Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Allgemein

Machtverhältnis SL zu Spieler

<< < (4/7) > >>

Dr.Boomslang:

--- Zitat von: Ludovico am  7.05.2008 | 14:29 ---Sind in Wirklichkeit die Spieler nicht diejenigen, die das Spiel kontrollieren, sondern der SL?

--- Ende Zitat ---
Wenn man von einem voll illusionistischen oder einem Spiel mit "der SL hat immer Recht"-Regel ausgeht, dann verändert das wirklich das Spielprinzip. Das mag theoretisch erscheinen, wenn dieses Prinzip aber ernst genommen und durchgeführt wird, hat das tatsächliche Auswirkungen.

Man hat dann nicht Spieler mit unterschiedlichen Aufgaben, sondern nur den SL mit Aufgaben die ihm die Regeln zuweisen. Die Tatsache dass meist der SL der einzige ist der die Regeln wirklich kennt ist also nur konsequent, sie richten sich schließlich auch nur an ihn.
Die Spieler sind in einem solchen Spiel nur in dem Maße wirklich am Spiel beteiligt in dem es ihnen gelingt auf den SL einzuwirken und ihn vielleicht dazu zu bringen bestimmte Regeln oder Fakten anzuerkennen die in einem offiziellen Buch stehen. Dass hier aber die Spieler auch meist wenige Kenntnisse haben, ist entweder wiederum eine Konsequenz aus der Machtverteilung oder vielleicht auch erst eine Ursache dafür.

Tatsache ist dass eigentlich nur der SL wirklich "spielt" und die anderen Spieler reden halt mit dem SL. Der SL ist der Knotenpunkt. Seine Vorstellung ist im Zweifel entscheidend und nicht die gemeinsame.
Das hat natürlich die Konsequenz dass sich das ganze Spiel auf den SL als Person ausrichtet und nicht auf die gemeinsamen Regeln oder Vorstellungen. Da nichts im Spiel außer der Wille des SL verlässlich oder entscheidend für die Spieler ist, geht es nur darum heraus zu finden was den SL dazu bewegt bestimmte Vorstellungen zuzulassen (sei das nun die Berufung auf Regeln, Überredungskünste, oder gefällige Erzählungen etc.). Das kann man durchaus als Macht bezeichnen.

Eulenspiegel:
Noch ein ganz konkretes Beispiel für die Macht des SLs:
Wenn der SL zu einen Termin absagt, dann wird kein RPG gespielt. (Die Spieler können sich treffen und einen Fernsehabend veranstalten. Aber zum Rollenspiel kommt es in der Regel nicht.)

Wenn ein Spieler absagt, dann wird einfach ohne den Spieler gespielt.

Bei der Terminabsprache wird also mehr Rücksicht auf den SL als auf den Spieler genommen. (Zumindest bei uns ist es so, das wir nie einen Termin finden, wo wirklich Alle Zeit haben.)

Außerdem bestimmt bei uns der SL das System. (Bzw. andersrum wird ein Schuh draus: Wenn jemand unbedingt System xyz spielen will, dann muss er den SL machen. - Also derjenige, der das System bestimmt, muss den eSeL machen.)

Stahlfaust:
Der SL ist für mich nur ein weiterer Mitspieler. Ich finde die verbreitete Haltung, dass der SL die volle Verantwortung über den Spielabend hat, dafür aber volle "Weisungsbefugnis" hat, blödsinnig. Mag sein dass unsere Ansprüche an das Rollenspiel mittlerweile stark angewachsen sind, aber in einer solchen Runde hätte ich keinen Spaß mehr.
Stattdessen gehe ich als SL einen anderen Weg. Wir verteilen einen größeren Teil der Verantwortung auf die Spieler. Die Spieler liefern durch spannende, miteinander verwobene und abgestimmte Charaktere (und deren Hintergrundgeschichte/Flags) die Handlung der Geschichte. Dies hat mehrere Vorteile. Zum einen muss sich der SL nicht irgendwas aus den Fingern saugen was den Spielern evtl. gefallen könnte, denn die Spieler wählen die Handlung selbst aus und präsentieren damit dem SL bereits auf dem Silbertablett was ihnen gefallen würde.
Außerdem sind die Spieler auch maßgeblich dafür verantwortlich den Spielabend am Laufen zu halten und Stimmung aufzubauen. Dafür dürfen sie im Gegenzug auch direkten Einfluss auf die Spielwelt nehmen und innerhalb eines bestimmten Rahmens Elemente hinzufügen oder verändern. Ein SL kann sich auf den Kopf stellen um Stimmung aufzubauen, wenn die Spieler nicht mitmachen ist es vergebens. Wenn die Stimmung jedoch direkt von den Spielern ausgeht, braucht man als SL nur darauf einzugehen.
Mein Fazit also: Die Spieler sollten als Hilfs-SLs angesehen werden und aktiv das Spiel mitgestalten, so dass der SL möglichst nur als Moderator aufzutreten braucht.

Nth-Metal Justice:
Diese Spielweise hat aber auch eine grosse Gefahr: Die Seifenoper. Das kann schon noch interessant sein, aber auch beliebig.

Thot:

--- Zitat von: Turning Wheel am  8.05.2008 | 12:45 ---[...]
Das Spiel wird meiner Meinung nach viel besser, wenn jeder Spieler für sich selbst das gleiche Verantwortungsgefühl für das Spiel entwickelt, als sei er SL - dieses Verantwortungsgefühl entwickelt sich aber normalerweise viel besser, wenn man Macht hat. Wer keine Macht bekommt, fühlt sich auch niemals verantwortlich.

--- Ende Zitat ---

Naja, die Macht über das gemeinsame Spielerlebnis hat auch in den allertraditionellsten Rollenspielrunden tatsächlich jeder. Wer kennt nicht die Anekdoten von Spielern, deren Aktionen den Spielspaß aller Anwesenden sabotierten? Insofern ist der Hinweis, dass jeder Mitspieler für die Unterhaltung aller anderen Mitspieler verantwortlich ist, eigentlich in jedem Fall richtig; in jedem Fall, ganz gleich, wie nun die "Macht" am Spieltisch aufgeteilt ist.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln