...
Obwohl also zwei von dreien die Orks befragen wollten und der Kollaborateur sie tot sehen wollte, kam es in diesem Punkt nicht zu Zwistigkeiten. Ebenso nicht in der Frage, ob man Schatz oder Frau retten solle oder wie man vorgehen solle. Da habe ich durch meine Unerfahrenheit mit dem System und dadurch meine Unsicherheit bzw. mein Verlangen, das mechanische richtig zu machen, auch zu wenig nachgehakt und Druck gemacht. Das ging alles viel zu glatt, selbst mit einem Orkgefangenen, der problemlos getötet werden durfte.
Das war dann wohl der Oneshot/Con-Effekt. Da hat man irgendwann verinnerlicht, nicht die ganze Handlung auf Null zu bremsen, nur um Recht zu behalten. Und wo der eine Ork war, habe ich halt noch mehr erhofft, die dann hätten befragt werden können. Sonst hätte ich schon überlegt, ob der Zwerg überhaupt seinen Wagen zurückgelassen hätte. Das Leben der Frau war ihm ja egal und der Schatz war nicht verderblich.
Wobei ich jetzt nicht weis, wie arg Zwergengier so ist, aber "meine" Schätze" waren gar nicht im Blickfeld gewesen und da wir alle "taktisch" verteilt waren gab es gar keine weitere Gelegenheit zu diskutieren. So hat man halt einfach getan, was einem richtig erschien. Das der Boss gegen den ich gekämpft habe das Kollier getragen hat ist im Adrenalin aber irgendwo untergegenagen, nicht das der Zwerg in einer Situation gewesen wäre da noch schnell etwas dran ändern zu können... .
Auch waren es vielleicht zu wenig Gegner (oder der Anführer fehlte), obwohl drei wirklich gute Würfe mit dem Bogen zu drei Todesschüssen führten. Ich hatte auch gesagt, dass Kämpfe sehr tödlich sind in BW, aber es kam auch da nicht zu einem Wortgefecht, sondern direkt zum Kampf. Und dabei wurde nicht ein Punkt artha benutzt, um Würfe zu verbessern.
Wenn der Bogenschütze gebunden gewesen wäre, wäre das wohl auch extrem schnell gekippt, bzw. wir hätten warten müssen, bis der Elf seinen Nahkampfgegner erledigt hat um dann die Kopfschüsse zu setzen. Was heftig war, ist das Einschüchtern.
Zum Punkte einsetzen hab ich wohl noch die Konditionierung aus Spielen, wo das eine verdammt knappe Lebensversicherungsressourcve ist und wo Hilfe angenhem gewesen wäre hatte ich schon so wenige Würfel, dass das Neuwürfeln nicht so attraktiv erschien. Dazu kam mir der Gedanke die Punkte in einem Oneshot zu verbraten als etwas sehr metagämog vor und das eigentlich gedachte Gleichgewicht verschiebend (wie Leute, die für einen Gurpsoneshot den Sterbenskrank-Nachteil nehmen, weil sie wissen, das sie die Restzeit nie werden ausspielen können)
Ein weiteres Problem war, dass BW eigentlich am besten läuft, wenn es 1:1-Situationen gibt, die es hier sofort nicht gab. Während einer noch im Fernkampfmodus war, kam der andere auf Nahkampf heran, wo ich nicht genau wusste, wie es weiter ging, und mehr als 2 unterschiedliche Bewegungsraten führten auch zu etwas komischen Ergebnissen.
Schließlich war es noch so, dass einer der Spieler das System überhaupt nicht geschnackelt hatte und arge Probleme mit den abstrakten Positionen hatte (nicht unbedingt verständlich, aber von der Akzeptanz her). Dadurch wurden die Positionstests etwas seltsam, und gleichzeitig gab es da oft Gesprächsbedarf. Was der Spieler (Maarzahn) auch offen sagte.
Ich hatte das Problem, das ich aus der Beschreibung der Situation nicht wirklich meine Handlungsalternativen ableiten konnte, bzw. die Würfel diese Annahmen aus der Situationsbeschreibung wieder überregelt haben.
Ich habe dann auch keinen plastischen Kampf erlebt, sondern nur rein metataktisches Warten auf den Würfelerfolg, der das dann alles gelöst hat/hätte. Wo der Ork mich da gerade hintrieb, schien und war dann ja auch völlig egal gewesen. Andererseits war ich ja auch der einzige Nahkampfbeteiligte (den ersten Kampf werte ich eher als Massaker an einem Hilflosen), so dass wir ja nicht wissen, ob andere auch noch Probleme bekommen hätten.
Das Kampfsystem ist einerseits abstrakt, bricht diese Abstraktion aber dann in mechanische Details auf, zu denen ich zumindest teilweise schon die Repräsentation ind er Spielwelt verloren habe.
Im Endeffekt war das Szenario vielleicht ungeeignet, aber es ergab sich jedenfalls nicht, die Vorteile von Burning Wheel wirklich auszuspielen, sondern es wurde eher wie ein D&D-Abenteuer bespielt (und der Kampf war durch die guten Würfe auch entsprechend ungefährlich),
...
Ich werde eventuell noch ein weiteres Testspiel vor dem Gate-Con machen, aber selbst wenn nicht, weiß ich zumindest, dass ich die Spieler stärker zum Belief-Spiel zwingen muss. Mehr Konflikte erzwingen. Bei anderen Szenarien kann ich mich dann außerdem noch mehr zurücknehmen und stärker auf diese Rolle konzentrieren.
Mir war auch nicht klar, das Burning Wheel so viel anders sein sollte/wollte - na vielleicht nicht wie D&D, aber von anderen Spielen, welche psychologischeLeitlinien und Nachteile haben. In dem Sinne war ich von dem Abend gut bedient gewesen und habe einen interessanten Eindruck gewonnen.
Mit den Beliefs und Traits war das Problem, das die zumindest für mich auf die Situation anwendbar erschienen. Das waren nicht meine Orks, nicht meine Primärschätze und es gab weder eine Möglichkeit das Kollier zu entwenden noch einen anderen begründeten Anspruch daaruf zuerheben. Wenn das Ganze dann noch weiter gegangen wäre, hätte man um die Belohnung mit den Angehörigen der Dame feilschen können, aber das lag dann ja außerhalb der Betrachtung.
Ansonsten ein schöner Abend und das Unperfekthaus eine Empfehlung wert.