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[Rant] Warum ich Cthulhu nicht unheimlich finde

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aikar:

--- Zitat von: tartex am 17.04.2024 | 13:18 ---Also ich finde, dass die Frage, ob Cosmic Horror am Spieltisch Gefühle auslösen kann oder tut, doch sehr relevant. Bei mir können die am Spieltisch sehr wohl getriggert werden.
--- Ende Zitat ---
Magst du da weiter drauf eingehen? Evtl. mit Beispielen? Ich schließe mich da First Orko und Arkam an, dass der Cosmic Horror, der mit der Bedeutungslosigkeit des Menschen spielt, heutzutage eigentlich kaum mehr jemanden triggert. Die meisten Personen in der westlichen Welt haben sich an die Vorstellung eines mitleidslosen und am Menschen desinteressierten Universums gewöhnt (wenn man mal Extremsituationen wie den nahenden Tod o.Ä. beiseite lässt).

Hotzenplot:

--- Zitat von: tartex am 17.04.2024 | 13:18 ---Also ich finde, dass die Frage, ob Cosmic Horror am Spieltisch Gefühle auslösen kann oder tut, doch sehr relevant. Bei mir können die am Spieltisch sehr wohl getriggert werden.

--- Ende Zitat ---

Finde ich auch interessant.

Und das war ja auch schon für den Threadersteller Minne (Achtung, 14 Jahre her ;)) eins der Kernthemen.

1. Cthulhu-Kram ist out (alles schon x-Mal gesehen, juckt keinen mehr etc.)
2. Wie kann man in einer fiktiven (Spiel-)Welt die Angst vor dem fiktiven schüren? Geht das überhaupt, oder ist der Versuch schon zum scheitern verurteilt?*

Der zweite Punkt ist für mich gerade der rollenspieltheoretisch interessantere.


*
"Stell dir vor, du stehst da irgendwo. Stell dir vor, du bist da wirklich. Und du, der du da in deiner Vorstellung stehst, hast jetzt die Vorstellung, dass ein Teil deiner Vorstellung von jenseits kommt!" (oder so ;)).

tartex:

--- Zitat von: aikar am 17.04.2024 | 14:29 ---Magst du da weiter drauf eingehen? Evtl. mit Beispielen?

--- Ende Zitat ---

Mir reichte z.B. schon ein "der Psychopath, der im Spiel alle umbringt macht das mit der Rechtfertigung, dass er gar nicht wirklich existiert, und alles nur ein Spiel ist" um noch immer eine Verstörung durch Verschieben des Referenzrahmens zu empfinden.

Also ich fühle da eindeutig einen Sense of Wonder.

nobody@home:
Ich denke, ein Problem, das der "klassische" Mythos heutzutage ein Stück weit hat, ist einfach, daß er mittlerweile ein Klassiker sowohl im Guten als auch im Schlechten ist. Lovecrafts Originalgeschichten haben inzwischen zum Teil ihr erstes volles Jahrhundert hinter sich (und was er nach 1924 verfaßt hat, ist zumindest auf der Zielgeraden) und selbst das Original-Call-of-Cthulhu-Rollenspiel ist mittlerweile über vierzig. Cthulhu und Co. haben also ein Stück weit schlicht dasselbe Problem wie andere klassisch-vertraute Horrorgestalten a la Geister, Vampire und Werwölfe auch: es gruselt sich einfach keiner (oder zumindest kein halbwegs eingefleischter Horrorfan, was ja auch noch mal eine Untergruppe für sich und vermutlich das Hauptpublikum für entsprechende Medien ist) mehr besonders zumindest vor den altbekannten/schon längst von der Popkultur assimilierten Standardversionen.

(Außerdem ist Horror, zumindest in meiner persönlichen Wahrnehmungsblase, dieser Tage ein überwiegend filmisch-visuelles Phänomen mit den einschlägigen Tricks und Schockeffekten, die sich auf der Leinwand oder Mattscheibe auf Arten einsetzen lassen, wie sie das geschriebene Wort oder die Beschreibung der SL am Tisch so einfach nicht hergeben können. Cthulhu & Co. sind aber immer noch in erster Linie aus der "langweiligen" Textform bekannt, was die Sache meiner Vermutung nach nicht unbedingt einfacher macht -- Dracula kennen mit ziemlicher Sicherheit inzwischen mehr Leute aus dem einen oder anderen Film mit teils immer noch unvergessenen Hauptdarstellern als aus dem Originalroman von Stoker, aber Nyarlathotep?)

Mit cthulhoiden Themen läßt sich trotz alledem mMn immer noch arbeiten; die von ihnen angesprochenen Ängste (von den großen kosmischen Kandidaten bis hin zum "simplen" Verlust von Freunden und Bekannten an Ursachen, von denen man selber nie gewußt hat) sind ja immer noch da. Nur die Freiheit, sich selber noch nicht ganz so altbackene Wege zur Vermittlung derselben an das zu beunruhigende Publikum auszudenken, braucht's halt schon ein wenig. :)

tartex:

--- Zitat von: nobody@home am 17.04.2024 | 15:37 ---Cthulhu und Co. haben also ein Stück weit schlicht dasselbe Problem wie andere klassisch-vertraute Horrorgestalten a la Geister, Vampire und Werwölfe auch: es gruselt sich einfach keiner (oder zumindest kein halbwegs eingefleischter Horrorfan, was ja auch noch mal eine Untergruppe für sich und vermutlich das Hauptpublikum für entsprechende Medien ist) mehr besonders zumindest vor den altbekannten/schon längst von der Popkultur assimilierten Standardversionen.Nyarlathotep?)

--- Ende Zitat ---

Die logische Folge dieser Aussage wäre ja, dass man nur neue, unverbrauchte Horrorgestalten brauchen würde, um Grusel zu erzeugen. Da bin ich auch eher skeptisch.

Der Mythos ist meiner Ansicht nicht das Problem, sondern das Medium PnP-Rollenspiel. Besonders weil es eben ein Gruppenmedium ist und Menschen sich in Gruppen meist sicherer fühlen. Vielleicht könnte man mit der Dekonstruktion der Spielergruppe ja ein paar mal was bewirken.

Für die Gegenwart muss dazu aber auch gesagt werden: Grusel und Xcard sind möglicherweise Teil desselben Spektrums - zumindest für einige Spieler. Und heutzutage rührt man da wohl nicht so gerne herum. Zum Gück würde ich behaupten.

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