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Social Interaction in Earthdawn
Der Nârr:
Ich habe ja nicht geschrieben, dass neue Skills erfunden werden sollen, sondern dass auch alte Skills gelöscht oder zusammen gelegt werden sollen.
Es gibt ja in Earthdawn Classic 36 soziale Talente, von denen viele auch als Skill verfügbar sind + 4 soziale Skills, die nicht als Talent verfügbar sind (Rhetoric, Flirting, Seduction, Entertainer). Und die Talente sind dabei keineswegs immer so eindeutig magisch, es gibt auch ziemlich weltlich erscheinende Skills als Talent. Ich denke da an Talente wie z.B. Diplomacy. Auch so ein super-spezialisiertes Talent: Man muss Mittelsmann sein und zwischen zwei Parteien vermitteln. Super. Toll. Echt Klasse. Kam bei uns in 10 Jahren Earthdawn vielleicht zwei oder drei Mal vor, dass Diplomacy hilfreich gewesen wäre.
Ich finde, das ist ganz schön krass. Da zu sagen "man braucht nicht für alles einen Skill" finde ich schon aberwitzig, denn Earthdawn erweckt ziemlich den Eindruck, genau das zu wollen. Und die Kritik unserer Runde fußt ja darauf, dass es schon jetzt zu viele und unsinnige Skills / Talente gibt: Wir möchten ja weniger.
Das Interaktions-System zu benutzen heißt ja nicht mehr und nicht weniger, als dauernd Charisma-Proben würfeln zu lassen. Dabei kennt das Interaktions-System nur 5 Abstufungen: Deceit, Insight, Intimidation, Impression, Favors.
Die Skills und Talente orientieren sich erst einmal aber gar nicht daran. Viele Talente dienen z.B. nur dazu, die NPC-Attitude zu senken und über diesen Umweg dann die folgende Charisma-Probe zu erleichtern. Beispiel: First Impression auf eine Wache, um sie dann leichter überreden können (Favor, per Charisma-Probe, nach First Impression mit niedrigerem Mindestwurf), einen durchzulassen. Ich habe z.B. kein Talent oder einen Skill gefunden, den ich gezielt dazu einsetzen könnte, jemanden zu belügen (Deceit). Und Intimidation-Skills/Talente sind gleich wieder ziemlich abgefahren oder super spezialisiert: Battle Bellow, Steely Stare und Konsorten.
In den Interaktions-Regeln steht ja sogar, dass der SL darauf achten soll, die Talente ihrem Einsatzzweck entsprechend zu limitieren. Das würde mich als SL nicht unbedingt zu verleiten, großzügiger bei der Interpretation der Spannbreite der Talente zu sein. Ich würde damit im Hinterkopf erst Recht darauf pochen, dass die Talente/Skills schon genau für spezielle Dinge da sind und nicht für etwas, was nur grob da rein fällt. Das setzt sich ja generell mit Kniffen fort.
Zu den Mindestwürfen, das sind - zumindest in Classic - fast immer die Social Defense Werte, aber dann eben auch schon mal ein guter, hervorragender oder außergewöhnlicher Erfolg. Also durchaus etwas, wo sich Skills/Talente an sich lohnen würden, zumal gegen Gegner, die über hohe Social Defense Werte oder sogar Talente wie Resist Taunt verfügen. Es könnte ja mal sein, dass man einen Troubadour belügen möchte.
arma:
Zugegeben, die Abstufungen in der Anwendbarkeit von Talenten/Fertigkeiten sind in ED manchmal etwas merkwürdig.
Das liegt daran, dass es verschiedene Gründe dafür gibt, warum eine bestimmte Sache als Talent verfügbar ist, und was es dann macht. Es gibt grob 3 Klassen davon:
1. Sehr magische Talente, die nicht mundän reproduzierbar sind, und spektakuläre Effekte haben. Beispiele: Wood Skin, Confront Horror, Gliding Stride
2. Talente, die etwas mundän erreichbares bewirken, aber wesentlich stärker sind. Eine Variante als Fertigkeit ist oft im Vergleich stark "abgewertet". Beispiele: Battle Shout, Diplomacy, Speak Language
3. Talente, die absolut mundän reproduzierbar sind, und eigentlich nur als Talent verfügbar, damit die Disziplin leichteren Zugriff darauf hat. Sie sind manchmal gegenüber der Fertigkeit etwas "aufgewertet". Beispiele: Melee Weapons, Climbing, Lock Picking.
Ähnliche Abstufungen gibt es noch zwischen Fertigkeiten und und all dem, wozu man gar nichts können muss (also auch Interaktionsproben).
Je nach dem, in welche Kategorie das Talent fällt, muss es mit dem Interaktionssystem abgeglichen und verglichen werden. Und wie man an den Kategorien sieht sind manche Fähigkeiten nichtmal dazu gedacht, dass eine Vergleichbarkeit mit mundänen Fähigkeiten existiert.
Der Knackpunkt an der Sache ist: die nicht-sozialen Talente haben kein subsystem an Regeln, an denen sie sich orientieren, die sozialen Talente schon. Sie sind dazu gedacht, die Interaktionsregeln zu beeinflussen* (etwa durch Modifikation der Attitude), dürfen aber trotzdem davon unabhängig nicht wesentlich stärker sein als andere, nicht-soziale Talente**.
* und in manchen Fällen, sie direkt zu umgehen
** Da sieht man dann an Talenten wie Stopping Aim, dessen Effekt im Grunde ein Intimidate (Stopping Actions) ist. Unterschied ist aber, dass der SL bei Stopping Aim kein Mitspracherecht hat, was eventuelle Überschneidungen ausgleicht: Bei Intimidate entscheidet der SL die Attitude, und was der NPC stattdessen machen könnte. Bei Stopping Aim ist der MW in jedem Fall der Gleiche, und es gibt keine alternative Handlung.
Wenn Du also für manches nichts gezielt wirkendes findest, soll das so sein. Es soll keinen spezialisierten skill "Lügen" geben. Es soll aber Disziplinen geben, deren Charme, Selbstdarstellung, und Einfluss auf andere jedwedes Lügen leichter macht (etwa über First Impression), und es soll Talente geben, die manchen Disziplinen das Lügen in bestimmten Situationen stark erleichtern (etwa Slough Blame, Dead Fall). Eine Fertigkeit Lügen, mit der jede Art von Lüge unabhängig von Inhalt und Verhältnis zum Ziel wirksam gemacht werden kann, wäre sowas wie "Power Word: Kill".
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