Das Tanelorn spielt > Spieltisch - Orga

Arcane Codex - Iluans Schicksal

<< < (3/28) > >>

Iluan:
Ich eile also weiter durch die Gänge der Zitadelle. Je weiter ich mich dem Eingang nähere, desto prunkvoller werden die hoch gewölbten Gänge und Hallen.
Kurz vor der großen Eingangshalle führt ein Gang in den äußeren Garten, wo die Spinnenthrone wachsen, flache Pilze mit großen Hüten, die für Dämonen eine Spezialität zu sein scheinen, aber nur, wenn sie frisch gepflückt sind. Ich kann das gut nachvollziehen. Allein der Geruch der Pilze lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Während ich einen Stein, der dicht mit Spinnenthronen bewachsen ist, abernte, stecke ich mir schnell einen in den Mund und kaue genüsslich.
Dann mache ich mich auf den Rückweg. Als ich an den Balkon komme, werde ich jedoch langsamer. Vorsichtig luge ich durch den Torbogen, doch Xafir ist nirgends im Hof zu sehen. Dafür ist eine Karawane mit neuen Sklaven eingetroffen. Wahrscheinlich Xafirs neuester Erfolg. Als ich Sidhe unter den Gestalten sehe, die im Hof angekettet sind, trete ich fasziniert an die Brüstung des Balkons. Das Volk meiner Mutter lässt sich so gut wie nie von den Morai fangen, und mein Herz blutet für diejenigen, die es in die ewige Finsternis von Xirr Nagesh verschlagen hat. Bevor ich mir ein genaueres Bild davon verschaffen kann, wie viele Sidhe in die Fänge der Sith geraten sind, blickt eine der grazilen, silberhäutigen Gestalten auf, als hätte sie meinen Blick gespürt. Strahlen blaue Augen tasten über die Zitadellenmauer, bis sie mich entdecken. Da ergreife ich die Flucht.

Richtenstahl:
Eben hetzt Du durch die Tür, die vom Balkon aus wieder ins Haus führt, als ein Zischen Dich zurückfahren lässt.
"Xssyra`isss"
Du erstarrst. Er hat Dich also doch gesehen und ist extra hier herauf gekommen, um sich an Deinem Schmerz zu weiden. Den Blick zu Boiden gesenkt stehst Du zitternd aber ansonsten bewegungslos da.
Aus dem Augenwinkel siehst du, wie Xafir aus einem Alkoven gleitet. Geräuschlos setzt er seine Echsenlederstiefel auf. Dein Blick ist gebannt auf seine linke Hand gerichtet, die auf dem Griff seines Dolches liegt, der im Gürtel steckt. Diesen Dolch kennst Du. Du kennst ihn nur zu gut.
"Deinen persönlichen Freund, der ihn immer an Dich erinnert" hat Xafir diese Waffe genannt. Dieses Folterinstrument. Sein Daumen streicht sanft über den Knauf. Du weißt, dass er weiß, worauf sich Deine Angst konzentriert.
"Xyra´is, so schön, Dich zu sehen!" Seine rechte Hand streicht Dir sanft und verführerisch über das Kinn und schiebt eine Haarsträhne hinter Dein Ohr zurück.
"Freust Du Dich auch so sehr, mich zu sehen?" Ein leises, kaltes Lachen.
Mit einer Bewegung, die so schnell ist, dass Du sie kaum wahrnimmst, und bei der Du Dich zusammenreißen musst, um nicht zurückzuzucken, was seinen Zorn entfachen würde, preest sich die Spitze seines Dolches in die weiche Grube unter Deinem Kiefer.
"Xyra´is, Dein silberner Freund hier in meiner Hand hat eine Nachricht für Syroxor. Willst Du mir nicht den Gefallen tun, und sie ihm überbringen?"
Du kannst nicht nicken, ohne Dir den Dolch weiter ins Fleisch zu drücken, so ist das minimalste Zucken deines Kopfes für Xafir Antwort genug.
Er gleitet um Dich herum, der Dolch zieht eine heißkalte Spur an Deinem Hals entlang. Deine Haare werden von Xafirs Hand über Deine Schulter nach vorne gestrichen.
"So freundlich von Dir, dass Du mir ein Pergament mitgebracht hast, auf das Dein Freund seine Nachricht schreiben kann" flüstert Dir Xafir ins Ohr, während er die Klinge in deinen Ausschnitt schiebt und mit einem schnellen Schnitt Dein Kleid am Rücken auftrennt.
Es bracuht all Deine Beherrschungskunst, nciht zu zucken. Aber Beherrschung ist etwas, was Du in deinen 39 Jahren gelernt hast. Bis zur Perfektion. Vielleicht Deine ausgeprägteste Fertigkeit. Xafir bringt Dich spielend und immer wieder an ihre Grenzen.
Der Dolch ist so scharf, dass Du den ersten Schnitt kaum spürst. Das erste Gefühl ist die Wärme Deines Blutes, das Dir den Rücken hinabläuft. Dann erst kommt der Schmerz.
Mit schnellen, sicheren Bewegungen schneidet Xafir Schriftzeichen in Deinen Rücken. Über Deine Schulterblätter, die Wirbelsäule hinab, in die Haut Deiner weichen Flanken.
Du klammerst Dich an Dein zerschnittenes Kleid, presst es auf Deine Brüste, und wartest ergeben darauf. Dass er fertig wird. Der Schmerz der sauberen Schnitte ist vernachlässigbar gegenüber dem, was Du von Xafir gewöhnt bist.
Der letzte Schnitt ist getan als er Dich anschreit: "Lauf, Xyra´is! Wenn die Schrift verheilt ist, bevor Du bei Syroxor bist, werde ich dafür sorgen, dass es Dir Leid tut!"
Ein Tritt stößt Dich taumelnd vorwärts den Gang entlang.

