Autor Thema: Wissensmanagement / Railroading  (Gelesen 8267 mal)

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Offline Teylen

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #25 am: 23.04.2010 | 05:39 »
Niemand will Realität spielen. Oder? ODER? ODER?
Klingt ein wenig wie die Runde bei Simon the Socerer.

Naja und Realität ist relativ. Wenn man nun die WoD nimmt und den übernatürlichen Kram von wegen Vampire und anderes merkwürdiges Gesocks streicht könnte man Realität spielen.
Nu und vielleicht gibt es neben der WoD noch etwas mit dem man bewusst so Soaps spielen kann wie Desperate Housewives?
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Offline Haukrinn

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #26 am: 23.04.2010 | 08:15 »
Niemand will Realität spielen. Oder? ODER? ODER?

Als ob DSA jetzt interessanter wäre... *SCNR*
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Achamanian

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #27 am: 23.04.2010 | 08:57 »
Tja, das reale Leben ist manchmal nunmal auch sehr Railroading mäßig.
Und klar kann man auch im realen Leben gerailroadet werden.

Nein. Im realen Leben verschwört sich nicht bewusst die Gesamtheit der Umstände, um sicherzustellen, dass man einen bestimmten Handlungsweg einschlägt (das glauben nur Verschwörungstheoretiker). Reale Zwänge sind etwas anderes.
Noch etwas ganz anderes ist es mit realen Kausalketten. Die Einhaltung der Konsequenz von Kausalketten ist im RSP in vielen Fällen ja das Gegenteil von RR: Es geschieht eben nicht das, was laut SL geschehen soll, sondern dass, was sich logisch aus dem vorangegebeben ergibt. Dass Kausalketten im realen Leben im Rückblick wie streng lineares RR erscheinen ("Ich hatte gar keine andere Möglichkeit, als so zu handeln"), ist ein Effekt der Rückschau und nicht der einer Kausalität, die auf einen bestimmten Ablauf "zielen" würde. Wenn das umgestoßene Glas vom Tisch fällt, dann nicht, weil die Welt oder das Schicksal das so wollen, sondern weil die Gesetzmäßigkeiten der Welt dazu führen. Aber die selben Gesetzmäßigkeiten werden mich nicht aktiv daran hindern, das Glas noch rechtzeitig zu fangen, weil sie sich selbst nämlich nicht dafür interessieren, ob das Glas zerbricht oder nicht.

Offline Lord Verminaard

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #28 am: 23.04.2010 | 10:04 »
@ Karsten: Ja, den Blog-Eintrag von Fred Hicks hattest du schon mal irgendwo verlinkt, oder? Habe ich noch so im Hinterkopf. Der Gedanke ist schon ganz interessant. Wenn man dem folgt, wäre es allerdings nur dann Railroading, wenn bei diesem „Dungeon mit anderen Mitteln“ die Räume wie Perlen an einer Schnur aufgereiht sind.

Bei einem nicht-linearen Abenteuer-Design (aka Handlungsmaschine) ist der Trick m.E. nicht Wissensmanagement, sondern Motivation und Isolation. Eine Handlungsmaschine kannst du durch Gänge und Räume schaffen, aber das geht auch durch andere Verknüpfungen (Beziehungen von Personen und Orten zueinander). Damit ein Abenteuer draus wird, brauchen die SCs nun erstens eine starke Motivation, sich überhaupt auf die Handlungsmaschine zu stürzen (in deinen Dungeon reinzugehen; sich in dein al’anfanisches Intrigengespinst zu verstricken). Und zweitens brauchen sie einen triftigen Grund, dies selbst zu machen (statt einfach Elminster/die Rabengarde zu Hilfe zu holen).

Bei einem Dungeon, der Motivation und Isolation nicht gewährleistet, haben die Spieler möglicherweise „traditionell“ trotzdem den Kampf aufgenommen, weil dies eben offensichtlich das Spielziel war. Die Folge sind dann sehr zweidimensionale Charaktere, deren Handeln eigentlich keinen echten Sinn ergibt, sondern die mehr die Funktion von Spielsteinen übernehmen. (Der Forger spricht von „Pawn Stance“.) Auch bei „Stadtabenteuern“ habe ich so was schon erlebt, bei Kaufabenteuern mit trauriger Regelmäßigkeit. In beiden Fällen halte ich das Design für schwach, sowohl ein guter Dungeon als auch ein gutes Stadtabenteuer sollte stets eine glaubhafte Antwort auf die Frage nach Motivation und Isolation bereit halten.

