertiefungen auf der gegenüberliegenden Seite eingerastet. Ein waagerechter Vorhang aus massivem Metall verhindert nun jegliches Durchkommen. „SIGURD, HINTER DIR!!!“, brüllt Magnus mir zu, und als ich mich nun wieder umwende, schießen zwei weitere Tentakeln aus der linken Seitenwand auf mich zu.


Fortsetzung folgt!

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #54 am: 16.09.2008 | 16:28 »
noch Festtag, der 20. Vorgeheim

Ein schwerer Schlag trifft mich an der rechten Schulter. Stechender Schmerz durchzuckt mich, und ich werde zu dem eisernen Gitter zurückgeschleudert. Reichlich Blut strömt aus der Wunde, und zu meinem Unglück schlängeln sich die beiden Tentakeln weiter auf mich zu. Unwillkürlich zuckt meine Hand zum Schwertgriff, doch mir wird sofort klar, dass ich mit dieser Verwundung die gute Waffe nicht gerade wirkungsvoll werde führen können. Was mir als Hoffnung bleibt ist lediglich der Feuerkristall, den ich immer noch in meiner Linken halte, denn meine Gefährten können mir nicht beistehen - sind sie doch immer noch durch die eiserne Sperre von mir getrennt. In magischen Dingen bin ich nun leider gar nicht bewandert ...aber das ist mir jetzt egal, entweder werde ich hier und jetzt zerfleischt, oder ich unternehme irgend etwas Verrücktes - und zwar sofort.

„PÒZAR ZMÈNIT KURÀKY!!!“ brülle ich aus Leibeskräften - wenn ich mein Khazalid noch nicht ganz vergessen habe, sollte das etwa soviel bedeuten wie: „Brennet und werdet zu Asche“. Zugleich umklammere ich den Stein noch fester und strecke ihn den Tentakeln entgegen. Und dann scheint mit einem Mal die Zeit still zu stehen: Die Tentakeln verharren mitten in der Bewegung, und rings um mich wird plötzlich alles taghell - so gleißend hell, dass ich kaum noch irgendetwas erkennen kann. Die Luft um mich herum beginnt zu knistern, dann sogar zu brennen, so zumindest erscheint es mir, und tief in meinem Inneren bereitet sich ein schier unbeschreibliches Hochgefühl aus - so muss sich unendliche Macht anfühlen! Niemand kann mich jetzt noch aufhalten!

Dann schwindet das Gleißen so rasch, wie es mich zuvor geblendet hat. Von den Tentakeln ist nichts mehr zu sehen, nur ein säuerlicher Brandgeruch liegt noch in der Luft. Was war das denn???

