Autor Thema: Fahrenheit BRD  (Gelesen 1065 mal)

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Boni

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Fahrenheit BRD
« am: 28.10.2009 | 17:51 »
Was ist das hier?

Erstmal eine fixe Idee. Ich danke Pyromancer und Yerho für die Inspiration.  ;D

Fahrenheit BRD wird erstmal ein Setting. Studentische und bürgerliche Untergrundrevolte gegen staatliche Kontrolle im Deutschland der nicht allzu fernen Zukunft. Von der Stimmung her soll es Agenten-Thriller und harte Action vereinen. Leben und handeln im Untergrund, Verbrechen und Idealismus gegen vermeintliche Rechtsstaatlichkeit und totale Kontrolle. Kein Schwarz, kein Weiss, viel Grau. Mal sehen, ob es klappt.

Beim Schreiben hat sich auch eine Systemidee geformt. Schlagworte Pools, Players roll all the dice. Ob ich dazu komme, mal sehen. Ich bin erstmal gespannt, wohin mich das hier führt. Kommentare und Anregungen sind erwünscht!

Fahrenheit BRD

Laura steht am Küchenfenster der kleinen Studenten-WG und beobachtet die Straße. Aus dem Wohnzimmer hört man das leise Summen des altersschwachen Scanners und das Brummen des Druckers. Plötzlich wird Laura aufmerksam. Ein schwarzer Kleinbus hält vor dem  Haus. Die Türen schwingen auf und vermummte Männer rennen auf den Eingang zu. Laura stürmt ins Wohnzimmer. „Raus hier, SSK!“ Kai und Jan sehen von ihrer Arbeit auf, dann beginnen sie hektisch, alles zusammen zu räumen. Während Jan Flugblätter mit der Aufschrift 'Freie Schrift, freies Volk' in eine Tasche stopft, packt Kai den Scanner in einen Rucksack und drückt ihn Laura in die Hand. „Hier. Der darf nicht verloren gehen. Geh' über das Garagendach raus!“ Laura protestiert, aber Kai schiebt sie ins Schlafzimmer und öffnet das Fenster. Laura drückt ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn, dann schwingt sie sich hinaus. Das letzte Mal als sie Kai sieht, zieht er gerade seine Pistole unter der Lederjacke hervor. Als sie über das Garagendach eilt, fallen hinter ihr die ersten Schüsse...

Anderswo in der Stadt steht Julian in einer U-Bahn-Station und studiert die Stadtkarte. Scheinbar zufällig bleibt ein Passant mit einem langen Mantel neben ihm stehen. „Kennen sie den Weg nach Saint Germain?“ fragt der Student den Passanten teilnahmslos. Dieser nickt. „Über Frankfurt und Weimar.“ Die beiden sehen sich kurz an und nicken unmerklich. Der Passant greift in seine Tasche und zieht einen Umschlag hervor. „Studentenausweis, Bedarfs- und Berechtigungskarte. Das reicht für VS Eins und Zwei. Ab Drei wird es haarig. Für höhere Verwahrungsstufen kann ich nicht garantieren.“ Unauffällig wechselt der Umschlag den Besitzer. Julian zieht die Schultern im Weggehen hoch. Jetzt wird es ernst...

Eine Landstraße, knapp 50 Kilometer hinter dem Grenzübergang. Ein schwarzer Mercedes hält neben einer Unfallstelle. Drei Männer in langen Mänteln steigen aus. Ihre Gesichter wirken im Blaulicht der Einsatzfahrzeuge teilnahmslos, während sie die Szene überschauen. Ein Wagen liegt im Straßengraben, Totalschaden. Daneben zwei junge Männer, durch mehrere Schüsse getötet. Eine junge Frau wird von bewaffneten Beamten festgehalten. Ein Beamter in grüner Uniform eilt zu den Neuankömmlingen und salutiert. „Mehring, Bundespolizei. Ich bin hier der Verantwortliche“. Sein gegenüber reicht ihm kurz die Hand. „Seiler, Amt für Schrifthygiene.“ Er sieht kurz zu den Toten, deren Blut im Gras versickert. „Dann klären sie mich mal auf, Mehring.“ Der Zöllner schaut in sein Notizbuch. „Flucht vor einer Kontrolle. Die Verdächtigen konnten nur mit Gewalt aufgehalten werden. Im Wagen haben wir verbotene Speichermedien gefunden. Festplatten und Speichersticks, Gesamtkapazität 16 Gigabyte. Die junge Dame hat ihren Namen mit Julie Lafitte angegeben, stammt scheinbar aus der Schweiz...“ Herr Seiler hebt die Hand und unterbricht den Polizisten. „Gut, wir übernehmen. Zu den Speichermedien existieren Lesegeräte, die müssen wir finden.“ Während er Anweisungen erteilt, bringen seine Begleiter die junge Dame in den Mercedes. Mehring begleitet Herrn Seiler zum Wagen. Dieser öffnet die Tür und wendet sich noch einmal um. „Verfahren wie immer. Amtshilfe für Verkehrspolizei, schwerer Unfall mit Brand, drei tote, keine Identifizierung. Sie kennen das Prozedere. Tonbericht an alle üblichen Stellen.“ Er setzt sich in den Wagen und sieht Mehring noch einmal ins Gesicht. „An ihrer Stelle würde ich Stift und Notizbuch abgeben. Sonst denkt noch jemand, sie währen ein Radikaler...“