Iluan:
Ich fliehe, taumle fast vor Erleichterung, Xafir hinter mir lassen zu können. Doch kaum sind zwei Ecken zwischen ihm und mir, sein leises Lachen hinter mir verklungen, steigt ein anderes Gefühl in mir hoch, ein brodelnder Zorn, ein brennender Hass, der mich beinahe stolpern lässt, so sehr zittern meine Glieder unter dem Wunsch, meine Fäuste in sein Fleisch zu graben. Ich sehe ihn fast vor mir, wie ich ihm die Finger breche, rieche förmlich sein Blut, während ich seinen Hals aufreiße. Ein Knurren dringt aus meiner Kehle.
Und zugleich schrecke ich zurück vor diesem gewalttätigen Sturm in mir: Ich kenne diesen Zorn, der meine Sicht rot vernebelt, und doch ist er mir fremd, so dass ich nur annehmen kann, dass er etwas Dämonisches ist, das in mir schlummert – meistens schlummert, und nur in bestimmten Situationen, von bestimmten Personen geweckt wird und mich überwältigt.
Als ich wieder klar denken kann, finde ich mich auf den Knien nieder, meine Handballen blutig, so fest habe ich meine Nägel hineingegraben, ohne es zu merken.
Erschrocken springe ich auf, ziehe mein zerrissenes Kleid wieder gegen meine Brust und spüre erleichtert noch immer frisches Blut auf meinem Rücken.
Ich lege die restliche Distanz zum Labor in vollem Lauf zurück, reiße die Tür auf und fahre erneut zusammen, als nicht nur Syroxor vor mir steht, sondern auch die Augen von Kazzor und Markrendra persönlich auf mich gerichtet sind. Ich wage kaum zu atmen, während ich auf die Knie falle, die Stirn fast auf den Boden gepresst als Geste der Unterwerfung und um Syroxor ungehinderten Blick auf meinen Rücken zu geben.

