Ich bin ja ganz froh, dass hier eine inhaltliche Diskussion stattfindet. Da möchte ich mich gerne dran beteiligen. Insbesondere eingehen will ich natürlich auf Hibous Kritik. Vorne weg will ich noch darauf hinweisen, dass ich das Tagebuch nicht gelesen habe (in den ersten paar Tagen schon, aber seit mindestens drei Wochen nicht mehr).
Oki, dann hier nochmal wie gewünscht Feedback zum Feedback im Diary-Thread:
Ärgert mich schon ziemlich weil ich den Eindruck habe, dass es vom Rezensenten nicht verstanden worden ist und deshalb rausflog. Die Illegalen sind (so wie ich das jetzt verstanden habe, kann mich ja auch irren) deshalb ein Problem weil Ressourcen auf dem Schiff außerhalb der Oberschicht so verdammt knapp sind (auch die Legalen leben nicht in Saus und Braus, die können nichts abgeben) und weil es eine feste Besatzungszahl gibt die aus quasi-religiösen Tabus nicht gebrochen werden darf.
Ich habe den Eindruck, dass du hier entweder die Geschichte selbst weiterspinnst oder Infos aus dem Tagebuch einfließen lässt. Wenn man sich das eingereichte Setting durchliest, findet man nirgends Hinweise darauf, dass die Illegalen faktisch ein Problem sind. Sie werden als Illegale deklariert, aber das scheint, um Callistos Begriff aufzunehmen, in erster Linie eine bürokratische Entscheidung zu sein. Jedenfalls erschien es mir so, dass der Konflikt hier eher behauptet als vorgeführt wird. Die moralischen Bedenken sind auch nicht im Zentrum der Settingbeschreibung, sondern finden sich implizit im als Exposé vorangestellten Eintrag über die Mission.
Ihr Existenz ist also sehr wohl eine massive Bedrohung ... und das einzige was sie am Leben erhält ist, das sie in einer Gesellschaft leben die (noch) zu human ist einen Genozid zu verüben (ich frage mich irgendwie warum das als so einfacher, selbstverständlicher Weg gesehen wird). Und man entledigt sich ihrer ja auch auf andere, erwähnte Weise (durch das Aussetzen auf Planeten) ... es wachsen halt wieder welche nach.
Da kann ich die Kritik wirklich irgendwo nicht so ganz nachvollziehen.
Wie gesagt, die massive Bedrohung wird nicht aufgezeigt (mMn). In der Tat finde ich das von dir hier skizzierte Szenario reizvoll: eine Gesellschaft wird durch ihre eigenen Sprösslinge in ihrer Existenz bedroht, aufgrund moralischer Grundsätze achten sie aber jedes Menschleben gleichmaßen ... Meine Kritik zielt ja darauf, dass solch eine Situation (oder vergleichbare denkbare Interpretationen der Grundidee) nicht ausgearbeitet ist.
Ansonsten habe ich das Setting nochmal gelesen und muss sagen das jetzt manches zwar nicht explizit nochmal erwähnt ist (Wordcount lässt grüßen) aber man imho die aufgeworfenen Fragen zum Illegalenkomplex problemlos aus dem Kontext heraus eindeutig lösen kann wenn man denn möchte. Wenn bereits allgemein rationiert werden muss ist klar das zusätzliche Esser als Bedrohung wahrgenommen werden (müssen).
Naja, ich finde es keineswegs klar. Wo sind die Beschreibungen zu Hungernden, Siechenden, Elenden? Offentsichtlich ist es doch gerade so, dass viele Legale überhaupt kein Problem mit den Illegalen haben - sie unterstützen sie ja immer mal wieder.
Im Übrigen meine ich, dass man bei der weiteren Ausarbeitung ernsthaft überlegen muss, ob man die angedeutete moralische Festigkeit stark machen möchte. Denn wenn die Gesellschaft grundsätzlich so moralisch ist, wie das von Hibou angedeutet (und wie ich vermute im Diary ausgeführt) ist, dann kann sie nicht zwischen Legalen und Illegalen unterscheiden. Das ist nämlich gerade ein Zeichen für ein Abweichen von strikt moralischen Einschätzungen. - Wie gesagt, ich finde, dass man hier elektrisierende Konflikte basteln kann, aber noch sehe ich diese Konflikte nicht.
[...]Warum kein Genozid gemacht wird?
Wahrscheinlich habe ich in meinem Feedback diese Option so in den Vordergrund gestellt, dass es so erscheint, als wenn ich eine Genozid als nahe liegende Lösung ansehen würde. Aber ich wollte nur zuspitzen. Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die man treffen könnte, ohne einen Genozid zu begehen. Beispielsweise könnte man eine scharfe Schwangerschafstkontrolle betreiben: Alle Frauen müssen vierteljährlich zum Doktor - wenn sie schwanger sind wird abgetrieben. Oder: Es wird eine hohe Strafe dafür ausgesprochen, Illegale zu unterstützen (worunter selbstverständlich auch das Aufziehen selbiger gehört). Auf diese Weise würde allmählich die Basis ausgedünnt, auf der die Illegalen gedeihen. - Ich könnte jetzt versuchen, mir ad hoc weitere Maßnahmen zu überlegen, um dafür zu sorgen, dass es keine Illegalen mehr gibt. Aber was bleibt ist die Frage, warum man die Illegalen überhaupt loswerden möchte ...
Warum sie überhaupt ausgeschlossen werden, wenn soviele denen doch helfen? Die Offiziere haben die Entscheidungsgewalten und die Offiziere sorgen meist auch dafür, dass ihre Kinder legal geboren werden. Eigentlich ist fast nur die Gruppe an der Macht gegen die Illegalen. Aber das reicht auch.
Ah, das geht bisher nicht so ganz hervor. Demnach ist der Konflikt eigentlich nicht: Illegale vs. Legale, sondern Illegale vs. Machthaber. Wenn du darauf hinaus willst, müsste das noch deutlicher gemacht werden.
Das Feedback war sehr konstruktiv, danke dafür!
Ich bin sehr froh, dass du das so siehst. Und ich bemühe mich hier gerne weiter darum, meine Kritik zu erläutern. Falls das noch nicht deutlich geworden ist, möchte ich noch einmal betonen, dass ich die Grundidee für ausgesprochen gelungen halte und mich freuen würde, wenn du das Ganze weiter ausarbeitest. Offensichtlich hast du ja schon etliche Leute für das Setting begeistern können - und es wäre höchst bedauerlich, wenn du jetzt durch meine Einschätzung frustiert die Brocken hinschmeißen würdest.