Deutschland in der nicht allzu fernen Zukunft...

Es war ein schleichender Prozess. Niemand wusste, was am Ende stehen würde. Doch jetzt ist es zu spät.

2031 wurden die Gesetze zur Wahrung und Sicherung der öffentlichen Sicherheit verabschiedet. Die folgenden Begleitgesetze ächteten das geschriebene Wort. Bücher, Zeitungen und Magazine verschwanden in gesicherten Bibliotheken und Archiven, zu denen der Zugang stark erschwert war. Fachpersonal und Studenten mit Bedarfsnachweisen durften vor Ort Einsucht nehmen oder in geprüften Einzelfällen kurzfristige Ausleihen vornehmen.

Aus dem Leben ist die Schrift seither beinahe vollständig verschwunden. Nachrichten können nur noch über Fernsehen und Radio verbreitet werden. Die Produktion der Nachrichten wurde verstaatlicht, da die großen Agenturen ihre Meldungen schriftlich weiter gaben. Bestätigungen, Quittungen, sogar Briefe werden auf Tonchips gesprochen und verbreitet. Alle Geräte, auf denen Schriftwerke verbreitet und gelesen werden können, wurden verboten. PCs mit Tastatur statt Spracherkennung, Speichermedien, Scanner, der Besitz ist strafbar.

Die staatliche Kontrolle

Zur Durchsetzung der neuen Gesetze wurde ein neues Amt im Verfassungsschutz eingerichtet. Das Amt zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit (AWöS) wurde mit allen Kompetenzen und Mitteln ausgestattet, den begrenzten Zugang zum geschriebenen Wort zu kontrollieren. Als Teilsektion wurde das Amt für Schrifthygiene (AfSH) aufgebaut. Das AfSH kontrolliert seitdem verdächtige Personen und Verfolgt Schriftschmuggel.

Die weitreichende Finanzierung der neuen Behörden und ihre Bundesweite Kompetenz waren den anderen Polizeiorganen erst ein Dorn im Auge. Landeskriminalämter und Bundespolizei waren zunächst zurückhaltend, wenn es um die Amtshilfe ging. Der Schrifthygienebeschluß  von 2033 erhob die Kontrollstellen des AWöS über die anderen Behörden. Von nun an waren in Fragen der öffentlichen Sicherheit die Beamten von AWöS und AfSH Weisungsbefugt. Nachdem ein paar führende Persönlichkeiten bei BKA und Bundespolizei wegen illegaler Schriftführung in Stammheim inhaftiert wurden, funktionierte die folgende Zusammenarbeit wesentlich besser.

„Freies Volk, freie Schrift!“

Im Herbst 2035 kamen Agenten des AfSH einem Studentenring auf die Spur. Die Studenten verbreiteten Kopien von Büchern, die sie aus den Bibliotheken geschmuggelt hatten. Bei einer Großrazzia in Hamburg wurden zwei Scanner und diverse Speichermedien beschlagnahmt. In den folgenden Wochen standen die 14 inhaftierten jungen Menschen vor Gericht. Die meisten Mitglieder der sogenannten „Zelle Elbe-Alster“ wurden zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Dominik Schulte und Annika Weber, die als Kopf der Gruppe identifiziert wurden, bekamen Lebenslänglich.

Doch nach den Prozessen kursierten immer mehr illegale Kopien. Die meisten waren von niedriger Verwahrungsstufe, triviale Unterhaltungsliteratur und ausländische Magazine. Aber auch der Schwarzhandel mit Lesegeräten und Speichermedien florierte in diversen deutschen Universitätsstädten. Als es bei einer Razzia in Kassel zu einem Schusswechsel zwischen AfSH und radikalen Studenten kam, wurde das Schriftsicherungskommando (SSK) als Ergänzung der bisherigen Behörden gegründet.

Das SSK wurde aus Einsatzkräften der Bundeswehr und der Bundespolizei zusammen gestellt. Hartes Training und exzellente Ausrüstung bereitete die Einsatzkräfte trotzdem nur unzureichend darauf vor, was kommen sollte.

