Autor Thema: Was ist "fair"?  (Gelesen 8473 mal)

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Offline Bad Horse

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Re: Was ist "fair"?
« Antwort #50 am: 12.08.2009 | 21:39 »
... es ist dann aber auch unfair, wenn ein Spieler darauf besteht, mit der jungfräulichen Nonne ins Bett zu steigen, weil er ja seinen Verführen-Wurf geschafft hat - und das noch dazu, obwohl er vorher lautstark über ihre Religion gelästert hat.  :)

In dem Fall sollte tatsächlich gleiches Recht für alle gelten - wenn der Verführen-Wert des NSCs nicht immer zieht, dann sollte auch der Verführen-Wert des SCs nicht immer ziehen.
Wobei ich definitv dagegen bin, wenn mein Char dank Verführen entmündigt wird und mit irgendeinem Creep ins Bett steigen muss. Das gilt natürlich nur, wenn ich wirklich überzeugt bin, dass mein Char den Verführer abgrundhief verabscheut und nie etwas mit ihm anfangen würde, oder - noch stärker - wenn ich der Meinung bin, dass sich der SL nur auf meine Kosten einen runterholen will.
Ansonsten finde ich es sehr nett, mit meinen Chars der Versuchung nachzugeben... Reaktion diverser Mit-SCs: "Du hast jetzt nicht wirklich mit Claire geschlafen, oder? Du kannst sie nicht leiden, du willst nichts von ihr, und deine schwangere Urlaubsbekanntschaft, auf die du aufpassen wolltest, liegt jetzt im Koma..." "Sie ist halt gut im Bett..." // "Graf Erik ist ein Verräter, ein Schurke und paktiert mit finsteren Mächten - und du findest ihn immer noch toll?" "Naja, er hat mir einen Krieg versprochen... wie romantisch. Und gehalten hat er sein Versprechen ja auch..."  :)
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Offline Hotzenplot

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Re: Was ist "fair"?
« Antwort #51 am: 13.08.2009 | 08:39 »
Für mich ist fair folgendes:

Wenn die Schnittmenge aus erfüllten oder unerfüllten individuellen Bedürfnissen und Wünschen sowie einer Gleichbehandlung aller groß genug ist, dass jeder mit dem für die Gruppe je nach Spielstil durchschnittlichen Verhalten gleiche Chancen auf einen Misserfolg oder Erfolg hat wie jeder andere unter vergleichbaren Bedingungen.

Die Regeln kommen in meiner Definition von Fairness (für mich so eine Art Sportsgeist) nicht vor, sie sind in meinen Augen ein Mittel, um Fairness (oder Gerechtigkeit) zu wahren.
Weder eine allgemeine Gleichbehandlung unter abstrakten Bedingungen (z. b. Regeln) sind für mich allein maßgeblich, ebensowenig wie die individuelle Betrachtung allein bestimmend ist, beides muss in irgendeiner Art und Weise zusammen kommen.
Ich ziehe da mal den Vergleich zur Gesetzgebung und dem Richterspruch. Ersteres ist abstrakt, während zweiteres durchaus individuell sein kann, mit beidem zusammen versucht mal eine Art von Gerechtigkeit oder Fairness zu erlangen.
Ich habe das "durchschnittliche Verhalten" erwähnt, dass natürlich je nach Spielstil unterschiedlich sein kann. Fairness oder allgemeine Gerechtigkeit für Extreme bzw. extreme Handlungen kann es nur sehr schwer geben und ist kaum messbar.
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Mein größenwahnsinniges Projekt - Eine DSA-Großkampagne mit einem Haufen alter Abenteuer bis zur Borbaradkampagne:
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Ich habe die G7 in 10 Stunden geleitet! Ich habe Zeugen dafür!

Ich führe meinen Talion von Punin in der Borbaradkampagne im Rollenhörspiel
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Eulenspiegel

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Re: Was ist "fair"?
« Antwort #52 am: 13.08.2009 | 08:39 »
Es ist unfair wenn der SL für seinen NSC(der natürlich einen Maximalwert darin hat) auf Verführen würfelt und die Selbstbeherrschungsprobe unschaffbar erschwert, obwohl er genau weiß, dass Chara bzw. Spieler sich absolut jetzt nicht von diesem NSC(erst recht nicht von diesem NSC !) verführen lassen wollen.
Wieso ist das unfair?
Wenn es Regeln für Verführung gibt, dann ist es nur fair, dass man diese auch anwendet.

Wenn man keine Verführungsregeln haben möchte, dann sollte man auch ohne welche spielen.

Das hat imho aber nichts mit (Un)Fairnis zu tun, sondern mit unterschiedlicher Vorstellung zum Gruppenvertrag.

In dem Fall sollte tatsächlich gleiches Recht für alle gelten - wenn der Verführen-Wert des NSCs nicht immer zieht, dann sollte auch der Verführen-Wert des SCs nicht immer ziehen.
Wie ich schon viel weiter oben schrieb:
Man muss unterscheiden zwischen:
- fair für die Spieler.
- fair für die (N)SCs.

Das, was du beschreibst, hat etwas mit Fairnis zwischen SCs und NSCs zu tun. (Und wie ich weiter oben auch schon schrieb, ist es nicht notwendig, dass eine Fairnis zwischen SCs und NSCs herrscht. - Das kann je nach Genre sogar unerwünscht sein.)