„Ist alles in Ordnung, Sigurd?“, reißt mich Magnus' tiefe Stimme aus den Gedanken, und jetzt schmerzt auch meine Wunde wieder. „Ich glaube schon ... bis auf meine Schulter, da hat es mich ziemlich erwischt. Aber jetzt sollten wir erst einmal sehen, wie wir diese Eisensperre hier aufbekommen. Vorsichtig taste mich ich - natürlich mit den Füßen! - durch den Schlamm, und tatsächlich: Das hier muss das Seil sein, das vorhin den verwünschten Mechanismus ausgelöst hat. Ich versuche es, mit der Stiefelspitze ein wenig daran zu ziehen, und plötzlich höre ich auch ein dumpfes 'Klack'. Aber sonst geschieht überhaupt nichts. Na ja, vielleicht muss man es ja in die entgegengesetzte Richtung ziehen. „Magnus, sieh doch mal, ob Du das zu fassen bekommst!“ Mit dem Stiefel schiebe ich das Seil unter dem untersten Gitterstab hindurch, und Magnus greift danach - es hat doch seine Vorteile, dass dieser Krieger seine Handschuhe nie ablegt. Wieder ertönt ein 'Klack', doch auch diesmal bleibt das Gitter geschlossen. Also zieht Magnus etwas heftiger an dem Seil, und dann ... reißt es, und der Sigmarianer verliert beinahe das Gleichgewicht. „Ja, dann war das wohl doch nur der Auslösemechanismus ...es muss doch noch einen anderen Weg geben, dieses Gitter zu öffnen!“, murmelt er vor sich hin, aber für mich klingt es mehr danach, als wolle er sich selbst beruhigen, und nicht uns. Also mache ich mich daran, beide Wände abzutasten, aber leider ohne Erfolg. Monalon, die es mir auf der anderen Seite des Gitters gleichtut, ergeht es auch nicht besser. Schließlich wird Magnus ungeduldig, greift mit beiden Händen beherzt in den knöcheltiefen Schlamm und beginnt damit, die ersten Gitterstäbe mit der rotbraunen Masse zu bestreichen. Eine wahrhaft geniale Idee, war ihm doch aufgefallen, dass offenbar sämtliches Metall, das mit diesem Schlamm in Berührung kommt, sich mehr oder weniger aufgelöst hatte, etwa wie die Rüstungen der beiden toten Oger, oder auch die Eisenteile des Tisches in der Schlafkammer der Zwerge. Die Frage ist nur, wie lange das wohl dauert. Immerhin bemerkt Monalon, dass sich das Metall langsam aufheizt, und die Stangen klingen auch zunehmend hohl, wenn man dagegenklopft. Schließlich zieht Magnus seine kleine, handliche Elfen-Axt hervor und schlägt auf die ersten Stäbe ein. Und er hat geradezu durchschlagenden Erfolg! Das war leider auch bitter nötig, denn gerade, als er die untersten vier der insgesamt zwölf Stäbe beseitigt hat, so dass meine beiden Gefährten sich hindurchschlängeln können, um zu mir in den Gang zu gelangen, kommen aus dem großen 'Empfangsraum' hinter ihnen bereits wieder zwei riesige Tentakeln herbei geschlängelt. Erfreulicherweise prallen sie aber an den restlichen Gitterstäben ab. Wie gut, dass die 'Dinger' keine Augen haben!

„Könntet ihr euch bitte mal um meine Schulter kümmern - die schmerzt doch ungemein!“, begrüße ich meine Gefährten, kaum dass sie sich durch den gerade für den kräftig gebauten Magnus qualvoll engen Spalt gezwängt haben. „Aber vielleicht solltet ihr zuvor doch lieber die Handschuhe ausziehen“, bringe ich mit einem gequälten Lächeln noch hervor - ein paar dieser Würmer und wer weiß was noch für ein Getier in diesem Schlamm lebt, würden der Wunde sicher nicht sonderlich gut tun. Magnus reißt die zerfetzten Stoffreste des Hemdes von meiner Schulter und saugt dann lautstark die Luft durch die Zähne - die Platzwunde ist wohl noch tiefer, als ich gedacht habe. Wenigstens muss ich sie jetzt nicht sehen ...mir wird schwindelig, und ich spüre gerade noch, wie Magnus mir den Griff eines Dolches zwischen die Zähne schiebt - und dann beginnt Monalon mit der 'Operation'. Sie hat ja jetzt hoffentlich schon etwas Übung darin, immerhin hat sie ja vorhin noch bei unserem Sigmarianer eine sehr ähnlichen Verwundung behandelt. Vorhin? ...wie lange ist das jetzt wohl schon her? Wir müssen ja jetzt schon viele Stunden hier im Zwergenschrein verbracht haben, und es wird Zeit, dass wir irgendwann mal zur Ruhe kommen! Stechender Schmerz schreckt mich aus meinen Gedanken. „So geht das nicht, Monalon! Wir müssen ihn irgendwo hinlegen“, beschließt Magnus, und so wird meine Schulter erst einmal notdürftig verbunden, um wenigstens die Blutung etwas zu lindern.

Der Weg zurück scheint wenig einladend - da war zwar der Tisch in der Schlafkammer der Zwerge, aber stabil war der ja nicht mehr, da alle Eisenteile zerfallen waren, die ihn noch aufrecht hielten. Darauf diese 'Operation' durchzuführen, erscheint auch Magnus unmöglich. Und mir geht es von Augenblick zu Augenblick schlechter, ich kann mich kaum noch aufrecht halten. „Kann mir irgendjemand bitte mal den Feuerkristall abnehmen und vorangehen? Ich fühle mich dazu nicht recht in der Lage ...“. Ich habe noch nicht einmal ausgesprochen, da reißt mir Monalon den Stein förmlich aus der Hand - und ich meine auch, ein gefährliches Blitzen in ihren Augen wahrgenommen zu haben. Und jetzt, wo ich den Kristall nicht mehr in der Hand halte, fühle ich mich nicht nur noch schwächer als zuvor, sondern verspüre tief in meinem Inneren plötzlich eine gähnende Leere und unendliche Einsamkeit, so dass es mir fast unmöglich scheint, die Tränen zurückzuhalten. Aber vor meinen Gefährten zu heulen wie ein Schlosshund? Nein, so weit bin ich dann doch nicht! Dennoch, diese unendliche Trauer droht mich fast zu überwältigen.

Langsam und mit unsicheren Schritten folge ich Monalon den Gang hinab, immer wieder muss Magnus mich stützen - und ich bin mir sicher, das liegt nicht nur an dieser Platzwunde! Nach schier endlosem Marsch (wahrscheinlich sind in Wahrheit nur Minuten vergangen!) betreten wir einen eindrucksvollen Saal: Sicher zehn Manneslängen misst er in der Höhe, die Wände sind glatt verputzt und kunstvoll geziert: Muster und Wappen in allen Farben. Zu unserer Linken sehe ich eine Tür, ein weiterer Gang führt unserem Eingang gegenüber wieder hinaus - er scheint noch tiefer in die Erde zu führen, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, denn allmählich kann ich nicht einmal mehr aufrecht stehen! Während ich weiter den Blick schweifen lasse, sehe ich rechts von uns eine halbrunde Aussparung in der Wand, die mich unwillkürlich an eine Kapelle oder einen edlen Schrein denken lässt. Ein mächtiges Podest aus leuchtend weißem Marmor erhebt sich darin, fast eine Manneslänge empor (und ich meine nicht 'Zwergenmanneslänge'!). Nur die untersten Stufen sind von diesem wurmbefallenen Erdreich bedeckt, höher scheint es nicht einmal eine Staubschicht zu geben. An der Rückwand dieser 'Kapelle', wie ich sie jetzt einfach mal nennen möchte, sind drei gewaltige, königsblaue Banner herabgelassen, davor steht je ein Sessel, der eher an einen Thron erinnert. Allem Anschein nach wurden sie für Zwergenfürsten gefertigt - ich zumindest hätte meine liebe Not, mich darauf zu setzen (und würde mir dann vermutlich mit den Knien die Ohren zuhalten ...). Auf der linken und auf der rechten Schmalseite dieser 'Kapelle' erkenne ich eine Tür beziehungsweise einen Treppenaufgang - und aus dem Gang fällt ein sonderbar irisierendes Licht. So ein Leuchten habe ich noch nie gesehen - es scheint aus unendlicher Ferne zu kommen, und doch reicht es aus, um die ganze 'Kapelle' hell zu erleuchten. Während mein Blick erneut über die königsblauen Banner streift, fällt mir ein Vorfall aus dem Middenheimer Karneval ein, als eine Gruppe Gaukler sich in eben dieser königlichen Farbe gewandete und sich dadurch gewaltigen Ärger einhandelte. So etwas gilt in der Welt der Zwerge als ziemliche Anmaßung und zieht empfindliche Strafen nach sich. Die Menschen des Reiches haben das, soweit ich weiß, früher einmal genau so gesehen, aber mittlerweile zeugt blaue Kleidung vor allem davon, dass ihr Träger entschieden zu viele Kronen sein eigen nennt, mehr aber eben auch nicht. Aber ich schweife wohl ab...

Vorsichtig watet Monalon durch den Schlamm auf das Podest zu, doch auf halber Strecke bleibt sie an irgendetwas hängen und verliert das Gleichgewicht. Während sie stürzt, reißt sie mit einem Bein ihr Hindernis in die Höhe, und Magnus und ich können erkennen, dass es eine alte, völlig vermoderte Holzbank gewesen sein muss. Na prima - wenn hier wirklich einmal Tische und Bänke gestanden haben, gibt es bestimmt noch mehr solcher Stolperfallen!

Zwar ist die kleine Magierin schnell wieder auf den Beinen, aber man sieht ihr deutlich an, dass all die Würmer und das andere Getier, das jetzt über ihren ganzen Körper kriecht, sie zutiefst anekelt. (Hat sie nicht vorhin noch gesagt, ich solle mich nicht so anstellen, als ich das gleiche Problem hatte?!) Gemeinsam gelingt es uns aber dann doch recht schnell, die Magierin von diesem Übel zu befreien, auch wenn ich mich allmählich überhaupt nicht mehr auf den Beinen halten kann.

Auf das weiße Marmorpodest zu gelangen, das den Boden der 'Kapelle' darstellt, erweist sich dann doch als deutlich einfacher als zunächst vermutet, denn Magnus führt mich behutsam durch den Schlamm und tastest bei jedem Schritt zunächst vorsichtig umher, so dass wir dem einen oder anderen zerfallenen Möbelstück leicht ausweichen können, und dann haben wir auch schon die Stufen erreicht. Oben angekommen, eröffnet sich endlich die Gelegenheit, meine Schulter zu verarzten. Ich lege mich auf den Rücken und lasse die Prozedur klaglos über mich ergehen, während mein Blick immer wieder zu den gewaltigen Bannern hinüberwandert. Während ich noch darüber nachdenke, welcher Zwergenfürst hier wohl einst residierte (nicht, dass ich sie alle kennen würde, aber die Frage ist dennoch interessant ... finde ich), gelingt es Monalon, meine Schulter ebenso zu richten, wie sie es zuvor schon bei Magnus geschafft hat. Langsam scheint sie wirklich Übung in derlei Dingen zu bekommen. Was nur, wenn sie selbst mal schwer verletzt wird? Daran will ich jetzt gar nicht denken, außerdem fühle ich mich schon wieder sehr viel besser, und da sollte ich mich doch nicht in derart trübsinnigen Gedanken verlieren!

„Sag mal, Monalon, möchtest Du den Feuerkristall jetzt eigentlich behalten, oder...?“, will ich sie gerade fragen, doch plötzlich blicken mich meine beiden Gefährten äußerst merkwürdig an - fast als würden sie mir nicht mehr so recht trauen! Wortlos gibt Monalon den Stein an an Magnus weiter, der sich dann schweigend der Treppe zur Rechten zuwendet und mit langsamen Schritten hinaufstapft. Monalon folgt ihm sofort, und so tappe ich ein wenig frustriert den beiden hinterher - was war das denn jetzt, bitte schön? Eigentlich ist das doch mittlerweile schon irgendwie 'mein' Stein geworden!

Die Steinstufen sind flach und kurz, eindeutig für Zwerge gebaut - was den Aufstieg natürlich etwas mühsam macht. Der lange Magnus hat es da einfacher, der nimmt einfach bei jedem Schritt zwei Stufen auf einmal! Als wir schließlich oben angekommen sind, stehen wir im Eingang zu einem Raum, der zweifelsfrei eine kleine Bibliothek darstellt. In der Mitte stehen ein großer Lesetisch und mehrere Stühle, an allen Wänden sind große Bücherregale aufgestellt - allerdings sind diese nur äußerst spärlich gefüllt! Am meisten jedoch fasziniert mich ein großer, unbehauener Kristall, der genau in die Deckenmitte eingelassen ist: Er verströmt ein sonderbares Licht, hell wie der Tag, und doch unverkennbar anders. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben: Es fühlt sich an, als wäre dieser Kristall nicht etwa die Quelle des Lichts, sondern würde es von irgendeinem anderen Ort nur weiterleiten... Ich verstehe es nicht. Vielleicht wird Monalon mir das ja erklären können.
Quer im Raum verstreut liegen eine ganze Menge leerer Hüllen für Schriftrollen verstreut, und mir kommt mir der Gedanke, dass wir nun endlich die Möglichkeit haben, die Schriftstücke zu begutachten, die uns die Oger anvertraut haben.

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #55 am: 16.09.2008 | 16:30 »
Zunächst nehme ich mir die Karte des Kochs Hraddyag vor: Man erkennt den Raum des Zwergen-Schreins, in dem sich der Kristall befindet, und nun erfahre ich auch mehr über den Grundriss: Hinter dem Vorhang, in dem ja der Ogerpriester Rothnogg vorhin verschwand, liegt ein Gang, der offenbar kurz darauf in einem kleinen Raum endet. Von dort aus führt ein weiterer, vielfach gewundener Treppengang in die Tiefe. Am Ende dieses Ganges befindet sich dann wohl ein weiterer Raum, von dem eine weitere Treppe noch weiter in die Tiefe führt, wo sie letztlich im Erdreich endet (wie ja fast alles hier). So ist es zumindest der Orkschrift zu entnehmen, mit der die gesamte Karte verziert wurde: „Yatagan hat die Karte gemacht für Torgoch im Zwergenschrein“ steht da in großen, dennoch kaum lesbaren Lettern (die haben aber auch eine Klaue!), und wo die Treppe auf der Karte endet, steht ermutigenderweise: 'Von hia an flüssich. Stingt mehr wie Snottlingkakke. Matsch frisst einen manchma.' Na ja, damit hatte der ‚Goblinchronist’ wohl Recht, aber die Karte hilft uns im Moment trotzdem nicht weiter, da wir uns ganz offenbar an einer ganz anderen Stelle dieses unterirdischen Labyrinths befinden.

Die erste Botschaft, die ich von Krodogg erhielt, hat folgenden Inhalt:

„Beginne zur Winttersonnenwende und folge der Sonne um die wachenden Steine. So mag der Weg sich öffnen. Dann schreite zum Herzen und spüre den Stein unter deinen Füßen, doch nur für eine kurze Zeit, denn Deine Reise hat begonnen.“

Also, das klingt für mich ganz nach einer Anweisung, wie man den Steinkreis nahe des Elfendorfes betreten kann, aber dorthin möchte ich gewiss kein zweites Mal. Vielleicht sagt uns ja Krodogg's zweite Botschaft mehr:

„Der Große Schmied fing die lachenden und grinsenden Gesichter der Wachen ein, so sind sie für alle Zeiten in Metall und Stein bewahrt. Niemand darf ihnen nun Widerworte geben, auf dass sie sich nicht erzürnen und hitzige Wut walten lassen. Dann beantworten sie Feuer mit Feuer und lassen Steine herabregnen auf die Lästerer. Und noch größere Wunder vollbrachte Smed ...“

Ein Loblied zu Ehren eines Zwergen-Schmiedes also. Und vielleicht hat es ja sogar mit meinem Feuerkristall zu tun. Bloß: So richtig helfen uns Karte und Botschaften im Moment trotzdem nicht weiter.

Monalon untersucht daraufhin noch einmal die Regale etwas genauer. Eins der Regalbretter scheint etwas dicker zu sein als die anderen und ... Nanu? Die Magierin schiebt den oberen Teil des Brettes zurück und findet in einem kleinen Hohlraum eine Pergamentrolle und mehrere dicht beschriebene Stofffetzen, die sie daraufhin zusammensetzt. Das Pergament hat folgenden Inhalt:

„Gebet acht, oh Kräfte von Stein und Stahl, und verweigert mir nicht den Pfad. Ich komme zu Euch als wahrer Sohn Grungnis, der als Erster den Weg unter dem Fels öffnete. Ich bin frei von Ehrlosigkeit, Feigheit und Verrat. Meine Seele ist unbelastet von Schuld. Ich habe alles getan, was von mir verlangt ward, dafür öffnet mir den Pfad und haltet mich nicht länger auf.“

Das scheint eine Art Gebrauchsanweisung zu sein, irgendeinen Ort zu erreichen. Ist das vielleicht die ursprüngliche Losung, die man benötigt um den Schrein zu betreten? Oder vielleicht sogar einen anderen heiligen Ort?

Während Magnus und ich uns darüber die Köpfe zerbrechen, hat Monalon die merkwürdigen Stofffetzen schon zusammengefügt und liest dann vor:

„Jene, die eine Audienz bei unserem HERREN ersuchen, müssen ihm zunächst ein Geschenk bringen. Ein Körper muss so geworfen werden, dass sein Blut sich ergießet und die Lippen unseres HERREN benetzt, auf dass die Mitte des Sockels sich rot färbet und ebenso seine Oberkanten. Die Augen, die über den Boden wachen, sollen geblendet werden von der roten Lebensgabe, auf dass unser HERR nicht abgelenkt werde von seinem Festmahl.
Dann müssen die singenden Wachen dreimal angeschlagen werden, um das neuerliche Eintreten zu verkünden. Ist dies geschehen, wird unser HERR bereit sein, Gäste zu empfangen und ihnen Antworten auf ihre Fragen zu gewähren. Doch die Regeln der Gastfreundschaft erfordern, dass der Einlass erst erfolgt, nachdem darum ersucht wurde. So lies die Worte, die gegeben, und die Felsen werden sie hören und antworten. Dann wird die Gabe empfangen, und der Weg ist frei.
Nun noch einige Weise Worte, die zu befolgen Rat dir gegeben: Erbitte nicht mehr als das, was gegeben ward. Und berühre nicht, es sei denn, Du wirst berührt, denn es heißt, dass was der HERR empfanget, wird er zu gegebener Zeit zehnfach vergelten und mehr.
Doch wenn Du ungeladen eintrittst und dann zu fliehen trachtest, wirst Du verdammt sein. Alle Gesichter werden sich voller Hass demjenigen zuwenden, die versuchen jenen Ort in dieser Weise zu verlassen, und sie werden gebrannt sein und auf immer von diesem Platze verbannt. UND wage insbesondere nicht, jene besondere Kostbarkeit unseres HERREN zu bedrohen, die in der acht-eckigen Halle ...“

Und an dieser Stelle endet die Botschaft abrupt - weitere Stücke des beschriebenen Stofftuchs hat Monalon nicht gefunden. „Ist Dir ein solcher Blutkult von Zwergen bekannt, Sigurd?“, fragt mich Magnus etwas ungläubig, aber ich muss wahrheitsgemäß gestehen, dass ich noch nie von so etwas auch nur im Entferntesten gehört habe. Es scheint mir für Zwerge auch gänzlich unüblich – und Magnus sieht es ebenso.

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #56 am: 16.09.2008 | 16:31 »
Obwohl uns sicher so langsam eine längere Ruhepause gut tun würde - wie spät mag es wohl mittlerweile sein? -, treibt uns irgendetwas fast magisch weiter, die Treppe wieder hinab, zurück in den Thronsaal. Magnus geht dabei voran, meinen wunderschönen Feuerkristall stets in der hoch erhobenen Hand, um den Gang etwas heller zu erleuchten - was an sich zwar nicht nötig wäre, schließlich spendet dieser wundersame Kristall in der Decke der Bibliothek reichlich Licht, aber der massige Magnus nimmt sich mit seinem eigenen Schatten die Sicht. Außerdem ist der Schein des Feuerkristalls ja auch viel schöner.
 
Wir durchqueren das Podest und erreichen die Tür in der gegenüberliegenden Wand. Sie lässt sich mühelos öffnen - und dahinter erstreckt sich ein weiterer Gang, der sachte in die Tiefe führt. Diesem folgen wir einige Zeit, bis wir so etwa zwanzig Fuß Höhe verloren haben. Wie tief geht es denn hier noch hinab? Nun ja, dass das Bergvolk es schätzt, tiefer und tiefer zu gehen, weiß ich ja eigentlich. Dennoch...

Der Gang windet sich leicht nach links, und dann sehen wir auch schon wieder den mittlerweile vertrauten Schlamm vor uns am Boden auftauchen - und riechen das vertraute, säuerlich-widerliche Aroma. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn unsere Füße längere Zeit hätten trocken bleiben dürfen! Dankenswerterweise verläuft der Gang jetzt wieder fast eben, so dass uns wenigstens eine Rutschpartie erspart bleibt. Dann stehen wir, nach einer weiteren kleinen Biegung, plötzlich vor einer massiven Holztür. Diese scheint zwar nicht verschlossen zu sein, wie wir nach näherer Untersuchung feststellen, aber irgendetwas blockiert sie doch. Mit vereinter Kraft stemmen sich Monalon und Magnus dagegen - ich halte mich lieber zurück, so gut geht es meiner Schulter nun auch wieder nicht! -, doch die Tür bewegt sich nicht einen Finger breit! Schließlich zieht Magnus wieder seine Axt hervor und macht sich daran, die Scharniere zu bearbeiten. Bald darauf fällt das obere platschend in den Schlamm, kurze Zeit später auch das untere, und dann stürzt das ganze Türblatt in den Raum hinein. Von allen Seiten spritzt Schlamm in die Höhe und wenig später ist die alte Holztür völlig untergetaucht.

Der nahezu quadratische Raum, den wir jetzt betreten, wurde früher ganz offenbar als Tempel oder Schrein benutzt: An der Wand erkennt man kunstvolle Zeichnungen, besonders beeindruckend ist eine überlebensgroße Abbildung Grungnis, der das Weltenei in seiner Hand in die Höhe streckt. Vor ihm knien dabei voller Demut einige Zwerge in edlen Gewändern. Sehr vorsichtig durchquert Magnus den Raum - er möchte ganz offensichtlich nicht Monalons und meinem Beispiel folgen und nähere Bekanntschaft mit dem schlammigen Untergrund und seinen zahlreichen Bewohnern machen. Und so räumt er auf dem Weg zu einem Gang am gegenüberliegenden Ende des Raumes einiges an uralten, vermoderten Möbelstücken zur Seite, die hier wer weiß wie lange schon im tiefen Schlamm verborgen gelegen hatten.

Nach einer Weile gabelt sich der neue Gang wieder, und da es, wenn ich meine Orientierung noch nicht völlig verloren habe, nach links wieder in Richtung des Saales mit den Königsbannern zurück führen müsste, wenden wir uns also nach rechts. Monalon berichtet aufgeregt von irgendeiner 'leuchtend grün-blauen Aura' - was immer uns das nun sagen soll. Die Kleine scheint nicht zu verstehen, dass ihr das alles ja bestimmt hilfreich ist, aber uns doch nicht! (Auch wenn Magnus auch manchmal so tut, als wisse er genau, was Monalon meint - ich glaube ja, das macht er immer nur, um ihr einen Gefallen zu tun!) Und egal, was ich jetzt hätte sagen wollen, die beiden hätten mir sowieso nicht zugehört. Also stapfe ich ihnen einfach hinterher.

Und schon wieder stehen wir vor einer verschlossenen Holztür. Doch diesmal nützen alle Anstrengungen nichts, diese zu öffnen. Auch mit vereinten Kräften können Magnus und Monalon sie kein Stück weit aufdrücken, und auch mit seiner Axt kommt Magnus nicht sehr weit: „Irgendetwas Massives scheint von der anderen Seite dagegen gelehnt zu sein", stellt der Sigmarianer etwas konsterniert fest. Doch schließlich kommt mir ein Gedanken (erfreulicherweise, denn mit meiner angeschlagenen Schulter kam ich mir schon ganz nutzlos vor!). "Vielleicht hilft uns die Macht des Feuers weiter!“, schlage ich vor, den Blick fest auf den herrlichen Kristall in Magnus Hand geheftet. Etwas widerwillig reicht er mir den Stein, den ich mit großer Freude wieder an mich nehme. „Pòzar Zmènit Kuràky!“ rufe ich ... und nichts geschieht. Nanu?! Ich versuche es noch einmal, umklammere den Stein so fest ich kann, und versuche mir vorzustellen, was genau hier nun eigentlich geschehen sollte, wenn es nach mir ginge: „PÒZAR ZMÈNIT KURÀKY!!!“ Und plötzlich ist da wieder dieses gleißende Licht, das den Stein einhüllt - das MICH einhüllt! -, und es wird heller und heller! Ich bemerke gerade noch, wie Monalon und Magnus weit hinter mich zurückweichen, und da spüre ich auch schon wieder dieses herrliche Hochgefühl. ICH habe die Macht des Feuers! Das Türblatt vor mir wird dunkler und dunkler, als verkohle es von Innen heraus, wird pechschwarz, knackend entstehen die ersten Risse in der Oberfläche. Kleine schwarze Rauchfahnen quellen aus den Rissen hervor, das Knistern wird lauter, und ich glaube fast zu sehen, wie winzige Flammen aus dem Inneren des Holzes schlagen, und dann ...erlischt das Licht in meiner Hand wieder, und ich sehe nur noch eine pechschwarze, völlig verkohlte Tür vor mir. Und sie ist nicht einmal warm!

Magnus versetzt der Tür einen Tritt. Fast bis zum Oberschenkel versinkt er dabei in dem spröden Material, das aussieht wie zusammengepresste Asche, und noch bevor der verdutzte Sigmarianer das Gleichgewicht wiederfinden kann, bröckelt das gesamte restliche Türblatt auf ihn herab. Eine Rußwolke hüllt ihn ein, und als sie sich wieder gelegt hat, kann ich mir zum ersten Mal vorstellen, wie Magnus wohl mit schwarzen Haaren aussähe ...Mürrisch blickt der Priester an sich herab und murmelt nur: "Dann kann ich mir wenigstens dieses Mal die Axt sparen."

Nachdem die letzten Reste der Rußwolke sich gelegt haben, erkennen wir, dass vor uns ein lang gestreckter, eckiger Saal liegt, in dessen Zentrum ein Podest emporragt. Darauf pulsiert in merkwürdig blauem Licht ein gewaltiger Kristall. In den vier Ecken und an den Seitenwänden sind sechs weitere Lichtquellen zu erkennen, die denselben Farbton verströmen.
Mit großen Schritten betritt Magnus den Raum, und plötzlich schießen vier gewaltige Tentakeln aus dem schlammigen Boden heraus. Zwei davon klatschen lautstark neben der Tür gegen die Wand, die beiden anderen jedoch packen unseren bedauernswerten Gefährten, schwingen mit ihm durch den Raum, als sei der massige Sigmarianer leicht wie eine Feder. Dann schleudern sie ihn schwungvoll auf das Podest (das Knacken, das ich da gerade gehört habe, war hoffentlich nur Magnus' Rüstung ... oder der Steinboden ...!) und ziehen ihn dann über den Boden hinweg geradewegs auf den blauen Stein zu. Fassungslos und ohne uns rühren zu können, schauen Monalon und ich zu, wie die beiden Tentakeln unsere Freund immer wieder gegen den Kristall schleudern, schneller und schneller, härter und härter. Das blaue Leuchten wird immer gleißender, und ich traue meinen Augen nicht: Magnus selbst scheint sich allmählich blau zu verfärben! (Eine unsinnige Stimme in meinem Hinterkopf plappert auf mich ein, ob er eine dunkelblau leuchtende Gestalt mit grellgelben Augen sich überhaupt jemals ins Reich zurückwagen sollte, kaiserliches Edikt hin oder her ...). Endlich erwache ich aus meiner Erstarrung und sehe, dass auch Monalon jetzt auf den Kristall zustapft, doch plötzlich schießen weitere Tentakeln den Wänden und peitschen geradewegs auf uns zu.


Fortsetzung folgt!