Die Brotkrumentechnik braucht man dafür auch im Stadtabenteuer nicht, das funktioniert sehr gut ohne. Sie ist einfach nur eine bequeme Technik für ein einfallsloses Design, aka Autoren-Faulheit.
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Eulenspiegel

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #29 am: 23.04.2010 | 10:49 »
Nein. Im realen Leben verschwört sich nicht bewusst die Gesamtheit der Umstände, um sicherzustellen, dass man einen bestimmten Handlungsweg einschlägt (das glauben nur Verschwörungstheoretiker). Reale Zwänge sind etwas anderes.
Nein, ich habe nie behauptet, dass sich im realen Leben die Gesamtheit der Umstände gegen dich verschwört.

Aber ich habe behauptet:
1) reale Zwänge können deine Entscheidungsfreiheit einschränken bzw. deine Entscheidungen entwerten.
2) Dir gefällt diese Einschränkung nicht (je nach Definition von RR optional)

Damit ist es Railroading.

Zitat
Dass Kausalketten im realen Leben im Rückblick wie streng lineares RR erscheinen ("Ich hatte gar keine andere Möglichkeit, als so zu handeln"), ist ein Effekt der Rückschau und nicht der einer Kausalität, die auf einen bestimmten Ablauf "zielen" würde. Wenn das umgestoßene Glas vom Tisch fällt, dann nicht, weil die Welt oder das Schicksal das so wollen, sondern weil die Gesetzmäßigkeiten der Welt dazu führen.
Ich glaube, du hast ein vollkommen falsches Verständnis von RR.
Es geht bei RR nicht darum, dass irgendetwas auf einen bestimmten Endzustand "zielt".

Es geht bei RR darum, dass Entscheidungen entwertet werden/irrelevant sind. Das ist Railroading. Und das tritt auch im realen Leben auf.

Offline DasTaschentuch

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #30 am: 23.04.2010 | 10:49 »
Niemand will Realität spielen. Oder? ODER? ODER?

Dedektivabenteuer lass ich in der regel in der Realität spielen. Und  Wenn wir in der Vergangenheit spielen (z.B. 1920) versuch ich auch alles so korrekt wie möglich darzustellen. Wenn Realität so langweilig wär,dann dürfte es 50% der Fernsehsendungen gar nicht geben.

Achamanian

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #31 am: 23.04.2010 | 11:01 »
Ich glaube, du hast ein vollkommen falsches Verständnis von RR.
Es geht bei RR nicht darum, dass irgendetwas auf einen bestimmten Endzustand "zielt".

Es geht bei RR darum, dass Entscheidungen entwertet werden/irrelevant sind. Das ist Railroading. Und das tritt auch im realen Leben auf.


Naja, dann sind wir wieder beim Definitionskrieg. Ich würde sagen, dass die Zielorientiertheit natürlich zum RR gehört.

Im realen Leben werden deine Entscheidungen eben nicht in gleicher Weise entwertet wie im RR, weil das reale Leben kein Ziel hat: Wenn du im realen Leben als HartzIV-Empfänger im Jobcenter deinem Sachbearbeiter gegenübersitzt, der dir einen 1-Euro-Job als Laubsammler aufdrücken will, dann kannst du dich entscheiden, dich nackt auszuziehen, über den Tisch zu springen, ihn mit seinem eigenen Brieföffner als Geisel zu nehmen und Dreißig Millionen Dollar Lösegeld zu verlangen. Wahrscheinlich wirst du dann nicht den Job als Laubsammler machen müssen, sondern im Knast landen. Deine Entscheidung hat also Konsequenzen.
Ein RR-Spielleiter, der will, dass du den Job als Laubsammler kriegst, damit du den seltsamen Ring mit der elbischen Inschrift im Park finden kannst, wird entscheiden, dass es keine brauchbare Waffe im Büro gibt und dass man dich zur Strafe für deinen harmlosen Auszieh-Streich zu drei Tagen gemeinnützüger Arbeit als Laubsammler im Park verurteilt.