Am ersten Sitzungstag des sächsischen Landtags 2036 stürmten vermummte Mitglieder einer linksradikalen Studentengruppe schwer bewaffnet den Plenarsaal und nahmen das Landesparlament als Geiseln. Die Sprecher des selbst ernannten „Kommandos Annika Weber“ forderte die Freilassung aller „Elbe-Alster“-Mitglieder. Die Bundesregierung verweigerte Verhandlungen und wies das AfSH an, unverzüglich zu handeln.

Im Morgengrauen stürmte das SSK den Landtag. Die folgenden Schusswechsel dauerten mehrere Stunden. Kurz nach 12.30 Uhr erschütterten mehrere Explosionen das Gebäude. Als der Einsatz um 16.14 Uhr offiziell beendet war, waren alle Studenten tot öder tödlich verletzt. Die Einsatzgruppen des SSK hatten über 75% ihrer Kräfte durch schwere Verletzungen oder Verletzungen mit Todesfolge verloren. 43 Abgeordnete starben, als mehrere Sprengsätze im Plenarsaal zwischen den Geiseln explodierten, 31 wurden schwer verletzt abtransportiert.

Der AWöS-Bericht erklärte, die zuständigen Behörden seien nicht ausreichend vorbereitet gewesen. Man habe Ausrüstung und Gewaltbereitschaft des Inteligenzia-Untergrunds massiv unterschätzt. Die Verantwortlichen beim AfSH nahmen ihr Hüte. Das SSK wurde erweitert und die Einsatzpläne überarbeitet.

Frühjahr 2036

Der studentische Untergrund kocht. Splittergruppen mit unterschiedlichen Zielen, dubiose Schwarzhändler und Schmuggler arbeiten (mehr oder weniger idealistisch) an ihrem großen Ziel: Abschaffung der  Gesetze zur Wahrung und Sicherung der öffentlichen Sicherheit. Der Staat ist entschlossen, sich nicht vor terroristischer Gewalt aus der Intelligenzia zu beugen.

In Deutschland brodelt es.
« Letzte Änderung: 29.10.2009 | 09:20 von Boni »

Offline Würfelsystem

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Re: Fahrenheit BRD
« Antwort #1 am: 28.10.2009 | 18:46 »
Guten Abend

Die Spielumgebung die du in diesem Setting erzeugst gefällt mir ausgesprochen gut, in so einem Umfeld ständiger Anspannung und Idealismus zu spielen fände ich sehr interresant.

Aber was mich stört ist die Idee, warum sollte Deutschland so handeln wie es das in deinem Setting tut? Gerade Deutschland als Schauplatz finde ich unpassend, da Deutschland so etwas schon zu oft mitgemacht hat.
Wenn schon Deutschland als Settingort gewählt wird dann würde ich es eher in die Zeit der RAF zurück verlegen,
sonst wirkt das ganze meiner Meinung nach zu konstruiert.

Viele Grüße Würfelsystem

Boni

  • Gast
Re: Fahrenheit BRD
« Antwort #2 am: 28.10.2009 | 19:04 »
Die Spielumgebung die du in diesem Setting erzeugst gefällt mir ausgesprochen gut, in so einem Umfeld ständiger Anspannung und Idealismus zu spielen fände ich sehr interresant.

Danke. Das ist doch schonmal schön  ;)

Zitat
Aber was mich stört ist die Idee, warum sollte Deutschland so handeln wie es das in deinem Setting tut? Gerade Deutschland als Schauplatz finde ich unpassend, da Deutschland so etwas schon zu oft mitgemacht hat.
Wenn schon Deutschland als Settingort gewählt wird dann würde ich es eher in die Zeit der RAF zurück verlegen,
sonst wirkt das ganze meiner Meinung nach zu konstruiert.

So konstruiert finde ich das gar nicht. Unwahrscheinlich ist auf jeden Fall. Natürlich fehlen da noch ein paar Details im Hintergrund, damit es funktioniert. Aber natürlich ist das eine Dystopie.

Warum gerade Deutschland: Einfacher für die Spieler (und für mich  ;)). Die meisten Rollenspieler dürften sich vorstellen, wie es an einer deutschen Uni zugeht und wie deutsche Behörden arbeiten.

Zeit der RAF: Das fände ich schwer, ohne da eine Moralkeule zu schwingen oder eine Gratwanderung bei gewissen Formulierungen zu riskieren. Auch finde ich das aktuelle Klima nicht uninteressant: Eine weitgehend apathische Studentenschaft, wenige politisch engagierte.

Naja, ich werds erstmal so probieren, mal sehen, ob was spielbares dabei rumkommt.