Klar kann es Rollenspiel ohne Spielleiter geben.
Da funktioniert wirklich hervorragend, wenn niemand dabei ist, der meint es müsse einen SL geben.
Das entspricht meiner Erfahrung. In einer Runde mit den geschätztesten unter meinen Spielern hat eine Runde sich zu einer spielleiterlosen
hin entwickelt. Angefangen hat es mit rotierendem Spielleiter.
Aber wahrscheinlich ist da
vor allem folgendes passiert...
ein Spielleiter fördert meiner Meinung nach die gemeinsame Vorstellungsbasis, so dass das Charakterspiel auch bei anderen spielern ankommt, ...
Ein SL hat die Aufgabe das gemeinsame Spiel zu fördern.
Irgendjemand MUSS bestimmen, wie es weitergeht. Und das ist der SL.
Wir sehen das in der erwähnten Runde
alle anders. Jeder Spieler ist in der Pflicht,
mit den anderen zu spielen, d.h. auf sie und ihre Wünsche bestmöglich einzugehen. (Wenn man sich gegenseitig schätzt, ist das ja auch keine große Sache. Man tut halt nur, was man tun
möchte - dem anderen alles Gutes, so weit man kann.) Wie es weitergeht, wird danach bestimmt, wie allen Interessen am besten gedient wird - hat nur
ein Spieler ein Interesse, wird es so, wie er wünscht, kollidieren Interessen, wird nach einer guten Lösung gesucht. Und das alles immer von allen. Aber das ist auch die Basis unserer Rollenspielrunden allgemein: Daß jeder (zumindest
auch)
mit den anderen spielt. Allein den Spielleiter für das Zusammensein und -bleiben verantwortlich zu machen, kann da nicht angehen, weder was den Vorstellungsraum noch was die Gruppe angeht.
Mit Spielern, die noch nicht so geübt sind und den anderen noch nicht so vertraut, ist es hilfreich, wenn ein Spielleiter als Ansprechpartner und Entscheidungsinstanz da ist. Aber mit der Zeit geht es auch ganz gut ohne. Allerdings auch nur unter der Voraussetzung, daß jeder jeden nach bestem Wollen und Können unterstützt. In dem Moment, wo einer das nicht
will (nicht
können ist allenfalls halb so wild), vereinfacht sich die Situation enorm, wenn jemand offiziell als Mediator anerkannt wird, d.h. ein Spielleiter. Und der bekommt als "Werkzeugkasten" dann eben ein paar besondere Befugnisse, z.B. letztes Wort bei Interessenskonflikten, Gestaltungsrecht an der fiktiven Umgebung usw.
Also auch bei einer Runde, die nur aus Spielern besteht. Die werden dann einzeln zu Spielleitern.
Ich bevorzuge da den Begriff "Mitspieler". Der umfasst in einen Fall alle Spieler und den Spielleiter, im andern Fall alle Spielleiter / alle Spieler. Mag ein Ausweg für Feiglinge sein, läßt einen aber um die ganze Diskussion von wegen -leit- bequem herumkommen.