Mein Hauptproblem als ehemaliger Japanologe ist, dass James Clavell tatsächlich aus allen Poren tropft. Der Roman ist von 1975 und hat das westliche Bild vom feudalen Japan massiv geprägt, vor allem das des "Samurai".
Und auch in der Serie springt mich mal wieder die allgegenwärtige Todessehnsucht an, der angebliche Nullwert eines Lebens und die völlig starre Struktur, die dann aber für den Westler aufgebrochen wird. Clavell hat da schlicht Halbwahrheiten ausgeschmückt und mit breiten Pinselstrichen aufgemalt.
Und er hat auch recht wenig echte Recherche betrieben - der Mann hat Drehbücher für Hollywood geschrieben...
Meine Frau (übrigens mit Japanisch als Übersetzerstudium) sieht das ähnlich. Einzig das alte Japanisch in der höchsten Höflichkeitsstufe hat uns gefallen. Ansonsten haben wir nach der ersten Folge beschlossen, die Serie zu ignorieren.
James Clavell hat drei Jahre in japanischer Kriegsgefangenschaft (u. a. in Changi in Singapur) verbracht und daher Teile der japanischen Gesellschaft aus diesem Blickwinkel kennengelernt und Erfahrungen gemacht, die möglicherweise auch das Japanbild, wie es von ihm in "Shogun" dargestellt wird, beeinflusst haben.
Er selbst sagte 1981 von sich:
"Changi became my university instead of my prison. Among the inmates there were experts in all walks of life—the high and the low roads. I studied and absorbed everything I could from physics to counterfeiting, but most of all I learned the art of surviving, the most important course of all."
Die Gefangenschaft und das Lernen, wie man überlebt, ist ja dann für Toranaga kennzeichnend.
Ob Clavell, wie du behauptest, "wenig echte Recherche betrieben hat", weiß ich nicht, sehe aber auch nicht, woran du das festmachst und wofür das wichtig ist ^^
Ich sehe auch nicht, dass er als Drehbuchautor schlechte Arbeit gemacht hat; "Die Fliege" oder "Gesprengte Ketten" waren für damalige Verhältnisse doch gute Filme.