Pro:
- Sämtliche Con-Argumente sind irrelevant, weil man den Text auch weglassen oder umformulieren kann.
Im Grunde genommen ist das schon alles. Vorbereitete Texte können nicht schaden, sie können schlimmstenfalls nichts nützen. Nicht vorbereitet zu sein kann schaden.
Man merkt doch erst dass der Text nicht passt wenn man angefangen hat ihn vorzulesen. Warum sollte man auch einen Text vorlesen den man in jeder Einzelheit schon kennt? Dann bräuchte man nicht mehr vorlesen. Und man müsste ihn ja vollständig kennen um beurteilen zu können ob er gerade zur Situation passt. Das ist also der Teil der Arbeit den ich nur mit Text habe: Ich muss die Situation blitzschnell mit meinem tolle Roman abgleichen und anpassen.
Außerdem will man wohl auch einen Text verwenden wenn er mal da ist. Man hat schließlich Arbeit investiert. Der Nachteil beim Weglassen, wäre also zumindest viel verschwendete Arbeit, die man in was besseres hätte investieren können. Wie gezeigt ist der Fall in dem man was ändern oder weglassen muss nahezu immer, wenn man seinen Spielern alle Freiheiten lässt.
Meistens wird man aber auch noch möglichst viel von dem verwenden wollen was da ist, und wird so zu Fehlern verleitet.
Pro:
- Ausleben von künstlerischer Ader
- auch für Impro-Feinde geeignet
- keine Unterbrechung, kein Stammeln bei weniger eloquenten SLs
- hohe Informationsdichte und -Qualität
- kann der Strukturierung des Abenteuers dienen (aha, jetzt kommt ein Vorlesetext, wir haben also einen bestimmten Abschnitt hinter uns gebracht)
- Künstlerische Ader hat nichts in den Texten zu suchen. Die Spieler wollen keinen Vortrag hören und dann applaudieren, sondern sie wollen Spielen. Rollenspiel ist Interaktion, d.h. wie ein Gespräch, nicht wie ein Vortrag.
Ich zweifle nicht daran, dass es den SLs Spaß macht solche Texte zu erarbeiten und vorzutragen, ich zweifle nur an dem Nutzen für das Spiel.
- Wenig eloquente SLs sollten ihre Fähigkeit zum freien Sprechen schulen. Vorlesen hilft nicht das eigentliche Defizit zu beheben, sondern lenkt nur davon ab. Als wenn man Fahrrad fahren lernen will, aber nie die Stützräder ab macht. Ich möchte auch ehrlich gesagt nicht bei jemandem in der Runde sitzen und mir Vorlesungen anhören, der schon mit freiem sprechen Probleme hat. Kleine natürlichsprachliche Schnitzer wie ähh's oder einfachere Formulierungen sind überhaupt kein Problem, im Gegensatz dazu schlecht vorzulesen. Gut vorlesen ist nämlich nochmal schwerer als normal frei sprechen. Letzteres kann jeder Mensch aus dem Alltag, Vorlesen tut man so gut wie nie.
Normal sprechen kann jeder (lernen), gut Texte vorlesen oder gar perfekt formulieren kann kaum jemand (oder mit viel Übung).
- Hohe Informationsdichte ist ein Nachteil kein Vorteil, gerade im Zusammenhang mit einem Vortrag. Hohe Informationsdichte muss erarbeitet werden (Interaktion) um verarbeitet werden zu können.
Die Struktur der Information kann gar nicht besser sein als diejenige die entsteht, wenn man sich die Information in kleinen Häppchen Interaktiv erarbeitet (Nachfragen, Kontextbezug etc.).
Die Qualität der Information wird auch nicht besser, höchstens die Qualität der Sprache. Aber das ist eine Täuschung, denn diese Form der geschliffenen Sprache ist innerhalb eines Gesprächs unwichtig (bis störend). Im besten Fall macht man sich Mühe für etwas das im Spiel keinerlei Wert hat. Man kann das höchstens als Übung im Texten abhaken. Vorlesetexte werden von Autoren verwendet die sich am Geschichten schreiben als Medium orientieren.