Oder, um ein positiveres Beispiel zu nennen: Vielleicht kannst du deinen Sachbearbeiter mit deiner glorreichen Ich-AG-Idee einwickeln und für weitere drei Monate um den 1-Euro-Job herumkommen. Auch das wäre bei einem RR-SL nicht möglich.

Eulenspiegel

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #32 am: 23.04.2010 | 11:10 »
Wenn du im realen Leben als HartzIV-Empfänger im Jobcenter deinem Sachbearbeiter gegenübersitzt, der dir einen 1-Euro-Job als Laubsammler aufdrücken will, dann kannst du dich entscheiden, dich nackt auszuziehen, über den Tisch zu springen, ihn mit seinem eigenen Brieföffner als Geisel zu nehmen und Dreißig Millionen Dollar Lösegeld zu verlangen. Wahrscheinlich wirst du dann nicht den Job als Laubsammler machen müssen, sondern im Knast landen. Deine Entscheidung hat also Konsequenzen.
Du könntest dich auch im RPG entscheiden, nicht den Weg den der SL geplant hat einzuschlagen, sondern Selbstmord begehen oder gegen die 30 Goblins (siehe Nachbarthread) kämpfen.

Dann rettest du nicht die schöne Prinzessin, wie vom SL geplant, sondern landest unter der Erde.
Deine Entscheidung hätte also auch Konsequenzen.

Zitat
Oder, um ein positiveres Beispiel zu nennen: Vielleicht kannst du deinen Sachbearbeiter mit deiner glorreichen Ich-AG-Idee einwickeln und für weitere drei Monate um den 1-Euro-Job herumkommen. Auch das wäre bei einem RR-SL nicht möglich.
Solltest du das tatsächlich schaffen, wäre es kein RR.
Und ich würde es jedem engagierten Arbeitslosen wünschen, dass er es schafft.

Alleine, mir fehlt der Glauben in das deutsche Job-Center.

Oder anders ausgedrückt: Ich hoffe inständig, dass der Besuch beim Job-Center kein Railroading ist. Ich hoffe es wirklich.
Aber ich befürchte nach wie vor, dass es Railroading ist. (Wer von uns beiden Recht hat, lässt sich wohl nur feststellen, wenn wir mal ein paar Arbeitslose befragen.)

  • Ansonsten nehme die Wahlen: Egal, wie du und deine "Gruppe" sich entscheidet: Es ändert nichts am Ausgang der Wahlen. (Es sei denn, das Wahlergebnis ist wirklich so knapp, dass es auf 5 Stimmen ankommt.)
  • Für einen Dorfbewohner in einem Kriegsgebiet ist der Krieg und welcher Warlord jetzt über das Dorf herrscht auch Railroading. Seine Entscheidung, ob er sich der Miliz anschließt oder nicht, wird nichts ändern. (Und auch seine Entscheidung, das Dorf zu verlassen und ins nächste Dorf zu ziehen, wird effektiv nichts ändern, weil es dort genau so aussieht.)

Achamanian

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #33 am: 23.04.2010 | 11:25 »
Eulenspiegel, deine Definition läuft hinaus auf: "Wenn mir etwas nicht passt, ist es RR." So eine Definition ist sinnlos, weil sie völlig unsystematisch ist.
Wenn ich als Bauernlümmel Alrik einen Stock nehme und in die Höhle des Drachen Ragnagrok gehe, und es mir dann nicht gelingt, den Drachen zu töten, indem ich ihm mit dem Stock durchs Auge ins Hirn piekse, ist das kein RR. RR ist, wenn ich bei der Höhle des Drachen Ragnagrok ankomme, egal, wo ich langgehe, und wenn ich dabei auf jeden Fall der Zauberin begegne, die mir den magischen Stock schenkt, mit dem ich dem Drachen durchs Auge ins hirn pieksen kann. Und wenn ich dann den Stock wegwerfe und sage, "ich bin doch nicht blöd und geh zu dem Drachen!", dann kommt der Drache zur Strafe angeflogen, aber dann liegt da noch der Stock und ich kann ihn im letzten Moment nehmen und dem Drachen ins Auge pieksen. Und wenn ich lieber weglaufen oder mich in einem Erdloch verstecken will, dann ist der SL aber mal echt sauer und zeigt mir, was ich davon habe, dann frisst mich der Drache nämlich mit Haut und Haaren, und ich darf nie wieder mitspielen, weil ich ihm den Plot versaut habe.
« Letzte Änderung: 23.04.2010 | 11:33 von Achamanian »

Eulenspiegel

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #34 am: 23.04.2010 | 11:50 »
Eulenspiegel, deine Definition läuft hinaus auf: "Wenn mir etwas nicht passt, ist es RR." So eine Definition ist sinnlos, weil sie völlig unsystematisch ist.
NEIN!
Dir sei verziehen, weil dies der erste Thread ist, in dem wir uns beide über RR unterhalten.

Wenn du dir aber meine Posts aus anderen Threads durchliest, wirst du feststellen, dass ich ein Gegner davon bin, Railroading wertend zu definieren.

Nach meinem Verständnis von Railroading ist etwas Railroading, wenn die Spieler in einer Eisenbahn sitzen. Wenn die Handlungen der Spieler also nichts am Verlauf ändern. Ob das gewünscht wird oder nicht ist imho für die Definition irrelevant.

Zitat
Wenn ich als Bauernlümmel Alrik einen Stock nehme und in die Höhle des Drachen Ragnagrok gehe, und es mir dann nicht gelingt, den Drachen zu töten, indem ich ihm mit dem Stock durchs Auge ins Hirn piekse, ist das kein RR.
Nein. Natürlich nicht.
Du könntest dem Drachen Ragnarok ein Geschenk machen und hoffen, dass ihr Freunde werdet.

Oder du könntest ja auch einen Bogen um die Höhle machen.
Oder du könntest in die nächste Stadt reisen und in der Drachenjäger-Taverne das Gerücht streuen, dass Ragnarok einen riesigen Schatz hortet. (Dann erledigen die hochstufigen Drachenjäger das Problem für dich.)

Deine Entscheidungen haben also einen Einfluss auf den weiteren Verlauf des Plottes.

Jetzt betrachte aber nochmal einen Dorfbewohner im Kriegsgebiet:
Es ist vollkommen egal, ob er sich mit einem Stock bewaffnet dem Warlord stellt, ob er einen Bogen um die Hütte des Warlords macht, ob er versucht, ein paar Leute anzuheuern, die den Warlord umbringen (und dann diese Söldner sich zum neuen Warlord aufschwingen).

Egal, was der Bauernlümmel aus unserem Kriegsgebiet tut: Es hat keinen Einfluss auf das Geschehen. (Ganz im Gegensatz zu unserem Bauernlümmel Alrik.)
« Letzte Änderung: 23.04.2010 | 11:52 von Eulenspiegel »

Pyromancer

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #35 am: 23.04.2010 | 12:06 »
Jetzt betrachte aber nochmal einen Dorfbewohner im Kriegsgebiet:
Es ist vollkommen egal, ob er sich mit einem Stock bewaffnet dem Warlord stellt, ob er einen Bogen um die Hütte des Warlords macht, ob er versucht, ein paar Leute anzuheuern, die den Warlord umbringen (und dann diese Söldner sich zum neuen Warlord aufschwingen).

Egal, was der Bauernlümmel aus unserem Kriegsgebiet tut: Es hat keinen Einfluss auf das Geschehen. (Ganz im Gegensatz zu unserem Bauernlümmel Alrik.)

Das greift doch viel zu kurz: Klar, egal, was der Bauer im Kriegsgebiet tut, die Erde dreht sich weiter um die Sonne. Kosmisch gesehen.

Und trotzdem macht es lokal einen großen Unterschied, ob er sich der Miliz anschließt und plündernd und brandschatzend durch die Gegend zieht, oder ob er aus dem Hinterhalt den Warlord erschießt, ob er die chaotischen Zustände nutzt, um ein paar alte Rechnungen zu begleichen oder seine Kumpels um sich schart, um selbst ein kleiner Warlord zu werden. Den Lauf der Gestirne wird er so nicht verändern können, den Lauf der Ereignisse in seinem unmittelbaren Umfeld aber schon.

Achamanian

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #36 am: 23.04.2010 | 12:14 »
Jetzt betrachte aber nochmal einen Dorfbewohner im Kriegsgebiet:
Es ist vollkommen egal, ob er sich mit einem Stock bewaffnet dem Warlord stellt, ob er einen Bogen um die Hütte des Warlords macht, ob er versucht, ein paar Leute anzuheuern, die den Warlord umbringen (und dann diese Söldner sich zum neuen Warlord aufschwingen).

Egal, was der Bauernlümmel aus unserem Kriegsgebiet tut: Es hat keinen Einfluss auf das Geschehen. (Ganz im Gegensatz zu unserem Bauernlümmel Alrik.)

Wieso  hat es keinen Einfluss, ob er einen Bogen um die Hütte des Warlords macht, Leute anheuert usw.? Das hängt doch davon ob, ob der SL zulässt, dass es einen Einfluss hat. Vielleicht schafft er es, den Warlord zu töten, und vielleicht macht es einen Unterschied, ob die Söldner sich zum neuen Warlord aufschwingen. Vielleicht wird er selbst der neue Warlord.
Natürlich gibt es im echten Leben Situationen, in denen man praktisch keinen reellen Einfluss hat, und natürlich lassen sich solche Situationen auch im Rollenspiel erzeugen. Aber ersteres ist kein RR, weil die Handlungen, die ich vollführe Konsequenzen haben (wenn auch kleine), und zweiteres muss noch lange kein RR sein, weil auch dort meine Handlungen potentiell Konsequenzen haben, wenn der SL es zulässt. Vielleicht kann mein SC den Krieg nicht beenden, oder auch nur beeinflussen, aber es könnte ihm gelingen, seinen kleinen Bruder aus dem Kriegsgebiet zu bringen. Oder es könnte ihm nicht gelingen, weil er es für wichtiger hielt, zur Armee zu gehen. In beiden Fällen hate der SC vielleicht keinen Einfluss auf den Kriegsausgang, wohl aber auf die Folgen seines Handelns.

RR im Kriegsgebiet ist, wenn mein kleiner Bruder in jedem Fall von einem Plünderertrupp erschlagen wird, egal, was ich mache, weil der SL den tragischen Effekt so toll findet. Ich habe den Eindruck, du verwechselst die Frage danach, ob die Handlungen der SC Konsequenzen haben, mit der Frage danach, ob die SC das Weltgeschehen im großen Maßstab beeinflussen können. Darum geht es aber nicht, sondern darum, ob die Handlungen der SC Konsequenzen in dem Maßstab, in dem sie sich bewegen, haben. Wenn ich politisch oder persönlich mächtige Charaktere habe, ist es nur logisch, dass deren Entscheidungen auch Kriegsausgänge beeinflussen können. Wenn ich machtlose Charaktere habe, werden diese in den allerseltensten Fällen kriegsentscheidende Handlungen vollziehen, aber die Konsequenzen ihres Handelns können für sie genauso entscheidend sein wie für die mächtigen Charaktere. Und die Entscheidungen beider Arten vom SC können vom SL entwertet werden.

Entscheidend ist dabei, dass das Spiel die Geschichte der Charaktere, und damit die geschichte ihrer Entscheidungen und Konsequenzen ist. Wenn der SL eine Kampagne macht, in der er forciert die Frage des Kriegsausgangs ins Zentrum stellt, die SC als Bauernlümmel aber keine Chance haben, den Ausgang zu beeinflussen, dann ist das nicht mal mehr RR, sondern wahrscheinlich pures Sightseeing, bei dem die SC nicht mal mehr in der vorgesehen Weise handeln können/müssen, weil ihr Handeln einfach uninteressant ist. dann schaut man halt bestenfalls den wichtigen NSC zu. Wenn der Fokus aber auf den Zielen, Handlungen und Handlungsfolgen der SC liegt, dann kann dasselbe Szenario absolut RR-frei bespielt werden, auch wenn es für die Charaktere nur darum geht, sich und ihre Angehörigen durchzubringen.

Offline Bad Horse

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #37 am: 23.04.2010 | 12:23 »
Leute, kommt bitte mal zurück zum Thema! Es geht - wenn ich Karsten richtig verstanden habe - darum, wie Wissensmanagement mit RR zusammenhängt, und nicht, wie Realismus mit RR zusammenhängt.
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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #38 am: 23.04.2010 | 22:30 »
Leute, kommt bitte mal zurück zum Thema! Es geht - wenn ich Karsten richtig verstanden habe - darum, wie Wissensmanagement mit RR zusammenhängt, und nicht, wie Realismus mit RR zusammenhängt.

Danke.

Echt Jungs. Könnt ihr Eure Railroading-Diskussionen nicht woanders führen? Mir geht es hier um den Zusammenhang zwischen Information (durch den Spielleiter/durch Settingmaterial) und Railroading der Möglichkeit des SL, das Abenteuer vorauszuplanen

Offline Lord Verminaard

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #39 am: 24.04.2010 | 12:46 »
Ja, danke. Ich fürchte allerdings, das Thema ist schon ersoffen, was um so unnötiger ist, als es derzeit mindestens zwei andere aktuelle Threads gibt, in denen man sich wahllos zum Thema Railroading auslassen kann. Ich fürchte, das Wort Railroading ist genau wie das Wort Plot oder Immersion einfach ein sicherer Garant dafür, dass ein sinnvolles Gespräch nicht mehr stattfinden kann. *seufz*

Also meine Meinung zum Thema siehe oben, Brotkrumentechnik als bequeme und nervige Methode, einen vorgeplanten Ablauf im Spiel dann auch so durchzudrücken, aber keineswegs erforderlich, um Planbarkeit und Handhabbarkeit außerhalb des begrenzten Raums des Dungeons zu gewährleisten, vielmehr sind dafür entscheidend Motivation und Isolation.
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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #40 am: 24.04.2010 | 19:41 »
Mit der Brotkrumenspur hast du ja ein Beispiel geradezu belegt. Die nächst subtilere Möglichkeit für den geschickten SL ist es vermutlich, von mehreren Möglichkeiten eine besonders attraktiv, die anderen mit einem offensichtlichen Nachteil zu versehen. Spannend wird es immer dann, wenn das Abenteuer nicht nur mit den im Abenteuer vorgesehenen NPCs interagiert, sondern mit generellen Settinginformationen - wie dem unten erwähnten Polizisten, die auf eine Bombendrohnung reagieren. Ein "das geht nicht" würde wohl kaum einem SL zugestanden werden.

Offline Teylen

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #41 am: 25.04.2010 | 17:04 »
Vielleicht als Einwurf / Frage zum Thema hin.
Wenn man voraussetzt das die Gruppe nun nicht gerade PTA spielt, so verfügt der Spielleiter doch immer über mehr Informationen als die Spieler. Da er jetzt die Informationen nicht im vollen Umfang vermitteln kann wird er doch zwangsläufig dazu übergehen müßen die Informationen Stück weise an die Spieler weiter zu geben. Was auch innerhalb eines Setting, aus Perspektive der Charaktere, notwendig bzw. natürlich ist.

Insofern verstehe ich nicht wieso die Brotkrumen Technik negativ bewertet zu werden scheint,..
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Offline Bad Horse

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #42 am: 25.04.2010 | 20:44 »
Weil die Brotkrumentechnik dich Hänsel-und-Gretel-like an einer einzigen Informationskette durchs Abenteuer zieht. Du bekommst die Info C nur, wenn du schon die Infos A und B abgeholt hast.

Etwas anderes ist die Mosaiktechnik, wo du zwar auch alle möglichen Infos brauchst, um ein Gesamtbild zu bekommen, aber du weder alle vorhandenen Infos brauchst, um zu erkennen, was los ist, und es zudem möglich ist, erstmal Info D, dann Info A und zuletzt Info C zu bekommen. Auch hier werden die Infos stückweise verteilt, aber die Struktur ist lockerer, es gibt mehrere Wege zum Ziel und nicht nur einen richtigen.
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ErikErikson

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #43 am: 25.04.2010 | 20:58 »
Hmm, verwendet die Brotkrumen echt jemand? Ich hab mein <lebtag nur die Mosaiktechnik gesehen.