Iluan:
Einen Moment herrscht Stille. Unter den Blicken von Kazzor fühle ich mich besonders nackt. Ich kann nicht sagen, warum, aber ich will nicht, dass er mich so sieht.
Dann läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken, denn mir wird klar, dass der Korb mit den Pilzen, die ich ausgesandt war zu holen, nicht mehr in meiner Hand ist, sondern in einem Gang auf dem Boden liegt, wo er mir entglitten ist, als ich Xafirs Stimme hinter mir gehört hab.

Iluan:
Eine Erinnerung

Nach einer Jagdexpedition hat Kazzor, ein schlaksiger junger Sith, dessen Glieder zu lang und dünn für seinen Körper scheinen, für mutigen Einsatz bei einem Scharmützel gegen Höhlenschrecken von Trakent, dem Partner von Markrendra, einen Dolch verliehen bekommen, eine wundervolle, kunstvoll gearbeitete Waffe. Er sieht vor Stolz zwei Fingerbreit größer aus.
Xafir ist eifersüchtig. Er ist ein paar Jahre älter als Kazzor, seine Brust ist breiter, seine Glieder bereits muskulös, und unter seinen Gleichaltrigen ist er der Liebling von Markrendra, derjenige, der am meisten gelobt und gefördert wird. Dass ihm diesmal Kazzor vorgezogen wird, lässt ihn nicht zur Ruhe kommen.
Dann verschwindet Kazzors Dolch. Kazzor ist nahe an der Panik, bedeutet der Verlust doch einen gefährlichen Gesichtsverlust. Beherrscht wie immer ist Kazzor nur wenig anzumerken, aber Xafirs bösem Grinsen ist anzumerken, dass er sehr wohl mitbekommt und genießt, wie Kazzor schwitzt.
Einen Tag später höre ich ein Gespräch von Xafir und Araxxa mit an. Araxxa gehört zu einem unwichtigen Zweig des Hauses Thong Daigun, doch ihr unvergleichlich graziler Körper, ihre anmutigen Bewegungen und ihre strahlend weißen Haare, die fein und weich sind wie Spinnenseide, haben ihr unter den jungen Sith einen hohen Stand eingebracht. Eine Hand auf ihre schmale Hüfte gestützt, spricht sie mit Xafir darüber, dass sie Yakkrea gesehen hat, eine Nichte Markrendras, wie sie seinen Dolch entwendet hat. Xafir bestätigt, dass er einen Dolch bei ihr gesehen hat, der dem von Kazzor auffällig ähnlich war. Sowohl Xafir als auch Araxxa blicken immer wieder zu mir herüber, doch ich begreife nicht.
Mein nächster Weg führt mich zu Kazzor, dem freundlichsten unter den Jugendlichen, bei denen ich mich aufhalten darf, um ihm zu berichten, was ich gehört habe. Ich erschrecke, als Kazzors Gesicht sich in einem Zorn verzieht, den ich von diesem ernsten, beherrschten Jungen nicht kenne.
Er stürmt davon und mir bleibt nichts übrig, als ihm zu folgen. Er stellt Yakkrea in einem belebten Innenhof des Hauses und geht sofort auf sie los. Er brüllt sie an, wo sein Dolch sei, und - ich ziehe entsetzt die Luft an - legt Hand an ein Mädchen, um sie zu schütteln. Die Erwachsenen, die sich der Situation amüsiert zugewandt haben, erstarren.
Im Hintergrund entdecke ich Xafir. Er steht an den Felsen gelehnt, als habe er dort schon länger erwartet. Sein Grinsen und der Ausdruck völliger Überraschung auf Yakkrea Gesicht lassen in mir endlich die Erkenntnis dämmern, dass ich das Gespräch zwischen Xafir und Araxxa nicht zufällig mitangehört habe.
Ich falle Kazzor in den Arm, will ihn von Yakkrea fortreißen, aber er beachtet mich nicht, stößt mich mit einer beiläufigen Bewegung zur Seite, die mich zu Boden wirft, und hebt dann die Faust, um Yakkrea zu schlagen. Von den umstehenden Erwachsenen ist grimmiges Gemurmel zu hören, aber Kazzor scheint es nicht einmal zu merken.
Es ist Xafir, der Kazzor in den Arm fällt. Er fängt seine vorschießende Faust auf und versetzt ihm seinerseits einen Fausthieb in den Unterleib. Kazzor klappt zusammen, rappelt sich aber sofort wieder auf und greift nun Xafir an.
Der Kampf ist kurz. Trotz der Wut, die Kazzor treibt, hat er keine Chance gegen Xafir und muss aufgeben, als ihm in Xafirs Würgegriff die Luft ausgeht.
Den versammelten Erwachsenen erklärt Xafir daraufhin, dass Kazzor gelogen habe, dass Yakkrea den Dolch sicher nicht gestohlen habe, sondern Kazzor ihn wahrscheinlich nur verlegt habe.
In der Tat findet sich der Dolch noch am selben Tag unter Kazzors Sachen wieder. Doch Markrendra ist wenig angetan vom würdelosen Verhalten ihres Enkels und fordert den Dolch zurück. Kazzor übergibt ihn mit zusammengebissenen Zähnen und schamgerötetem Gesicht unter den feixenden Augen der anderen Jungen und Mädchen.
Ich folge ihm danach in den hintersten Garten der Zitadelle, obwohl ich ahne, dass er allein sein will, weil ich mich unbedingt entschuldigen will. Als er mich sieht bleckt er die Zähne und ich bleibe stehen, stottere meine Entschuldigung und eine Erklärung. Sein Schlag schleudert mich gegen einen Steinpfeiler, und ich schmecke Blut. Zusammengekrümmt bleibe ich liegen, schütze Gesicht und Bauch in der Erwartung weiterer Schläge und Tritte, aber von ihm kommt nur ein gepresstes: "Steh auf! Hau ab!"

