Der Preisbindungstreuhänder braucht ja auch seine Daseinsberechtigung.
So nen Fall hatte ich allerdings noch nicht. Wow.
... aber die Rückbesinnung auf meine Tage als Rollenspielhändler und die Erinnerung an Fanverleger, die unangemeldet mit fertig gedruckten Machwerken im Laden standen und von mir erwarteten, dass ich ihnen
a) eine jenseits der DSA-Größenordnung liegende Anzahl von Exemplaren zu
b) einem jenseits aller Marktrealitäten liegenden Einkaufspreis
abnehme, lässt deine Vermutung richtiger erscheinen.
Die Typen, die ihr Zeug gleich selber vorbeibringen sind ja noch okay. Bei uns sind das die traditionell miteinander verfeindeten Mundartdichter, die uns gerne ausreden würden, die Bücher der anderen zu verkaufen.
Die sind aber wenigstens noch rührige Leutchen, die was dafür tun, dass sie ihre Werke loswerden.
Meine ganz besonderen Freunde sind jene Helden, die mit einer großkotzigen Homepage daherkommen. Ohne Impressum. Für Bestellungen haben sie dann in irgendeiner Ecke eine e-mail-adresse angegeben. Und wenn man da nachfragt, was der Buchhandelsrabatt ist und wie schnell der Artikel denn lieferbar sei, dann kriegt man doch glatt ein, zwei Tage später die Nachricht: "Ja, wir arbeiten gerne mit dem Buchhandel zusammen."
Tolle Wurst. Genau das, was ich wissen wollte.
Wenn nach regem e-mail-Verkehr der Kunde das Buch echt noch haben möchte, aber bis zum soundsovielten, weil es natürlich ein Geschenk sein soll (geeenau, im Buchkaufhaus meines Vertrauens sagt man einfach "Nee, sowas können wir nich bestellen", deswegen schick ich Oma den Wunschzettel. Die hat zwar kein Internet, aber Zeit dumme Provinzbuchhändler abzuklappern. Irgendeiner gibt sich dann schon dafür her.), dann bestellt man über besagte e-mail-adresse unter Angabe des Termins und bittet um Zustellung als
Paket, damit's in einem Tag da ist. Und dann kommt's gerade noch rechtzeitig als
Büchersendung.
Sonst noch gern gesehen, die Eigenverleger, die ihre Privatnummer angeben und dann nie zu üblichen Geschäftsöffnungszeiten erreichbar sind, wobei es unter ihrer Würde wäre, die Familie, die man gelegentlich an die Strippe kriegt, mal in den Geschäftsablauf einzuweihen. Da war das Sendungsbewusstsein, die selbstverfasste Schwarte unter die Leute zu bringen, wohl nicht so lange vorhanden, wie die Auflage gehalten hat. Das machen sich die meisten Herrschaften nämlich nicht bewusst, dass es nach dem Druck noch weitergeht, mit dem Abenteuer eigenes Buch.
Auch jene, die ihre Bücher sogar im VLB stehen haben (whoooo, groovy!), aber eine veraltete Adresse. Und wenn man die richtige rausgefunden hat, und fragt, wie schnell man den Titel denn kriegt, bekommt man zur Antwort: "Was? Der Titel? Der ist schon seit drei Jahren vergriffen."
Ja. VLB:
Verzeichnis lieferbarer Bücher. Klar...
Wenn dann noch einer meint, er muss einen Rabatt gewähren, bei dem nicht mal das Porto rausspringt, dann ist der Ofen ganz aus. Dann weise ich Omi freundlich aber bestimmt darauf hin, dass sie sich leider jemanden mit Internetanschluss suchen muss. Von irgendwas wollen wir auch leben.
Die einzigen Klein(st)verlage, mit denen ich bisher gute Erfahrungen gemacht habe, waren Fachbuchverlage. Und an allererster Stelle ein Musikverlag, von dem ich die Noten am nächsten Tag hatte, vernünftigen Rabatt und eine echt nette, kompetente Beratung von dem Herrn am Telefon. So kann's auch gehen. Leider ein Einzelfall.
So. Jetzt hab ich es doch getan. Für ein paar anständige Anekdoten ist das Thema einfach zu traurig. Sorry.