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #44 am: 25.04.2010 | 21:26 »
Weil die Brotkrumentechnik dich Hänsel-und-Gretel-like an einer einzigen Informationskette durchs Abenteuer zieht. Du bekommst die Info C nur, wenn du schon die Infos A und B abgeholt hast.
Naja, aber das ist doch im RL genauso?
Ich mein klar gibt es Informationen die man parallel sammeln kann, aber zu meist bauen sie doch aufeinander auf?
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ErikErikson

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #45 am: 25.04.2010 | 21:30 »
Hmm,stimmt eigentlich. Hab das irgendwie verpeilt.

Offline SeelenJägerTee

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #46 am: 25.04.2010 | 22:02 »
Naja, aber das ist doch im RL genauso?
Ich mein klar gibt es Informationen die man parallel sammeln kann, aber zu meist bauen sie doch aufeinander auf?
Ist völlig Banane ob du zuerst ...
bei der Spurensicherung anrufst ob sie mittlerweile die DNS vom Tatort haben.
zu Zeuge A gehst und erfährst dass #1 ein Motiv hat.
zu Zeuge B gehst und erfährst dass #2 ein Motiv hat.
das Überwachungsvideo anschaust und siehst dass #2 die ganze Zeit besoffen im Hauseingang lag.
herausfindest dass #2 Zeuge B noch Geld schuldet.

Das einzige was du in Reihenfolge machen musst, ist herausfinden warum B #2 beschuldigt.

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #47 am: 25.04.2010 | 22:12 »
Eben. Zumal es ja nicht nur um Detektivabenteuer geht, sondern gerade um solche Questen, wo man erst beim Holzfäller fragen muss, wo man denn den Heiligen Mann findet, der einen mit verschmitzem Grinsen zur Hexe im Wald schickt, die einem dann von einem Orakel erzählt, dass einen Weissagespruch kennt, den man dann im Tempel interpretieren lassen muss; dann muss man den Wirt fragen, wer denn immer sonntags mit grünem Hut herumläuft, der einen zum Waschweib schickt, weil er farbenblind ist, und dann endlich erfährt, dass natürlich der Holzfäller der Heilige Mann ist, das weiß doch jeder. Hätte man jedoch einen anderen Dorfbewohner (z.b. das Waschweib) vorher nach dem Heiligen Mann gefragt, hätte der erzählt, dass er keine Ahnung hat, vielleicht solle man mal den Holzfäller fragen.

Danach ist ein abgefackeltes Dorf bzw. ein an den Füßen aufgehängter Holzfäller wohl keine große Überraschung mehr.
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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #48 am: 25.04.2010 | 22:27 »
Also bei Unsterbliche Gier isses schonmal Mosaik.

Offline Teylen

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Re: Wissensmanagement / Railroading
« Antwort #49 am: 25.04.2010 | 22:34 »
Das es mehrere parallele Spuren geben kann bzw. gibt würde ich auch nicht bestreiten, nur irgendwann kommt man doch an den Punkt wo Informationen aufeinander aufbauen.

Bei Detektiv Abenteuern muß man die Beweise (Informationen Pack 1) sammeln bevor man die Zeugen befragen kann das sie etwas nützliches sagen (Information Pack 2) und dann nochmal das man die Leute überführen kann (Informationen Pack 3).
Naja und auch bei einem Abenteuer bei dem man nun nicht gerade von Saulus zum Pilatus und zurück rennen muß gibt es doch Informationen die an Abläufe gebunden sind oder darauf das der Charakter zuvor eine Information raus fand.

Sowohl bei Brotkrumen als auch Mosaik-Brotkrumen hat man das Problem das die Charaktere im Geschichtsablauf stecken bleiben wenn eine Information fehlt. Egal ob es nun die Brotkrume ist oder das fehlende Mosaik Stück?
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