Am nächsten Tag steckt der Dolch in Xafirs Gürtel und er streichelt immer wieder wie ein Liebhaber über den Knauf. In einem Seitengang fängt er mich ab, drückt mich gegen die Wand und setzt mir den Dolch an die Kehle. er erzählt mir, wie sehr er ihn sich verdient hat, dass er nicht nur stärker, sondern auch schlauer ist als Kazzor. Dabei streicht er fast liebevoll mit der Spitze des Dolches über meine Haut. Obwohl es kaum weh tut, bin ich erstarrt vor Angst. Ich traue Xafir durchaus zu, jederzeit zuzustechen.
Doch während Xafir sein eitles Loblied auf sich selbst daherschwafelt, kommt Wut in mir auf. Dieser hinterhältige, aufgeblasene Günstling von Markrendra, dem alles auf einem silbernen Tablett serviert wird und der mit einem schadenfrohen Grinsen zugesehen hat, als Kazzor unter den strengen Blicken Markrendras die letzten Reste seiner Würde zusammengekratzt hat. Mit einem unartikulierten Schrei, packe ich Xafirs Messerhand, reiße sie von mir fort und stoße sie in seine eigene Schulter.
Wir erstarren beide. Ich weiß im gleichen Moment, dass ich für diesen einen Moment, in dem er sich durch meine unerwartete Gegenwehr hat überraschen lassen, teuer bezahlen werde. Mit verzerrtem Gesicht, aber ohne einen Laut zieht er das Messer aus seiner Schulter, den Blick fest auf mein Gesicht geheftet mit einer undefinierbaren Mischung aus Zorn und Befriedigung.
Ich rühre mich nicht und vergesse zu atmen. Meine Wut ist wie weggewischt.
Dann sticht Xafir zu, erst in meine Schulter, dann in meinen Bauch. Ich sacke zusammen. Er beugt sich zu mir herunter, und während sein Blut auf mein Gesicht tropft und meines über meine Knie fließt, flüstert er beinahe zärtlich in mein Ohr: „Dafür wirst Du bezahlen, jeden Tag.“

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln