Verzeiht mir, wenn ich den Thread nicht komplett sondern nur größtenteils gelesen habe, es mag passieren, dass ich etwas bereits geschriebenes wiederhole. Genauso spreche ich etliches an, was bereits in anderen Threads geschrieben wurde.
Ich spiele seit Jahren DSA und habe dabei immer viel Spaß gehabt. Wir (d.h. meine Spielgruppe) sehen uns allerdings momentan nach einem anderen System um. Das hat zwei Gründe: Zum einen wollen wir einfach mal in einer anderen Welt spielen und zum zweiten nerven uns die DSA-Regeln.
Ich weiß, dass ich nicht der einzige DSA-Spieler bin, der ein gespaltenes Verhältnis zu "seinem" Rollenspiel hat. Was uns besonders nervt sind zwei Punkte am DSA-Regelwerk: Die anscheinend vorhandene Unentschlossenheit der Autoren, was nun besser ist: Narrativismus oder Simulationismus sowie die fehlende Stringenz. DSA 3 war einfacher als DSA 4, was nun mit DSA 4 hinzu gekommen ist, macht es komplexer. Natürlich sind Vor- und Nachteile, Sonderfertigkeiten im Kampf, und so weiter eine stimmige Sache, jedoch wurden sie bei DSA auf eine verwirrend komplizierte Art in ein bestehendes Regelwerk eingeflickt ohne das Regelwerk an sich anzupassen. DSA 4 täte daher eine Entschlackungskur gut.
Was ich nicht nachvollziehen kann, ist deine Kritik an der Rassen-Einteilung. Auch auf der Erde spricht man von unterschiedlichen Rassen und lediglich in Deutschland hat man ein Problem damit (aus verständlichen Gründen). In einem Rollenspielregelwerk braucht man einfach eine Einteilung, die die verschiedenen, ich nenn's jetzt mal wie Du Spezies, von einander abhebt. Rasse ist da, wen man unvoreingenommen mit dem Begriff umgeht, eine passende Bezeichnung. Und Du scheinst eine seltsame Vorstellung davon zu haben, wenn weder ein dunkelhäutiger Novadi noch ein kleinwüchsiger Zwerg eine andere Rasse als ein blasser großgewachsener Thorwaler sein soll.
Den Ausdruck des Phantastischen Realismus finde ich auch bescheuert, aber damit ist einfach gemeint, dass es zwar Fantasy ist, diese jedoch einen realen Bezug hat. Im Gegensatz zu D&D, wo es absichtlich keine Bezüge zur realen Welt gibt, orientiert sich DSA halt an verschiedenen Epochen der irdischen (v.a. europäischen) Vergangenheit. In dem Sinne wäre auch Hârnmaster/Hârnworld phantastischer Realismus, jedoch auf andere Weise.
Noch etwas aus der Rubrik Rollenspieltheorien. Da konnte sich jemand wie gesagt nicht entscheiden, was er will. Nervt mich auch und ist der Hauptgrund, weshalb wir uns zur Zeit ein anderes System suchen. Man muss sich auf irgendwas festlegen. Du erwähnst das unmögliche Ausballancieren. Ich gebe Dir Recht: Wozu brauche ich Malik den Hausdiener aus Fasar oder Alrik den Schmied aus Wehrheim, ich will Helden spielen, keine Handwerker oder einfache Bürger. Ich meine, die Idee ist ja nicht schlecht, aber wer so einen Charakter spielen will, muss hinnehmen, dass er schwächer ist, als andere.
Nun zu den von Dir erwähnten Stimmungstexten. Sie fördern eindeutig narrativistisches Rollenspiel. Der eine findet sie doof, der andere fühlt sich inspiriert. Ich fand sie damals gut und hilfreich, als ich mit Rollenspiel begonnen habe und die Sache mit dem Krokodil fand ich witzig. Rollenspielveteranen brauchen diese Texte nicht, sie haben ihre Art des Spiels gefunden.
Du ereiferst Dich sehr über die Schreibweise bzw. Sprache in den DSA-(Regel-)Werken. Die Autoren haben hier, wie ich finden oft mit Erfolg, probiert, Stimmung zu erzeugen. Was ist daran verkehrt? Es fördert eben narrativistisches Rollenspiel und das scheint einfach nicht Dein Ding zu sein.
Du hast gewarnt es sei ein Rant. Aber warum schreibst das alles überhaupt? Du magst DSA nicht, aber willst Du nun andere unbedingt von deiner Extremmeinung überzeugen? So schlecht kann es nicht sein, es gibt genug Rollenspieler, die es mögen. Geschmäcker sind zum Glück verschieden.
Noch was zum Thema Tavernenspiel:
Das ist manchmal ganz witzig, wenn es denn irgendwann weitergeht. DSA besteht aber zum Glück nicht nur aus Tavern- und Lagerfeuerromantik.
Gruß vom Ork