Ludovico

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Re: Was ist "fair"?
« Antwort #53 am: 13.08.2009 | 08:59 »
Für fair halte ich transparente Abmachungen, denen jeder Teilnehmer einer Runde überzeugt zustimmt.
Ebenso für fair halte ich es, Abmachungen, die andere Folgen als angenommen, aufweisen, wieder zur Abstimmung freigegeben werden und auch dann nur angenommen werden, wenn alle Teilnehmer überzeugt zustimmen.

Offline Jens

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Re: Was ist "fair"?
« Antwort #54 am: 13.08.2009 | 09:31 »
Also ist es nicht fair, wenn bei einer Abstimmnug einer der Spieler meint "Ja, macht mal, ist mir eigentlich egal"? Oder wie habe ich das jetzt missverstanden?

Ludovico

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Re: Was ist "fair"?
« Antwort #55 am: 13.08.2009 | 09:35 »
Ok, dann wäre das auch fair.
Von daher ist die vorher beschriebene Auslegung zu strikt.

Offline Oberkampf

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Re: Was ist "fair"?
« Antwort #56 am: 13.08.2009 | 10:37 »
Faires Rollenspiel hat für mich schon was mit den Regeln zu tun, wobei ich Hotzenplotz aber recht geben muss, dass Regeln allein nicht ausreichen.

Grundbedingung der Fairness ist aber, dass für alle Spielercharaktere gleiche Regeln gelten und alle NSCs nach gleichen Regeln behandelt werden, was nicht heißt, dass für SCS und NSCs die selben Regeln gelten müssen. Weder Spieler noch SL dürfen an den Regeln "vorbei" spielen, etwa durch Würfeldrehen.
Hausregeln müssen transparent sein und von den Spielern bejaht werden. (Hier stellt sich das Problem, ob Konsens nötig ist oder eine einfache/qualifizierte Mehrheit reicht.)

Regeln sind meiner Meinung nach grundsätzlich fair, wenn jedem Spieler unabhängig von seinem gewählten Charakter gleiche Chancen eingeräumt werden, am (durchschnittlichen) Spiel teilzuhaben, etwas zu bewirken, zu glänzen. Faire Regeln geben jedem Spieler die Chance, sich nach seinen Bedürfnissen in die Gruppe einzubringen. Unfaire Regeln/Regelwerke erfordern dagegen, dass der SL die Abenteuer auf die Spielercharaktere zuschneiden muss, damit diese nicht abseits stehen. (Dabei stellt sich natürlich die Frage: was ist das durchschnittliche Spiel? Antwort: Das wird aus dem System bestimmt.)

Zum fairen Spielerverhalten gehört es, seinen Mitspielern die Chance einzuräumen, ihre Charaktere auszuspielen. Außerdem gehört es zum fairen Spielerverhalten, regelkonforme Niederlagen/Mißerfolge des Charakters hinzunehmen.

Faires Spielleiterverhalten schließt m. E. ein Eingreifen in die Spielweise der Charaktere aus. Ich mag es zwar als SL nicht, wenn jemand seinen Barbaren wie einen Feigling spielt, aber ich darf ihm keinen anderen Spielstil vorschreiben. Ermutigen ja, aber nicht erzwingen. Allerdings darf ich NSCs so handeln lassen, als erwarten sie ein clichéhafteres Verhalten des Barbaren. Das bringt uns auf diesen "Verführungswurf". Dazu folgende Anmerkungen:
1. Entscheidungen für die Charaktere der Spieler zu treffen ist dem SL nur dann erlaubt, wenn regelkonform ein SC hypnotisiert, dominiert, kontrolliert usw. wird. Meistens ist in den Regeln festgelegt, wo die Grenze dieser Kontrolle ist.

2. Bei der Abenteuerplanung darauf abzuzielen, SCs zu kontrollieren, um es dann im Spiel "regelkonform" zu exerzieren, ist das gleiche, wie wenn man sich vor einem Verbrechen betrinkt, um als schuldunfähig durchzugehen, falls man erwischt wird. Das ist gemogelt und wird nicht akzeptiert, es bleibt unfair.

3. Kontrolle durch Magie/Kräfte ist meiner Meinung nach was anderes als Beeinflussung durch Skills und sollte auch regeltechnisch anders behandelt werden. Beispielsweise indem man den Spieler mit Regelmechanismen lockt, auf erfolgreiche Verführungen durch NSCs einzugehen: "Also Du kannst seine Avancen ausschlagen, das bleibt Dir überlassen, aber Dein Charakter wird sich dann einen Tag die ganze Zeit fragen, was er verpasst hat und - 2 auf alle sozielen Würfe hinnehmen müssen." Wichtig ist, dass die Kontrolle über den Charakter überwiegend beim Spieler bleibt.

4. 4. Letzten Endes würde ich mich fragen, was das für ein SL ist, der die sexuelle Selbstbestimmung der SCs so unterläuft. Schmeißt der nicht irgendwann auch Klaviere vom Himmel? (Naja, ich spiele zum Glück ein sauberes, uramerikanisches System im Moment, wo solcher Schweinekram nicht passieren kann... >;D )
Dans un quartier qui est triste à tuer
Prends des bombes de peinture et bombe tout
Ecris se que tu penses sur les murs!
Couleurs sur Paris...nanana...
Il est temps de changer... na nana na